Inhalt Rundbrief Berlin-Brandenburg Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 | Juli 2015 | ISSN 1430-8215 2 Editorial Titelbild 3Aktuelles Vom Landesverband Berlin-Brandenburg In eigener Sache 4Aktuelles Aus dem BDÜ Bundesverband 6 Aus dem Verbandsleben Kann ein Übersetzer eine Übersetzung (oder andere Dokumente) „beglaubigen“? Zweiter Quartals-bericht 2015 Berliner Powwow — ein Klassiker seit 2003 Vorstellung Stephan Gottschalk 11 Veranstaltungen und Seminare in Berlin und Brandenburg 12 Rede von Bundespräsident Dr.h.c. Joachim Gauck Würdigung von literarischen Übersetzerinnen und Übersetzern am 27. Mai 2015 in Berlin 14 Neumitglieder 15 Geschäftsstelle Impressum Foto: Sandra Schlums www.bdue-berlin.de Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e.V. (BDÜ), Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 2 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 Editorial Foto: privat Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserinnen und Leser! Auch in dieser Ausgabe werden Sie über unser Verbandsleben informiert. Unsere langjährigen Mitglieder Dörte Stielow und Cornelia Benson berichten über ihre Teilnahmen am Hauptstadtkongress bzw. an der Verbandsakademie. Aber auch unser Neumitglied Christina Wieling bereichert diese Ausgabe. Zehra Kübel Sie macht neugierig und berichtet über das Übersetzertreffen ProZ-Powwow in Berlin. Ich würde mich freuen, wenn auch andere Mitglieder ihrem Beispiel folgen und den Rundbrief mit eigenen Beiträgen noch spannender gestalten. Deshalb gibt es diesmal einen ersten Preis für das schönste bis zum nächsten Redaktionsschluss eingereichte Foto zu gewinnen. Hierzu ein erneuter Aufruf unseres Rundbrief-Team-Mitglieds Sandra Schlums. Kennen Sie als Übersetzerin oder Übersetzer auch die leidige Diskussion mit Kunden, dass Sie nicht nur die Vollständigkeit und Richtigkeit Ihrer Übersetzung bestätigen sollen, sondern auch, dass es sich um ein Orginaldokument handelt? Richard Delaney gibt einen ausführlichen Überblick in die Rechtslage. Sehr zu empfehlen! Nun noch eine sehr gute Nachricht. Wir haben einen Schriftführer gefunden! Er heißt Stephan Gottschalk und stellt sich in dieser Ausgabe vor. Doch leider müssen wir in unserer zukünftigen Vorstandsarbeit auf unsere sehr engagierte Mitstreiterin Temenuga Wegner, die das Referat Community Interpreting hat, verzichten. So sind wir auf der Suche nach einem Mitglied unseres Verbandes, das bereit ist, sich für die Belange von uns Dolmetschern und Übersetzern im Bereich von Behörden und Krankenhäusern einzusetzen. Ich hoffe, dass auch dieser Aufruf Begeisterung für die Vorstandsarbeit und die Möglichkeit, sich einen tieferen Einblick in das Zentrum des Verbandes zu verschaffen, hervorruft. Zu groß war der Name, war der Verlust eines großen Übersetzers, um einen Verfasser für einen Artikel über ihn zu finden. Dennoch möchte ich diese Koryphäe unserer Profession nicht unerwähnt lassen: Harry Rowohlt. Als er auf Reise ging, sein irdisches Leben zurückließ, hinterließ er uns auch viele seiner wortgewaltigen Schätze. Seine Originalität und seine auf den Punkt gebrachten Witze werden uns noch lange nicht nur zum Schmunzeln bringen. Herzlichen Dank! Viel Spaß beim Lesen des Rundbriefs! Zehra Kübel Referentin Rundbrief Berlin-Brandenburg Titelbild: Dieses possierliche Wesen ist mir in Brandenburg/Havel vor die Linse gehüpft, als ich mir einen ersten Eindruck von der diesjährigen Bundesgartenschau machen wollte. Denjenigen, die in der heimischen Fauna nicht so bewandert sind, sei gesagt: Es handelt sich um ein — hier: äußerst zutrauliches — Exemplar eines Wilden Waldmopses. Sein Züchter, übrigens ein bekannter Sohn Brandenburgs, zeichnete auch bereits für die inzwischen leider vom Aussterben bedrohte Steinlaus (Petrophaga lorioti) verantwortlich. Mops-Liebhabern empfehle ich das kleine Informationspodest direkt neben der Kirche St. Johannis, das — anschaulicher, als jeder Biologieunterricht es könnte — darlegt, wie der Wilde Waldmops zu seinem schaufelartigen Gehörn gekommen ist. Wer sich anschließend zum Ausgleich auch der brandenburgischen Flora widmen möchte, besuche unbedingt die in der Kirche gezeigten Blumenschauen (Wechselausstellungen bis Oktober 2015). Ich verspreche Ihnen ein Fest für die Sinne! Sandra Schlums Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 3 Aktuelles Vom BDÜ-Landesverband Berlin-Brandenburg Temenuga Wegner Neuer Schriftführer im Vorstand Liebe Mitglieder, ich freue mich, dass der Vorstand nach langem Suchen mit Stephan Gottschalk ein engagiertes Mitglied des Verbandes gefunden hat, der sich für die Arbeit im Vorstand des BDÜ LV BB interessiert und bereit ist, die Schriftführung im Vorstand des BDÜ LV Berlin-Brandenburg zu übernehmen. Stephan Gottschalk wurde vom Landesverband Bremen-Niedersachsen nach Berlin überwiesen und vom Vorstand bereits vorläufig in den Vorstand kooptiert, doch wird die Kooptierung erst mit der endgültigen Übernahme in unseren Landesverband zum 1. Juli 2015 wirksam. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit mit unserem neuen Vorstandskollegen. Peter Krachenwitzer Erster Vorsitzender Und seid ihr nicht willig, so ködern wir halt! INHaLt Berliner Rund brief 2 Editorial Nr. 151 Wir sind für Sie da! aktuelles Heft Nr. 2/2014 ISSN 1430-8215 4 Mitgliederv ersammlung des Bundesverbandes 5 Neue Mitglieder im Vorstand 6 Mitgliederv ersammlung des Landesverbandes 8 Wohin entwickelt sich unser Beruf? Quo vadis, translator? 10 Dolmetsche r in afghanistan Europäisches Mahnverfahren 11 Jahresabsch luss Haushaltsplan und 12 Veranstaltu ngen und Seminare 14 Dolmetsche r und Übersetzer in Brandenburg a. d. Havel Neumitglieder 15 Impressum Vor dem Hintergrund, den regionalen Charakter des Rundbriefs Berlin-Brandenburg künftig noch stärker zu betonen, entschied das Redaktionsteam, dass mehr Fotos mit regionalen Motiven nötig seien. Daher bat ich Sie, liebe Mitglieder, im letzten Heft (2/2015) um Ihre Mithilfe. Leider war der Rücklauf unseres Foto-Aufrufs bescheidener als erwartet. Da ich noch immer der Meinung bin, dass sich im Fotoarchiv unserer Leserinnen und Leser zahlreiche Schnappschüsse verbergen, die Berlin und Brandenburg aus einer sehenswerten Perspektive zeigen, erlaube ich mir, unseren Aufruf noch einmal zu wiederholen. Wenn Sie ein Foto besitzen, bei dem Sie sagen: „Ja, das ist typisch Berlin/Brandenburg.