Ähnlichkeit Anil Bhatti, geboren 1944, ist Professor Emeritus am Centre of German Studies der Jawaharlal Nehru University, New Delhi und forscht schon lange u. a. in Konstanz und Tübingen über das Thema dieses Buches. Dorothee Kimmich, geboren 1961, ist Professorin für Neuere Deutsche Literatur an der Universität Tübingen. Bei Konstanz University Press erschien zuletzt Lebendige Dinge in der Moderne. Ähnlichkeit Ein kulturtheoretisches Paradigma Herausgegeben von Anil Bhatti und Dorothee Kimmich unter Mitarbeit von Sara Bangert Konstanz University Press Gefördert mit Mitteln des im Rahmen der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder eingerichteten Exzellenzclusters der Universität Konstanz Kulturelle Grundlagen von Integration. Umschlagabbildung: Voronoi Diagramm, © Creative Commons, Lerichard Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der Übersetzung, vorbehalten. Dies betrifft auch die Vervielfältigung und Übertragung einzelner Textabschnitte, Zeichnungen oder Bilder durch alle Verfahren wie Speicherung und Übertragung auf Papier, Transparente, Filme, Bänder, Platten und andere Medien, soweit es nicht §§ 53 und 54 UrhG ausdrücklich gestatten. © 2015 Konstanz University Press, Konstanz (Konstanz University Press ist ein Imprint der Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) www.fink.de | www.k-up.de Einbandgestaltung: Eddy Decembrino, Konstanz Printed in Germany Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 978-3-86253-074-8 Inhalt Einleitung 7 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich I. Theoretischer Teil Ähnlichkeit Valenzen eines post-postkolonialen Konzepts 35 Albrecht Koschorke Zum Humanismus der Ähnlichkeit 47 Jan Assmann Arbeit der Ähnlichkeiten – Arbeit an Ähnlichkeiten Walter Benjamin und Sigmund Freud 61 Ulrike Kistner Ähnlichkeit – Divergenz – Konvergenz Für eine Historiographie relationaler Prozesse 75 Jürgen Osterhammel Ähnlichkeit Funktionen und Bereiche eines umstrittenen Begriffs 93 Klaus Sachs-Hombach Ähnlichkeit als differenztheoretisches Konzept Zur Reformulierung der Modernisierungstheorie 105 Andreas Langenohl Der Ort von Vergleich und Transnationalität Ein Plädoyer für vergleichende Geisteswissenschaften 129 Naoki Sakai Jenseits von Differenz und vollkommener Identität Das Konzept der Ähnlichkeit in den Sozialwissenschaften 153 Gurpreet Mahajan 6 Inhalt II. Fallstudien Ähnlichkeit als Performanz Ein neuer Zugang zu Identitätskonstruktionen und Empathie-Regimen 167 Aleida Assmann Orte der Ähnlichkeit Literarische Aushandlungen im bürgerlichen Realismus 187 Dorothee Kimmich Das Differente im Ähnlichen Zu einem Modus ästhetischen Vergleichens bei Hofmannsthal, Trakl, Novalis und Thomas Mann 203 Rüdiger Görner Kakanische Mischungen Von der Identitäts- zur Ähnlichkeitswissenschaft 219 Johannes Feichtinger Ähnlichkeit und Differenz der Religion(en) 1750–1850 245 Rudolf Schlögl Klassifikation und Vergleich in der Religionswissenschaft Das Beispiel indigener Diskurse 255 Johan Strijdom Verfängliche Ähnlichkeiten innerhalb und außerhalb der Ethnologie 277 Thomas G. Kirsch Kampf um Hegemonie Die Türkische Republik am Wendepunkt 307 Levent Tezcan Auswahlbibliographie 323 Autorinnen und Autoren 337 Einleitung Anil Bhatti und Dorothee Kimmich Der Gedanke, dass die Sicht auf ›Ähnlichkeit‹ eine neue, alternative Vorgehensweise in den Kulturwissenschaften anbieten könnte, entstand in ersten Diskussionen zwischen Wissenschaftlern aus Indien (New Delhi) und Deutschland (Konstanz, Tübingen).1 Anschließend wurden verschiedene Konzepte der Ähnlichkeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern unterschiedlichster Disziplinen im Rahmen von drei Tagungen überprüft, die von der Fritz-Thyssen-Stiftung, dem Exzellenzcluster 16 »Kulturelle Grundlagen von Integration« der Universität Konstanz, dem Deutschen Seminar der Universität Tübingen und dem Forum Scientiarum an der Universität Tübingen unterstützt wurden. Dieser Band versammelt Beiträge, die aus diesen Treffen hervorgegangen sind. Es ist nicht das Ziel dieses Bandes, eine umfassende Geschichte der Ähnlichkeit bzw. des Denkens in Ähnlichkeiten vorzulegen. Dies würde nicht nur eine komplette Durchsicht der Philosophiegeschichte von Aristoteles bis Nelson Goodman verlangen, sondern auch eine Übersicht erfordern über viele andere Wissensbereiche, in denen verwandte Begriffe wie Mimikry, Mimesis, Analogie, Assimilation und Nachahmung Kernkonzepte sind; das heißt, es würde verlangen, auch kunsthistorische und psychologische, ebenso wie kognitionswissenschaftliche und biologische Wissenstraditionen vorzustellen. Hier sollen dagegen insbesondere für die kulturwissenschaftliche Forschung wichtige Sondierungen vorgenommen und exemplarische Interpretationen vorgestellt werden. Die Beiträge stammen daher aus verschiedenen einschlägigen fachlichen Richtungen – neben Literatur- und Kulturwissenschaft vor allem aus Philosophie, Politikwissenschaft, Soziologie, Ethnologie und den Geschichtswissenschaften. Die Aufsätze wurden nach systematischen Gesichtspunkten angeordnet: Dabei geht es in einem ersten Teil um eher konzeptionelle Versuche, der Ähnlichkeit Relevanz für kulturwissenschaftliche Forschungen zu verleihen, in einem zweiten Teil werden Anwendungsmodelle erprobt. 1 Vgl. Anil Bhatti et al., »Ähnlichkeit. Ein kulturtheoretisches Paradigma«, in: Internationales Archiv für Sozialgeschichte der deutschen Literatur 36, 1 (2011), S. 233–247. 8 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich ›Ähnlichkeit‹ in der Wissensgeschichte (Dorothee Kimmich) 1 Warum Ähnlichkeit? ›Ähnlichkeit‹ ist kein neuer Begriff und soll hier auch nicht als ein Forschungsparadigma ohne jede Tradition vorgestellt werden: Ganz im Gegenteil, prominente Autoren von der Antike bis zur klassischen Moderne haben an zentralen Stellen ihrer Werke die Bedeutung von Ähnlichkeit als erkenntnisleitender Idee – und als orientierungsstiftender Praktik – hervorgehoben. ›Ähnlichkeit‹ als heuristisches Konzept ist allerdings gerade im 20. Jahrhundert immer wieder sehr kritisch beurteilt worden, ohne dadurch jedoch vollkommen obsolet zu werden. Es fehlt bisher eine brauchbare Aktualisierung des Ähnlichkeitsdenkens im Rahmen kulturwissenschaftlicher Debatten. Während der Begriff des Unterschieds, der ›Differenz‹, in der Theoriegeschichte des 20. Jahrhunderts Schule machte und in den verschiedensten Wissenschaften eine enorme Konjunktur entfaltete, haben Konzepte der Ähnlichkeit wenige Anhänger gefunden. Nicht nur strukturalistische und poststrukturalistische Theoreme haben die Differenz bzw. ihr spezifisch dekonstruktivistisches Pendant, die différance, zu einem Paradigma der Wissensorganisation erklärt, auch die Kulturwissenschaften haben mit dem Begriffspaar von ›Identität‹ und ›Alterität‹ operiert und so kulturelle Differenzen herauszuarbeiten und Hierarchien aufzubrechen versucht.2 Weit davon entfernt, nur ein Beschreibungs- und Analysekonzept zu sein, bekam das Denken in Differenzen insbesondere im Kontext der Gender Studies und der Postcolonial Studies auch politische Valenz.3 Kulturelle Differenzen wurden allerdings nicht nur als hierarchisierende Distinktionsmerkmale markiert und kritisiert, sondern erfuhren in bestimmten politischen und wissenschaftlichen Kontexten eine nachhaltige Ideologisierung: »In the post-Cold War world, the most important distinctions among peoples are not ideological, political, or economic. They are cultural.«4 Diese von Samuel P. Hun 2 Vgl. etwa den Sonderforschungsbereich 541 der DFG: »Identitäten und Alteritäten. Die Funktion von Alterität für die Konstitution und Konstruktion von Identität«, Freiburg 1997–2003. 3 Diese Überlegungen gelten nicht nur für kulturtheoretische Fragen im Kontext transkultureller Thematiken, sondern auch im Bereich von Gender-Forschung und damit auch in einem anderen Politik- und Praxisbereich: Theorien, die in der Differenz ihre klassifikatorische und konzeptuelle Grundlage sahen, prägten auch die feministische Theorie; die Gender-Debatte seit den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, insbesondere Bereiche wie die Queer Studies, beginnen, dieses Konzept zu verabschieden und experimentieren mit neuen Konzepten, die denjenigen der Ähnlichkeit durchaus verwandt sind; allerdings gibt es noch keine grundlegenden kulturtheoretischen Konzepte (vgl. Béatrice Dumiche, Ortrud Gutjahr, Vivian Liska (Hg.), Geschlechterdifferenzen als Kulturkonflikte, Bern u. a. 2007 [= Akten des XI. Internationalen Germanistenkongresses Paris 2005: Germanistik im Konflikt der Kulturen, Bd. 10]). 