St. Mina koptisch-orthodoxe Gemeinde in Bayern [email protected] Josephsburgstr. 24, Berg am Laim, D-81673 München Ausgabe 04/2015 Kostenfrei 20 Jahre St. Mina Gemeinde in München Papst Tawadros II. beteiligte sich an der Segnung des Heiligen Myron Öls in Lebanon 20 JAHRE KOPTISCH-ORTHODOXE ST. MINA GEMEINDE IN MÜNCHEN BERG AM LAIM D ie Kirche wurde 1851 erbaut und war ursprünglich Klosterkirche des Instituts der Englischen Fräulein. Heute noch ist sie in München unter dem Namen Loretto- Kirche bekannt. Dank der ökumenischen Kontakte der Kopten in München bekamen wir vor 20 Jahren die denkmalgeschützte Lorettokirche in München Berg am Laim als Gemeindezentrum. Durch den in der Nachbarschaft beheimateten evangelischen Theologen, Prof. Dr. Bengira, wurden wir auf die unbenutzte römisch katholisch Lorettokirche aufmerksam gemacht. Bei unserer Anfrage beim katholischen Ordinariat trafen wir den verständnisvollen Pater Dr. Waldmüller. Er erlangte die Genehmigung des Ordinariats und renovierte die Kirche für uns. Die gut organisierte koptische Gemeinde beauftragte Künstler in Ägypten eine Ikonostase anzufertigen und vor dem Altarraum auf- zustellen. Durch die guten Kontakte des Diakons Samir Poutros und seiner Frau Seham zur benachbarten St. Michaelgemeinde dürfen wir die Pfarrsäle für unsere Agabe und Feierlichkeiten benützen. Mehr als 15 Jahre begleitet uns Erzpriester Abuna Deoscorous El Antony. Durch seine Initiative und unermüdlichen Einsatz für die Koptisch-Orthodoxe Gemeinde in München verfügen wir über gute Beziehungen zu allen christlichen Kirchen in München. In den siebziger Jahren des vorigen Jahrhunderts feierten die Kopten nur einen Gottesdienst im Monat. Jetzt dürfen wir jede Woche wahlweise am Samstag oder am Sonntag Gottesdienst feiern. Abuna Deoscorous betreut ausserdem eine Koptische Gemeinde in Nürnberg und mehrere Gemeinden in der Schweiz. Die koptisch-orthodoxe Gemeinde München bedankt sich bei der Erzdiözese München und Freising dafür, diese Kirche für ihre Veranstaltungen nutzen zu dürfen. Die koptische Gemeinde hat hier eine Heimat gefunden. Foto: Loretto-Kapelle - Institut der Englischen Fräulein Grundsteinlegung 27. Juli 1851, Einweihung 10. August 1852 (Nach einem Holzstich von 1855) © HEKO Verlag, Helmut Kolmeder, München, 1984 Auf Einladung des Oberhaupts der Armenischen Apostolischen Kirche Katholikos des Großen Hauses von Kilikien Aram I. beteiligte sich Papst Tawadros II. an der Segnung des Heiligen Myron Öls, die vom 17. zum 20. Juli 2015 festlich gefeiert wurde. Dieses Jahr trifft die Segnung des Heiligen Öls, die alle 7 Jahre statt findet, mit der Jahrhundertandacht an die armenischen Märtyrer zusammen. Beide Anlässe wurden in mehreren Gottesdiensten, Feierlichkeiten und Veranstaltungen zelebriert, an denen eine Vielzahl an Kirchenoberhäuptern und Vertreter von West und Ost in christlicher Liebe teilnahmen. In dieser Ausgabe Interview mit Samir Poutros............ Koptische Weihnachten................... Koptische Kunst - Ikonen................. Märtyrer-Gottesdienst in München... Maria Himmelfahrtsfeier ................ Stille ................................................... S.2 S.3 S.3 S.4 S.4 S.4 2 S t. M i na K i rc h e i n M ü n c h en Interview mit Samir Poutros Gemeindemitglied der Koptisch-Orthodoxen Kirche in München Von Pater Deuscoros El-Antony Lieber Herr Poutros, Sie leben schon sehr lange in München. Wie kamen Sie hierher? Im Rahmen eines Bildungsabkommens zwischen Deutschland und Ägypten erhielt ich ein 2-jähriges Stipendium nach Abschluss meines Studiums am technischen Fachinstitut in Kairo. Dies war in Form eines Praktikums, das ich ab Juli 1962 bei der Firma Ratgeber in München ableistete. Nach Abschluss des Praktikums, hatte ich die Chance bis 