2 / 15 26 Patrouille des glaciers 4 CONEX 15 Volltruppenübung der Territorialregion 2 14 Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41 Ein Altersheim wird evakuiert 24 Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus Eine Woche, um sich mit dem Gebirge vertraut zu machen … und mit den Knoten Editorial «Bitte… zeichne mir ein Schaf!» Vielleicht kennen Sie diesen sehr besonderen Wunsch des kleinen Prinzen, dem Namensgeber des grossen Romans von Antoine de Saint-Exupéry. Unsicher, was sich der kleine Junge wirklich wünscht, begnügt sich der Autor damit, eine Kiste zu zeichnen, in der sich angeblich das perfekte Schaf befindet. Dieses «Schaf WEA» ist am 3. September 2014 in Form einer Botschaft des Bundesrates in eine Versandkiste verpackt und auf die Reise ins Parlament geschickt worden. Seitdem wird es zwischen den beiden Kammern hin und her gereicht. Wir wissen schon jetzt, dass das Schaf nicht mehr gleich gross ist, dass es nicht mehr die gleichen Masse hat und dass sich seine Farbe verändert hat … Das Problem dabei ist, dass niemand das ganze Schaf verändert hat; man hat lediglich durch die Öffnungen der Kiste hineingelangt und hier und da etwas gezupft, verfärbt oder zurechtgestutzt, ohne auf die Gesamt erscheinung des Tieres zu achten. Aber es wird die Zeit kommen, zu der jemand die Kiste öffnen und das «Tier» laufen lassen muss. Ich glaube schon, dass es noch ein Schaf sein wird. Aber es wird sicher nicht mehr der ursprünglichen Zeichnung entsprechen. Hoffen wir doch, dass es noch gesünder und noch dynamischer sein wird als das Original. In der Zwischenzeit dürfen wir die Hände nicht in den Schoss legen; wir haben eine wichtige Aufgabe: wir müssen uns um das «Mutterschaf Armee XXI» und seine vielen Lämmer kümmern, die es bekommt und aufzieht und die unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit und all unsere Energie verdienen. Ihr Kommandant KKdt Dominique Andrey 2 armee.ch Heer 2 / 15 Bild: ZEM Bundesrat und Parlament haben dem VBS 2010 den Auftrag gegeben, nicht ein Schaf, sondern ein neues Armee-Modell zu zeichnen. Die Zeichnung wurde mit Sorgfalt und bis in die Details ausgearbeitet und das «Schaf WEA» ist wohl geformt, kräftig und ausgewogen. Vielleicht kennen Sie einige Facetten davon bereits. Inhalt 4 Volltruppenübung der Territorialregion 2 ist Geschichte – ein Resümee «CONEX 15» 6 Die grösste Armeeausstellung der Schweiz Morgarten 2015 8 Einführung DURO IIIP GMTFF 10 Der Schiessplatz Hinterrhein feiert sein 50-jähriges Bestehen 11 Die Wettersoldaten kommen der Artillerie zu Hilfe Entscheidende Informationen 12 Pontoniere an der Arbeit auf der Schwimmbrücke 95 14 Ein Altersheim wird evakuiert Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41 11 Hilfe der Artillerie 16 Grosser Erfolg in Südosteuropa Swiss Military Small Band 18 Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht sind im November eingerückt Ein Novum in der Schweizer Armee 20 Operationen im Freien oder in der mobilen Tierklinik Ein Tag mit dem Veterinärzug RS 57/1-15 22 Julie Zogg: «Ich freue mich!» 23Vier Medaillen für die Sportsoldaten und Stefan Küng mit Gold in der Einzelverfolgung Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen 24Eine Woche, um sich mit dem Gebirge vertraut zu machen … und mit den Knoten Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus 18 Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht sind im November eingerückt 26Eine Demonstration des Willens, ein Mythos im Wandel Patrouille des Glaciers Impressum «armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer, erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch. Nächste Ausgabe: 1/2016Redaktionsschluss: 21.03.2016 Erscheint am: Sommer 2016 Herausgeber: Kommandant Heer Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA Druck: Stämplfi AG, Bern Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons. Alle anderen bei der Kommunikation Heer Copyright: VBS/DDPS Internet: www.armee.ch/heer 23 EM Grenchen armee.ch Heer 2 / 15 3 Ter Reg 2 «CONEX 15» Volltruppenübung der Territorialregion 2 ist Geschichte – ein Resümee Divisionär Andreas A. Bölsterli Im Rahmen der Übung ging es darum, basierend auf dem Armeeauftrag «Unterstützung der zivilen Behörden», eine möglichst breite Palette von Leistungen zugunsten von Partnern im Sicherheitsverbund zu erbringen. Ziel war es, wenn immer möglich an realen Objekten und mit echten Partnern zu üben. Im Vorfeld solcher Übungen waren eine grosse Zahl an Absprachen und Begehungen erforderlich, damit die zu erbringenden Leistungen möglichst realistisch trainiert werden konnten. Ausserdem mussten die Kommandanten aller Stufen sich in die Lage versetzen können, die nötigen Entschlüsse, Leistungen und Koordinationsmassnahmen einzuschätzen. Dazu wurde zu Beginn der Vorbereitungsarbeiten im Jahr 2012 ein Szenario festgelegt. Wir konnten uns damals nicht vorstellen, dass bei Übungsbeginn die Realität uns fast einholen würde. Dass dieses Szenario aufgrund der hohen Aktualität des Weltgeschehens Hauptinhalt und -kritikpunkt der Berichterstattung der Medien wurde, gefiel uns zwar nicht, aber gleichzeitig bestärkte es uns darin, dass wir auch für Lagen trainieren müssen, die sich viele Bürger unseres Landes nicht recht vorstellen können und schon gar nicht wünschen. Die Demonstrationen linksautonomer Kreise im Zusammenhang mit dem Szenario hatten die Übung nicht gestört, dadurch waren auch keine Anpassungen des Drehbuchs nötig. Gestört hat hingegen die Tatsache, dass es uns offensichtlich zu wenig gelungen ist, die Übungsidee für alle verständlich zu kommunizieren, und dass man in diesem Zusammenhang andere Meinungen offensichtlich nur mit Gewalt vertreten kann. Die Arbeit der beteiligten Truppen Im Rahmen der eigentlichen Übungsphase ging es lediglich darum, die Annahmen für die zu überprüfenden Einsätze zu verifizieren, gewissermassen ein Audit am Objekt durchzuführen. Dies war von Anfang an so geplant. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit von drei Jahren begann die Übung «CONEX 15» im August 2015 mit der Unterstützung des Grenzwachtkorps (GWK) durch das Gebirgsinfanteriebataillon 17 (Geb Inf Bat 17). Das Gros der beübten Truppen rückte anschliessend anfangs September ein. Die Palette der durch sie erbrachten Leistun- 4 armee.ch Heer 2 / 15 gen reichte vom Sicherstellen der Mobilität durch Bauen von Brücken und Übergängen (hauptsächlich durch das Geniebataillon 6) über den Schutz von kritischen Infrastrukturen wie die Rheinhäfen, Kraftwerke, Wasserversorgung (hauptsächlich durch das Infanteriebataillon 20) bis hin zur Unterstützung der lokalen Feuerwehren und des Löschzuges der SBB mit Wassertransporten zu Boden und in der Luft, um Waldbrände und Brände in Industriezonen bekämpfen zu können. Weiter trainierte das Katastrophenhilfebataillon 2 (Kata Hi Bat 2) gemeinsam mit Angehörigen des Technischen Hilfswerks (THW) aus Baden-Württemberg das Retten von Verschütteten aus schweren Trümmerlagen. In einer zweiten Übungssequenz unterstützte auch das Schützenbataillon 14 (Bat car 14) aus Genf das GWK in den Kantonen Basel-Landschaft und Solothurn an der Landesgrenze zu Frankreich bei allgemeinen Kontrollen der Reisenden sowie mit Beobachtungsposten im Zwischengelände. Das Militärpolizeibataillon 2 (MP Bat 2) unterstützte die Kantonspolizei bei zwei Grosseinsätzen (Verkehrskontrollen und Kontrollen beim Bahnhof Aarau). Das Spitalbataillon 75 schliesslich arbeitete im Universitätsspital Basel auf verschiedenen Stationen im Alltagsbetrieb mit und führte eine Evakuationsübung von Patienten aus dem Spital mit Hilfe von Helikoptern durch. In allen Übungssequenzen und -themen wurden die Truppen durch Hundeführer-Patrouillen und Leistungen der Luftwaffe in den Bereichen Transport und Aufklärung unterstützt. Zudem war es auch unser Ziel, die Führung aller acht eingesetzten Formationen mit dem Führungsunterstützungsbataillon 2 (FU Bat 2), verstärkt durch Richtstrahl- und FU-Formationen der Armee, aus dem Hauptquartier der Ter Reg 2 sicherzustellen. Die Sprach- und Datenverbindungen waren über die ganze Übung hinweg gewährleistet. Die Führung durch die Ter Reg 2 diente auch der Weiterbildung aller Kommandostellen in den Bereichen Stabsarbeit und Führungstätigkeiten unter Echtbedingungen. Alle gesetzten Ziele erreicht, auf Wohlwollen gestossen Ein wichtiges Ziel der Übung war es, der Bevölkerung ihre Armee vorzustellen und zu zeigen. Dieses wollten wir mit der EXPO (einer Leistungsschau der eingesetzten Truppen) in Muttenz BL und mit dem Vorbeimarsch als Abschluss der Übung in Zofingen AG errei- Ter Reg 2 Schutz wichtiger Infrastrukturen: Instruktion der Patrouillen beim Inf Bat 20 am Auhafen Muttenz BL Das Spit Bat 75 unterstützt das Universitätsspital Basel in allen Bereichen und führte eine Evakuationsübung durch. Das MP Bat 2 demonstriert eindrucksvoll seine Mittel und sein Können an der EXPO in Muttenz BL. chen. Insbesondere mit diesen Massnahmen konnten wir die Armee der Bevölkerung würdig und eindrücklich näher bringen, aber auch mit der gesamten «CONEX 15» als Volltruppenübung zeigten wir in fünf von sieben Kantonen der Ter Reg 2 eine Präsenz, die grossmehrheitlich positive Reaktionen bewirkte. Überhaupt war es eindrücklich, die herzliche Aufnahme der Soldaten durch die Bevölkerung im Übungsraum erleben zu dürfen. Auch die anderen gesetzten Ziele der Übung, die planmässig verlief, wurden erreicht. Die Zusammenarbeit mit allen Partnern in den jeweiligen Übungsräumen war von gegenseitigem Vertrauen geprägt, alle Leistungen konnten zu Zufriedenheit aller Beteiligten erfüllt werden. Ein zentral geführter Schiedsrichterdienst stellte die Auswertung aller Übungsteile sicher. Die Kontrollen und Überprüfungen ergaben klare Resultate. In der Schlussbesprechung konnte ich als Übungsleiter und Kommandant der Ter Reg 2 allen Beteiligten die Note «sehr gut» vergeben. «Aus der Übung gekommen» Natürlich gibt es bei Übungen von diesem Ausmass immer auch Punkte, die zu verbessern sind. Immerhin war «CONEX 15» mit acht gleichzeitig eingesetzten Bataillonen die grösste Volltruppenübung der Armee in den letzten Jahren. Es hat sich gezeigt, dass die Bataillone und Formationen es nicht mehr gewohnt sind, miteinander und zusammen zu arbeiten (in der Regel finden die WKs nämlich im BatRahmen statt). Die Absprachen, aber auch die gegenseitige Unterstützung im Nachrichtendienst oder der Logistik muss wieder vermehrt geübt werden. Dafür sind regelmässig durchgeführte Volltruppenübungen eine absolute Notwendigkeit. Es müssen nicht immer gleich acht Truppenkörper parallel im Einsatz stehen, aber mindestens ein Führungsunterstützungsverband und ein Kampf- oder Unterstützungsverband müssen gleichzeitig trainieren können. Eine weitere wichtige Erfahrung für alle Beteiligten war die Dauer der Übung: Sie betrug nicht wie gewöhnlich 48 bis 72 Stunden, sondern «CONEX 15» hat für die Mehrheit der Truppen acht Tage ge- Waldbrand-Übung des Kata Hi Bat 2: Lufttransport von Wasser in einen Zwischenbecken, bevor es zu den Löschfahrzeugen weitergepumpt wird. dauert (und dies im 24h-Betrieb), für einzelne Verbände sogar noch länger. Bei dieser Dauer tauchten neue, nicht mehr bekannte Probleme auf. Unter anderem führten knappe Bestände zu Engpässen von Einsatzpersonal sowie zu straffen Ablöserhythmen, daran sind sich die Kader nicht mehr gewohnt. Schliesslich haben die anspruchsvollen Tätigkeiten im Rahmen der Übung in einzelnen Bereichen auch Wissens- und Verfahrenslücken aufgezeigt, die zu beheben sind. Dazu muss für einzelne Formationen dringend wieder einmal eine intensive Detailausbildung angepackt werden. Vision der Ter Reg 2 klar gestärkt «CONEX 15» ist auch aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte. Rückblickend hat sich der grosse Aufwand – aber auch der Mut, wieder einmal eine richtig grosse Übung zu planen – gelohnt. Die Ziele sind erreicht, die Partnerschaft im Sinne der Vision der Ter Reg 2 «Sicherheit verbindet» wurde klar weiter gestärkt. Und wir haben der Bevölkerung ihre Armee wieder einmal vorgestellt – einer Bevölkerung, die der Armee gut gesinnt ist und sie herzlich begrüsst hat. Dafür gebührt allen, die im Vorfeld und während der Planung, Durchführung und Unterstützung für «CONEX 15» mitgearbeitet haben, mein herzlicher Dank. armee.ch Heer 2 / 15 5 Ter Reg 3 Morgarten 2015 Die grösste Armeeausstellung der Schweiz Als Höhepunkt der 700 Jahre Morgarten-Festlichkeiten galt das Volksfest, welches zwischen dem 19.– 21. Juni rund um den Aegerisee und im Raum Schornen durchgeführt wurde. Neben den Festlichkeiten in Oberaegeri konnte sich die Bevölkerung bei der Armeeausstellung, die von der Territorialregion 3 organisiert wurde, über die Tätigkeiten der Schweizer Milizarmee informieren lassen. Sdt Michael Rauchenstein, Territorialregion 3 Geschichtlicher Hintergrund mit Bedeutung Es sind beeindruckende Fahrzeuge, die sich den Besuchern bei der Armeeausstellung zwischen Sattel und Unterägeri gleich zu Beginn zeigten. Militärische Fahrzeuge, die man sonst nur aus der Distanz bestaunen kann, waren nun für die Bevölkerung greifbar; Aufklärungsfahrzeuge, Kampfschützenpanzer, Genie- und Minenräumpanzer und Fahrzeuge der Artillerie und dies in der Reihenfolge eines Angriffsstreifens. Soldaten, Kader und Berufsmilitär erklärten die Gerätschaften und liessen die Leute in den Panzern Platz nehmen. «Die Besucher sind vor allem überrascht, dass man bei dieser Ausstellung die sonst unnahbaren Fahrzeuge selber erleben, anfassen und erkunden kann», sagte Stabsadjutant Dominic Reber während der Ausstellung. Auf der anderen Seite des Geländes, wo sich die Infanterie präsentierte, erhielten die Besucher einen Einblick in die Tätigkeiten jener Soldaten, die den Kampf auf kurze Distanz üben. «Wir wollten den Leuten zeigen, wie sich die Infanterie entwickelt hat. Ein Infanterist ist heute kein Einzelkämpfer mehr, sondern hat polyvalente Aufgaben zu meistern. Während dieser Ausstellung habe ich gemerkt, dass die Resonanz der Besucher positiv war und dies hat die Soldaten mit Stolz erfüllt», sagte Leutnant Camilla Setz. Ging man dann ein paar Schritte weiter, betrat man im Schornen das historische Schlachtgelände. Vor 700 Jahren zogen Truppen der Habsburger von Zug aus durch das Aegerital in Richtung Sattel. Im Gebiet Schornen überraschten die Schwyzer das Heer der Habsburger und konnten diesen Nahkampf für sich entschieden. Dieser Sieg der Schwyzer am Morgarten hatte weitreichende Folgen für die Geschichte der Eidgenossenschaft. Zusammen mit den Urnern und Vertretern aus Unterwalden wurde nach der Schlacht am Morgarten ein zweiter Bundesbrief besiegelt. Was für den Zusammenhalt der Eidgenossenschaft wichtig war, hat für das Aegerital und die Schwyzer Gemeinde Sattel eine symbolische Bedeutung. Aus diesem Grund würdigen die Zuger und die Schwyzer dieses Ereignis und blicken während diesem Jahr unter dem Slogan «Morgarten – 700 Jahre Abenteuer Geschichte» an verschiedenen Veranstaltungen zurück auf die Geschehnisse in dieser Region. 