Rundbrief Berlin-Brandenburg Nr. 3

Inhalt
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 | Juli 2015 | ISSN 1430-8215
2 Editorial
Titelbild
3Aktuelles
Vom Landesverband
Berlin-Brandenburg
In eigener Sache
4Aktuelles
Aus dem BDÜ Bundesverband
6 Aus dem
Verbandsleben
Kann ein Übersetzer
eine Übersetzung (oder
andere Dokumente)
„beglaubigen“?
Zweiter Quartals-bericht 2015
Berliner Powwow — ein
Klassiker seit 2003
Vorstellung
Stephan Gottschalk
11 Veranstaltungen und
Seminare in Berlin und
Brandenburg
12 Rede von
Bundespräsident
Dr.h.c. Joachim Gauck
Würdigung von literarischen Übersetzerinnen
und Übersetzern am
27. Mai 2015 in Berlin
14 Neumitglieder
15 Geschäftsstelle
Impressum
Foto: Sandra Schlums
www.bdue-berlin.de
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ), Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 2 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
Editorial
Foto: privat
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Leserinnen und Leser!
Auch in dieser Ausgabe
werden Sie über unser
Verbandsleben informiert.
Unsere langjährigen Mitglieder Dörte Stielow und
Cornelia Benson berichten
über ihre Teilnahmen am
Hauptstadtkongress bzw.
an der Verbandsakademie.
Aber auch unser Neumitglied Christina Wieling bereichert diese Ausgabe.
Zehra Kübel
Sie macht neugierig und
berichtet über das Übersetzertreffen ProZ-Powwow in Berlin. Ich würde mich
freuen, wenn auch andere Mitglieder ihrem Beispiel
folgen und den Rundbrief mit eigenen Beiträgen noch
spannender gestalten. Deshalb gibt es diesmal einen
ersten Preis für das schönste bis zum nächsten Redaktionsschluss eingereichte Foto zu gewinnen. Hierzu ein
erneuter Aufruf unseres Rundbrief-Team-Mitglieds Sandra Schlums.
Kennen Sie als Übersetzerin oder Übersetzer auch
die leidige Diskussion mit Kunden, dass Sie nicht nur
die Vollständigkeit und Richtigkeit Ihrer Übersetzung
bestätigen sollen, sondern auch, dass es sich um ein
Orginaldokument handelt? Richard Delaney gibt einen
ausführlichen Überblick in die Rechtslage. Sehr zu
empfehlen!
Nun noch eine sehr gute Nachricht. Wir haben einen
Schriftführer gefunden! Er heißt Stephan Gottschalk
und stellt sich in dieser Ausgabe vor.
Doch leider müssen wir in unserer zukünftigen Vorstandsarbeit auf unsere sehr engagierte Mitstreiterin
Temenuga Wegner, die das Referat Community Interpreting hat, verzichten. So sind wir auf der Suche nach
einem Mitglied unseres Verbandes, das bereit ist, sich
für die Belange von uns Dolmetschern und Übersetzern
im Bereich von Behörden und Krankenhäusern einzusetzen. Ich hoffe, dass auch dieser Aufruf Begeisterung
für die Vorstandsarbeit und die Möglichkeit, sich einen
tieferen Einblick in das Zentrum des Verbandes zu verschaffen, hervorruft.
Zu groß war der Name, war der Verlust eines großen
Übersetzers, um einen Verfasser für einen Artikel über
ihn zu finden. Dennoch möchte ich diese Koryphäe
unserer Profession nicht unerwähnt lassen: Harry Rowohlt. Als er auf Reise ging, sein irdisches Leben zurückließ, hinterließ er uns auch viele seiner wortgewaltigen Schätze. Seine Originalität und seine auf den
Punkt gebrachten Witze werden uns noch lange nicht
nur zum Schmunzeln bringen. Herzlichen Dank!
Viel Spaß beim Lesen des Rundbriefs!
Zehra Kübel
Referentin Rundbrief Berlin-Brandenburg
Titelbild:
Dieses possierliche Wesen ist mir in Brandenburg/Havel vor die Linse gehüpft, als
ich mir einen ersten Eindruck von der diesjährigen Bundesgartenschau machen
wollte. Denjenigen, die in der heimischen Fauna nicht so bewandert sind, sei gesagt: Es handelt sich um ein — hier: äußerst zutrauliches — Exemplar eines Wilden
Waldmopses. Sein Züchter, übrigens ein bekannter Sohn Brandenburgs, zeichnete
auch bereits für die inzwischen leider vom Aussterben bedrohte Steinlaus (Petrophaga lorioti) verantwortlich. Mops-Liebhabern empfehle ich das kleine Informationspodest
direkt neben der Kirche St. Johannis, das — anschaulicher, als jeder Biologieunterricht es
könnte — darlegt, wie der Wilde Waldmops zu seinem schaufelartigen Gehörn gekommen ist.
Wer sich anschließend zum Ausgleich auch der brandenburgischen Flora widmen möchte, besuche
unbedingt die in der Kirche gezeigten Blumenschauen (Wechselausstellungen bis Oktober 2015). Ich
verspreche Ihnen ein Fest für die Sinne!
Sandra Schlums
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 3
Aktuelles
Vom BDÜ-Landesverband Berlin-Brandenburg
Temenuga Wegner
Neuer Schriftführer im Vorstand
Liebe Mitglieder,
ich freue mich, dass der Vorstand nach langem Suchen
mit Stephan Gottschalk ein engagiertes Mitglied des
Verbandes gefunden hat, der sich für die Arbeit im Vorstand des BDÜ LV BB interessiert und bereit ist, die
Schriftführung im Vorstand des BDÜ LV Berlin-Brandenburg zu übernehmen.
Stephan Gottschalk wurde vom Landesverband Bremen-Niedersachsen nach Berlin überwiesen und vom
Vorstand bereits vorläufig in den Vorstand kooptiert,
doch wird die Kooptierung erst mit der endgültigen
Übernahme in unseren Landesverband zum 1. Juli 2015
wirksam.
Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit unserem
neuen Vorstandskollegen.
Peter Krachenwitzer
Erster Vorsitzender
Und seid ihr nicht willig,
so ködern wir halt!
INHaLt
Berliner Rund
brief
2 Editorial
Nr. 151
Wir sind für
Sie da!
aktuelles
Heft Nr. 2/2014
ISSN 1430-8215
4 Mitgliederv
ersammlung des Bundesverbandes
5 Neue Mitglieder
im
Vorstand
6 Mitgliederv
ersammlung des Landesverbandes
8 Wohin entwickelt
sich
unser Beruf?
Quo vadis, translator?
10 Dolmetsche
r in
afghanistan
Europäisches
Mahnverfahren
11 Jahresabsch
luss
Haushaltsplan und
12 Veranstaltu
ngen und
Seminare
14 Dolmetsche
r und
Übersetzer in
Brandenburg a. d.
Havel
Neumitglieder
15 Impressum
Vor dem Hintergrund, den regionalen Charakter des Rundbriefs
Berlin-Brandenburg künftig noch
stärker zu betonen, entschied das
Redaktionsteam, dass mehr Fotos mit
regionalen Motiven nötig seien. Daher
bat ich Sie, liebe Mitglieder, im letzten
Heft (2/2015) um Ihre Mithilfe. Leider
war der Rücklauf unseres Foto-Aufrufs
bescheidener als erwartet. Da ich noch
immer der Meinung bin, dass sich
im Fotoarchiv unserer Leserinnen
und Leser zahlreiche Schnappschüsse verbergen, die Berlin und
Brandenburg aus einer sehenswerten Perspektive zeigen, erlaube
ich mir, unseren Aufruf noch einmal zu wiederholen. Wenn Sie ein
Foto besitzen, bei dem Sie sagen:
„Ja, das ist typisch Berlin/Brandenburg.“, würden wir uns freuen, wenn Sie es mit uns
teilen. Dabei ist es egal, ob das Foto einen Ort, ein
Gebäude, eine Person oder eine Kuriosität zeigt. Wichtig ist nur, dass die von uns gewünschte „Regionalität“
gegeben ist.
Wenn Sie ein solches Bild besitzen, dann schicken Sie
uns doch bitte eine E-Mail an [email protected].