1966 als Werkstudent in verschiedenen Stellen zu arbeiten, während ich das Studium an der LMU beantragte. Danach studierte ich Maschinenbau von 1966 bis 1971 und konnte erst dadurch für meinen permanenten Aufenthalt richtig Fuß fassen.. Dass Sie Fuß fassen konnten, zeigt sich in der Ehrenurkunde, die Ihnen Ihr Arbeitgeber verliehen hat. Nach dem Studium arbeitete ich ab 1971 bis zu meiner Pensionierung in 2002 als Diplomingenieur für Anlagenbau bei der Firma Linde Engineering in Pullach. Die Urkunde wurde mir anlässlich einer Dienstzeit von 25 Jahren von der bayerischen Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung Dr. Barbara Stamm und dem Vorstand der Linde AG verliehen. Insgesamt arbeitete ich bei Linde 32 Jahre. In unserer koptischen Gemeinde sind Sie seit der Gründung Vorstandsmitglied und aktiv ehrenamtlich tätig. Erzählen Sie uns Näheres über ihre Geschichte vor dem Umzug hierher. Die koptische Gemeinde in Deutschland wurde im Jahre 1975 gegründet. Erzpriester Salib Sourial betreute Sie in den Jahren 1975 bis 1980. Er war unser erster Priester und reiste ständig, um Gottesdienste in den verschiedenen Orten zu halten. Zuerst fanden die Gottesdienste der St. Mina Gemeinde e.V. bis 1983 in einer Kapelle im katholischen Studentenheim Paul Hyese statt. Nach Erzpriester Sourial betreute uns 1980-1982 Pater Paladius El-Baramousy und 1983 Vater Schenuda Daoos. In der Zeit von 1984 bis 1994 haben wir die Gottesdienste in einer Kapelle im katholischen Studentenheim in der Ramsbergerstraße zelebriert. Dort betreuten uns 1984-1993 Pater Ghubrieal El-Baramousy und 1993-1994 Vater Kyrilos Daoud zusammen mit Pater Damian (heute Bischof Damian). Und diesen Monat feiern wir 20-jähriges Bestehen der Gemeinde in Berg am Laim. Ja, seit 1995 ist unsere St. Mina Kirche nun zu Gast in der Loretto Kirche in der Josephsburgstraße 24. Pater Damian hatte damals den Mietvertrag unterschrieben. Seit 2001 sind wir eingetragener Verein. Dank vieler Mitwirkender dürfen wir diese Kirche und den Pfarrsaal benutzen. Mein Dank richtet sich auch an das Pfarramt. Unsere Gastgeber sind sehr nett und hilfsbereit. Weiterhin dienten bei uns in dieser Zeit 1995-1997 Pater Babnuda El-Anba Bischoi, 1997 Vater Johannes Ghali, 19972000 Pater Biemen El-Moharrky, und Gott erhalte Sie uns, Pater Deuscoros El-Antony. Er ist mit uns seit 2000 und begleiten jeden Einzelnen in unserer Gemeinde. Ansonsten möchte ich hervorheben, dass wir in diesen Jahren immer wieder Segen durch Besuche vieler Bischöfe bekommen haben. Im Jahr 2006 kam auch Seine Heiligkeit Papst Schenouda III nach München zur ärztlichen Behandlung in Begleitung von Bischof Joanis und Bischof Ermia. Ich denke an Josua 24:15 „Ich und meine Familie werden jedenfalls dem Herrn dienen.“, wenn ich Deine Dienste sehe. Meine Frau, meine Tochter und ich, wir glauben an unseren Schöpfer und Erlöser und lieben unsere Gemeinde. Gerne tun wir etwas in der Kirche. Zum Beispiel Kommunionbrot (Qorban) backen. Verraten Sie mir doch das Rezept. Es ist eigentlich sehr einfach und besteht nur aus Weizenmehl, Hefe und Wasser. Die Hefe wird in lauwarmes Wasser aufgelöst, dann mit dem Mehl in einem Gefäß zum einem Teig geknetet und mit einem Tuch zugedeckt. Jedes Brot wird von einer ca. 250 gr. Teig geformt, dann auf einem Tisch flach gerundet (ca.1 cm dick), dann auf Backpapier auf ein Backblech gelegt und in der Mitte gestempelt. Nach ca. einer Stunde wird das Brot mit einer Holznadel 5 mal einige stochern, zur Erinnerung an Jesu Wunden), dann in den Backofen geschoben. Backzeit ist ca. 1215 Minuten bei einer Temperatur von 250 grad C. Besuch Seiner Heiligkeit, Papst Shenouda III († 17. März 2012) in München - Juli 2006 S t. M i na Ki rc he i n Mü nc hen Koptische Weihnachten N ach dem