Dr. Kurt Koch Der Antichrist Viele Auslegungen der Offenbarung und Schriften über den Antichristen sind durch meine Hände gegangen. In der Studienzeit war es die Auslegung des damals bekanntesten Neutestamentlers Prof. Adolf Schlatter. Als Informationsquelle diente mir das Göttinger Bibelwerk. Später im Pfarramt war mir die Wuppertaler Studienbibel ein willkommenes Nachschlagewerk. Irgend jemand schenkte mir die beiden Bände von Pfarrer Pfendsack, dem Pfarrer des Münsters in Basel. Wim Malgo sandte mir als freundschaftlichen Gruß seine Auslegung der Offenbarung und später sein Buch „Was geschah und was bald geschehen wird". Ich liebe diese Erklärungen, weil der Stil gut lesbar ist und gut fundiertes biblisches Wissen dahinter steht. Natürlich gehen die Auslegungen in manchen Punkten auseinander. Es gäbe eine lange Liste, wollte man alle Verschiedenheiten der Ausleger des prophetischen Wortes darstellen. Denken wir an das Sonnenweib in Offb 12. Für die Katholiken ist es Maria, die Himmelskönigin. Prof. Brehme sagt im Göttinger Bibelwerk: „Diese Deutung paßt nicht zu dem schlicht menschlichen Bild, das das Neue Testament von Maria zeichnet, und sie paßt erst recht nicht in den Rahmen der apokalyptischen Vision, die die Geburt Jesu ganz und gar aus der Ebene des Menschlich-geschichtlichen heraushebt." Dr. Werner de Boor, mit dem ich befreundet war, schrieb: „. . . auch die Deutung auf ein bekehrtes jüdisches Volk gegen Schluß der Zeitspanne (vor der Wiederkunft Jesu) scheidet aus. Schlatter, der ohnehin stark mit der Verwerfung Israels und nicht seiner Wiederannahme rechnete, war das Sonnenweib die Gemeinde Jesu. Wim Malgo sieht in dem Weib nicht nur eine Auswahl aus Israel, sondern das ganze Israel. Ähnliche Formulierungen haben ihm schon den Ruf eingebracht, daß er das Israel kata sarka (Israel nach dem Fleisch) und das Israel kata pneuma (Israel nach dem Geist) zu sehr vermengt. Wie weit das berechtigt ist, soll hier nicht diskutiert werden. Ich bekenne mich nur zu Römer 11,26 pasa israel sothesethai = und das ganze Israel errettet werde. Natürlich kommen vorher die Gerichte, von denen Sacharja 12-14 spricht. Man sieht aus dem einzigen Vergleichspunkt „Das Sonnenweib", wie sehr die Auffassungen auseinandergehen. Noch verwirrender sind die Meinungen um den Antichristen. Offb 13 hat viele Ausleger gefunden. Die Deutungen schwanken von theologischen Orientierungen bis hin zum Naiv-lächerlichen. Luther sah in dem Papst den Antichristen. Er äußerte sich in seiner Schrift „Von der Wiedertaufe" in folgender Weise: „Der Papst ist der Antichrist, denn er verfolgt uns, verflucht uns, verbannt uns, verjagt uns, verbrennt uns, erwürgt uns und geht mit uns armen Christen um, wie ein rechter Antichrist mit der Christenheit umgehen soll." In den letzten hundert Jahren wurde bei den kommunistischen Christenverfolgungen der Ruf laut: der Weltkommunismus wird den Antichristen stellen. Jeder Gewaltherrscher hat ein Stück vom Antichristen an sich. Der Ausdruck Antichrist kommt in den Briefen des Johannes und in der Offenbarung fünfmal vor (1.Joh.2,18; 2,22; 4,3. 2.Joh.7) Der Apostel Johannes bringt auch den Ausdruck: „Nun sind viele Widerchristen geworden." Alle brutalen Verfolger der Christen waren Widerchristen. Dazu gehören auch Stalin und Hitler. Dem russischen Regimekritiker Bucharin wurde der Prozeß gemacht. Von diesem Opfer einer Säuberungsaktion stammt der Ausspruch: „Stalin ist nicht ein Mensch, sondern ein Teufel." Ich erinnere mich noch gut an eine Aussage eines früheren Außenministers Rußlands, der zugab, daß die russische Revolution 51 Millionen Menschen gekostet habe. Eine ähnliche Bilanz hat auch Mao, der große „Kulturrevolutionär", aufzuweisen. Aus dem „Dritten