POLITISCHER HINTERGRUNDBERICHT Projektland: Uganda Datum: 08. März 2016 Wahlen in Uganda – Museveni startet in die vierte Dekade Nach seit 30 Jahren Herrschaft wurde Präsident Yoweri Museveni bei den nationalen Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Uganda mit seiner Partei National Resistance Movement (NRM) am 18. Februar 2016 erneut im Amt bestätigt. Mit 60,8 Prozent der Stimmen konnte er sich gegenüber seinem stärksten Gegner, Kizza Besigye, behaupten, der 35,4 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Die Wahlen wurden überschattet von zahlreichen Meldungen über vermeintlichen Wahlbetrug, gewalttätige Zusammenstöße und wiederholte Festnahmen des Oppositionskandidaten Kizza Besigye. Trotz der vereinzelten Ausschreitungen verliefen sie insgesamt friedlich und ruhig. Die Wahlbeteiligung lag bei 67,7 Prozent.1 Während eine abschließende Einschätzung über die Rechtmäßigkeit der Wahlen noch aussteht, bemängeln internationale Wahlbeobachter, unter anderem die Afrikanische Union (AU), die Europäische Union (EU) und der Commonwealth, vor allem die fehlende Transparenz. Die Opposition bezeichnet die Ergebnisse als „Augenwischerei“ und fordert eine unabhängige Stimmenauszählung.2 „Two horses and a pony“ Die Wahlen 2016 waren die dritten seit der Wiedereinführung des Mehrparteiensystems im Jahr 2005. Museveni war der erste Machtinhaber seit der Unabhängigkeit von Großbritannien (1962), der mit dem „Political Parties and Organizations Act, No.18“ ein demokratisches Mehrparteiensystem in Uganda einführte. Zuvor wurde das ostafrikanische Land unter Museveni von der NRM, also eher von einer Bewegung als von einer Partei, regiert, die Ämter nach Qualifikationen vergab. Im Kampf um das Präsidentenamt traten acht Kandidaten an. Nur vier davon gehörten Parteien an, die anderen vier entschieden sich nach ihrer Niederlage bei innerparteilichen Vorwahlen als unabhängige Kandidaten anzutreten. Das führte zu einer starken 1 Electoral Commission Uganda (2016): 2016 General Elections Summary. Presidential Elections results, URL: http://ec.or.ug/?q=2016-general-elections-summary [01.03.2016]. 2 BBC Online (2016): Uganda challenger Besigye claims poll fraud over Museveni win, URL: http://www.bbc.com/news/world-africa-35624477 [21.02.2016]. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 1 Fragmentierung und vor allem zu einem starken Wettbewerb im Vorfeld der Wahlen. Die stärksten Konkurrenten des Amtsinhabers Musevenis waren Oppositionsführer Kizza Besigye und der unabhängige Kandidat Amama Mbabazi. Beide gehörten früher zum Vertrauenskreis des Präsidenten. Die Wahlen wurden als Wettkampf zwischen Museveni und Besigye wahrgenommen, während Mbabazis Zustimmung verschwindend gering blieb. Diese Konstellation brachte den Wahlen den Slogan ein als Rennen zwischen „Two horses and a pony“3 (Zwei Pferde und ein Pony). Der 71 Jahre alte Museveni gehört zu den am längsten im Amt verbliebenen Herrschern in Afrika. 1986 gewann Museveni mit der NRM einen fünf Jahre dauernden Guerillakrieg. Er löste daraufhin das Regime von Milton Obote ab, der zuvor 1980 mit einem Militärputsch die Militärdiktatur Idi Amins beendet hatte. Nachdem Museveni die Beschränkung der Amtszeiten 2005 verfassungsrechtlich abschaffte, ließ er 2013 verlauten, erneut für das Präsidentenamt kandidieren zu wollen.4 Mit seinem Wahlsieg 2016 tritt Museveni seine fünfte Amtszeit an und beginnt die vierte Dekade seiner Herrschaft. Die Wahlergebnisse zeigen mit über 60 Prozent eine größere Zustimmung als noch 2006, als Museveni 59 Prozent der Stimmen auf sich vereinte. Dennoch konnte er nicht an die Erfolge von 2001 anschließen, als er mit 71 Prozent im Amt bestätigt wurde. Als Grund für Musevenis Popularität wird unter anderem seine stabile makroökonomische Politik angeführt, die Uganda in der Vergangenheit zu einem verhältnismäßig starken Wirtschaftswachstum verhalf. Die wirtschaftliche Entwicklung Ugandas stagniert seit Längerem. Auch die anfangs relativ stabile Demokratie bekam wegen zunehmender Korruptionsvorwürfe und der wiederholten Kritik an ihrer Rolle im Kongokonflikt zunehmend Kratzer. Uganda gilt außerdem als das restriktivste Land der Welt in Bezug auf die Rechte von LGBTPersonen. 