Real I.S. Research | Januar 2016 Real I.S. Immobilienmarkt im Fokus Immobilienmärkte in Nordeuropa stehen im Zeichen der Vielfalt Nordeuropa erfreut sich aufgrund stabiler politischer und wirtschaftlicher Rahmenbedingungen eines großen Interesses bei Immobilieninvestoren. Die Märkte Dänemark, Finnland, Norwegen und Schweden konnten nach der Finanzkrise eine rasche Konjunkturerholung verzeichnen, die Arbeitslosenquoten sind im EU-Vergleich niedrig und die Staatsverschuldung moderat. Bei den Ratingagenturen erreichen die nordeuropäischen Länder r egelmäßig die Bestnote und auch aus immobilienwirtschaftlicher Sicht ist eine hohe Markttransparenz und Rechtssicherheit zu verzeichnen. Angesichts dieser Vorzüge ist die boomende Nachfrage nach Gewerbeimmobilien in Nordeuropa nicht verwunderlich. Nicht nur relativ zur Historie dürften dort die Investmentmärkte in 2015 ein Rekordergebnis erzielt haben. Auch relativ zu den größten Immobilienmärkten Europas weisen die nordeuropäischen Länder aktuell eine überdurchschnittliche oder vergleichbare Liquidität aus. Diese wird in der unten stehenden Grafik am Beispiel umgesetzter Transaktionsvolumina mit Büroimmobilien, relativ zur Anzahl hochqualifizierter Beschäftigten je Land, dargestellt. Danach wurde in Norwegen, relativ zur Büromarktgröße, deutlich mehr als im Vereinigten Königreich, Deutschland oder Frankreich investiert. Ebenfalls sind der schwedische und deutsche Büromarkt in den ersten drei Quartalen 2015 vergleichsweise liquide gewesen. Während die Investmentmärkte boomen, ist das Bild auf den Vermietungsmärkten uneinheitlich. Der schwedische Büro markt profitiert von einem überdurchschnittlich starken Wirtschaftswachstum (voraussichtlich 3,2 % in 2015 und 2,9 % in 2016) und dem damit einhergehenden Anstieg der Bürobeschäftigung. Im Ergebnis verzeichnet der Büromarkt Stockholm seit einigen Quartalen kräftiges Mietwachstum und sinkende Leerstandsraten. Positive Entwicklungen sind auch in Dänemark sichtbar. Im Hinblick auf das BIP-Wachstum dürfte die dänische Wirtschaft in 2015 und 2016 den 2. Platz nach Schweden in der nordeuropäischen Riege belegen. Die Stimmung im Büromarkt von Kopenhagen hellt sich entsprechend auf, die Flächennachfrage nimmt zu, die Mieten sind jüngst angestiegen. Schwieriger stellt sich die Situation in Norwegen und Finnland dar. Beide Länder leiden unter dem Ölpreisverfall, Norwegen als Erdölförderland direkt und Finnland indirekt über die wirtschaftliche Anhängigkeit von Russland. In Oslo sind es die fehlenden Großabschlüsse der Öl- und Gasunternehmen sowie Flächenreduzierungen durch Untervermietung, die aktuell für leicht rückläufige Mieten und steigende Leerstände sorgen. In Helsinki belastet die Schwäche der Elektronikindustrie (Nokia) die Nachfrage. Einige wichtige Büromarktkennzahlen zu den genannten Märkten sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst. Büromarktkennzahlen (Stand Q 3 2015) Leerstand gesamt (in %) Leerstand Spitzenmiete NettoanfangsCBD EUR / m² / Jahr rendite ( %) (in %) Stockholm 9,3 3,4 463 3,90 Oslo 8,3 6,1 418 4,25 Helsinki 11,3 6,5 290 5,00 Kopenhagen 10,4 n/a 212 4,28 Stockholm oder Kopenhagen? Auf Basis des quantitativen Marktattraktivitäts-Modells der Real I.S.,dem Realometer (siehe Seite 2, Grafik 4), bietet vor allem Stockholm eine günstige Chancen/Risiken-Relation. Die Anfangsrenditen für Spitzen-Büroimmobilien liegen hier aber bereits um die 4 % bzw. leicht darunter und damit auf dem Niveau der deutschen