Reich" sei eine kleine Episode wiedergegeben. Ich gehörte zu einer Liebenzeller Gemeinschaft innerhalb der Landeskirche. Einer unserer Leiter hatte ein geheimnisvolles Buch. Es hieß der „Weiße Herzog". Unter vorgehaltener Hand flüsterte man sich gegenseitig ins Ohr, damit ist Hitler, der prophezeite Antichrist, gemeint. Kurz nach dem Krieg hieß es: Hitler wird auferstehen, weil die Bibel sagt: „Die Todeswunde heilt" (Offb 13,3). Ich antwortete damals unserem Gemeinschaftsleiter Hartmann, dem Besitzer des Buches: „Ich glaube nicht, daß Hitler der Antichrist von Offb 13 ist, bin aber überzeugt, daß er einen Vorläufer des grausamen Machtmenschen der Endzeit darstellt." Es gibt noch viele derartige Versionen. Die Baha'i, als ursprünglicher Ausgangspunkt des Antichristen, werden auch genannt, weil die Baha'i ein 12-Punkte-Programm zur Bildung eines Welteinheitsstaates aufgestellt haben. Zur Zeit läuft wieder eine solche Geschichte durch die Reihen der Christen, die auf den Herrn warten. Jeane Dixon, die berüchtigtste Hellseherin und Wahrsagerin von USA, erklärte, 1962 sei ein Kind geboren worden, das nach indischen Quellen ein Welterlöser sein müsse. Er würde 1980 zum ersten Mal öffentlich in Erscheinung treten. Bald würde er die Fäden der Weltpolitik in Händen haben. Von der Erfüllung dieser Prophezeiung von Jeane Dixon wurde noch nichts bekannt. Jeane Dixon hat eine Reihe von Treffern in ihren Prognosen aufzuweisen, aber auch ebensoviele oder noch mehr Falschaussagen. Über den Antichristen zu schreiben, ist eine schwierige Aufgabe. Man könnte eine neue Auslegung zu Kapitel 13 der Offenbarung verfassen - zu all den vielen, die schon bestehen. Man kann auch zahlreiche Darstellungen lesen und einen Querschnitt der Meinungen versuchen. Beide Methoden empfinde ich zur Zeit nicht als meine Aufgabe Schon manchmal, so auch in diesem Buch, bezeugte ich, daß mir der Herr bei den Niederschriften der Kapitel oft gerade das Material zuschob, das ich benötigte. So geschah es auch jetzt wieder. Am 3. Januar brach mir ein Bücherregal herunter, und es fiel mir die Broschüre von Solowjew in die Hände. Der Titel ist „Übermensch und Antichrist". Ich hatte keine Ahnung, daß dieses Buch sich überhaupt noch in meinem Besitz befindet. Einen Tag später besuchte ich eine Pfarrertagung in Herrenalb, wo eine Diskussion über das Orwellsche Buch 1984 geführt wurde. Das Stichwort Orwell ist jetzt im Januar 84 fast in jedermanns Munde. Eine ältere Schwester sagte mir: „Dieses Jahr gibt es den dritten Weltkrieg!" Ich fragte zurück: „Woher wollen Sie das wissen?" Sie meinte: „Orwell hat es prophezeit." Ich redete ihr das aus, obwohl es mir unbehaglich war, daß ich das Orwell-Buch überhaupt nicht kannte. Auf der Pfarrer-Tagung hörte ich dann, daß die „Frankfurter Allgemeine" das Orwell-Buch als Tagesroman bringe. In den Illustrierten erscheinen zur gleichen Zeit Bilder von Orwell, an der Schreibmaschine sitzend, und den „tröstlichen" Hinweis, daß zum Glück nicht alles eingetroffen ist, was er prophezeit hat. Auf jeden Fall machte es mich stutzig, daß die Tagespresse vom Welterfolg dieses Buches spricht, während ich literarisches Greenhorn außer dem Namen Orwell nichts von diesem Buch wusste. Nach dem Pfarrkonvent besorgte ich mir das Buch von Orwell. Ich las es in sieben Stunden durch und wußte, warum ich dieses Literaturprodukt nicht kannte. Ich habe keine Zeit, Romane zu lesen. In diesem Fall mußte ich es als Fügung ansehen, daß mir zur gleichen Zeit die Darstellungen von Solowjew und Orwell in die Hände gegeben wurden, und zwar genau zu dem Zeitpunkt, da ich in diesem Buch das Kapitel über den Antichristen begann. Das sind drei Faktoren, die mir wieder die Regie des gütigen Vaters im Himmel