“, würden wir uns freuen, wenn Sie es mit uns teilen. Dabei ist es egal, ob das Foto einen Ort, ein Gebäude, eine Person oder eine Kuriosität zeigt. Wichtig ist nur, dass die von uns gewünschte „Regionalität“ gegeben ist. Wenn Sie ein solches Bild besitzen, dann schicken Sie uns doch bitte eine E-Mail an [email protected]. Das Redaktionsteam lost unter allen Einsendungen einen Gewinner aus. Als Preis winkt eine Eintrittskarte für die diesjährige Bundesgartenschau, mit der bis zum 11. Oktober 2015 alle fünf BUGA-Standorte je einmal besichtigt werden können. Ich hoffe auf Ihre rege Teilnahme an unserem Gewinnspiel, auf spannende Fotos … und darauf, dass ich den Erlkönig beim nächsten Mal nicht originalgetreu zitieren muss! Foto: A. Wendschuh www.bdue-be rlin.de Bundesverband der Dolmetsch er und Übersetze inHaLt r e.V. (BDÜ), RundbRief Berlin-Brandenburg Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. nr. 1 | Heft nr. 1/2015 | Januar 2015 2 editorial neujahrsgruß 3 datenaktualisierung aktuelles 4 aktuelles 5 Rechenschaftsbericht erster Vorsitzender 6 Rechenschaftsbericht Zweite Vorsitzende und Geschäftsführerin 8 Rechenschaftsbericht Schatzmeister 10 Rechenschaftsbericht Veranstaltungen 11 Rechenschaftsbericht Community interpreting 12 Rechenschaftsbericht Gerichtsdolmetschen und urkundenübersetzung 14 Rechenschaftsbericht Schriftführung Rechenschaftsbericht Öffentlichkeitsarbeit 15 Rechenschaftsbericht fortbildung 16 Rechenschaftsbericht berliner Rundbrief 17 bericht Kanzlei bernstorff & Kollegen 19 Veranstaltungen in berlin und brandenburg 21 neumitglieder Geschäftsstelle impressum www.bdue-berlin.de e.V. (bdÜ), Landesverband berlin-brandenburg e.V. Übersetzer bundesverband der dolmetscher und ndenburg RundbRief Berlin-Bra inHALt | April 2015 | iSSn 1430-8215 nr. 2 | Heft nr. 2/2015 2 editorial b-b-Paparazzi 3 Aktuelles die Arbeitgruppen des Landesverbandes berlin-brandenburg 4 Aktuelles Aus dem bdÜ bundesverband 5 bericht über die Mitgliederversammlung des LV berlinbrandenburg e.V. 8 neue Mitglieder im Verband 11 Seminar über Vertragsgestaltung für dolmetscher und Übersetzer Veranstaltungen und Seminare in berlin und brandenburg 13 Jahresabschluss 2014 und Haushaltsplan 2015 14 neumitglieder Geschäftsstelle impressum www.bdue-berlin.de bundesverband der dolmetscher und Übersetzer e.V. (bdÜ), Landesverband Sandra Schlums Wussten Sie schon, … ... dass Frauen des Jahrgangs 1978 die größte Gruppe in unserem Landesverband stellen (nach Jahrgang und Geschlecht)? Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. berlin-brandenburg e.V. Foto: Annett Wendschuh Liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, leider ist es mir aufgrund einer persönlichen Umstellung nicht möglich, meine Vorstandsfunktion für das Referat Community Interpreting weiter auszuüben. Aus diesem Grund suche ich eine Kollegin oder einen Kollegen, der bzw. die die von mir angefangene Arbeit für den Rest der laufenden Amtszeit fortsetzen könnte und sich ggf. sogar im nächsten Jahr für das Vorstandsamt zur Wahl stellen möchte. Im Referat Community Interpreting setzen wir uns für die Verbesserung der Arbeitsbedingungen und für eine leistungsgerechte Honorarhöhe der Dolmetscherinnen und Dolmetscher ein. Durch die ständig steigenden Migrantenzahlen wächst im gesamten Bundesgebiet — und insbesondere hier in Berlin — der Bedarf an Dolmetschleistungen in Krankenhäusern und bei Behörden. Es ist also notwendig, Regelungen zu erarbeiten, die uns die Position auf diesem Markt sichern. Ich würde mich freuen, wenn der oder die eine oder andere Interesse daran hat, dieses spannende Referat zu übernehmen. Nähere Informationen erhalten Sie sowohl bei mir ([email protected]) als auch bei allen anderen Mitgliedern des Vorstands. In eigener Sache Foto: Annett Wendschuh Referat Community Interpreting sucht Nachfolger Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 4 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 ➜ Aktuelles Aus dem BDÜ Bundesverband Stand des BDÜ auf dem Hauptstadtkongress Der BDÜ engagiert sich auf dem Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit Zum zweiten Mal nahm der BDÜ gemeinsam mit der BDÜ Weiterbildungs- und Fachverlagsgesellschaft mbH und dem BDÜ Landesverband Berlin-Brandenburg mit einem Stand am Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit teil. Der Kongress vereint die Fachveranstaltungen „Hauptstadtforum Gesundheitspolitik“, den „Managementkongress Krankenhaus, Klinik, Rehabilitation“, den „Deutschen Pflegekongress“ und das „Deutsche Ärzteforum“. In diesem Jahr kamen 8.150 Gesundheitspolitiker, Vertreter aus Pflege und Medizin sowie Manager aus Kliniken, Gesundheitsunternehmen und Verbänden im Berliner CityCube zusammen, um aktuelle und künftige Entwicklungen im Gesundheitswesen zu diskutieren.* Vom 10. bis 12. Juni 2015 nutzten wir die Gelegenheit, um das anwesende Fachpublikum auf den Einsatz qualifizierter Dolmetscher und Übersetzer im Gesundheitswesen aufmerksam zu machen, um die Fachliste „Medizin, Pharmazie und Medizintechnik“ sowie die Broschüre „Qualitätssicherung beim Dolmetschen im Gesundheitswesen“ zu verteilen und um den Verband sowie die Leistungen seiner Mitglieder vorzustellen. Den Mitgliedern und Vorstandskolleginnen und -kollegen unseres Landesverbands Berlin-Brandenburg danke ich sehr herzlich für den Einsatz beim Standdienst sowie dem Vorbereitungsteam, u. a. Peter Krachenwitzer und Mirka Kozak, für die hervorragende Zusammenarbeit. Dörte Stielow Seit 1. Mai 2015 gelten neue Nutzungsbedingungen für unser verbandsinternes Onlineforum MeinBDÜ. Die Mitglieder unseres Landesverbandes wurden am 30. April 2015 per E-Mail über die neuen Bedingungen informiert. Die Nutzung von MeinBDÜ ist seit Inkrafttreten der neuen Bedingungen erst nach ihrer Anerkennung möglich. Beim Einloggen auf MeinBDÜ erfolgt eine automatische Weiterleitung zu den Bedingungen, sofern das Mitglied sie noch nicht akzeptiert hat. Die Nutzungsbedingungen enthalten Regeln über die angemessene Kommunikationsform im Forum, die sogenannte „Netiquette“, sowie Bestimmungen über die Verwendung von dort geposteten Inhalten außerhalb des Forums und Maßnahmen bei Missachtung der Nutzungsbedingungen. Sie wurden bei der Mitgliederversammlung des BDÜ Bundesverbandes im April in Marburg beschlossen. Verbandsakademie des BDÜ — vom 7. bis 9. Mai 2015 in Berlin Im letzten November fand erstmals die Verbandakademie des BDÜ statt, organisiert vom Bundesverband des BDÜ. Die Verbandsakademie richtet sich an aktuelle oder potenzielle Funktionsträger der Landesverbände. Im November wurde sie für die Ersten und Zweiten Vorsitzenden und die Zuständigen für Presse-/Öffentlichkeits- Cornelia Benson arbeit angeboten, im Mai noch einmal für die Ersten und Zweiten Vorsitzenden, die Zuständigen für Weiterbildung und die Geschäftsführer/Geschäftsstellenleiter. Das Ziel der Verbandsakademie besteht darin, den jeweiligen Funktionsträgern wichtige Informationen für ihren Verantwortungsbereich sowie zum BDÜ insgesamt zu vermitteln und damit möglichst zu einer Vereinheitlichung der jeweiligen Abläufe in den Landesverbänden beizutragen. Gleichzeitig soll die Verbandsakademie Mitgliedern, die für ein Amt im Vorstand eines Landesverbandes kandidieren möchten, die Scheu davor nehmen, indem sie ihnen die Möglichkeit bietet, sich vorab zu informieren, was ein solches Amt beinhaltet. Da ich seit Ende Januar nicht nur Zweite Vorsitzende, sondern auch Geschäftsführerin des LV BB bin, habe ich * Quelle: www.hauptstadtkongress.de und Newsletter HSK vom 16.06.2015 Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Foto: Kalk Foto: Denise Mallon Nutzungsbedingungen für MeinBDÜ Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 5 ➜ Aktuelles diesmal bei der Verbandsakademie die Veranstaltungen für Geschäftsführer/Geschäftsstellenleiter besucht. Wegen