6 armee.ch Heer 2 / 15 Verschiedenste interaktive Ausstellungen für Gross und Klein Im Schornen trafen die Besucher auf den grossen Pavillon, in dem die Armee über die Rekrutierung oder die höhere Kaderaus- bildung informierte, den Gebirgsdienst mit dem grossen Kletterturm oder SWISSINT und das Zentrum für friedensfördernde Einsätze. Es gab auch Ausstellungen zur Militärischen Sicherheit, dem Führungs informationssystem Heer und dem Kompetenzzentrum Sport Armee, bei welchem sich Jung und Alt im Biathlonschiessen duellieren konnten. Beeindruckend war auch die Ausstellung der Boden-Luft-Verteidigung FLAB. Während die Patrouille Suisse unterwegs war, konnte man beobachten, wie die Geschütze der Fliegerabwehr die Objekte am Himmel automatisch verfolgten. Zur grössten Armeeausstellung in diesem Jahr gehörte auch, dass die Bevölkerung über den Train (Armeepferde) und die Hundeführer informiert wurde und einen Einblick in die Logistikbasis der Armee und die Führungsunterstützung mit ihren grossen Radar geräten erhielten. «Den Besuchern können wir zeigen, wozu die Armeepferde und die Hunde heute noch eingesetzt werden und dass auch sie noch eine wichtige Funktion in der Logistik und Bewachung haben», ergänzt Maj Manuela Schwerzmann, Verantwortliche für den Auftritt der Logistikbasis. An jedem Standort gab es etwas zu erleben, man konnte ausprobieren oder interessante Gespräche mit den Soldaten führen. Die professionelle Ausstellung «Deine Armee» Ter Reg 3 informierte zusätzlich über Aufgaben und Zukunft der Schweizer Armee. Fährdienst auf dem Ägerisee mit Weltpremiere Beim See wartete ein besonderes Highlight auf die Besucher. Die Armeeangehörigen der Pontonierkompanie begleiteten die Besucher der Morgartenfestlichkeiten auf dem See zwischen Morgarten und Oberägeri. Von dieser Fähre aus konnte man die Darbietungen der Patrouille Suisse, des Super Puma Display Teams, jene des F/A-18 Hornet Solo Displays und der Fallschirmaufklärer gut beobachten. Während dieser Tage gab es zudem eine Weltpremiere: Zum ersten Mal begleitete die Militärmusik live eine Darbietung des PC-7 Teams. Für den Chefdirigenten der MM RS 16-1, Oblt Gian Walker, war dies eine besondere Herausforderung: «Wir waren abhängig vom PC-7 Team, welches das Fundament der Aufführung gelegt hat. Unsere Aufgabe war es, die Musikstücke so zu gestalten, dass sie zu den Darbietungen passten. Für alle Beteiligten war diese Zusammenarbeit eine spannende Aufgabe.» Wer mit der Fähre oder mit dem ShuttleBus in Oberägeri angekommen war, konnte sich zum einen auf dem grossen Festgelände unterhalten lassen und zum anderen über die Berufe der Armee informieren lassen. Mit etwas Glück begegnete man sogar Spitzensportlern wie Max Heinzer, der als Zeitmilitär-Spitzensportler zur Schweizer Armee gehört. Besuch von Bundesrat Ueli Maurer am Umzug und an der Armeeausstellung Der letzte Tag stand ganz im Zeichen des grossen Umzugs durch Oberägeri. Der Anlass wurde durch die Rede von Bundesrat Ueli Maurer vor dem Morgarten-Denkmal eröffnet und von einer Vorführung der Fallschirmaufklärer gefolgt. Über 40 verschiedene Gruppen zogen am See entlang durch Oberägeri und präsentierten von geschichtlichen Vorführungen der Schlacht bis hin zu alten Armeeuniformen ein unterhaltsames Programm mit viel Musik. Nach dem offiziellen Festakt nahm sich der Chef VBS Zeit um die Armeeausstellung zu begutachten und um sich nochmals persönlich bei allen Beteiligten für das Engagement und die professionellen Präsentationen zu Gunsten der Bevölkerung zu bedanken. Rund 60’000 Besucher folgten den zahlreichen Attraktionen und genossen die Offenheit und Freundlichkeit der Armeeangehörigen. Die Präsentation der Armee hinterliess nicht nur ein Strahlen in den Gesichtern der Bevölkerung, sondern erfüllte die Soldaten vor Ort mit Stolz über ihre Arbeit. armee.ch Heer 2 / 15 7 LVb Inf Einführung DURO IIIP GMTF Der Lehrverband Infanterie (LVb Inf) führt parallel zu den Einführungen in den Rekrutenschulen regelmässig Einführungen und Umschulungskurse in Fortbildungsdiensten der Truppe (FDT) der Infanterie durch. Lehrverband Infanterie In der Heeresbefehlsgebung werden Ausbildungsthemen und deren Einführungstermine vorgegeben. Diese sind sowohl für die Truppe auf der einen, als auch für das Führungsgrundgebiet 7 (FGG 7) auf der anderen Seite bindend. Anlässlich des Unterstützungsrapportes Bataillon (URB) findet die erste Kontaktaufnahme zwischen dem Bataillon und dem FGG 7 des Lehrverbands statt. Das FGG 7 des LVb Inf ist organisatorisch der Infanteriekaderschule 1 unterstellt, arbeitet aber hauptsächlich als Teil des Stabes des Lehrverbandes Infanterie zu Gunsten der Ausbildungsunterstützung der Infanteriebataillone. Ebenfalls unterstützen wir den Kommandanten des Lehrverbandes in der Regiefunktion bei der Durchführung der Technischen Lehrgänge Ia, Ib und II (TLG Ia/Inf, TLG Ib/Inf und TLG II/Inf) für angehenden Kompanie- und Bataillonskommandanten. 8 armee.ch Heer 2 / 15 Gleichzeitig kann der Bataillonskommandant für allfällige, anlässlich seines internen Ausbildungscontrollings festgestellte Lücken, welche das Bataillon nicht selber schliessen kann, Anträge für Ausbildungsunterstützung an das FGG 7 stellen. Damit können entsprechende Ausbildungssequenzen im Kadervorkurs (KVK) oder während des FDT eingeplant werden. In der Regel bildet das FGG 7 die Kader aus und diese bilden anschliessend die Mannschaft aus. Somit unterstützen wir auch die Befähigung der Kader, die Ausbildung der eigenen Truppe durchzuführen. Diese Ausbildungsunterstützung dient hauptsächlich den Infanteriebataillonen und den Führungsunterstützungsbataillonen der Infanteriebrigaden (Teil Infanterieausbildung). Den Bataillonen anderer Einheiten stehen wir auf Anfrage ebenfalls zur Verfügung, sind aber auch hier froh, wenn wir die Ausbildungsbegehren möglichst vor dem URB erhalten, um am URB bereits gezielte Absprachen treffen zu können. LVb Inf Einführung DURO IIIP GMTF in den Bataillonen der Infanterie Fakten GMTF In den Rekrutenschulen werden alle Infanteriebesatzersoldaten heute standardmässig an allen gepanzerten Fahrzeugen ausgebildet (Radschützenpanzer 8x8, Kommando Panzer 6x6 und DURO IIIP GMTF). Somit müssen nur die vor 2012 ausgebildeten Besatzer noch nachträglich am GMTF ausgebildet werden. Für die GMTF Ausbildung rücken alle noch nicht am GMTF ausgebildeten Radschützenpanzerfahrer am Mittwoch des KVK ein und absolvieren die zentrale GMTF Ausbildung in Thun unter der Leitung der Ausbildungszelle der Infanterie. Die Ausbildung dauert bis Donnerstag der ersten FDT Woche und wird mit der Übung «CORAZZA» abgeschlossen. Diese Übung besteht aus einem motorisierten Marsch der GMTF-Besatzer mit ihrem Fahrzeug aus dem Bereitschaftsraum Thun an den FDT Standort ihres Bataillons. Dort wird die Übung mit der Erstausbildung der Infanteristen am GMTF fortgesetzt wobei diese die vielen Vorzüge des neuen Fahrzeuges ebenfalls kennen lernen. Da das GMTF Sicherheit, guten Komfort und starken Schutz bietet und gleichzeitig einfach zu bedienen ist, ist es bei der Truppe beliebt. Das GMTF eignet sich für alle möglichen Aufgaben im Einsatzspektrum der Infanterie. Durch das schlanke Äussere wirkt es in Unterstützungseinsätzen nicht extrem militärisch und «verschwindet» im Stadtverkehr zwischen den Lastwagen. Für Verteidigungsaufgaben ist der Schutzfaktor des GMTF für die transportierende Mannschaft höher als die des bekannten Radschützenpanzers 93 PIRANHA. Insbesondere der integrierte Unterbodenschutz gegen Minen entspricht dem neuesten Stand der Technik. Für die Infanteristen bedeutet dies mehr Sicherheit. Ebenfalls kann der Gruppenführer über die interne Bordverständigungsanlage die Befehlsausgabe an seine Gruppe ohne störende Fahrgeräusche abhalten und Dank den vier Aussenkameras kann die ganze Gruppe sich über ein Display im Innern des Fahrzeuges ein Bild über die Umgebung und die Situation ausserhalb des Fahrzeuges verschaffen bevor sie das GMTF verlässt. Zur Zeit sind in der Armee 291 dieser Fahrzeuge eingeführt. Mit dem sich momentan in Auslieferung befindenden Rüstungsprogramm 13 werden aktuell weitere 130 GMTF ausgeliefert. Datenblatt DURO IIIP 6x6 (GMTF) 7,02 m Breite: 2,54 m Höhe: 3,47 m (bis über Waffenturm) Bodenfreiheit: 0,4 m Wattiefe: 0,5 m Max Geschwindigkeit: 90 km/h Steigfähigkeit: 60% Seitenneigung: 30% Gewicht: 12 – 14 t Antrieb: 6x6 permanent Motor: 6,7 l Cummins Turbo Diesel Leistung: 250 PS / 950 Nm Reichweite: 600 km Display des Kongsberg-Waffenturms. Bilder: Matthias Nutt Länge: Feuer frei! armee.ch Heer 2 / 15 9 LVb Pz/Art Der Schiessplatz Hinterrhein feiert sein 50-jähriges Bestehen Dreissig Jahre – so lange dauerte es, bis anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Schiessplatzes Hinterrhein Panzer- und Artillerieverbände zu einer gemeinsamen Übung in Graubünden zusammenkamen. Mehrere hundert Gäste fanden sich zu dieser schon historisch zu nennenden Demonstration ein, die leider im Regen zu Ende ging. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Der Tag begann mit prächtigem Sonnenschein, als die zahlreichen Gäste sich gegen 9.30 Uhr einfanden, um die von der Panzerschule 22 in Thun und der Artillerieschule 31 in Bière organisierte Ausstellung zu besuchen. «Häufig höre ich das Argument, die Organisation solcher Veranstaltungen stelle für die Rekruten keine Übung dar – aber wenn man erlebt, wie sie den Besuchern ihre Arbeit erläutern, merkt man, wie wichtig auch diese Fähigkeit ist», freute sich einer der Organisatoren dieses Tages. Brigadier René Wellinger, Kommandant des Lehrverbands Panzer und Artillerie, ging in seiner anschliessenden Rede auf die Bedeutung des Schiessplatzes für die «Gelben» (Panzer) und die «Roten» (Artillerie) ein (Kampf der verbundenen Waffen, Anmerkung der Redaktion): «Der Hinterrhein ist einer der beiden Hauptschiessplätze der gelben Truppen. Heute schiessen wir hier aber nicht nur mit ihnen, sondern zeigen Ihnen eine Übung, bei der auch die Artillerie scharf schiessen wird. Sie sehen heute somit die ganze Palette der gelben und roten Mittel». In seiner Rede unterstrich der Bündner Regierungsrat Christian Rathgeb die Bedeutung des Waffenplatzes Hinterrhein für den Kanton und dankte der Armee für ihre transparente und offene Zusammenarbeit. Höhepunkt des Tages war dann am frühen Nachmittag das gemeinsame Gefechtsschiessen der Panzer- und der Artillerietruppen. Mit passendem Gehörschutz ausgestattet konnten die Gäste den Einsatz von Aufklärern, Panzern, Artillerie, Sappeuren, Panzergrenadieren und nicht zuletzt von den im Wald versteckten Scharfschützen bewundern. Während die Übung am Vortag noch mehrere Male problemlos durchlaufen werden konnte, zwangen dicke Wolken, Regen, Hagel und mangelnde Sicht die Organisatoren dazu, die Demonstration vorzeitig abzubrechen. 10 armee.ch Heer 2 / 15 LVb Pz/Art Entscheidende Informationen Die Wettersoldaten kommen der Artillerie zu Hilfe Zu den wichtigsten Daten für die Artillerie gehören die Wetterdaten, sowohl die aktuellen als auch die Prognosen. Die zur Berechnung der Trajektorien benötigten meteorologischen Daten zu sammeln, gehört zu den Aufgaben der Wettersoldaten der Artillerie. Ein Besuch in Bière, wo die Wettersoldaten in der Handhabung der Funkpeilungsgeräte (Ortung einer elektro magnetischen Sonde) geschult werden. Laurent Wolf, Kommunikation Heer Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und der Himmel ist wolkenlos. «Die Messungen, die wir jetzt vornehmen, sollten für die kommenden vier Stunden verlässlich sein. Bei instabiler Wetterlage kann sich die Vorhersage auf eine Stunde beschränken», erklärt Leutnant Vincent Nardella, Zugführer. Nach einem Aufstieg von einigen Minuten und auf einer Höhe von 5000 Metern ist der Ballon, an welchem an einer 30 Meter langen Schnur eine Sonde befestigt ist, noch von blossem Auge zu sehen. «Der Wetterballon kann bis zu 16 Kilometer hochsteigen und dort Messungen vornehmen. Diese Höhe wird nach rund 45 Minuten Aufstieg erreicht.» Horizontal legt er bis zu 100 Kilometer zurück. Das System erfasst und berechnet verschiedene Daten (Schnelligkeit und Richtung des Windes, Temperatur und Luftdruck), die es mittels Funksignal einer Antenne am Boden übermittelt. Die Kontrollkonsole trägt diese Daten zusammen und erstellt einen Wetterbericht. von einer bis vier Stunden durch. Die Daten werden anschliessend in ballistische Berechnungen integriert. Im Gelände kann dank der mitgeführten Logistik (Geräte, Verpflegung und Treibstoff) eine Autonomie von höchstens 15 Tage gewährleistet werden. Die Datenübermittlung an die Feuerleitung erfolgt mittels drei Kanälen. «Falls das System INTAFF (Integriertes Artillerie Führungsund Feuerleitsystem) oder die Funkverbindungen unbrauchbar gemacht würden, bleibt uns der Motorradfahrer des Zuges, der in der Lage ist, die handgeschriebenen Daten zu überbringen», führt Stabsadjudant Jörg Bienz, Leiter Bereich FDV und Wet Art beim Kommando des Artillerieausbildungszentrums (CIA) aus. «Die Messgeräte wurden Ende der 80er-Jahre beschafft und mehrmals verbessert, das letzte Mal im Jahr 2010. Die Möglichkeit einer Ersetzung wird zurzeit geprüft.» Funkpeilausrüstung Eine mobile und selbstständige Einheit Pro Brigade gibt es drei Wetterzüge. Bei Einsätzen ist ein Zug von 17 Angehörigen der Armee im Umkreis von vier Kilometern aktiv. Sie führen Messungen im Intervall Zwei Soldaten bereiten den Wetterballon für eine Datenerhebung vor. Die meteorologische Sonde Um die Ergebnisse der Erhebung nicht zu verfälschen, wird die 280 Gramm schwere Sonde bei einer konstanten Temperatur von 20°C aufbewahrt. Dank einer kleinen Funkantenne übermittelt sie die Daten zum Boden. Auf der Schutzhülle steht die Empfängeradresse, falls eine Sonde gefunden werden sollte, aber Retouren sind sehr selten. Die Meteosonde in der Schutzhülle aus Styropor. armee.ch Heer 2 / 15 11 LVb G/Rttg Brückenbauer Pontoniere an der Arbeit auf der Schwimmbrücke 95 Eine Stunde, um eine 100 Meter lange Brücke zu bauen. Das ist die Zeit, welche das Pontonierbataillon 26 im Wiederholungskurs zum Bauen einer Schwimmbrücke 95 benötigt, die der Truppe erlaubt, von einem Ufer zum anderen zu gelangen. Wir haben die Brückenbauer anlässlich einer Vorführung am Ufer der Aare getroffen. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Wir treffen ein, als sich die Truppe emsig ans Werk macht. Ein Fahrzeug, mit einem Warnlicht eröffnet die Fahrt des Konvois. «Die Module der Schwimmbrücke 95 sind 3,6 Meter breit, sie sind bei jeder Bewegung im Strassenverkehr zu begleiten», erklärt der Einsatzleiter Major Oliver Füllemann. Die zwei ersten Module treffen ein. Drei Soldaten springen aus den Fahrzeugen, um den Bau vorzubereiten. Zwei Männer kümmern sich um die Motoren, während ein weiterer seinen Kameraden Anweisungen gibt. «Ein Modul steht in rund zehn Minuten bereit. Die Arbeit eines Pontoniers ist körperlich nicht mehr so anstrengend wie früher. Die schwerste Last, die ein Soldat heute zu tragen hat, ist ein Kanister von 20 Litern», betont Oliver Füllemann. Sind die zwei Module im Wasser, werden sie miteinander verbunden. Die erste Rampe trifft gleichzeitig mit dem dritten Modul ein. «Man kann eine Rampe aufgrund des Gewichts nur auf einem Modul befestigen, das aus drei Komponenten besteht, damit das Gleichgewicht stimmt.» Bevor der Bau der Brücke überhaupt beginnen konnte, mussten die Pontoniere das Flussprofil analysieren und die Strömung, die Wassertiefe sowie die Distanzen messen. «Flussaufwärts und -abwärts sind zwei Boote stationiert, um zu verhindern, dass Schwimmende sich den Modulen nähern», präzisiert Major Füllemann. «Die Nachwuchs an Pontonieren Die Armee bietet eine Reihe von vordienstlichen Ausbildungen an. Einige dienen der grundsätzlichen Vorbereitung auf die Rekrutenschule. Andere müssen absolviert werden, um für gewisse Funktionen wie zum Beispiel Pontonier, Rammpontonier oder Bootschütze rekrutiert zu werden. Die Pontonierkurse werden durch die 41 Sektionen des Schweizerischen Pontonier-Sportverbandes (SPSV) und die 30 Vereine des Schweizer Wasserfahrverbandes (SWV) durchgeführt. Ziel der Pontonierkurse ist es, den Nachwuchs an Pontonieren für die Genietruppen sicherzustellen. Die Teilnehmenden erhalten in diesen Kursen eine fundierte Grundausbildung, damit sie ein Boot manuell oder mit Aussenbordmotor führen können. Als zukünftige Pontoniere sind sie in der Lage, ein Boot sowohl in fliessenden als auch in stehenden Gewässern sicher zu steuern. 