Fortbildungsreihe Klinik Rheinhöhe 2016 „Jungs am Limit“

Fortbildungsreihe Klinik Rheinhöhe 2016
„Jungs am Limit“
Abstract zum Vortrag: „Jungs in der Psychotherapie“
 Die Situation der Jungen und ihrer Therapeuten im
Spannungsfeld zwischen überholten Männlichkeitskriterien
und fehlenden Alternativen  unter besonderer Berücksichtigung der Bedeutung von Übertragungs-/ Gegenübertragungsphänomenen  vereinfacht gesagt: wie wir den
Jungs gegenübertreten, was sie in uns auslösen und umgekehrt.
Bereits seit den 1980er Jahren ist zu beobachten, dass
Jungen einerseits zu den Bildungsverlierern gehören und
andererseits in der Häufigkeit von Verhaltensauffälligkeiten
an der Spitze liegen. Jedoch erst seit einigen Jahren geraten die Fragen nach den Ursachen in den Fokus und es
scheint, dass Jungen sozialisatorisch schlecht ausgestattet
sind für die modernen Erfordernisse in Bildung, Beziehungsgestaltung und Beruf.
Das Fehlen von männlichen Bezugspersonen in Familie,
Kindergarten und Grundschule sowie die unterschwellige
Entwertung traditionell männlicher Interaktionsmuster haben sicherlich einen Anteil an der zunehmend labilen männlichen Identitätsbildung. Die traditionellen männlichen Bearbeitungsformen von konflikthaften Erfahrungen werden in unserer Gesellschaft zunehmend dysfunktional
und äußern sich in psychosozialen und psychosexuellen Symptomen, die inzwischen auch die
Aneignung kultureller und schulischer Bildung ernsthaft gefährden.
Basierend auf den „männlichen Prinzipien“ die der Schweizer Soziologe Walter Hollstein definiert hat, wird im Rahmen des Vortrags der Versuch unternommen, aus diesen immer noch
wirksamen, weil tradierten Geschlechterstereotypen Folgerungen für den Umgang mit den Jungen herauszuarbeiten.
Den Ausgangspunkt hierfür bildet das Verstehen männlicher Identitätsbildungsprozesse, um die
unbewussten Wünsche und Ängste, die spezifischen Abwehrmechanismen einordnen zu können, die Jungen bilden, um mit intrapsychischen Konflikten und interpersonellen Anforderungen
des Lebens zurechtzukommen. Dabei sollen insbesondere auch die eigenen Anteile der
– männlichen wie weiblichen – Personen, die den Umgang mit Jungen entscheidend mitprägen,
thematisiert werden. Es ist davon auszugehen, dass geschlechtsspezifische Muster unvermeidlich in Psychotherapien einfließen und dadurch die Ziele der Behandlung, die Vorstellungen
über die Entstehung von Erkrankungen und den therapeutischen Prozess insgesamt beeinflusSeite 1 von 2
sen. Da die spezifischen Geschlechterkonzepte im Wesentlichen über vor- oder unbewusste
Kanäle gestaltbildend einwirken, besteht eine wesentliche Aufgabe des Therapeuten darin, sich
diese eigenen Vorstellungen bewusst zu machen. Der Schwerpunkt wird dabei auf die Rolle
des Psychotherapeuten gelegt, aber auch alle anderen im professionellen Rahmen mit Jungen
befassten Personen dürfen sich angesprochen fühlen.
Achtung: Kann Selbsterfahrungsanteile beinhalten!
Referent:
Markus Mrgić, geb. 1979
Studium der Sozialarbeit an der Katholischen Fachhochschule Mainz
Diplomarbeit über „Männlichkeit als soziales Problem“
Studium der Erziehungswissenschaften, Schwerpunkt Erwachsenenbildung an der Johannes
Gutenberg-Universität Mainz
Diplomarbeit „Die Praxis des Outdoortrainings zur Förderung von Schlüsselqualifikationen“
Seit 2010 Ausbildung zum Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten TP/AP am Alfred AdlerInstitut Mainz
Langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Jungen als Sozialarbeiter und Psychotherapeut i. A.
Vater zweier Söhne.
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