26 Patrouille des glaciers

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26 Patrouille des glaciers
4 CONEX 15
Volltruppenübung der Territorialregion 2
14 Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41
Ein Altersheim wird evakuiert
24 Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus
Eine Woche, um sich mit dem Gebirge vertraut zu machen … und mit den Knoten
Editorial
«Bitte… zeichne mir ein Schaf!»
Vielleicht kennen Sie diesen sehr besonderen Wunsch des kleinen
­Prinzen, dem Namensgeber des grossen Romans von Antoine de
Saint-Exupéry. Unsicher, was sich der kleine Junge wirklich wünscht,
begnügt sich der Autor damit, eine Kiste zu zeichnen, in der sich angeblich das perfekte Schaf befindet.
Dieses «Schaf WEA» ist am 3. September 2014 in Form einer Botschaft des Bundesrates in eine Versandkiste verpackt und auf die
­Reise ins Parlament geschickt worden. Seitdem wird es zwischen den
beiden Kammern hin und her gereicht. Wir wissen schon jetzt, dass
das Schaf nicht mehr gleich gross ist, dass es nicht mehr die gleichen
Masse hat und dass sich seine Farbe verändert hat … Das Problem
dabei ist, dass niemand das ganze Schaf verändert hat; man hat lediglich durch die Öffnungen der Kiste hineingelangt und hier und da
etwas gezupft, verfärbt oder zurechtgestutzt, ohne auf die Gesamt­
erscheinung des Tieres zu achten.
Aber es wird die Zeit kommen, zu der jemand die Kiste öffnen und
das «Tier» laufen lassen muss. Ich glaube schon, dass es noch ein Schaf
sein wird. Aber es wird sicher nicht mehr der ursprünglichen Zeichnung entsprechen. Hoffen wir doch, dass es noch gesünder und noch
dynamischer sein wird als das Original.
In der Zwischenzeit dürfen wir die Hände nicht in den Schoss legen;
wir haben eine wichtige Aufgabe: wir müssen uns um das «Mutterschaf Armee XXI» und seine vielen Lämmer kümmern, die es bekommt und aufzieht und die unsere uneingeschränkte Aufmerksamkeit und all unsere Energie verdienen.
Ihr Kommandant
KKdt Dominique Andrey
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Bild: ZEM
Bundesrat und Parlament haben dem VBS 2010 den Auftrag gegeben, nicht ein Schaf, sondern ein neues Armee-Modell zu zeichnen.
Die Zeichnung wurde mit Sorgfalt und bis in die Details ausgearbeitet und das «Schaf WEA» ist wohl geformt, kräftig und ausgewogen.
Vielleicht kennen Sie einige Facetten davon bereits.
Inhalt
4 Volltruppenübung der Territorialregion 2 ist Geschichte – ein Resümee
«CONEX 15»
6 Die grösste Armeeausstellung der Schweiz
Morgarten 2015
8 Einführung DURO IIIP GMTFF
10 Der Schiessplatz Hinterrhein feiert sein 50-jähriges Bestehen
11 Die Wettersoldaten kommen der Artillerie zu Hilfe
Entscheidende Informationen
12 Pontoniere an der Arbeit auf der Schwimmbrücke 95
14 Ein Altersheim wird evakuiert
Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41
11 Hilfe der Artillerie
16 Grosser Erfolg in Südosteuropa
Swiss Military Small Band
18 Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht sind im November eingerückt
Ein Novum in der Schweizer Armee
20 Operationen im Freien oder in der mobilen Tierklinik
Ein Tag mit dem Veterinärzug RS 57/1-15
22 Julie Zogg: «Ich freue mich!»
23Vier Medaillen für die Sportsoldaten und Stefan Küng mit Gold
in der Einzelverfolgung
Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen
24Eine Woche, um sich mit dem Gebirge vertraut zu machen …
und mit den Knoten
Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus
18
Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht
sind im November eingerückt
26Eine Demonstration des Willens, ein Mythos im Wandel
Patrouille des Glaciers
Impressum
«armee.ch», die Zeitschrift für die Angehörigen der Schweizer Armee, Ausgabe des Kommandanten Heer,
erscheint zweimal jährlich auf Deutsch, Französisch und Italienisch.
Nächste Ausgabe:
1/2016Redaktionsschluss: 21.03.2016
Erscheint am: Sommer 2016
Herausgeber: Kommandant Heer
Redaktion: Kommunikation Heer, Papiermühlestrasse 14, 3003 Bern
Übersetzungen: Übersetzungsdienste VBS
Gestaltung: Zentrum elektronische Medien (ZEM), LBA
Druck: Stämplfi AG, Bern
Adressänderungen: Eingeteilte AdA schriftlich bei der Militärdirektion des Wohnkantons.
Alle anderen bei der Kommunikation Heer
Copyright: VBS/DDPS
Internet: www.armee.ch/heer
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EM Grenchen
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Ter Reg 2
«CONEX 15»
Volltruppenübung der Territorialregion 2
ist Geschichte – ein Resümee
Divisionär Andreas A. Bölsterli
Im Rahmen der Übung ging es darum, basierend auf dem Armeeauftrag «Unterstützung der zivilen Behörden», eine möglichst breite Palette von Leistungen zugunsten von Partnern im Sicherheitsverbund
zu erbringen. Ziel war es, wenn immer möglich an realen Objekten
und mit echten Partnern zu üben. Im Vorfeld solcher Übungen waren
eine grosse Zahl an Absprachen und Begehungen erforderlich, damit
die zu erbringenden Leistungen möglichst realistisch trainiert werden konnten. Ausserdem mussten die Kommandanten aller Stufen
sich in die Lage versetzen können, die nötigen Entschlüsse, Leistungen und Koordinationsmassnahmen einzuschätzen. Dazu wurde zu
Beginn der Vorbereitungsarbeiten im Jahr 2012 ein Szenario festgelegt. Wir konnten uns damals nicht vorstellen, dass bei Übungsbeginn
die Realität uns fast einholen würde. Dass dieses Szenario aufgrund
der hohen Aktualität des Weltgeschehens Hauptinhalt und -kritikpunkt der Berichterstattung der Medien wurde, gefiel uns zwar nicht,
aber gleichzeitig bestärkte es uns darin, dass wir auch für Lagen trainieren müssen, die sich viele Bürger unseres Landes nicht recht vorstellen können und schon gar nicht wünschen. Die Demonstrationen
linksautonomer Kreise im Zusammenhang mit dem Szenario hatten
die Übung nicht gestört, dadurch waren auch keine Anpassungen des
Drehbuchs nötig. Gestört hat hingegen die Tatsache, dass es uns offensichtlich zu wenig gelungen ist, die Übungsidee für alle verständlich
zu kommunizieren, und dass man in diesem Zusammenhang andere
Meinungen offensichtlich nur mit Gewalt vertreten kann.
Die Arbeit der beteiligten Truppen
Im Rahmen der eigentlichen Übungsphase ging es lediglich darum, die
Annahmen für die zu überprüfenden Einsätze zu verifizieren, gewissermassen ein Audit am Objekt durchzuführen. Dies war von Anfang an
so geplant. Nach einer intensiven Vorbereitungszeit von drei Jahren begann die Übung «CONEX 15» im August 2015 mit der Unterstützung
des Grenzwachtkorps (GWK) durch das Gebirgsinfanteriebataillon 17
(Geb Inf Bat 17). Das Gros der beübten Truppen rückte anschliessend
anfangs September ein. Die Palette der durch sie erbrachten Leistun-
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gen reichte vom Sicherstellen der Mobilität durch Bauen von Brücken
und Übergängen (hauptsächlich durch das Geniebataillon 6) über den
Schutz von kritischen Infrastrukturen wie die Rheinhäfen, Kraftwerke,
Wasserversorgung (hauptsächlich durch das Infanteriebataillon 20) bis
hin zur Unterstützung der lokalen Feuerwehren und des Löschzuges der
SBB mit Wassertransporten zu Boden und in der Luft, um Waldbrände und Brände in Industriezonen bekämpfen zu können. Weiter trainierte das Katastrophenhilfebataillon 2 (Kata Hi Bat 2) gemeinsam mit
Angehörigen des Technischen Hilfswerks (THW) aus Baden-Württemberg das Retten von Verschütteten aus schweren Trümmerlagen. In einer zweiten Übungssequenz unterstützte auch das Schützenbataillon 14
(Bat car 14) aus Genf das GWK in den Kantonen Basel-Landschaft und
Solothurn an der Landesgrenze zu Frankreich bei allgemeinen Kontrollen der Reisenden sowie mit Beobachtungsposten im Zwischengelände.
Das Militärpolizeibataillon 2 (MP Bat 2) unterstützte die Kantonspolizei bei zwei Grosseinsätzen (Verkehrskontrollen und Kontrollen beim
Bahnhof Aarau). Das Spitalbataillon 75 schliesslich arbeitete im Universitätsspital Basel auf verschiedenen Stationen im Alltagsbetrieb mit
und führte eine Evakuationsübung von Patienten aus dem Spital mit
Hilfe von Helikoptern durch. In allen Übungssequenzen und -themen
wurden die Truppen durch Hundeführer-Patrouillen und Leistungen
der Luftwaffe in den Bereichen Transport und Aufklärung unterstützt.
Zudem war es auch unser Ziel, die Führung aller acht eingesetzten Formationen mit dem Führungsunterstützungsbataillon 2 (FU Bat 2), verstärkt durch Richtstrahl- und FU-Formationen der Armee, aus dem
Hauptquartier der Ter Reg 2 sicherzustellen. Die Sprach- und Datenverbindungen waren über die ganze Übung hinweg gewährleistet. Die
Führung durch die Ter Reg 2 diente auch der Weiterbildung aller Kommandostellen in den Bereichen Stabsarbeit und Führungstätigkeiten
unter Echtbedingungen.