Das Redaktionsteam lost unter allen Einsendungen
einen Gewinner aus. Als Preis winkt eine Eintrittskarte für die diesjährige Bundesgartenschau, mit der bis
zum 11. Oktober 2015 alle fünf BUGA-Standorte je einmal besichtigt werden können. Ich hoffe auf Ihre rege
Teilnahme an unserem Gewinnspiel, auf spannende
Fotos … und darauf, dass ich den Erlkönig beim nächsten Mal nicht originalgetreu zitieren muss!
Foto: A. Wendschuh
www.bdue-be
rlin.de
Bundesverband
der Dolmetsch
er und Übersetze
inHaLt r e.V. (BDÜ),
RundbRief Berlin-Brandenburg
Landesverband
Berlin-Brandenburg
e.V.
nr. 1 | Heft nr. 1/2015 | Januar 2015
2 editorial
neujahrsgruß
3 datenaktualisierung
aktuelles
4 aktuelles
5 Rechenschaftsbericht
erster Vorsitzender
6 Rechenschaftsbericht
Zweite Vorsitzende
und Geschäftsführerin
8 Rechenschaftsbericht
Schatzmeister
10 Rechenschaftsbericht
Veranstaltungen
11 Rechenschaftsbericht
Community
interpreting
12 Rechenschaftsbericht
Gerichtsdolmetschen
und urkundenübersetzung
14 Rechenschaftsbericht
Schriftführung
Rechenschaftsbericht
Öffentlichkeitsarbeit
15 Rechenschaftsbericht
fortbildung
16 Rechenschaftsbericht
berliner Rundbrief
17 bericht Kanzlei
bernstorff & Kollegen
19 Veranstaltungen in
berlin und brandenburg
21 neumitglieder
Geschäftsstelle
impressum
www.bdue-berlin.de
e.V. (bdÜ), Landesverband berlin-brandenburg e.V.
Übersetzer
bundesverband der dolmetscher und ndenburg
RundbRief Berlin-Bra
inHALt
| April 2015 | iSSn 1430-8215
nr. 2 | Heft nr. 2/2015
2 editorial
b-b-Paparazzi
3 Aktuelles
die Arbeitgruppen
des Landesverbandes
berlin-brandenburg
4 Aktuelles
Aus dem bdÜ bundesverband
5 bericht über die
Mitgliederversammlung des LV berlinbrandenburg e.V.
8 neue Mitglieder im
Verband
11 Seminar über Vertragsgestaltung für
dolmetscher und
Übersetzer
Veranstaltungen und
Seminare in berlin
und brandenburg
13 Jahresabschluss 2014
und Haushaltsplan
2015
14 neumitglieder
Geschäftsstelle
impressum
www.bdue-berlin.de
bundesverband der dolmetscher
und Übersetzer e.V.
(bdÜ), Landesverband
Sandra Schlums
Wussten Sie schon, …
... dass Frauen des Jahrgangs 1978 die größte
Gruppe in unserem Landesverband stellen
(nach Jahrgang und Geschlecht)?
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
berlin-brandenburg e.V.
Foto: Annett Wendschuh
Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen,
leider ist es mir aufgrund einer persönlichen Umstellung nicht möglich, meine Vorstandsfunktion für das
Referat Community Interpreting weiter auszuüben.
Aus diesem Grund suche ich eine Kollegin oder einen
Kollegen, der bzw. die die von mir angefangene Arbeit
für den Rest der laufenden Amtszeit fortsetzen könnte
und sich ggf. sogar im nächsten Jahr für das Vorstandsamt zur Wahl stellen möchte.
Im Referat Community Interpreting setzen wir uns für
die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für eine
leistungsgerechte Honorarhöhe der Dolmetscherinnen
und Dolmetscher ein. Durch die ständig steigenden
Migrantenzahlen wächst im gesamten Bundesgebiet —
und insbesondere hier in Berlin — der Bedarf an Dolmetschleistungen in Krankenhäusern und bei Behörden. Es ist also notwendig, Regelungen zu erarbeiten,
die uns die Position auf diesem Markt sichern.
Ich würde mich freuen, wenn der oder die eine oder
andere Interesse daran hat, dieses spannende Referat
zu übernehmen. Nähere Informationen erhalten Sie
sowohl bei mir ([email protected]) als auch bei allen
anderen Mitgliedern des Vorstands.
In eigener Sache
Foto: Annett Wendschuh
Referat Community Interpreting sucht
Nachfolger
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 4 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
➜ Aktuelles
Aus dem BDÜ Bundesverband
Stand des BDÜ auf dem Hauptstadtkongress
Der BDÜ engagiert sich auf
dem Hauptstadtkongress
Medizin und Gesundheit
Zum zweiten Mal nahm der BDÜ gemeinsam mit der BDÜ Weiterbildungs- und Fachverlagsgesellschaft mbH und dem BDÜ Landesverband
Berlin-Brandenburg mit einem Stand am Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit teil.
Der Kongress vereint die Fachveranstaltungen „Hauptstadtforum Gesundheitspolitik“, den „Managementkongress Krankenhaus, Klinik, Rehabilitation“, den
„Deutschen Pflegekongress“ und das „Deutsche Ärzteforum“. In diesem Jahr kamen 8.150 Gesundheitspolitiker, Vertreter aus Pflege und Medizin sowie Manager
aus Kliniken, Gesundheitsunternehmen und Verbänden im Berliner CityCube zusammen, um aktuelle und
künftige Entwicklungen im Gesundheitswesen zu diskutieren.*
Vom 10. bis 12. Juni 2015 nutzten wir die Gelegenheit, um das anwesende Fachpublikum auf den Einsatz
qualifizierter Dolmetscher und Übersetzer im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen, um die Fachliste
„Medizin, Pharmazie und Medizintechnik“ sowie die
Broschüre „Qualitätssicherung beim Dolmetschen im
Gesundheitswesen“ zu verteilen und um den Verband
sowie die Leistungen seiner Mitglieder vorzustellen.
Den Mitgliedern und Vorstandskolleginnen und -kollegen unseres Landesverbands Berlin-Brandenburg danke ich sehr herzlich für den Einsatz beim Standdienst
sowie dem Vorbereitungsteam, u. a. Peter Krachenwitzer und Mirka Kozak, für die hervorragende Zusammenarbeit.
Dörte Stielow
Seit 1. Mai 2015 gelten neue Nutzungsbedingungen
für unser verbandsinternes Onlineforum MeinBDÜ.
Die Mitglieder unseres Landesverbandes wurden am
30. April 2015 per E-Mail über die neuen Bedingungen
informiert. Die Nutzung von MeinBDÜ ist seit Inkrafttreten der neuen Bedingungen erst nach ihrer Anerkennung möglich. Beim Einloggen auf MeinBDÜ erfolgt
eine automatische Weiterleitung zu den Bedingungen,
sofern das Mitglied sie noch nicht akzeptiert hat. Die
Nutzungsbedingungen enthalten Regeln über die angemessene Kommunikationsform im Forum, die sogenannte „Netiquette“, sowie Bestimmungen über die
Verwendung von dort geposteten Inhalten außerhalb
des Forums und Maßnahmen bei Missachtung der Nutzungsbedingungen. Sie wurden bei der Mitgliederversammlung des BDÜ Bundesverbandes im April in Marburg beschlossen.
Verbandsakademie des BDÜ —
vom 7. bis 9. Mai 2015 in Berlin
Im letzten November fand erstmals die Verbandakademie des
BDÜ statt, organisiert vom Bundesverband des BDÜ. Die Verbandsakademie richtet sich an aktuelle
oder potenzielle Funktionsträger
der Landesverbände. Im November
wurde sie für die Ersten und Zweiten Vorsitzenden und die Zuständigen für Presse-/Öffentlichkeits- Cornelia Benson
arbeit angeboten, im Mai noch
einmal für die Ersten und Zweiten Vorsitzenden, die
Zuständigen für Weiterbildung und die Geschäftsführer/Geschäftsstellenleiter. Das Ziel der Verbandsakademie besteht darin, den jeweiligen Funktionsträgern
wichtige Informationen für ihren Verantwortungsbereich sowie zum BDÜ insgesamt zu vermitteln und
damit möglichst zu einer Vereinheitlichung der jeweiligen Abläufe in den Landesverbänden beizutragen.
Gleichzeitig soll die Verbandsakademie Mitgliedern,
die für ein Amt im Vorstand eines Landesverbandes
kandidieren möchten, die Scheu davor nehmen, indem
sie ihnen die Möglichkeit bietet, sich vorab zu informieren, was ein solches Amt beinhaltet.