vor Augen führte. Solowjew und Orwell, zwei Männer, die fast ein Jahrhundert in ihrer Lebenszeit auseinanderliegen. Solowjew gibt eine bibelnahe Darstellung von der Entwicklung und Herrschaft des Antichristen. Orwell weist sich mit seinem Buch als ein Autor aus, der die Zeitgeschichte und politische Entwicklung mit psychologischem Fingerspitzengefühl vorausahnt. Sein Buch ist aber biblisch völlig substanzlos, und zur Lesbarkeit seines Werkes hat er nicht auf die romantechnischen Erfordernisse der Reizszenen verzichtet. Solowjew ist Orwell nicht nur ein Jahrhundert voraus, sondern vor allem auch in der Ethik und Bibelnähe. Ein weiterer Unterschied zwischen Solowjew und Orwell ist die Tatsache, daß Solowjew mehr die Person des Antichristen im Auge hat, während es Orwell mehr auf das System ankommt. Beides ist berechtigt. Wenn man aber besser über das System informiert sein will, dann muß der Christ nach anderen Auslegungen greifen. Für mich ist die beste Borowskys Werk mit dem Titel Christus und die Welt des Antichristen. Einer solchen Darstellung aus biblischer Sicht geschrieben, ist Orwell niemals gewachsen. Solowjew Lassen wir nun aber die beiden Männer zu Wort kommen, zuerst Solowjew. Seine Kurze Erzählung vom Antichrist steht auf den Seiten 100 bis 136 in dem schon erwähnten Buch. Der einleitende Teil der Erzählung ist nicht der Bibel entnommen. Solowjew schrieb: „Das 20. Jahrhundert nach der Geburt Christi ist die Epoche der letzten grossen Kriege.“ In Ostasien übernimmt Japan die Führung, das versucht, alle mongolischen Völker, Korea, China, Mongolei, Tibet unter seine Führung zu bringen. Es gelingt, und dadurch entsteht der sogenannte „Panmongolismus". Bogdo Khan (= Heiliger Fürst) führt die Millionenhorden westwärts, dringt zuerst in das östliche Rußland ein, dann über den Ural hinweg in das westliche Rußland. Der russische Bär war zu bedächtig, zu langsam, eine wirksame Abwehr zu mobilisieren. So dringen schließlich drei Armeen in Deutschland ein. Hier war man auf den Ansturm vorbereitet. Eine der drei mongolischen Armeen wird geschlagen. Da entsteht den Deutschen ein Gegner im Rücken. Die Franzosen verbünden sich mit den Ostasiaten, werden aber, nachdem Bogdo Khan Herr über Deutschland geworden ist, von den Gelbgesichtern mit mongolischer Gründlichkeit abgeschlachtet. Diese Zeit äußerster Bedrängnis führt zu einer Besinnung der europäischen Völker, die sich verbünden und sich zu den Vereinigten Staaten von Europa zusammenschließen, nachdem ein alleuropäisches Heer der Ostasiaten Herr geworden war. Diese geschichtliche Entwicklung hat mit der Bibel wenig zu tun, enthält aber doch einige Wahrheitsmomente. Solowjew denkt bei den mongolischen Horden an die riesigen Heuschreckenschwärme der Offb 9,3. Im gleichen Kapitel wird auf die 200 Millionen Soldaten (dismyriades myriadon) hingewiesen (9,16), die den Euphrat überschreiten. Mao rühmte sich einmal: „Wir sind das einzige Volk der Erde, das 200 Millionen Soldaten auf die Beine stellen kann." Man wird bei diesem Ansturm der mongolischen Horden auch an das zweibändige Werk des Geschichtsphilosophen Oswald Spengler erinnert „Der Untergang des Abendlandes". Spengler, der 40 Jahre nach Solowjew lebte, griff also diesen Gedanken auch auf. Der deutsche Kaiser Wilhelm II. hat auch von dieser Gefahr gesprochen. Die Vereinigten Staaten von Europa sind also der geschichtliche Rahmen, in dem der Antichrist auftreten kann. Hier spürt man bereits, daß Solowjew höchstwahrscheinlich Recht behalten wird. In seiner Erzählung stellt er es auch so dar, daß man nach der Bildung des europäischen Völkerbundes (Zehnstaatenreich) auf einen jungen Mann aufmerksam wird, den viele für einen Übermenschen halten. Außer seiner