> fokus infrastruktur reportage > Bananen auf „Good morning, Sir.“ Mit einem warmen Lächeln empfängt der Matrose Marc Fröhlich an der zugigen Gangway. „Your passport, please“. Die Wollmütze auf dem der Durchreise Kopf des Matrosen verrät, dass er höhere Temperaturen gewohnt sein muss als die frischen 13 Grad Celsius an diesem Morgen. Fröhlich greift in die Tasche seiner Anzugjacke. „Everything okay?“, erkundigt er sich. „Everything fine, Sir.“ Eine andere Antwort hätte Fröh- 400.000 Tonnen Bananen werden pro Jahr in Bremerhaven umgeschlagen. Damit die sensiblen Früchte auf dem Weg vom Schiff auf die Schiene und Straße keinen Schaden nehmen, ist eine umfassende Infrastruktur nötig lich auch gewundert. Auf seine Leute kann er sich verlassen. Jeden Montag löschen sie die Ladung auf einem der vier weißen Bananenfrachter der chiquita-eigenen Reederei Great White Fleet, die Bremerhaven im Wechsel anlaufen. Heute ist die Chiquita Schweiz dran. Seit gestern ist das Schiff an der Columbuskaje im Kaiserhafen vertäut. Fröhlichs Männer haben den Sonntag genutzt, um an Deck die nötigen Vorarbeiten zu erledigen, damit die Schicht heute pünktlich beginnen kann. Container, die gestern noch auf den vier Ladeluken standen, türmen sich jetzt entlang der Reeling oder lagern im Containeryard unten auf der Pier. Doch Arbeit gibt es für die Stauer noch mehr als genug. 280.000 Kartons Bananen denen die Paletten das Schiff verlassen. Ohne Pause rat- VOM SCHIFF AUF tern die Hubwagen über die Deckslamellen und schaf- DIE SCHIENE und dabei DEN BAUCH VOLLER SCHLUMMERNDER BANANEN fen neues Futter heran für die großen Hubstapler unten nicht zu viel Sonnelicht An Luke I wird schon gearbeitet. Unter Hochdruck. auf der Pier. Die Arbeit hier sei nicht schwer – aber da oder Wärme genießen Denn ist eine Luke erst einmal geöffnet, entweicht die drüben, das sei „Knuff“. auf 5624 Paletten warten im Bauch des Schiffs. sauerstoffreduzierte, konstant temperierte Atmosphä- Da drüben, 300 Meter entfernt, befindet sich der re, in der die Bananen während ihrer zehntägigen Rei- zweite Fruchtterminal der SSG, der Schifffahrts- und se von Panama nach Bremerhaven im Schiffsbauch Speditions-Gesellschaft Meyer & Co. „Da müssen wir lo- „geschlummert“ haben. Und das hat Folgen: Wird’s im se Bananen machen“, sagt Samrowski. Und Fröhlich, der Inneren der Bananen wärmer als 16 Grad, beginnt der Geschäftsführer der SSG ist, sagt, dass es ja nicht mehr Reifeprozess − und das soll eigentlich erst am Ende der viele Schiffe gäbe, in denen Bananen in einzelnen Kar- Transportkette passieren. So wollen es die Kunden – tons transportiert würden: „Chiquita hat 2001 auf Palet- die Atlanta-Gruppe zum Beispiel, Europas Nummer ten umgestellt.“ Aber genug der Schnackerei. Der eins im Handel mit frischem Obst und Gemüse. Oder nächste Korb schwebt ein und muss beladen werden. die Migros, das größte Einzelhandelsunternehmen der Unten wartet man auf Nachschub. Schweiz. In der Mitte von Deck A klafft mittlerweile ein comdirect > compass 3 07 RUCK, ZUCK IN DIE LOGISTIKKETTE „Loch“, der wuchtige Ladekran hat die ersten 16 Palet- Auf der Pier geht es zu wie auf einer Ameisenstraße. ten aus der Luke gehoben. Nun können die Stauer han- Unablässig rollen Elektrostapler heran, um frische „Beu- tieren. Wie nimmersatte Raupen fressen sie sich mit ih- te“ aus den Körben zu ziehen und unverzüglich auf dem ren Handhubwagen durch die Palettenreihen, ziehen 70.000 Quadratmeter großen Terminal zu verteilen, wie Palette um Palette in die Decksmitte, wo Signalmann es der Löschplan vorsieht. Und den hat hier jeder im Heinz Samrowski dem Kranführer auf der Pier das Zei- Kopf. „Wir sind ein eingespieltes Team“, sagt Fröhlich chen zum Heben und Senken der roten Körbe gibt, in und fragt dann vorsichtshalber doch den Kollegen, der 3 07 comdirect > compass 15 16 > fokus infrastruktur reportage Der Natur zuliebe: „Für einige Stunden liegt die Arbeit eines kompletten Jahres in unseren Händen“ Marc Fröhlich Auch für Axel Krüger und Wolfgang Müller. Die beiden gerade mit seinem Hubwagen zwei Paletten in einen Chiquita-Qualitätsinspektoren waren schon auf dem Waggon schiebt: „Nach München?“ – „Jo, Chef. Und die Schiff, haben an Luke I die Schnüffelprobe gemacht anderen 20 auf dem Gleis da gehen in die Schweiz.