Alle gesetzten Ziele erreicht, auf Wohlwollen gestossen
Ein wichtiges Ziel der Übung war es, der Bevölkerung ihre Armee
vorzustellen und zu zeigen. Dieses wollten wir mit der EXPO (einer
Leistungsschau der eingesetzten Truppen) in Muttenz BL und mit
dem Vorbeimarsch als Abschluss der Übung in Zofingen AG errei-
Ter Reg 2
Schutz wichtiger Infrastrukturen: Instruktion der Patrouillen beim
Inf Bat 20 am Auhafen Muttenz BL
Das Spit Bat 75 unterstützt das Universitätsspital Basel in allen Bereichen und führte eine Evakuationsübung durch.
Das MP Bat 2 demonstriert eindrucksvoll seine Mittel und sein
­Können an der EXPO in Muttenz BL.
chen. Insbesondere mit diesen Massnahmen konnten wir die Armee
der Bevölkerung würdig und eindrücklich näher bringen, aber auch
mit der gesamten «CONEX 15» als Volltruppenübung zeigten wir in
fünf von sieben Kantonen der Ter Reg 2 eine Präsenz, die grossmehrheitlich positive Reaktionen bewirkte. Überhaupt war es eindrücklich, die herzliche Aufnahme der Soldaten durch die Bevölkerung im
Übungsraum erleben zu dürfen.
Auch die anderen gesetzten Ziele der Übung, die planmässig
verlief, wurden erreicht. Die Zusammenarbeit mit allen Partnern
in den jeweiligen Übungsräumen war von gegenseitigem Vertrauen
geprägt, alle Leistungen konnten zu Zufriedenheit aller Beteiligten
erfüllt werden. Ein zentral geführter Schiedsrichterdienst stellte die
Auswertung aller Übungsteile sicher. Die Kontrollen und Überprüfungen ergaben klare Resultate. In der Schlussbesprechung konnte
ich als Übungsleiter und Kommandant der Ter Reg 2 allen Beteiligten die Note «sehr gut» vergeben.
«Aus der Übung gekommen»
Natürlich gibt es bei Übungen von diesem Ausmass immer auch
Punkte, die zu verbessern sind. Immerhin war «CONEX 15» mit acht
gleichzeitig eingesetzten Bataillonen die grösste Volltruppenübung
der Armee in den letzten Jahren. Es hat sich gezeigt, dass die Bataillone und Formationen es nicht mehr gewohnt sind, miteinander und
zusammen zu arbeiten (in der Regel finden die WKs nämlich im BatRahmen statt). Die Absprachen, aber auch die gegenseitige Unterstützung im Nachrichtendienst oder der Logistik muss wieder vermehrt
geübt werden. Dafür sind regelmässig durchgeführte Volltruppenübungen eine absolute Notwendigkeit. Es müssen nicht immer gleich
acht Truppenkörper parallel im Einsatz stehen, aber mindestens ein
Führungsunterstützungsverband und ein Kampf- oder Unterstützungsverband müssen gleichzeitig trainieren können.
Eine weitere wichtige Erfahrung für alle Beteiligten war die Dauer der Übung: Sie betrug nicht wie gewöhnlich 48 bis 72 Stunden, sondern «CONEX 15» hat für die Mehrheit der Truppen acht Tage ge-
Waldbrand-Übung des Kata Hi Bat 2: Lufttransport von Wasser in einen
Zwischenbecken, bevor es zu den Löschfahrzeugen weitergepumpt wird.
dauert (und dies im 24h-Betrieb), für einzelne Verbände sogar noch
länger. Bei dieser Dauer tauchten neue, nicht mehr bekannte Probleme auf. Unter anderem führten knappe Bestände zu Engpässen von
Einsatzpersonal sowie zu straffen Ablöserhythmen, daran sind sich
die Kader nicht mehr gewohnt. Schliesslich haben die anspruchsvollen Tätigkeiten im Rahmen der Übung in einzelnen Bereichen auch
Wissens- und Verfahrenslücken aufgezeigt, die zu beheben sind. Dazu muss für einzelne Formationen dringend wieder einmal eine intensive Detailausbildung angepackt werden.
Vision der Ter Reg 2 klar gestärkt
«CONEX 15» ist auch aus meiner Sicht eine Erfolgsgeschichte. Rückblickend hat sich der grosse Aufwand – aber auch der Mut, wieder einmal
eine richtig grosse Übung zu planen – gelohnt. Die Ziele sind erreicht,
die Partnerschaft im Sinne der Vision der Ter Reg 2 «Sicherheit verbindet» wurde klar weiter gestärkt. Und wir haben der Bevölkerung ihre
Armee wieder einmal vorgestellt – einer Bevölkerung, die der Armee
gut gesinnt ist und sie herzlich begrüsst hat. Dafür gebührt allen, die
im Vorfeld und während der Planung, Durchführung und Unterstützung für «CONEX 15» mitgearbeitet haben, mein herzlicher Dank.
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Ter Reg 3
Morgarten 2015
Die grösste Armeeausstellung der Schweiz
Als Höhepunkt der 700 Jahre Morgarten-Festlichkeiten galt das Volksfest, welches zwischen dem 19.– 21. Juni
rund um den Aegerisee und im Raum Schornen durchgeführt wurde. Neben den Festlichkeiten in Oberaegeri konnte
sich die Bevölkerung bei der Armeeausstellung, die von der Territorialregion 3 organisiert wurde, über die
Tätigkeiten der Schweizer Milizarmee informieren lassen.
Sdt Michael Rauchenstein, Territorialregion 3
Geschichtlicher Hintergrund mit
Bedeutung
Es sind beeindruckende Fahrzeuge, die sich
den Besuchern bei der Armeeausstellung
zwischen Sattel und Unterägeri gleich zu
Beginn zeigten. Militärische Fahrzeuge, die
man sonst nur aus der Distanz bestaunen
kann, waren nun für die Bevölkerung greifbar; Aufklärungsfahrzeuge, Kampfschützenpanzer, Genie- und Minenräumpanzer
und Fahrzeuge der Artillerie und dies in der
Reihenfolge eines Angriffsstreifens. Soldaten, Kader und Berufsmilitär erklärten die
Gerätschaften und liessen die Leute in den
Panzern Platz nehmen. «Die Besucher sind
vor allem überrascht, dass man bei dieser
Ausstellung die sonst unnahbaren Fahrzeuge
selber erleben, anfassen und erkunden kann»,
sagte Stabsadjutant Dominic Reber während
der Ausstellung. Auf der anderen Seite des
Geländes, wo sich die Infanterie präsentierte,
erhielten die Besucher einen Einblick in die
Tätigkeiten jener Soldaten, die den Kampf auf
kurze Distanz üben. «Wir wollten den Leuten
zeigen, wie sich die Infanterie entwickelt hat.
Ein Infanterist ist heute kein Einzelkämpfer
mehr, sondern hat polyvalente Aufgaben zu
meistern. Während dieser Ausstellung habe
ich gemerkt, dass die Resonanz der Besucher
positiv war und dies hat die Soldaten mit Stolz
erfüllt», sagte Leutnant Camilla Setz.
Ging man dann ein paar Schritte weiter, betrat
man im Schornen das historische Schlachtgelände. Vor 700 Jahren zogen Truppen der
Habsburger von Zug aus durch das Aegerital
in Richtung Sattel. Im Gebiet Schornen überraschten die Schwyzer das Heer der Habsburger und konnten diesen Nahkampf für
sich entschieden. Dieser Sieg der Schwyzer
am Morgarten hatte weitreichende Folgen
für die Geschichte der Eidgenossenschaft.
Zusammen mit den Urnern und Vertretern
aus Unterwalden wurde nach der Schlacht
am Morgarten ein zweiter Bundesbrief
besiegelt. Was für den Zusammenhalt der
Eidgenossenschaft wichtig war, hat für das
Aegerital und die Schwyzer Gemeinde Sattel
eine symbolische Bedeutung. Aus diesem
Grund würdigen die Zuger und die Schwyzer
dieses Ereignis und blicken während diesem
Jahr unter dem Slogan «Morgarten – 700 Jahre Abenteuer Geschichte» an verschiedenen
Veranstaltungen zurück auf die Geschehnisse in dieser Region.
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Verschiedenste interaktive Ausstellungen für Gross und Klein
Im Schornen trafen die Besucher auf den
grossen Pavillon, in dem die Armee über
die Rekrutierung oder die höhere Kaderaus-
bildung informierte, den Gebirgsdienst mit
dem grossen Kletterturm oder SWISSINT
und das Zentrum für friedensfördernde
Einsätze. Es gab auch Ausstellungen zur
Militärischen Sicherheit, dem Führungs­
informationssystem Heer und dem Kompetenzzentrum Sport Armee, bei welchem sich
Jung und Alt im Biathlonschiessen duellieren konnten. Beeindruckend war auch die
Ausstellung der Boden-Luft-Verteidigung
FLAB. Während die Patrouille Suisse unterwegs war, konnte man beobachten, wie
die Geschütze der Fliegerabwehr die Objekte
am Himmel automatisch verfolgten. Zur
grössten Armeeausstellung in diesem Jahr
gehörte auch, dass die Bevölkerung über den
Train (Armeepferde) und die Hundeführer
informiert wurde und einen Einblick in die
Logistikbasis der Armee und die Führungsunterstützung mit ihren grossen Radar­
geräten erhielten. «Den Besuchern können
wir zeigen, wozu die Armeepferde und die
Hunde heute noch eingesetzt werden und
dass auch sie noch eine wichtige Funktion in
der ­Logistik und Bewachung haben», ergänzt
Maj Manuela Schwerzmann, Verantwortliche für den Auftritt der Logistikbasis. An
jedem Standort gab es etwas zu erleben,
man konnte ausprobieren oder interessante
Gespräche mit den Soldaten führen. Die
professionelle Ausstellung «Deine Armee»
Ter Reg 3
informierte zusätzlich über Aufgaben und
Zukunft der Schweizer Armee.