5 Vor allem der derzeitige wirtschaftliche Stillstand, die steigende Arbeitslosigkeit und die schlechte Instandhaltung des öffentlichen Sektors werden Museveni von der Opposition vorgeworfen. Sein stärkster Gegner, Kizza Besigye, ist der langjährige Oppositionsführer des Forum for Democratic Change (FDC). Besigye, der Musevenis Leibarzt während des Bürgerkrieges in den 1980er Jahren war, brach 1999 mit seinem Vorgesetzten, nachdem er als stellvertretender Innenminister in Musevenis erstem Kabinett gedient hatte. Seitdem trat Besigye bereits drei Mal gegen Museveni an, blieb jedoch erfolglos. Besigyes Wahlprogramm versprach, vor allem die verbreitete Korruption unter Museveni zu bekämpfen. Vor den Wahlen 2016 ließ er verlauten, er glaube nicht an einen fairen und freien Verlauf. In den Tagen vor und nach den Wahlen gab es zahlreiche Meldungen über wiederholte Festnahmen Besigyes durch staatliche Sicherheitskräfte. Der Oppositionskandidat wurde bereits im Vorfeld mindestens dreimal kurzzeitig unter Arrest gestellt, unter anderem weil er bei einer Wahlveranstaltung von der autorisierten Route abwich. Am Wahltag filmten Al Jazeera-Reporter wie Besigye erneut festgenommen wurde, als er 3 Kalinaki, Daniel K. (2016): 10 key issues where Uganda election will be won, in: The East African, 612. 02.2016, S.8-9. 4 BBC Online (2016): Uganda Country Profile, URL http://www.bbc.com/news/world-africa-14107906 [14.01.2016]. 5 Lesbian Gay Bi and Transgender. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 2 den Journalisten Wahlbetrug in einem Haus in der Vorstadt Kampalas zeigen wollte.6 Nach weiteren vier Festnahmen wurde Besigye nach den Wahlen unter Hausarrest gestellt. Bereits kurz nach seiner Freilassung wurde er erneut festgenommen, als er zu einem Protestmarsch aufrief. Die wiederholten Festnahmen Besigyes führten unter internationalen Beobachtern zu Besorgnis über das Rechtsklima beim Wahlprozess. Die Polizei rechtfertigte das restriktive Vorgehen damit, weiteren Ausschreitungen vorbeugen zu wollen. Nach der Verkündung der Wahlergebnisse gab Besigye bekannt, den Wahlausgang nicht anzuerkennen und sprach sich für eine unabhängige Prüfung der Wahlen aus. Auch der oppositionelle Amama Mbabazi bezeichnete die Wahlen als Betrug und weigerte sich, die Ergebnisse anzuerkennen.7 Mbabazi galt zunächst als starker Gegner, konnte letztendlich aber nicht einmal zwei Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Bevor 2011 Gerüchte aufkamen, Museveni plane für eine weitere Amtsperiode zu kandidieren, wurde Mbabazi als aussichtsreicher Nachfolger des Langzeitherrschers innerhalb der NRM gehandelt. Ernüchtert von seinen Aussichten, kündigte Mbabazi 2014 seine eigenständige Kandidatur an. Der frühere Vertraute Musevenis diente als sogenannter „Super Minister“, als Verteidigungs- und Sicherheitsminister und seit 2011 auch als Premierminister. Nach der Ankündigung seiner Kandidatur 2014 wurde er von Museveni entlassen. Da Mbabazi aus dem Stab von Museveni kam, wurde seine Politik nicht als große Veränderung unter der Bevölkerung wahrgenommen. Mbabazi‘s unabhängige Kandidatur kann als weiteres