4 Samuel P. Huntington, The Clash of Civilizations and the Remaking of World Order, New York 1996, S. 21. Einleitung 9 tington in den 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts zur politischen Kampfparole erhobene These sieht sich in ihrer Wirkung und Akzeptanz nicht auf das Feld politischer Theorie beschränkt, sondern repräsentiert, fordert und fördert eine bis heute politisch und sozial höchst wirksame Praxis kulturalistischer Ausdifferenzierung, Alterisierung und sogar Diskriminierung. Nicht zuletzt aufgrund der globalen politischen Ereignisse der vergangenen Jahrzehnte ist mittlerweile sowohl der Identitäts- als auch der Alteritätsbegriff immer fragwürdiger geworden: Der ›Clash of Civilizations‹ ist dabei als Erklärungs- und Handlungsmuster ebenso problematisiert worden wie die Annahme einer kulturellen Identität,5 die im Zeitalter postmoderner Migrationsströme zunehmend unangemessen zu werden scheint.6 Daher muss aktuell nicht nur diskutiert, sondern reflektiert werden, ob es neben dem Konzept der kulturellen Differenz auch eines der kulturellen Ähnlichkeit geben könnte, also einen Bereich des ›Sowohl-als-auch‹ und damit etwas wie eine Philosophie der Ähnlichkeiten.7 Dabei 5 Vgl. Stuart Hall, Rassismus und kulturelle Identität. Ausgewählte Schriften, Bd. 2, hg. und übers. von Ulrich Mehlem, Hamburg 2008; vgl. auch Jörg Zirfas, Benjamin Jörissen, Phänomenologien der Identität. Human-, sozial- und kulturwissenschaftliche Analysen, Wiesbaden 2007, S. 243–252; vgl. Jurij Lotman, Boris Uspenskij, »Die Rolle dualistischer Modelle in der Dynamik der russischen Kultur (bis zum Ende des 18. Jahrhunderts)«, in: Poetica 9 (1997), S. 1–40. 6 Vgl. Albrecht Koschorke, »Wie werden aus Spannungen Differenzen? Feldtheoretische Überlegungen zur Konfliktsemantik«, in: Heinz Fassmann, Wolfgang Müller-Funk, Heidemarie Uhl (Hg.), Kulturen der Differenz – Transformationsprozesse in Zentraleuropa nach 1989. Transdisziplinäre Perspektiven, Göttingen 2009, S. 271–286; Wolfgang Welsch, »Transculturality: The Puzzling Form of Cultures Today«, in: Mike Featherstone, Scott Lash (Hg.), Spaces of Culture. City, Nation, World, London, New Delhi 1999, S. 194–213. 7 Vgl. Anil Bhatti, »›… zwischen zwei Welten schwebend …‹. Zu Goethes Fremdheitsexperiment im ›West-östlichen Divan‹«, in: Hans-Jörg Knobloch, Helmut Koopmann (Hg.), Goethe. Neue Ansichten, Würzburg 2007, S. 103–121; Ders., »Der Orient als Experimentierfeld. Goethes ›Divan‹ und der Aneignungsprozess kolonialen Wissens«, in: Goethe-Jahrbuch 2009, Göttingen 2009, S. 115– 128; Ders., »Kulturelle Vielfalt und Homogenisierung«, in: Johannes Feichtinger (Hg.), Habsburg postcolonial. Machtstrukturen und kollektives Gedächtnis, Innsbruck u. a. 2003, S. 55–68; Ders., »Heterogenität, Homogenität, Ähnlichkeit«, in: Andrea Allerkamp, Gérard Raulet (Hg.), Kulturwissenschaften in Europa – eine grenzüberschreitende Disziplin? Münster 2010, S. 250–256; Aleida Assmann, Jan Assman, »Kultur und Konflikt. Aspekte einer Theorie des unkommunikativen Handelns«, in: Jan Assmann, Dietrich Harth (Hg.), Kultur und Konflikt, Frankfurt am Main 1990, S. 11–48, hier S. 26; vgl. auch Micha Brumlik, »›Alle Kultur ist ein Bastard – und parasitär‹. In welchem Verhältnis stehen Mensch, Kultur, Gewalt und Konflikt zueinander?«, in: Andreas Kämpf, Birgit Meding, Norbert Sievers (Hg.), Shortcut Europe: Kultur und Konflikt. Culture and Conflict, Bonn 2000, S. 25–35; Özkan Ezli, »Von der Identität zur Individuation: ›Gegen die Wand‹ – eine Problematisierung kultureller Identitätszuschreibungen«, in: Levent Tezcan, Monika Wohlrab-Sahr (Hg.), Konfliktfeld Islam in Europa, Baden-Baden 2007, S. 283–304; Jack Goody, Renaissances. The One or the Many?, Cambridge 2010; Dorothee Kimmich, »Öde Landschaften und die Nomaden in der eigenen Sprache. Bemerkungen zu Franz Kafka, Feridun Zaimoglu und der Weltliteratur als ›littérature mineure‹«, in: Özkan Ezli, Dorothee Kimmich, Annette Werberger (Hg.), Wider den Kulturenzwang. Migration, Kulturalisierung und Weltliteratur, Bielefeld 2009, S. 297–316; Dies., 10 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich gilt es zu prüfen, welche Voraussetzungen ein solches Konzept erfüllen müsste, um nicht beliebig zu werden. 2 Was ist ›Ähnlichkeit‹? »Wir können uns schwerlich einen vertrauteren, fundamentaleren oder in der Anwendung umfassenderen Begriff als diesen [den Begriff der Ähnlichkeit] vorstellen. […] Und doch ist merkwürdigerweise etwas logisch abstoßendes an ihm«,8 schreibt Willard van Orman Quine in seinen ›Dewey Lectures‹, die er 1969 an der Columbia University in New York hielt. Quine ist keine Ausnahme: Das Unbehagen, das ihn beschleicht, sobald er sich dem Begriff der Ähnlichkeit zuwendet, teilt er mit vielen anderen Philosophen, aber auch mit Linguisten, Bildwissenschaftlern, Psychologen, Wahrnehmungstheoretikern, Biologen, Ethnologen und Literaturwissenschaftlern: Denn wir werden stutzig, wenn wir versuchen, den allgemeinen Begriff der Ähnlichkeit in sinnvoller Weise mit denen der Logik in Verbindung zu bringen […]. Die Dubiosität des Begriffs ist für sich eine bemerkenswerte Tatsache. Denn gewiß gibt es nichts Grundlegenderes für das Denken und die Sprache als unser Ähnlichkeitsgefühl […].9 Viele Wissenschaftler teilen neben diesen Bedenken auch die Einschätzung von Quine, dass der Begriff, das Konzept oder auch die Praxis der ›Ähnlichkeit‹ nicht nur vertraut, sondern umfassend und fundamental sind, aber eben doch nicht wissenschaftlich brauchbar. So haben wir im alltäglichen Umgang bekanntlich keine Probleme, zu verstehen, was Ähnlichkeit ist, wie wir sie erkennen, bewerten, aushandeln und verwenden. Trotzdem scheint sich der Begriff klassischen Definitionen mittels notwendigen und hinreichenden Bedingungen hartnäckig zu entziehen. Ähnlichkeit ist also ›eindeutig‹ ein vager Begriff, wenn man das so paradox formulieren möchte. Vage Begriffe, so lautet das Verdikt der Philosophiegeschichte von Aristoteles bis Quine, sind philosophisch nicht akzeptabel. Im Falle der Ähnlichkeit ist besonders einflussreich – und auch über die Philosophie hinaus bekannt geworden – die Kritik von Nelson Goodman, der ›similarity‹ als ›slippery‹ bezeichnete und für philosophisch und wissenschaftlich vergleichsweise wertlos hielt. »Comparative judgments of similarity often require not merely selection of relevant properties but a weighting of their relative importance, and variation in both rele»Migration und Literatur: Literatur als Kulturkritik«, in: Andrea Allerkamp, Gérard Raulet (Hg.), Kulturwissenschaften in Europa – eine grenzüberschreitende Disziplin? Münster 2010, S. 234–249; Levent Tezcan, »Der Tod der Kultur – Wie Fatih Akin den großen Kulturdialog umgeht«, in: Ökzan Ezli (Hg.), Kultur als Ereignis. Fatih Akins Film ›Auf der anderen Seite‹ als transkulturelle Narration, Bielefeld 2010, S. 47–70. 8 Willard van Orman Quine, Ontologische Relativität und andere Schriften, Stuttgart 1975, S. 161 [Ontological Relativity & Other Essays, New York 1969]. 9 Ebd., S. 160. Einleitung 11 vance and importance can be rapid and enormous«.10 Goodman schließt: »Circumstances alter similarities«.11 Diese Kontextabhängigkeit, so konstatiert er, verhindert eine angemessene und befriedigende geometrische Modellierung von Ähnlichkeit. An Goodmans Kritik schließen sich im Laufe der vergangenen Jahrzehnte immer wieder Versuche unterschiedlicher Disziplinen an, Ähnlichkeit über den geometrischen Ansatz hinaus zu modellieren. Alle diese Ansätze arbeiten sich an der Formalisierung der Kontextabhängigkeit von Ähnlichkeit ab: »The main stumbling blocks for the old geometrical model […] were the fact that it is unable to account for asymmetries in people’s similarity judgements as well as for the context-sensitivity of such judgements«, betonen etwa Lieven Decock und Igor Douven in ihrem Aufsatz aus dem Jahr 2011.12 Für die philosophische – und zunehmend auch kognitionswissenschaftliche und psychologische – Diskussion bieten sich daher Modelle und Methoden an, die, wie die sogenannte Fuzzy Logic von Lotfi Zadeh oder die ›Prototypenlehre‹ von Elanor Rosch, auf Wittgensteins Überlegungen zur ›Familienähnlichkeit‹ zurückgehen und die Eigenschaften, Grenzen und Leistungen von ›Ähnlichkeit‹ gerade nicht exakt festlegen wollen, sondern in ihrer Vagheit zu erfassen und zu beschreiben versuchen.13 George Lakoff stellt 1990 fest, dass die philosophische Erforschung von Vagheit nicht »pc« sei.14 Er bezieht sich dabei offenbar auf eine bestimmte Wissenschafts tradition, zu der er die Philosophie, die Linguistik und möglicherweise auch andere empirische Wissenschaften zählt. Tatsächlich stimmen seine Beobachtungen mit der Verabschiedung des Ähnlichkeitsbegriffs aus der Philosophie überein: Die Vagheit von Ähnlichkeit ist nicht ›pc‹. Allerdings nehmen fast zeitgleich andere Wissenschaften die Debatten um vage Konzepte bzw. die Vagheit von Konzepten auf und führen sie weiter. Die Kognitionswissenschaften, die Semiotik, insbesondere aber die Psychologie und die Linguistik, übernehmen das Feld. Nicht ganz überraschend ist dabei, zu sehen, dass gerade die Diskussion über Ähnlichkeit besonders relevant wird. Ähnlichkeit markiert ein Wissensfeld, das zwischen wahrnehmungstheoretischen, erkenntnistheoretischen, medienhistorischen und kulturanthropologischen Fragestellungen vermittelt und zudem den Bogen zu einer anthropologisch konnotierten Ästhetik 10 Nelson Goodman, »Seven Strictures on Similarity«, in: Ders., Problems and Projects, Indianapolis, New York 1972, S. 437–446, hier S. 445. 