Fährdienst auf dem Ägerisee mit
Weltpremiere
Beim See wartete ein besonderes Highlight
auf die Besucher. Die Armeeangehörigen der
Pontonierkompanie begleiteten die Besucher
der Morgartenfestlichkeiten auf dem See
zwischen Morgarten und Oberägeri. Von
dieser Fähre aus konnte man die Darbietungen der Patrouille Suisse, des Super Puma
Display Teams, jene des F/A-18 Hornet Solo
Displays und der Fallschirmaufklärer gut
beobachten. Während dieser Tage gab es
zudem eine Weltpremiere: Zum ersten Mal
begleitete die Militärmusik live eine Darbietung des PC-7 Teams. Für den Chefdirigenten der MM RS 16-1, Oblt Gian Walker, war
dies eine besondere Herausforderung: «Wir
waren abhängig vom PC-7 Team, welches
das Fundament der Aufführung gelegt hat.
Unsere Aufgabe war es, die Musikstücke so
zu gestalten, dass sie zu den Darbietungen
passten. Für alle Beteiligten war diese Zusammenarbeit eine spannende Aufgabe.»
Wer mit der Fähre oder mit dem ShuttleBus in Oberägeri angekommen war, konnte
sich zum einen auf dem grossen Festgelände
unterhalten lassen und zum anderen über
die Berufe der Armee informieren lassen.
Mit etwas Glück begegnete man sogar
Spitzensportlern wie Max Heinzer, der als
Zeitmilitär-Spitzensportler zur Schweizer
Armee gehört.
Besuch von Bundesrat Ueli Maurer am
Umzug und an der Armeeausstellung
Der letzte Tag stand ganz im Zeichen des
grossen Umzugs durch Oberägeri. Der Anlass wurde durch die Rede von Bundesrat
Ueli Maurer vor dem Morgarten-Denkmal
eröffnet und von einer Vorführung der
Fallschirmaufklärer gefolgt. Über 40 verschiedene Gruppen zogen am See entlang
durch Oberägeri und präsentierten von
geschichtlichen Vorführungen der Schlacht
bis hin zu alten Armeeuniformen ein unterhaltsames Programm mit viel Musik. Nach
dem offiziellen Festakt nahm sich der Chef
VBS Zeit um die Armeeausstellung zu begutachten und um sich nochmals persönlich bei
allen Beteiligten für das Engagement und die
professionellen Präsentationen zu Gunsten
der Bevölkerung zu bedanken.
Rund 60’000 Besucher folgten den
zahlreichen Attraktionen und genossen die
Offenheit und Freundlichkeit der Armeeangehörigen. Die Präsentation der Armee
hinterliess nicht nur ein Strahlen in den
Gesichtern der Bevölkerung, sondern erfüllte die Soldaten vor Ort mit Stolz über
ihre Arbeit.
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LVb Inf
Einführung DURO IIIP GMTF
Der Lehrverband Infanterie (LVb Inf) führt parallel zu den Einführungen in den Rekrutenschulen regelmässig Einführungen
und Umschulungskurse in Fortbildungsdiensten der Truppe (FDT) der Infanterie durch.
Lehrverband Infanterie
In der Heeresbefehlsgebung werden Ausbildungsthemen und deren
Einführungstermine vorgegeben. Diese sind sowohl für die Truppe
auf der einen, als auch für das Führungsgrundgebiet 7 (FGG 7) auf
der anderen Seite bindend. Anlässlich des Unterstützungsrapportes
Bataillon (URB) findet die erste Kontaktaufnahme zwischen dem Bataillon und dem FGG 7 des Lehrverbands statt. Das FGG 7 des LVb
Inf ist organisatorisch der Infanteriekaderschule 1 unterstellt, arbeitet
aber hauptsächlich als Teil des Stabes des Lehrverbandes Infanterie
zu Gunsten der Ausbildungsunterstützung der Infanteriebataillone.
Ebenfalls unterstützen wir den Kommandanten des Lehrverbandes
in der Regiefunktion bei der Durchführung der Technischen Lehrgänge Ia, Ib und II (TLG Ia/Inf, TLG Ib/Inf und TLG II/Inf) für angehenden Kompanie- und Bataillonskommandanten.
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Gleichzeitig kann der Bataillonskommandant für allfällige, anlässlich seines internen Ausbildungscontrollings festgestellte Lücken,
welche das Bataillon nicht selber schliessen kann, Anträge für Ausbildungsunterstützung an das FGG 7 stellen. Damit können entsprechende Ausbildungssequenzen im Kadervorkurs (KVK) oder während des FDT eingeplant werden. In der Regel bildet das FGG 7 die
Kader aus und diese bilden anschliessend die Mannschaft aus. Somit unterstützen wir auch die Befähigung der Kader, die Ausbildung
der eigenen Truppe durchzuführen. Diese Ausbildungsunterstützung
dient hauptsächlich den Infanteriebataillonen und den Führungsunterstützungsbataillonen der Infanteriebrigaden (Teil Infanterieausbildung). Den Bataillonen anderer Einheiten stehen wir auf Anfrage
ebenfalls zur Verfügung, sind aber auch hier froh, wenn wir die Ausbildungsbegehren möglichst vor dem URB erhalten, um am URB bereits gezielte Absprachen treffen zu können.
LVb Inf
Einführung DURO IIIP GMTF in den Bataillonen der Infanterie
Fakten GMTF
In den Rekrutenschulen werden alle Infanteriebesatzersoldaten heute standardmässig an allen gepanzerten Fahrzeugen ausgebildet
(Radschützenpanzer 8x8, Kommando Panzer 6x6 und DURO IIIP
GMTF). Somit müssen nur die vor 2012 ausgebildeten Besatzer noch
nachträglich am GMTF ausgebildet werden.
Für die GMTF Ausbildung rücken alle noch nicht am GMTF
ausgebildeten Radschützenpanzerfahrer am Mittwoch des KVK ein
und absolvieren die zentrale GMTF Ausbildung in Thun unter der
Leitung der Ausbildungszelle der Infanterie. Die Ausbildung dauert bis Donnerstag der ersten FDT Woche und wird mit der Übung
­«CORAZZA» abgeschlossen. Diese Übung besteht aus einem motorisierten Marsch der GMTF-Besatzer mit ihrem Fahrzeug aus dem
Bereitschaftsraum Thun an den FDT Standort ihres Bataillons. Dort
wird die Übung mit der Erstausbildung der Infanteristen am GMTF
fortgesetzt wobei diese die vielen Vorzüge des neuen Fahrzeuges
ebenfalls kennen lernen. Da das GMTF Sicherheit, guten Komfort
und starken Schutz bietet und gleichzeitig einfach zu bedienen ist,
ist es bei der Truppe beliebt.
Das GMTF eignet sich für alle möglichen Aufgaben im Einsatzspektrum der Infanterie. Durch das schlanke Äussere wirkt es in Unterstützungseinsätzen nicht extrem militärisch und «verschwindet» im
Stadtverkehr zwischen den Lastwagen. Für Verteidigungsaufgaben
ist der Schutzfaktor des GMTF für die transportierende Mannschaft
höher als die des bekannten Radschützenpanzers 93 PIRANHA. Insbesondere der integrierte Unterbodenschutz gegen Minen entspricht
dem neuesten Stand der Technik. Für die Infanteristen bedeutet dies
mehr Sicherheit. Ebenfalls kann der Gruppenführer über die interne
Bordverständigungsanlage die Befehlsausgabe an seine Gruppe ohne
störende Fahrgeräusche abhalten und Dank den vier Aussenkameras kann die ganze Gruppe sich über ein Display im Innern des Fahrzeuges ein Bild über die Umgebung und die Situation ausserhalb des
Fahrzeuges verschaffen bevor sie das GMTF verlässt.
Zur Zeit sind in der Armee 291 dieser Fahrzeuge eingeführt.
Mit dem sich momentan in Auslieferung befindenden Rüstungsprogramm 13 werden aktuell weitere 130 GMTF ausgeliefert.
Datenblatt DURO IIIP 6x6 (GMTF)
7,02 m
Breite:
2,54 m
Höhe:
3,47 m
(bis über Waffenturm)
Bodenfreiheit:
0,4 m
Wattiefe:
0,5 m
Max Geschwindigkeit:
90 km/h
Steigfähigkeit:
60%
Seitenneigung:
30%
Gewicht:
12 – 14 t
Antrieb:
6x6 permanent
Motor:
6,7 l Cummins Turbo Diesel
Leistung:
250 PS / 950 Nm
Reichweite:
600 km
Display des Kongsberg-Waffenturms.
Bilder: Matthias Nutt
Länge:
Feuer frei!
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LVb Pz/Art
Der Schiessplatz Hinterrhein
feiert sein 50-jähriges Bestehen
Dreissig Jahre – so lange dauerte es, bis anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Schiessplatzes Hinterrhein Panzer- und
Artillerieverbände zu einer gemeinsamen Übung in Graubünden zusammenkamen. Mehrere hundert Gäste fanden sich zu
dieser schon historisch zu nennenden Demonstration ein, die leider im Regen zu Ende ging.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Der Tag begann mit prächtigem Sonnenschein, als die zahlreichen
Gäste sich gegen 9.30 Uhr einfanden, um die von der Panzerschule
22 in Thun und der Artillerieschule 31 in Bière organisierte Ausstellung zu besuchen. «Häufig höre ich das Argument, die Organisation
solcher Veranstaltungen stelle für die Rekruten keine Übung dar –
aber wenn man erlebt, wie sie den Besuchern ihre Arbeit erläutern,
merkt man, wie wichtig auch diese Fähigkeit ist», freute sich einer
der Organisatoren dieses Tages.
Brigadier René Wellinger, Kommandant des Lehrverbands
­Panzer und Artillerie, ging in seiner anschliessenden Rede auf die
Bedeutung des Schiessplatzes für die «Gelben» (Panzer) und die
­«Roten» (Artillerie) ein (Kampf der verbundenen Waffen, Anmerkung der Redaktion): «Der Hinterrhein ist einer der beiden Hauptschiessplätze der gelben Truppen. Heute schiessen wir hier aber nicht
nur mit ihnen, sondern zeigen Ihnen eine Übung, bei der auch die Artillerie scharf schiessen wird. Sie sehen heute somit die ganze Palette
der gelben und roten Mittel». In seiner Rede unterstrich der Bündner
Regierungsrat Christian Rathgeb die Bedeutung des Waffenplatzes
Hinterrhein für den Kanton und dankte der Armee für ihre transparente und offene Zusammenarbeit.