Da ich seit Ende Januar nicht nur Zweite Vorsitzende,
sondern auch Geschäftsführerin des LV BB bin, habe ich
* Quelle: www.hauptstadtkongress.de und Newsletter HSK vom 16.06.2015
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Foto: Kalk
Foto: Denise Mallon
Nutzungsbedingungen für MeinBDÜ
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 5
➜ Aktuelles
diesmal bei der Verbandsakademie die Veranstaltungen
für Geschäftsführer/Geschäftsstellenleiter besucht.
Wegen des Bahnstreiks konnten einige angemeldete
Teilnehmer nicht nach Berlin kommen, sodass unsere
Gruppe nur aus sieben Personen bestand. Das hat uns
andererseits einen regen Austausch ermöglicht. Sehr
interessant fand ich, festzustellen, wie die Aufgaben
der Geschäftsführung/Geschäftsstelle in den einzelnen
Landesverbänden ausgeführt werden. Unter den sieben
Frauen in meiner Gruppe war ich die einzige, die die
Doppelfunktion
Vorstandsmitglied/Geschäftsführung
bekleidet. In den anderen vertretenen Landesverbände.
gab es teils angestellte Geschäftststellenleiterinnen —
in Bayern gibt es dafür z. B. eine Vollzeitkraft — teils
Ehrenamtler. Darüber hinaus unterscheidet sich der
Landesverband Berlin Brandenburg dadurch, dass wir
zwei angestellte Teilzeitkräfte für die Geschäftsstelle eingestellt haben, die das Tagesgeschäft in der Geschäftsstelle erledigen, während mir als offizieller Geschäftsführerin die allgemeine Verantwortung obliegt.
Donnerstagvormittag ging es zunächst einmal um die
Aufnahmerichtlinien, Durchführungsrichtlinien und die
Zusammenarbeit mit der Bundesaufnahmekommission (BAK). Das war für mich ein überaus relevantes und
spannendes Thema, da es fast jeden Monat Mitgliedsanträge gibt, die nicht eindeutig sind und deshalb an
die BAK überwiesen werden müssen. Zwei Stunden lang
haben wir Informationen erhalten und konnten zu typischen Problemfällen Fragen stellen, z. B. „Wodurch kann
ein Kandidat ohne einschlägiges Studium den Erwerb
seiner fremdsprachlichen Kenntnisse nachweisen?“ oder
Diskussionen über die Anerkennung von mehr als einer
Muttersprache. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im
Hotel Sylter Hof ging es für uns weiter mit „Funktionen
des Verbandsverwaltungssystems für Geschäftsstellen/
Geschäftsführer“. Dieser Themenblock war weniger relevant für mich, da die meisten dieser Aufgaben von Kathrin Janka und Maria Gast-Ciechomska wahrgenommen
werden, wofür ich persönlich sehr dankbar bin.
Der Freitagmorgen war einer gemeinsamen Veranstaltung für alle Funktionsträger gewidmet, in der es um
das Leitbild des BDÜ, Kammer vs. Berufsverband, Ehrenamtlichkeit/Föderalismus und die Ziele und Strategie des BDÜ ging. Neben Präsentationen verschiedener
Redner gab es auch Gruppenarbeit zur Diskussion konträrer Fragen, so z. B. „Sollte ein Verband wie der BDÜ
seine föderalistische Struktur beibehalten oder lieber
zentralisiert werden?“ Spannend war für mich die Diskussion für/wider eine Verkammerung unseres Berufs,
die seit Jahren immer wieder diskutiert und von einigen gefordert wird. Die Präsentation zeigte sehr deut-
lich, dass Versuche, eine Verkammerung durchzusetzen, derzeit wenig Aussichten auf Erfolg hätten, nicht
zuletzt deshalb, weil bei verkammerten Berufen die
jeweiligen Kammern den für sie zuständigen Ministerien unterstellt sind und es kein Ministerium gibt, das
für Dolmetscher und Übersetzer zuständig ist.
Das gemeinsame Mittagessen half uns, die vielen Informationen zu verdauen, und bot die Gelegenheit,
sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen und Leute kennenzulernen, die man nie zuvor getroffen hatte
oder bisher nur dem Namen nach kannte.
Nach dem Essen ging es für meine Gruppe in die Bundesgeschäftsstelle, die auch die BDÜ Weiterbildungsund Fachverlags GmbH beherbergt. Dörte Stielow,
Bundesgeschäftsführerin, gab uns eine kurze Führung,
bevor es dann mit dem ersten Themenblock für den
Nachmittag weiterging: Existenzgründerberatung/Erstellung gutachterlicher Stellungnahmen zur Existenzgründung. Seit meinem Amtsantritt habe ich selbst
bisher weder Anfragen von Existenzgründern erhalten
noch Gutachten für das JobCenter schreiben müssen.
Andere vertretene Landesverbände haben damit jedoch viel Erfahrung und verfügen zum Teil über etablierte Existenzgründerprogramme. Das ist etwas, das
in unserem Landesverband noch nicht existiert. Aus
eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass zahlreiche Interessenten zu unserem monatlichen Stammtisch kommen und sich dort mit erfahrenen Kollegen
austauschen bzw. Rat suchen und Informationen einholen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal Kirsten Behm von der Geschäftsstelle des LV NRW herzlich
danken. Dieser Landesverband hat auf seiner Webseite
Informationen für Existenzgründer zusammengestellt,
einschließlich Informationen über Gründercoaching in
Deutschland, und sie allen anderen Landesverbänden
zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Demnächst werden diese Informationen also auch auf unserer Webseite verfügbar sein. Es ist schön, wenn man
das Rad nicht immer neu erfinden muss!
Der Nachmittag wurde abgeschlossen mit einer Präsentation von Boss Assekuranz über Versicherungsangebote für Mitglieder.
Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen
Abendessen im Restaurant Belluci, an dem ungefähr
20 Personen teilnahmen.
Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des Datenschutzes — die allgemeine Datenschutzrichtlinie des
Bundesverbandes, die Frage, wer im Landesverband
für den Datenschutz verantwortlich ist, Regelungen
bei der Auftragsdatenverarbeitung (wenn z. B. Mitgliederverzeichnisse von einem externen Dienstleister
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 6 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
➜ Aktuelles
oder direkt von der Druckerei versandt werden) sowie
öffentliche und interne Verfahrensverzeichnisse, mit
denen ich mich bis zu diesem Vortrag überhaupt nicht
auskannte. Wir haben sehr praxisorientiert gearbeitet
und sind die einzelnen Schritte zur Erstellung eines
solchen Verzeichnisses durchgegangen, das jeder Landesverband benötigt. Letztendlich geht es darum, zu
identifizieren, welche internen Verfahren es bei uns
gibt, bei denen Daten erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, und welche Sicherheitsmaßnahmen im
Zusammenhang damit getroffen wurden. Der nächste
Schritt für mich besteht jetzt darin, diese Verzeichnisse für unseren Landesverband zu erstellen.
Nach drei Tagen Verbandsakademie hat mir angesichts der Fülle an Informationen der Kopf geraucht.
Ich habe viel gelernt, aber in den Pausen auch immer
wieder Gelegenheit gehabt, mich zu entspannen und
mich mit vielen netten Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, die ich sonst womöglich nicht kennengelernt hätte. Für die Teilnehmenden gab es je einen
dicken Ordner, in dem alle Vorträge enthalten sind.
Auf diese Weise kann ich jederzeit später, wenn ich
Fragen zu einem bestimmten Thema habe, dort noch
einmal nachschlagen — oder mich ggf. an eine meiner
Kolleginnen wenden, die ich jetzt persönlich kenne.
Es war anstrengend, aber ich habe jetzt eine Menge
Informationen, die ich mir sonst mühsam alleine hätte aneignen oder umständlich hätte erfragen müssen.
Ich hätte die Verbandsakademie nicht missen wollen.
Danke für die Organisation.
Cornelia Benson
Aus dem Verbandsleben
Foto: privat
Kann ein Übersetzer eine Übersetzung
(oder andere Dokumente) „beglaubigen“?
Einige Bundesländer geben
vor, man solle anführen, ob es
sich bei dem vorgelegten, zu
übersetzenden Dokument um
Richard Delaney
ein Original, eine beglaubigte
Kopie oder lediglich eine einfache Kopie handelt. Die
Bestätigungsformeln von Baden-Württemberg, Bayern,
Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sehen dies explizit vor (siehe hierzu die Länderübersicht
Beeidigungen, Stand 2011, im Downloadbereich des
BDÜ einsehbar).