koptischen Kalender feiern wir, koptisch – orthodoxen Christen, Weihnachten am 29. des Monats Koiak (entspricht dem 7. Januar). Doch feiert unsere Kirche Weihnachten nicht nur an einem Tag sondern in der gesamten Fastenzeit davor, die 43 Tage dauert. Hier sind die wichtigsten Facetten der weihnachtlichen Feierlichkeiten: Im Monat Koiak (vom 10. Dez. bis zum Fest) beten alle koptischen Kirchen an vier Samstagen die Nacht durch bis in den Sonntag morgen mit Lobpreis Gesang und Hymnen für die Jungfrau Maria, zumeist in der koptischen Sprache. Alle Gesänge drehen sich in diesen 4 Nächten um die Verkündigung, die Geburt und das Leibwerden Christi, bei denen die Mutter Gottes unseren Erlöser begleitet hat. An jedem Sonntag nach den 4 Nächten schließt die Kirche die Lobpreisungen mit einer Heiligen Messe ab, in der die Gläubigen Leib und Blut Christi einnehmen. Am 31. Dezember feiern wir Kopten Neujahr in der Kirche bis spät in die Nacht mit Gelübden und Gebet. Nach Mitternacht empfangen wir das neue Jahr mit einem Heiligen Gottesdienst. Mittlerweile ist es ein Brauch geworden, die Wohnungen, Geschäfte und Kirchen mit Weihnachtsbäumen (Zypressen) ab Neujahr zu schmücken. Die Familien bereiten sich auf das Fest mit dem Einkauf von Geschenken und neuer Kleidung, dem Backen von Plätzchen und Aufstellen und schmücken von Weihnachtsbäumen vor. In den ersten Morgenstunden des 1. Januar versammeln sich die Familien zu einem gemeinsamen Frühstück mit Fasten-essen, also frei von Tierprodukten. Am 6. Januar morgens pflegen die meisten Kirchen den Brauch, mit Hilfe von Freiwilligen und Jugendlichen neue und gebrauchte Kleidung, Nah- rung und Geschenke einzusammeln und an die Armen, Kranken und notleidenden Familien und Alleinstehenden zu verteilen. Dies geschieht teils in Kirchenräumen, teils in Hausbesuchen und teils in Kliniken. Es wird die Freude des Festes geteilt. Nachts ziehen wir Kopten Festkleidung an und gehen zur Messe. Die Festmesse dauert ähnlich wie zu Neujahr vom 6. Januar abends bis spät in die Nacht und schließt mit dem Gottesdienst nach Mitternacht ab. Danach gibt es ein gemeinsames Essen zu Hause mit der Klein– oder Großfamilie, das hauptsächlich aus einer Brot-suppe besteht. Zum Brauch gehört, dass man der Predigt des Papstes im Fernsehen folgt oder im Radio hört. Der Festgottesdienst in der Markus Kathedrale in Kairo, den der Papst hält, wird alljährlich von den meisten Ministern und führenden Staatsmännern besucht. Nach seiner Predigt begrüßt der Papst jeden einzelnen Besucher hohen Ranges in einer steten Tradition und alljährlich immer wiederkehrenden Feier der Brüderlichkeit zwischen Christen und Moslems in Ägypten. Der 7. Januar ist seit dem Jahr 2005 nationaler Feiertag. Christus ist geboren. Am Festtag morgens pflegt eine Delegation der Azhar Institutionen den päpstlichen Sitz in Kairo zu besuchen und zum Fest zu gratulieren. Christen wünschen sich untereinander ein frohes Fest und erhalten die gleichen Wünsche von ihren muslimischen Freunden, Bekannten und Nachbarn. Es wird in den Familien und unter den Freunden und Bekannten gefeiert. Geschenke werden ausgeteilt und natürlich gibt es ein spezielles Festessen und viel Gebäck kursiert als Geste der Freude und Zuneigung. Viele koptischen Familien verbringen diesen Tag zusammen im Freien. Koptische Kunst Ikonen Zweizonige Wandmalerei in Bawit, 6./7. Jh - Apollon-Kloster D ie ersten Christen erkannten schnell, dass sie den Menschen, die überwiegend weder lesen noch schreiben konnten, den Glauben nicht ohne visuelle Mittel nahebringen konnten. So entstanden Ikonen, in den ersten drei Jahrhunderten des Christentums vor allem als Wandmalereien. Die koptische Ikonografie, die wesentlich von der klassischen hellenistischen Welt und dem alten