Höhepunkt des Tages war dann am frühen Nachmittag das gemeinsame Gefechtsschiessen der Panzer- und der Artillerietruppen.
Mit passendem Gehörschutz ausgestattet konnten die Gäste den Einsatz von Aufklärern, Panzern, Artillerie, Sappeuren, Panzergrenadieren und nicht zuletzt von den im Wald versteckten Scharfschützen
bewundern. Während die Übung am Vortag noch mehrere Male problemlos durchlaufen werden konnte, zwangen dicke Wolken, Regen,
Hagel und mangelnde Sicht die Organisatoren dazu, die Demonstration vorzeitig abzubrechen.
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LVb Pz/Art
Entscheidende Informationen
Die Wettersoldaten kommen
der Artillerie zu Hilfe
Zu den wichtigsten Daten für die Artillerie gehören die Wetterdaten, sowohl die aktuellen als auch die Prognosen. Die zur
Berechnung der Trajektorien benötigten meteorologischen Daten zu sammeln, gehört zu den Aufgaben der Wettersoldaten
der Artillerie. Ein Besuch in Bière, wo die Wettersoldaten in der Handhabung der Funkpeilungsgeräte (Ortung einer elektro­
magnetischen Sonde) geschult werden.
Laurent Wolf, Kommunikation Heer
Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite
und der Himmel ist wolkenlos. «Die Messungen, die wir jetzt vornehmen, sollten für die
kommenden vier Stunden verlässlich sein.
Bei instabiler Wetterlage kann sich die Vorhersage auf eine Stunde beschränken», erklärt Leutnant Vincent Nardella, Zugführer.
Nach einem Aufstieg von einigen Minuten
und auf einer Höhe von 5000 Metern ist der
Ballon, an welchem an einer 30 Meter langen
Schnur eine Sonde befestigt ist, noch von blossem Auge zu sehen. «Der Wetterballon kann
bis zu 16 Kilometer hochsteigen und dort
Messungen vornehmen. Diese Höhe wird
nach rund 45 Minuten Aufstieg erreicht.»
Horizontal legt er bis zu 100 Kilometer zurück. Das System erfasst und berechnet verschiedene Daten (Schnelligkeit und Richtung
des Windes, Temperatur und Luftdruck),
die es mittels Funksignal einer Antenne am
Boden übermittelt. Die Kontrollkonsole trägt
diese Daten zusammen und erstellt einen
Wetterbericht.
von einer bis vier Stunden durch. Die Daten
werden anschliessend in ballistische Berechnungen integriert. Im Gelände kann dank
der mitgeführten Logistik (Geräte, Verpflegung und Treibstoff) eine Autonomie von
höchstens 15 Tage gewährleistet werden. Die
Datenübermittlung an die Feuerleitung erfolgt mittels drei Kanälen. «Falls das System
INTAFF (Integriertes Artillerie Führungsund Feuerleitsystem) oder die Funkverbindungen unbrauchbar gemacht würden, bleibt
uns der Motorradfahrer des Zuges, der in
der Lage ist, die handgeschriebenen Daten
zu überbringen», führt Stabsadjudant Jörg
Bienz, Leiter Bereich FDV und Wet Art beim
Kommando des Artillerieausbildungszentrums (CIA) aus. «Die Messgeräte wurden
Ende der 80er-Jahre beschafft und mehrmals
verbessert, das letzte Mal im Jahr 2010. Die
Möglichkeit einer Ersetzung wird zurzeit
geprüft.»
Funkpeilausrüstung
Eine mobile und selbstständige Einheit
Pro Brigade gibt es drei Wetterzüge. Bei
Einsätzen ist ein Zug von 17 Angehörigen
der Armee im Umkreis von vier Kilometern
aktiv. Sie führen Messungen im Intervall
Zwei Soldaten bereiten den Wetterballon
für eine Datenerhebung vor.
Die meteorologische Sonde
Um die Ergebnisse der Erhebung nicht zu verfälschen, wird die 280 Gramm schwere Sonde bei einer konstanten Temperatur von 20°C
aufbewahrt. Dank einer kleinen Funkantenne
übermittelt sie die Daten zum Boden. Auf der
Schutzhülle steht die Empfängeradresse, falls
eine Sonde gefunden werden sollte, aber Retouren sind sehr selten.
Die Meteosonde in der Schutzhülle
aus Styropor.
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LVb G/Rttg
Brückenbauer
Pontoniere an der Arbeit auf
der Schwimmbrücke 95
Eine Stunde, um eine 100 Meter lange Brücke zu bauen. Das ist die Zeit, welche das Pontonierbataillon 26 im Wiederholungskurs zum Bauen einer Schwimmbrücke 95 benötigt, die der Truppe erlaubt, von einem Ufer zum anderen zu gelangen.
Wir haben die Brückenbauer anlässlich einer Vorführung am Ufer der Aare getroffen.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Wir treffen ein, als sich die Truppe emsig ans Werk macht. Ein Fahrzeug, mit einem Warnlicht eröffnet die Fahrt des Konvois. «Die Module der Schwimmbrücke 95 sind 3,6 Meter breit, sie sind bei jeder
Bewegung im Strassenverkehr zu begleiten», erklärt der Einsatzleiter Major Oliver Füllemann. Die zwei ersten Module treffen ein.
Drei Soldaten springen aus den Fahrzeugen, um den Bau vorzubereiten. Zwei Männer kümmern sich um die Motoren, während ein
weiterer seinen Kameraden Anweisungen gibt. «Ein Modul steht in
rund zehn Minuten bereit. Die Arbeit eines Pontoniers ist körperlich nicht mehr so anstrengend wie früher. Die schwerste Last, die
ein Soldat heute zu tragen hat, ist ein Kanister von 20 Litern», betont
­Oliver Füllemann. Sind die zwei Module im Wasser, werden sie miteinander verbunden. Die erste Rampe trifft gleichzeitig mit dem dritten Modul ein. «Man kann eine Rampe aufgrund des Gewichts nur
auf einem Modul befestigen, das aus drei Komponenten besteht, damit das Gleichgewicht stimmt.»
Bevor der Bau der Brücke überhaupt beginnen konnte, mussten die Pontoniere das Flussprofil analysieren und die Strömung, die
Wassertiefe sowie die Distanzen messen. «Flussaufwärts und -abwärts sind zwei Boote stationiert, um zu verhindern, dass Schwimmende sich den Modulen nähern», präzisiert Major Füllemann. «Die
Nachwuchs an Pontonieren
Die Armee bietet eine Reihe von vordienstlichen Ausbildungen an. Einige
dienen der grundsätzlichen Vorbereitung auf die Rekrutenschule. Andere
müssen absolviert werden, um für gewisse Funktionen wie zum Beispiel
Pontonier, Rammpontonier oder Bootschütze rekrutiert zu werden. Die
Pontonierkurse werden durch die 41 Sektionen des Schweizerischen Pontonier-Sportverbandes (SPSV) und die 30 Vereine des Schweizer Wasserfahrverbandes (SWV) durchgeführt.
Ziel der Pontonierkurse ist es, den Nachwuchs an Pontonieren für die
­Genietruppen sicherzustellen. Die Teilnehmenden erhalten in diesen Kursen eine fundierte Grundausbildung, damit sie ein Boot manuell oder mit
Aussenbordmotor führen können. Als zukünftige Pontoniere sind sie in
der Lage, ein Boot sowohl in fliessenden als auch in stehenden Gewässern sicher zu steuern.
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Sicherheit geht vor. Fällt jemand ins Wasser, müssen die Rettungskräfte schnell reagieren können, auch wenn alle eine Rettungsweste tragen. Am Ufer steht ebenfalls jemand, der mit einem Notsignal
ausgerüstet ist.»
Ein Eagle stiftet Unruhe
Die Komponenten der Brücke sind auf dem Wasser, nun werden sie
zusammengefügt. «Wir montieren sie nicht direkt; je mehr Zeit wir
auf dem Wasser verbringen, desto grösser ist die Wahrscheinlichkeit, dass man uns entdeckt», erklärt Oliver Füllemann. Wenn alles
montiert ist, überquert ein Lastwagen zur Kontrolle die Brücke. Danach verlassen alle Männer die Brücke. «Wenn ein Element wie dieses
gebaut wird, weiss jede Person genau was sie machen muss», betont
­Major Füllemann. «Wir versuchen immer, dieselben Teams beizubehalten, damit sie lernen, miteinander zu arbeiten.»
Ein neues Szenario, das gerade per Funk übertragen wurde,
kommt zur ursprünglichen Aufgabe hinzu: Drei Eagle der Aufklärungstruppe des Pontonierbataillon 26 werden die Brücke benutzen
und eine Panne simulieren. Die Pontoniere müssen die Fahrzeuge
so schnell wie möglich abschleppen. «Wir sind in der Lage, alle Radfahrzeuge der Armee abzuschleppen. Bei Raupenfahrzeugen wie dem
Panzer Leopard müssen jedoch die Panzereinheiten geeignete Mittel
zur Verfügung stellen.»
LVb G/Rttg
Armee birgt deutsches Polizeiauto aus dem Rhein
einer Schwimmbrücke 95 installiert war, konnte das durch die deutschen Taucher mittels Luftkissen angehobene Fahrzeug schliesslich
problemlos aus dem Wasser bergen. «Die Zusammenarbeit mit den
Tauchern der deutschen Polizei war sehr gut. Die Aufgabe der Taucher war es, das Auto anzuheben und unsere Aufgabe, es aus dem
Wasser zu holen und an Land zu bringen», erklärt Stabsadjutant
­Patrik Wendel. Am Ufer wurde das arg beschädigte Fahrzeug den
deutschen Polizeikräften zur Entsorgung übergeben.
Nachdem das Fahrzeug mittels Luftkissen angehoben wurde, kann
es der Bagger aus dem Wasser bergen.
Das arg beschädigte Fahrzeug wurde den deutschen Polizeikräften
zur Entsorgung übergeben.