Ich halte diese Formulierung für irreführend — nicht
zuletzt, da dadurch verstärkt der Eindruck entsteht,
dass der Übersetzer befugt wäre, rechtskräftig zu bestätigen, um was für ein Dokument es sich gehandelt
hat, bzw. die Echtheit eines solchen Dokumentes zu
bestätigen.
Bestätigung gefordert
Vor kurzem wendete sich eine Kollegin an mich, die
von ihrem Kunden gebeten worden war, sie solle bestätigen, dass es sich bei dem zur Übersetzung vorgelegten Schriftstück um ein Original handele, „da dies
auch alle anderen Übersetzer so machten“. Sie hat
dies abgelehnt, da sie (zurecht) der Auffassung war,
dass sie lediglich die Korrektheit der Übersetzung,
nicht aber die Echtheit des Originals bestätigen könne.
Um dies zu bestätigen, wendete sie sich an das zuständige Gericht, wo ihr von der Richterin folgende Antwort gegeben wurde:
„Gerne bestätige ich Ihnen, dass Sie gemäß § 142
Abs. 3 Satz 2 ZPO nur die Vollständigkeit und Richtigkeit der von Ihnen gefertigten Übersetzung einer
Urkunde bescheinigen dürfen. Die öffentliche Beglaubigung einer Abschrift, also die Bescheinigung
im Sinne von § 42 BeurkG, dass eine Abschrift mit
der Originalurkunde, von der sie genommen wurde, übereinstimmt, kann dagegen nur von dazu ermächtigten Personen durchgeführt werden. Dies sind
neben den Notaren noch die nach Landesrecht dazu
ermächtigten anderen Stellen, eine solche Ermächtigung besteht aber nicht für Übersetzer. Denn Sie
sind ausweislich Ihrer Niederschrift über die Ermächtigung vom 3. September 2010 lediglich ermächtigt
worden, die Richtigkeit und Vollständigkeit der von
Ihnen gefertigten Übersetzung einer Urkunde zu bescheinigen. Eine ausdrückliche gesetzliche Regelung,
aus der sich ergibt, dass Übersetzer nicht auch zur
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
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Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 7
➜ Aus dem Verbandsleben
Beglaubigung ermächtigt sind, existiert nicht, vielmehr ergibt sich dies aus der schon zitierten Ermächtigung in Verbindung mit § 142 Abs. 3 ZPO.“
An sich sollte es für jeden selbstverständlich sein, dass
wir als Übersetzer nicht die Rolle eines Amtes bzw. eines Notars übernehmen und insofern auch nicht befugt
sind, verbindlich festzustellen, ob es sich bei einem
uns vorgelegtem Schriftstück tatsächlich um ein Original oder lediglich um eine gute Fälschung handelt.
Wir können nur bestätigen, dass die Übersetzung mit
dem vorgelegten Ausgangstext übereinstimmt (insofern würde ich auch nie etwas anderes bestätigen,
als dass meine Übersetzung mit der von mir mit der
Übersetzung verbundenen Kopie des Ausgangstextes
übereinstimmt).
Die Tatsache, dass die Bestätigungsformeln von Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, MecklenburgVorpommern und Sachsen allerdings explizit vorsehen,
dass erwähnt wird in welcher Form der Text vorgelegen hat, führt leider häufig zu Missverständnissen.
So berichtete die oben erwähnte Kollegin, es sei ein
Amt gewesen, das die Bestätigung der Übersetzungen
nach dem Original abverlangt habe, mit der Begründung:
„Es würden alle Kollegen so machen und das Amt
hätte keine Zeit nachzuprüfen, ob es [...] bei den
Urkunden wirklich um Originale geht.“
— Das finde ich schockierend, da ein Übersetzer so
relativ leicht unbeabsichtigt zum Beihelfer bei einer
Urkundenfälschung werden könnte.
Eine andere Kollegin fragte, ob sie denn nicht auch
Kopien von Dokumenten beglaubigen könne, da sie ja
„...bei den Übersetzungen auch beglaubige, dass es
sich um ein Original handelt.“
Eine andere Kollegin erklärte einst in einem Vortrag,
dass sie darauf bestünde, dass ihr das Original für die
Übersetzung vorgelegt werde, denn schließlich müsse
sie ja bestätigen, dass es sich um ein Original gehandelt habe.
Befugnisse der Übersetzer
Es gibt sicherlich genügend weitere Beispiele, die sich
anführen ließen, wo sowohl bei Kollegen als auch bei
Kunden (ganz zu schweigen von Ämtern, die es eigentlich wirklich besser wissen sollten) Unklarheit darüber
herrscht, was für Befugnisse der Übersetzer eigentlich
hat, bzw. welchen offiziellen Charakter die Übersetzung hat und was damit genau bestätigt wird.
Wenn also bestätigt wird, dass z.B. ein „Original“ vorgelegen habe, stellt sich die Frage, ob das nicht schon
quasi eine unerlaubte Beglaubigung wäre — wozu ein
Übersetzer an sich nicht befugt ist.
Natürlich kann man den Kollegen, die an eine Bestätigungsformel in den fünf genannten Bundesländern
gebunden sind, keinen Vorwurf machen, allerdings ist
das Ganze für meinen Geschmack viel zu nah am Tatbestand der Amtsanmaßung gemäß § 132 StGB. (§ 132:
Wer unbefugt sich mit der Ausübung eines öffentlichen
Amtes befasst oder eine Handlung vornimmt, welche
nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren
oder mit Geldstrafe bestraft.)
Während sich die Kollegen in Baden-Württemberg,
Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen jedoch noch auf die ihnen vorgegebenen Formeln
berufen können, sehe ich die größte Problematik bei
Kollegen, die in einem Bundesland leben, wo keine Formulierung vorgeschrieben ist. Kunden, die bereits einmal eine „nach dem Original bestätigte“ Übersetzung
erhalten haben, erwarten so etwas und Kollegen selbst
orientieren sich im Zweifel gerne mal an den Formeln
aus anderen Bundesländern. Dies jedoch kann dann
zum Streit mit den hiesigen Gerichten führen, die ganz
klar bestätigt haben, dass die Echtheit des Originals
NICHT vom Übersetzer bestätigt werden kann.
Zusammenfassend:
•E
s ist richtig, dass ein Übersetzer nicht befugt ist,
die Richtigkeit einer Urkunde zu beglaubigen (oder
eine Abschrift davon). Dies ergibt sich unter anderem aus dem Beurkundungsgesetz sowie auch aus der
Zivilprozessordnung.
•W
as ein beeidigter/ermächtigter Übersetzer bestätigen kann, ist die Richtigkeit der Übersetzung des
ihm vorgelegten Dokumentes — egal in welcher Form
(elektronisch oder Papier, mit „Originalunterschrift“
oder als (Foto)Kopie, etc.). Deshalb empfehle ich
auch immer unbedingt den Ausgangstext untrennbar mit der Übersetzung zu verbinden (siehe hierzu auch 9.2 der Allgemeinen Leitlinie: „Wenn die
zuständigen Behörden, für welche die Übersetzung
bestimmt ist, dies fordern, ist der Übersetzung ein
vollständiges Exemplar der übersetzten Urkunde
beizuheften. Sofern das Original oder die beglaubigte Abschrift nicht beigeheftet werden soll, ist
eine Kopie des Ausgangstextes mit der Übersetzung
untrennbar zu verbinden. Manche Behörden lehnen
dies jedoch ausdrücklich ab, da sie die Unterlagen
mit ihrem eigenen Siegel verbinden.“) — wenn das
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 8 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
➜ Aus dem Verbandsleben
„Original“, das dem Gericht dann vorgelegt wird,
nicht mit dem an die Übersetzung angehängten Text
übereinstimmt, ist das dementsprechend kein Übersetzungsfehler, sondern einfach ein Betrugsversuch,
mit dem der Übersetzer nichts zu tun hat. Problematisch wird es, wenn ich als Übersetzer bestätige,
mir hätte ein Original vorgelegen, ich aber nur eine
Kopie des vorgeblichen Originals mit meiner Übersetzung verbinde und diese Übersetzung dann den
Status eines Originals haben soll.