einzigartigen Genialität wird er als ein enthaltsamer und sozial eingestellter Mann geschätzt. Was die Mitmenschen aber nicht sehen, ist sein heimlich genährter Stolz und seine Vorstellung, zu einem religiösen und politischen Führer berufen zu sein. In seinem Wahn lebt er sich in eine Christusrolle hinein. Er denkt: Christus brachte das Schwert, ich bringe den Frieden. Christus war nur der Vorläufer, ich bin der eigentlich verheißene Messias. Er hat schon die dreißig überschritten, da nichts Umwälzendes in seinem Leben passiert, kommen ihm Zweifel, ob seine Berufung nur Einbildung ist. In seiner Unsicherheit plant er den Freitod. Er stürzt sich in eine Schlucht. Doch da wird er von einer unsichtbaren Macht aufgefangen und gerettet. Er hört dabei die Stimme: „Du bist mein lieber Sohn. Der andere, der Gekreuzigte, mit dem habe ich nichts zu tun. Dich habe ich auserwählt." Mit diesem Erlebnis am Abgrund beginnt seine Laufbahn als der große Mensch der Zukunft, der Übermensch. Als glänzender Rhetoriker gewinnt er die Massen. Seine Kombinationsgabe auf allen Gebieten erweisen ihn vor aller Welt als den geborenen Führer. Die nächste Etappe seiner steilen Karriere war seine Berufung zum Präsidenten der Versammlung der Europäischen Staaten. Seine Ernennung verdankt er dem Bruderbund der Freimaurer, die damit erreichen, daß alle leitenden Stellungen im Staatenbund mit Freimaurern besetzt werden. Die Freimaurer hatten seine Wahl geschickt vorbereitet, indem sie die Hochfinanz und die Spitzen des Militärs für ihn einnahmen. Bei dieser Etappe der Erzählung macht Solowjew eine Bemerkung, die mich aufhorchen ließ. Solowjew sagte, die Mutter dieses Übermenschen sei eine lose Frau gewesen. Sein Vater sei unbekannt. Was ich hier dazwischenschalte, hat nichts mit der Erzählung von Solowjew zu tun. Dr. Wim Malgo schrieb in seiner Erklärung der Offenbarung, der Antichris t sei der große Nachahmer Christi. Ob sich das nicht auch auf die Geburt bezieht? „Jesus, vom Vater in Ewigkeit geboren" - der Antichrist ein Sohn Luzifers! Das hörte ich schon einige Male von Satanisten. Diese behaupten, sie würden Wesen kennen, die von Satan gezeugt worden seien. Einen ähnlichen Hinweis haben wir in 1. Mose 6. Ferner steht darüber in meinem Buch „Seelsorge und Okkultismus" in dem Kapitel über die incubi et succubae. Bedeutsam ist der Hinweis von Solowjew, daß die Freimaurer dem Antichris ten zu seiner beherrschenden Position verhelfen. Ähnliche Entwicklungen sind auch bei Borowsky dargestellt. In einem späteren Kongreß wurde der Übermensch zum lebenslänglichen Präsidenten der VSE (Vereinigten Staaten von Europa) ernannt. Die Völker der Erde, die endlich aus der Kriegsepoche herausgeführt worden waren und durch eine allumfassende Sozialreform einen gesicherten zufriedenstellenden Lebensstandard erhalten hatten, bekundeten ihre Dankbarkeit damit, daß sie ihn beim dritten Kongreß zum römischen Kaiser wählten. An dieser Stelle wird auf den biblischen Sachverhalt vom Wiedererwachen des römischen Reiches hingewiesen. Nachdem es nun eine einzige Zentralgewalt auf der ganzen Erde gab, konnte der Übermensch daran gehen, auch die religiöse Frage zu klären und alle kirchlichen Richtungen auf einen Nenner zu bringen. Eingeleitet wurde diese Epoche durch das Auftauchen eines mysteriösen Bischofs Apollonius, der mit seiner magischen Kraft Feuer vom Himmel fallen ließ und andere Wundertaten vollbrachte. Es war der falsche Prophet, der seine Macht vom Übermenschen und Satan erhalten hatte, und der zur Festigung der totalen Herrschaft des Übermenschen auf dem religiösen Sektor entscheidend beitrug. Diese beiden Verbündeten erreichten es durch kluge Beredsamkeit und durch soziales Verhalten, daß es in allen Kirchen