12 armee.ch Heer 2 / 15 Sicherheit geht vor. Fällt jemand ins Wasser, müssen die Rettungskräfte schnell reagieren können, auch wenn alle eine Rettungsweste tragen. Am Ufer steht ebenfalls jemand, der mit einem Notsignal ausgerüstet ist.» Ein Eagle stiftet Unruhe Die Komponenten der Brücke sind auf dem Wasser, nun werden sie zusammengefügt. «Wir montieren sie nicht direkt; je mehr Zeit wir auf dem Wasser verbringen, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass man uns entdeckt», erklärt Oliver Füllemann. Wenn alles montiert ist, überquert ein Lastwagen zur Kontrolle die Brücke. Danach verlassen alle Männer die Brücke. «Wenn ein Element wie dieses gebaut wird, weiss jede Person genau was sie machen muss», betont Major Füllemann. «Wir versuchen immer, dieselben Teams beizubehalten, damit sie lernen, miteinander zu arbeiten.» Ein neues Szenario, das gerade per Funk übertragen wurde, kommt zur ursprünglichen Aufgabe hinzu: Drei Eagle der Aufklärungstruppe des Pontonierbataillon 26 werden die Brücke benutzen und eine Panne simulieren. Die Pontoniere müssen die Fahrzeuge so schnell wie möglich abschleppen. «Wir sind in der Lage, alle Radfahrzeuge der Armee abzuschleppen. Bei Raupenfahrzeugen wie dem Panzer Leopard müssen jedoch die Panzereinheiten geeignete Mittel zur Verfügung stellen.» LVb G/Rttg Armee birgt deutsches Polizeiauto aus dem Rhein einer Schwimmbrücke 95 installiert war, konnte das durch die deutschen Taucher mittels Luftkissen angehobene Fahrzeug schliesslich problemlos aus dem Wasser bergen. «Die Zusammenarbeit mit den Tauchern der deutschen Polizei war sehr gut. Die Aufgabe der Taucher war es, das Auto anzuheben und unsere Aufgabe, es aus dem Wasser zu holen und an Land zu bringen», erklärt Stabsadjutant Patrik Wendel. Am Ufer wurde das arg beschädigte Fahrzeug den deutschen Polizeikräften zur Entsorgung übergeben. Nachdem das Fahrzeug mittels Luftkissen angehoben wurde, kann es der Bagger aus dem Wasser bergen. Das arg beschädigte Fahrzeug wurde den deutschen Polizeikräften zur Entsorgung übergeben. Bilder: Pontonierbataillon 26 In der Woche unseres Besuchs hat das Pontonierbataillon 26 einen nicht alltäglichen Einsatz durchgeführt. Gemeinsam mit Tauchern der deutschen Polizei haben rund 50 Angehörige dieses Bataillons ein deutsches Polizeiauto bei Mumpf (AG) aus dem Rhein geborgen. Das Polizeiauto war vor rund zwei Jahren bei Bad Säckingen in Deutschland aufgrund unglücklicher Umstände im Rhein versunken. Es konnte damals trotz intensiver Suchanstrengungen nicht wiedergefunden werden – ein Kunststück, das nun einem Schweizer Hobbytaucher gelungen ist. Ein 21-Tonnen-Bagger der Armee, der auf armee.ch Heer 2 / 15 13 LVb Log Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41 Ein Altersheim wird evakuiert Ein Erdrutsch in der Region Chardonne (VD) hat zu einem allgemeinen Stromausfall im Pflegeheim «Maison du Pèlerin» geführt. Mehrere Patienten mussten in andere Spitäler in Sicherheit gebracht werden, andere in eine improvisierte Pflegestation, die von der Spital Rekrutenschule 41 Moudon eingerichtet und betrieben wurde. Ein Augenschein nach zwei Übungstagen. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Die Übung «SANDY» war zweigeteilt. In der ersten Phase übernahm die Militärarzt Offiziersschule in Zusammenarbeit mit den Blaulichtorganisationen der Riviera die Triage der Verletzten im Maison du Pèlerin. In der zweiten Phase kamen die Angehörigen der Spital Rekrutenschule 41 zum Zug. Da ein Teil des Pf legeheims durch den Erdrutsch nicht mehr benutzt werden konnte, musste die Rekrutenschule im Mehrzwecksaal von Jongny (VD) eine improvisierte Pflegestation für zehn Heimbewohner auf bauen und drei Tage lang betreiben. «Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und entsprach weitgehend dem, was wir auch in der Wirklichkeit hätten antreffen können», erläutert Wachtmeister Gilbert Ferrari, Ansprechpartner für die Nachbarschaft bei der Police R iviera. «Wir waren sehr beeindruckt, wie schnell die Armee arbeitete. Die Truppe war aufmerksam, ernsthaft und erledigte alles rasch und korrekt.» Ein Blick in die improvisierte Pf legestation: Die Frühschicht ist seit 6.30 Uhr im Einsatz und kümmert sich um die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Teams sind aus Angehörigen der Rekrutenschule Ausbildung zur Rotkreuz-Pflegehilfskraft Am Ende der Rekrutenschule erhalten die Spitalsoldaten nach bestandener Prüfung ein Diplom als Rotkreuz-Pflegehilfskraft. Diese Zivilausbildung richtet sich an Personen, die eine Berufslaufbahn in der Pflege einschlagen oder Angehörige zu Hause oder in einer Einrichtung pflegen möchten. Die Teilnehmer bekommen Grundkenntnisse, Handgriffe und auch die notwendige Einstellung vermittelt, um ältere oder behinderte Menschen angemessen pflegen zu können – sei es im Alltag, in Krisensituationen oder am Lebensende. 14 armee.ch Heer 2 / 15 LVb Log und aus Pf legekräften des Roten Kreuzes zusammengesetzt und wechseln sich Tag und Nacht ab, damit die Bewohner rund die Uhr betreut sind. «Die Soldaten zeigen ein vorbildliches Verhalten, sobald sie mit den Patienten zusammentreffen. Sie sind verantwortungsvoll, respektvoll und halten die Anweisungen genau ein», betont Hauptadjutant Daniel Hubacher während des Rundgangs. Nun stehen Morgentoilette und Arztvisite an. «Ein Arzt des Roten Kreuzes ist rund um die Uhr in Bereitschaft und übernimmt die Tagesvisiten», ergänzt Hubacher. «Die Rekruten müssen dem Arzt regelmässig die Krankenakten vorlegen. Hier halten sie ihre Beobachtungen für die Kolleginnen und Kollegen der nachfolgenden Schicht fest.» Im Hintergrund kümmern sich das Technik- und das Labor team des Roten Kreuzes um Labortests, Hygiene sowie Reinigung und kleinere Reparaturen. Sie achten darauf, dass es niemandem an etwas fehlt. Das Glück, unter Realbedingungen üben zu können Die älteren Herrschaften in der improvisierten Pf legestation werden rund um die Uhr von einem Angehörigen der Armee betreut. «Leider verstehen sie nicht immer so genau, was man ihnen sagt, aber sie geben sich grosse Mühe», f lüstert uns eine Patientin ins Ohr, als sie mithilfe eines Pf legers ihren Strumpf überstreift. Dann setzt sie ein schelmisches Lächeln auf: «Man tut ja alles, um uns zu helfen – aber ich verstehe nicht ganz, warum er mir eine Salbe auf bringt, wo mir doch überhaupt nichts weh tut. Vielleicht denkt er sich, vorbeugen ist besser als heilen.» Bei der Nachmittagsvisite zeigt sich die Leiterin des Pf legeheims «Maison du Pèlerin» sehr angetan. «Das ist eine schöne Gelegenheit, so eng mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten. Ein solches Angebot der Armee kann man nicht ablehnen – diese Übung verschafft uns und unseren Heimbewohnern ein gutes Gefühl der Sicherheit.» Am Nachmittag treffen wir auch Divisionär Andreas Stettbacher, Oberfeldarzt der Armee. «Dies ist natürlich eine aussergewöhnliche Situation, dass eine Rekrutenschule unter Realbedingungen üben kann», erläutert er. «Der Arzt des Roten Kreuzes hat mir gerade bestätigt, dass das Engagement der Soldaten, die in diesem Bereich normalerweise nicht eingesetzt werden, hervorragend ist.» Für den Leiter der Übung, Oberst Olivier Lichtensteiger, ist die Übung ein Erfolg: «Sanitätsoffiziere, Kader und Soldaten der Spitalschule 41 haben beste Arbeit geleistet und einmal mehr gezeigt, dass unsere Milizarmee für Fälle höherer Gewalt gerüstet ist.» Eine für die Zukunft bestens gerüstete Rekrutenschule Nach dem Frühstück treffen in der improvisierten Pflegestation fünf Überraschungsgäste ein – Bewohner des Pflegeheims «Maison du Pèlerin», die einmal bei ihren Freunden vorbeischauen. Die Rekruten sorgen rasch für Sitzgelegenheiten. «In einer solchen Situation zeige ich den Gästen, wo sie sich setzen können, und biete ihnen etwas zu trinken an», erläutert der Gruppenchef, Wachtmeister David Messerli. «In einer improvisierten Station ist natürlich alles etwas komplizierter. Wir bemühen uns, den Gästen wenigstens ein bisschen Komfort zu bieten. Für sie ist es nicht einfach, aus einem Privatzimmer in einen Gymnastiksaal zu wechseln, wo man den Nachbarn schnarchen hört.» Soldat Reto Wyler kehrt von der Morgentoilette seines Patienten zurück. Wir fragen ihn nach den Beweggründen für seine militärische Laufbahn. «Ich wollte etwas Nützliches tun. Deshalb habe ich mich für die Pflege entschieden. Hier habe ich den Eindruck, den Menschen wirklich helfen zu können. Ich bin eigentlich Schreiner von Beruf. Nach der Armee will ich Psychologie studieren.» Fachlehrer Cédric Razanadravany ergänzt: «Bei dieser Übung unter Realbedingungen lernen die Jungen die Ausbildung an der Rekrutenschule richtig zu schätzen. Wir erleben es immer öfter, dass junge Menschen ohne Ausbildung zur Armee kommen. Während der vier Wochen Praktikum, die sie während der Rekrutenschule in einer Einrichtung absolvieren dürfen, knüpfen sie wichtige Kontakte und finden teilweise sogar einen Platz für ihre weitere berufliche Laufbahn.» armee.ch Heer 2 / 15 15 Komp Zen Mil Musik Swiss Military Small Band Grosser Erfolg in Südosteuropa Vom 23. Juli bis 3. August 2015 begeisterte die Swiss Military Small Band in Griechenland, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Serbien und Kosovo die Auslandschweizer- und Schweizerinnen, aber auch Einheimische und Touristen mit ihrem musikalischen Können. Christine Hartmann, Kompetenzzentrum Militärmusik Anlässlich des Schweizer Nationalfeiertages haben die Schweizer Botschafter in den verschiedenen Ländern die Mitglieder der Schweizer Gemeinden und Gäste aus Wirtschaft und Politik eingeladen, um gemeinsam den 1. August zu feiern. Die Swiss Military Small Band, unter der musikalischen Leitung von Oberleutnant Enrico Calzaferri, hat an den Botschaftsempfängen ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm bestehend aus Liedern, Folklore und traditionellen Musikstücken aus der Schweiz zum Besten gegeben. Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee, nahm am Empfang in Belgrad teil und war begeistert von den Militärmusikern. «Ich freue mich sehr, Sie hier in Belgrad im Einsatz für die Schweiz zu hören und ich bin stolz auf Sie. Es ist immer wieder schön zu sehen, was unsere Miliz leisten kann.» Die Military Small Band pflegte während der Tournee auch den Kontakt zu anderen Militärorchestern, mit denen zusammen sie in den Städten das Publikum begeisterten. Kultur, Land und Leute Die Musiker sind sich einig: der Auftritt an der Riviera in Split unter Palmen am Meer mit dem grossen Publikum war für sie 16 armee.ch Heer 2 / 15 am eindrücklichsten. Zwischen den Auftritten in den Botschaften und den Platzkonzerten in den verschiedenen Städten, hatte die Band aber auch Zeit, etwas Kultur, Land und Leute zu sehen und zu erleben. Die Band konnte vom grossen Wissen der Botschafter und Verteidigungsattachés profitieren, die die Formation streckenweise im Car oder in den Städten begleitet haben. Die Fahrer haben mit dem Militärmusikcar über 4000 Kilometer zurück gelegt. Die holprigen Strassen, der Verkehr und die administrativen Hürden an den Grenzen konnten die beiden routinierten Fahrer dank ihrer grossen Auslanderfahrung mit viel Gelassenheit meistern. Zum Abschluss der Tournee durfte die Band am 1. August die Feierlichkeiten der Swisscoy im KFOR Hauptquartier in Pristina musikalisch begleiten. Brigadier Peter Wanner, Chef Internationale Beziehungen Verteidigung, überbrachte die Grussworte aus der Schweiz. «Im Namen der Armeeführung danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihre Leistung und Ihren Einsatz hier im Kosovo.» →→ Weitere Informationen (Detailberichte zu den einzelnen Tagen): www.militaermusik.ch und www.facebook.com/militaermusik.ch Komp Zen Mil Musik armee.ch Heer 2 / 15 17 Armeetiere Ein Novum in der Schweizer Armee Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht sind im November eingerückt Seit Januar 2014 steht fest, dass die Diensthunde der Schweizer Armee ausschliesslich aus Schweizer Zucht stammen sollen. Seit diesem Herbst sind acht junge Schweizer Hunde im Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere im Sand (BE). Wir haben Adj Uof David Huber während einigen vorgängigen Besuchen bei Züchtern begleitet. Letizia Paladino, Kommunikation Heer Foxx heisst der Hund, der die Leistungsvereinbarung zwischen Züchtern und der Armee erfüllt. Der Deutsche Schäferhund stammt aus der Zucht Firecatcher in Freidorf, TG. Rose-Marie Hasler, die Züchterin, hat Foxx von Anfang an vorbereitet, damit er die Prüfungen des Kompetenzzentrums für Veterinärdienst und Armeetiere bestehen konnte. Bei unserem ersten Besuch ist Foxx noch nicht einmal ein Jahr alt. Aber er kennt Adj Uof David Huber, Chef Bereich Hundeausbildung bereits. «Ein grosser Vorteil dieser neuen Leistungsvereinbarung ist, dass wir die Hunde bereits als Welpen kennen. Dadurch ist es für uns rasch ersichtlich, welche Fortschritte sie machen oder ob etwas nicht richtig läuft.» Heute wird während des Spielens genau beobachtet, was für Fortschritte Foxx seit dem letzten Besuch gemacht hat. Einen Hund gezielt zum Diensthund für die Armee aufzuziehen, ist kein leichtes Unterfangen. Deshalb werden die Züchter von ehemaligen Hundeführern unterstützt. «Die Ausbildung der Schweizer Hunde ist genau auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet, nicht mehr und nicht weniger. Ziel ist es, dass der Hund ausgeruht bei uns ankommt. Bei Ankäufen aus Frankreich haben wir oft festgestellt, dass die Hunde vorher zu viel Zeit auf Sportplätzen verbracth haben», erklärt David Huber. «Heute können wir sofort reagieren, wenn wir ein Problem kommen sehen.» Praktische Tests im Gelände Für unseren zweiten Besuch mit Adj Uof Huber müssen wir nicht die ganze Schweiz durchqueren. Wir treffen die Züchterin und Foxx zusammen mit einem anderen Züchter und dessen vier Hunden im Sand. «Im Alter von ungefähr einem Jahr zeigen Während seinen monatlichen Besuchen prüft David Huber das Verhalten und die Fortschritte des Hundes. 