Bilder: Pontonierbataillon 26
In der Woche unseres Besuchs hat das Pontonierbataillon 26 einen
nicht alltäglichen Einsatz durchgeführt. Gemeinsam mit Tauchern
der deutschen Polizei haben rund 50 Angehörige dieses Bataillons
ein deutsches Polizeiauto bei Mumpf (AG) aus dem Rhein geborgen.
Das Polizeiauto war vor rund zwei Jahren bei Bad Säckingen in
Deutschland aufgrund unglücklicher Umstände im Rhein versunken.
Es konnte damals trotz intensiver Suchanstrengungen nicht wiedergefunden werden – ein Kunststück, das nun einem Schweizer Hobbytaucher gelungen ist. Ein 21-Tonnen-Bagger der Armee, der auf
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13
LVb Log
Einsatzwoche für Militärarzt OS und Spital Rekrutenschule 41
Ein Altersheim wird evakuiert
Ein Erdrutsch in der Region Chardonne (VD) hat zu einem allgemeinen Stromausfall im Pflegeheim «Maison du Pèlerin»
geführt. Mehrere Patienten mussten in andere Spitäler in Sicherheit gebracht werden, andere in eine improvisierte
Pflegestation, die von der Spital Rekrutenschule 41 Moudon eingerichtet und betrieben wurde. Ein Augenschein nach
zwei Übungstagen.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Die Übung «SANDY» war zweigeteilt. In
der ersten Phase übernahm die Militärarzt
Offiziersschule in Zusammenarbeit mit
den Blaulichtorganisationen der Riviera
die Triage der Verletzten im Maison du
Pèlerin. In der zweiten Phase kamen die
Angehörigen der Spital Rekrutenschule
41 zum Zug. Da ein Teil des Pf legeheims
durch den Erdrutsch nicht mehr benutzt
werden konnte, musste die Rekrutenschule
im Mehrzwecksaal von Jongny (VD) eine
improvisierte Pflegestation für zehn Heimbewohner auf bauen und drei Tage lang betreiben. «Die Zusammenarbeit verlief reibungslos und entsprach weitgehend dem,
was wir auch in der Wirklichkeit hätten
antreffen können», erläutert Wachtmeister
Gilbert Ferrari, Ansprechpartner für die
Nachbarschaft bei der Police ­R iviera. «Wir
waren sehr beeindruckt, wie schnell die
Armee arbeitete. Die Truppe war aufmerksam, ernsthaft und erledigte alles rasch
und korrekt.»
Ein Blick in die improvisierte Pf legestation: Die Frühschicht ist seit 6.30 Uhr
im Einsatz und kümmert sich um die Bewohnerinnen und Bewohner. Die Teams
sind aus Angehörigen der Rekrutenschule
Ausbildung zur Rotkreuz-Pflegehilfskraft
Am Ende der Rekrutenschule erhalten die
­Spitalsoldaten nach bestandener Prüfung ein
­Diplom als Rotkreuz-Pflegehilfskraft. Diese
­Zivilausbildung richtet sich an Personen, die
eine Berufslaufbahn in der Pflege einschlagen
oder Angehörige zu Hause oder in einer Einrichtung pflegen möchten. Die Teilnehmer bekommen Grundkenntnisse, Handgriffe und
auch die notwendige Einstellung vermittelt,
um ältere oder behinderte Menschen angemessen pflegen zu können – sei es im Alltag,
in Krisensituationen oder am Lebensende.
14 armee.ch Heer 2 / 15
LVb Log
und aus Pf legekräften des Roten Kreuzes
zusammengesetzt und wechseln sich Tag
und Nacht ab, damit die Bewohner rund
die Uhr betreut sind. «Die Soldaten zeigen
ein vorbildliches Verhalten, sobald sie mit
den Patienten zusammentreffen. Sie sind
verantwortungsvoll, respektvoll und halten die Anweisungen genau ein», betont
Hauptadjutant Daniel Hubacher während
des Rundgangs. Nun stehen Morgentoilette
und Arztvisite an. «Ein Arzt des Roten
Kreuzes ist rund um die Uhr in Bereitschaft
und übernimmt die Tagesvisiten», ergänzt
Hubacher. «Die Rekruten müssen dem Arzt
regelmässig die Krankenakten vorlegen.
Hier halten sie ihre Beobachtungen für
die Kolleginnen und Kollegen der nachfolgenden Schicht fest.» Im Hintergrund
kümmern sich das Technik- und das Labor­
team des Roten Kreuzes um Labortests,
Hygiene sowie Reinigung und kleinere
Reparaturen. Sie achten darauf, dass es
niemandem an etwas fehlt.
Das Glück, unter Realbedingungen
üben zu können
Die älteren Herrschaften in der improvisierten Pf legestation werden rund um die
Uhr von einem Angehörigen der Armee
betreut. «Leider verstehen sie nicht immer
so genau, was man ihnen sagt, aber sie
geben sich grosse Mühe», f lüstert uns eine
Patientin ins Ohr, als sie mithilfe eines
Pf legers ihren Strumpf überstreift. Dann
setzt sie ein schelmisches Lächeln auf:
«Man tut ja alles, um uns zu helfen – aber
ich verstehe nicht ganz, warum er mir eine
Salbe auf bringt, wo mir doch überhaupt
nichts weh tut. Vielleicht denkt er sich,
vorbeugen ist besser als heilen.» Bei der
Nachmittagsvisite zeigt sich die Leiterin
des Pf legeheims «Maison du Pèlerin» sehr
angetan. «Das ist eine schöne Gelegenheit,
so eng mit unseren Partnern zusammenzuarbeiten. Ein solches Angebot der Armee
kann man nicht ablehnen – diese Übung
verschafft uns und unseren Heimbewohnern ein gutes Gefühl der Sicherheit.»
Am Nachmittag treffen wir auch Divisionär Andreas Stettbacher, Oberfeldarzt
der Armee. «Dies ist natürlich eine aussergewöhnliche Situation, dass eine Rekrutenschule unter Realbedingungen üben
kann», erläutert er. «Der Arzt des Roten
Kreuzes hat mir gerade bestätigt, dass das
Engagement der Soldaten, die in diesem
Bereich normalerweise nicht eingesetzt
werden, hervorragend ist.» Für den Leiter
der Übung, Oberst Olivier Lichtensteiger,
ist die Übung ein Erfolg: «Sanitätsoffiziere,
Kader und Soldaten der Spitalschule 41
haben beste Arbeit geleistet und einmal
mehr gezeigt, dass unsere Milizarmee für
Fälle höherer Gewalt gerüstet ist.»
Eine für die Zukunft bestens gerüstete
Rekrutenschule
Nach dem Frühstück treffen in der improvisierten Pflegestation fünf Überraschungsgäste ein – Bewohner des Pflegeheims
«Maison du Pèlerin», die einmal bei ihren
Freunden vorbeischauen. Die Rekruten sorgen rasch für Sitzgelegenheiten. «In einer
solchen Situation zeige ich den Gästen, wo
sie sich setzen können, und biete ihnen etwas
zu trinken an», erläutert der Gruppenchef,
Wachtmeister David Messerli. «In einer
improvisierten Station ist natürlich alles
etwas komplizierter. Wir bemühen uns, den
Gästen wenigstens ein bisschen Komfort
zu bieten. Für sie ist es nicht einfach, aus
einem Privatzimmer in einen Gymnastiksaal zu wechseln, wo man den Nachbarn
schnarchen hört.» Soldat Reto Wyler kehrt
von der Morgentoilette seines Patienten
zurück. Wir fragen ihn nach den Beweggründen für seine militärische Laufbahn.
«Ich wollte etwas Nützliches tun. Deshalb
habe ich mich für die Pflege entschieden.
Hier habe ich den Eindruck, den Menschen
wirklich helfen zu können. Ich bin eigentlich Schreiner von Beruf. Nach der Armee
will ich Psychologie studieren.» Fachlehrer
Cédric Razanadravany ergänzt: «Bei dieser
Übung unter Realbedingungen lernen die
Jungen die Ausbildung an der Rekrutenschule richtig zu schätzen. Wir erleben es
immer öfter, dass junge Menschen ohne
Ausbildung zur Armee kommen. Während
der vier Wochen Praktikum, die sie während
der Rekrutenschule in einer Einrichtung
absolvieren dürfen, knüpfen sie wichtige
Kontakte und finden teilweise sogar einen
Platz für ihre weitere berufliche Laufbahn.»
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Komp Zen Mil Musik
Swiss Military Small Band
Grosser Erfolg in Südosteuropa
Vom 23. Juli bis 3. August 2015 begeisterte die Swiss Military Small Band in Griechenland, Kroatien, Bosnien-Herzegowina,
Serbien und Kosovo die Auslandschweizer- und Schweizerinnen, aber auch Einheimische und Touristen mit ihrem musikalischen Können.
Christine Hartmann, Kompetenzzentrum Militärmusik
Anlässlich des Schweizer Nationalfeiertages haben die Schweizer Botschafter in den verschiedenen Ländern die Mitglieder der Schweizer
Gemeinden und Gäste aus Wirtschaft und Politik eingeladen, um gemeinsam den 1. August zu feiern. Die Swiss Military Small Band, unter der musikalischen Leitung von Oberleutnant Enrico Calzaferri,
hat an den Botschaftsempfängen ein abwechslungsreiches Unterhaltungsprogramm bestehend aus Liedern, Folklore und traditionellen
Musikstücken aus der Schweiz zum Besten gegeben. Korpskommandant André Blattmann, Chef der Armee, nahm am Empfang in
­Belgrad teil und war begeistert von den Militärmusikern. «Ich freue
mich sehr, Sie hier in Belgrad im Einsatz für die Schweiz zu hören und
ich bin stolz auf Sie. Es ist immer wieder schön zu sehen, was unsere ­Miliz leisten kann.» Die Military Small Band pflegte während der
Tournee auch den Kontakt zu anderen Militärorchestern, mit denen
zusammen sie in den Städten das Publikum begeisterten.