zu Massenaustritten kam. Die Mehrzahl der Priester und Pastoren wurden gefügige Kreaturen des machtvollen Herrschers. Noch waren aber nicht alle Pläne des Herrschers erfüllt. Israel stand ihm im Wege. Der Herrscher packte es geschickt an, da er durchblicken ließ, er sei Jude. Jerusalem öffnete ihm dadurch die Tore. Unverzüglich ging der Herrscher daran, einen riesigen Tempel in der Nähe der Al Aksha Moschee zu errichten. Dann lud er die Gläubigen aller Konfessionen zu einer allreligiösen Konferenz nach Jerusalem ein. Etwa 3000 Pilger kamen zu diesem riesigen Fest, auf dem der Herrscher zum Ziel kommen wollte. Mit glänzender Beredsamkeit und durch große Zugeständnisse erreichte er, daß die meisten katholischen wie protestantischen Kirchenführer ihm zujubelten und göttliche Verehrung erwiesen. Eine kleine Gruppe widerstand deren Führer, die aber vom falschen Propheten mit einem Blitzstrahl tot zu Boden gestreckt wurden. Das sind die beiden Zeugen von Offenbarung Kapitel 11, die nach einigen Tagen wieder lebendig wurden. Nach der Weigerung der kleinen Gruppe, dem Herrscher göttliche Huldigung und Anbetung darzubringen, erließ der Antichrist einen Befehl, alle sofort umzubringen, die ihm die göttliche Ehre verweigert hatten. Danach setzte ein furchtbares Gemetzel ein. Bei dieser Konferenz gingen dem Volk Israel die Augen auf. Irgend jemand verbreitete das Gerücht, der Herrscher ist nicht beschnitten. Er ist gar kein Jude. Er kann nicht der verheißene Messias sein. Es kam zu einer riesigen Rebellion. Die Juden erhoben sich wie ein Mann, umzingelten Jerusalem und schlossen den Antichristen im Haram esch-Scherif ein. Mit Hilfe der Zauberkunst des falschen Propheten konnte der Antichrist entkommen. Bald darauf sammelte er von Syrien aus ein gewaltiges Heer, das herankam und jeden Widerstand zu brechen schien. Dann kam das Ereignis, auf das die Weltgeschichte zuläuft. Ein gewaltiges Erdbeben erschütterte das Heilige Land. In der Nähe des Toten Meeres öffnete ein unterirdischer Vulkan einen riesigen Krater, der Feuerstürme auf das Heer des Antichristen ergoß. Die geretteten Juden und die kleine Schar der Standhaften sahen den Messias herniederkommen auf den Ölberg. Zugleich standen die um ihres Glaubens und ihrer Treue willen ermordeten Juden und Christen auf und regierten mit Christus tausend Jahre. Das ist kurz zusammengefaßt die Erzählung vom Antichristen, die dem biblischen Geschehen weithin echt nacherzählt ist. Ein total anderes Buch als das von Orwell! Orwell Hören wir nun, was Orwell zu sagen hat. Ausführlichkeit lohnt sich nicht, da das Buch, wie schon gesagt, keine biblische Substanz hat. Es sind einige Gemeinsamkeiten mit Solowjew da. Beide ahnen eine große Weltkatastrophe voraus. Solowjew zeigt, wie sich die Gestalt des Antichristen aus dem Völkermeer herauskristallisiert. Orwell konstruiert eine perfekte Staatsmaschinerie nach russischem Muster, wo die Partei alles und der Einzelmensch nichts bedeutet. Sehr vieles, was er darstellt, wird heute von den Russen praktiziert: Aufhetzung der Kinder gegen die eigenen Eltern. Wer seine Eltern bei der Sicherheitspolizei anzeigt, wird als Kinderheld öffentlich gelobt. Die heranwachsende Jugend wird in einer Liga gegen Sexualität zusammengefaßt. Eine der Leiterinnen, deren Leben Orwell beschreibt, lebt aber in freier Liebe und wechselt den Partner, so oft es ihr paßt. Die Arbeiterschaft wird angestachelt, das Plansoll ihrer Leistung zu überbieten. Weil das in Wirklichkeit nicht möglich ist, werden Berichte gefälscht und veröffentlicht. Trotz zweihundertprozentiger Erfüllung des Plansolls bitterste Armut! Das Kantinenessen eine übelriechende Masse. Durch die dauernde Unterernährung und Fehlernährung verändern sich