Über das Buch »Weibern mangelt es an Stärke und Kräften des Leibes und des Verstandes«, stellte Martin Luther fest und steht mit dieser Meinung in der männlichen Prominenz der deutschen Geistesgeschichte nicht allein. Über Jahrhunderte hinweg haben die hervorragendsten Dichter und Denker ihren Scharfsinn darauf verwandt, diese Meinung zu kultivieren. So befindet Immanuel Kant, daß die Frau zwar einen »schönen Verstand« habe, der Mann hingegen einen »tiefen Verstand«, und daß es die Reize der Frau schwächt, wenn sie sich nicht dem »Empfinden«, sondern dem »Vernünfteln« hingibt. Denn der Inhalt ihrer Wissenschaft sei der Mensch und unter den Menschen der Mann. Da wundert es einen nicht, wenn Friedrich Schiller sagt, die Frau sei »zwar ein wirklicher, aber ein wenig gehaltreicher Mensch« und Arthur Schopenhauer doziert, »daß das Weib seiner Natur nach zum Gehorchen bestimmt sei« und »die Schuld des Lebens nicht nur durch Tun, sondern durch Leiden abzutragen habe.« Renate Feyl hat mit dem scharfen Blick der Autorin, die in ihren Büchern den Kampf der Frauen um geistige Unabhängigkeit schildert, einen Zitatenschatz zusammengetragen, der im historischen Spiegel die Machtmechanismen männlichen Denkens zeigt. Das klingt, mit dem Abstand der Zeit, vergnüglich und macht doch nachdenklich, denn Spuren dieses Denkens sind immer noch in Männern und Frauen lebendig. Die Autorin Renate Feyl, 1944 in Prag geboren, studierte Philosophie. Lebt als freie Schriftstellerin in Berlin-Ost. Schrieb Romane und Essays. Weiterer Titel bei k&w Idylle mit Professor, Roman, 1989.
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