• Die Prüfung der Echtheit eines Dokumentes (ob Original oder beglaubigte Abschrift) obliegt der Behörde, die das Dokument erhält, nicht dem Übersetzer.
Wenn ein Dokument mit den entsprechenden Apostillen versehen wird, dann muss die Echtheit der Apostillen (die die Echtheit des Dokumentes bestätigen)
ebenfalls von der Behörde begutachtet werden. Das
Gleiche gilt für beglaubigte Kopien oder Originale.
Wenn der Kunde sein Original nicht an die Übersetzung anheften lassen möchte, was verständlich ist,
dann müsste er das Original zusammen mit der Übersetzung vorlegen und das Gericht oder die Behörde
könnten vergleichen, ob sich das Original von dem
der Übersetzung angehefteten Ausgangstext unterscheidet. Vorzuziehen wäre es hier vermutlich, wenn
der Kunde erstens eine Apostille für sein Dokument
erhält, die die Echtheit des Dokumentes bestätigt,
zweitens eine beglaubigte Kopie davon anfertigen
lässt und dann drittens dem Übersetzer diese beglaubigte Kopie zur Verfügung stellt, damit diese an
die Übersetzung angeheftet werden kann. Selbstverständlich könnte auch der Übersetzer diese Schritte
für den Kunden machen (weil der erfahrene Übersetzer vielleicht eher weiß, wo die Apostille beantragt
werden muss und wo er dann eine beglaubigte Kopie
erstellen lassen kann), das müsste aber separat vergütet werden.
•
Aus den oben angeführten Gründen halte ich den
kompletten Punkt 3 der Allgemeinen Leitlinie für
überflüssig und irreführend. ALLERDINGS folgt daraus nicht automatisch, dass sich alle Kollegen, die
„nach der Originalurkunde bestätigen“, juristisch
nicht korrekt verhalten, bzw. dass die Bescheinigung
der Übersetzung nach der Originalurkunde „quasi
einer Beglaubigung“ entspräche. Die Formulierung,
die häufig verwendet wird ist, „...bestätige ich die
Richtigkeit der Übersetzung des mir im Original/in
beglaubigter Abschrift (oder Kopie)/in unbeglaubigter Abschrift (oder Kopie)/in elektronischer Form
vorgelegten Dokuments…“ (oder so ähnlich). Hiermit
wird tatsächlich nur die Korrektheit der Übersetzung bestätigt und nicht die Echtheit des Originals
etc. Dessenungeachtet ist die Formulierung meines
Erachtens irreführend, da die ausdrückliche Erwähnung der Form, in der der Ausgangstext vorgelegen
hat, zumindest impliziert, dass man sich darauf verlassen könne, dass es sich bei dem vorgelegten Dokument tatsächlich um ein(e) Original/beglaubigte Abschrift gehandelt habe. Diese Verwirrung dürfte bei
einem Gericht wohl kaum entstehen, da die Gerichte sich dessen bewusst sind, dass Übersetzer keine
Urkunden beglaubigen können; allerdings ist es für
Kunden, eventuell für Behörden und leider auch nur
allzu oft für Übersetzer selbst irreführend — nur zu
oft kommen Fragen von Übersetzern, die es eigentlich besser wissen müssten, ob sie denn auch einfach
nur eine Urkunde beglaubigen könnten etc. (ganz
zu schweigen von den noch häufiger auftauchenden
Kommentaren, dass Übersetzer darauf bestünden
das „Original“ vorliegen zu haben, denn sie müssten
ja schließlich bei der „beglaubigten Übersetzung“
bestätigen, dass es sich um ein Original gehandelt
habe...).
Richard Delaney
Referat Gerichtsdolmetschen und
Urkundenübersetzung
Zweiter Quartalsbericht 2015:
Im April gab es sechs, im Mai acht und im Juni
fünf Anfragen:
Die Themen verteilten sich dabei wie folgt: Fünf
Fragen betrafen das Vertragsrecht (einschließlich
AGB-Recht, Mängelhaftung und Wettbewerbsrecht), sechs Anfragen das Gebiet Forderungen,
vier Anfragen das Urheberrecht und / bzw. Internetrecht und Homepage, sowie zwei Anfragen
das Gesellschaftsrecht und je eine Anfrage das
Arbeits- und das Steuerrecht.
Niklas Graf von Bernstorff, LL.M.
Rechtsanwalt
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 9
➜ Aus dem Verbandsleben
Berliner Powwow — ein Klassiker seit 2003
Foto: privat
Das beliebte Übersetzertreffen bot auch in diesem Jahr wieder zahlreichen ProZ-Mitgliedern die
Gelegenheit zum Networking und Austausch mit Gleichgesinnten.
Antje Lücke und Nikola Marečková, die mit Gesang und
Klavier alte Varieté-Klassiker zum Besten gaben
Dass der Gemeinschaftsaspekt des Übersetzernetzwerks ProZ nicht nur online gelebt wird, sondern dass
auch offline ein lebendiger Austausch unter den Nutzern stattfindet, lässt sich durch die Teilnahme an einem sogenannten Powwow erfahren.
Powwows sind lokal initiierte, informelle Zusammentreffen von ProZ-Mitgliedern, die das ganze Jahr überall auf der Welt stattfinden. Bei manchen Powwows
gibt es ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, in anderen Fällen trifft man sich spontan in kleiner Runde zum
geselligen Beisammensein. Einige Veranstaltungen
dauern nur einen Nachmittag oder einen Abend, andere gehen gleich über das ganze Wochenende und es
finden neben der Hauptveranstaltung kleinere Vor- und
Nachtreffen statt.
Erst im Frühjahr fand ein solches Powwow wieder in
Berlin statt. Mehr als 55 Übersetzer und Dolmetscher
nahmen an der Veranstaltung am 16. Mai teil, darunter
auch viele BDÜ-Mitglieder. Das Berliner Powwow, auch
unter der Bezeichnung „Jahreshauptversammlung“ bekannt geworden, wird bereits seit 2003 erfolgreich von
Diplom-Dolmetscher und BDÜ-Mitglied Steffen Walter
organisiert. Über lange Jahre lief die Organisation nur
über ProZ, seit 2014 dann auch „zweigleisig“ mit einer bei Facebook eingestellten Veranstaltung, da viele
Kollegen laut Organisator Steffen Walter inzwischen
vermehrt auch andere Kanäle nutzen.
Der Veranstaltungsort war wie schon in den Vorjahren
das Lei e Lui Organic Restaurant in Berlin Moabit. Viele der Anwesenden kannten sich bereits von früheren
Zusammenkünften und so herrschte schon bei der Ankunft eine herzliche Atmosphäre, von der sich auch die
neuen Teilnehmer schnell anstecken ließen.
Nachdem man bei einem ersten gemeinsamen Getränk
die Gelegenheit genutzt hatte, sich näher kennenzulernen oder Neuigkeiten mit alten Bekannten auszutauschen, startete das thematische Rahmenprogramm mit
einem Impulsvortrag von Steffen Walter. Schwerpunkt
des Vortrags war die Fragestellung, was wirtschaftliches Arbeiten eigentlich für uns als Freiberufler heißt
und welche Regeln beachtet werden müssen, um einen
angemessenen Stundensatz zu kalkulieren. Laufende
Kosten, Geschäftsausstattung, Weiterbildung, Altersvorsorge, Urlaub, Krankheit, unproduktive Zeiten, Bildung von Rücklagen — all dies will bei der Kalkulation des Stundensatzes berücksichtigt sein. Der Vortrag
wurde von einer lebhaften Diskussion begleitet, die
anschließend bei kulinarischen Köstlichkeiten am Buffet fortgesetzt wurde. Für gute Unterhaltung sorgte die
Live-Performance von zwei Teilnehmerinnen, Antje Lücke und Nikola Marečková, die mit Gesang und Klavier
alte Varieté-Klassiker zum Besten gaben.
Anschließend gab es noch reichlich Gelegenheit zu
ausführlichem Plausch und Erfahrungsaustausch und so
dauerte das diesjährige Übersetzertreffen bis spät in
die Abendstunden. Insgesamt war es eine gelungene
und sehr kurzweilige Veranstaltung, die sicherlich im
nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden wird.
Fazit: Die Teilnahme an einem Powwow bietet eine
tolle Gelegenheit, die Menschen hinter den ProZ-Profilen von Angesicht zu Angesicht zu treffen und sich
für einen Nachmittag unter das gesellige Übersetzervolk zu mischen.