die Menschen in 3 Jahrzehnten physisch und organisch. Kümmerliche, krumme, hohlwangige Gestalten. Nur dem inneren Kern fehlt es an nichts. Alle Sektoren der menschlichen Versorgung sind vom Mangel gekennzeichnet. Obwohl die Propagandamaschine hinausposaunt, daß 165 Millionen Paar Schuhe in dem laufenden Jahr produziert worden sind, läuft die Hälfte der Bevölkerung barfuß. Die zugeteilten Textilpunkte reichen für eine vollständige Bekleidung nicht aus. Die meisten Menschen tragen keine Unterwäsche mehr. In bestimmten Berufsgruppen wird eine billige Einheitskleidung getragen. Die Parteigenossen erscheinen in der Öffentlichkeit im blauen Trainingsanzug. Alle diese Versorgungsprobleme werden vom „Ministerium für Überfluß" bewältigt. Alle Staatsgewalt liegt in den Händen des inneren Kerns der Partei, die einem einzigen Mann, dem „Großen Bruder", untersteht. Er beherrscht die Partei und das Volk durch eine totale Überwachung und Bespitzelung. Eine spezielle Kontrolle ist ermöglicht durch den sogenannten „Televisor". Er vereinigt Empfang und Sendung. Die übergeordnete Zentrale kann durch den Televisor sehen und hören, wer im Raum ist und was gesprochen wird. Für die Genossen der inneren und äußeren Partei ist es Pflicht, einen Televisor im Raum zu haben. Sie können und dürfen das Gerät nicht abschalten. Nur hohen Funktionären ist es gestattet, bis auf die Dauer einer halben Stunde abzuschalten, falls sie eine wichtige Konferenz haben. Der Televisor regelt den Tageslauf. Morgens 7.15 Uhr ist Wecken mit Frühsport. Wer seine Glieder nicht ordentlich bewegt, wird von der Vorturnerin im Televisor sofort mit Namen genannt und ermahnt, sich besser zu beteiligen. Überwachungsgeräte sind auch in öffentlichen Lokalen, Bahnhöfen, Parks angebracht, um jeden zu erfassen, der nicht mehr linientreu handelt und redet. Die Kontrollmaßnahmen sind so scharf und raffiniert ausgedacht, daß keiner mehr durch die Maschen schlüpfen kann. Eine besondere Bedeutung kommt der geheimen Gedankenpolizei zu. Sie sind psychologisch geschult und entwickeln auch telepathische Kräfte, um die Gedanken der Mitarbeiter und Außenstehenden zu erkennen. Für Gedankenverbrechen gibt es keine Entschuldigung. Darauf steht der Tod. Die verantwortlichen Richter oder Henker, natürlich Männer des inneren Kerns, praktizieren keinen raschen Tod, sondern sie versuchen durch bestialische Folterungen den „Gedankenverbrecher" zu einer anderen Gesinnung umzuschulen, bis er den „Großen Bruder" liebt und seinen eigenen Tod als Strafe gerecht empfindet. Die Gehirnwäsche und Umfunktionierung des „Ge dankenverbrechers" kann ein volles Jahr dauern. Orwell nennt dabei Methoden, die uns durch die russische Praxis bekannt sind. In einem Fall berichtet Orwell, daß man heißhungrige Ratten auf einen gefesselten Gefangenen loßließ. Diese Tiere haben die Gewohnheit, zuerst die Augen zu zerfleischen. Was der Autor hier erzählt, ist mir schon vor einigen Jahrzehnten von einem gläubigen Christen berichtet worden, der zweimal in einer solchen „Umschulung" in einem russischen Kerker sich befand. Ja, der Gewährsmann berichtete mir sogar Dinge, die selbst Orwell nicht wußte, sonst hätte er es erwähnt. Der höchste Grad der Folterung in einem russischen Gefängnis war, daß man das Opfer in eine Zisterne warf, die mit modrigen Leichen angefüllt war. Die Gefolterten standen dann bis an den Hals in dem verwesenden Leichenmoder und verloren in kurzer Zeit ihren Verstand. Der gläubige Bruder, der mir das mitteilte, sagte, man habe ihn 8 Stunden in diesen ekelerregenden Schmutz und Moder gesteckt. Er habe unaufhörlich zu Christus geschrien und wurde bewahrt, daß er nicht seinen Verstand verlor. Durch die Hilfe des Auslandes kam dieser Bruder nach