Ägypten beeinflusst ist, erlebte ihre Blüte zwischen dem 4. Und 7. Jahrhundert. Typisch für die koptisch-orthodoxe Ikonenkunst ist ihr Fokus: es geht in der Ikonen Kunst nicht in erster Linie um die genaue Darstellung der äußeren Identität einer Person, sondern ihrer Seele. Im Bild offenbart sich diese dem Betrachter. Kennzeichen der koptischen Tradition sind die frontale Ansicht des Dargestellten, ein großer Kopf und große Augen, die die innere Vision der Person symbolisieren. Jede Ikone ist eine spirituelle Vision des Künstlers, die den Betrachter einlädt in diese Welt. Sie ist bildliche Darstellung oder Interpretation der unsichtbaren Natur Gottes. Dabei sind die Regeln der Ikonenkunst wie die Grammatik einer Sprache. 3 NEWS MÄRTYRER-GOTTESDIENST IN MÜNCHEN MARIA HIMMELFAHRTSFEIER ST. MINA GEMEINDE IN MÜNCHEN D ie diesjährige Maria Himmelfahrtsfeier fand auf besonder andere Art und Weise statt, und zwar in einem Freizeitgelände in der Grohmannstraße 63-65. A m Samstag, den 20. Juni 2015 versammelten sich um 16:00 Uhr in der St. Pauls Kirche, Mitglieder der orthodoxen Gemeinden in München für ein gemeinsames Gebet zum Gedenken an die christlichen Märtyrer, die durch den Islamischen Staat in Iraq und in Syrien sowie an die koptischen, eritreischen und äthiopischen Märtyrer, die in Libyen Anfang dieses Jahres ermordet wurden sind. Am Gebet beteiligten sich Priester, Diakone, Jugend- und Kinder-Chöre und Gemeindemitglieder der koptischen, äthiopischen, eritreischen, sowie der griechischen, syrischen und armenischen or- thodoxen Kirchen in München. Auch nahmen Vertreter der katholischen und evangelischen Kirchen in München, dem Zentralrat Orientalischer Christen in Deutschland und Freunde der orthodoxen Kirchen daran Anteil. Die Andacht und die rührenden Ansprachen der Priester und Sprecher erfüllten die Versammelten mit Segen, Frieden und großer Anteilnahme nach den Worten der Bibel “Und so ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit.“ (Korinther I 12:26). Die koptische Kirche dankt allen, die zum guten Gelingen dieses Abends beigetragen haben. Am sonnigen Sonntagnachmittag, den 23. August, nach dem Festgottesdienst versammelte sich die Gemeinde und verbrachte einen herrlichen Tag mit Grillen, Sportaktivitäten und Wettbewerben. Es war erfreulich zu sehen und durch Austausch zu erfahren, wie sich Neuankömmlinge und Asylbewerber in Deutschland und in unserer Gemeinde integrieren. Zu diesem feierlichen Anlass nahm man sich Zeit, die Schul- und Universitätsabsolventen zu ehren, indem man ihnen reichliche Geschenke und Glückwünsche übergab. Vertreter der benachbarten Gemeinden und Freunde der St. Mina Kirche sowie der Anwesenden genossen die aufgelockerte Stimmung und das gute Essen. STILLE Periodisches Informationsblatt der Koptisch-Orthodoxen Gemeinde in München und Umgebung. Herausgegeben 4 mal pro Jahr von den Gemeindemitgliedern unter Aufsicht des Pfarrers Deuscoros El-Antony. Die Redaktion begrüßt Vorschläge der Leser. Text: Pater Deuscoros El-Antony Bild: Ehab Aziz D er Mensch braucht ab und zu Zeiten der Stille. Es sind lebendige Zeiten, in denen das Herz und der Geist ruhen, den Gedanken den Raum geben, sich zu ordnen und ruhig zu werden, und dem Herz den Rahmen verschaffen, um sich mit Liebe zu füllen, Liebe zu Gott und zu den Menschen. Grafik: Ehab Aziz E-Mail: [email protected] Auflage: 500 Exemplare IMPRESSUM Herausgeber: St.Mina Kirche koptisch-orthodoxe Gemeinde in München e.V. Erzpriester Pater Deuscoros El-Antony Waisenhaus Str. 47, 80637 München Tel:/Fax: 089 154131 E-Mail: [email protected] Redaktion: Gemeindemitglieder der St. Mina Gemeinde in München Fotos: St. Mina Gemeinde, koptisch-orthodoxes Patriarchat in Kairo
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