“ und eine Probe gezogen. „Unsere Nase sagt uns so- Bis zum Mittag müssen die Waggons beladen sein fort, ob reife Bananen dazwischen sind“, sagt Krüger und auf den Hafenrangierbahnhof Speckenbüttel gezo- und schnappt sich eine „Hand“ Bananen. Alle neun Ba- gen werden. Dort übernehmen die Deutsche und die nanen sind grasgrün und sauber. „Sehr gut“, ist Krüger Schweizer Bahn. „Wenn alles klappt, sind die morgen zufrieden. Und was ist mit Durchmesser, Temperatur früh um elf Uhr in der Schweiz.“ Und dass es klappt, da- und Länge? Krüger zückt Caliper, Thermometer und von geht Fröhlich aus. Seine Leute sind Zeitdruck ge- Zollstock: „Alles bestens!“ Wenn die anderen Proben wohnt, und alle Waggons sind mit Stoßdämpfern, Fuß- genauso gut abschneiden, kann die Ladung weiterge- bodenheizung und Klimaanlage ausgestattet. „Die Ba- löscht werden. nane ist eine sensible Frucht“, sagt Fröhlich ernst. ÖkoDAX® Auf den Gängen herrschen mittlerweile RushHour-Verhältnisse. Die Stapler schaffen immer neue HANDLING JUST IN TIME Paletten ran. Ruhiger geht es um diese Zeit nur an der In der Halle wuseln die Stapler durch die Gänge, ran- Lkw-Verladerampe hinten in der Halle zu. Lediglich an gieren vorwärts, rückwärts, weichen aus und wenden, Tor 5 wird ein Lkw beladen. Der Fahrer macht Druck, ohne einander in die Quere zu kommen. Gefährlich morgen früh um zehn Uhr muss er beim Kunden in der wird’s hier nur für Fußgänger. „Immer schön hinter der Schweiz sein. Und von 22 Paletten sind erst zwei ver- gelben Linie laufen“, mahnt Fröhlich und muss dann laden. Also drückt der Staplerfahrer auf die Tube: Bar- selbst zur Seite springen, als plötzlich ein Gabelstapler code einscannen, Palette anheben, wenden, Palette aus der Kühlkammer geschossen kommt. Die ist so absetzen. Im Minutentakt verschwinden die Paletten groß, dass ein Kleinfamilienhaus darin Platz hätte. „Wir im Lkw. „In zwei Stunden ist hier an den 28 Toren die haben 17.000 Palettenplätze in unseren Kühlkammern. Hölle los“, sagt Fröhlich. „70 Prozent der Schiffsladung Was nicht sofort auf die Schiene oder Straße muss, la- wird per Lkw weitertransportiert. Bis Mittwoch reiht gern wir zwei bis drei Tage bei 14 Grad Celsius zwi- sich hier ein Lkw an den anderen.“ Aber dem sieht schen.“ Und das seien längst nicht mehr nur Bananen. Fröhlich gelassen entgegen. Seit 23 Jahren kennt er „Da drüben haben wir Kartoffeln aus Ägypten. Und hier den Hafen. Und auf seine Männer ist Verlass. In 24 sind Äpfel aus Brasilien drin. Die gehen diese Woche Stunden wird der Bauch der Chiquita Schweiz leer ge- noch nach Brandenburg.“ Doch jetzt dreht sich in der räumt sein. Doch jetzt steht erst mal Frühstück an: eine Halle erst mal alles um die Banane. Banane − was sonst? | Mit dem ÖkoDAX® X-pert Index Zertifikat vom X-marketsTeam der Deutschen Bank haben Anleger nun die Möglichkeit am nachhaltigen Trend erneuerbarer Energien zu partizipieren. Das Zertifikat nimmt an der Wertentwicklung des ÖkoDAX® der Deutsche Börse AG teil, der sich aus den zehn größten deutschen Erneuerbare-Energie-Werten zusammensetzt. Ihre Chancen > Bremische Häfen Partizipation an den Wachstumschancen der zehn größten deutschen Erneuerbare-Energie-Werte Dynamisches Indexkonzept durch vierteljährliche Überprüfung und Gleichgewichtung der Indexbestandteile 1:1 Partizipation an den Kursbewegungen des ÖkoDAX® Bremerhaven ist das Zentrum der bremischen Häfen und nach Hamburg der zweitwichtigste ÖkoDAX® X-pert Index Zertifikat WKN DB8 0EK X-markets, Ihr Zugang zur weltweiten Investment-Kompetenz der Deutschen Bank. www.x-markets.db.com Hotline: +49 (0) 69 910 388 07 Universalhafen Deutschlands. Europaweit ran- Jetzt Ihre Chancen nutzen: ÖkoDAX® gieren die bremischen Häfen auf Rang 13. Bis 2030, so die Prognose des HWWI, werden sie Häfen wie Marseille oder Le Havre überholt haben und gemessen am Umschlag zu Europas Nummer vier avanciert sein. Das Land Bremen investiert kräftig in die Hafeninfrastruktur: 500 Millionen Euro verschlingt der Bau eines vier- Leistung aus Leidenschaft. ten Containerterminals; 230 Millionen Euro fließen in den Ausbau der Kaiserschleuse. ÖkoDAX® ist eine eingetragene Marke der Deutsche Börse AG. Der Verkaufsprospekt ist nebst Nachträgen bei der Deutsche Bank AG, CIB, GME X-markets, Große Gallusstraße 10-14, 60311 Frankfurt am Main kostenfrei erhältlich oder kann unter www.x-markets.db.com heruntergeladen werden. comdirect > compass 3 07
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