11 Ebd. 12 Lieven Decock, Igor Douven, »Similarity After Goodman«, in: Review of Philosophy and Psychology 2 (2011), S. 61–75, S. 66. 13 Siehe Anm. 16; vgl. Lotfi A. Zadeh, »Toward a Generalized Theory of Uncertainty (GTU) – an outline«, in: Information Sciences 172 (2005), S. 1–40; vgl. Klaus Rehkämper, »Ist der Begriff der bildhaften Ähnlichkeit wirklich undefinierbar?«, in: Klaus Sachs-Hombach (Hg.), Bildwissenschaft zwischen Reflexion und Anwendung, Köln 2005, S. 242–250. 14 George Lakoff, Women, Fire and Dangerous Things. What Categories Reveal About the Mind, Chicago 1987, S. 10. 12 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich schlägt. Damit kann man den Ähnlichkeitsdiskurs gewissermaßen als eine Art ›Leitfossil‹ durch moderne Diskursformationen hindurch verfolgen und erhält dann eine Profillinie, die den modernen Umgang mit existentieller Vagheit und fundamentaler Diffusität nachzeichnet.15 Wir können also zunächst festhalten: Vage Begriffe werden als Entitäten mit fluiden Rändern und einigermaßen stabilen Zentren entworfen. Ähnlichkeit ist nicht nur selbst ein solches Feld von Entitäten, sondern zugleich auch das Strukturprinzip, nach dem die Entitäten angeordnet sind: eben nach mehr oder weniger großer Ähnlichkeit zum Prototypen.16 Ähnlichkeit wird so als nützliches philosophisches Konzept rehabilitiert, etwa im Bereich der Identitätsphilosophie, [w]here it is argued that the so-called paradoxes of identity – puzzle cases involving the possibility of change over time and issues of constitution – can be explained in a uniform and elegant manner by construing the identity predicate as it occurs in those paradoxes in terms of similarity.17 Zuletzt wird Ähnlichkeit auch in der Wissenschaftsphilosophie bedeutsam: A third case in point, this one from the philosophy of science, is the role attributed to similarity in the so-called semantic conception of theories […]. The appropriate model-world relation […] is rather one of similarity in certain respects. […] Meanwhile, this has become almost common lore among philosophers of science.18 Mittlerweile gibt es daher auch so etwas wie einen Konsens, was die begriffliche Bestimmung – wenn nicht Definition – von Ähnlichkeit angeht. Besonders griffig formulieren Ulrike Hahn, Nick Chater und Lucy B. Richardson, was heute die meisten Ähnlichkeitstheoretiker unterschreiben würden: 15 Vgl. auch Gerhard Gamm, Flucht aus der Kategorie. Die Positivierung des Unbestimmten als Ausgang aus der Moderne, Frankfurt am Main 1994. 16 Es wurden verschiedene Varianten der Prototypen-Theorie vorgeschlagen, unter anderem von Eleanor Rosch. Zudem wurde ein mathematisches Modell ausgearbeitet, das auf räumliche Konzepte zurückgeht, die so genannten Voronoi tessellations (vgl. das Titelbild dieses Bandes): »Prototype theory builds on the observation that among the instances of a property, some are more representative than others. The most representative one is the prototype of the property. A Voronoi tessellation of a given space divides that space into a number of cells such that each cell has a center and consists of all and only those points that lie no closer to the center of any other cell than to its own center; the centers of the various cells are called the generator points of the tessellation. Given that, by way of mathematical fact, Voronoi tessellations divide spaces into convex regions, a Voronoi tessellation of a conceptual space that takes points representing prototypes as generator points carves up that space into natural properties.« (Decock, Douven, »Similarity After Goodman«, S. 71; Hervorhebung im Orig.) 17 Ebd., S. 73. 18 Ebd. Einleitung 13 [S]imilarity is determined by the transformation distance between representations: entities which are perceived to be similar have representations which are readily transformed into one another, whereas transforming between dissimilar entities require many transformations.19 Ähnlichkeit behält auch in dieser Definition eine Affinität zu räumlichen Modellierungen von Nähe und Ferne und einen gewissen Bezug zu einer zeitlichen Dimension, die sich als schnellere oder langsamere bzw. überschaubare oder weniger überschaubare Transformation formulieren lässt. Ähnlichkeit gilt heute nicht mehr als eine Eigenschaft von Objekten, sondern als ein mehr oder weniger subjektives, mentales, kognitives Konzept, das Wahrnehmung möglich macht, strukturiert und orientiert. Weiterhin bleiben die Fragen nach der Kontextbezogenheit oder der sogenannten ›Hinsicht‹, also dem jeweils als relevant erachteten Aspekt von Ähnlichkeitsbezügen, für Kognitionswissenschaftler ungelöst. Wir können also ferner konstatieren: Ein bestimmter – eher philosophisch-analytisch orientierter – Wissenschaftsdiskurs folgte bis vor wenigen Jahrzehnten aus methodischen Gründen einer Tendenz zur Eliminierung von Ähnlichkeitsbeziehungen. Dies bedeutet nicht, wie die meisten Autoren sogar selbst durchaus konzedieren, dass Ähnlichkeit in vielen Bereichen von Kognition, Erinnerung, Sprache und Kultur nicht doch einen bedeutsamen Raum hat bzw. eine wichtige Rolle spielt. Es bedeutet aber, dass das Reden von Ähnlichkeiten in einem bestimmten, dominanten wissenschaftlichen Kontext Probleme bereitet und daher dort an Relevanz verliert. Der Ähnlichkeitsdiskurs migriert daher in andere Wissensfelder. 3 Wozu ›Ähnlichkeit‹? »Eine Philosophie der Ähnlichkeit müsste in eine Ontologie münden, deren Grundbegriffe die des Nahen und des Fernen, der Distanz und der Ent-Fernung wären.«20 Robert Spaemann macht deutlich, dass Ähnlichkeit räumliches Denken konnotiert und trifft sich darin – ohne dass beide Seiten explizit aufeinander Bezug nehmen – mit aktuellen kognitionswissenschaftlichen Forschungen. Eine Ontologie der Ähnlichkeit hat sich mit räumlichen Verhältnissen bzw. mit Konzepten von Ferne und Nähe auseinanderzusetzen. Ähnlichkeit impliziert also so etwas wie eine qualitative Nähe. Es gibt räumliche Nähe von Dingen, zeitliche Nähe von Ereignissen, die zahlenmäßige Nähe von Quantitäten, die qualitative z. B. von Farben. Es gibt selbstverständlich auch die emotionale Nähe von Menschen, die wir als Sympathie bezeichnen. Ähnlichkeitsbeziehungen sind daher verwendbar für die Beschreibung von Verhältnissen, die 19 Ulrike Hahn, Nick Chater, Lucy B. Richardson, »Similaritiy as Transformation«, in: Cognition 87 (2003), S. 1–32, S. 1. 20 Robert Spaemann, »Ähnlichkeit«, in: Ders., Schritte über uns hinaus. Gesammelte Reden und Aufsätze, Bd. 2, Stuttgart 2011, S. 50–57, S. 57. 14 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich eine relative Nähe und eine relative Ferne zugleich implizieren und dabei die jeweilige Entfernung als dynamisch, also wandelbar repräsentieren. Daher schließt Ähnlichkeit neben dem räumlichen auch immer einen dynamischen, zeitlichen, nicht aber teleologischen Aspekt ein. Ähnlichkeit ist eine »Figur des Kontinuierlichen«,21 Übergänglichen. Sie bedarf zwar der Markierung von Differenzen, stellt aber nie einen Bruch oder Gegensatz dar. Im Konzept der Ähnlichkeit können Evolution, Wandel und Metamorphose gedacht werden. Aber auch Selbstverlust, Anpassungsdruck und Assimilation lassen sich mit Ähnlichkeitsmodellen beschreiben. Als problematische und problematisierende Figur des Kontinuierlichen irritiert Ähnlichkeit die großen heuristischen Trennungen der Moderne: Natur und Kultur, Mensch und Ding, fremd und eigen. Anders als eine philosophische Ontologie hat eine kulturwissenschaftliche Erforschung der Ähnlichkeit auch den ›praktischen‹, praxeologischen Teil von Ähnlichkeit zu erfragen. Die philosophische Ontologie stellt sich die Frage: »Was ist Ähnlichkeit?