Kultur, Land und Leute
Die Musiker sind sich einig: der Auftritt an der Riviera in Split
unter Palmen am Meer mit dem grossen Publikum war für sie
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am eindrücklichsten. Zwischen den Auftritten in den Botschaften und den Platzkonzerten in den verschiedenen Städten, hatte die Band aber auch Zeit, etwas Kultur, Land und Leute zu sehen und zu erleben.
Die Band konnte vom grossen Wissen der Botschafter und Verteidigungsattachés profitieren, die die Formation streckenweise im
Car oder in den Städten begleitet haben. Die Fahrer haben mit dem
Militärmusikcar über 4000 Kilometer zurück gelegt. Die holprigen Strassen, der Verkehr und die administrativen Hürden an den
­Grenzen konnten die beiden routinierten Fahrer dank ihrer grossen
Auslanderfahrung mit viel Gelassenheit meistern.
Zum Abschluss der Tournee durfte die Band am 1. August die
Feierlichkeiten der Swisscoy im KFOR Hauptquartier in Pristina
musikalisch begleiten. Brigadier Peter Wanner, Chef Internationale Beziehungen Verteidigung, überbrachte die Grussworte aus der
Schweiz. «Im Namen der Armeeführung danke ich Ihnen ganz herzlich für Ihre Leistung und Ihren Einsatz hier im Kosovo.»
→→ Weitere Informationen (Detailberichte zu den einzelnen Tagen):
www.militaermusik.ch und www.facebook.com/militaermusik.ch
Komp Zen Mil Musik
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Armeetiere
Ein Novum in der Schweizer Armee
Die ersten Hunde aus Schweizer Zucht
sind im November eingerückt
Seit Januar 2014 steht fest, dass die Diensthunde der Schweizer Armee ausschliesslich aus Schweizer Zucht stammen
sollen. Seit diesem Herbst sind acht junge Schweizer Hunde im Kompetenzzentrum Veterinärdienst und Armeetiere im
Sand (BE). Wir haben Adj Uof David Huber während einigen vorgängigen Besuchen bei Züchtern begleitet.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
Foxx heisst der Hund, der die Leistungsvereinbarung zwischen Züchtern und der
Armee erfüllt. Der Deutsche Schäferhund
stammt aus der Zucht Firecatcher in Freidorf,
TG. Rose-Marie Hasler, die Züchterin, hat
Foxx von Anfang an vorbereitet, damit er
die Prüfungen des Kompetenzzentrums für
Veterinärdienst und Armeetiere bestehen
konnte. Bei unserem ersten Besuch ist Foxx
noch nicht einmal ein Jahr alt. Aber er kennt
Adj Uof David Huber, Chef Bereich Hundeausbildung bereits. «Ein grosser Vorteil
dieser neuen Leistungsvereinbarung ist, dass
wir die Hunde bereits als Welpen kennen. Dadurch ist es für uns rasch ersichtlich, welche
Fortschritte sie machen oder ob etwas nicht
richtig läuft.» Heute wird während des Spielens genau beobachtet, was für Fortschritte
Foxx seit dem letzten Besuch gemacht hat.
Einen Hund gezielt zum Diensthund für
die Armee aufzuziehen, ist kein leichtes
Unterfangen. Deshalb werden die Züchter
von ehemaligen Hundeführern unterstützt.
«Die Ausbildung der Schweizer Hunde ist
genau auf unsere Bedürfnisse ausgerichtet,
nicht mehr und nicht weniger. Ziel ist es, dass
der Hund ausgeruht bei uns ankommt. Bei
Ankäufen aus Frankreich haben wir oft festgestellt, dass die Hunde vorher zu viel Zeit auf
Sportplätzen verbracth haben», erklärt David
Huber. «Heute können wir sofort reagieren,
wenn wir ein Problem kommen sehen.»
Praktische Tests im Gelände
Für unseren zweiten Besuch mit Adj Uof
Huber müssen wir nicht die ganze Schweiz
durchqueren. Wir treffen die Züchterin
und Foxx zusammen mit einem anderen
Züchter und dessen vier Hunden im Sand.
«Im Alter von ungefähr einem Jahr zeigen
Während seinen monatlichen Besuchen prüft David Huber das Verhalten und die
Fortschritte des Hundes.
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sich Krankheiten oder Hüftprobleme wie
Dysplasie bereits. Der beigezogene Tierarzt
unseres Kompetenzzentrums führt die
notwendigen Tests durch. Wir begleiten
die Züchter zum radiologischen Zentrum,
wo Röntgenaufnahmen des Beckenbereichs
gemacht werden», bemerkt David Huber.
«Hüftgelenksdysplasie ist bei Deutschen
Schäferhunden ein oft vorkommendes erbliches Problem. Wir können das Risiko nicht
eingehen, dass einer unserer Hunde davon
betroffen ist. Sollte dies jedoch der Fall sein
oder ein anderes Problem ersichtlich sein,
wird der Vertrag mit dem Züchter hinfällig
und dieser hat dann die Möglichkeit, den
betreffenden Hund in einer Familie unterzubringen.»
Nach der tierärztlichen Routineuntersuchung werden die Hunde auf das
Übungsgelände gebracht. Dort prüfen David
Huber und Fachlehrer Mario Tschudi die
Adj Uof Huber prüft ebenfalls das Beissverhalten des
Hundes, welches bei Schutzhunden wichtig ist.
Armeetiere
Fragen an Oberst Jürg Liechti, Kommandant
Kompetenz­zentrum Veterinärdienst und Armeetiere
Künftig sollen die Diensthunde der Armee
ausschliesslich aus Schweizer Zucht stam­
men. Wie denken Sie über diese Neuerung?
Eignung der Hunde im Gelände. Im Beisein
des Hundeführers muss sich ein Tier nach
dem andern in Trümmern und über Gitter
bewegen, um sich an solche Hindernisse zu
gewöhnen. «Rettungshunde müssen sich auf
solchen Trümmerplätzen zurecht finden
und Hilfe leisten können», erläutert David
Huber, ohne dabei den jungen Deutschen
Schäferhund aus den Augen zu lassen, der
sich zaghaft fortbewegt. «Bereits bei jungen
Hunden ist die Neigung zum Rettungs- oder
Schutzhund ersichtlich. Diese Tests zeigen
uns, in welcher Richtung ihre Fähigkeiten
ausgeprägter sind». Anschliessend müssen
die Tiere ihren Gehorsam beweisen. «Sitz»,
«Platz», «bei Fuss», «Such» und Hindernisse
überqueren; alle Befehle müssen sitzen, bevor
mit dem Beisstest begonnen wird. «Bei der
Ausführung dieser Grundbefehle sehen wir,
ob ein Hund spielt, gehorcht oder Befehle eher
zögernd ausführt. Bei jedem Treffen wird alles
im Notizbuch des Hundes eingetragen und
wir können so seine Entwicklung verfolgen.
Gewisse Hunde sind zu forsch, um sie einem
Rekruten anvertrauen zu können und wir
müssen sie einem Berufsmilitär zuteilen.»
Wir sind von dieser Idee begeistert und
überzeugt. Diese Entwicklung gibt uns
die Möglichkeit, nachhaltig für die Armee
geeignete Hunde züchten zu lassen und
anschliessend zu übernehmen.
Die erste Vereinbarung mit einer Schweizer
Züchterin wurde im September 2014
unterschrieben. Sind die Züchter zufrieden?
Die Rückmeldung der Züchter fällt sehr positiv aus. Sie sind erfreut, dass wir an ihren
Hunden Interesse haben. Zurzeit befindet
sich das Projekt CH-Zucht noch in der Pilotphase, weshalb sich einige Züchter noch
nicht überwinden können, die Aufzuchtarbeit, welche doch deutlich länger dauert
als wenn sie die Welpen mit neun Wochen
abgeben können, auf sich zu nehmen. Doch
die Mund zu Mund-Propaganda greift und
es interessieren sich immer mehr Züchter
für eine Zusammenarbeit.
Was denken Sie sind die Vorteile und was die Nachteile bei diesem Vorgehen?
Die Vorteile sind vielfältig. Meine Mitarbeiter kennen die Hunde von Welpe auf. Sie können
ihre Aufzucht, Sozialisation und die Vorbereitungen im Arbeitsbereich direkt beeinflussen.
Dadurch werden die Hunde gezielter auf unsere Bedürfnisse vorbereitet sein. Ausserdem
können wir Hunde, die psychisch und physisch nicht unseren Anforderungen entsprechen,
rechtzeitig selektionieren. Hingegen werden wir Hunde die in ihrem Ausbildungsstand
noch weniger gefestigt sind erhalten. Dies im Gegensatz zu den älteren Hunden, welche
bisher angekauft wurden.
Gibt es Vorteile hinsichtlich Arbeit der Mitarbeitenden des Kompetenzzentrums für
Veterinärdienst und Armeetiere?
Das Projekt bedeutet am Anfang einen deutlichen Mehraufwand, jedoch auch eine nachhaltige Investition.
Ende Jahr sind acht Schweizer Hunde im Kompetenzzentrum eingetroffen, was heisst
das für Sie?
Das bedeutet eine erste Ernte unserer Arbeit. Diese Hunde waren erst der Beginn einer
langfristigen Umstellung unserer Hundebeschaffung.
Wie sehen Sie die Zukunft betreffend Schweizer Hunde? Wie lange wird es dauern zur ersten
kompletten «Schweizer» Rekrutenschule?
Das Ziel, dass wir in absehbarer Zeit mit Schweizer Hunden unseren Bedarf abdecken,
ist klar gegeben. Neben der neu aufgebauten Zusammenarbeit mit den Züchtern wird in
nächster Zeit das Projekt durch Zusammenarbeiten mit externen Paten erweitert. Diese
Paten übernehmen die Welpen in unserem Auftrag und arbeiten mit ihnen bis sie 18 Monate
alt sind. Dadurch können wir auch Hunde von Züchtern ankaufen, die nicht in der Lage
sind, die Welpen bis zum 18. Lebensmonat zu Hause zu behalten.