Wer mehr über die Veranstaltung erfahren möchte,
findet unter http://www.proz.com/powwows Informationen zu vergangenen und geplanten Powwows.
Christina Wieling
Dipl.-Übersetzerin für Englisch und Französisch
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 10 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
➜ Aus dem Verbandsleben
Foto: privat
Liebe Kollegen aus dem Bereich
der Sprachmittlung, liebe MitMitglieder des BDÜ LV BB
Mein Name ist Stephan Gottschalk, und ich freue mich, der
in mehrfacher Hinsicht jüngste Neuzugang im Vorstand des
LV Berlin Brandenburg zu sein;
eine neue Herausforderung, für
Stephan Gottschalk
die ich sehr dankbar bin.
Allgemein habe ich seit dem Studium mit dem BDÜ zu
tun und war je nach Standort immer wieder Mitglied
in verschiedenen Landesverbänden — vom LV Nord (damals noch Bremen und Niedersachsen) zum LV Bayern,
am Ende wieder zurück zum LV Nord und jetzt zum LV
Berlin Brandenburg.
Meine bisherige Mitarbeit war leider eher passiv geprägt, aber ich möchte mich auch gerne aktiv einbinden und die für mich passenden Aufgaben im Vorstand
des LV BB übernehmen. Ein Verein lebt eben doch
sehr von der Beteiligung aller Mitglieder und kann nur
wachsen, wenn sich jeder auf seine Weise integriert
und engagiert.
Zu meiner Person:
Ich bin Diplom-Fachübersetzer (FH) und Dolmetscher
für die Sprachen Englisch, Spanisch und Deutsch und
arbeite im allgemeinsprachlichen Bereich und auf dem
Gebiet der Technik — hier besonders im Fahrzeugund Maschinenbau; studiert habe ich im Fachbereich
Fachkommunikation, der an der Hochschule (damals
Fachhochschule) Magdeburg-Stendal angeboten wurde. Ausschlaggebend für meine Entscheidung, dort zu
studieren, waren die sehr praktische Ausrichtung des
Studiums und die für mich interessante Mischung aus
Sprache und Technik.
Gelegenheit für meine Abschlussarbeit bot sich dann
in der Technischen Redaktion der Firma Panasonic in
Holzkirchen, für die ich eine kommentierte Übersetzung eines Gerätehandbuches anfertigte.
Im Studium und in der Zeit danach ergab es sich, dass
ich insgesamt über vier Jahre in Mexiko verbringen
konnte, wo ich zunächst als Deutschlehrer in der Erwachsenenbildung und Übersetzer in verschiedenen
Instituten wie dem CENAM (dem mexikanischen Äquivalent zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt)
und bestimmten Sprachschulen tätig war, bevor ich für
den Schweizer Maschinenbauer Fässler AG als Kundenservicevertreter vor Ort im Bereich des Automobilbaus
bei Schulungen und Verhandlungen dolmetschen und
alle vor Ort anfallenden organisatorischen Tätigkeiten
delegieren konnte.
So hatte ich die Möglichkeit, über insgesamt zwei Jahre Erfahrungen direkt in der Industrie — dabei besonders im Maschinen- und Automobilbau — zu sammeln
und mehr Verständnis für die Zusammenhänge in der
Fertigung und Produktion zu entwickeln.
Wochenlange Nachtschichten direkt an der Maschine zusammen mit den mexikanischen Technikern und
Bedienern von General Motors und dem Getriebehersteller Tremec, S.A. de C.V., waren dabei besonders
hilfreich, um Technik, Mensch und Kultur besser kennenzulernen.
Und der wunderbaren Landschaft gegenüber konnte
ich mich ebenfalls sehr tolerant geben.
Derzeit bin ich als Freiberufler unterwegs und dolmetsche unter anderem bei Verhandlungen für die
spanische Firma Dover, die Presswerkzeuge für Volkswagen herstellt. Daneben erledige ich hauptsächlich
technische Übersetzungen von Handbüchern und Bedienoberflächen im Industriebereich. Außerdem bin
ich für Sprachmittlerdienste sehr gerne direkt mit dem
Kunden in Kontakt, organisiere und delegiere anfallende Arbeiten oder lerne einfach mehr über die Hintergründe der jeweils aktuellen Thematik. Ausgleich finde ich durch Wanderungen in der überraschend grünen
Umgebung unserer Hauptstadt und durch Arbeiten im
humanitären Bereich.
Die Arbeit im Vorstand des LV BB, die ich bisher nur
durch kleine Aushilfstätigkeiten kennenlernen durfte,
ist für mich sehr reizvoll, und ich möchte gerne in die
Verantwortung hineinwachsen, die sich dann durch die
Erfahrung mit der Zeit ergibt.
Ich freue mich, dabei zu sein, und ich hoffe, mich auch
bald in der Tätigkeit zu bewähren und die Erwartungen
zu erfüllen.
Herzlichst
Ihr Stephan Gottschalk
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 11
Veranstaltungen und Seminare
in Berlin und Brandenburg
➜ Seminare und Webinare
Ausführliche und aktuelle Informationen zu Seminaren
und Webinaren des BDÜ sowie die Möglichkeit, sich anzumelden, finden Sie unter seminare.bdue.de.
➜ Stammtische und Jour fixe
Die nächsten Berliner Stammtische finden am 7. August und 9. September 2015 im Leonhardt, Stuttgarter Platz 21 in Charlottenburg (S Charlottenburg/U
Wilmersdorfer Straße) ab 19 Uhr statt.
Der Brandenburger Stammtisch findet regelmäßig im
Eiscafé Venezia, Steinstraße 28, in Brandenburg an
der Havel statt.
Kontakt: Kristin Ahlborg,
[email protected]
Englisch – jeden zweiten Montag im Monat
20 Uhr im Max & Moritz, Oranienstraße 162 in
Kreuzberg
Anmeldung bei Christiane Schott-Hagedorn,
[email protected] oder
Katrin Harlaß, [email protected]
Italienisch – unregelmäßig
Kontakt: Sigrid Vagt (Tel. 030 313 18 45) oder
Martina Kempter (Tel. 030 784 82 13)
➜ Messen in der Region
IFA Berlin - Consumer Electronics Unlimited
4. bis 9. September 2015
Ort: Berlin
Nähere Infos unter: www.ifa-berlin.de
Der Jour fixe der DolmetscherInnen in Berlin findet
an jedem ersten werktäglichen Donnerstag eines ungeraden Monats ab 19 Uhr im Max & Moritz, Oranienstraße 162 (U Moritzplatz/Kottbusser Tor, Bus M29)
statt. Nächste Termine: 3. September und 5. November 2015
CMS Berlin 2015 - Cleaning.Management.Services.
Internationale Fachmesse für Reinigungssysteme,
Gebäudemanagement und Dienstleistungen
22. bis 25. September 2015
Ort: Berlin
Nähere Infos unter: www.cms-berlin.de
Die Termine und Veranstaltungsorte der Stammtische
und des Jour Fixe können Sie jederzeit über die Website (www.bdue-berlin.de) in Erfahrung bringen.
MEDCARE
Kongress mit Fachausstellung für klinische und
außerklinische Patientenversorgung
30. September bis 1. Oktober 2015
Ort: Leipzig
Nähere Infos unter: www.medcare-leipzig.de
➜ Stammtische für Literaturübersetzer
Französisch – jeden dritten Montag im Monat
Anmeldung bei Caroline Gutberlet,
[email protected]
Russisch – jeden zweiten Monat am vierten Montag
Anmeldung bei Valerie Engler,
[email protected]
Polnisch – unregelmäßig
Treffpunkt ist die Buchhandlung buch|bund, Sanderstraße 8 in Berlin-Neukölln (nahe U-Bahnhof Schönleinstraße).
Anmeldung bei Dorota Stroinska,
[email protected]
HIVOLTEC
Fachmesse für Hoch- und Mittelspannungstechnik
28. bis 30. Oktober 2015
Ort: Leipzig
Nähere Infos unter: www.hivoltec.com
Weitere Termine von Messen in der Region können Sie
beispielsweise unter www.messe.de, www.messeberlin.de, www.leipziger-messe.de, www.hannovermesse.de oder www.messen.de recherchieren.