«. Die Kognitionswissenschaften analysieren die Frage: »Wozu dient Ähnlichkeit?«. Die Kulturwissenschaften müssen auch die Frage nach den Praktiken der Ähnlichkeit stellen, also nicht nur die Frage, wie wir Ähnliches erkennen, sondern auch diejenige, wie – und warum – wir Ähnliches machen. Die Frage nach den Praktiken verweist auf die bereits genannten verwandten Begriffsfelder der Mimesis, der Mimikry, der Assimilation, der Akkulturation und der Nachahmung; in jedem Falle auf Fragen, die Globalisierung, Internationalisierung, Transkulturalität, Migration, aber eben auch Literatur, Kunst und Ästhetik betreffen. Ähnlichkeit entsteht, verblasst und kann unter verschiedenen Aspekten und Hinsichten unterschiedlich deutlich, wichtig oder offensichtlich werden. Ähnlichkeit kann verwischt sein oder profiliert werden. Ähnlichkeitsbeziehungen können etwas Spontanes, Unwillkürliches, Unbewusstes, ja Ungewolltes und Passives markieren. Andererseits gibt es politische, soziale und kulturelle Praktiken des intendierten, gewollten ›Ähnlichmachens‹, aber eben vielfach auch solche der erzwungenen, gewaltsamen Assimilierung. Ähnlichkeitswahrnehmung ist intuitiv, ihre Kriterien bleiben undefinierbar bzw. sind kontextabhängig. Ähnlichkeitspraktiken oder auch die Lust an Nachahmung, die Freude an gelungener Mimesis gelten als angeborene Fähigkeiten, sind aber doch ohne Zweifel kultur- und milieuabhängig. ›Ähnlichkeit‹ scheint semantisch symmetrisch, erweist sich aber in bestimmten Fällen als unumkehrbar und asymmetrisch. Ähnlichkeit ist eine Wahrnehmungskategorie und weist doch einen irreduziblen Aspekt kultureller und individueller Praxis auf. Ähnlichkeit organisiert Wissen und Erinnerung und verführt zugleich zu Plattitüden und Gemeinplätzen aller Art. Sie gilt als vormodern und postmodern zugleich. Sie überfordert die Philosophie und ist eine Herausforderung für die Kulturwissenschaften. 21 Philippe Descola, Jenseits von Natur und Kultur, Berlin 2011, S. 21. Einleitung 15 Ähnlichkeiten/Similarities. Vorläufige Überlegungen zu einem Suchbegriff (Anil Bhatti) 1 Hermeneutische Abstinenz oder: Wozu Ähnlichkeit? Das Ähnlichkeitsdenken eröffnet andere Erkenntnismöglichkeiten für den Umgang mit den Problemen komplexer Gesellschaften, als dies eine an Differenz orientierte Methodologie bisher leisten kann: In Indien hat sich im Laufe der Zeit und von den Erfahrungen mit dem Antikolonialismus gespeist eine starke methodologische Präferenz dafür entwickelt, Diversitätsfragen mit einer spezifischen Form des Toleranzdenkens zu verbinden. Toleranzdenken basiert dabei nicht auf einem Paradigma des ›Verstehens‹; es erfordert vielmehr ein Konzept der gesellschaftlichen Praxis, das auf ›Verständigung‹ setzt. Dies führt zu einer Präferenz für die Maxime, dass es wichtiger ist, miteinander auszukommen, als einander zu verstehen. Anders ausgedrückt, dies impliziert, dass es wichtiger ist, die Kunst des gesellschaftlichen Umgangs unter Bedingungen der Diversität zu pflegen und erst dann nach der Logik des Verstehens zu suchen: Es handelt sich um eine Strategie der Entdramatisierung. Das ist in Indien auffallend anders als in Deutschland, wo man über die Verstehenshermeneutik zur Toleranz zu kommen sucht. Aus den historischen Erfahrungen einer komplexen, mehrsprachigen, multireligiösen und schichtenspezifisch durch Kaste und Klasse geprägten Gesellschaft, die latent ein großes Gewaltpotential besitzt, hat sich in Indien so etwas wie eine Präferenz für nicht-hermeneutische Wege in der Toleranzdiskussion entwickelt. Es geht dabei nicht in erster Linie um Dichotomien und Grenzziehungen, sondern um Versuche, überlappende Felder der Ähnlichkeit zu finden. Das Prinzip des ›Sowohl-als-auch‹ wird gegenüber dem Prinzip des ›Entweder-oder‹ in der kulturellen Praxis betont. Dadurch entstehen synkretistische Möglichkeiten in einer sonst vom Fundamentalismus stets bedrohten Gesellschaft. Das Ähnlichkeitsdenken sollte in diesen Kontexten nicht als eine falsche Form der Harmonisierung oder Nivellierung von Unterschieden (miss-)verstanden werden. Es besitzt vielmehr ein subversives Potential, das postulierte Antagonismen und radikale Unverträglichkeiten von Gegensätzen, Differenzen und sogenannten ›clashes‹ als Ideologie entlarven kann. In Indien liefert die Betonung von Ähnlichkeiten daher auch eine wichtige Stütze für alle säkularen Bewegungen und Überzeugungen. Umgekehrt schürt die Vernachlässigung des Ähnlichkeitsdenkens den Fanatismus, der oft zu gewaltsamen Ausbrüchen (›riots‹) führt. Warum sollen etwa Hindus und Moslems, die in der sozialen Praxis und im Alltag durchaus gut zusammenleben und kooperieren, plötzlich Feinde werden, weil religiöse Fanatiker die unversöhnlichen Gegensätze ihrer jeweiligen Interpretationen von Islam und Hinduismus mit Gewalt beweisen wollen? Das zerstörerische Gewaltpotential fundamentalistischer Bewegungen in Indien und in Europa und die Notwendigkeit, neue Wege in der Toleranzdiskussion und 16 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich in der Integrationspolitik in Migrationswelten zu finden, bilden den Hintergrund für die Aktualität des Themas ›Ähnlichkeit‹. Die gegenwärtige Relevanz der ›Ähnlichkeit‹ für die Kulturwissenschaften hängt also mit den Problemen von komplexen plurikulturellen Gesellschaften zusammen, die zunehmend durch ein hohes Maß an sprachlicher, religiöser und kultureller Diversität gekennzeichnet sind. Häufig sind dies Migrationsgesellschaften wie jetzt in Europa; oder es sind Staaten mit einer historisch gewachsenen Diversität wie etwa Indien. Es geht in diesen Gesellschaften um Transformationsprozesse, die zur weiteren Erhöhung der gesellschaftlichen Diversität führen. Plurikulturelle Verhältnisse (nicht multikulturelle Parallelgesellschaften), Mehrsprachigkeit und Synkretismus markieren die Spannung zwischen der Heterogenität, die größere Staatsformationen (u. a. Indien und viele Staaten in Afrika, Lateinamerika und Asien) kennzeichnet und der Homogenität, die von den meist kleineren Nationalstaaten (etwa in Europa) erwartet wird. Heterogene Staatsformationen werden durch verschiedene Fundamentalismen zunehmend unter Druck gesetzt, sich zu homogenisieren. Umgekehrt stehen traditionelle Nationalstaaten vor neuen Aufgaben, die durch Prozesse der Heterogenisierung gekennzeichnet sind. In diesem oft konfliktreichen Prozess werden weitgehend monosprachige und mehr oder weniger monokulturelle Lebenswelten pluralisiert. Die Entstehung von Europa aus dem Zusammenschluss verschiedener Nationalstaaten ist dafür ein Beispiel. Dabei spielt der Rekurs auf historische Erfahrungen eine wichtige Rolle. In Europa ist dies die Habsburgermonarchie und Zentraleuropa als Region großer sprachlicher, konfessioneller und kultureller Diversität. In Indien greift man zurück auf die Tradition des Synkretismus, um Gemeinsamkeiten in der religiös-gesellschaftlichen Praxis hervorzuheben. Andere vormals kolonialisierte Regionen der Welt wie Afrika bieten hier weitere Bezugspunkte. In offenen plurikulturellen Welten ergibt sich zunehmend so etwas wie ein Habitus der Gleichgültigkeit gegenüber der angeblichen Relevanz von sichtbaren Unterschieden: eine ›Indifferenz gegenüber Differenz‹ also.22 Denn Differenz ist man in plurikulturellen Situationen gewissermaßen immer schon gewöhnt und sie muss nicht weiter betont oder gar theoretisch – auch nicht im Sinne des Postkolonialis22 Hier wäre an die anregenden Gedanken über »indifferent multiplicities« von Alain Badiou in L’ Être et l’évenénement zu erinnern. Ich verfüge nur über die englische Übersetzung Being and Event, übers. von Oliver Feltham, London 2006, S. xii. Badiou schreibt: »If truths exist, they are certainly indifferent to differences.« (Ebd.) Siehe auch den Abschnitt über Leibniz S. 315–326. Zu Leibniz möchte ich auf die grundlegende Studie von Vincenzo De Risi, Geometry and Monadology. Leibniz’s Analysis Situs and Philosophy of Space, Basel 2007, verweisen. Die Definition, die Leibniz für Ähnlichkeit gegeben hat, bleibt für unsere Diskussion im Hintergrund wichtig. In Hermann Weyls Formulierung: »Leibniz [hat] dem geometrischen Begriff der Ähnlichkeit die folgende philosophische Wendung gegeben: Ähnlich, sagt er, sind zwei Dinge, die ununterscheidbar sind, wenn jedes für sich betrachtet wird.