des Bahnstreiks konnten einige angemeldete Teilnehmer nicht nach Berlin kommen, sodass unsere Gruppe nur aus sieben Personen bestand. Das hat uns andererseits einen regen Austausch ermöglicht. Sehr interessant fand ich, festzustellen, wie die Aufgaben der Geschäftsführung/Geschäftsstelle in den einzelnen Landesverbänden ausgeführt werden. Unter den sieben Frauen in meiner Gruppe war ich die einzige, die die Doppelfunktion Vorstandsmitglied/Geschäftsführung bekleidet. In den anderen vertretenen Landesverbände. gab es teils angestellte Geschäftststellenleiterinnen — in Bayern gibt es dafür z. B. eine Vollzeitkraft — teils Ehrenamtler. Darüber hinaus unterscheidet sich der Landesverband Berlin Brandenburg dadurch, dass wir zwei angestellte Teilzeitkräfte für die Geschäftsstelle eingestellt haben, die das Tagesgeschäft in der Geschäftsstelle erledigen, während mir als offizieller Geschäftsführerin die allgemeine Verantwortung obliegt. Donnerstagvormittag ging es zunächst einmal um die Aufnahmerichtlinien, Durchführungsrichtlinien und die Zusammenarbeit mit der Bundesaufnahmekommission (BAK). Das war für mich ein überaus relevantes und spannendes Thema, da es fast jeden Monat Mitgliedsanträge gibt, die nicht eindeutig sind und deshalb an die BAK überwiesen werden müssen. Zwei Stunden lang haben wir Informationen erhalten und konnten zu typischen Problemfällen Fragen stellen, z. B. „Wodurch kann ein Kandidat ohne einschlägiges Studium den Erwerb seiner fremdsprachlichen Kenntnisse nachweisen?“ oder Diskussionen über die Anerkennung von mehr als einer Muttersprache. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Hotel Sylter Hof ging es für uns weiter mit „Funktionen des Verbandsverwaltungssystems für Geschäftsstellen/ Geschäftsführer“. Dieser Themenblock war weniger relevant für mich, da die meisten dieser Aufgaben von Kathrin Janka und Maria Gast-Ciechomska wahrgenommen werden, wofür ich persönlich sehr dankbar bin. Der Freitagmorgen war einer gemeinsamen Veranstaltung für alle Funktionsträger gewidmet, in der es um das Leitbild des BDÜ, Kammer vs. Berufsverband, Ehrenamtlichkeit/Föderalismus und die Ziele und Strategie des BDÜ ging. Neben Präsentationen verschiedener Redner gab es auch Gruppenarbeit zur Diskussion konträrer Fragen, so z. B. „Sollte ein Verband wie der BDÜ seine föderalistische Struktur beibehalten oder lieber zentralisiert werden?“ Spannend war für mich die Diskussion für/wider eine Verkammerung unseres Berufs, die seit Jahren immer wieder diskutiert und von einigen gefordert wird. Die Präsentation zeigte sehr deut- lich, dass Versuche, eine Verkammerung durchzusetzen, derzeit wenig Aussichten auf Erfolg hätten, nicht zuletzt deshalb, weil bei verkammerten Berufen die jeweiligen Kammern den für sie zuständigen Ministerien unterstellt sind und es kein Ministerium gibt, das für Dolmetscher und Übersetzer zuständig ist. Das gemeinsame Mittagessen half uns, die vielen Informationen zu verdauen, und bot die Gelegenheit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen und Leute kennenzulernen, die man nie zuvor getroffen hatte oder bisher nur dem Namen nach kannte. Nach dem Essen ging es für meine Gruppe in die Bundesgeschäftsstelle, die auch die BDÜ Weiterbildungsund Fachverlags GmbH beherbergt. Dörte Stielow, Bundesgeschäftsführerin, gab uns eine kurze Führung, bevor es dann mit dem ersten Themenblock für den Nachmittag weiterging: Existenzgründerberatung/Erstellung gutachterlicher Stellungnahmen zur Existenzgründung. Seit meinem Amtsantritt habe ich selbst bisher weder Anfragen von Existenzgründern erhalten noch Gutachten für das JobCenter schreiben müssen. Andere vertretene Landesverbände haben damit jedoch viel Erfahrung und verfügen zum Teil über etablierte Existenzgründerprogramme. Das ist etwas, das in unserem Landesverband noch nicht existiert. Aus eigener Erfahrung kann ich jedoch sagen, dass zahlreiche Interessenten zu unserem monatlichen Stammtisch kommen und sich dort mit erfahrenen Kollegen austauschen bzw. Rat suchen und Informationen einholen. An dieser Stelle möchte ich noch einmal Kirsten Behm von der Geschäftsstelle des LV NRW herzlich danken. Dieser Landesverband hat auf seiner Webseite Informationen für Existenzgründer zusammengestellt, einschließlich Informationen über Gründercoaching in Deutschland, und sie allen anderen Landesverbänden zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt. Demnächst werden diese Informationen also auch auf unserer Webseite verfügbar sein. Es ist schön, wenn man das Rad nicht immer neu erfinden muss! Der Nachmittag wurde abgeschlossen mit einer Präsentation von Boss Assekuranz über Versicherungsangebote für Mitglieder. Abgerundet wurde der Tag mit einem gemeinsamen Abendessen im Restaurant Belluci, an dem ungefähr 20 Personen teilnahmen. Der Samstag stand dann ganz im Zeichen des Datenschutzes — die allgemeine Datenschutzrichtlinie des Bundesverbandes, die Frage, wer im Landesverband für den Datenschutz verantwortlich ist, Regelungen bei der Auftragsdatenverarbeitung (wenn z. B. Mitgliederverzeichnisse von einem externen Dienstleister Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 6 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 ➜ Aktuelles oder direkt von der Druckerei versandt werden) sowie öffentliche und interne Verfahrensverzeichnisse, mit denen ich mich bis zu diesem Vortrag überhaupt nicht auskannte. Wir haben sehr praxisorientiert gearbeitet und sind die einzelnen Schritte zur Erstellung eines solchen Verzeichnisses durchgegangen, das jeder Landesverband benötigt. Letztendlich geht es darum, zu identifizieren, welche internen Verfahren es bei uns gibt, bei denen Daten erhoben, verarbeitet oder genutzt werden, und welche Sicherheitsmaßnahmen im Zusammenhang damit getroffen wurden. Der nächste Schritt für mich besteht jetzt darin, diese Verzeichnisse für unseren Landesverband zu erstellen. Nach drei Tagen Verbandsakademie hat mir angesichts der Fülle an Informationen der Kopf geraucht. Ich habe viel gelernt, aber in den Pausen auch immer wieder Gelegenheit gehabt, mich zu entspannen und mich mit vielen netten Kolleginnen und Kollegen auszutauschen, die ich sonst womöglich nicht kennengelernt hätte. Für die Teilnehmenden gab es je einen dicken Ordner, in dem alle Vorträge enthalten sind. Auf diese Weise kann ich jederzeit später, wenn ich Fragen zu einem bestimmten Thema habe, dort noch einmal nachschlagen — oder mich ggf. an eine meiner Kolleginnen wenden, die ich jetzt persönlich kenne. Es war anstrengend, aber ich habe jetzt eine Menge Informationen, die ich mir sonst mühsam alleine hätte aneignen oder umständlich hätte erfragen müssen. Ich hätte die Verbandsakademie nicht missen wollen. Danke für die Organisation. Cornelia Benson Aus dem Verbandsleben Foto: privat Kann ein Übersetzer eine Übersetzung (oder andere Dokumente) „beglaubigen“? Einige Bundesländer geben vor, man solle anführen, ob es sich bei dem vorgelegten, zu übersetzenden Dokument um Richard Delaney ein Original, eine beglaubigte Kopie oder lediglich eine einfache Kopie handelt. Die Bestätigungsformeln von Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sehen dies explizit vor (siehe hierzu die Länderübersicht Beeidigungen, Stand 2011, im Downloadbereich des BDÜ einsehbar). Ich halte diese Formulierung für irreführend — nicht zuletzt, da dadurch verstärkt der Eindruck entsteht, dass der Übersetzer befugt wäre, rechtskräftig zu bestätigen, um was für ein Dokument es sich gehandelt hat, bzw. die Echtheit eines solchen Dokumentes zu bestätigen. Bestätigung gefordert Vor kurzem wendete sich eine Kollegin an mich, die von ihrem Kunden gebeten worden war, sie solle bestätigen, dass es sich bei dem zur Übersetzung vorgelegten Schriftstück um ein Original handele, „da dies auch alle anderen Übersetzer so machten“. Sie hat dies abgelehnt, da sie (zurecht) der Auffassung war, dass sie lediglich die Korrektheit der Übersetzung, nicht aber die Echtheit des Originals bestätigen könne. Um dies zu bestätigen, wendete sie sich an das zuständige Gericht, wo ihr von der Richterin folgende Antwort gegeben wurde: „Gerne bestätige ich Ihnen, dass Sie gemäß § 142 Abs. 3 Satz 2 ZPO nur die Vollständigkeit und Richtigkeit der von Ihnen gefertigten Übersetzung einer Urkunde bescheinigen dürfen. Die öffentliche Beglaubigung einer Abschrift, also die Bescheinigung im Sinne von § 42 BeurkG, dass eine Abschrift mit der Originalurkunde, von der sie genommen wurde, übereinstimmt, kann dagegen nur von dazu ermächtigten Personen durchgeführt werden. Dies sind neben den Notaren noch die nach Landesrecht dazu ermächtigten anderen Stellen, eine solche Ermächtigung besteht aber nicht für Übersetzer. Denn Sie sind ausweislich Ihrer Niederschrift über die Ermächtigung vom 3. September 2010 lediglich ermächtigt worden, die Richtigkeit und Vollständigkeit der von Ihnen gefertigten Übersetzung einer Urkunde zu bescheinigen. Eine ausdrückliche gesetzliche Regelung, aus der sich ergibt, dass Übersetzer nicht auch zur Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 7 ➜ Aus dem Verbandsleben Beglaubigung ermächtigt sind, existiert nicht, vielmehr ergibt sich dies aus der schon zitierten Ermächtigung in Verbindung mit § 142 Abs. 3 ZPO.“ An sich sollte es für jeden selbstverständlich sein, dass wir als Übersetzer nicht die Rolle eines Amtes bzw. eines Notars übernehmen und insofern auch nicht befugt sind, verbindlich festzustellen, ob es sich bei einem uns vorgelegtem Schriftstück tatsächlich um ein Original oder lediglich um eine gute Fälschung handelt. Wir können nur bestätigen, dass die Übersetzung mit dem vorgelegten Ausgangstext übereinstimmt (insofern würde ich auch nie etwas anderes bestätigen, als dass meine Übersetzung mit der von mir mit der Übersetzung verbundenen Kopie des Ausgangstextes übereinstimmt). Die Tatsache, dass die Bestätigungsformeln von Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, MecklenburgVorpommern und Sachsen allerdings explizit vorsehen, dass erwähnt wird in welcher Form der Text vorgelegen hat, führt leider häufig zu Missverständnissen. So berichtete die oben erwähnte Kollegin, es sei ein Amt gewesen, das die Bestätigung der Übersetzungen nach dem Original abverlangt habe, mit der Begründung: „Es würden alle Kollegen so machen und das Amt hätte keine Zeit nachzuprüfen, ob es [...] bei den Urkunden wirklich um Originale geht.“ — Das finde ich schockierend, da ein Übersetzer so relativ leicht unbeabsichtigt zum Beihelfer bei einer Urkundenfälschung werden könnte. Eine andere Kollegin fragte, ob sie denn nicht auch Kopien von Dokumenten beglaubigen könne, da sie ja „...bei den Übersetzungen auch beglaubige, dass es sich um ein Original handelt.“ Eine andere Kollegin erklärte einst in einem Vortrag, dass sie darauf bestünde, dass ihr das Original für die Übersetzung vorgelegt werde, denn schließlich müsse sie ja bestätigen, dass es sich um ein Original gehandelt habe. Befugnisse der Übersetzer Es gibt sicherlich genügend weitere Beispiele, die sich anführen ließen, wo sowohl bei Kollegen als auch bei Kunden (ganz zu schweigen von Ämtern, die es eigentlich wirklich besser wissen sollten) Unklarheit darüber herrscht, was für Befugnisse der Übersetzer eigentlich hat, bzw. welchen offiziellen Charakter die Übersetzung hat und was damit genau bestätigt wird. Wenn also bestätigt wird, dass z.B. ein „Original“ vorgelegen habe, stellt sich die Frage, ob das nicht schon quasi eine unerlaubte Beglaubigung wäre — wozu ein Übersetzer an sich nicht befugt ist. Natürlich kann man den Kollegen, die an eine Bestätigungsformel in den fünf genannten Bundesländern gebunden sind, keinen Vorwurf machen, allerdings ist das Ganze für meinen Geschmack viel zu nah am Tatbestand der Amtsanmaßung gemäß § 132 StGB. (§ 132: Wer unbefugt sich mit der Ausübung eines öffentlichen Amtes befasst oder eine Handlung vornimmt, welche nur kraft eines öffentlichen Amtes vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.) Während sich die Kollegen in Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen jedoch noch auf die ihnen vorgegebenen Formeln berufen können, sehe ich die größte Problematik bei Kollegen, die in einem Bundesland leben, wo keine Formulierung vorgeschrieben ist. Kunden, die bereits einmal eine „nach dem Original bestätigte“ Übersetzung erhalten haben, erwarten so etwas und Kollegen selbst orientieren sich im Zweifel gerne mal an den Formeln aus anderen Bundesländern. Dies jedoch kann dann zum Streit mit den hiesigen Gerichten führen, die ganz klar bestätigt haben, dass die Echtheit des Originals NICHT vom Übersetzer bestätigt werden kann. Zusammenfassend: •E s ist richtig, dass ein Übersetzer nicht befugt ist, die Richtigkeit einer Urkunde zu beglaubigen (oder eine Abschrift davon). Dies ergibt sich unter anderem aus dem Beurkundungsgesetz sowie auch aus der Zivilprozessordnung. •W as ein beeidigter/ermächtigter Übersetzer bestätigen kann, ist die Richtigkeit der Übersetzung des ihm vorgelegten Dokumentes — egal in welcher Form (elektronisch oder Papier, mit „Originalunterschrift“ oder als (Foto)Kopie, etc.). Deshalb empfehle ich auch immer unbedingt den Ausgangstext untrennbar mit der Übersetzung zu verbinden (siehe hierzu auch 9.2 der Allgemeinen Leitlinie: „Wenn die zuständigen Behörden, für welche die Übersetzung bestimmt ist, dies fordern, ist der Übersetzung ein vollständiges Exemplar der übersetzten Urkunde beizuheften. Sofern das Original oder die beglaubigte Abschrift nicht beigeheftet werden soll, ist eine Kopie des Ausgangstextes mit der Übersetzung untrennbar zu verbinden. Manche Behörden lehnen dies jedoch ausdrücklich ab, da sie die Unterlagen mit ihrem eigenen Siegel verbinden.