Mit diesen beiden Wegen – Züchter und Paten – sollten wir in der Lage sein, bis zum Ende
des Jahrzehnts umgestellt zu haben. Das Projekt hat noch viele Ausbauvarianten, welche
nach und nach geprüft werden. Die Vernetzung der verschiedenen Partner wird uns viele
positive Nebeneffekte einbringen. Da können wir gespannt in die Zukunft schauen.
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19
Armeetiere
Ein Tag mit dem Veterinärzug RS 57/1-15
Operationen im Freien oder
in der mobilen Tierklinik
Abgelegen in den Bergen des Sustenpasses haben die Veterinärsoldaten eine besondere Aufgabe erhalten: Sie mussten eine
mobile Tierklinik für Operationen mehrerer Hunde und Pferde aufstellen. Wir durften sie einen Tag begleiten, um Einblick in
ihren Arbeitsalltag mit den Tieren zu erhalten.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer und
Nicole Bächli, Kommunikation VBS
Der Tierarzt operiert den Hund mit Hilfe des Veterinärsoldaten, welcher ihm die Instrumente reicht.
Veterinärdienst – vier Porträts
Leutnant Lorena Branchina
Soldat Janis Jülke
Zugführer, 22 Jahre, Sargans SG
Veterinärsoldat, 20 Jahre, Luzern
Lorena Branchina ist auf dem Weg zum
Berufsoffizier. An einem Informationstag der ETH Zürich wurde sie auf diesen Beruf aufmerksam. «Eine Woche
nach der Matura rückte ich 2012 in die
Rekrutenschule (RS) ein. Da ich reite,
entschied ich mich für den Train», so
­Branchina. Für die laufende RS ist sie
wegen eines Personalengpasses als Zugführer zum Veterinärdienst gelangt, wo
sie ihre wertvollen Kompetenzen aus dem Train einbringen kann.
Branchina arbeitet als Zeitmilitär. 2017 will sie an die Militärakademie an der ETH und diese mit dem Bachelor in Staatswissenschaften abschliessen.
20 armee.ch Heer 2 / 15
«Seit dem RS-Beginn habe ich 15 Kilogramm abgenommen.» Janis Jülke lacht:
«Am Essen gibt es nichts auszusetzen
– wir sind viel draussen und bewegen
uns.» Er absolviert die RS beim Veterinärdienst, weil er gerne mit Tieren arbeitet. Seine Familie hat einen Hund, zu
dem alle gemeinsam schauen. Beim Veterinärdienst müsse mehr Verantwortung für die Tiere übernommen werden,
Grundsätze wie «zuerst das Tier, dann der Mensch» würden konsequent gelebt, so Jülke. Während Jülke im Militär auch einmal bei
Operationen assistieren kann, arbeitet er im zivilen Leben seit der
Wirtschaftsmittelschule bei einer Bank.
Armeetiere
Bei unserer Ankunft steht die mobile Klinik
bereits und die Soldaten bereiten den ersten
Eingriff vor. Die Arbeit der Veterinärsoldaten
besteht darin, sich vor und während einer
Operation um die Tiere zu kümmern. Operiert werden die Tiere von einem Tierarzt.
«Der Fachbereich Veterinärdienst bietet viele
verschiedene Aufgaben für die Rekruten. Sie
dürfen die Tiere pflegen, den Tierarzt vor und
während der Operation unterstützen sowie
bei der Bekämpfung von Tierseuchen eingesetzt werden», erklärt Adjutant Unteroffizier
Christian Knitsch, Fachausbildner Veterinär.
«Bei uns sind viele Studierende, aber auch viele
Handwerker eingeteilt. Als Veterinärsoldat
muss man wissen, wie man sich um Hunde
kümmert, wie man einen Verband anlegt,
aber auch wie man ein Zelt aufstellt oder ein
unruhig gewordenes Pferd kontrolliert.»
Der erste Hund wird auf den Vorbereitungstisch gebracht, wo er anästhesiert
wird. Der Tierarzt muss den Hund intubieren, um die Narkose zu kontrollieren und
die Vitalzeichen während der Operation zu
überwachen. Danach wird er in die mobile
Tierklinik gebracht, wo die Operation durchgeführt wird. Heute werden vier Personen
benötigt. Der Tierarzt führt eine Kastration
durch, ein Soldat reicht die Instrumente, ein
anderer Tierarzt kontrolliert die Vitalzeichen
und ein zweiter Soldat bereitet das nötige Material vor. «Das Ziel dieser Übung ist nicht,
die lokalen Tierärzte zu konkurrenzieren,
sondern dem Veterinärzug im Rahmen der
Verbandsausbildung die Möglichkeit geben
den Betrieb der mobilen Tierklinik zu üben»,
erklärt Christian Knitsch. Ralph Lutz, Leiter
des Veterinärdienstes des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere, fügt
hinzu: «Wir führen die Kastrationen mithilfe
der Veterinärsoldaten durch, weil es sich um
planbare Routineoperationen handelt. In
einem Einsatz müssen sie die Notfallversorgung und Behandlung der Tiere sicherstellen.» Der Eingriff ist bald zu Ende und die
Wunde wird zugenäht. Während der Hund
langsam unter dem warmen Licht der Lampe
aufwacht, überwacht ein Veterinärsoldat seine Vitalzeichen weiterhin aufmerksam. Ein
weiterer Soldat desinfiziert die verwendeten
Instrumente vor der nächsten Operation.
Nun ist die Zeit gekommen, das Pferd zu
holen, dass im Freien kastriert werden muss.
Nachdem es eine erste Dosis Sedierung erhalten hat, wird es an den Eingriffsort gebracht.
«Diese Operation wird anders durchgeführt,
die Wunde des Pferdes wird offen gelassen,
und die sekundäre Wundheilung angestrebt.
Der Hengst erhält Schmerzmittel, um zu ver-
meiden, dass er leidet», betont Hauptmann
Ralph Lutz. Ein Veterinärsoldat verabreicht
die zweite Dosis Sedierung und die Narkose
(siehe Foto). Sobald das Pferd auf der Seite
liegt, wird ihm ein Tuch über die Augen
gelegt und Gehörschutz angebracht, damit
es ruhig bleibt. «Die Tiere reagieren nicht
alle gleich auf diese Substanzen. Unser Kredo
lautet, die Operation so kurz wie möglich,
aber so lange wie nötig zu halten», erläutert
Ralph Lutz. Ist der Eingriff zu Ende, wird
gewartet bis das Pferd alleine aufsteht, ohne
es aus den Augen zu lassen. Danach wird es
in die Box zu seinem Kameraden geführt. Es
wird regelmässig spazieren geführt, damit
die Wunde nicht verklebt und es nach einigen Tagen wieder auf die Freiberger Weiden
kann.
Der Veterinärsoldat verabreicht dem Pferd die Narkose unter Aufsicht von Hauptmann Ralph
Lutz, Leiter des Veterinärdienstes des Kompetenzzentrums Veterinärdienst und Armeetiere.
Wachtmeister Kevin Salathé
Leutnant Brice Donati
Gruppenführer, 22 Jahre, Basel
Veterinärarztoffizier, 25 Jahre,
Porza TI
«Als Automechaniker arbeite ich mit ‹leblosen› Dingen drinnen in der Werkstatt
– die RS beim Veterinärdienst ist eine
schöne Abwechslung zum Arbeitsalltag.»
Kevin Salathé schätzt, dass man gelegentlich ein Pferd streicheln oder mit einem
Hund spazieren gehen kann. «Zudem
lernt man viel, das auch privat im Umgang mit Tieren hilfreich ist.» Salathé begann die RS als Betriebssoldat. Da ihn
der Veterinärdienst, der im selben Zug angesiedelt ist, zunehmend interessierte, hat er nach rund einem Monat gewechselt. Nun als Wachtmeister beim Veterinärdienst konnte er sogar das Reitbrevet erlangen.
Eine Soldatin hat soeben Brice D
­ onati
um Rat gefragt, weil sie Mühe hat, bei
einem frisch kastrierten Pferd die Temperatur zu messen. «Es ist schön, das
Wissen und die Freude an Tieren weitergeben zu können.» Neben kleineren
Operationen besteht sein Alltag im Militär vor allem aus Kurzuntersuchungen.
Während der RS nach seinem Tiermedizinstudium hat Donati den Vorschlag zum Veterinärarztoffizier erhalten. Seit Mai ist die Offiziersschule abgeschlossen. Nach dem Abverdienen wird er seine Doktorarbeit fertigstellen.
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21
Sport
Julie Zogg
«Ich freue mich!»
Die 23-jährige Snowboarderin Julie Zogg hat am 10. Juli
die Spitzensport-RS des Kompetenzzentrums Sport
der Armee in Magglingen erfolgreich beendet.
Sie betreibt ihren Sport seit dem Jahr 2000 und
hat 2012 ihre Ausbildung als Polymechanikerin
abgeschlossen. Am 1. August 2015 hat sie ihre Stelle als neue
Zeitmilitär-Spitzensportlerin der Schweizer Armee angetreten.
Wir haben Julie Zogg an ihrem letzten RS-Tag in Magglingen
getroffen.
Kirsten Hammerich, Kommunikation Heer
Weshalb wollten Sie Zeit­mi­li­
tär-Spitzensportlerin werden?
Frau Zogg, Sie haben letzten Sommer Ihre Stelle als Zeitmilitär-Spitzen­
sportlerin bei der Armee angetreten. Kam der Entschluss, sich um diese
Stelle zu bewerben, spontan oder war dieser «von langer Hand geplant»?
Ich habe mich schon früh dazu entschlossen, die Spitzensportler-RS
zu absolvieren und habe intensiv darauf hingearbeitet, als Rekrut
angenommen zu werden. Der Wunsch, Zeitmilitär-Spitzensportlerin
zu werden, ist ebenfalls schon früh gereift. In Gesprächen mit meiner
Teamkollegin Patrizia Kummer (ebenfalls ZM-Spitzensportlerin,
Anm der Redaktion) hat sich dieser Wunsch noch vergrössert. Als
sich dann die Gelegenheit für eine Bewerbung ergab, weil Martina
Kochers (ZM-Spitzensportlerin Rennrodeln) Vertrag ausläuft, musste
ich zupacken und habe gehofft, dass ich akzeptiert werde. Nun freue
ich mich sehr, dass es geklappt hat.