« (Hermann Weyl, Symmetrie, Basel 1955 [1952], S. 128. Vgl. auch De Risi, Geometry and Monadology, S. 140.) Einleitung 17 mus – abgesichert werden. Ähnlichkeiten dagegen werden in der gesellschaftlichen Praxis virulent und bewusst gemacht. Im Ähnlichkeitsdenken werden Zusammenhänge und Netzwerke betont. Es kommt auf das Gesamtgewebe an. Das ›Ähnlichkeitsdenken‹ wirft ein kritisches Licht auf theoretische und politische Präferenzen für die Polarität zwischen Identität und Differenz und stellt Konzepte wie ›Authentizität‹ und kulturellen Purismus in Frage. Dagegen werden die Vorläufigkeit, das Transitorische, die Unschärfe, fließende Grenzen, Nuancen, minimale Abweichungen, Fuzzyness, Vagheit im Ähnlichkeitsdenken aufgewertet und begrifflich mit einer flexiblen polyvalenten Sprache erfasst. Im weitesten Sinne meldet das Ähnlichkeitsdenken damit Skepsis gegenüber der Dichotomie von ›eigen‹ und ›fremd‹ an. Diese Dichotomie, die in Europa (besonders in Deutschland) hermeneutisch favorisiert wird, stellt den Dialog zwischen mehreren deutlich voneinander abgesetzten Einheiten oder Positionen ins Zentrum, um daraus hervorgehend dann so etwas wie ›höhere‹ Werte, etwa Toleranz gegenüber dem Fremden, erreichen zu können. Diese Einheiten werden meist ›Kulturen‹ genannt. Aber der Dialog zwischen ›eigen‹ und ›fremd‹ ist ein binäres Modell, das zwar mit der Idee des Polylogs erweitert werden kann, um polyzentrische Situationen zu erfassen, welches aber trotzdem die Komplexität der Praxis unangemessen vereinfacht. Der Zwang zum Dialog, den ein solches Modell notwendig nach sich zieht, setzt Repräsentanten voraus, die im Namen der jeweiligen Dialogpartner sprechen. Wenn es um den interkulturellen Dialog geht, ist die Berechtigung, eine ›Kultur‹ zu vertreten und in ihrem Namen zu sprechen, jedoch höchst problematisch. Das Ähnlichkeitsdenken entsteht aus der Skepsis gegenüber diesen dialogischen Modellen, die auf dem Wunsch basieren, den Anderen zu verstehen: Schließlich liefert die Geschichte des Kolonialismus viele Beispiele für die verheerende Verbindung zwischen Verstehen und Unterdrückung.23 Ähnlichkeit ist also kein Harmonisierungskonzept, sondern ein Moment der Destabilisierung von angeblich stabilen, ›natürlichen‹ dichotomischen Ordnungen. 2 ›Pänidentität‹, oder: Was ist Ähnlichkeit? Das Feld der Übersetzung spielt im Ähnlichkeitsdenken eine wichtige Rolle, denn der Gedanke der partiellen Übereinstimmung und partiellen Abweichung ist aus der Theorie und Praxis der Übersetzung bekannt.24 Wir wissen, dass es keine 23 Vgl. u. a. Tzvetan Todorov, Die Eroberung Amerikas. Das Problem des Anderen, Frankfurt am Main 1985. 24 Vgl. die Beiträge in Joachim Renn, Jürgen Straub, Shingo Shimada (Hg.), Übersetzung als Medium des Kulturverstehens und sozialer Integration, Frankfurt am Main 2000; Federico Italiano, Michael Rössner (Hg.), Translation, Narration, Media and the Staging of Differences, Bielefeld 2012. Siehe insbesondere: Andreas Langenohl, »Scenes of Encounter: A Translational Approach to Travelling Concepts in the Study of Culture«, in: Doris Bachmann-Medick, Ansgar Nünning (Hg.), The Trans/National Study of Culture, Amsterdam 2014, S. 93–117, und Irina Wutsdorff, »Übersetzungs 18 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich genauen Äquivalente für Wörter in verschiedenen Sprachen gibt. In einem immer noch relevanten Teil seiner Parerga und Paralipomena lesen wir dazu bei Arthur Schopenhauer: Also sind nicht sämtliche Begriffe, welche durch die Worte der einen Sprache bezeichnet werden, genau dieselben, welche die der andern ausdrücken; […] sondern oft sind es bloß ähnliche und verwandte, jedoch durch irgendeine Modifikation verschiedene Begriffe. 25 Der Herausgeber der Schriften Schopenhauers erläutert, dass diese »Pänidentität«, wie Schopenhauer sich ausdrückt, ›Fastgleichheit‹ bedeutet, also genau das umfasst, worauf es uns beim Ähnlichkeitsdenken ankommt. Feste Einheiten werden nach den Überlappungen beweglicher und es kommt zu Porosität an den Rändern, d. h. die vormals getrennten Bereiche sind durchlässig geworden. Nennt man diese Bereiche »Ähnlichkeitskreise« im Sinne von Rudolf Carnap,26 und betrachtet sie in unserem umgangssprachlichen Sinne als ›Kulturen‹, kann man sagen, dass diese Kulturen aufgrund von Überlappungen keine ›Monaden‹ mehr sind. Wenn man aber die Geschlossenheit und Exklusivität von getrennten Kulturen aufrechterhalten will, muss man Überlappungen unterbinden. Die Cantonments im kolonialen Indien, die Homelands in der Apartheid, die Fraternisierungsverbote, die angstbesetzte Verweigerung der Ähnlichkeit durch den Rassismus sind Beispiele dafür. Die brutalen Formen der systematischen Exklusion der Dalits (sogenannte Unberührbare) im Hinduistischen Kastensystem basieren ebenfalls auf einer von Bhimrao Ramji Ambedkar bereits 1936 scharf kritisierten grundsätzlichen Verweigerung der Möglichkeit von »fluidity and equity« in gesellschaftlichen Verhältnissen bzw. in der gesellschaftlichen Praxis.27 Der Ähnlichkeitsgedanke und die Sicht auf Überlappungen sind geeignet, starre Dichotomien und kulturelle Hierarchisierungen aufzulösen. Es geht hier allerdings nicht so sehr um die Gedanken des Dazwischen (In-between), des Third Space oder der Hybridität. Dies wären Zustandsbegriffe: Verstanden als kulturelle Praxis, liegt die Bedeutung des Ähnlichkeitsdenkens darin, dass es gesellschaftliche Prozesse kritik – Sprachkritik. Zum Fall Fritz Mauthner im böhmischen Kontext«, in: Zeitschrift für interkulturelle Germanistik 5, 2 (2014), Themenheft »Übersetzen. Praktiken kulturellen Transfers am Beispiel Prags«, hg. von Irina Wutsdorff und Štěpán Zbytovský, S. 39–56. 25 Arthur Schopenhauer, »Über Sprache und Worte«, in: Ders., Parerga und Paralipomena. Kleine philosophische Schriften, Bd. II, hg. von Wolfgang Freiherr von Löhneysen, Frankfurt am Main 1986 [1851], S. 665 f. 26 Rudolf Carnap, Der logische Aufbau der Welt, Hamburg 31966 [1928], S. 152 (§ 111). Er verwendet auch den Begriff »teilgleich« (ebd., S. 154 (§ 113)). 27 Siehe dazu Ambedkars Kontroverse mit Mahatma Gandhi. Neu abgedruckt in: Bhimrao Ramji Ambedkar, Annihilation of Caste: the annotated critical edition, hg. und kommentiert von S. Anand, eingeleitet mit dem Essay The Doctor and the Saint von Arundhati Roy, New Delhi 2014, S. 347. Einleitung 19 markiert. Es geht um einen Bewegungsbegriff, der eine Gegenbewegung zu der dominanten Hermeneutik des Eigenen und Fremden konzipiert. Für die Arbeit mit ›Ähnlichkeit‹ ist neben Ansätzen aus den Übersetzungswissenschaften die methodologische Perspektive der »shared history«, die Sanjay Subrahmanyam in die Geschichtswissenschaft eingebracht hat, wichtig: Es geht um »shared«, »connected«, »entangled History«, »histoire croisée«, also um geteilte und gemeinsame Geschichte(n) und ihre Verwobenheit ineinander.28 Der Ähnlichkeitsgedanke nimmt viele Anregungen aus dieser Richtung der historischen Forschung auf, insbesondere die Sicht auf grenzüberschreitende, historische Vernetzungen und Überlappungen. Die Perspektive der ›geteilten Geschichte‹ ist etwa sehr gut geeignet, essentialisierende Argumentationslinien innerhalb der Kolonialismusdiskussion in Frage zu stellen. Diese Spielart essentialistischen Denkens tendiert dazu, Kolonialisierung als Deformation, als Störung eines sogenannten ›eigenen‹ und ›authentischen‹ historischen Weges zu begreifen. Dekolonisation wird dann als ›Befreiung‹ von externem, fremdem Zwang begriffen. Es geht in dieser Lesart den Konzepten der ›Dekolonisierung‹ dann um die Rückgewinnung der ›reinen‹, ›authentischen‹, ›ursprünglichen Wurzeln‹ (›roots‹) der ›eigenen‹ Tradition. Hinter dieser Auffassung steckt letztendlich ein Verständnis der geschlossenen Einheit von Sprache, Nationalität und Staat, das vielfach auf Johann Gottfried Herder zurückgeht.29 Wenn wir – abweichend von dieser immer noch dominanten Auffassung – den Gedanken von historischen Verflechtungen aufgreifen, können wir Kolonialisierung anders bewerten und als Teil der widerspruchsvollen Gesamtentwicklung eines globalen Zusammenhangs auffassen. In einem Prozess der zunehmenden Vernetzung entstehen komplexe Kulturformationen wie Europa oder Indien, welche aus dieser Gesamtentwicklung hervorgehen. Die ökonomische, politische und kulturelle Neuordnung des kolonialen und postkolonialen Zeitalters wird als Prozess begriffen, der zu einer universalistischen Konfiguration von Solidarität und Empathie führt. Es geht dann nicht mehr um die Rückgewinnung von Authentizität. 