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 12 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
Rede von Bundespräsident Dr. h. c. Joachim Gauck
Würdigung von literarischen Übersetzerinnen und
Übersetzern am 27. Mai 2015 in Berlin:
Beim festlichen Abend im Schloss Bellevue nannte Gauck die literarische Übersetzung „Voraussetzung für Toleranz und Weltoffenheit“. Zugleich forderte er mehr Wertschätzung für Übersetzerinnen und Übersetzer.
Foto: Denzel, Jesco,
© Presse- und Informationsamt der
Bundesregierung
Die literarischen Anspielungen
zum Thema Übersetzen noch im
Ohr, kann ich es mir nicht verkneifen, auf eine kleine — wenn
Sie so wollen — theologische
Pointe im zitierten Faust-Monolog hinzuweisen, die meiner
Kenntnis nach viel zu wenig beachtet wird.
Als Faust seine Übersetzung des
Joachim Gauck,
ersten Satzes aus dem JohanBundespräsident
nesprolog, wie er meint, mit
der Bundesrepublik
der Formulierung „Im Anfang
Deutschland.
war die Tat!“ endlich gefunden hatte — genau in diesem
Moment, da suchte ihn der Teufel heim! Oder besser
gesagt: Der zugelaufene Pudel übersetzt sich selbst —
und wird Mephisto: des „Pudels Kern“!
Das ist — wie alles in diesem grandiosen Werk — natürlich kein Zufall. Goethe weiß, dass derjenige, der
aktionistisch die Tat als Anfang, als Prinzip von allem
bestimmt, schon auf einer abschüssigen, ja letztlich
teuflischen Bahn sich befindet. Was so beginnt, das wissen wir alle, endet am Schluss, im Faust II, bekanntlich
mit einer Weltgestaltung, die von Weltzerstörung nicht
mehr zu unterscheiden ist.
Nein, der „Logos“ aus dem Johannesevangelium ist
nicht die Tat, er ist das Wort, er ist die Sprache, der
Sinn, der geistige und geistliche Weltzusammenhang,
die Ordnung des Kosmos: Im Anfang war der Logos.
Wo wir schon beim Griechischen sind, kann man noch
darauf hinweisen, dass der griechische Name für den
Teufel, für den Mephisto „Diabolos“ ist, und das ist der
große „Durcheinanderbringer“, der Feind und Vernichter jeder Ordnung, der Zerstörer jedes Sinnes.
Mit dieser Bezeichnung wäre der Teufel auch der Gegner der Übersetzer — die ja gerade Zeugen dafür sind,
dass es überhaupt Sinn gibt, also auch Entsprechung
zwischen einander zunächst fremden Strukturen. Dass
es eine entschlüsselbare Bedeutung des auf den ersten
Blick Unverständlichen gibt. Dass sich wahrscheinlich
jedes bedeutungsvolle Sprachphänomen sinnvoll in ein
anderes bedeutungsvolles Sprachphänomen übersetzen lässt.
Wer übersetzt, der hat eine Ahnung und gibt letztlich
eine Ahnung davon, dass etwas die Welt als ganzes
im Innersten zusammenhält. Und wenn Sie so wollen,
ist allein die Tatsache, dass es Übersetzung gibt, dass
Übersetzung möglich ist, der Beweis dafür, dass es einen allem Sein zugrundeliegenden, allen sich sprachlich artikulierenden Wesen erreichbaren und einsehbaren Sinn gibt.
Mit Kant zu sprechen: Die sinnvoll strukturierte, verstehbare und sagbare Welt ist die notwendige Bedingung der Möglichkeit dafür, dass so etwas wie Übersetzung überhaupt gelingen kann. Folgen wir diesem
Gedanken, dann sind Übersetzer also gleichzeitig Zeugen und Vollstrecker einer sprachlichen Metaphysik.
Ich kann es natürlich auch etwas einfacher sagen.
Dann würde der Satz heißen: Wir können einander verstehen. Aber was so einfach klingt, ist doch eigentlich,
wenn es denn geschieht, jedes Mal ein Wunder. Wir
können einander verstehen: Das ist die zentrale philosophische Bedeutung von Übersetzung, die aber gerade heute auch ungemein politische Bedeutung hat.
Wir reden oft und manchmal zu schnell vom Kampf der
Kulturen und vom Aufeinanderprallen der Zivilisationen — und wir meinen täglich Beispiele dafür zu erleben, dass verschiedene Welten und ihre Bewohner sich
mit Verständnislosigkeit oder sogar mit Unverstand gegenüberstehen. Dagegen aber sagt jede Übersetzung,
sagt das Phänomen der Übersetzung selbst: Doch, wir
können uns verstehen! Und mögen wir auch Fremdheit
empfinden — es gibt keine absolute Fremdheit, kein
absolutes Nicht-Verstehen, wo immer Menschen sprechen, wo immer Menschen sich ausdrücken.
Diese philosophische und politische Bedeutung steht
nun oft in krassem Gegensatz zum Mangel an Wertschätzung für diejenigen, deren tägliches Handwerk
das Übersetzen ist. Darum sollen Sie heute im Mittel-
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 13
➜ Rede von Bundespräsident Dr. h. c. Joachim Gauck
punkt stehen, die literarischen Übersetzerinnen und
Übersetzer, aber auch die Dolmetscher vom Sprachendienst, von denen einige unter uns sind, Sie alle, die
dafür sorgen, dass wir uns nicht nur theoretisch verständigen könnten, sondern auch tatsächlich und praktisch verstehen.
Aber immer noch gilt für eine große Zahl von Übersetzern, was Bundespräsident Roman Herzog 1997 sagte:
„Das Verdienst und der ‚Verdienst’, den sie dafür erhalten, steht in keinem gerechten Verhältnis zueinander“. Ich denke, da können wir Roman Herzog in aller
Ruhe zustimmen.
Wir werden das durch diesen heutigen Abend nun nicht
fundamental ändern. Das könnten wir noch so sehr
wollen, aber das wird uns nicht gelingen. Aber dieser
Abend soll ein großer Dank sein, den die Gesellschaft
Ihnen, den Übersetzerinnen und Übersetzern, schuldet, und ich möchte diesen Dank an diesem Abend
wenigstens einmal symbolisch zum Ausdruck bringen
– und vielleicht kann er ja ein Schritt weiter auf dem
Weg sein, der zur besseren, auch ökonomischen Anerkennung des Dienstes und des Verdienstes der Übersetzer führen mag. Ich weiß, dass hier seit Jahren intensiv
gerungen wird und ich wünsche allen Bemühungen Erfolg, die dazu beitragen, dass diejenigen, die uns die
Lektüre fremdsprachiger Literatur ermöglichen, auch
weiterhin gut in der Lage sind, diese wertvolle Aufgabe zu erfüllen.
Dass wir die Möglichkeit erhalten, uns geistig in anderen Kulturen zu bewegen als wären diese Kulturen
unsere eigene Welt. Es gibt keine wichtigere Voraussetzung für Toleranz und Weltoffenheit als die elementare geistige Disposition, sich dem Anderen, sich dem
Fremden öffnen zu können. Da jeder von uns, auch bei
großer Begabung und bei noch so großer Anstrengung
immer nur ein kleines Reservoir an fremden Sprachen
selber beherrschen kann, sind wir auf gute Übersetzungen angewiesen.
Dazu kommt: Übersetzen hilft uns, nicht nur das Andere, sondern doch eigentlich auch uns selbst besser zu
verstehen und differenzierter auszudrücken. Die Übersetzung öffnet uns den Blick in einen „fernen Spiegel“.
Die große Tradition des deutschen Übersetzens, ich
erwähne die Übersetzung antiker Texte durch Johann
Heinrich Voss oder Schleiermacher, die Bibelübersetzung Martin Luthers, die Shakespeare-Übersetzungen
von Tieck und Schlegel, diese große Tradition hat in
der deutschen Sprache und damit in unserem Denken
und unserer Kultur immer wieder neue Begriffe erschaffen, neue Ausdrucksmöglichkeiten und dadurch
neue Weisen des Selbst-und Weltverständnisses.
Übersetzung bedeutet oft „Sprachgewinn“ — und das
ist eben nichts anderes als „Wirklichkeitsgewinn“. Je
höher die Übersetzungskultur war und ist, desto reicher und lebendiger wurde und wird das Deutsche
selbst.