vier Inhaftierungen frei und wurde in den Westen entlassen. Ich habe von ihm persönlich diese Berichte gehört. Eine andere Methode, einem Opfer den Verstand zu rauben, sind Injektionen, mit denen man intelligente, selbstdenkende Menschen geisteskrank machen will. Orwell hat das von dem Held seines Buches auch erwähnt. Die Henker der Geheimen Polizei geben sich aber nicht mit der Auslöschung des Lebens der Opfer zufrieden. Nein, es wird alles vernichtet, was je über ihn oder von ihm geschrieben steht. Alle Eintragungen in den behördlichen Registraturen werden gelöscht. Dieser Mann hat nie existiert. Was Orwell hier schrieb, ist 20 Jahre danach in Kambodscha passiert. Fast die Hälfte der Kambodschaner wurden durch entsetzliche Grausamkeiten vernichtet. Die restlichen mußten einen anderen Namen annehmen. Alle ihre Akten auf den Rathäusern wurden verbrannt, so daß keiner mehr eine Geburtsurkunde oder irgendeine andere Bescheinigung erhalten kann. Nur in den entlegensten Provinzen, in Schluchten und Wäldern konnten Teile der geplagten Bevölkerung diesem Terror entgehen. Zeitungen und Illustrierte haben damals darüber berichtet. Orwell hat als Ausgangspunkt das extreme, bestialische Handeln einer Partei und zieht die Linien in die Zukunft aus. Was kommt bei seinem Buch heraus? Pessimismus, Nihilismus, Untergangsstimmung. Orwell wurde gefragt: Was bleibt übrig von der menschlichen Existenz, wenn der Körper und der Geist ausgelöscht und alle Akten seines Lebens vernichtet werden? Der Autor gibt zur Antwort: Der Geist übersteht den Terror und die gnadenlose Tyrannei. Diese Meinung steht im luftleeren Raum. Wo und wie soll sich der Geist manifestieren, wenn der Träger und alle seine Werke dem Nichts verfallen? Hier bleibt Orwell nur, was Ernst Jünger in seinen Werken „Auf den Marmorklippen" und „Das abenteuerliche Herz" darstellte und empfahl: In einer heroischen Haltung dem Untergang entgegengehen. Das war schon die Verlegenheitslösung der Stoiker in dem alten Athen: Nil admirari, nil metuere – nichts bewundern, nichts fürchten. Im Gleichmut sich in das Unvermeidliche schicken, innerlich unbewegt und trotzig über allen Gemütsbewegungen stehen. Der Orwellsche Mensch ist ein Wesen ohne Hoffnung, ohne eine lichte Zukunft, ohne einen Ausweg. Daher kann ich Christen dieses Buch nicht empfehlen. Die Zahl des Antichristen Wir lesen über das apokalyptische Geldwirtschaftssystem in Offb 13,16-18 folgendes: „Und das Tier macht, daß die Kleinen und Großen, die Reichen und Armen, die Freien und Knechte allesamt sich ein Malzeichen gaben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn, daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens. Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers, denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig. Diese Schriftstelle sagt, daß unter dem Antichristen jeder Mensch auf die Stirn oder den Handrücken ein Malzeichen erhält, das alles Wissenswerte über die Person und seine Finanzen aufweist. Die Entwicklung dieses Systems ist bereits seit mehr als zehn Jahren im Gang. Es gibt verschiedene Vorstufen und Experimente zu der Kennzeichnung, die unter dem Antichristen vorgenommen wird. Seit Jahren ist es bei den größeren Firmen üblich, daß die Arbeiter beim Kommen und Gehen ihre Ausweiskarte in die Stechuhr stecken, damit die Arbeitszeit festgehalten wird. Die Ausrechnung des Lohnes wird von einem Computer vorgenommen. Der Lohnbuchhalter alten Stiles ist da überflüssig... Das angesagte antichristliche Zahlungssystem wird die Vollendung dieser Technik bringen. Kreditkarten können verlorengehen oder können gestohlen werden. Darum wird der Mensch zu einer „Kreditkarte auf seiner Stirn oder auf dem Handrücken" imprägniert