28 Siehe Sanjay Subrahmanyam, »Connected Histories: Notes towards a Reconfiguration of Early Modern Eurasia«, in: Modern Asian Studies 31, 3 (1997), S. 735–761; Christopher Alan Bayly, Imperial Meridian. The British Empire and the World 1780–1830, London, New York 1989; Sebastian Conrad, Shalini Randeria, »Geteilte Geschichten – Europa in einer postkolonialen Welt«, in: Sebastian Conrad, Shalini Randeria (Hg.), Jenseits des Eurozentrismus. Postkoloniale Perspektiven in den Geschichts- und Kulturwissenschaften, Frankfurt am Main, New York 2002, S. 9–49, und das anregende Internetforum www.kakanien.ac.at. Siehe auch: Heinz-Gerhard Haupt, Jürgen Kocka (Hg.), Comparative and transnational history. Central European approaches and new perspectives, New York, Oxford 2009. 29 Vgl. Johann Gottfried Herder, Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit, Frankfurt am Main 1989, S. 287; Ders., »Bekehrung der Juden«, in: Ders., Adrastea, hg. von Günter Arnold, Frankfurt am Main 2000, S. 628–642; vgl. Anil Bhatti, »Heterogeneities and Homogeneities. On Similarities and Diversities«, in: Johannes Feichtinger, Gary B. Cohen (Hg.), Understanding Multiculturalism and the Habsburg Central European Experience, New York, Oxford 2014, S. 17–47. 20 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich Rabindranath Tagore hat das bereits kurz nach dem Ersten Weltkrieg gesehen und versucht, Indiens Befreiung von (›äußerer‹) kolonialer Herrschaft und die ›innere‹ Befreiung von interner Unterdrückung durch das Kastenwesen zusammenzudenken.30 Antikolonialismus, Antinationalismus, Kosmopolitismus und die Verbindung von nationaler und universaler Geschichte wären Teil dieser doppelten Befreiung, und dies ist ein ›Universalismus-Projekt‹. Beispielhaft für diese Position sind Jürgen Osterhammels Arbeiten; er vergleicht sie mit Christopher Alan Baylys Studie The Birth of the Modern World aus dem Jahr 2004: In beiden Arbeiten wird auf regionale Gliederung nach Nationen, Zivilisationen oder kontinentalen Großräumen verzichtet. Beide halten Kolonialismus und Imperialismus für so wichtig, dass sie dafür keine besonderen Kapitel vorsehen, sondern diese Dimension ständig mit bedenken. […] Beziehungsanalyse und Vergleich können und müssen geschmeidig miteinander kombiniert werden, und nicht alle Vergleiche bedürfen der vollen Absicherung durch die strenge historische Methodenlehre. Das kontrollierte Spiel mit Assoziationen und Analogien bringt manchmal – keineswegs immer – mehr als ein Vergleich, der pedantisch überfrachtet wird.31 Der Widerspruch zwischen Konzepten der Ähnlichkeit und Modellen von Differenz hat die Ideologie des britischen Kolonialismus entscheidend geprägt. Diese Ideologie entwickelte sich unter der ständigen Spannung zwischen der Anerkennung von Ähnlichkeiten und der Behauptung von Differenz. Für die kolonialistische Ideologie wurden Religion und Kaste zu den zentralen Kategorien der Differenz. Daraus entstand in Indien eine folgenschwere Politik der Homogenisierung von Religionszugehörigkeit in Form von geschlossenen »religious communities«.32 Zudem wurde eine Politik der getrennten Wählerschaften (separate electorates) etabliert, mit Repräsentanten der Wählerschaften als Sprechern und Verhandlungspartnern zwischen den religiösen Gemeinschaften untereinander und mit der britischen Kolonialmacht. Die verhängnisvolle Aufteilung der Gesellschaft zwischen einer Mehrheit (Hindus) und einer Minderheit (Moslems) war die Folge. Damit wurden vielfache Verbindungslinien in der sozialen Praxis, welche die religiösen Grenzlinien immer wieder aufweichen, unterbrochen. Für die antikolo30 Rabindranath Tagore, »Nationalism in India«, in: Ders., Between Tradition and Modernity. India’s Search for Identity. A Twentieth Century Anthology, hg. von Fred Dallmayr und G. N. Devy, New Delhi u. a. 1998, S. 77–90, S. 84 (dt. Tagore, Eine Anthologie, hg. von Amiya Chakravarty, Freiburg im Breisgau 1961, S. 199 f.). 31 Jürgen Osterhammel, Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts, München 5 2010, S. 16. 32 Thomas R. Metcalf, Ideologies of the Raj, Cambridge 2008, S. 134: »The centrality of religious community, along with that of caste, for the British marked out India’s distinctive status as a fundamentally different land.« Einleitung 21 niale Bewegung ist diese Essentialisierung der Religionszugehörigkeit in der Form von geschlossenen communities eine der Ursachen für die Spannungen zwischen Hindus und Moslems. Deshalb basieren viele Bemühungen um den gesellschaftlichen Frieden in der indischen Politik auf Ähnlichkeitskonzepten und implizieren die Weigerung, eindeutige, geschlossene und zudem zugewiesene Identitäten zu akzeptieren.33 Ein aufschlussreiches älteres Dokument aus der antikolonialen Bewegung, das seine traurige Aktualität weiterhin behält, betont das Element der Nachbarschaft in religiös diversen Gesellschaften, die langsam zusammenwachsen.34 Der Bericht des Kanpur Riots Enquiry Committee entstand nach besonders blutigen Zusammenstößen zwischen Hindus und Moslems im Jahre 1931 (also 16 Jahre vor der Unabhängigkeit Indiens im Jahre 1947) in der Industriestadt Kanpur. Die idealistische Leidenschaft des Berichts gibt uns einen Eindruck von der Intensität, mit der die antikoloniale Bewegung nach einer Aktionseinheit von Moslems und Hindus suchte, um der Kolonialpolitik des ›divide et impera‹ entgegenzusteuern. Es war hierbei sicherlich idealistisch, an eine kulturelle Amalgamierung von Hindus und Moslems zu denken, aber es war auch berechtigt, darauf hinzuweisen, dass Hindus und Moslems große Lebensbereiche teilen.35 Der Wunsch, das Verbindende in der Praxis der Hauptreligionen Indiens zu betonen, geht auch aus den Zeilen hervor, die Rabindranath Tagore 1932 in dem Journal seiner Reise nach Persien und in den Irak schrieb: All over Asia the cry has arisen that sectarian religion cannot be allowed to wreck the natural basis of community life, bringing dissensions where a common economic, social and historical background should preserve an inevitable continuity of co-operation. When during a farewell feast given to an Englishman of high official position in the Government of Palestine he said »Palestine is a Mohammedan country, and its government should therefore, be in the hands of the Mohammedans, on condition that the Jewish and Christian minorities are represented in it,« – then Mufti-Haji-elHusaini of Jerusalem answered »For us it is an exclusively Arab, not a Mohammedan question. During your sojourn in this country you have doubtless observed that here there are no distinctions between Mohammedan and Christian Arabs. We regard the Christians not as a minority, but as Arabs.«36 33 Vgl. bspw. Maulana Abul Kalam Azad, der weiter unten erwähnt wird. Vgl. Bhagavan Das, Indian National Congress, The Communal Problem. Report of the Committee appointed by the Indian National Congress (Karachi Session 1931) to enquire into the Kanpur Riots of March 1931, New Delhi 2005 [1933], S. 76. 35 Vgl. ebd., S. 156. 36 Rabindranath Tagore, Journey to Persia and Iraq: 1932 (= Tagore travelogues, Bd. 1), übers. aus dem Bengali von Surendranath Tagore und Sukhendu Ray, Visva-Bharati Quarterly, Santiniketan 2003, S. 32. 34 22 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich Maulana Abul Kalam Azad, einer der wichtigsten Vertreter der indischen antikolonialen Bewegung, betonte die Bedeutung von Gemeinsamkeit und einem geteilten Erbe in seiner Präsidialrede vor der Indischen Kongresspartei im Jahre 1940: If Hinduism has been the religion of the people here for several thousands of years, Islam also has been their religion for a thousand years. Just as a Hindu can say with pride that he is an Indian and follows Hinduism, so also we can say with equal pride that we are Indians and follow Islam. I shall enlarge this orbit still further. The Indian Christian is equally entitled to say with pride that he is an Indian and is following a religion of India, namely Christianity. Eleven hundred years of common history have enriched India with our common achievement. Our languages, our poetry, our literature, our culture, our art, our dress …37 Der Fundamentalismus in Indien übernahm vom Kolonialismus das Bedürfnis zur Einteilung und Abgrenzung. Das trifft auf den Hindutva und auf verschiedene islamische Fundamentalismen gleichermaßen zu. Der Philosoph Alam Khundmiri hat das Problem für Moslems nach der Unabhängigkeit Indiens besonders eindringlich hervorgehoben: »Muslims are not one homogeneous cultural group in the entire country, if culture is not confused with religion. There are still strong grounds to believe that India comprises different cultural groups, the bases of which are not merely religion […].