KINDER PSYCHISCH KRANKER ELTERN STÄRKEN – WAS KÖNNEN KITAS DAZU BEITRAGEN? Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) Flachsmarktstr. 9 55116 Mainz 2 Elisabeth Schmutz Resilienz der Kinder fördern Definition: Resilienz 3 Psychische Widerstandsfähigkeit, um an schwierigen Lebenssituationen nicht zu zerbrechen bzw. sich nicht unterkriegen zu lassen ¨ Seelischer Schutzschirm gegenüber familiären und sozialen Belastungen und Risiken ¨ Fähigkeit mit schwierigen Lebensbedingungen zu Rande zu kommen ¨ Resilienz muss erworben und trainiert werden à Beitrag der Kita: fördern und stärken ¨ Schutzfaktoren 4 ¨ Allgemeine Schutzfaktoren ¤ Persönliche Schutzfaktoren ¤ Familiäre Schutzfaktoren ¤ Soziale Schutzfaktoren ¨ spezifische Schutzfaktoren für Kinder psychisch erkrankter Eltern ¤ Krankheitswissen und Krankheitsverstehen der Kinder ¤ Offener und aktiver Umgang mit der Erkrankung in der Familie Persönliche Schutzfaktoren 5 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Ausgeglichenes Temperament Positives Selbstwertgefühl, hohes Selbstvertrauen Willensstärke Kommunikationskompetenz Hohe Sozialkompetenz Selbsthilfe- und Problemlösekompetenz Selbstwirksamkeitsüberzeugung Kohärenzgefühl: Anstrengung lohnt sich Schulische Leistungsfähigkeit Familiäre Schutzfaktoren 6 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Stabile und emotional sichere Bindung zu mindestens einer Bezugsperson, die dem Kind fürsorgliche Betreuung und altersgemäße Anregung und Förderung bietet (Feinfühligkeit) Positives Erziehungsklima (emotionale Wärme, Gemeinsamkeiten, klare Regeln, angemessene Anforderungen, klare Eltern-Kind-Grenzen) Gelingendes Miteinander des (Eltern-)Paars Konstruktive Überzeugungen der Familie (Optimismus, Zuversicht) Flexibilität und Verbundenheit in der Familie Soziale Schutzfaktoren 7 ¨ ¨ ¨ ¨ Soziale und emotionale Unterstützung durch Personen außerhalb der (Klein-)Familie – mit Erlaubnis der Eltern (z.B. Verwandte, Nachbarn, Erzieher_in, Lehrer_in etc.) Unterstützende und anregende Freundschaftsbeziehungen à soziales Spiel mit Gleichaltrigen als Lernfeld (Gefühle ausdrücken etc.) Positive Erfahrungen in Kita und Schule Integration in Freizeitaktivitäten Die Sprache der Resilienz 8 ¨ ¨ ¨ von Edith H. Grotberg, amerikanische Psychologin 3 Kategorien der Resilienz: ICH HABE, ICH BIN, ICH KANN Eltern, Erzieher_innen, Lehrer_innen können mit diesen Worten Gefühle, Einstellungen und Verhaltensweisen stärken, die Resilienz fördern Die Sprache der Resilienz: ICH HABE 9 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Vertrauensvolle Beziehungen Zu Hause Strukturen und Regeln Vorbilder Ermutigung zur Autonomie Zugang zu Gesundheits-, Bildungs- und Freizeiteinrichtungen Äußere Stützen und sozialer Rückhalt, die Gefühl der Sicherheit und Geborgenheit erzeugen Die Sprache der Resilienz: ICH BIN 10 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ es wert, geliebt zu werden und andere mögen mich in meiner Art liebevoll, mitfühlend und sorge mich um andere stolz auf mich autonom und verantwortungsvoll voller Hoffnung, Glauben und Vertrauen Beschreibt persönliche Stärken und innere Kräfte Die Sprache der Resilienz: ICH KANN 11 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ kommunizieren Probleme lösen meine Gefühle und Impulse im Griff halten mein Temperament und das anderer einschätzen vertrauensvolle Beziehungen herstellen Beschreibt persönliche und soziale Fähigkeiten des Kindes auf andere Menschen zuzugehen und offen nach Unterstützung zu suchen Die Sprache der Resilienz: ICH WEISS 12 