18 armee.ch Heer 2 / 15 sich Krankheiten oder Hüftprobleme wie Dysplasie bereits. Der beigezogene Tierarzt unseres Kompetenzzentrums führt die notwendigen Tests durch. Wir begleiten die Züchter zum radiologischen Zentrum, wo Röntgenaufnahmen des Beckenbereichs gemacht werden», bemerkt David Huber. «Hüftgelenksdysplasie ist bei Deutschen Schäferhunden ein oft vorkommendes erbliches Problem. Wir können das Risiko nicht eingehen, dass einer unserer Hunde davon betroffen ist. Sollte dies jedoch der Fall sein oder ein anderes Problem ersichtlich sein, wird der Vertrag mit dem Züchter hinfällig und dieser hat dann die Möglichkeit, den betreffenden Hund in einer Familie unterzubringen.» Nach der tierärztlichen Routineuntersuchung werden die Hunde auf das Übungsgelände gebracht. Dort prüfen David Huber und Fachlehrer Mario Tschudi die Adj Uof Huber prüft ebenfalls das Beissverhalten des Hundes, welches bei Schutzhunden wichtig ist. Armeetiere Fragen an Oberst Jürg Liechti, Kommandant Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere Künftig sollen die Diensthunde der Armee ausschliesslich aus Schweizer Zucht stam men. Wie denken Sie über diese Neuerung? Eignung der Hunde im Gelände. Im Beisein des Hundeführers muss sich ein Tier nach dem andern in Trümmern und über Gitter bewegen, um sich an solche Hindernisse zu gewöhnen. «Rettungshunde müssen sich auf solchen Trümmerplätzen zurecht finden und Hilfe leisten können», erläutert David Huber, ohne dabei den jungen Deutschen Schäferhund aus den Augen zu lassen, der sich zaghaft fortbewegt. «Bereits bei jungen Hunden ist die Neigung zum Rettungs- oder Schutzhund ersichtlich. Diese Tests zeigen uns, in welcher Richtung ihre Fähigkeiten ausgeprägter sind». Anschliessend müssen die Tiere ihren Gehorsam beweisen. «Sitz», «Platz», «bei Fuss», «Such» und Hindernisse überqueren; alle Befehle müssen sitzen, bevor mit dem Beisstest begonnen wird. «Bei der Ausführung dieser Grundbefehle sehen wir, ob ein Hund spielt, gehorcht oder Befehle eher zögernd ausführt. Bei jedem Treffen wird alles im Notizbuch des Hundes eingetragen und wir können so seine Entwicklung verfolgen. Gewisse Hunde sind zu forsch, um sie einem Rekruten anvertrauen zu können und wir müssen sie einem Berufsmilitär zuteilen.» Wir sind von dieser Idee begeistert und überzeugt. Diese Entwicklung gibt uns die Möglichkeit, nachhaltig für die Armee geeignete Hunde züchten zu lassen und anschliessend zu übernehmen. Die erste Vereinbarung mit einer Schweizer Züchterin wurde im September 2014 unterschrieben. Sind die Züchter zufrieden? Die Rückmeldung der Züchter fällt sehr positiv aus. Sie sind erfreut, dass wir an ihren Hunden Interesse haben. Zurzeit befindet sich das Projekt CH-Zucht noch in der Pilotphase, weshalb sich einige Züchter noch nicht überwinden können, die Aufzuchtarbeit, welche doch deutlich länger dauert als wenn sie die Welpen mit neun Wochen abgeben können, auf sich zu nehmen. Doch die Mund zu Mund-Propaganda greift und es interessieren sich immer mehr Züchter für eine Zusammenarbeit. Was denken Sie sind die Vorteile und was die Nachteile bei diesem Vorgehen? Die Vorteile sind vielfältig. Meine Mitarbeiter kennen die Hunde von Welpe auf. Sie können ihre Aufzucht, Sozialisation und die Vorbereitungen im Arbeitsbereich direkt beeinflussen. Dadurch werden die Hunde gezielter auf unsere Bedürfnisse vorbereitet sein. Ausserdem können wir Hunde, die psychisch und physisch nicht unseren Anforderungen entsprechen, rechtzeitig selektionieren. Hingegen werden wir Hunde die in ihrem Ausbildungsstand noch weniger gefestigt sind erhalten. Dies im Gegensatz zu den älteren Hunden, welche bisher angekauft wurden. Gibt es Vorteile hinsichtlich Arbeit der Mitarbeitenden des Kompetenzzentrums für Veterinärdienst und Armeetiere? Das Projekt bedeutet am Anfang einen deutlichen Mehraufwand, jedoch auch eine nachhaltige Investition. Ende Jahr sind acht Schweizer Hunde im Kompetenzzentrum eingetroffen, was heisst das für Sie? Das bedeutet eine erste Ernte unserer Arbeit. Diese Hunde waren erst der Beginn einer langfristigen Umstellung unserer Hundebeschaffung. Wie sehen Sie die Zukunft betreffend Schweizer Hunde? Wie lange wird es dauern zur ersten kompletten «Schweizer» Rekrutenschule? Das Ziel, dass wir in absehbarer Zeit mit Schweizer Hunden unseren Bedarf abdecken, ist klar gegeben. Neben der neu aufgebauten Zusammenarbeit mit den Züchtern wird in nächster Zeit das Projekt durch Zusammenarbeiten mit externen Paten erweitert. Diese Paten übernehmen die Welpen in unserem Auftrag und arbeiten mit ihnen bis sie 18 Monate alt sind. Dadurch können wir auch Hunde von Züchtern ankaufen, die nicht in der Lage sind, die Welpen bis zum 18. Lebensmonat zu Hause zu behalten. Mit diesen beiden Wegen – Züchter und Paten – sollten wir in der Lage sein, bis zum Ende des Jahrzehnts umgestellt zu haben. Das Projekt hat noch viele Ausbauvarianten, welche nach und nach geprüft werden. Die Vernetzung der verschiedenen Partner wird uns viele positive Nebeneffekte einbringen. Da können wir gespannt in die Zukunft schauen. armee.ch Heer 2 / 15 19 Armeetiere Ein Tag mit dem Veterinärzug RS 57/1-15 Operationen im Freien oder in der mobilen Tierklinik Abgelegen in den Bergen des Sustenpasses haben die Veterinärsoldaten eine besondere Aufgabe erhalten: Sie mussten eine mobile Tierklinik für Operationen mehrerer Hunde und Pferde aufstellen. Wir durften sie einen Tag begleiten, um Einblick in ihren Arbeitsalltag mit den Tieren zu erhalten. Letizia Paladino, Kommunikation Heer und Nicole Bächli, Kommunikation VBS Der Tierarzt operiert den Hund mit Hilfe des Veterinärsoldaten, welcher ihm die Instrumente reicht. Veterinärdienst – vier Porträts Leutnant Lorena Branchina Soldat Janis Jülke Zugführer, 22 Jahre, Sargans SG Veterinärsoldat, 20 Jahre, Luzern Lorena Branchina ist auf dem Weg zum Berufsoffizier. An einem Informationstag der ETH Zürich wurde sie auf diesen Beruf aufmerksam. «Eine Woche nach der Matura rückte ich 2012 in die Rekrutenschule (RS) ein. Da ich reite, entschied ich mich für den Train», so Branchina. Für die laufende RS ist sie wegen eines Personalengpasses als Zugführer zum Veterinärdienst gelangt, wo sie ihre wertvollen Kompetenzen aus dem Train einbringen kann. Branchina arbeitet als Zeitmilitär. 2017 will sie an die Militärakademie an der ETH und diese mit dem Bachelor in Staatswissenschaften abschliessen. 20 armee.ch Heer 2 / 15 «Seit dem RS-Beginn habe ich 15 Kilogramm abgenommen.» Janis Jülke lacht: «Am Essen gibt es nichts auszusetzen – wir sind viel draussen und bewegen uns.» Er absolviert die RS beim Veterinärdienst, weil er gerne mit Tieren arbeitet. Seine Familie hat einen Hund, zu dem alle gemeinsam schauen. Beim Veterinärdienst müsse mehr Verantwortung für die Tiere übernommen werden, Grundsätze wie «zuerst das Tier, dann der Mensch» würden konsequent gelebt, so Jülke. Während Jülke im Militär auch einmal bei Operationen assistieren kann, arbeitet er im zivilen Leben seit der Wirtschaftsmittelschule bei einer Bank. Armeetiere Bei unserer Ankunft steht die mobile Klinik bereits und die Soldaten bereiten den ersten Eingriff vor. Die Arbeit der Veterinärsoldaten besteht darin, sich vor und während einer Operation um die Tiere zu kümmern. Operiert werden die Tiere von einem Tierarzt. «Der Fachbereich Veterinärdienst bietet viele verschiedene Aufgaben für die Rekruten. Sie dürfen die Tiere pflegen, den Tierarzt vor und während der Operation unterstützen sowie bei der Bekämpfung von Tierseuchen eingesetzt werden», erklärt Adjutant Unteroffizier Christian Knitsch, Fachausbildner Veterinär. «Bei uns sind viele Studierende, aber auch viele Handwerker eingeteilt. Als Veterinärsoldat muss man wissen, wie man sich um Hunde kümmert, wie man einen Verband anlegt, aber auch wie man ein Zelt aufstellt oder ein unruhig gewordenes Pferd kontrolliert.» Der erste Hund wird auf den Vorbereitungstisch gebracht, wo er anästhesiert wird. Der Tierarzt muss den Hund intubieren, um die Narkose zu kontrollieren und die Vitalzeichen während der Operation zu überwachen. Danach wird er in die mobile Tierklinik gebracht, wo die Operation durchgeführt wird. Heute werden vier Personen benötigt. Der Tierarzt führt eine Kastration durch, ein Soldat reicht die Instrumente, ein anderer Tierarzt kontrolliert die Vitalzeichen und ein zweiter Soldat bereitet das nötige Material vor. «Das Ziel dieser Übung ist nicht, die lokalen Tierärzte zu konkurrenzieren, sondern dem Veterinärzug im Rahmen der Verbandsausbildung die Möglichkeit geben den Betrieb der mobilen Tierklinik zu üben», erklärt Christian Knitsch. Ralph Lutz, Leiter des Veterinärdienstes des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere, fügt hinzu: «Wir führen die Kastrationen mithilfe der Veterinärsoldaten durch, weil es sich um planbare Routineoperationen handelt. In einem Einsatz müssen sie die Notfallversorgung und Behandlung der Tiere sicherstellen.» Der Eingriff ist bald zu Ende und die Wunde wird zugenäht. Während der Hund langsam unter dem warmen Licht der Lampe aufwacht, überwacht ein Veterinärsoldat seine Vitalzeichen weiterhin aufmerksam. Ein weiterer Soldat desinfiziert die verwendeten Instrumente vor der nächsten Operation. Nun ist die Zeit gekommen, das Pferd zu holen, dass im Freien kastriert werden muss. Nachdem es eine erste Dosis Sedierung erhalten hat, wird es an den Eingriffsort gebracht. «Diese Operation wird anders durchgeführt, die Wunde des Pferdes wird offen gelassen, und die sekundäre Wundheilung angestrebt. Der Hengst erhält Schmerzmittel, um zu ver- meiden, dass er leidet», betont Hauptmann Ralph Lutz. Ein Veterinärsoldat verabreicht die zweite Dosis Sedierung und die Narkose (siehe Foto). Sobald das Pferd auf der Seite liegt, wird ihm ein Tuch über die Augen gelegt und Gehörschutz angebracht, damit es ruhig bleibt. «Die Tiere reagieren nicht alle gleich auf diese Substanzen. Unser Kredo lautet, die Operation so kurz wie möglich, aber so lange wie nötig zu halten», erläutert Ralph Lutz. Ist der Eingriff zu Ende, wird gewartet bis das Pferd alleine aufsteht, ohne es aus den Augen zu lassen. Danach wird es in die Box zu seinem Kameraden geführt. Es wird regelmässig spazieren geführt, damit die Wunde nicht verklebt und es nach einigen Tagen wieder auf die Freiberger Weiden kann. Der Veterinärsoldat verabreicht dem Pferd die Narkose unter Aufsicht von Hauptmann Ralph Lutz, Leiter des Veterinärdienstes des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere. Wachtmeister Kevin Salathé Leutnant Brice Donati Gruppenführer, 22 Jahre, Basel Veterinärarztoffizier, 25 Jahre, Porza TI «Als Automechaniker arbeite ich mit ‹leblosen› Dingen drinnen in der Werkstatt – die RS beim Veterinärdienst ist eine schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag.» Kevin Salathé schätzt, dass man gelegentlich ein Pferd streicheln oder mit einem Hund spazieren gehen kann. «Zudem lernt man viel, das auch privat im Umgang mit Tieren hilfreich ist.» Salathé begann die RS als Betriebssoldat. Da ihn der Veterinärdienst, der im selben Zug angesiedelt ist, zunehmend interessierte, hat er nach rund einem Monat gewechselt. Nun als Wachtmeister beim Veterinärdienst konnte er sogar das Reitbrevet erlangen. Eine Soldatin hat soeben Brice D onati um Rat gefragt, weil sie Mühe hat, bei einem frisch kastrierten Pferd die Temperatur zu messen. «Es ist schön, das Wissen und die Freude an Tieren weitergeben zu können.» Neben kleineren Operationen besteht sein Alltag im Militär vor allem aus Kurzuntersuchungen. Während der RS nach seinem Tiermedizinstudium hat Donati den Vorschlag zum Veterinärarztoffizier erhalten. Seit Mai ist die Offiziersschule abgeschlossen. Nach dem Abverdienen wird er seine Doktorarbeit fertigstellen. armee.ch Heer 2 / 15 21 Sport Julie Zogg «Ich freue mich!» Die 23-jährige Snowboarderin Julie Zogg hat am 10. Juli die Spitzensport-RS des Kompetenzzentrums Sport der Armee in Magglingen erfolgreich beendet. Sie betreibt ihren Sport seit dem Jahr 2000 und hat 2012 ihre Ausbildung als Polymechanikerin abgeschlossen. Am 1. August 2015 hat sie ihre Stelle als neue Zeitmilitär-Spitzensportlerin der Schweizer Armee angetreten. Wir haben Julie Zogg an ihrem letzten RS-Tag in Magglingen getroffen. Kirsten Hammerich, Kommunikation Heer Weshalb wollten Sie Zeitmili tär-Spitzensportlerin werden? Frau Zogg, Sie haben letzten Sommer Ihre Stelle als Zeitmilitär-Spitzen sportlerin bei der Armee angetreten. Kam der Entschluss, sich um diese Stelle zu bewerben, spontan oder war dieser «von langer Hand geplant»? Ich habe mich schon früh dazu entschlossen, die Spitzensportler-RS zu absolvieren und habe intensiv darauf hingearbeitet, als Rekrut angenommen zu werden. Der Wunsch, Zeitmilitär-Spitzensportlerin zu werden, ist ebenfalls schon früh gereift. In Gesprächen mit meiner Teamkollegin Patrizia Kummer (ebenfalls ZM-Spitzensportlerin, Anm der Redaktion) hat sich dieser Wunsch noch vergrössert. Als sich dann die Gelegenheit für eine Bewerbung ergab, weil Martina Kochers (ZM-Spitzensportlerin Rennrodeln) Vertrag ausläuft, musste ich zupacken und habe gehofft, dass ich akzeptiert werde. Nun freue ich mich sehr, dass es geklappt hat. Als Angestellte der Armee kann ich in Magglingen von einer grossen spitzensportspezifischen Unterstützung profitieren. Dazu gehören Ernährungsberatung, Karriereplanung, Physiotherapie, Erholungsmassnahmen und weiter Top-Angebote. Mit dem nun geregelten Einkommen und der erwähnten Unterstützung kann ich Julie Zogg mich hundertprozentig auf meinen Sport konzentrieren. All dies ist einmalig. Auch die Chance, mein Ziel – ein Ticket für die Olympischen Winterspiele in Pjöngjang 2018 zu erreichen – rückt mit dieser Anstellung in Reichweite; so hoffe ich es zu erreichen und arbeite hart daran. Was erhoffen Sie sich von der Zeit als Angestellte der Armee? Ich erhoffe mir, dass ich mich voll auf meinen Sport konzentrieren kann um meine Ziele zu erreichen und ich weiss aus den Gesprächen mit Patrizia Kummer, dass ich mich auf die Unterstützung der Armee verlassen kann. Was ist seit dem 1. August gegangen? Oberst i Gst René Ahlmann,Kdt Komp Zen Sport A ,Julie Zogg, Stabsadj Urs Walther, BU Spitzensport, Herr Franz Fischer, Verantwortlicher Spitzensport 22 armee.ch Heer 2 / 15 Nach einer kurzen Pause ging es im August bereits wieder ins Schneetraining aufs Stilfser Joch bei Bormeo in Italien und nach Saas Fee und Zermatt. Schon bald danach hat wieder die Wettkampf-Saison begonnen und ich hoffe, dass ich vorne mitmischen kann. Sport Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen Vier Medaillen für die Sportsoldaten und Stefan Küng mit Gold in der Einzelverfolgung Bilder: Steffen Müssiggang, Swiss Cycling Mit dem Gewinn der Goldmedaille in der Einzelverfolgung setzte Sportsoldat Stefan Küng den guten Schweizer Leistungen mit total vier Medaillen an den Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen die Krone auf. Mit Ausnahme von Schir sind sie alle Sportsoldaten. Kurt Henauer, Komm BASPO und Letizia Paladino, Komm Heer Je Silber gab es in der olympischen Mannschaftsverfolgung (Küng/Dillier/Pasche/ Schir) und durch Tristan Marguet (im Scratch); Bronze holte Claudio Imhof im Punktefahren. Silvan Dillier wurde in der Einzelverfolgung Siebter; Olivier Beer nach einer Handverletzung im olympischen Omnium Elfter. Im Madison schaute für Küng/ Schir nur der 11. Rang heraus, das Rennen lief nie für die Schweizer. Zweimal Schweizer Rekord Nach der Silbermedaille in der olympischen Mannschaftsverfolgung wurde der 21-jährige Weltmeister Stefan Küng zwei Tage später im nichtolympischen Einzelwettbewerb in dieser Sparte seiner Favoritenrolle überzeugend gerecht. Bereits bei seinem Sieg in der Qualifikation hatte er seinen eigenen Schweizer Rekord von 4 :17,183 Minuten auf 4 :15,678 Sekunden gesenkt. Im Final gegen den Deutschen Domenic Weinstein fuhr der Thurgauer noch einmal schneller und wurde in 4 :14,992 Minuten gestoppt. Dies ist die siebentbeste je in der Welt gefahrene Zeit. Kein Wunder, dass er nachher in der ausverkauften Halle von «Hühnerhautfeeling» sprach. «Das ist einfach unglaublich. So ein Erfolg in meinem Velodrome vor meinem Publikum», so der neue Europameister. «In der Verfolgung muss man seinen Körper perfekt spüren. Die Limite zwischen zu schnell oder zu langsam fahren, ist sehr eng», sagte Küng, der etwas langsam gestartet war. «Die letzten drei Runden musste ich kämpfen», beschrieb er das Rennen. «Aber ich kann noch schneller fahren. Ich will nicht möglichst schnell der Beste sein, aber irgendeinmal schon.» Den Weltrekord hält der Australier Jack Bobridge mit 4:10,534. Imhof mit Bronze im Punktefahren Mit dem Sieg im Schlusssprint sicherte sich Claudio Imhof im über 160 Runden führenden Punktefahren die Bronzemedaille. So gewann Imhof nach 2011 (Silber im Madison) die zweite EM-Medaille in seiner Karriere. «Diese Bronzemedaille ist das absolute Highlight für mich. Eine internationale Auszeichnung vor dem Heimpublikum zu gewinnen ist das Grösste.» Armeechef Blattmann begeistert Nachdem am Donnerstag Bundesrat Ueli Maurer dem Schweizer Bahnvierer zur Silbermedaille im Verfolgungswettkampf hatte gratulieren dürfen, verfolgte am Freitagabend auch Korpskommandant André Blattmann die Rennen im Velodrome in Grenchen. Er nahm an der Siegerehrung für das Punktefahren der Männer teil, an der Sportsoldat Claudio Imhof die Bronzemedaille entgegen nehmen durfte. «Die Schweizer Fahrer erfreuen durch ihren Einsatz, ihre Disziplin und ihren Willen», zeigte sich der Armeechef begeistert. «Sie sind gute Vorbilder für uns. Es lohnt sich, dass die Armee sie mit 100 zusätzlichen WK-Tagen pro Jahr unterstützt, denn sie geben uns auch etwas zurück.» armee.ch Heer 2 / 15 23 Komp Zen Geb Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus Eine Woche, um sich mit dem Gebirge vertraut zu machen … und mit den Knoten Mehrmals im