«38 3 Kritik des Eurozentrismus, oder: Wozu Ähnlichkeit? Der Blick auf Ähnlichkeiten erlaubt nicht nur eine andere Sichtweise auf die Kolonialgeschichte und den damit strukturell verbundenen Fundamentalismus in einem Land wie Indien, sondern ermöglicht es auch, eine Kritik des Eurozentrismus und des Exzeptionalismus zu entwerfen. Wie Samir Amin betont, waren die Vorurteile der Christen und die Vorurteile der Moslems zu Zeiten der Kreuzzüge weder euro37 The Selected Works of Maulana Abul Kalam Azad, Bd. 1 (1936–42), hg. von Ravindra Kumar, New Delhi 1991, S. 23 ff. Vgl. weiter: »… our manners and customs, the innumerable happenings of our daily life, everything bears the stamp of our joint endeavor. There is indeed no aspect of our life which has escaped this stamp. Our languages were different, but we grew to use a common language; our manners and customs were dissimilar, but they acted and reacted on each other, and thus produced a new synthesis. Our old dress may be seen only in ancient pictures of bygone days; no one wears it today. […] This joint wealth is the heritage of our common nationality, and we do not want to leave it and go back to the times when this joint life had not begun.« 38 Secularism, Islam and Modernity. Selected Essays of Alam Khundmiri, hg. von M. T. Ansari, New Delhi u. a. 2001, S. 280 f. Vgl. weiter: »[T]he distinct cultural identity of Muslims has a restricted meaning so as their distinct religious notions and ethical norms are concerned and beyond that, any mention of a distinct Muslim identity is a myth. The future of Muslims is tied up with the growth of the idea of secularism and the rise of institutions based on this idea.« Einleitung 23 zentrisch noch islamozentrisch, denn beide Religionen verfügten damals nicht über die Macht, ihre Visionen global durchzusetzen. 39 Eurozentrismus ist eine historische Position, die mit der Entwicklung des Kapitalismus, der Ausdehnung der kolonialistischen Herrschaft und der Herausbildung einer spezifischen kolonialistischen Ideologie der Einmaligkeit Europas oder des Westens verbunden ist. Mit Bezug auf seinen Roman The Enchantress of Florence (2008) sagt Salman Rushdie in einem Interview: [T]here are ideas which grew up in the West, and in a slightly different form they grew up as well in the East; the idea of freedom, of open discourses, of tolerance, of sexual freedom even to the level of hedonism. […] So to say that we must now consider them to be culturally specific […] is a denial of human nature.40 In der wissenschaftlichen Forschung werden solche Perspektiven immer häufiger. Es werden Parallelen gefunden, Ähnlichkeiten gesehen, Beziehungsgeflechte bilden sich dort, wo man früher Grenzlinien gezogen hat. Ein anderer Argumentationsstil entsteht. In The Theft of History betont der Anthropologe Jack Goody, dass die zivilisatorische Entwicklung der »Bronze Age civilizations in Asia and Europe ran along roughly parallel lines. How then did many European writers assume quite a different development in the two continents from ›Antiquity‹ onwards, leading eventually to the western ›invention‹ of ›capitalism‹?«41 Goody betont, dass es ein Fehler sei to look at the situation solely in terms of some relatively limited differences in the modes of production when there are so many similarities not only in the economy but in the modes of communication and in the modes of destruction including, eventually, the use of gunpowder. All these similarities, including ones in family structure and culture more generally, were set aside in favour of the ›oriental‹ hypothesis which stresses the different historical trajectories of east and west.42 Bezüglich der Renaissance argumentiert Goody ähnlich: »It is the Renaissance that lies at the centre of my concerns, and here I want to confine my attention to similar activities outside Europe, their comparative neglect and what that implies for European historiography.«43 39 Vgl. Samir Amin, Eurocentrism, übers. von Russell Moore, Delhi 2008 (zuerst Paris 1988; Monthly Review Press, New York 1989), S. 103. 40 Siehe die Besprechung des Romans: Joyce Carol Oates, »In the Emperor’s Dream House. The Enchantress of Florence by Salman Rushdie«, in: The New York Review of Books 55, 10 (12.6.2008). 41 Jack Goody, The Theft of History, Cambridge 2006, S. 3. 42 Ebd., S. 60: »At the broadest level, ethnocentricism divides all of us from the others and so helps to define our identity. But it is a bad guide to history, especially to world history.« 43 Goody, Renaissances. The One or the Many?, Cambridge 2010, S. 42. 24 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich Es geht um die weltweite Pluralität der »renaissances«. Goody schreibt: »From a sociological standpoint renascences were multiple and not confined to ›capitalism‹ nor to the west. Europe was not alone, nor was it a cultural island.«44 Wenn wir konsequent vergleichend vorgehen und eine globale Perspektive entwickeln, kommen wir zu einer Betrachtungsweise, die die intellektuelle Besitzergreifung von historischen Ereignissen anzweifelt. Neben der Renaissance trifft dies auch auf die Aufklärung zu. In einer Untersuchung kritisiert der Historiker Sebastian Conrad die Haltung, die aus Diffusionstheorien hervorgeht. Die Aufklärung sei eine europäische Erfindung, die global disseminiert wurde: »Scholars are now challenging the Eurocentric account of the ›birth of the modern world‹«.45 Zur Konturierung der Aufklärung trugen nicht nur europäische, sondern eben international verstreute Autoren bei. Es geht in der »long history« der Aufklärung nicht um Diffusion, sondern darum, dass sie ständig an verschiedenen Orten in der Welt neu hergestellt wurde.46 »Rather than a process of diffusion, the longer history of Enlightenment was the result of its constant reinvention.«47 Dies gilt natürlich nicht allein für den Eurozentrismus, sondern für jede Form von kultureller Besitzergreifung. Indozentristische Exklusivitätsansprüche können durch vergleichende Studien ebenfalls entkräftet werden, so dass universalistische Momente hervortreten. Das Interesse an Parallelen, Analogien, Ähnlichkeiten zwischen Philosophien in Indien und Europa bedeutet, dass »these cease to be ›Oriental‹ or ›Western‹ thought and instead become ›universal‹ thought.«48 44 Ebd., S. 274. Sebastian Conrad, »Enlightenment in Global History: A Historiographical Critique«, in: American Historical Review 117, 4 (Oktober 2012), S. 999–1027, S. 1001. Vgl. weiter: »Such a rereading implies three analytical moves: First, the eighteenth-century cultural dynamics conventionally rendered as ›Enlightenment‹ cannot be understood as the sovereign and autonomous accomplishment of European intellectuals alone; it had many authors in many places. Second, Enlightenment ideas need to be understood as a response to cross-border interaction and global integration. Beyond the conventional Europe-bound notions of the progress of ›reason‹, engaging with Enlightenment has always been a way to think comparatively and globally. And third, the Enlightenment did not end with romanticism: it continued throughout the nineteenth century and beyond. Crucially, this was not merely a history of diffusion; the Enlightenment’s global impact was not energized solely by the ideas of the Parisian philosophers. Rather, it was the work of historical actors around the world«. 46 Ebd., S. 1022. 47 Ebd. 48 Carmen Dragonetti, Fernando Tola, Indian and Western Philosophies: Unity in Diversity, New Delhi 2013 (zuerst veröffentlicht als: On the Myth of the Opposition between Indian Thought and Western Philosophy, Hildesheim 2004), S. 293. Siehe auch die Untersuchungen von Harjeet Singh Gill, Conceptualism in Buddhist and French Traditions, Patiala 2007 und Theodore Stcherbatsky, Buddhist Logic, 2 Bde., New Delhi 1996; Uma Chattopadhyay, Dishonoured by Philosophers – Upamâna in Indian Epistemology, New Delhi 2012. Anregend sind die Beiträge in: Martin Gaier, Jeanette Kohl, Alberto Saviello (Hg.), Similitudo. Konzepte der Ähnlichkeit in Mittelalter und Früher Neuzeit, München 2012. 