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ was mit meiner erkrankten Mutter/mit meinem erkrankten Vater los ist was sich für mich und meine Geschwister durch die Erkrankung ändert dass in der Familie offen über die Erkrankung gesprochen werden kann dass vertraute Bezugspersonen – wie z.B. Oma, Opa, Onkel, Tante – Bescheid wissen dass ich mich an diese vertrauten Bezugspersonen wenden darf 13 Aufmerksamkeit für Veränderungen, Mut zum Gespräch Zur Rolle von Erzieher_innen in Kitas 14 ¨ ¨ ¨ ¨ Kinder in ihrer Entwicklung begleiten und fördern Erziehungspartnerschaft mit Eltern gestalten Ansprechpartner_in für Sorgen und Ängste sowohl der Kinder als auch der Eltern Anlaufstelle für Beratung und Unterstützung im Alltag (Lotsenfunktion) Veränderungen im Verhalten der Kinder 15 ¨ Im Verhalten des Kindes: wirkt traurig, innerlich angespannt, beteiligt sich nicht, wirkt unkonzentriert, müde, kann Abläufen schwer folgen, zeigt aggressive Verhaltensweisen ¨ Im Kontakt des Kindes zu Gleichaltrigen: Kind zieht sich zurück, steht abseits, beschäftigt sich allein, weist Freunde zurück, lädt niemanden mehr ein, berichtet nicht mehr von Festen ¨ In der Versorgung des Kindes: fehlt häufiger, wird nicht mehr zu üblichen Zeiten gebracht, ist über längere Zeit unordentlich oder nicht der Jahreszeit entsprechend gekleidet, es hat nichts zu essen dabei Veränderungen im Verhalten der Eltern 16 ¨ Verhalten gegenüber Kind: über längere Zeit plötzlich sehr distanziert, zeigt wenig Interesse an dem, was das Kind berichten oder zeigen möchte, verhält sich ungeduldig, gereizt, aggressiv, kritisiert Kind lautstark, spricht abwertend über es, wirkt überbehütend oder ängstlich ¨ Im Kontakt zu Erzieher_innen: geht aus dem Weg, vermeidet das Gespräch, wirkt in Gefühlsäußerungen bedrückt, emotionslos, wenig strukturiert, verwirrt, spricht nur von sich, geht auf Gegenüber nicht ein, schildert das Kind als schwierig oder auffällig, was so seitens der Kita nicht bestätigt werden kann mit Eltern ins Gespräch gehen 17 ¨ ¨ ¨ Beobachtete Verhaltensänderungen bei Kind oder Eltern sowie auffallende Gefühlsäußerungen aktiv gegenüber Eltern ansprechen Zielsetzung: eigene Wahrnehmungen und Eindrücke mitteilen, Einfühlung/Interesse und Gesprächsbereitschaft vermitteln, sich als Gesprächspartner_in für Probleme und Sorgen anbieten Empfehlenswert: Teamgespräch zur Vorbereitung, ggf. sozialpädagogische oder psychologische Fachkraft zu Beratung hinzuziehen Wichtige Gesprächsregeln 18 ¨ ¨ ¨ ¨ ¨ Ich-Sätze verwenden: die eigenen Wahrnehmungen, Beobachtungen, Eindrücke mitteilen Sich auf konkrete Situationen beziehen, in denen die Verhaltensveränderung aufgefallen ist Sich auf das konkrete Verhalten beziehen, das aufgefallen ist, beschreiben, was genau anders war Beim Thema im Hier und Jetzt bleiben, davon ausgehend gemeinsam Einschätzungen vornehmen und ggf. Lösungen suchen Eltern Raum geben, ihren zuhören und ihre Geschichte zu verstehen suchen Wichtige Gesprächsregeln 19 ¨ ¨ Reflexion der eigenen Haltung: Wie stehe ich selbst zu psychischer Erkrankung? Wie sehe ich Menschen, die von psychischer Erkrankung betroffen sind? Überwindung der Tabuisierung psychischer Erkrankung: Wie leicht oder schwer fällt es mir über psychische Erkrankung zu sprechen? VIELEN DANK FÜR IHRE AUFMERKSAMKEIT! Bei weiteren Fragen können Sie uns gerne kontaktieren: Institut für Sozialpädagogische Forschung Mainz gGmbH (ism) Flachsmarktstr. 9 55116 Mainz Tel: 06131 - 240 41 - 10 Fax: 06131 – 240 41 50 www.ism-mz.de
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