Jahr führen die Gebirgsspezialisten des Kompetenzzentrums Gebirgsdienst der Armee einwöchige Gebirgskurse für Angehörige der Armee oder Zivilisten durch. Wir haben den Grenadieren aus Isone auf den Höhen von Andermatt einen Besuch abgestattet. Um zu ihnen zu stossen, mussten wir Regen, Nebel und einigen Höhenmetern trotzen. Letizia Paladino, Kommunikation Heer An diesem Morgen empfängt uns in A ndermatt stockdichter Nebel. Hans Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Übungsleiter, erwartet uns vor der Kaserne, um uns zum Zeltlager der Grenadiere zu führen. Während einer Woche bringt die Gebirgsspezialistenabteilung 1 den Grenadieren die Fortbewegung in coupiertem Gelände und einige 24 armee.ch Heer 2 / 15 Klettertechniken bei. Unser Bergführer erklärt uns: «Sie sind seit Montag rund um die Uhr draussen. Aber im Moment sind die Bedingungen noch gut. Wir haben nur ein wenig Nebel.» Die Sicht während unserer Aufstiegs zu den Grenadieren ist schlecht. Aber Hans Martin Henny weiss, was er tut. Sehr bald schon dringen Stimmen aus dem Nebel zu uns. Wir haben den ersten Posten gefunden, wo die Rekruten das Abseilen üben. Auch dabei ist Oberst i Gst Alexandre Molles, Kommandant des Ausbildungszentrums Spezialkräfte, der die Fortschritte seiner Männer mit Freude zur Kenntnis nimmt. «Die Ausbildung durch die Gebirgsspezialisten ist gut. Man muss sich das Know-how bei jenen abholen, die es besitzen. Sie sind die Experten und wir profitieren von ihrem Wissen. Indirekt hat dieser Kurs noch einen weiteren Vorteil: Er erweitert den Horizont unserer Männer, indem er ihnen zeigt, dass es nicht Komp Zen Geb nur Isone gibt und dass wir Teil des ganzen Systems ‹Schweizer Armee› sind.» Oberst i Gst Alexandre Molles Ein Test für die zukünftigen Unteroffiziere «Das alpine und semialpine Gelände stellt in der Schweiz eine topographische Realität dar. Man muss damit vertraut sein, um sich dort möglichst mühelos bewegen zu können», erklärt Oberst i Gst Alexandre Molles. «Die Ausbildung im sicheren Umgang mit Seilen sowohl bei Boden- als auch bei Lufteinsätzen ist eine gute Vorbereitung auf das Leben in schwierigem Gelände. Sie erfordert ein hohes Mass an Selbstdisziplin und fördert das Selbstvertrauen. Ich bin überzeugt, dass diese Ausbildung für unsere Grenadiere unverzichtbar ist.» Während diesem «Überlebens»-Training in den Bergen werden bestimmte Grenadiere genauer beobachtet als andere, denn einige Angehörige der Unteroffiziersschule, werden für die Offiziersschule ausgewählt. «Wir befinden uns jetzt in der sechsten Woche der Unteroffiziersschule. Die Kandidaten unter realen Bedingungen zu beobachten ermöglicht uns zu entscheiden, wer seine militärische Karriere in der Offiziersschule fortsetzt», erläutert Alexandre Molles. Zu den grössten Herausforderungen, denen diese abgehärteten Männer im Gebirge begegnen, zählen die Handhabung der Ausrüstung im engen Biwak, die minimale Ausstattung mit Ersatzkleidung und die technischen Aspekte: Welche Systeme und Knoten wende ich wo an? Ein bisschen weiter bergaufwärts treffen wir auf den Westschweizer Zug, der sich gerade auf die nächste Übung vorbereitet. Da sich mittlerweile zum Nebel auch noch Regen gesellt hat, müssen die Männer ihre Ausrüstung anpassen. Fabrice Caille, Soldat der Gebirgsspezialistenabteilung, ist für die Ausbildung der frankophonen Gruppe zuständig: «Seit Montag haben wir das Biwak. Gestern und heute hatten wir jeweils einen Ausbildungstag. Der Donnerstag wird der Wiederholung gewidmet, und am Freitag wird das während der Woche Erlernte geprüft», erläutert er. «Die wichtigsten Kenntnisse sind die Orientierung im coupierten Gelände, die Seiltechniken, das Festmachen an einem Fixpunkt und andere Knotentypen. Sie müssen nicht nur in der Lage sein, sich abzuseilen oder anderen dabei zu helfen, sondern auch, sich selbst und ihre Kollegen zu sichern. Darüber hinaus müssen sie mit der Sam Splint umgehen können, einer formbaren Schiene zur Fixierung von Gliedmassen.» All diese Kenntnisse werden die Grenadiere nicht isoliert, sondern bei Einsätzen mit Helikoptern oder an Fassaden anwenden müssen, um ihre und die Sicherheit anderer zu erhöhen. «Nach dieser Kurswoche werden die Grenadiere und ihre Kader ausserdem in der Lage sein, das Gelände einzuschätzen und beim Vordringen in einen schwierigen Abschnitt zu beurteilen, ob es notwendig ist, ein Fixseil oder ein Abseilseil anzubringen», erklärt Oberst i Gst Molles. «Nach einer Woche im Biwak werden sie ihre Ausrüstung besser auf die Auftragsdauer und die Wetterbedingungen abstimmen können. Wir geben ihnen ein ordentliches Paket an Fachkompetenzen, mentaler Vorbereitung und zusätzlichem Wissen mit auf den Weg, damit sie ihre künftigen Aufträge eigenständiger erfüllen können.» Kommandant des Ausbildungszentrums Spezialkräfte Adjutant-Unteroffizier Sisko Tomislav Klassenlehrer der Grenadiere in der Unteroffiziersschule «Eine der Besonderheiten der Grenadiere besteht zweifellos in der Fähigkeit, sich im coupierten Gelände zu bewegen. Diese Übung ist somit bestens geeignet, diese Fähigkeit zu trainieren. Während dieser Woche lernen sie, im Gelände zu überleben. Sie müssen vollkommen unabhängig sein. Es handelt sich um eine Ausnahmesituation, in der wir den Charakter und die Fähigkeiten jedes Einzelnen beobachten können.» Soldat Mathias Alig Gebirgsspezialist «Am Freitag bin ich fertigDie Arbeit mit den Grenadieren ist für mich vollkommen problemlos. Es sind motivierte Armeeangehörige, die die Zähne zusammenbeissen können. Ich bin positiv überrascht. Mehrere von ihnen haben bereits im Zivilleben Klettererfahrung gesammelt, und die anderen sind sehr interessiert an dem, was wir ihnen beibringen.» armee.ch Heer 2 / 15 25 Komp Zen Geb Patrouille des Glaciers Eine Demonstration des Willens, ein Mythos im Wandel Im April 2016 fällt der Startschuss für die nächste Patrouille des Glaciers (PDG) zwischen Zermatt, Arolla und Verbier. Die Faszination für diesen aussergewöhnlichen Wettkampf im Hochgebirge bringt nach wie vor eine beeindruckende Zahl an Sportlern und Armeeangahörigen dazu, ihre Grenzen auszuloten. Aufgrund des enormen Andrangs waren die Organisatoren gezwungen, das Reglement und den Parcours anzupassen. Hauptmann Jean-Philippe Pressl-Wenger, Kommunikation Patrouille des Glaciers Die Patrouillen, die sich am 19. April auf den Weg machen werden, folgen einem Mythos, einem längst legendären Parcours. Vor ihnen liegen die 53 Kilometer lange Strecke zwischen Oberwallis und Val de Bagnes, die 110 Leistungskilometern entsprechen. Wie Schatten in der Nacht nehmen die Teilnehmenden, wie bereits Tausende vor ihnen, eines der anspruchsvollsten Skitourenrennen in Angriff. Seit mehreren Jahrzehnten gilt die Patrouille des Glaciers – so wie auch der Ironman – in der Öffentlichkeit als Symbol dafür, wie man über sich selbst hinauswachsen kann: Die Freude daran, im Hochgebirge in einem gesicherten Umfeld als Team Höchstleistungen zu erreichen, bildet einen wichtigen Aspekt dieses unvergesslichen Ereignisses. In der Westschweiz seit langem fest verankert, gewinnt das Skibergsteigen auch in der Deutschschweiz immer mehr an Popularität. Von dieser Entwicklung gilt es in den Augen des Kommandanten der Patrouille des Glaciers, Oberst Max Contesse, zu profitieren: «Für den langfristigen Erfolg der Veranstaltung wäre es wünschenswert, dass Teilnehmende aus allen Sprachregionen der Schweiz vertreten sind». Angesichts der Tatsache, dass immer neue Wettbewerbe ins Leben gerufen werden, insbesondere im Bündnerland, dürfte der Wunsch des Neuenburger Offiziers, der die PDG leitet, bald in Erfüllung gehen. 26 armee.ch Heer 2 / 15 Unvermeidliche Veränderungen Jede bedeutsame Veranstaltung, sei es im sportlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich, muss mit der Zeit gehen. Auch die Patrouille des Glaciers kann sich diesem Umstand nicht entziehen und wurde immer wieder angepasst, um weiter eine wichtige Rolle zu spielen. Die hohe Qualität dieser von der Armee organisierten Veranstaltung hat nämlich auch eine Kehrseite: Seit mehreren Jahren schon übersteigt die Zahl der Anmeldungen regelmässig die Zahl der verfügbaren Startplätze. Bei der Ausgabe 2016 werden zum Beispiel 1400 Patrouillen an den Start gehen. Das Los muss deshalb darüber entscheiden, welche Dreierteams sich dem Mythos stellen dürfen. Die bisherige Liste, auf der diejenigen Sportler, die zunächst keinen Startplatz gefunden hatten, auf eine zweite Chance hoffen durften, hat einer neuen Regelung Platz gemacht: Die Patrouillen müssen nun vier Namen nennen, falls eines ihrer Mitglieder ausfällt. Durch dieses System werden Rochaden in letzter Minute vermieden. Alles wird transparenter und einfacher. «Wer 2016 keinen Platz gefunden hat, wird auf die nächste Ausgabe 2018 warten müssen», ergänzt Oberst Max Contesse. Ein besonderes Ereignis erfordert mitunter besondere Massnahmen. Geänderter Parcours Die stetig steigende Popularität der PDG führte 2014 zu Wartezeiten an der Strecke, insbesondere bei der Passage des Col de Riedmatten. Mehrere Patrouillen mussten sich fast eine Stunde gedulden, was in dieser Höhe und nach dem anstrengenden ersten Teil des Wettbewerbs nicht ideal ist. Die Organisatoren nutzten deshalb die Gelegenheit, die Streckenführung zu entflechten. Bei der Ausgabe 2016 nehmen die Teilnehmenden der «kleinen» Patrouille zwischen Arolla und Verbier (26 km, 53 Leistungs- Komp Zen Geb kilometer) nicht mehr den Col de Riedmatten in Angriff, sondern den Übergang Tséna Réfien. Diese neue Streckenführung stellt im Übrigen keine Abkürzung dar, sondern bietet den gleichen Schwierigkeitsgrad wie die berühmte bisherige Variante. Dabei setzt Max Contesse auf den gesunden Menschenverstand der Teilnehmenden und ihre Kenntnis der Bergwelt. «Es gibt Stellen, die nur einer nach dem anderen passieren kann – der echte Alpinist respektiert das im Geist der Berge und der PDG.» Diese Massnahme kommt allen zugute. Zum einen müssen sich die in Arolla gestarteten Sportler nicht mehr gedulden, bevor sie diese Herausforderung angehen können. Zum anderen können die ehrgeizigeren Patrouillen, die die gesamte Strecke absolvieren wollen, mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Ergebnisse erzielen – schliesslich handelt es sich immer noch um einen Wettbewerb. Der Mehrheit der Patrouillen geht es allerdings nicht darum, den PDG-Rekord, der derzeit bei 5 Stunden, 52 Minuten und 22 Sekunden bei den Herren sowie 7 Stunden und 27 Minuten bei den Damen liegt, zu unterbieten. Darauf kann nur eine kleine Elite extrem austrainierter Sportler hoffen. Im Bewusstsein, welche Bedeutung ein Erfolg oder ein Rekord bei der Patrouille des Glaciers für die Spitzensportler des Skibergsteigens haben kann, haben die Organisatoren eine weitere wichtige Änderung vorgenommen. Die Aufbruchszeit der besten Dreiergruppen in Zermatt wurde verschoben. Die letzten Gruppen machen sich nicht mehr um zwei Uhr nachts, sondern erst um drei Uhr auf den Weg. So wird auf der Strecke weniger Gedränge herrschen und die Wartezeit an den engsten Passagen verkürzt. Dieses Jahr könnte der bisherige Rekord durchaus fallen. Jedes Jahr versammelt sich auf den letzten Metern im Dorf von Verbier eine riesige Menschenmenge. Die Zuschauer bereiten ihren Helden, die 3994 Höhenmeter bewältigt haben und nun ausgelaugt, aber glücklich ins Ziel gelangen, einen triumphalen Empfang. Im nächsten April dürfte die Zuschauerzahl noch höher liegen als in den Vorjahren, da die Besten etwa eine Stunde später als bislang ins Ziel kommen dürften, also gegen neun Uhr morgens – eine ideale Uhrzeit für Fans und Familien. Reale Bedingungen und Kameradschaft Die Patrouille des Glaciers bietet nicht nur eine fantastische Gelegenheit für die Teilnehmenden, inmitten einer wunderbaren Naturlandschaft die Kräfte zu messen. Sie stellt zugleich eine äusserst anspruchsvolle militärische Übung dar. «Die PDG ist für den Stab ebenso wie für die teilnehmenden Truppen eine Übung im realen Massstab», betont Max Contesse. «Alle Entscheidungen müssen umgehend im Gelände umgesetzt werden. Für die Teilnehmenden ist dies zunächst einmal eine körperliche Herausforderung. Für mich kommt dieser Aspekt aber erst an zweiter Stelle. Zuerst sind Freundschaft und Kameradschaft zu nennen. Ohne Kameradschaft hätte dieses Erlebnis keinen Wert.» armee.ch Heer 2 / 15 27 360 000 Kontakte dank der Armeeausstellung: Präsentationen und Übungen, organisiert von dienstleistenden Formationen sowie die Präsenz an einigen wichtigen Messen konnten 2015 die Armee rund 360 000 potenziell Interessierten näher bringen. Die erste «Tournee» der Armee, eine gelungene Mischung aus dynamischen Vorführungen und statischer Ausstellung, wurde sehr geschätzt und wird daher im Jahr 2016 weitergeführt. 28 armee.ch Heer 2 / 15 2Der «4 Daagse Nijmegen» Erfolgreiche Schweizer Marschdelegation 2 / 15 4 Wie sich die Schweizer Armee der Wirtschaft erklärt 6 Die Munitionssammlung der Kampfmittelbeseitiger 8 Mit 64 Bit: Neue Informatikmittel für die Truppe Ein unglaubliches Erlebnis: Der Viertagemarsch in Nijmegen Rund 200 Angehörige der Armee haben im Juli den «4Daagse» erfolgreich beendet. Alle Schweizer Teilnehmer konnten am Ziel die begehrte Auszeichnung entgegen nehmen. Der Viertagemarsch von Nijmegen in Holland ist der weltweit grösste Anlass dieser Art. 46’000 Teilnehmer, davon 6’000 Militärpersonen nehmen daran teil. Die Marschgruppen erbringen eine beachtenswerte sportliche Leistung in einem begeisternden Rahmen und das Spektakel zieht während dieser Woche rund zwei Millionen Zuschauer an. Divisionär Hans-Peter Kellerhals, Kommandant Ter Reg 4 heuer zum 99. Mal durchgeführt wurde, ist weltweit die grösste Veranstaltung seiner Art. Der «4Daagse» ist ein Riesenevent Hervorragende Organisation im Schweizer Marschbataillon Für den Erhalt einer Auszeichnung sind für die Militärmarschgruppen vier Tagesetappen in der Länge von 40 km mit 10 kg Marschgepäck und einer Zeitlimite erfolgreich zu absolvieren. Die 40’000 zivilen Teilnehmer starten in verschiedenen Kategorien – jung bis alt. Die Etappen beginnen und enden jeden Tag an der gleichen Stelle: die Militärmarschgruppen starten im Militärcamp, die zivilen Marschierer beginnen ebenfalls frühmorgens auf einem zentralen Platz in Nijmegen. Die Strecken verlaufen rund um die Hansestadt im Osten der Niederlande. Rund zwei Millionen Zuschauer verfolgen diesen Riesenevent und feuern die Teilnehmer in einer begeisternden Art an. Die ganze Woche werden die Marschierer von einer überwältigenden und ansteckenden Volksfeststimmung begleitet. Da die Teilnehmerzahl im letzten Jahrzehnt immer weiter anstieg, musste sie auf 46’000 Wanderer begrenzt werden, da die Kapazitäten auf einzelnen Streckenabschnitten ausgeschöpft ist. Der Nijmegenmarsch, der 2 armee.ch 2 / 15 Als Teil einer «leading nation» geniesst die Schweizer Armee einige besondere Privilegien. Die 13 Schweizer Marschgruppen können in einem Schweizer Marschbataillon zusammengefasst werden, sind daher unter Schweizer Führung eigenständig und eigenverantwortlich organisiert und als Einheit untergebracht. Der Kommandant des Bataillons, Oberst Edgar Gwerder und sein Stab, haben mit ruhiger Hand, mit Geschick und viel Erfahrung wesentlich zum Erfolg der Schweizer Marschgruppen beigetragen. Als Kommandant der Ter Reg 4 habe ich zusammen mit Oberst i Gst Pius Segmüller, Chef SAT, in diesem Jahr das Marschbataillon begleitet, Wir waren ausserordentlich beeindruckt vom militärisch korrekten Auftreten, der hervorragenden Führung des Bataillons und aller Marschgruppen sowie von der ausgezeichneten Stimmung im Schweizer Camp. Ganz besonders erfreulich ist auch die Tatsache, dass viele junge Kameraden am diesjährigen «4Daagse» teilgenommen haben. Das Schweizer Marschbataillon wurde in diesem Jahr von der Musikgesellschaft Niedergösgen und der Tambourengruppe Erlinsbach begleitet. Sie gaben Platzkonzerte, spielten an so genannten Defilierpunkten an der Marschstrecke auf und befeuerten so die Volksfeststimmung. Am abschliessenden Vorbeimarsch integrierte sich die Musikgesellschaft mit den Tambouren im Marschbataillon. Dabei hinterliess das Bataillon einen ausgezeichneten Eindruck und erntete viel Applaus. 