Großstädte. Einen Renditeaufschlag bei leicht schlechterer Chancen/Risiko-Relation laut Realometer bietet Kopenhagen mit Anfangsrenditen von ca. 4,5 %. Viele Grüße, Ihr Real I.S. Research-Team Transaktionsvolumina mit Büroimmobilien Q1– Q3 2015 relativ zur Anzahl hochqualifizierter Beschäftigte, je Land (EUR/Kopf) Norwegen Großbritannien Deutschland Schweden Frankreich Finnland Dänemark 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 3.500 4.000 Quelle: Real I.S. AG, CBRE, JLL, Eurostat Kurz und knapp – Konjunktur und Immobilienmärkte im Fokus Marktmeinung BIP-Wachstumserwartungen für 2016 (in %) Investmentmarkt Europa 100 2,5 80 2,0 60 1,5 40 20 1,0 0 0,5 -20 0 01/15 03/15 05/15 Deutschland 2016 07/15 09/15 Euroraum 11/15 01/16 -40 2005 Q1 Frankreich 2016 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Q1 Änderung Spitzenrendite (in bp) Transaktionsvolumen (Mrd. EUR) Quelle: Consensus Economics, Real I.S. AG Quelle: CBRE, PMA, Real I.S. AG Zum Jahresanfang 2016 liegt die Wachstumsprognose für Deutschland für das aktuelle Jahr bei 1,8 %. Für Frankreich wurde die Wachstumserwartung für 2016 im 4. Quartal 2015 leicht nach unten revidiert und beläuft sich aktuell auf 1,4 %. Die Wirtschaft des Euroraums dürfte 2016 laut Marktkonsensus um ca. 1,7 % wachsen. In Europa wurden in den ersten drei Quartalen 2015 Gewerbe immobilien in Höhe von ca. 186 Mrd. EUR umgesetzt. Dies entspricht einem Anstieg um ca. 40 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Renditekompression hat sich im 3. Quartal 2015 ungebrochen fortgesetzt. Standorte wie Paris, Berlin, Brüssel, Amsterdam und Kopenhagen haben bei Transaktionen mit Büroimmobilien Renditerückgänge zwischen 20 und 40 Basispunkten relativ zum Vorquartal registriert. Flächenumsatz Büroimmobilienmarkt Westeuropa (in 1.000 m²) Zielmarktanalyse Büromärkte Dynamik/Rendite – Land und Markt (je 50 %) 18.000 16.000 hohe Rendite 14.000 12.000 10.000 8.000 geringe Rendite 6.000 4.000 2.000 0 Canberra Melbourne Barcelona Sydney Ottawa New York London Warschau Adelaide Den Haag Stockholm Prag Luxemburg Amsterdam Madrid Budapest Marseille Rotterdam Oslo Dublin Lyon Paris Brüssel Lissabon Rom Kopenhagen Calgary Washington DC Toronto Mailand Helsinki Johannesburg Wien Tokyo 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 1. Quartal 2. Quartal 3. Quartal 10-jähriger Durchschnitt (2006 bis 2015) 4. Quartal geringe Risiken höhere Risiken Aggregiertes Risiko Land und Markt (je 50%) Quelle: PMA, Real I.S. AG Quelle: Real I.S. AG Der Flächenumsatz in den Top-Büromärkten Europas übertraf in den ersten drei Quartalen 2015 die Marke von 8 Mio. m2, das beste Ergebnis seit der Finanzkrise. Starke Flächenzuwächse im Vergleich zum Vorjahreszeitraum verzeichneten, neben deutschen Standorten, auch die Büromärkte an der europäischen Peripherie (Dublin und Barcelona) sowie in Zentraleuropa (Wien, Warschau und Prag). In der aktuellen Zielmarktauswertung wurden vier nordeuropäische Länder/Bürostandorte hinzugefügt. Diese Immobilienmärkte weisen, bis auf Finnland/Helsinki, ein überdurchschnittliches Dynamik-/ Risikoprofil auf. Die höchste Marktattraktivität bieten aktuell laut Realometer-Modell Deutschland, die Niederlande, Schweden, England und die USA. Marco Kramer Leiter Immobilienrisikomanagement, Portfoliostrategie und Research Tel. +49 89 489082-130 | [email protected] Real I.S. AG Innere Wiener Straße 17 81667 München www.realisag.de
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