Zeichen für die zunehmende Zersplitterung im von Patronage und Vetternwirtschaft bestimmten System Musevenis betrachtet werden.8 Trotz der wiederholten Anzweiflung der Wahlergebnisse durch mehrere Oppositionskandidaten betonte Museveni seinen Sieg wenige Tage nach den Wahlen mit den Worten, dass jeder, der die Wahlen anzweifle, besiegt werden würde. Er ließ verlauten, dass er der Opposition ein politisches Ende setzen würde und bezeichnete sie allesamt als „Lügenpack“.9 Internationale Beobachter bemängeln Transparenz und Fairness Internationale Medien und Wahlbeobachter kritisierten die fehlende Transparenz bei den Wahlen. Beobachtungsmissionen der EU und des Commonwealth bemerkten, dass die Wahlen nur beschränkt frei und fair abgelaufen seien. Der Vorstand der EU Election Observation Mission (EU EOM), Eduard Kukan, ließ verlauten, dass die Arbeit der ugandischen Wahlkommission ein Misserfolg gewesen wäre, da es dieser sowohl an 6 BBC Online (2016): Uganda challenger Besigye claims poll fraud over Museveni win, URL: http://www.bbc.com/news/world-africa-35624477 [21.02.2016]. 7 Imaka, Isaac (2016): Uganda: Election was a fraud- Mbabazi, in: AllAfrica online, URL: http://allafrica.com/stories/201602220312.html [22.02.2016]. 8 Cooper-Knock, S.J. (2015). President Museveni and the NRM slated to win in the coming elections, but at what cost?, in: Democracy in Africa. 9 NTV Uganda (2016): Museveni's first press conference after winning 2016 election-21 February 2016, URL: https://www.youtube.com/watch?v=NeQPlAhgHmg [01.03.2016]. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 3 Unabhängigkeit als auch an Transparenz gemangelt habe.10 Museveni entgegnete den Schlussfolgerungen internationaler Wahlbeobachter, dass er keine Vorlesung in Sachen Demokratie brauchte.11 Am Wahltag gab es Meldungen über verspätete Öffnungen von Wahllokalen und gesperrte soziale Medien. In einigen Wahllokalen kam es zu Verspätungen von bis zu fünf Stunden und mindestens zwei Wahllokale in Wahlkreisen von Kampala öffneten nicht. Die Wahlkommission gab an, der Grund für die Verspätungen wären Probleme beim Transport des Wahlmaterials gewesen. Während zahlreiche Wähler stundenlang anstanden, kam es zu Frustration und wachsendem Ausschreitungspotenzial. Sicherheitskräfte mussten anrücken, um die Situation in der Hauptstadt zu beruhigen. Die ugandische Wahlkommission nannte die Situation „bedauerlich“ und verlängerte die Öffnungszeiten der betroffenen Wahllokale um drei Stunden.12 Oppositionsanhänger bezeichneten die Verspätungen als Kalkül, da vor allem die Wahllokale in der Hauptstadt Kampala, einer Hochburg der Opposition, betroffen waren. Die Commonwealth Observer Group unter der Leitung des ehemaligen nigerianischen Präsidenten Olusegun Obasanjo verurteilte die Verzögerung der Öffnungszeiten als „absolut unentschuldbar“ und bezeichnete das Vertrauen in das demokratische System Ugandas als nachhaltig beschädigt.13 Die East African Community Election Observation Mission (EAC-EOM) unter der Leitung des ehemaligen tansanischen Präsidenten Ali Hassan Mwinyi berichtete von einzelnen Vorfällen, bei denen die Wahlurnen nicht protokollgemäß versiegelt worden seien.14 Wenige Tage nach der Wahl erhob die einzige weibliche Oppositionskandidatin Joy Kabatsi Vorwürfe gegen die Rechtmäßigkeit der Wahl, da sie beobachtet habe, wie Wahlurnen bereits im Vorfeld mit gefälschten Wahlzetteln gefüllt und dabei von der nationalen Armee bewacht worden seien.15 In den Wahlkreisen Jinja und Kabale wurden keine Stimmzettel an die Auszählungsstellen ausgeliefert. In einigen Wahlkreisen waren verantwortliche WahlkommissionsMitarbeiter nicht in der Lage, die Wahlergebnisse schriftlich nachzuweisen.16 Für Aufruhr sorgte ebenfalls die Sperrung von Facebook und WhatsApp am Wahltag. Ein Sprecher der Nationalen Wahlkommission gab an, dass die sozialen Medien aus Sicherheitsgründen gesperrt wären, um so einer Radikalisierung vorzubeugen. 