2016 feiert der Viertagemarsch Jubiläum: 100! Wer am 100. Viertagemarsch in Nijmegen im Schweizer Marschbataillon teilnehmen will, muss sich früh darum bemühen. Die verschiedenen Marschgruppen müssen in der Schweiz ein regelmässiges und zielgerichtetes Training absolvieren, um von der Sektion ausserdienstliche Tätigkeiten (SAT) zum Marsch zugelassen zu werden. Ich bin überzeugt, dass nur ein solches Training Voraussetzung für die Erreichung des Zieles ist: Der Marsch ist wirklich hart! 100. Nijmeegse Vierdaagse: 19.– 22. Juli 2016 Interview mit Div Kellerhals «Sieger ist ein jeder, der den Marsch beendet» Kommunikation Verteidigung Sind Sie selbst auch marschiert? Herr Divisionär, Sie waren im Juli Schweizer Delegationsleiter beim Kellerhals: Ja, natürlich. Ich erhielt aber keine Auszeichnung, da ich nicht in einer Marschgruppe die ganze Strecke absolvieren konnte … die offiziellen Termine haben das nicht zugelassen! 99. internationalen Viertagemarsch in Nijmegen in Holland. Was haben Sie erlebt? Divisionär Hans-Peter Kellerhals: Zusammengefasst drei Dinge: Erstens, eine unglaubliche Volksfeststimmung in der ganzen Region Nijmegen. Zweitens: Schweizer Milizsoldaten, die freiwillig während ihrer Ferien in Uniform eine beachtliche körperliche Leistung ausserordentlich diszipliniert erbracht haben. Schliesslich drittens: ein Schweizer Bataillon, dem dank exzellenter Führung von allen Seiten Respekt entgegen gebracht wurde. Wie hoch ist die Quote jener Schweizer, die alle vier Märsche von A bis Z durchgestanden haben? Kellerhals: 100%! Und dieses Resultat ist nicht einfach zu erreichen. Die Schweizer haben im Vorfeld offenbar gut trainiert. Wie gross ist der Wettbewerbsgedanke zwischen den Patrouillen aus den verschiedenen Ländern? Kellerhals: Das Marschbataillon wurde von einem Kommandanten mit Stab geführt. Ich hatte lediglich verschiedene eher repräsentative Aufgaben. Kellerhals: Es gibt keinen Wettbewerb, schon gar nicht zwischen den Patrouillen. Wenn es um Siegen oder Verlieren gehen würde, dann gäbe es sicher nicht diese wahnsinnig tolle Stimmung. Sieger ist jeder Einzelne, der es schafft, die ganzen vier Tage vom Start bis zum Ziel in der Gruppe mitzuhalten. Was hat Sie besonders beindruckt? Aus der Ferne hat man etwas den Eindruck, der Viertagemarsch sei Kellerhals: Die vielen jungen Soldaten – das habe ich eigentlich nicht erwartet und die friedlich und enthusiastisch feiernde Bevölkerung. ein Anlass von eher älteren Militärfans. Stimmt das? Was beinhaltet die Rolle des Delegationsleiters? Wie muss man sich einen typischen Tagesablauf vorstellen? Kellerhals: Am Morgen früh, jeweils zwischen 3 und 4 Uhr, nahm ich den Gruss der ausmarschierenden Schweizer Marschgruppen ab, dann war ich auf der Marschstrecke unterwegs und begleitete die Schweizer Gruppen und am Abend begrüsste ich die wieder heimkehrenden Schweizer Soldaten im Camp. Dann gab es noch verschiedene offizielle Termine, die ich wahrnehmen musste. Kellerhals: Ja, wir haben hier in der Schweiz einen komplett falschen Eindruck von diesem riesigen «Volkswanderfest». Da sieht man jung und alt. Da wird jeden Tag marschiert und jeden Tag gefeiert. Bei den militärischen Marschgruppen dominieren ganz klar die jungen Soldaten! Wie muss man vorgehen, wenn man mitmarschieren möchte? Kellerhals: Auf der Homepage der Schweizer Armee (ausserdienstliche Tätigkeiten; mit der Suchfunktion «Viertagemarsch» angeben) erhält man alle nötigen Informationen. Ich denke aber, dass es das Beste ist, sich einer Schweizer Marschgruppe anzuschliessen. Welche Kriterien berechtigen zur Teilnahme? Kellerhals: Jeder Teilnehmer muss nachweisen können, dass er die entsprechenden Trainings in der Schweiz absolviert hat. Wieso sollte man teilnehmen? Kellerhals: Ganz einfach: starke Kameradschaft, Stolz, etwas Anspruchsvolles geleistet zu haben und Freude, von einer riesigen Menschenmenge begeistert gefeiert zu werden. Zahlen und Fakten 2015 Angemeldete Teilnehmer 42 684 (davon 17 393 Frauen) Registrierte Teilnehmer 46 000 Militärische Teilnehmer 4 652 (davon 607 Frauen) Zahl der Herkunftsländer mit mehr als 8 Teilnehmern (Militär und Zivile) 56 Zahl der Herkunftsländer der militärischen Marschierer 29 Militärische Teilnehmer aus der Schweiz 191 (8-grösste Nation) Teilnehmer, welche den ganzen Viertagemarsch absolviert haben 40 092 (davon 4 391 Militärs) Teilnehmer, die das erste Mal am Viertagemarsch waren 8 444 armee.ch 2 / 15 3 Rubriktitel Gesellschaft und Armee Im Dialog zu mehr Verständnis Den direkten Zusammenhang von Sicherheit, Freiheit und einer wachsenden Wirtschaft sowie die Rolle der Armee als beste praktische Führungsschule der Schweiz aufzeigen: Mit dieser Zielsetzung führt der Chef der Armee seit geraumer Zeit systematisch den Dialog mit den Anspruchsgruppen der Armee. Korpskommandant André Blattmann spürt, dass sich das Verständnis füreinander laufend verbessert. Heinz Müller, Kommunikation Verteidigung Noch vor einigen Jahren funktionierte der Dialog zwischen der Gesellschaft und der Armee fast automatisch. Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass die Armee diesen Dialog heute selber aktiv führen muss. Beispielsweise hat in der Wirtschaft die Globalisierung dazu geführt, dass mehr und mehr Schlüsselpositionen in Schweizer Firmen von ausländischen Führungskräften besetzt werden, die mit dem Wehrpflichtmodell der Schweizer Armee nicht vertraut sind. Deutlich reduzierte Truppenbestände haben zudem zu einer viel geringeren Sichtbarkeit der Armee geführt. Und schliesslich wird die Bedrohungslage für die Schweiz oft als unproblematisch taxiert, was Sicherheit und Armee als zweitrangige Themen erscheinen lässt. Dagegen kämpft Korpskommandant André Blattmann an. Er will Sicherheit in möglichst allen Teilen der Gesellschaft wieder zum Thema machen: nicht verängstigen, aber sensibilisieren. Vielfältige Plattformen Die Plattformen, welche die Armee für diesen Dialog nutzt, sind vielfältig: 2015 präsentiert sie sich beispielsweise im Rahmen der Ausstellung «Deine Armee» der breiten Bevölkerung. Der Chef der A rmee tauscht sich selber an Mittagsveranstaltungen regelmässig mit Meinungsführern aus allen Bereichen der Gesellschaft in ausgewählten Regionen der Schweiz aus und informiert an Veranstaltungen bei der Truppe Führungskräfte aus international tätigen Unternehmen in der Schweiz oder Personalverantwortliche (s Kasten «Information aus erster Hand»). Hinzu kommen Dutzende einzelne Auftritte bei Wirtschaftsverbänden, Service-Clubs und in ausgewählten Unternehmen. Dialog lohnt sich Dass sich die Zeit für die Pflege des Dialogs lohnt, zeigt das Beispiel der Wirtschaft. Begegneten ihm Wirtschaftsvertreter anfänglich mit Skepsis, findet er heute offene Türen vor: «Sicherheit und Stabilität sind entscheidende Faktoren für die Qualität eines Wirtschaftsstandortes. Sie sind die Basis für die «Erfolgsstory Schweiz». Hier sind Wirtschaftsvertreter und ich uns sofort einig.» Hat Korpskommandant Blattmann im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, aktuelle Bedrohungen und Risiken näher zu beschreiben, wird jedermann rasch klar, dass gerade die Schweiz international ausserordentlich «Militärische Kader lernen analytisches Denken und strukturiertes Vorgehen bei der Lösung von Problemen. Das ist für uns als Arbeitgeber ein grosser Mehrwert.» Christoph Suter, Leiter HR Stadler Rail 4 armee.ch 2 / 15 stark vernetzt und damit auch überaus verletzlich ist. Unverändert hoch im Kurs ist bei den Wirtschaftsvertretern der Mehrwert der militärischen Führungsausbildung in den Unternehmen (s Interview/ Nachgefragt). Aber auch hier ist es nötig, immer wieder auf diesen Trumpf der Armee hinzuweisen. Korpskommandant Blattmann: «Durch diese Information über den militärischen Führungsprozess helfen wir auch allen aktiven Offizieren und Unteroffizieren. Ihre zivilen Chefs wissen dann wieder, welchen Mehrwert ihr Mitarbeiter ins Unternehmen bringt. Dies stärkt die berufliche Stellung der militärischen Chefs.» →→ Weitere Informationen: www.armee.ch/eco Rubriktitel «In der militärischen Führungsausbildung habe ich gelernt, rasch Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen. Davon profitiere ich bis heute.» Markus Ronner, Leiter Competence Center Industrie Mercuri Urval Schweiz AG Information aus erster Hand «Sicherheit ist uns Schweizern wichtig. Die Armee leistet meiner Ansicht nach einen wichtigen Beitrag dazu.» Der Chef der Armee sucht den Dialog mit seinen Anspruchsgruppen, beispielsweise mit der Wirtschaft, am liebsten direkt vor Ort, bei der T ruppe. Im September 2015 besuchten auf seine Einladung beispielsweise 50 Personalverantwortliche aus Wirtschaft und Verwaltung – alles Mitglieder der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement – das Grenadierbataillon 20, das sich in Walenstadt im Wiederholungskurs befand. Nach einer Einführung zu den Themen Sicherheit und Weiterentwicklung der Armee durch Korpskommandant Blattmann erhielten die Personal spezialisten einen Einblick in die heutige computergestützte Gefechtsausbildung der Armee. In einer anschliessenden Trainingssequenz des Grenadierbataillons 20 konnten die Gäste die Anwendung der militärischen Führungsausbildung in Form einer Live-Simulation im Feld aus nächster Nähe miterleben. «Wir sahen eine moderne Ausbildung mit einer sehr intensiven Schulung für alle Beteiligten, vom Soldaten über den Unteroffizier bis zum Offizier», so Christoph Suter, Leiter HR Stadler Rail, über die militärische Übung vor Ort. Zum Abschluss des Tages diskutierten Teilnehmer und Veranstalter über den Mehrwert der militärischen Führungsausbildung für die zivile berufliche Tätigkeit. Das gemeinsame Fazit: Eine militärische Führungsausbildung biete unter anderem dank ihrem strukturierten Ansatz zur Problemlösung unter Zeitdruck einen bemerkenswerten Nutzen für den beruflichen Alltag, doch müsse der Dialog zwischen Wirtschaft und A rmee intensiver geführt werden, um noch deutlicher auf solche Vorteile der militärischen Führungsschule aufmerksam zu machen. Isabelle Fleig, HR Expert Avaloq Evolution AG armee.ch 2 / 15 5 Interview Systematik im Führungsprozess als grosser Trumpf Bild: ZVG Als Arbeitgeber in der Schweiz hat die Firma Kaba den Mehrwert einer militärischen Weiterbildung erkannt, sagt Susanne Grund, Vizepräsidentin Human Resources in der Division Access and Data Systems EMEA der Kaba. Kommunikation Verteidigung Frau Grund, Sie waren dieses Jahr auf Einladung des Chefs der Armee zu Besuch im WK des Grenadierbataillon 20, um sich vom zivilen Nutzen einer militärischen Führungsausbildung selbst zu überzeugen. Ihr Eindruck? Insgesamt ein sehr positiver Eindruck auf Grund der Themenvielfalt, der Transparenz und der professionellen Organisation. Das Beobachten einer Live Simulation einer Gefechtssituation ermöglichte eine realitätsnahe Sicht auf einen wesentlichen Bestandteil der Ausbildung. Die Vorträge und Diskussionen waren konstruktiv, offen und vielfältig. Aus Ihrer Sicht als HR-Spezialistin: Welchen Nutzen bietet die militärische Führungsausbildung für den zivilen beruflichen Alltag konkret? Besonders positiv ist mir der Fokus auf Sozialkompetenzen in der täglichen Führung aufgefallen, die auch im beruflichen Alltag unabdingbar ist. Des weiteren die konkrete Ausbildung konsistenter Führung unter Stress, wie er beispielsweise durch eine sich laufend verändernde Faktenlage oder unvollständige Informationen hervorgerufen wird. Eine Herausforderung, wie sie auch in der Privatwirtschaft immer wieder vorkommt. Was mich zudem beeindruckt hat ist die Fähigkeit im Militär, die Absichten des Vorgesetzten über gezieltes Nachfragen zu erfassen, dadurch Machbarkeit und mögliche Probleme zu beurteilen um daraus eine eigene Absichtserklärung zur Umsetzung zur erarbeiten. Ein Prozess, der in anderen Ausbildungen oft vernachlässigt wird, für den Erfolg im Unternehmen aber kritisch ist. Ein in diesem Zusammenhang beachtenswerter Nutzen ist das Erlernen der Fähigkeit, ein Gesamtkonzept in einzelne Konzepte herunterzubrechen, zu delegieren und auszuführen. Zuletzt gefällt mir die Erlernung und Umsetzung einer Fehlerkultur, in der sachliches und zeitgerechtes Feedback in offener und konstruktiver Weise nach einer Übung ausgesprochen wird. Achten Sie bei Ihrer Personalauswahl auf den militärischen Werdegang eines Bewerbers und falls ja, weshalb? Wir stellen auf unterschiedlichen Ebenen ein und haben ein ausgewogenes Verhältnis im Sinne von Diversität. Das heisst wir stellen beispielsweise Frauen oder Nicht-Schweizer ein, die nicht zwingend eine militärische Ausbildung in der Schweiz genossen haben. Bei allen Bewerbern spielen Faktoren wie Persönlichkeit, Sozialkompetenz, Ausbildung und Erfahrung eine Rolle. Im Falle von gleich qualifizierten Bewerbern kann eine militärische Ausbildung ein Auswahlkriterium sein. Was würden Sie jungen Armeeangehörigen raten, die eine militärische Weiterausbildung in Betracht ziehen, aber fürchten, dadurch als Mitarbeitende für ein Unternehmen unattraktiv zu werden, da sie mehr berufliche Absenzen verbuchen müssen als andere Mitarbeitende? Als Arbeitgeber in der Schweiz hat Kaba den Mehrwert, den eine militärische Weiterbildung bieten kann, erkannt. Wir haben Prozesse 6 armee.ch 2 / 15 «Mir gefällt die Fehlerkultur, in der sachliches Feedback offen und konstruktiv ausgesprochen wird»: Susanne Grund Zur Person Susanne Grund ist Mitglied der Zürcher Gesellschaft für Personal-Management und seit Mai 2014 Vizepräsidentin Human Resources in der Division ADS EMEA der Kaba. Kaba hat sich auf 1. September 2015 mit der in Deutschland ansässigen Dorma Gruppe zur dorma+kaba zusammengeschlossen. Das Unternehmen zählt nun rund 16’000 Mitarbeitende, erzielt einen Umsatz von knapp über 2 Mrd CHF und ist eines der globalen Top3-Unternehmen im Markt für Sicherheits- und Zutrittslösungen. und Strukturen geschaffen, um Absenzen vor diesem Hintergrund zu ermöglichen. Ausserdem hat sich Kaba in der Schweiz gerade, zusammen mit vielen anderen Unternehmen, zur Unterstützung des Milizprinzips bekannt und dies intern auch kommuniziert. Mein persönlicher Rat an junge Armeeangehörige ist, der eigenen Überzeugung treu zu bleiben und sich Dingen zu widmen, die sich an den jeweils eigenen Werten orientieren. Arbeitgeber wissen dies in der Regel zu schätzen. Was kann die Armee aus Ihrer Sicht verbessern, um den Nutzen der militärischen Führungsausbildung für den zivilen beruflichen Alltag weiter zu steigern? Jede Gesellschaft beruht auf einem gemeinsamen Kultur- und Wertesystem, das sich unter anderem auf Solidarität und Verlässlichkeit stützt. Die Schweizer Armee ist in der Gesellschaft traditionell stark verankert und sowohl direkt als auch indirekt ein Impulsgeber. Deshalb kann sie durch vertieften Austausch und einen öffentlichen Diskurs ihren eigenen Beitrag zu den ökonomischen und sozialen Grundpfeilern leisten. Geoportal des Bundes neu mit militärischen Geodaten Nützliche Informationen auf der Schweizerkarte Wo befindet sich die nächstgelegene BEBECO-Tankstelle? Welches Armeelogistikcenter ist zuständig für den Standort meines nächstes Dienstes? Solche und andere Fragen können dank dem neu eingeführten «Thema Verteidigung» auf dem Kartenviewer des Geoportals des Bundes einfach und schnell beantwortet werden im Internet unter «map.vtg.admin.ch». Michael Bühler, Hochschulpraktikant Mil Geo Das Geoportal des Bundes ist eine reiche Quelle nützlicher und spannender (Geo-) Informationen über unser Land. Der mehrfach