“) — wenn das Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 8 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 ➜ Aus dem Verbandsleben „Original“, das dem Gericht dann vorgelegt wird, nicht mit dem an die Übersetzung angehängten Text übereinstimmt, ist das dementsprechend kein Übersetzungsfehler, sondern einfach ein Betrugsversuch, mit dem der Übersetzer nichts zu tun hat. Problematisch wird es, wenn ich als Übersetzer bestätige, mir hätte ein Original vorgelegen, ich aber nur eine Kopie des vorgeblichen Originals mit meiner Übersetzung verbinde und diese Übersetzung dann den Status eines Originals haben soll. • Die Prüfung der Echtheit eines Dokumentes (ob Original oder beglaubigte Abschrift) obliegt der Behörde, die das Dokument erhält, nicht dem Übersetzer. Wenn ein Dokument mit den entsprechenden Apostillen versehen wird, dann muss die Echtheit der Apostillen (die die Echtheit des Dokumentes bestätigen) ebenfalls von der Behörde begutachtet werden. Das Gleiche gilt für beglaubigte Kopien oder Originale. Wenn der Kunde sein Original nicht an die Übersetzung anheften lassen möchte, was verständlich ist, dann müsste er das Original zusammen mit der Übersetzung vorlegen und das Gericht oder die Behörde könnten vergleichen, ob sich das Original von dem der Übersetzung angehefteten Ausgangstext unterscheidet. Vorzuziehen wäre es hier vermutlich, wenn der Kunde erstens eine Apostille für sein Dokument erhält, die die Echtheit des Dokumentes bestätigt, zweitens eine beglaubigte Kopie davon anfertigen lässt und dann drittens dem Übersetzer diese beglaubigte Kopie zur Verfügung stellt, damit diese an die Übersetzung angeheftet werden kann. Selbstverständlich könnte auch der Übersetzer diese Schritte für den Kunden machen (weil der erfahrene Übersetzer vielleicht eher weiß, wo die Apostille beantragt werden muss und wo er dann eine beglaubigte Kopie erstellen lassen kann), das müsste aber separat vergütet werden. • Aus den oben angeführten Gründen halte ich den kompletten Punkt 3 der Allgemeinen Leitlinie für überflüssig und irreführend. ALLERDINGS folgt daraus nicht automatisch, dass sich alle Kollegen, die „nach der Originalurkunde bestätigen“, juristisch nicht korrekt verhalten, bzw. dass die Bescheinigung der Übersetzung nach der Originalurkunde „quasi einer Beglaubigung“ entspräche. Die Formulierung, die häufig verwendet wird ist, „...bestätige ich die Richtigkeit der Übersetzung des mir im Original/in beglaubigter Abschrift (oder Kopie)/in unbeglaubigter Abschrift (oder Kopie)/in elektronischer Form vorgelegten Dokuments…“ (oder so ähnlich). Hiermit wird tatsächlich nur die Korrektheit der Übersetzung bestätigt und nicht die Echtheit des Originals etc. Dessenungeachtet ist die Formulierung meines Erachtens irreführend, da die ausdrückliche Erwähnung der Form, in der der Ausgangstext vorgelegen hat, zumindest impliziert, dass man sich darauf verlassen könne, dass es sich bei dem vorgelegten Dokument tatsächlich um ein(e) Original/beglaubigte Abschrift gehandelt habe. Diese Verwirrung dürfte bei einem Gericht wohl kaum entstehen, da die Gerichte sich dessen bewusst sind, dass Übersetzer keine Urkunden beglaubigen können; allerdings ist es für Kunden, eventuell für Behörden und leider auch nur allzu oft für Übersetzer selbst irreführend — nur zu oft kommen Fragen von Übersetzern, die es eigentlich besser wissen müssten, ob sie denn auch einfach nur eine Urkunde beglaubigen könnten etc. (ganz zu schweigen von den noch häufiger auftauchenden Kommentaren, dass Übersetzer darauf bestünden das „Original“ vorliegen zu haben, denn sie müssten ja schließlich bei der „beglaubigten Übersetzung“ bestätigen, dass es sich um ein Original gehandelt habe...). Richard Delaney Referat Gerichtsdolmetschen und Urkundenübersetzung Zweiter Quartalsbericht 2015: Im April gab es sechs, im Mai acht und im Juni fünf Anfragen: Die Themen verteilten sich dabei wie folgt: Fünf Fragen betrafen das Vertragsrecht (einschließlich AGB-Recht, Mängelhaftung und Wettbewerbsrecht), sechs Anfragen das Gebiet Forderungen, vier Anfragen das Urheberrecht und / bzw. Internetrecht und Homepage, sowie zwei Anfragen das Gesellschaftsrecht und je eine Anfrage das Arbeits- und das Steuerrecht. Niklas Graf von Bernstorff, LL.M. Rechtsanwalt Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 9 ➜ Aus dem Verbandsleben Berliner Powwow — ein Klassiker seit 2003 Foto: privat Das beliebte Übersetzertreffen bot auch in diesem Jahr wieder zahlreichen ProZ-Mitgliedern die Gelegenheit zum Networking und Austausch mit Gleichgesinnten. Antje Lücke und Nikola Marečková, die mit Gesang und Klavier alte Varieté-Klassiker zum Besten gaben Dass der Gemeinschaftsaspekt des Übersetzernetzwerks ProZ nicht nur online gelebt wird, sondern dass auch offline ein lebendiger Austausch unter den Nutzern stattfindet, lässt sich durch die Teilnahme an einem sogenannten Powwow erfahren. Powwows sind lokal initiierte, informelle Zusammentreffen von ProZ-Mitgliedern, die das ganze Jahr überall auf der Welt stattfinden. Bei manchen Powwows gibt es ein Rahmenprogramm mit Vorträgen, in anderen Fällen trifft man sich spontan in kleiner Runde zum geselligen Beisammensein. Einige Veranstaltungen dauern nur einen Nachmittag oder einen Abend, andere gehen gleich über das ganze Wochenende und es finden neben der Hauptveranstaltung kleinere Vor- und Nachtreffen statt. Erst im Frühjahr fand ein solches Powwow wieder in Berlin statt. Mehr als 55 Übersetzer und Dolmetscher nahmen an der Veranstaltung am 16. Mai teil, darunter auch viele BDÜ-Mitglieder. Das Berliner Powwow, auch unter der Bezeichnung „Jahreshauptversammlung“ bekannt geworden, wird bereits seit 2003 erfolgreich von Diplom-Dolmetscher und BDÜ-Mitglied Steffen Walter organisiert. Über lange Jahre lief die Organisation nur über ProZ, seit 2014 dann auch „zweigleisig“ mit einer bei Facebook eingestellten Veranstaltung, da viele Kollegen laut Organisator Steffen Walter inzwischen vermehrt auch andere Kanäle nutzen. Der Veranstaltungsort war wie schon in den Vorjahren das Lei e Lui Organic Restaurant in Berlin Moabit. Viele der Anwesenden kannten sich bereits von früheren Zusammenkünften und so herrschte schon bei der Ankunft eine herzliche Atmosphäre, von der sich auch die neuen Teilnehmer schnell anstecken ließen. Nachdem man bei einem ersten gemeinsamen Getränk die Gelegenheit genutzt hatte, sich näher kennenzulernen oder Neuigkeiten mit alten Bekannten auszutauschen, startete das thematische Rahmenprogramm mit einem Impulsvortrag von Steffen Walter. Schwerpunkt des Vortrags war die Fragestellung, was wirtschaftliches Arbeiten eigentlich für uns als Freiberufler heißt und welche Regeln beachtet werden müssen, um einen angemessenen Stundensatz zu kalkulieren. Laufende Kosten, Geschäftsausstattung, Weiterbildung, Altersvorsorge, Urlaub, Krankheit, unproduktive Zeiten, Bildung von Rücklagen — all dies will bei der Kalkulation des Stundensatzes berücksichtigt sein. Der Vortrag wurde von einer lebhaften Diskussion begleitet, die anschließend bei kulinarischen Köstlichkeiten am Buffet fortgesetzt wurde. Für gute Unterhaltung sorgte die Live-Performance von zwei Teilnehmerinnen, Antje Lücke und Nikola Marečková, die mit Gesang und Klavier alte Varieté-Klassiker zum Besten gaben. Anschließend gab es noch reichlich Gelegenheit zu ausführlichem Plausch und Erfahrungsaustausch und so dauerte das diesjährige Übersetzertreffen bis spät in die Abendstunden. Insgesamt war es eine gelungene und sehr kurzweilige Veranstaltung, die sicherlich im nächsten Jahr ihre Fortsetzung finden wird. Fazit: Die Teilnahme an einem Powwow bietet eine tolle Gelegenheit, die Menschen hinter den ProZ-Profilen von Angesicht zu Angesicht zu treffen und sich für einen Nachmittag unter das gesellige Übersetzervolk zu mischen. Wer mehr über die Veranstaltung erfahren möchte, findet unter http://www.proz.com/powwows Informationen zu vergangenen und geplanten Powwows. Christina Wieling Dipl.