Die haben`s nötig!

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Weihnachtsspielangebot
Walter Lechner
„Die haben's nötig!“
Krippenspiel der Kirchgemeinde
Frauenhain 2013
K 153
K 153
Walter Lechner
„Die haben‘s nötig!“
Krippenspiel der Kirchgemeinde Frauenhain 2013
Personen:
Maria
Josef
Gabriel
Rut
Hirte 1
Hirte 2
Weiser 1
Weiser 2
Weiser 3
Simeon
Freund 1
Freund 2
Pfarrer
Engelchor
1. Vorspiel
Die Kostüme der Spieler sowie Requisiten liegen auf den Stühlen/
Bänken der ersten Reihe bzw. unsichtbar auf der Seite. Ausnahme:
Gabriel hat schon sein Kostüm an.
Pfarrer eröffnet Gottesdienst; nach Lied und Gebet setzt er sich hin
und wartet auf den Beginn des Krippenspiels. Doch nichts passiert.
Nervös rutscht er auf seinem Platz hin und her.
Pfarrer:
Ähäm! (Nichts geschieht. Lauter)
Ähäm! (Doch niemand kommt aus der Sakristei. Schließlich
steht Pfarrer auf und geht ungeduldig zur Sakristei. Zischt laut)
Es geht los! (Pfarrer setzt sich wieder hin, frustriert mit dem Kopf
schüttelnd. Da kommen die Krippenspieler nach und nach auf die
Bühne. Sie sind nicht kostümiert. Nur der Spieler von Gabriel hat
sein weißes Gewand an.)
Josef:
Hirte 1:
Maria:
Weiser 1:
Hirte 2:
Ich hab kein Bock auf das Ganze.
Monatelang diese endlosen Proben – ich kann den Pfarrer mit
seiner Stressvisage nicht mehr sehen.
Genau. Jedes Jahr wieder dieselbe Schinderei – wofür
eigentlich?
Ich hab jedenfalls heute keine Lust darauf, hier Theater zu
machen und den Kasper für alle zu spielen.
Eben. schauen wir lieber, was heute Abend hier in [Name des
Ortes] los ist!
(Jeder schnappt sich einen Stuhl vom Rand der Bühne. Sie stellen
die Stühle hin und setzen sich zum Publikum hingewandt nieder,
lungern herum, lustlos, und schauen erwartungsvoll in die
Kirchenbankreihen.)
Maria:
Freund 1:
Rut:
Gabriel:
(nach einiger Zeit) Nicht wirklich viel?
Leute, hier ist tote Hose. Die sitzen herum wie die Litfasssäulen.
Echt öd.
Seid euch da mal nicht so sicher.
Freund 2:Häh?
Simeon:
Was meinst du?
3
Gabriel:
Hier in [Ortsname] läuft mehr ab, als ihr meint.
Rut:Ehrlich?
Weiser 2:
Maria:
Gabriel: Josef: Simeon: Hirte 1: Vielleicht müssen die Menschen hier doch hören, was damals
zu Weihnachten geschehen ist.
Gabriel: Ich denke auch. Schaut euch um! Hier sitzen hunderte Gründe,
warum wir heute spielen sollten.
Weiser 3: Gabriel: 4
Na eben, du spielst ja Gabriel, den Engel. (ironisch) Hast wohl
als göttlicher Mitarbeiter Zugang zu allen sensiblen Daten und
Informationen, was?
Na dann erzähl mal!
Da gibt es so vieles … Wo soll ich anfangen …? (schaut sich im
Publikum um.)
Ich sehe Menschen, in deren Leben es ganz schön auf und ab
geht.
Ich sehe Menschen, die getrieben sind: von ihrer Sehnsucht
nach Liebe, nach Bestätigung, nach Annahme.
Ich sehe Menschen, die alles tun, damit ihr Leben einen Sinn
bekommt.
Ich sehe Menschen, die immer unterwegs sind und nie wirklich
ankommen.
Ich sehe Menschen, die sich tapfer durch den Alltag kämpfen
und zugleich nichts nötiger haben als echte Hoffnung.
Ehrlich? So habe ich das noch gar nicht gesehen.
Hmm … – Vielleicht hat es doch Sinn, wenn wir heute spielen …
Hast Du mal ein Beispiel?