ausgezeichnete Kartenviewer bietet Zugriff auf Geoinformationen vieler Bundesämter und somit Themengebiete. Diese Geoinformationen können online betrachtet oder in guter Qualität ausgedruckt werden. Das «Thema Verteidigung», das als neues Angebot auf dem Kartenviewer anfangs Oktober eingeführt wurde, enthält aktuell folgende Datensätze – weitere werden laufend ergänzt werden: • Territorialregionen; • Logistikräume und -center; • Retablierungsstellen; • Bundestankstellen BEBECO; • Mil Airspace Chart; • Schutzgebiete der militärischen Luftfahrthindernispublikation; • Grunddispositiv «ZEUS» • Strecke der Patrouille des Glaciers. Im nächsten Jahr werden u.a. Datensätze wie Militärpolizeiregionen und -standorte, Rekrutierungszentren oder Panzerverschie- bungsrouten hinzugefügt. Diese Datensätze werden bei Modifikationen aktualisiert und sind daher laufend auf dem aktuellsten Stand. Eine Infobox zu jedem Datensatz enthält eine Legende und Links zu weiterführenden Informationen und Metadaten. Zur Unterstützung von dienstlichen Pflichten Der Kartenviewer kann dazu verwendet werden, dienstliche Aufgaben einfach und ressourcenschonend zu erfüllen. Muss beispielsweise während einer Dienstleistung beim zuständigen Armeelogistikcenter Material abgeholt werden, hilft zuvor ein Besuch auf «map.vtg.admin.ch». Durch Anklicken der betreffenden Geodatensätze lassen sich einfach und schnell das zuständige Armeelogistikcenter samt Adresse und Telefonnummer und die in der Nähe liegenden BEBECO-Tankstellen ausfindig machen. Die Geodatensätze können, je nach Vorliebe, auf verschiedenen Hintergrundkarten wie einer Landeskarte, einer Strassenkarte oder einem Luftbild dargestellt werden. Kleinere Ausschnitte können heruntergeladen und offline benutzt werden. Zum Beispiel für die Marschplanung Der Kartenviewer enthält ausserdem einige sehr hilfreiche Funktionalitäten. So kann zum Beispiel eine Marschroute auf der entsprechenden Landeskarte eingezeichnet werden. Die Länge der eingezeichneten Route und ein Höhenprofil werden sofort berechnet. Um den Marsch durch kulturelle Erlebnisse aufzuwerten, bietet der Karten viewer ebenfalls interessante Möglichkeiten. So kann man den Datensatz der schützenswerten Kulturgüter einblenden und die Route anpassen, um einen Zwischenhalt neben einer historischen Burgruine durchzuführen und deren Geschichte, auf dem Kartenviewer verlinkt, erzählen. Das breite Angebot an Geodatensätzen, die eben erwähnten Funktionalitäten, eine eingebaute Suche nach Attributen von Datensätzen, die Möglichkeit der Offline-Nutzung und die qualitativ gute Ausdruckmöglichkeit machen das «Thema Verteidigung» auf dem Kartenviewer des Geoportals des Bundes zu einem nützlichen Werkzeug für alle Armeeangehörigen. →→ map.vtg.admin.ch Der militärische Luftraum der Schweiz, dargestellt auf dem Katenviewer Verteidigung. armee.ch 2 / 15 7 Rubriktitel Zu Besuch bei der Munitionssammlung des Kommandos KAMIR Geschosse aus aller Herren Länder Bilder: Komp Zen ABC-KAMIR Das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR) führt und pflegt die bedeutendste Munitionssammlung der Schweiz. Sie umfasst rund 4000 Objekte und ist nicht zuletzt für die Kampfmittelbeseitiger von grossem Wert, denn dort finden finden sie für ihre tägliche Arbeit zahlreiche Referenzobjekte. Hptadj Daniel Dänzer, Kompetenzzentrum ABC-KAMIR der Armee Wir befinden uns im helvetischen Kieselkalk, direkt unter dem Rugen bei Interlaken. Adj Uof Jürg Luginbühl, Chef des Kampfmittelbeseitigungs-Einsatzdetachements 1, hat für uns das Tor zu einer ganz speziellen Sammlung geöffnet, welche tief unter der Erde im ehemaligen Kommandoposten von Henri Guisan (General von 1941–1944) untergebracht ist. Adj Uof Luginbühl ist unter anderem verantwortlich für die bedeutendste Munitionssammlung der Schweiz und stellt sich unseren Fragen. Welche Bedeutung hat die Munitionssammlung für den Einsatz der Kampfmittelbeseitigungsspezialisten? Unsere Sammlung wird als Referenzsammlung gebraucht. Insbesondere wenn wir unbekannte Munition identifizieren müssen, gibt sie Hinweise auf ähnliche oder gleiche Objekte. Daneben ist sie auch für die Ausbildung sehr wichtig, z.B. wenn man gewisse Manipulationen am Objekt üben muss, oder wenn wir mit unseren Suchgeräten nach Objekten im Boden suchen. Welches sind die Eckdaten der Sammlung? Heute verfügen wir über rund 4000 Objekte, von der mittelalterlichen Kanonenkugel bis zur modernsten Lenkwaffe. Wir sammeln alle je in der Schweiz verwendete Munition, aber auch ausländische Objekte aus verschiedenen Kontinenten. Wir verfügen über Geschosse, Granaten, Raketen, Lenkwaffen, Minen aller Art und die entsprechenden Zündvorrichtungen. Wie kamen die Objekte in den Rugen Stollen? Jedes Objekt hat seine eigene Geschichte. Sehr viele Stücke kommen aus Blindgänger-Meldezentralen-Einsätzen aus Zielgebieten oder von Hausräumungen. Dazu kamen Munitionsobjekte der armasuisse oder RUAG, aus Versuchen oder überzählige Exemplare aus Sammlungen. Auch sind einige Modelle der Logistikbasis der Armee dabei. Adj Uof Jürg Luginbühl mit mittelalterlicher Kanonenkugel und moderner «Sidewinder». wir auch auf ein Budget für ausländische Munition angewiesen. Auf jeden Fall sind wir immer dankbar für Neuzugänge von Munition, die in der Sammlung noch nicht vertreten ist Sind die Objekte im heutigen Zustand gefährlich? Alle unsere Objekte sind inert, das heisst dass sämtlicher Spreng- oder Schadstoff entfernt wurde, bevor ein Objekt in die Sammlung kam. Die Objekte haben alle die Bezeichnung «INERT» eingraviert und sind in einer Datenbank mit Bild erfasst. Dort werden auch alle Masse, Gewichte und weitere Details vermerkt. Unsere Blindgängermeldezentrale kann dadurch auf sehr viele Informationen zurückgreifen und bereits anhand eines Bildes beurteilen, um welchen Munitionstyp es sich handelt. Für alle gilt im Umgang mit unbekannten Munitionsteilen: Nicht berühren, Fundort deutlich markieren, 117 anrufen. Neuerdings gibt es unter dem Stichwort «Blindgänger» auch eine Gratis-App zum Melden. Die Munitionsentwicklung schreitet stets voran: Was wäre notwendig, dass die Sammlung auch in Zukunft Schritt halten kann? Bei Munitionsbeschaffungen müssen wir involviert sein und jeweils Belegexemplare von Prototypen und dem endgültigen Munitionstyp erhalten. Damit die Sammlung aktuell gehalten werden kann, wären 8 armee.ch 2 / 15 Welches ist Ihr «Lieblingsobjekt», bzw. welches Objekt hat für Sie eine besondere Geschichte? Für mich hat jedes Objekt der Sammlung seinen Wert, natürlich hat mich die Übernahme eines Exemplars der Lenkwaffe «Sidewinder» besonders gefreut. Zu guter Letzt, wie wird man Chef eines Kampfmittelbeseitigungs einsatzdetachements? Ich habe eine Lehre als Kraftfahrzeug Mechaniker gemacht. Nach meinem Wechsel zur Armee war ich als Kampfmittelbeseitiger von Anfang an dabei, vieles habe ich in den Einsätzen gelernt. Ich musste mir den Grossteil meines Wissens selber erarbeiten. Unsere jüngeren Kollegen werden heute in qualitativ hochstehenden Lehrgängen im Inland, die Grundausbildung dauert zirka ein Jahr, aber auch im Ausland (Deutschland, Belgien, Österreich u.a.) gründlich auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die beste Schule aber sind immer die Einsätze, dort gewinnt man am meisten Erfahrung. Rubriktitel Das Kommando KAMIR Das Kommando KAMIR ist eine militärische Berufsformation mit rund 45 Mitarbeitenden und seit 2013 Teil des Kompetenzzentrums ABC-KAMIR. Es ist Doktrinstelle der Armee für den Bereich Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung. Als Vorgabestelle mit Fachverantwortung ist es zuständig für die entsprechende Kompetenzbildung und den Kompetenz erhalt in der Armee. Als EOD-Element der Armee (EOD steht für Explosive Ordnance Disposal) verfügt KAMIR zudem über fünf militärische EODEinsatzdetachemente, welche im In- und Ausland eingesetzt werden. Ebenfalls entsendet es weltweit Experten zu Gunsten der humanitären Minenräumung und zur Unterstützung von Programmen zur sicheren Munitionslagerung und -bewirtschaftung. In der Schweiz führt das Kommando KAMIR die nationale Blindgängermeldezentrale, die jährlich über 600 Meldungen entgegennimmt. →→ www.armee.ch/blindgaenger armee.ch 2 / 15 9 Berufsunteroffiziersschule der Armee BUSA 40 Jahre BUSA – eine Erfolgsgeschichte Im Interview spricht Brigadier Heinz Niederberger, Kommandant BUSA, über Erfolge, die anspruchsvolle Ausbildung und über seine kompetenten Mitarbeitenden. Gabriela Hofmann, Kommunikation HKA Wie lange sind Sie schon Kommandant an der BUSA und was hat Sie in der Zeit besonders stolz gemacht? Jeder der Freude daran hat mit Erwachsenen zusammenzuarbeiten und Erwachsene auszubilden, der einen Beitrag zum Erfolgsmodell Schweiz leisten möchte, der soll sich bei seinen militärischen Vorgesetzten oder direkt bei mir melden. Die Berufsunteroffiziersanwärter, die am Grundausbildungslehrgang (GAL) teilnehmen, können eine breit gefächerte, abwechslungsreiche Ausbildung erwarten. Ausgebildet werden Sie durch Berufsleute mit einem immensen Erfahrungsschatz. Die Inhalte sind ausgerichtet auf den erweiterten Ersteinsatz, der sie befähigt, die Miliz in vorbildlicher Art weiter zu instruieren und zu formen. Es macht mich und meine Mitarbeitenden stolz, dass wir einen wesentlichen Beitrag für unsere Armee und dadurch für unseren prosperierenden Staat beisteuern können. Auch im vierten Kommandojahr bin ich vollends überzeugt, dass die Investition von zwei Jahren in die Ausbildung unseres Berufsnachwuchses gerechtfertigt ist. Besonders wichtig ist hierbei, dass die angebotenen Ausbildungsinhalte dem Bedürfnis der Lehrverbände entsprechen. Damit schlussendlich die Lerninhalte prägend und richtig vermittelt werden können, ist ein kompetenter Lehrkörper notwendig. Auch in dieser Domäne kann ich stolz sein. Meine Mitarbeiter setzen die Vorgaben mit einem umfangreichen Erfahrungshorizont und viel Einsatzfreude gezielt um. Wie hat sich die BUSA in den letzten 40 Jahren verändert? 40 Jahre BUSA, was bedeutet das für Sie? 1975 hat man gesamtschweizerisch damit begonnen, die höheren Berufsunteroffiziere einheitlich und zentral auszubilden. Das Pilot projekt startete mit einer Ausbildungsdauer von 7 Monaten. Die Ausbildungsinhalte und die verlangte Qualität liessen die Dauer des Lehrganges stufenweise auf 9, 12 und 18 Monate bis zur heutigen Dauer von 2 Jahren ansteigen. Im Zentrum stand dabei immer das Gleiche, nämlich Führungspersonen, Erzieher, Ausbilder oder kompetente Macher auszubilden. Diese Investition hat sich gelohnt. So prägen unsere Berufsunteroffiziere die Miliz in einer Weise, dass sich die Rekruten selbst nach vielen Jahren an ihren Adjutanten als kompetenten Chef und als Vorbild erinnern. 40 Jahre Motivatoren unserer Miliz ausbilden, 40 Jahre Macher ausbilden, 40 Jahre das Rückgrat der Schweizer Armee stärken und weiterbringen, kurz gesagt: Führungskräfte, Ausbilder und Erzieher ausbilden. Herr Brigadier, was können die angehenden Berufsunteroffiziere punkto Ausbildung von der BUSA erwarten? Wie sehen Sie die weitere Zukunft der BUSA? Die BUSA wird auch in Zukunft Erzieher, Ausbilder und Führungspersonen ausbilden und dadurch wesentlich zur Stärkung des Milizsystems beitragen. Die Inhalte der Ausbildung werden sich kontinuierlich den sich verändernden Bedürfnissen anpassen. So werden wir bereits ab 2016 den optimierten Lehrplan für die Grundausbildung umsetzen und ab 2017 mit einem verkürzten Ausbildungslehrgang Berufsleute mit höherer Ausbildung für unseren Beruf zu gewinnen versuchen. Jeden Interessierten erwartet ein toller Beruf und eine anspruchsvolle Ausbildung. Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was würden Sie sich für die Zukunft wünschen? Brigadier Heinz Niederberger, Kommandant BUSA bei einer Übungsbesprechung. 10 armee.ch 2 / 15 Mein erster Wunsch: Die BUSA erfüllt ihre Aufgabe, wenn sie auch in Zukunft über genügend motivierte, kompetente Ausbilder verfügt. Diese sollen den zukünftigen Berufsnachwuchs mit harten Forderungen aber auch mit viel Herzblut auf die zukünftige Aufgaben vorbereiten. Dies ist eine Herausforderung sondergleichen, aber auch eine Ehre. Mein zweiter Wunsch betrifft die Berufsunteroffiziersanwärter: Soll unser System auch weiterhin erfolgreich seinen Beitrag für die Sicherheit der Schweiz liefern, so brauchen wir geeignete Teilnehmer in der benötigten Anzahl. Hohe Selektionskriterien sollen die verlangte Qualitätsbasis sicherstellen. Mein dritter Wunsch ist materieller Art und betrifft die Infrastruktur: 40 Jahre Provisorium in Herisau sind genug. Eine angepasste Infrastruktur würde einiges erleichtern. AZ SWISSINT bildet angehende Militärbeobachter aus Brenzlige Situationen im Appenzellerland Einmal im Jahr führt das Ausbildungszentrum (AZ) SWISSINT in Zusammenarbeit mit den Niederlanden, Österreich und Deutschland den Swiss United Nations Military Observer Course (SUNMOC) durch. Ein dreiwöchiger internationaler Kurs für angehende UNO-Militärbeobachter, welchem eine mehrtägige Rekrutierung im Kompetenzzentrum SWISSINT vorausgeht. Mirco Baumann, Chef Kommunikation SWISSINT Um im Teilnehmerkreis einen einheitlichen Wissensstand zu erreichen, erhalten stets zunächst Schweizer Offiziere einen zweiwöchigen Auffrischungskurs. Dieser beinhaltet unter anderem Erste Hilfe, Cultural Awareness, missionsspezifische Informationen sowie eine Einführung in die internationale Stabsarbeit auf Stufe HQ/Brigade. Im Anschluss stossen dann die ausländischen Offiziere für den dreiwöchigen Ausbildungskurs dazu. Ein Kursziel ist die internationale Zusammensetzung der Teams. So können bereits während der Ausbildung realistische Einsatzbedingungen geschaffen werden. Bei diesen drei Kurswochen handelt es sich um einen von den Vereinten Nationen zertifizierten Kurs, der internationale Standards berücksichtigt und die Entsendung in sämtliche UN-Missionsgebiete ermöglicht. Mit Rollenspielen den realen Einsatz üben daraus gewonnenen Informationen dienen der Vervollständigung des Lagebilds. Die Teilnehmenden sprechen mit verschiedenen Akteuren im fiktiven «Centland», passieren Checkpoints, werden je nach Situation aufgehalten und kontrolliert und überwachen eine Waffenstillstandslinie. Das Ziel der Übung ist es, einen Austausch von Kriegsgefangenen durchzuführen. In über 30 Szenarien und Rollenspielen wird das vernetzte Denken geschult und auf anschauliche Weise die Komplexität eines Krisengebietes simuliert. Fingerspitzengefühl gefordert Letztlich aber sollen vor allem die erlernten Fähigkeiten vom Umgang mit Minenfeldern, über Inspektionen bei Kriegsparteien, Menschenrechtsverletzungen und Schutz der Zivilbevölkerung bis hin zum Umgang mit Kindersoldaten, Stress im Einsatz und Gesprächsführung gefestigt werden, um diese im ungewohntem Umfeld anwenden zu können. Dafür wird ein breites militärisches Wissen in den verschiedenen Fachgebieten sowie diplomatisches Fingerspitzengefühl benötigt. So meint Oberst im Generalstab Markus Schmid, Kommandant des Ausbildungszentrums SWISSINT, zum Schweizer Militärbeobachterkurs: «Wichtig ist, dass die Teilnehmer stets die Risiken abschätzen können. Empathie, Geduld und das Verständnis für andere Kulturen sind weitere entscheidende Fähigkeiten, welche von Militärbeobachtern verlangt werden.» Bilder: Nina Süsstrunk Der dreiwöchige Kursteil wird mit einer einwöchigen Abschlussübung in der Region Appenzell abgeschlossen. Dort bewohnen angehenden Militärbeobachter in international gemischten Gruppen zwei Team-Bases. Sie leben so, wie sie es auch im Einsatz tun würden. Dabei führen sie mit den weissen Militärfahrzeugen mit der blauen UNO-Fahne täglich Patrouillen durch. Die Längst Routine: Kontrolle beim Passieren eines Checkpoint. Das intensive Medientraining macht einen wichtigen Teil der Ausbildung aus. Wie im Einsatzgebiet patrouillieren die angehenden Militärbeobachter