IKB-Kapitalmarkt-News – BIP-Wachstum in Deutschland und der Euro-Zone: ein gemischtes Bild 14. August 2015 Dr. Klaus Bauknecht [email protected] Dr. Carolin Vogt [email protected] Deutschland Die deutsche Wirtschaft ist saison- und kalenderbereinigt im zweiten Quartal um 0,4 % gewachsen, nachdem sie im ersten Quartal um 0,3 % zulegte. Erwartet wurde ein Zuwachs von 0,5 %. Haupttreiber war der Außenbeitrag, da die Exporte sehr viel stärker zulegen konnten als die Importe; eine Entwicklung, die auch auf die Euro-Schwäche zurückgeführt werden kann. Weiteres Wachstum kam wie erwartet vom privaten Konsum, während der Bausektor im zweiten Quartal eine rückläufige Entwicklung aufwies. Einen negativen Beitrag lieferten die Lagerbestände, die nach Angaben des Statistischen Bundesamtes merklich abgebaut wurden. Ohne Vorratsabbau wäre das Wachstum somit deutlich höher ausgefallen. Der private Konsum sollte in den kommenden Quartalen auch weiterhin einen positiven Wachstumsbeitrag liefern. Die IKB erwartet einen Zuwachs des privaten Konsums in 2015 von über 2 %. Der Außenhandel wird auf der einen Seite von einem schwachen Euro positiv, auf der anderen Seite von einer möglichen globalen Abkühlung negativ beeinflusst. Allerdings müsste die chinesische Wirtschaft deutlich einbrechen, damit das globale Konjunkturbild in 2015/16 nennenswert belastet wird (siehe Kapitalmarkt-News vom 11. August). Die IKB erwartet weiterhin ein BIP-Wachstum für Deutschland von 1,6 % in 2015. Die Risiken sind dabei ausgeglichen. Globale Entwicklungen könnten belasten, während eine Stabilisierung oder sogar ein Aufbau der Lagerbestände positive Impulse bringen können. Abb. 1: Reales BIP-Wachstum - Deutschland in % ggb. Vorquartal 2,0 Prognose 1,6 1,2 0,8 0,4 0,0 -0,4 -0,8 2012Q1 2013Q1 2014Q1 2015Q1 Quellen: Statistisches Bundesamt; IKB Euro-Zone Die etwas schwächeren deutschen Wachstumszahlen, aber insbesondere die Stagnation Frankreichs belasten das BIPWachstum der Euro-Zone im zweiten Quartal. Somit ist das Wachstum zum Vorquartal mit 0,3 % leicht schwächer ausgefallen als erwartet (Konsensmeinung 0,4 %). Im ersten Quartal konnte die Euro-Zone noch mit 0,4 % zulegen. Auf Jahresbasis liegt das Wachstum im zweiten Quartal bei 1,2 %. Ausgewählte Länder im Einzelnen: Frankreich: Die französische Wirtschaft hat im zweiten Quartal enttäuscht und zeigte kein Wachstum. Damit konnte Frankreich die generellen Zweifel an der wirtschaftlichen Perspektive des Landes nicht widerlegen. Allerdings wurde die Zuwachsrate im ersten Quartal von 0,6 % auf 0,7 % leicht aufwärts revidiert. Im Vergleich zum Vorjahresquartal konnte die französische Wirtschaft um 1 % zulegen. Für das Gesamtjahr 2015 erwartet die IKB ein BIP-Wachstum von rund 1 %. Italien: Italien konnte seine konjunkturelle Stabilisierung im zweiten Quartal fortsetzen. Die Wirtschaft wuchs um 0,3 %, verglichen mit einem Wachstum von 0,2 % im ersten Quartal. Im Vorjahresvergleich liegt das Wachstum bei 0,5 %. Kapitalmarkt News Spanien: Die spanischen Zahlen für das zweite Quartal sind schon länger bekannt. Demnach ist die spanische Wirtschaft im zweiten Quartal mit 1 % gewachsen, nachdem sie bereits im ersten Quartal um 0,9 % zulegte. Somit konnte die spanische Wirtschaft ihr Quartalswachstum erneut steigern. Im Vorjahresvergleich beträgt das spanische Wachstum 3,1 % im zweiten Quartal. Die IKB erwartet ein BIP Wachstum von 3,1 % für 2015. Weitere Länder: Das Wachstum der Niederlande hat mit 0,1 % auf den ersten Blick enttäuscht, allerdings kann die schwache Dynamik im zweiten Quartal primär auf eine niedrigere Gasproduktion zurückgeführt werden und ist deshalb kein Indiz für generell schwache Dynamik. Die griechischen Zahlen mit dem überraschenden BIP-Wachstum von 0,8 % im zweiten Quartal sind mit Skepsis zu betrachten. Im Kontext der Euro-Zone haben sie wegen der geringen Gewichtung Griechenlands allerdings kaum Relevanz und sind zu vernachlässigen. Portugals Wirtschaft konnte mit 0,4 % zulegen und erzielte damit das gleiche Wachstum wie in den letzten beiden Quartalen. Somit festigt sich hier der Aufwärtstrend, der insbesondere durch die Entwicklung in Spanien gestützt wird. Im Vorjahresquartalsvergleich konnte die Wirtschaft mit 1,5 % zulegen. Nur Finnland zeigte mit -0,4 % einen anhaltenden Abwärtstrend. Die Volkswirtschaft des Landes wird durch heftige Strukturanpassungen in der Elektroindustrie, aber auch in der Forst- und Papierindustrie, belastet. Abb. 2: Industrieproduktion (sb.) 2008 = 100 110 100 90 80 70 60 2008 2009 2010 Deutschland 2011 2012 Frankreich 2013 Italien 2014 2015 Spanien Quellen: Eurostat; IKB Fazit: Die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland und der übrigen Euro-Zone konnte die Erwartungen für das zweite Quartal nicht ganz erfüllen. Allerdings waren oftmals Sondereffekte für die schwache Dynamik verantwortlich. In Deutschland hat ein deutlicher Rückgang der Lagerbestände das Wachstum belastet. Die eigentlichen Treiber (privater Konsum und Außenhandel) konnten erneut zulegen. Frankreich enttäuschte, auch wenn das Wachstumstempo im ersten Quartal nach oben revidiert wurde, während Italien seine wirtschaftliche Stabilisierung im zweiten Quartal fortsetzen konnte. So bleibt der grundsätzliche Ausblick der IKB für 2015 trotz leicht enttäuschender Wachstumszahlen für Deutschland und die Euro-Zone unverändert. Die IKB erwartet ein BIP-Wachstum in Deutschland von 1,6 % in 2015. Für die Euro-Zone wird der entsprechende Wert aller Voraussicht nach unter den bisher erwarteten 1,5 % liegen, wenn auch nur geringfügig. 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