45 Einleitung 25 Ebenso wenig wie Europa war Indien eine Insel. Insofern ist jene komparatistische Forschung, die auf den größeren Zusammenhang zwischen indischen und griechischen Epen hinweist, besonders aktuell zu einer Zeit, in der fundamentalistisches Denken auf der Einmaligkeit kultureller Erzeugnisse besteht. Fernando Wulf Alonso, der eine groß angelegte vergleichende Studie über das Epos in Indien und Griechenland verfasst hat, kommt über dieses Denken in Ähnlichkeiten zu dem Schluss: Once again, it has been noted that in the past, as in the present, cultural and religious pluralism, from within and without, coupled with every imaginable type of cultural interactions, learning, and creations and reworking has prevailed in the Subcontinent, which, in turn, denotes the impossibility of defending exclusivist and unidirectional models or monotonic identities, either for understanding the moment in history or for proposing that falsification of reality as a model for the present. And it has been corroborated time and again how historical reality proves to be infinitely distant from attempts to reduce it to simple schemas, to the false dichotomy between the ›foreign‹ and the ›native‹ which only act to hinder our understanding of the beautiful diversity of the world, our appreciation of the wealth and potential tucked away within the folds of cultural exchanges and interactions which have conveyed, and must continue conveying the history that has made us human.49 4 Fazit Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die theoretische und praktische Profilierung von Ähnlichkeit zeigt, inwieweit es in plurikulturellen Gesellschaften eher darum geht, eine gesellschaftliche Umgangspraxis mit komplexer Diversität zu fördern, als um die Konstruktion von geschlossenen Kulturen, die durch Repräsentanten verhandlungsfähig gemacht werden. Es geht darum, das Approximative in Prozessen der Annäherung – und auch der Distanzierung – zu beschreiben. Statt Identitäten wären Asymptoten zu beschreiben. All dies steht selbstredend im größeren Zusammenhang von Macht und asymmetrischer Machtausübung in der heutigen Weltpolitik, denn das Insistieren auf Ähnlichkeit widersetzt sich dem kolonialistischen Herrschaftsmoment, durch das im Prozess der Entwicklung von kolonialer Kompetenz gesellschaftliche Unterschiede zur ontologischen Differenz gemacht werden. Es wäre zumindest vorläufig vorstellbar, sich mit der verstehenden Interpretation anderer Kulturen zurückzuhalten und in plurikulturellen Zusammenhängen sozusagen tendenziell hermeneutisch abstinent zu bleiben. 49 Fernando Wulff Alonso, The Mahābhārata and Greek Mythology, übers. von Andrew Morrow, New Delhi 2014, S. 480 f. Diese Perspektive setzt natürlich voraus, dass man den Gebrauch der Kategorie des ›Einflusses‹ konsequent fallen lässt. 26 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich Wir halten uns an den Grundsatz, dass es wichtiger ist, miteinander auszukommen, als einander zu verstehen. Man kann davon ausgehen, dass vieles in der komplexen Welt ähnlich ist und sich damit begnügen: Wir lassen die Indifferenz gegenüber der Differenz wirken. Das Ähnlichkeitsdenken erlaubt uns, eine ›Unschärferelation‹ in unsere Analysen einzuführen. Wir nehmen weite Flächen der Überlappungen wahr, wahrscheinlich häufiger in urbanen Milieus, in denen Mehrsprachigkeit mittlerweile stark verbreitet ist, als dort, wo verschiedene sichtbare Unterschiede unsere Urteilsfähigkeit verwirren. Insofern setzt das Ähnlichkeitsdenken, wie bereits erwähnt, auf die umfassende Bedeutung von Übersetzung, verstanden als gesellschaftliche Praxis. Damit werden Möglichkeiten der Verwandlung, der Metamorphose, der Transposition in den Mittelpunkt der Praxis gerückt. Diskretion und Höflichkeit werden zu wichtigen Parametern des gesellschaftlichen Umgangs und dies erlaubt uns auch, eine ethische Dimension in unser Alltagsleben zu bringen: Man ist zwar nicht ganz gleich, aber auch nicht ganz anders. Es ginge dann eher um eine Perspektive der ›Ähnlichkeit in der Diversität‹ als um die bekannte Forderung nach ›Einheit in der Diversität‹ (›unity in diversity‹) – also letztlich um ›Ähnlichkeit ohne Gleichartigkeit‹ (›similarity without sameness‹). Ähnlichkeit wäre somit als universalistische, humanistische Perspektive zu verstehen und als »Suchbegriff« zu verwenden.50 Dies impliziert eine Kritik des unter dem Kapitalismus entwickelten ›Rechts auf Differenz‹. Nationalistische und fundamentalistische Positionen behaupten diese Differenz und essentialisieren sie auch. Somit ist das von Samir Amin polemisch geprägte »right to be similar«51 als kritische und subversive Forderung zu verstehen. Es geht darum, dass Unterscheidungsmerkmale nicht Trennungsmerkmale werden. Im Recht auf Ähnlichkeit und Solidarität, verstanden als Gegensatz zur Verabsolutierung der Differenz durch die Homogenisierung, könnte man vielleicht die Forderung nach einer demokratischen, plurikulturellen Lebensform sehen. Das Ähnlichkeitsdenken hat damit auch kulturpolitische Konsequenzen. Durch die Öffnung für Synkretismus, Sprachenvielfalt, Mehrsprachigkeit, Plurikulturalität und gesellschaftliche Schwebezustände trägt die Arbeit an Ähnlichkeiten zur Normalisierung bei bzw. zur Entwicklung von Perspektiven, die jenseits der Dichotomie von Identität und Differenz zu finden wären. 50 Oskar Negt, Alexander Kluge, Der unterschätzte Mensch. Gemeinsame Philosophie in zwei Bänden, Bd. 1, Frankfurt am Main 2001, S. 299: »So daß man jetzt, wenn man den Substanzbegriff variiert, als Gegenpol den Suchbegriff oder die Frage gewinnt …«. 51 Vgl. Samir Amin, Spectres of Capitalism. A Critique of Current Intellectual Fashions, New York 1999, S. 42. Einleitung 27 Dank Wir möchten uns sehr herzlich bedanken bei allen Institutionen und Personen, die das Projekt auf vielfältige Weise unterstützt haben. Das gilt für finanzielle Hilfe, organisatorische Unterstützung und vor allem auch für die Bereitschaft, Diskussionen und Debatten zu ermöglichen, die vielsprachig, international, interdisziplinär und plurikulturell waren. Wir danken der Fritz-Thyssen-Stiftung für eine groß zügige Anschubfinanzierung und damit für die Möglichkeit, die beiden ersten Workshops zu organisieren. Wir danken besonders dem Kulturwissenschaftlichen Kolleg der Universität Konstanz, das mehr als nur finanzielle Mittel beigesteuert hat, indem es den Rahmen für unsere Fellowships und damit auch den intellektuellen und akademischen Kontext für eine solche Debatte bereitgestellt hat. Wir danken der Alexander von Humboldt-Stiftung, die durch die Preisgelder für Anil Bhatti unsere Zusammenarbeit unterstützt hat. Wir danken auch der Universität Tübingen, an der Anil Bhatti während seiner Zeit als Humboldt-Preisträger geforscht hat, dem Forum Scientiarum und besonders Herrn Dr. Niels Weidtmann für die Ausrichtung der dritten Tagung. Jochen Bedenk, Sven Sappelt, Nicole Falkenhayner und Christopher Möllmann haben uns sehr geholfen bei der Organisation, auch ihnen schulden wir besonderen Dank. Alexander Schmitz und Bernd Stiegler haben den Band sehr gründlich und sehr kritisch lektoriert. Britta Fietzke hat die zum Teil sehr umfangreichen Übersetzungen sehr schnell und effektiv vorgenommen; dafür sind wir sehr dankbar. Aber alles wäre nicht möglich gewesen ohne die unermüdliche Arbeit von Sara Bangert, die korrigiert, lektoriert, systematisiert, kompiliert, korrespondiert und bibliographiert hat. Ihr gilt unser ganz besonders herzlicher Dank. Zitierte Literatur (mit weiterführenden Literaturhinweisen) Alonso, Fernando Wulff, The Mahābhārata and Greek Mythology, übers. von Andrew Morrow, New Delhi 2014. Ambedkar, Bhimrao Ramji, Annihilation of Caste: the annotated critical edition, hg. und kommentiert von S. Anand, eingeleitet mit dem Essay The Doctor and the Saint von Arundhati Roy, New Delhi 2014. Amin, Samir, Eurocentrism, übers. von Russell Moore, Delhi 2008 [Paris 1988; New York1989]. —, Spectres of Capitalism. A Critique of Current Intellectual Fashions, New York 1999. Ansari, M. T. (Hg.), Secularism, Islam and Modernity. Selected Essays of Alam Khundmiri, New Delhi u. a. 2001. Assmann, Aleida/Assman, Jan, »Kultur und Konflikt. Aspekte einer Theorie des unkommu- 28 Anil Bhatti und Dorothee Kimmich nikativen Handelns«, in: Jan Assmann, Dietrich Harth (Hg.), Kultur und Konflikt, Frankfurt am Main 1990, S. 11–48. Bachmann-Medick, Doris, Cultural Turns. 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