im Konvoi. armee.ch 2 / 15 11 Hardwareaustausch KP-Netz Die Truppeninformatik im neuen Kleid Der altbekannte graue Koffer mit Notebook, Maus, Netzwerkkabel und Überlastschutzschalter für die Truppe wiegt nur noch 3 Kilogramm. Dies, weil er die neuste, sehr leichte Hardware-Generation mit Betriebssystem Windows 7 und 64-Bit-Technologie beinhaltet. Damit verkürzt sich unter anderem die Wartezeit beim First-Login von zwanzig auf wenige Minuten. Den Austausch von 5000 Notebooks für Kommandoposten mit einem Auftragsvolumen von rund 9 Millionen Franken verantwortete Marcel Mentele, Produktmanager KP-Netz der Führungsunterstützungsbasis (FUB). Seine grosse Herausforderung bestand im Zeitmanagement. Nur durch den Einsatz aller Beteiligten und die gute Kooperation konnte das Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden. Ausbildungssequenz im Kommando SKS. Jacqueline Howald, Kommunikation FUB Ungeachtet ob Angehörige der Armee während des World Economic Forums (WEF) ihren Dienst leisten oder bei einem Katastropheneinsatz: sie müssen in jedem Fall sicher und schnell untereinander kommunizieren können. Dazu hat die FUB eine miliztaugliche Informatik-Lösung für Kommandoposten geschaffen, das sogenannte KP-Netz, das den Betrieb von militärischen Anwendungen wie «MIL Office 4» ermöglicht. Damit können die Truppenkörper-Kommandanten und deren Einheiten bis aus Stufe «Vertraulich» Informationen austauschen und die Einsatzplanung sowie die Truppenbuchhaltung unkompliziert erledigen. Der Systemzugriff ist von sämtlichen vernetzten Standorten aus möglich. Leistungsfähiger, schneller und robuster Mit der Umstellung auf das moderne «HP EliteBook 840G2» mit 64-Bit-Technologie sind die Programme und die Verbindungsprozesse (insbesondere auch Remote Access Service RAS) massiv schneller 12 armee.ch 2 / 15 geworden. Der Arbeitsspeicher wurde von 4 auf 8 Gigabyte erweitert und die Geräte beinhalten neu eine Solid State Disk (SSD), die im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festplatte lautlos und sehr robust ist. Der Austausch der alten Hardware, die an ihrem ProduktLebensende angekommen war, fand vom 18. Juni bis 30. November 2015 zentral im Armeelogistikcenter in Thun statt. Dort haben Rolf Bigler und Beat Schneeberger von der Logistikbasis der Armee zusammen mit ihrem Team insgesamt 5000 Notebooks neu aufgesetzt, sprich installiert und die alten Geräte sicher gelöscht. Erfolgreiche Truppenversuche im Kanton Zug Vor der Auslieferung der Notebooks wurden diese in erster Instanz durch den Produktmanager KP-Netz der FUB, Marcel Mentele, und in zweiter Instanz durch die Integrationsmanager des Heeres, Adrian Schaffner und Martin Hadorn, sowie der Luftwaffe, Peter Fankhauser und Thomas Droz, geprüft. Nach einer Woche ausgiebiger Tests haben die Leistungsbezüger die Hardware ohne jegliche Beanstandung abgenommen. Danach kam die Truppe – als erste Ein- heit die Sanitäts-Kompanie 6 – zum Zug, die vom 11. Mai bis 5. Juni 2015 die n euen Geräte im Einsatz, in Neuheim, auf Herz und Nieren testete. Dabei sorgte das von zwanzig auf wenige Minuten verkürzte First-Login für Begeisterung. «Die Notebooks sind nicht nur schneller, sondern auch leistungsfähiger geworden, da sie neu mit dem Prozessor i7 bestückt sind», erklärt Mentele. Weiterverwendung der alten Notebooks Mit dem Verkauf der alten, aber immer noch funktionstüchtigen Hardware an einen Wiederverkäufer, werden rund 350’000 bis 400’000 Franken zurück in die Bundeskasse fliessen. Für den Einsatz der SWISSCOY (Verband der Schweizer Armee im Kosovo, der im Rahmen der friedensfördernden Militärmission KFOR der NATO im Kosovo tätig ist) werden 500 Geräte zur Weiterverwendung kostenlos zur Verfügung gestellt. In der Vergangenheit mussten die Notebooks zu hohen Kosten extern gemietet werden. Durch die Abgabe der alten, sicher gelöschten Geräte wird sichergestellt, dass keine privaten Informatik-Mittel mehr zum Einsatz kommen und somit die erhöhten Sicherheitsvorschriften eingehalten werden. Vier Fragen an Oberstlt Rudolf Hagmann, Chef Ausbildung: Das Kommando Systeme, Kurse und Support (SKS) der FU Br 41 bietet laufend Schulungen in Form von Fachdienstkursen auf dem KP-Netz an. Sie finden in Rümlang, unter der Leitung von Oberstlt Rudolf Hagmann, statt und dauern insgesamt einen Tag. Stabsadjutant Hubert Buck und Fachlehrer Oliver Haudenschild führen die Kurse während des ganzen Jahres durch. Was beinhaltet die Schulung auf dem KP-Netz? In den Fachdienstkursen schulen wir die Teilnehmer auf den militärischen Anwendungen MIL Office 4 und FLORY, einem Programm für das Truppenrechnungswesen sowie auf SecureCenter. Dabei werden natürlich auch die neuen Funktionen von Windows 7 aufgezeigt. Wer alles wird geschult? Die Kompaniekommandanten, die Hauptfeldweibel, die Fouriere und die Büroordonanzen/Truppenbuchhalter besuchen unsere Fachdienstkurse. Wie viele Personen werden insgesamt geschult? Pro Kurs nehmen jeweils zwischen 20 und 30 Personen teil. Die Kurse setzen sich aus mehreren Kompanien zusammen. Seit Anfang Jahr haben wir bereits 62 Schulungen erfolgreich durchgeführt. Wie sind die Reaktionen der Schulungsteilnehmer? Die Resonanz der Kursteilnehmer ist durchs Band positiv. Die neuen Notebooks sind im täglichen Gebrauch viel schneller und laufen stabiler als das Vorgängermodell. Die Leute schätzen es, dass die Armee in solch moderne Informatik-Mittel investiert und damit den Gebrauch von privater Hardware obsolet macht. Einblick ins Lager mit den neuen Geräten im grauen Koffer. Marcel Mentele beim Aufsetzen der neuen Notebooks. armee.ch 2 / 15 13 Rubriktitel Extremsportler Berufsmilitärs nehmen am Ironman teil Ein Berufsmilitär zählt seine Arbeitsstunden nicht, da er seinen Beruf mit Leidenschaft ausführt. Nebst dem Berufsleben finden einige noch Zeit, für den Ironman zu trainieren, einem Langstreckentriathlon, welcher sich aus 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und einem 42,2 km-Lauf zusammensetzt. Wir haben drei dieser Extremsportler getroffen. Letizia Paladino, Kommunikation HE «Man muss stundenlang konzentriert bleiben.» Oberst i Gst René Ahlmann Kommandant Kompetenzzentrum Sport Armee «Meine Freundin brachte mich zum Triathlon. Ich begleitete sie einmal zu einem Wettkampf und wurde auch mit dem Virus infiziert», erinnert sich René Ahlmann. «Als ich jung war, fuhr ich Fahrrad auf hohem Niveau, daher konnte ich auf einigen Grundlagen aufbauen.» Nach diesem Erlebnis begann der Kommandant ohne ein bestimmtes Ziel zu trainieren. «Da ich bis zur Rekrutenschule aktiv Radrennen gefahren bin, konnte ich auf bestehenden Grundlagen aufbauen.» Schliesslich nahm er an einem olympischen Triathlon (1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km-Lauf) teil. «Es war definitiv zu kurz und zu intensiv für mich! Ich begann mich für den Ironman zu interessieren, eine für mich viel angenehmere Variante. Ich bin wohl für die Langdistanz bestimmt.» Um den Ironman zu bewältigen, trainiert René Ahlmann bis zu zehn Stunden pro Woche, dies meist abends und am Wochen ende. «Somit ist es für mich auch möglich, Beruf und Training zu vereinbaren.» Das Training ist jedoch nicht der einzige zu beachtende Faktor, um in dieser Sportart, eine der schwierigsten weltweit, bestehen zu können. Gemäss René Ahlmann ist das Material ein wichtiger Faktor. «Ich investiere viel Zeit für das Training. Darum ist es für mich wichtig, Freude am Material zu haben. Ich schränke mein Budget nicht zu sehr ein, wenn es um Triathlon geht.» Der zweite Faktor ist der mentale Bereich. «Während eines Ironman muss man stundenlang konzentriert bleiben und permanent seinen Körper ‹scannen›. Es gibt viele Momente, in welchen der Körper ‹Nein› sagt. Man muss seinen Körper kennen und auf die richtigen Signale achten.» Der dritte Faktor betrifft die Ernährung. «Die Ernährung ist die 5. Disziplin. Es ist wichtig, dass die Energiereserven nie leer sind. Aufgrund der körperlichen Belastung und der besonderen Ernährung mit Gels und Riegel haben Triathleten oft Probleme mit ihrer Verdauung. Dies muss man in den Griff bekommen, ansonsten können die Folgen schwerwiegend sein.» Der Ironman, die Idee eines Militärs Die Idee zum Ironman tauchte erstmals 1977 anlässlich der Siegerehrung eines Langs treckenlaufs rund um die Insel Oahu in Hawaii auf. Während seiner Rede wies ein Commander der US Navy, John Collins, auf den Rekord des belgischen Radfahrers Eddy Merckx hin. Da er an mehreren Triathlons in Kalifornien teilgenommen hatte, wollte er wissen, wer die Besten unter den Schwimmern, Radfahrern und Läufern sind. Er schlug vor, die schwierigsten Wettkämpfe der Insel zu einem zu vereinen: Den Waikiki Roughwater Swim (3,85 km); das Radrennen Around-Oahu (185 km) und den Marathon von Honolulu (42,195 km). Der Gewinner dieses Wettkampfs könne prahlen, ein «Ironman» zu sein. Der Wettkampf wurde von Oahu auf Big Island verlegt und jedes Jahr im Oktober finden nun die Weltmeisterschaften in dieser Disziplin statt. Die Sportler können sich an einem der zahlreichen weltweit stattfindenden Ironmans dafür qualifizieren. 14 armee.ch 2 / 15 Rubriktitel «Bei meinem ersten Ironman habe ich so gelitten, dass ich sagte: nie mehr!» Oberst i Gst Raynald Droz Einsatzleiter, Führungsstab der Armee Entscheidet sich ein Athlet für den Triathlon, war er vorher in den Disziplinen Schwimmen, Radfahren oder Laufen aktiv. «Ich bin kein vollendeter Sportler, ich habe verschiedene Sportarten ausgeübt, ohne mich für eine Sportart zu entscheiden. Ich war ein guter Läufer und Schwimmer und als Berufsmilitär kann man es nicht lassen, alles auszuprobieren und an seine Grenzen zu gehen. So bin ich zum Triathlon gekommen», erinnert sich Raynald Droz. «2008 in Zürich nahm ich zum ersten Mal am Ironman teil. Vor Ort habe ich so gelitten, dass ich sagte: nie mehr! Zwei Tage später überlegte ich jedoch bereits, welcher mein nächster Ironman werden sollte. Das Leben stellt uns keine solchen Herausforderungen mehr, der Sport ist ein hervorragendes Mittel, um Grenzen zu setzen.» Um sich auf eine solche Veranstaltung vorzubereiten, trainiert Raynald Droz durchschnittlich zehn Stunden pro Woche, obwohl sein militärisches Leben etwas kompliziert ist. «Ich plane in meiner Agenda Zeit für das Training ein. Der Triathlon kombiniert drei Disziplinen, was einem dazu zwingt, jeden Tag entweder Schwimmen, Radfahren oder Laufen zu gehen. Für den Ironman braucht es Disziplin.» Da der Rhythmus und die Gewohnheiten vor dem Lauf entscheidend sind, lässt sich der Berufsmilitär nicht von seiner Familie zum Wettkampf begleiten. «Meine Frau hat mich schon immer hervorragend unterstützt, aber sie begleitet mich nie zu den Wettkämpfen. In den Stunden vor dem Wettkampf bin ich in einer Seifenblase und es ist einfacher, das Erlebnis mit den Freunden zu teilen, welche die gleiche Leidenschaft und die gleichen Bedürfnisse haben.» «Ich bin glücklich, dass die Armee mir das ermöglicht hat.» Hauptadjutant Marcel Brüngger Führungshilfe Kommandant Territorialregion 4 Marcel Brüngger, zurückgetretener Sportler, spielte Fussball bis es ihm sein Beruf nicht mehr ermöglichte, seiner Leidenschaft nachzugehen. «Ich begann mit dem Laufen und da ich als Sportchef viel Zeit im Schwimmbecken verbrachte, widmete ich mich dem Schwimmen. Natürlich begann ich auch mit dem Radfahren und fuhr mit meinem ersten Triathlon fort», erklärt Hauptadjutant Marcel Brüngger. «Für Triathleten ist der Ironman eine faszinierende Disziplin, aber ich widmete mich vorerst der olympischen Distanz.» Dank flexiblen Arbeitszeiten und einem Pensum von täglich 9 Stunden findet Marcel Brüngger Zeit für sein Training. «Innerhalb eines Jahres habe ich entschieden, mich nur dem Sport zu widmen. Ich habe meine Zeit beim Ironman um 40 Minuten verbessert und im darauffolgenden Jahr um 30 Minuten. Mit einer Zeit von 9.22 Stunden qualifizierte ich mich für die Weltmeisterschaften in dieser Disziplin, die in Hawaii stattfinden. Es war ein unvergessliches Erlebnis!» Um seinen Körper zu schonen, entschied Marcel Brüngger, nur alle zwei Jahre am Ironman teilzunehmen. «Mit meinem vollen Arbeitspensum musste ich aufpassen, nicht auszubrennen. Man muss wirklich aus den Reserven schöpfen können, um einen Ironman zu beenden.» Nach den Leistungen in Zürich und bevor er beschloss seine Turnschuhe an den Nagel zu hängen, qualifizierte sich Hauptadjutant Marcel Brüngger noch weitere vier Mal für die Weltmeisterschaften. «Ich habe das 18 Jahre lang gemacht, es funktionierte schon eine Weile nicht mehr. Wenn man etwas wirklich will, schafft man es immer. Da gab es aber zu viele Zeichen. Die Zeit war gekommen, aufzuhören», vertraut er uns an. «Die Armee hat mich immer unterstützt und ermöglichte es mir, meiner Leidenschaft nachzugehen. Ich war meinem Kommandant gegenüber immer transparent. Er wusste immer wo ich war und ich war immer telefonisch erreichbar. Ich fühle mich privilegiert, dass ich die Balance zwischen meinem Leben im Militär und im Sport finden konnte.» armee.ch 2 / 15 15 Eine Erfolgstournee wird 2016 weitergeführt 360 000 Kontakte dank der Armeeausstellung Präsentationen und Übungen, organisiert von dienstleistenden Formationen sowie die Präsenz an einigen wichtigen Messen konnten 2015 die Armee rund 360 000 potenziell Interessierten näher bringen. Die erste «Tournee» der Armee, eine gelungene Mischung aus dynamischen Vorführungen und statischer Ausstellung, wurde sehr geschätzt und wird daher im Jahr 2016 weitergeführt. Giorgio Krüsi, Kommunikation Heer «Die unmittelbar bevorstehenden Veränderungen sind eine Gelegenheit, der Bevölkerung die wahre Armee vor Augen zu führen. Es geht nicht darum, Propaganda zu machen, sondern das Knowhow der Truppe zu zeigen», betont KKdt Dominique Andrey, Kommandant Heer und Leiter des Projekts «Deine Armee». Nach elf Anlässen in der Deutschschweiz, drei in der Westschweiz und einem im Tessin ging die erste «Tour de Suisse» zu Ende; ein Projekt, an dem alle aktiven Brigaden, Territorialregionen und Lehrverbände der Armee teilnahmen. Die Ausstellungen wurden anlässlich militärischer Übungen, Ausbildungsdienste, grosser Anlässe und regionaler Messen präsentiert. Unter der Führung und mit der Unterstützung ihrer Brigaden konnten die motivierten Angehörigen der Armee der beteiligten Bataillone ihre Kompetenzen und Mittel vorführen sowie als Botschafter für Schlüsselthemen der Armee wirken. Als zentrales Element war die Wanderausstellung «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee» das Herzstück eines jeden Anlasses. Das Publikum schätzte die Kombination zwischen dynamischer Vorführung der militärischen Mittel und Veranschaulichung der für die Verteidigung wichtigen Themen an Informationsständen. Nebst 16 armee.ch 2 / 15 den aktuellen Bedrohungen für die Schweiz wurden die wichtigsten Armeeaufgaben präsentiert: Helfen – Schützen – Kämpfen. Die Ausstellung unterstrich das Milizsystem, auf dem die Armee basiert (mit den Möglichkeiten, welche die praktische militärische Ausbildung bietet), unterstützt durch Berufsmilitärs, die in 200 verschiedenen Berufen im Bereich der Ausbildung, Führung, Prävention und Logistik tätig sind. Dank diesen 15 öffentlichen Anlässen war es möglich, 360 000 Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Rund die Hälfte aller Besucherinnen und Besucher wurde durch das Comptoir Suisse in Lausanne (Panzerbrigade 1) und durch die 700-Jahr-Feier der Schlacht von Morgarten (Territorialregion 3 mit allen Lehrverbänden) angelockt. Ziel war es, bevölkerungsnah zu sein und alle Gebiete der Schweiz zu erreichen. Aus diesem Grund hat die Armeeführung beschlossen, die Informationskampagne mit dynamischen Vorführungen und der Ausstellung «Deine Armee» im Jahr 2016 weiterzuführen. →→ Weitere Artikel und Videos sind abrufbar unter: www.armee.ch/deinearmee
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