werden. Das Zeichen besteht aus einer Zahl, die mit 666 beginnt. Laserstrahlen prägen schmerzlos die Zahl ein, die nicht sichtbar ist. Sie kann nur mit einem Rotprüfer gelesen werden. Die Experten in USA verlangen eine achtzehnstellige Zahl. In Europa wäre man mit 12 Stellen ausgekommen. Man wird das aber weltweit einheitlich vornehmen. Die Zahlen geben Auskunft über alle Lebensdaten des Trägers und sind in gewaltigen Computern festgehalten. In Europa steht dieser Computer schon einsatzbereit in Brüssel und hat den bezeichnenden Namen „Het Beest", das Tier. Das erinnert an Offenbarung Kapitel 13, das vom Tier aus dem Abgrund spricht. In USA steht ein solcher Computer in der Nähe von Chicago. Ein dritter is t im Bau und geht seiner Vollendung entgegen. Eine letzte Weiterentwicklung ist die Kombination von TelefonFernsehen-Computer. Auch dieses Projekt geht seiner Verwirklichung entgegen. Das bedeutet, daß ein Geschäftsmann in Johannesburg mit seinem Partner in New York über das Telefon-Vision verhandeln und zugleich alle erforderlichen Unterlagen von einem Computer abrufen kann. Das sind keine Utopien und Hirngespinste, sondern Projekte, die schon einige Zeit in der Erprobung sich befinden. Die Vorbereitungen sind getroffen. Das Imprägnieren von Stirn oder Hand ist Sache von einigen Wochen. Das amerikanische Militär hat nach dem Zweiten Weltkrieg sich von der ganzen deutschen Bevölkerung die Daumenabdrücke geben lassen. Das war eine Aktion, die in kurzer Zeit vollzogen war. Die Frage ist, wieweit wir mit dieser zahlenmäßigen Erfassung der ganzen Kulturwelt oder gar der ganzen Menschheit vorangeschritten sind. Dazu gebe ich einen Auszug aus der christlichen Zeitschrift „Die Bibel für die Welt", 1. Hj 1981. Der Artikel lautet „Ist der Antichrist jetzt schon am Werk?" Darin steht folgendes: 1980 machte der Internal Revenue Service einen Fehler, indem er Schecks für soziale Sicherheit ausgab, die erst 1984 in Gebrauch kommen sollten. Auf der Rückseite des Schecks stand, daß der Einlöser nicht nur einen gewöhnlichen Ausweis vorzeigen soll, sondern ein genaues Identifikationszeichen an seiner rechten Hand oder an der Stirn. Diese amerikanischen Regierungsschecks wurden Banken in Kentucky, Indiana, Maryland und Virginia vorgelegt. Die Banken verweigerten die Auszahlung dieser seltsamen Regierungsschecks. Es wurde hin und her telefoniert. Schließlich bequemte sich der Internal Revenue Service (Staatliche Organisation für soziale Aufgaben) zu sagen, daß die Schecks echt seien. Sie seien versehentlich ausgegeben worden und sollten erst 1984 in Umlauf kommen. Das hört sich an wie ein Märchen und ist doch Wahrheit. Die Zeit ist weiter vorangeschritten, als wir meinen. Ein weiterer Beweis für die Zahl 666 ist die Beobachtung, daß dieses antichristliche Erkennungszeichen schon als Produktionskennzeichen in China, USA und in Europa benützt wird. Manche Banken verwenden auch die Vorziffer 666 vor der eigentlichen Kontonummer des Kunden. Was bedeutet das, wenn wir alle mit dieser Zahl des Antichristen gekennzeichnet werden sollen? Die Bibel sagt: „Niemand kann kaufen oder verkaufen ohne dieses Zeichen." Die Existenz jedes Menschen hängt an diesem Malzeichen des Tieres. Wenn ein Christ sich weigert, das Zeichen anzunehmen dann kann er seine Famillie nicht mehr versorgen. Die Kinder rufen nach Brot, und der Vater, der das Malzeichen nicht annahm, kann ihnen keines kaufen. Der Christ aber, der sich dem antichristlichen System beugt, wird nach dem Wort des Herrn mit Feuer und Schwefel gequält werden. So heißt es in Offenbarung 14, 9-10. Der Herr gebe allen Aufrichtigen Gnade zum Durchhalten und zur Treue dem Herrn Jesus gegenüber.
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