Nur eines – ich werde euch heute Abend noch mehr erzählen:
(zeigt mit dem Kopf in eine ungefähre Richtung)
Das junge Mädchen da – die lässt nichts anbrennen. Jedes
Wochenende Party, immer Action, Hauptsache Spaß. Nebenbei:
Dieses Jahr hat sie schon mit vier Jungs was angefangen.
Weiser 2: Vier?
Hirte 2: Respekt!
Gabriel: Maria: Freund 2: Simeon: Weiser 3: Weil Gott das bereits getan hat.
Freund 1: Er ist durch Jesus zu uns gekommen – und er kommt ins Leben
von jedem, der ihn darum bittet.
Josef: Weiser 2: Maria: Rut: Hirte 1: Weiser 1: Ja, aber was soll ich euch sagen? Sie macht das in Wahrheit nur,
weil sie Panik hat, sie könnte in ihrem Leben etwas verpassen.
Sie fühlt sich getrieben, unruhig. Sie möchte mit aller Macht
ihrem Leben Sinn verleihen. Tatsächlich macht ihr nichts so viel
Angst wie der Gedanke, ihr Leben könnte sinnlos bleiben.
Die Arme!
Ich denke, vielleicht muss sie erst richtig verstehen und spüren,
worum es zu Weihnachten geht.
Dass wir nicht selbst mit aller Gewalt Sinn in unser Leben
bringen müssen.
Wir können unserem Leben keinen Sinn geben.
Gott kann es.
Und er hat es schon getan – mit der Geburt von Jesus.
Leute, wisst ihr was? Ich denke, wir sollten loslegen!
Finde ich auch. Wenn ich von Anfang an gewusst hätte, was
so bei den Leuten hier in [Ortsname] los ist, hätte ich gleich
gewusst, wofür wir heute Abend hier stehen.
Lasst uns die Geschichte von Weihnachten auf die Bühne
bringen – für die Menschen hier!
Simeon: Meine Rede. Die haben‘s nötig.
Weiser 1: Nicht nur das: Wir alle haben es nötig!
(Maria kostümiert sich. Alle bis auf Maria gehen ab.)
Im weiteren Verlauf lassen die, die sich bereits kostümiert haben,
ihr Kostüm auch in den Vorspielen an.
5
1. Szene: Dein Leben hat Sinn! (Der Engel bei Maria)
(Maria kehrt den Boden mit einem großen Besen. In der Mitte der
Bühne stehen zwei Stühle.)
Was das Leben mir wohl noch bringt? Wie wird es werden?
Mit Josef zusammenzuleben. Kinder kriegen. Ein Haus bauen
vielleicht. Wird es das Leben werden, von dem ich immer
geträumt habe? Wird es ein sinnvolles Leben sein? Keine
Frage: Ich liebe meinen Josef. Und ich kann es kaum erwarten,
seine Frau zu werden. Und doch: (lässt sich mit einem Seufzer
auf den Stuhl fallen) Hach, ich träume auch davon, dass mein
Leben Bedeutung hat. Ich möchte meinem Leben Sinn geben,
etwas Großes bewirken. Du?, würde meine Mutter jetzt sagen.
Welchen Sinn soll dein Leben schon haben? Durch dich
kommen Kinder auf die Welt. Durch dich kommt Essen auf
den Tisch. Durch dich bleibt das Haus ordentlich. Was willst
du mehr? Träume für die Großen und Mächtigen wären das,
sagt meine Mutter, keine Träume für eine einfache junge Frau
wie mich. Die Geschichte bewegen andere. Heiraten, Kinder
kriegen, treu den Haushalt führen – mehr kann ich nicht
erwarten.
Maria: Gabriel:
Ich grüße dich!
(Maria springt erschrocken auf, schnappt den Besen und hält ihn
drohend Gabriel entgegen)
Maria: (streng) Wer sind Sie? Was wollen Sie von mir? Wie kommen Sie
hier herein? Tun Sie mir bloß nichts!
Gabriel:
Hab keine Angst, Maria! Gott hat dir seine Gnade geschenkt. Er
ist mit dir. Er hat dich auserwählt.
Maria: (skeptisch) Auserwählt? Wozu?
