Grundzüge des Islam 227 © Cornelsen Verlag, Berlin • FG Ethik/Religion Streit um die Nachfolge Mohammeds Als Mohammed noch lebte, war er der unbestrittene geistige und weltliche Anführer der noch recht kleinen und überschaubaren muslimischen Gemeinschaft. Nach seinem Tod war nicht geklärt, wer sein Nachfolger (Kalif, von arab. chalafa = nachfolgen) werden sollte. Die ersten vier Kalifen waren Personen, die Mohammed noch persönlich gekannt hatten, und gehörten zu den allerersten Menschen, die zum Islam übergetreten waren. Der vierte Kalif, Ali, war mit Mohammeds Tochter verheiratet. Während seiner Regierungszeit (Kalifat) kam es aufgrund der ungeklärten Nachfolgefrage zu einer Spaltung der islamischen Gemeinschaft. Es entstanden drei Gruppen: die Anhänger Alis (arab. Shiat Ali = Partei Alis – die Schiiten), die Anhänger seines Gegners Muawiya (die späteren Sunniten) und die Haridjiten (von arab. Haradja = heraustreten – diese Gruppe spaltete sich von den Anhängern Alis ab). Die Schiiten hielten Ali für den einzig rechtmäßigen Anführer aller Muslime. Sie glaubten, dass er von Mohammed dazu bestimmt worden war, seine Nachfolge anzutreten. Nach schiitischer Auffassung konnten nach Alis Tod nur dessen Söhne (also die Enkel Mohammeds) und deren Nachfahren Führer der muslimischen Gemeinschaft werden; bei den Schiiten heißen diese Nachfolger Mohammeds nicht Kalifen, sondern Imame. Aus der Sicht der späteren Sunniten musste der rechtmäßige Anführer aller Muslime vor allem drei Bedingungen erfüllen: Er musste dem Stamm der Quraisch, also dem Stamm Mohammeds, angehören, er sollte sich als politischer Führer eignen und sich in den religiösen Quellen auskennen. Die Haridjiten vertraten die Ansicht, jeder gute Muslim könne Nachfolger Mohammeds werden – unabhängig von seiner familiären Abstammung. Webcode: FR233366-049
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