10 Al Jazeera Online (2016): Uganda's Museveni re-elected amid controversy, URL: http://www.aljazeera.com/news/2016/02/uganda-museveni-elected-president-protests160220130613164.html [20.02.2016]. 11 Reuters Online (2016): ‚I don’t need lectures’, Museveni tells EU after polls criticism, URL: http://www.reuters.com/article/us-uganda-election-idUSKCN0VU0B8 [01.03.2016]. 12 Al Jazeera (2016): Uganda opposition leader held again as votes counted, URL: http://www.aljazeera.com/news/2016/02/museveni-takes-commanding-lead-uganda-elections160219083459678.html [19.02.2016]. 13 BBC Online (2016). Uganda polls: Museveni's main rival, Besigye, arrested, URL: http://www.bbc.com/news/world-africa-35612224 [19.02.2016]. 14 EAC-EOM (2016): East African Community Observation Mission to the General Elections of the Republic of Uganda held on the 18th February 2016, EAC-EOM, Kampala. 15 Al Jazeera (2016): Uganda electoral commission denies polls were rigged, URL: http://www.aljazeera.com/news/2016/02/uganda-electoral-commission-denies-polls-rigged160227044813551.html [01.03.2016]. 16 CEON-U Bericht (2016): Preliminary statement on the 2016 Presidential and Parliamentary Elections, CEON-U, Kampala. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 4 Museveni selbst ließ verlauten, dass die sozialen Medien missbraucht würden, um „Lügen zu erzählen“.17 Oppositionskandidat Mbabazi rief die Wähler dazu auf, die Sperrung mit einem VPN Client zu umgehen. Commonwealth Wahlbeobachter betrachten die Blockade von sozialen Medien als Schachzug Musevenis im Hinblick auf den reibungslosen Ablauf der Wahlen. Zusätzlich wurden fragwürdige Methoden der Berichterstattung bemerkt: Der Daily Monitor, Ugandas führende unabhängige Tageszeitung, berichtete online am Wahltag, die Opposition habe zu friedlichen Protesten und Zurückhaltung aufgefordert. Erst im Detail wurde klar, dass der Artikel aus dem Wahljahr 2011 stammte und nicht der Lage am Wahltag 2016 entsprach. Nach Freedom House gilt die derzeitige Medienlandschaft in Uganda als „teilweise frei“.18 In frühen Jahren seiner Demokratie wurde Uganda als Pionier im liberalen Umgang mit den Medien bezeichenet.19 Allerdings wurden in den letzten Jahren zunehmend restriktive Gesetze erlassen, welche die Meinungs- und Pressefreiheit sowie die Freiheit von Persönlichkeitsrechten unter dem Deckmantel der „nationalen Sicherheit“ massiv einschränkten. Während der Wahlen kam es offiziell zu vergleichsweise wenigen Belästigungen der Medien durch den Staatsapparat. Auffällig war jedoch die Berichterstattung zugunsten von Musevini. Als einer der wenigen Fälle von ernsthafter Zensur galt die Konfiszierung der Redaktionsausstattung und eine Aufhebung der Lizenz der Radio Station Endigyito FM, nachdem diese ein Interview mit dem Oppositionskandidaten Mbabazi ausgestrahlt hatte.20 Ob dieser Vorfall und die Sperrung der sozialen Medien einen Hinweis auf einen verschärften Umgang mit der Presse darstellten, bleibt abzuwarten. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International bezeichneten besonders den restriktiven Einsatz von Sicherheitskräften gegen Anhänger der Opposition als besorgniserregend. Im Vorfeld der Wahlen verstärkte Museveni seinen Einfluss auf die Polizei und Armee. Neben den zahlreichen Arresten Besigyes kam es auch zu Polizeigewalt gegen die Zivilgesellschaft. Wenige Tage vor den Wahlen wurde ein Mann in Kampala bei Zusammenstößen zwischen Anhängern Besigyes und Sicherheitskräften getötet. Sowohl im Vorfeld als auch nach den Wahlen kam es zu Ausschreitungen, bei denen die Polizei schoss und Tränengas einsetzte. Oppositionsanhänger bildeten Straßenblockaden und warfen Steine. Wenige Tage danach wurden Meldungen über mindestens zwei weitere Tote während der Auseinandersetzungen bekannt, so dass nun auch die UN sich besorgt über die Ereignisse in Uganda äußerte.21 17 BBC Online (2016): Uganda election: Facebook and Whatsapp blocked, URL: Quelle: http://www.bbc.com/news/world-africa-35601220 [18.02.2016]. 18 Freedom House (2016). Uganda, URL: https://freedomhouse.org/country/uganda [01.03.2016]. 19 BBC Online (2016): Uganda Country profile, URL: http://www.bbc.com/news/world-africa-14107906 [01.03.2016]. 20 Watchdog Online (2016): Radio in Mbarara switched off for hosting Amana Mbabazi, URL: http://watchdog.co.ug/detail.php?id=1047 [01.03.2016]. 21 Al Jazeera (2016): Uganda electoral commission denies polls were rigged, URL: http://www.aljazeera.com/news/2016/02/uganda-electoral-commission-denies-polls-rigged160227044813551.html [01.03.2016]. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 5 Fazit Trotz der Mängel im transparenten Wahlverlauf und der vereinzelten gewalttätigen Ausschreitungen wurden die Wahlen zunächst als ruhig und friedlich beschrieben. Vor allem die East African Community Observer Mission lobte, dass der Rechtsrahmen für faire und freie Wahlen weitgehend vorhanden sei, Reformen der Verfassung und des Wahlrechts zur Verbesserung des Wahlsystems in Uganda allerdings wünschenswert wären.22 Die EU und die US-amerikanische Regierung reagierten zunehmend mit Sorge auf die gewalttätige Unterdrückung der Opposition. Angesichts der gewalttätigen Vorstöße gegen die Opposition und der vermehrten Ungereimtheiten beim Wahlprozess scheinen diese Empfehlungen unzureichend. Ugandas Übergang von einem Einparteienstaat zu einer Mehrparteien-Demokratie fand bis jetzt mehr auf dem Papier als in der Realität statt. Verfassungsrechtliche Reformen im Wahlrecht sowie eine Beschränkung der Amtszeiten des Präsidenten wären notwendig für eine Konsolidierung der Demokratie, von der Uganda sich nach den Wahlen 2016 noch weiter entfernt hat. Vor allem die Arbeit der Wahlkommission lässt zahlreiche Fragen offen. Ob es allein Aufgabe einer, vom Präsidenten eingesetzten, Judikative sein kann, diese Versäumnisse zu beurteilen, ist fraglich. Uganda braucht eine aufgeklärte Zivilgesellschaft, die in der Lage ist, politische Vorgänge zu beobachten und Richtungsänderungen einzufordern. Dafür müsse von Regierungsseite der politische Wille zur Diskussion vorhanden sein. Daher stellt sich die Frage, ob das derzeitige demokratische System Ugandas unter Musevenis vierter Herrschaftsdekade in baldiger Zukunft konsolidiert werden kann. Autorin: Kathrin Kirste, zurzeit bei der Hanns-Seidel-Stiftung in Daressalam, Tansania Redaktion: Julia Berger, Projektleiterin der HSS Tansania und Uganda IMPRESSUM Erstellt: 08. März 2016 Herausgeber: Hanns-Seidel-Stiftung e.V., Copyright 2016 Lazarettstr. 33, 80636 München Vorsitzende: Prof. Ursula Männle, Staatsministerin a.D., Hauptgeschäftsführer: Dr. Peter Witterauf Verantwortlich: Dr. Susanne Luther, Leiterin des Instituts für Internationale Zusammenarbeit Tel. +49 (0)89 1258-0 | Fax -359 E-Mail: [email protected], www.hss.de 22 EAC-EOM (2016): East African Community Observation Mission to the General Elections of the Republic of Uganda held on the 18th February 2016, EAC-EOM, Kampala. Hanns-Seidel-Stiftung_Politischer Hintergrundbericht_Uganda_März 2016 6
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