-Übersetzerin für Englisch und Französisch Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 10 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 ➜ Aus dem Verbandsleben Foto: privat Liebe Kollegen aus dem Bereich der Sprachmittlung, liebe MitMitglieder des BDÜ LV BB Mein Name ist Stephan Gottschalk, und ich freue mich, der in mehrfacher Hinsicht jüngste Neuzugang im Vorstand des LV Berlin Brandenburg zu sein; eine neue Herausforderung, für Stephan Gottschalk die ich sehr dankbar bin. Allgemein habe ich seit dem Studium mit dem BDÜ zu tun und war je nach Standort immer wieder Mitglied in verschiedenen Landesverbänden — vom LV Nord (damals noch Bremen und Niedersachsen) zum LV Bayern, am Ende wieder zurück zum LV Nord und jetzt zum LV Berlin Brandenburg. Meine bisherige Mitarbeit war leider eher passiv geprägt, aber ich möchte mich auch gerne aktiv einbinden und die für mich passenden Aufgaben im Vorstand des LV BB übernehmen. Ein Verein lebt eben doch sehr von der Beteiligung aller Mitglieder und kann nur wachsen, wenn sich jeder auf seine Weise integriert und engagiert. Zu meiner Person: Ich bin Diplom-Fachübersetzer (FH) und Dolmetscher für die Sprachen Englisch, Spanisch und Deutsch und arbeite im allgemeinsprachlichen Bereich und auf dem Gebiet der Technik — hier besonders im Fahrzeugund Maschinenbau; studiert habe ich im Fachbereich Fachkommunikation, der an der Hochschule (damals Fachhochschule) Magdeburg-Stendal angeboten wurde. Ausschlaggebend für meine Entscheidung, dort zu studieren, waren die sehr praktische Ausrichtung des Studiums und die für mich interessante Mischung aus Sprache und Technik. Gelegenheit für meine Abschlussarbeit bot sich dann in der Technischen Redaktion der Firma Panasonic in Holzkirchen, für die ich eine kommentierte Übersetzung eines Gerätehandbuches anfertigte. Im Studium und in der Zeit danach ergab es sich, dass ich insgesamt über vier Jahre in Mexiko verbringen konnte, wo ich zunächst als Deutschlehrer in der Erwachsenenbildung und Übersetzer in verschiedenen Instituten wie dem CENAM (dem mexikanischen Äquivalent zur Physikalisch-Technischen Bundesanstalt) und bestimmten Sprachschulen tätig war, bevor ich für den Schweizer Maschinenbauer Fässler AG als Kundenservicevertreter vor Ort im Bereich des Automobilbaus bei Schulungen und Verhandlungen dolmetschen und alle vor Ort anfallenden organisatorischen Tätigkeiten delegieren konnte. So hatte ich die Möglichkeit, über insgesamt zwei Jahre Erfahrungen direkt in der Industrie — dabei besonders im Maschinen- und Automobilbau — zu sammeln und mehr Verständnis für die Zusammenhänge in der Fertigung und Produktion zu entwickeln. Wochenlange Nachtschichten direkt an der Maschine zusammen mit den mexikanischen Technikern und Bedienern von General Motors und dem Getriebehersteller Tremec, S.A. de C.V., waren dabei besonders hilfreich, um Technik, Mensch und Kultur besser kennenzulernen. Und der wunderbaren Landschaft gegenüber konnte ich mich ebenfalls sehr tolerant geben. Derzeit bin ich als Freiberufler unterwegs und dolmetsche unter anderem bei Verhandlungen für die spanische Firma Dover, die Presswerkzeuge für Volkswagen herstellt. Daneben erledige ich hauptsächlich technische Übersetzungen von Handbüchern und Bedienoberflächen im Industriebereich. Außerdem bin ich für Sprachmittlerdienste sehr gerne direkt mit dem Kunden in Kontakt, organisiere und delegiere anfallende Arbeiten oder lerne einfach mehr über die Hintergründe der jeweils aktuellen Thematik. Ausgleich finde ich durch Wanderungen in der überraschend grünen Umgebung unserer Hauptstadt und durch Arbeiten im humanitären Bereich. Die Arbeit im Vorstand des LV BB, die ich bisher nur durch kleine Aushilfstätigkeiten kennenlernen durfte, ist für mich sehr reizvoll, und ich möchte gerne in die Verantwortung hineinwachsen, die sich dann durch die Erfahrung mit der Zeit ergibt. Ich freue mich, dabei zu sein, und ich hoffe, mich auch bald in der Tätigkeit zu bewähren und die Erwartungen zu erfüllen. Herzlichst Ihr Stephan Gottschalk Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 11 Veranstaltungen und Seminare in Berlin und Brandenburg ➜ Seminare und Webinare Ausführliche und aktuelle Informationen zu Seminaren und Webinaren des BDÜ sowie die Möglichkeit, sich anzumelden, finden Sie unter seminare.bdue.de. ➜ Stammtische und Jour fixe Die nächsten Berliner Stammtische finden am 7. August und 9. September 2015 im Leonhardt, Stuttgarter Platz 21 in Charlottenburg (S Charlottenburg/U Wilmersdorfer Straße) ab 19 Uhr statt. Der Brandenburger Stammtisch findet regelmäßig im Eiscafé Venezia, Steinstraße 28, in Brandenburg an der Havel statt. Kontakt: Kristin Ahlborg, [email protected] Englisch – jeden zweiten Montag im Monat 20 Uhr im Max & Moritz, Oranienstraße 162 in Kreuzberg Anmeldung bei Christiane Schott-Hagedorn, [email protected] oder Katrin Harlaß, [email protected] Italienisch – unregelmäßig Kontakt: Sigrid Vagt (Tel. 030 313 18 45) oder Martina Kempter (Tel. 030 784 82 13) ➜ Messen in der Region IFA Berlin - Consumer Electronics Unlimited 4. bis 9. September 2015 Ort: Berlin Nähere Infos unter: www.ifa-berlin.de Der Jour fixe der DolmetscherInnen in Berlin findet an jedem ersten werktäglichen Donnerstag eines ungeraden Monats ab 19 Uhr im Max & Moritz, Oranienstraße 162 (U Moritzplatz/Kottbusser Tor, Bus M29) statt. Nächste Termine: 3. September und 5. November 2015 CMS Berlin 2015 - Cleaning.Management.Services. Internationale Fachmesse für Reinigungssysteme, Gebäudemanagement und Dienstleistungen 22. bis 25. September 2015 Ort: Berlin Nähere Infos unter: www.cms-berlin.de Die Termine und Veranstaltungsorte der Stammtische und des Jour Fixe können Sie jederzeit über die Website (www.bdue-berlin.de) in Erfahrung bringen. MEDCARE Kongress mit Fachausstellung für klinische und außerklinische Patientenversorgung 30. September bis 1. Oktober 2015 Ort: Leipzig Nähere Infos unter: www.medcare-leipzig.de ➜ Stammtische für Literaturübersetzer Französisch – jeden dritten Montag im Monat Anmeldung bei Caroline Gutberlet, [email protected] Russisch – jeden zweiten Monat am vierten Montag Anmeldung bei Valerie Engler, [email protected] Polnisch – unregelmäßig Treffpunkt ist die Buchhandlung buch|bund, Sanderstraße 8 in Berlin-Neukölln (nahe U-Bahnhof Schönleinstraße). Anmeldung bei Dorota Stroinska, [email protected] HIVOLTEC Fachmesse für Hoch- und Mittelspannungstechnik 28. bis 30. Oktober 2015 Ort: Leipzig Nähere Infos unter: www.hivoltec.com Weitere Termine von Messen in der Region können Sie beispielsweise unter www.messe.de, www.messeberlin.de, www.leipziger-messe.de, www.hannovermesse.de oder www.messen.de recherchieren. Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 12 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 Rede von Bundespräsident Dr. h. c. Joachim Gauck Würdigung von literarischen Übersetzerinnen und Übersetzern am 27. Mai 2015 in Berlin: Beim festlichen Abend im Schloss Bellevue nannte Gauck die literarische Übersetzung „Voraussetzung für Toleranz und Weltoffenheit“. Zugleich forderte er mehr Wertschätzung für Übersetzerinnen und Übersetzer. Foto: Denzel, Jesco, © Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Die literarischen Anspielungen zum Thema Übersetzen noch im Ohr, kann ich es mir nicht verkneifen, auf eine kleine — wenn Sie so wollen — theologische Pointe im zitierten Faust-Monolog hinzuweisen, die meiner Kenntnis nach viel zu wenig beachtet wird. Als Faust seine Übersetzung des Joachim Gauck, ersten Satzes aus dem JohanBundespräsident nesprolog, wie er meint, mit der Bundesrepublik der Formulierung „Im Anfang Deutschland. war die Tat!“ endlich gefunden hatte — genau in diesem Moment, da suchte ihn der Teufel heim! Oder besser gesagt: Der zugelaufene Pudel übersetzt sich selbst — und wird Mephisto: des „Pudels Kern“! Das ist — wie alles in diesem grandiosen Werk — natürlich kein Zufall. Goethe weiß, dass derjenige, der aktionistisch die Tat als Anfang, als Prinzip von allem bestimmt, schon auf einer abschüssigen, ja letztlich teuflischen Bahn sich befindet. Was so beginnt, das wissen wir alle, endet am Schluss, im Faust II, bekanntlich mit einer Weltgestaltung, die von Weltzerstörung nicht mehr zu unterscheiden ist. Nein, der „Logos“ aus dem Johannesevangelium ist nicht die Tat, er ist das Wort, er ist die Sprache, der Sinn, der geistige und geistliche Weltzusammenhang, die Ordnung des Kosmos: Im Anfang war der Logos. Wo wir schon beim Griechischen sind, kann man noch darauf hinweisen, dass der griechische Name für den Teufel, für den Mephisto „Diabolos“ ist, und das ist der große „Durcheinanderbringer“, der Feind und Vernichter jeder Ordnung, der Zerstörer jedes Sinnes. Mit dieser Bezeichnung wäre der Teufel auch der Gegner der Übersetzer — die ja gerade Zeugen dafür sind, dass es überhaupt Sinn gibt, also auch Entsprechung zwischen einander zunächst fremden Strukturen. Dass es eine entschlüsselbare Bedeutung des auf den ersten Blick Unverständlichen gibt. Dass sich wahrscheinlich jedes bedeutungsvolle Sprachphänomen sinnvoll in ein anderes bedeutungsvolles Sprachphänomen übersetzen lässt. Wer übersetzt, der hat eine Ahnung und gibt letztlich eine Ahnung davon, dass etwas die Welt als ganzes im Innersten zusammenhält. Und wenn Sie so wollen, ist allein die Tatsache, dass es Übersetzung gibt, dass Übersetzung möglich ist, der Beweis dafür, dass es einen allem Sein zugrundeliegenden, allen sich sprachlich artikulierenden Wesen erreichbaren und einsehbaren Sinn gibt. Mit Kant zu sprechen: Die sinnvoll strukturierte, verstehbare und sagbare Welt ist die notwendige Bedingung der Möglichkeit dafür, dass so etwas wie Übersetzung überhaupt gelingen kann. Folgen wir diesem Gedanken, dann sind Übersetzer also gleichzeitig Zeugen und Vollstrecker einer sprachlichen Metaphysik. Ich kann es natürlich auch etwas einfacher sagen. Dann würde der Satz heißen: Wir können einander verstehen. Aber was so einfach klingt, ist doch eigentlich, wenn es denn geschieht, jedes Mal ein Wunder. Wir können einander verstehen: Das ist die zentrale philosophische Bedeutung von Übersetzung, die aber gerade heute auch ungemein politische Bedeutung hat. Wir reden oft und manchmal zu schnell vom Kampf der Kulturen und vom Aufeinanderprallen der Zivilisationen — und wir meinen täglich Beispiele dafür zu erleben, dass verschiedene Welten und ihre Bewohner sich mit Verständnislosigkeit oder sogar mit Unverstand gegenüberstehen. Dagegen aber sagt jede Übersetzung, sagt das Phänomen der Übersetzung selbst: Doch, wir können uns verstehen! Und mögen wir auch Fremdheit empfinden — es gibt keine absolute Fremdheit, kein absolutes Nicht-Verstehen, wo immer Menschen sprechen, wo immer Menschen sich ausdrücken. Diese philosophische und politische Bedeutung steht nun oft in krassem Gegensatz zum Mangel an Wertschätzung für diejenigen, deren tägliches Handwerk das Übersetzen ist. Darum sollen Sie heute im Mittel- Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 13 ➜ Rede von Bundespräsident Dr. h. c. Joachim Gauck punkt stehen, die literarischen Übersetzerinnen und Übersetzer, aber auch die Dolmetscher vom Sprachendienst, von denen einige unter uns sind, Sie alle, die dafür sorgen, dass wir uns nicht nur theoretisch verständigen könnten, sondern auch tatsächlich und praktisch verstehen. Aber immer noch gilt für eine große Zahl von Übersetzern, was Bundespräsident Roman Herzog 1997 sagte: „Das Verdienst und der ‚Verdienst’, den sie dafür erhalten, steht in keinem gerechten Verhältnis zueinander“. Ich denke, da können wir Roman Herzog in aller Ruhe zustimmen. Wir werden das durch diesen heutigen Abend nun nicht fundamental ändern. Das könnten wir noch so sehr wollen, aber das wird uns nicht gelingen. Aber dieser Abend soll ein großer Dank sein, den die Gesellschaft Ihnen, den Übersetzerinnen und Übersetzern, schuldet, und ich möchte diesen Dank an diesem Abend wenigstens einmal symbolisch zum Ausdruck bringen – und vielleicht kann er ja ein Schritt weiter auf dem Weg sein, der zur besseren, auch ökonomischen Anerkennung des Dienstes und des Verdienstes der Übersetzer führen mag. Ich weiß, dass hier seit Jahren intensiv gerungen wird und ich wünsche allen Bemühungen Erfolg, die dazu beitragen, dass diejenigen, die uns die Lektüre fremdsprachiger Literatur ermöglichen, auch weiterhin gut in der Lage sind, diese wertvolle Aufgabe zu erfüllen. Dass wir die Möglichkeit erhalten, uns geistig in anderen Kulturen zu bewegen als wären diese Kulturen unsere eigene Welt. Es gibt keine wichtigere Voraussetzung für Toleranz und Weltoffenheit als die elementare geistige Disposition, sich dem Anderen, sich dem Fremden öffnen zu können. Da jeder von uns, auch bei großer Begabung und bei noch so großer Anstrengung immer nur ein kleines Reservoir an fremden Sprachen selber beherrschen kann, sind wir auf gute Übersetzungen angewiesen. Dazu kommt: Übersetzen hilft uns, nicht nur das Andere, sondern doch eigentlich auch uns selbst besser zu verstehen und differenzierter auszudrücken. Die Übersetzung öffnet uns den Blick in einen „fernen Spiegel“. Die große Tradition des deutschen Übersetzens, ich erwähne die Übersetzung antiker Texte durch Johann Heinrich Voss oder Schleiermacher, die Bibelübersetzung Martin Luthers, die Shakespeare-Übersetzungen von Tieck und Schlegel, diese große Tradition hat in der deutschen Sprache und damit in unserem Denken und unserer Kultur immer wieder neue Begriffe erschaffen, neue Ausdrucksmöglichkeiten und dadurch neue Weisen des Selbst-und Weltverständnisses. Übersetzung bedeutet oft „Sprachgewinn“ — und das ist eben nichts anderes als „Wirklichkeitsgewinn“. Je höher die Übersetzungskultur war und ist, desto reicher und lebendiger wurde und wird das Deutsche selbst. Übersetzung ist auch Handwerk, Knochenarbeit, wie viele Übersetzer sagen. Bevor Begriffe wie „Kulturvermittlung“ oder „Brückenbauen“ ins Spiel kommen können, da steht die handwerkliche Arbeit am einzelnen Wort, am Satz, am Abschnitt, am Buch. Bevor das Andere uns als verständlich vor Augen treten kann, muss der Übersetzer, die Übersetzerin Wörterbücher wälzen, Tageszeitungen lesen, Sprachgeschichten studieren, Autoren-Welten erlesen und verinnerlichen. Übersetzer müssen Sprachspiele verschiedener Milieus, Schichten, Berufswelten erkennen. Wie spricht eine Salondame im Juli 1830 in Paris, wie spricht ein russischer General 1943 vor Stalingrad, wie spricht ein Wall-Street-Broker 1987 und wie 2007, wie klagt eine Palästinenserin in Bethlehem 2012? Und wie würden sie alle auf Deutsch geredet haben oder reden? Und in welchem Deutsch sollen sie reden, im heutigen oder in dem ihrer Zeit? Die hellhörige Genauigkeit, die Leidenschaft für die Vielfarbigkeit der Ausdrucksweisen, die souveräne Kennerschaft des sprachlichen Atlas einer fremden Kultur: Das alles zusammen sorgt dafür, dass wir wirklich gute Übersetzungen bekommen. Nur so bewahren uns die guten Übersetzer vor der alles nivellierenden globalen Einsprachigkeit. Wenn Esther Kinsky davon spricht, dass man sich auf die „Andersnamigkeit“ der Welt einlassen muss, dann finde ich das einen sehr, sehr schönen Begriff für diese Arbeit, die ich mir als schwierig und schön zugleich, als einerseits anstrengend und frustrierend und andererseits unendlich beglückend und immer wieder beschenkt von Einsicht und Gelingen vorstellen kann — auch im Aushalten von Fremdheit und scheinbar Unübersetzbarem. Der Übersetzer arbeitet auf eigene Verantwortung. Wenn es auch viel kollegialen Austausch gibt, zum Beispiel in so einer verdienstvollen Einrichtung wie dem europäischen Übersetzerkolleg in Straelen, so bleibt der Übersetzer am Ende doch ein Hochseilartist, der allein balancieren muss, allein, auf eigene Gefahr. Ich freue mich jetzt, dass wir heute Abend hier im Schloss Bellevue eine ganze Reihe dieser Artistinnen und Artisten haben, dazu natürlich auch Vertreter von Institutionen, die diesen Einzelnen ihr Geschäft erleichtern — ich hoffe, immer nur erleichtern und nicht erschweren. Einige kommen gleich — exemplarisch — Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Seite 14 | Nr. 3 | Heft Nr. 3/2015 ➜ Rede von Bundespräsident Dr. h. c. Joachim Gauck zu Wort, die dann noch gesondert vorgestellt werden. Mir bleibt es jetzt, Denis Scheck ganz herzlich zu begrüßen und ihm zu danken, dass er uns durch diesen Abend führen wird. Seine Leidenschaft für gute Literatur schließt auch die Leidenschaft für gute Übersetzungen ein — und darum freue ich mich, dass er heute hier ist. Ich muss jetzt noch einmal zurück zur Theologie kommen, der im Übrigen vielleicht anspruchsvollsten Übung im Übersetzen, denn hier soll ja göttliches Wort, das heißt Mysterium, letztlich Unsagbares in menschliche Sprache gebracht werden: Als die Bibel beschrieb, wie es nach dem Turmbau zu Babel zur Verwirrung der Sprachen kam, da wurde diese Multiplikation der Sprachen eindeutig als Übel, als Strafe begriffen — und keineswegs als Startschuss für eine allseits bereichernde multikulturelle Vielfalt. Die Aufspaltung in verschiedene Sprachen und Kulturen wird geradezu als Phänomen der Gottesferne, der menschlichen Hybris erzählt — und später, viel später, im Neuen Testament, wird dann das Einander-Verstehen der Fremden, jenes Pfingstwunder der Kommunikation, als Zeichen für das Wirken göttlicher Gegenwart begriffen. Wenn Sprache und Verstehen eine so herausragende, an die Präsenz des Göttlichen rührende Qualifikation zugeschrieben wird, dann, ja dann wissen wir, was Übersetzer auch sind: Boten einer Welt, in der man sich verstehen kann — oder, so Gott will — versteht. Sie aber, die Übersetzerinnen und Übersetzer, warten nicht auf ein Wunder. Sie wissen, dass pfingstliche Feuerzungen selten sind. Deswegen machen sie sich an die Arbeit, Tag für Tag. Geduldig, unbeirrt bringen sie fremde Welten in unsere schöne deutsche Sprache — und machen sie dadurch noch schöner. Oder sie tragen Gedanken aus unserer Sprache hinaus in eine andere. Und uns allen schenken sie Tag für Tag ein Stück neuen Verstehens, neuer Perspektive, neuer Welt. Das brauchen wir! Und deshalb mit Begeisterung und aus vollem Herzen: danke! Ein herzliches Willkommen unseren Neumitgliedern Zhanna Babushkina Konferenzdolmetscherin (M. A.), Philologin, Germanistin Russisch, Deutsch, Englisch Martina Barwanietz Staatlich geprüfte Übersetzerin, Státní zkouška (Staatsexamen) Tschechisch, Deutsch Laura Broo M.A. Konferenzdolmetscherin, Licenciada en Traducción e Interpretación Deutsch, Spanisch, Katalanisch, Englisch, Französisch Lindsay Condit Marshall M. A. Translation Theory and Practice Englisch, Deutsch Eman EI Sherbiny Ismail Laurea Mediazione Linguistico Culturale, Laurea Magistrale inInterpretariato e Traduzione Italienisch, Englisch, Französisch Stephan Gottschalk Staatlich anerkannter Diplom-Fachübersetzer (FH) Deutsch, Englisch, Spanisch Carola Grobler Übersetzerin Deutsch, Englisch, Afrikaans Claudia Hahn Diplom-Übersetzerin Deutsch, Englisch Salam Hanoun Übersetzerin Arabisch, Deutsch Herausgegeben vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V. Rundbrief Berlin-Brandenburg Heft Nr. 3 | Nr. 3/2015 | Seite 15 Ein herzliches Willkommen unseren Neumitgliedern Adriana Netz Diplom-Übersetzerin Deutsch, Spanisch, Französisch Valentina Vighetti Diploma di Mediatore Linguistico Italienisch, Deutsch, Englisch Christina Wieling Diplom-Übersetzerin (FH), PR-Managerin in der Unternehmenskommunikation Deutsch, Englisch, Französisch Sabine Woszidlo Diplom-Übersetzerin Deutsch, Englisch, Französisch Yi-Chun Yeh-Meerkamp Dolmetscherin und Übersetzerin, M.A. Politikwissenschaften, Anglistik, Sinologie Chinesisch, Deutsch Geschäftsstelle: Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. Kurfürstenstraße 114 10787 Berlin Tel.: +49 30 3996634 Fax: +49 30 3996731 E-Mail: [email protected] Internet: www.bdue-berlin.de Öffnungszeiten: Montag Donnerstag Freitag 14:30 bis 17:30 Uhr 11:00 bis 14:00 Uhr 10:00 bis 13:00 Uhr Impressum: Herausgeber und v.i.S.d.P.: BDÜ Landesverband Berlin-Brandenburg e.V. 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Anzeigenpreise Rundbrief Berlin-Brandenburg Alle Anzeigenpreise sind Komplettpreise. Es wird keine Mehrwertsteuer erhoben. Gesamte letzte Seite Euro 200,00 1/1 Seite Euro 180,00 1/2 Seite Euro 100,00 1/4 Seite Euro 50,00 Stand: Januar 2013 Der Landesverband hat 905 Mitglieder, die überwiegend in Berlin und Brandenburg ansässig und tätig sind. Mit dem Rundbrief Berlin-Brandenburg informiert der BDÜ LV Berlin-Brandenburg e. V. vor allem seine Mitglieder, aber auch andere Interessierte. Im Mittelpunkt stehen dabei alle mit der Ausbildung und der praktischen Tätigkeit als Dolmetscher und Übersetzer zusammenhängenden Themen, insbesondere wirtschaftliche, rechtliche und praktische Aspekte sowie die Arbeit des Landesverbandes Berlin-Brandenburg. Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer e. V. (BDÜ) – Landesverband Berlin-Brandenburg e. V.
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