Übersetzung ist auch Handwerk, Knochenarbeit, wie
viele Übersetzer sagen. Bevor Begriffe wie „Kulturvermittlung“ oder „Brückenbauen“ ins Spiel kommen
können, da steht die handwerkliche Arbeit am einzelnen Wort, am Satz, am Abschnitt, am Buch. Bevor das
Andere uns als verständlich vor Augen treten kann,
muss der Übersetzer, die Übersetzerin Wörterbücher
wälzen, Tageszeitungen lesen, Sprachgeschichten studieren, Autoren-Welten erlesen und verinnerlichen.
Übersetzer müssen Sprachspiele verschiedener Milieus, Schichten, Berufswelten erkennen. Wie spricht
eine Salondame im Juli 1830 in Paris, wie spricht ein
russischer General 1943 vor Stalingrad, wie spricht ein
Wall-Street-Broker 1987 und wie 2007, wie klagt eine
Palästinenserin in Bethlehem 2012? Und wie würden
sie alle auf Deutsch geredet haben oder reden? Und in
welchem Deutsch sollen sie reden, im heutigen oder in
dem ihrer Zeit?
Die hellhörige Genauigkeit, die Leidenschaft für die
Vielfarbigkeit der Ausdrucksweisen, die souveräne
Kennerschaft des sprachlichen Atlas einer fremden
Kultur: Das alles zusammen sorgt dafür, dass wir wirklich gute Übersetzungen bekommen. Nur so bewahren
uns die guten Übersetzer vor der alles nivellierenden
globalen Einsprachigkeit.
Wenn Esther Kinsky davon spricht, dass man sich auf
die „Andersnamigkeit“ der Welt einlassen muss, dann
finde ich das einen sehr, sehr schönen Begriff für diese
Arbeit, die ich mir als schwierig und schön zugleich,
als einerseits anstrengend und frustrierend und andererseits unendlich beglückend und immer wieder
beschenkt von Einsicht und Gelingen vorstellen kann
— auch im Aushalten von Fremdheit und scheinbar Unübersetzbarem.
Der Übersetzer arbeitet auf eigene Verantwortung.
Wenn es auch viel kollegialen Austausch gibt, zum Beispiel in so einer verdienstvollen Einrichtung wie dem
europäischen Übersetzerkolleg in Straelen, so bleibt
der Übersetzer am Ende doch ein Hochseilartist, der
allein balancieren muss, allein, auf eigene Gefahr.
Ich freue mich jetzt, dass wir heute Abend hier im
Schloss Bellevue eine ganze Reihe dieser Artistinnen
und Artisten haben, dazu natürlich auch Vertreter von
Institutionen, die diesen Einzelnen ihr Geschäft erleichtern — ich hoffe, immer nur erleichtern und nicht
erschweren. Einige kommen gleich — exemplarisch —
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Seite 14 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015
➜ Rede von Bundespräsident
Dr. h. c. Joachim Gauck
zu Wort, die dann noch gesondert vorgestellt werden.
Mir bleibt es jetzt, Denis Scheck ganz herzlich zu begrüßen und ihm zu danken, dass er uns durch diesen
Abend führen wird. Seine Leidenschaft für gute Literatur schließt auch die Leidenschaft für gute Übersetzungen ein — und darum freue ich mich, dass er heute
hier ist.
Ich muss jetzt noch einmal zurück zur Theologie kommen, der im Übrigen vielleicht anspruchsvollsten Übung
im Übersetzen, denn hier soll ja göttliches Wort, das
heißt Mysterium, letztlich Unsagbares in menschliche
Sprache gebracht werden: Als die Bibel beschrieb, wie es nach dem Turmbau zu
Babel zur Verwirrung der Sprachen kam, da wurde diese Multiplikation der Sprachen eindeutig als Übel, als
Strafe begriffen — und keineswegs als Startschuss für
eine allseits bereichernde multikulturelle Vielfalt.
Die Aufspaltung in verschiedene Sprachen und Kulturen wird geradezu als Phänomen der Gottesferne, der
menschlichen Hybris erzählt — und später, viel später,
im Neuen Testament, wird dann das Einander-Verstehen der Fremden, jenes Pfingstwunder der Kommunikation, als Zeichen für das Wirken göttlicher Gegenwart begriffen.
Wenn Sprache und Verstehen eine so herausragende,
an die Präsenz des Göttlichen rührende Qualifikation
zugeschrieben wird, dann, ja dann wissen wir, was
Übersetzer auch sind: Boten einer Welt, in der man
sich verstehen kann — oder, so Gott will — versteht.
Sie aber, die Übersetzerinnen und Übersetzer, warten nicht auf ein Wunder. Sie wissen, dass pfingstliche
Feuerzungen selten sind. Deswegen machen sie sich an
die Arbeit, Tag für Tag. Geduldig, unbeirrt bringen sie
fremde Welten in unsere schöne deutsche Sprache —
und machen sie dadurch noch schöner. Oder sie tragen
Gedanken aus unserer Sprache hinaus in eine andere.
Und uns allen schenken sie Tag für Tag ein Stück neuen
Verstehens, neuer Perspektive, neuer Welt.
Das brauchen wir!
Und deshalb mit Begeisterung und aus vollem Herzen:
danke!
Ein herzliches Willkommen
unseren Neumitgliedern
Zhanna Babushkina
Konferenzdolmetscherin (M. A.),
Philologin, Germanistin
Russisch, Deutsch, Englisch
Martina Barwanietz
Staatlich geprüfte Übersetzerin, Státní zkouška
(Staatsexamen)
Tschechisch, Deutsch
Laura Broo
M.A. Konferenzdolmetscherin, Licenciada en
Traducción e Interpretación
Deutsch, Spanisch, Katalanisch, Englisch,
Französisch
Lindsay Condit Marshall
M. A. Translation Theory and Practice
Englisch, Deutsch
Eman EI Sherbiny Ismail
Laurea Mediazione Linguistico Culturale, Laurea
Magistrale inInterpretariato e Traduzione
Italienisch, Englisch, Französisch
Stephan Gottschalk
Staatlich anerkannter Diplom-Fachübersetzer
(FH)
Deutsch, Englisch, Spanisch
Carola Grobler
Übersetzerin
Deutsch, Englisch, Afrikaans
Claudia Hahn
Diplom-Übersetzerin
Deutsch, Englisch
Salam Hanoun
Übersetzerin
Arabisch, Deutsch
Herausgegeben vom Presse- und Informationsamt
der Bundesregierung
Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
Rundbrief Berlin-Brandenburg
Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 15
Ein herzliches Willkommen
unseren Neumitgliedern
Adriana Netz
Diplom-Übersetzerin
Deutsch, Spanisch, Französisch
Valentina Vighetti
Diploma di Mediatore Linguistico
Italienisch, Deutsch, Englisch
Christina Wieling
Diplom-Übersetzerin (FH), PR-Managerin in der
Unternehmenskommunikation
Deutsch, Englisch, Französisch
Sabine Woszidlo
Diplom-Übersetzerin
Deutsch, Englisch, Französisch
Yi-Chun Yeh-Meerkamp
Dolmetscherin und Übersetzerin,
M.A. Politikwissenschaften, Anglistik, Sinologie
Chinesisch, Deutsch
Geschäftsstelle:
Bundesverband der Dolmetscher und
Übersetzer e. V. (BDÜ)
Landesverband Berlin-Brandenburg e.V.
Kurfürstenstraße 114
10787 Berlin
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Fax: +49 30 3996731
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Internet: www.bdue-berlin.de
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Redaktionsteam: Zehra Kübel, Sandra Schlums,
Annett Wendschuh, Christin Wienhold
E-Mail: [email protected]
Gestaltung: www.plus-kommunikation.de
ISSN 1430-8215
Erscheinungsweise: 4 x jährlich
Diese Ausgabe wurde redaktionell abgeschlossen
am 12. Juni 2015.
Redaktionsschluss der nächsten Ausgabe ist am
11. September 2015.
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Stand: Januar 2013
Der Landesverband hat 905 Mitglieder, die überwiegend in Berlin und Brandenburg ansässig und
tätig sind. Mit dem Rundbrief Berlin-Brandenburg
informiert der BDÜ LV Berlin-Brandenburg e. V.
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der Ausbildung und der praktischen Tätigkeit als
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Themen, insbesondere wirtschaftliche, rechtliche
und praktische Aspekte sowie die Arbeit des Landesverbandes Berlin-Brandenburg.
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