(Gabriel nimmt Maria behutsam den Besen aus der Hand und stellt
ihn zur Seite. Dann setzt er sich auf einen der Stühle. Als Maria
keine Anstalten macht, sich ebenfalls hinzusetzen, weist Gabriel
freundlich, aber bestimmt auf den Stuhl neben sich. Maria setzt
sich.)
Gabriel:
Du träumst doch von einem sinnerfüllten Leben.
Maria: 6
(starrt Gabriel entgeistert an) Woher …?
Gabriel:
Maria, du kannst deinem Leben nicht selbst Sinn verleihen.
Aber du kannst zulassen, dass Gott dein Leben mit Sinn erfüllt.
Maria: (schüttelt den Kopf) Ich verstehe nicht …
Gabriel:
Maria, Gott hat dich auserwählt, schwanger zu werden und
einen Sohn zur Welt zu bringen.
Maria: (nicht sonderlich überrascht) Na gut, damit habe ich gerechnet.
Gabriel:
Du sollst ihm den Namen Jesus geben.
Maria: (nickt) Hmm – in Ordnung.
Gabriel:
Er wird Gottes Sohn sein.
Maria: (macht große Augen, es verschlägt ihr kurz die Sprache)
… Damit habe ich allerdings nicht gerechnet!
Gabriel:
Er wird hoch geehrt sein und Gottes Herrschaft aufrichten in
der Welt.
Maria:
(hebt abwehrend die Hand und holt Luft) Moment! Ganz
langsam! Ich kann nicht schwanger werden! Jedenfalls jetzt
noch nicht! Ich bin doch noch gar nicht verheiratet. Ich schlafe
noch mit keinem Mann!
Gabriel:
(lächelt) Gottes Heiliger Geist wird auf dich kommen. Was du
für unmöglich hältst, wird Gottes Kraft in dir bewirken. (nimmt
Marias Hand in seine Hände) Das Kind, das du bekommen wirst,
wird tatsächlich von Gott sein – sein Sohn – für die Welt – durch
dich.
Maria:
(steht auf, geht aufgelöst hin und her) Das muss ich erst einmal
verdauen. (atmet tief durch, setzt sich wieder) In Ordnung. Alles
klar. Ich will nicht behaupten, ich hätte alles verstanden, aber…
Schau mich an: Ich will Gott dienen. Ich lasse mich auf das ein,
was er mit mir vor hat. Ich lasse zu, dass er mein Leben mit Sinn
erfüllt. Es soll an mir geschehen, was du gesagt hast.
(Gabriel geht. Maria steht auf, zum Publikum.)
7
Maria:(ungläubig) Unglaublich! Kann es tatsächlich sein? Ich mit
meinem kleinen Leben – auserwählt von Gott? Das… das…
(fröhlich) Ich lobe den Herrn aus tiefstem Herzen. Alles in mir
jubelt vor Freude über Gott, meinen Retter. Denn er wendet
sich mir zu, obwohl ich nur seine unbedeutende Dienerin
bin. Sieh doch: Von jetzt an werden mich alle Generationen
glücklich preisen. Denn Gott, der mächtig ist, handelt
wunderbar an mir.
Lied:
2. Vorspiel
Maria: Weiser 2:
Ja, er hat mit jedem von uns etwas vor.
Freund 2:
Auch wenn wir es nicht einmal erahnen.
Hirte 2:
Freund 1:
Maria hat gemerkt, wie Gott ihrem Leben Sinn gibt.
Und jetzt? Wie machen wir weiter?
Genau! Was läuft sonst noch so hier in [Ortsname]?
Gabriel:
Seht ihr den da hinten?
Rut:
Den Mann da?
Gabriel:
Der hat einiges an Dreck am Stecken.
Weiser 1:
Hirte 1:
Ehrlich?
Sag bloß!
Gabriel:
Ja, er hat in seinem Leben so manches falsch gemacht. Die
Schuldgefühle machen ihm echt zu schaffen. Ihm tut es Leid.
Aber er weiß nicht, wie er mit seiner Schuld umgehen soll. Wie
soll er sie loswerden?
Simeon:
Wisst ihr, was ihm gut tun würde? Wenn er wüsste, wie Gott mit
uns umgeht, wenn wir Fehler machen.
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