Als Angestellte der Armee
kann ich in Magglingen
von einer grossen spitzensportspezifischen Unterstützung profitieren. Dazu
gehören Ernährungsberatung, Karriereplanung,
Physiotherapie, Erholungsmassnahmen und weiter
Top-Angebote. Mit dem
nun geregelten Einkommen und der erwähnten
Unterstützung kann ich Julie Zogg
mich hundertprozentig auf
meinen Sport konzentrieren. All dies ist einmalig. Auch die Chance,
mein Ziel – ein Ticket für die Olympischen Winterspiele in Pjöngjang
2018 zu erreichen – rückt mit dieser Anstellung in Reichweite; so hoffe
ich es zu erreichen und arbeite hart daran.
Was erhoffen Sie sich von der Zeit als Angestellte der Armee?
Ich erhoffe mir, dass ich mich voll auf meinen Sport konzentrieren
kann um meine Ziele zu erreichen und ich weiss aus den Gesprächen
mit Patrizia Kummer, dass ich mich auf die Unterstützung der Armee
verlassen kann.
Was ist seit dem 1. August gegangen?
Oberst i Gst René Ahlmann,Kdt Komp Zen Sport A ,Julie Zogg,
Stabsadj Urs Walther, BU Spitzensport, Herr Franz Fischer, Verantwortlicher Spitzensport
22 armee.ch Heer 2 / 15
Nach einer kurzen Pause ging es im August bereits wieder ins
Schneetraining aufs Stilfser Joch bei Bormeo in Italien und
nach Saas Fee und Zermatt. Schon bald danach hat wieder die
Wettkampf-Saison begonnen und ich hoffe, dass ich vorne mitmischen kann.
Sport
Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen
Vier Medaillen für die Sportsoldaten und
Stefan Küng mit Gold in der Einzelverfolgung
Bilder: Steffen Müssiggang, Swiss Cycling
Mit dem Gewinn der Goldmedaille in der Einzelverfolgung setzte Sportsoldat Stefan Küng den guten Schweizer Leistungen
mit total vier Medaillen an den Rad-Bahn-Europameisterschaften in Grenchen die Krone auf. Mit Ausnahme von Schir sind
sie alle Sportsoldaten.
Kurt Henauer, Komm BASPO und
Letizia Paladino, Komm Heer
Je Silber gab es in der olympischen Mannschaftsverfolgung (Küng/Dillier/Pasche/
Schir) und durch Tristan Marguet (im
Scratch); Bronze holte Claudio Imhof im
Punktefahren. Silvan Dillier wurde in der
Einzelverfolgung Siebter; Olivier Beer nach
einer Handverletzung im olympischen Omnium Elfter. Im Madison schaute für Küng/
Schir nur der 11. Rang heraus, das Rennen
lief nie für die Schweizer.
Zweimal Schweizer Rekord
Nach der Silbermedaille in der olympischen
Mannschaftsverfolgung wurde der 21-jährige
Weltmeister Stefan Küng zwei Tage später im
nichtolympischen Einzelwettbewerb in dieser Sparte seiner Favoritenrolle überzeugend
gerecht. Bereits bei seinem Sieg in der Qualifikation hatte er seinen eigenen Schweizer
Rekord von 4 :17,183 Minuten auf 4 :15,678
Sekunden gesenkt. Im Final gegen den Deutschen Domenic Weinstein fuhr der Thurgauer
noch einmal schneller und wurde in 4 :14,992
Minuten gestoppt. Dies ist die siebentbeste
je in der Welt gefahrene Zeit. Kein Wunder,
dass er nachher in der ausverkauften Halle
von «Hühnerhautfeeling» sprach. «Das ist
einfach unglaublich. So ein Erfolg in meinem
Velodrome vor meinem Publikum», so der
neue Europameister. «In der Verfolgung muss
man seinen Körper perfekt spüren. Die Limite
zwischen zu schnell oder zu langsam fahren,
ist sehr eng», sagte Küng, der etwas langsam
gestartet war. «Die letzten drei Runden musste ich kämpfen», beschrieb er das Rennen.
«Aber ich kann noch schneller fahren. Ich
will nicht möglichst schnell der Beste sein,
aber irgendeinmal schon.» Den Weltrekord
hält der Australier Jack Bobridge mit 4:10,534.
Imhof mit Bronze im Punktefahren
Mit dem Sieg im Schlusssprint sicherte sich
Claudio Imhof im über 160 Runden führenden
Punktefahren die Bronzemedaille. So gewann
Imhof nach 2011 (Silber im Madison) die zweite
EM-Medaille in seiner Karriere. «Diese Bronzemedaille ist das absolute Highlight für mich.
Eine internationale Auszeichnung vor dem
Heimpublikum zu gewinnen ist das Grösste.»
Armeechef Blattmann begeistert
Nachdem am Donnerstag Bundesrat Ueli
Maurer dem Schweizer Bahnvierer zur Silbermedaille im Verfolgungswettkampf hatte
gratulieren dürfen, verfolgte am Freitagabend
auch Korpskommandant André Blattmann
die Rennen im Velodrome in Grenchen. Er
nahm an der Siegerehrung für das Punktefahren der Männer teil, an der Sportsoldat
Claudio Imhof die Bronzemedaille entgegen
nehmen durfte. «Die Schweizer Fahrer erfreuen durch ihren Einsatz, ihre Disziplin
und ihren Willen», zeigte sich der Armeechef
begeistert. «Sie sind gute Vorbilder für uns.
Es lohnt sich, dass die Armee sie mit 100
zusätzlichen WK-Tagen pro Jahr unterstützt,
denn sie geben uns auch etwas zurück.»
armee.ch Heer 2 / 15
23
Komp Zen Geb
Gebirgsspezialisten bilden Grenadiere aus
Eine Woche, um sich mit dem Gebirge
vertraut zu machen … und mit den Knoten
Mehrmals im Jahr führen die Gebirgsspezialisten des Kompetenzzentrums Gebirgsdienst der Armee einwöchige Gebirgskurse
für Angehörige der Armee oder Zivilisten durch. Wir haben den Grenadieren aus Isone auf den Höhen von Andermatt einen
Besuch abgestattet. Um zu ihnen zu stossen, mussten wir Regen, Nebel und einigen Höhenmetern trotzen.
Letizia Paladino, Kommunikation Heer
An diesem Morgen empfängt uns in
A ndermatt stockdichter Nebel. Hans
­
­Martin Henny, Berufsunteroffizier, Bergführer und Übungsleiter, erwartet uns
vor der Kaserne, um uns zum Zeltlager
der Grenadiere zu führen. Während einer
Woche bringt die Gebirgsspezialistenabteilung 1 den Grenadieren die Fortbewegung in coupiertem Gelände und einige
24 armee.ch Heer 2 / 15
Klettertechniken bei. Unser Bergführer
erklärt uns: «Sie sind seit Montag rund
um die Uhr draussen. Aber im Moment
sind die Bedingungen noch gut. Wir haben
nur ein wenig Nebel.» Die Sicht während
unserer Aufstiegs zu den Grenadieren ist
schlecht. Aber Hans Martin Henny weiss,
was er tut. Sehr bald schon dringen Stimmen aus dem Nebel zu uns. Wir haben den
ersten Posten gefunden, wo die Rekruten
das Abseilen üben. Auch dabei ist Oberst
i Gst Alexandre Molles, Kommandant des
Ausbildungszentrums Spezialkräfte, der
die Fortschritte seiner Männer mit Freude zur Kenntnis nimmt. «Die Ausbildung
durch die Gebirgsspezialisten ist gut. Man
muss sich das Know-how bei jenen abholen,
die es besitzen. Sie sind die Experten und
wir profitieren von ihrem Wissen. Indirekt hat dieser Kurs noch einen weiteren
Vorteil: Er erweitert den Horizont unserer
Männer, indem er ihnen zeigt, dass es nicht
Komp Zen Geb
nur Isone gibt und dass wir Teil des ganzen
Systems ‹Schweizer Armee› sind.»
Oberst i Gst Alexandre Molles
Ein Test für die zukünftigen Unteroffiziere
«Das alpine und semialpine Gelände stellt in der Schweiz eine
topographische Realität dar. Man muss damit vertraut sein,
um sich dort möglichst mühelos bewegen zu können», erklärt
Oberst i Gst Alexandre Molles. «Die Ausbildung im sicheren
Umgang mit Seilen sowohl bei Boden- als auch bei Lufteinsätzen ist eine gute Vorbereitung auf das Leben in schwierigem
Gelände. Sie erfordert ein hohes Mass an Selbstdisziplin und
fördert das Selbstvertrauen. Ich bin überzeugt, dass diese Ausbildung für unsere Grenadiere unverzichtbar ist.»
Während diesem «Überlebens»-Training in
den Bergen werden bestimmte Grenadiere
genauer beobachtet als andere, denn einige
Angehörige der Unteroffiziersschule, werden
für die Offiziersschule ausgewählt. «Wir
befinden uns jetzt in der sechsten Woche
der Unteroffiziersschule. Die Kandidaten
unter realen Bedingungen zu beobachten
ermöglicht uns zu entscheiden, wer seine
militärische Karriere in der Offiziersschule
fortsetzt», erläutert Alexandre Molles. Zu den
grössten Herausforderungen, denen diese
abgehärteten Männer im Gebirge begegnen,
zählen die Handhabung der Ausrüstung im
engen Biwak, die minimale Ausstattung mit
Ersatzkleidung und die technischen Aspekte:
Welche Systeme und Knoten wende ich wo an?
Ein bisschen weiter bergaufwärts treffen wir auf den Westschweizer Zug, der sich
gerade auf die nächste Übung vorbereitet.
Da sich mittlerweile zum Nebel auch noch
Regen gesellt hat, müssen die Männer ihre
Ausrüstung anpassen. Fabrice Caille, Soldat
der Gebirgsspezialistenabteilung, ist für die
Ausbildung der frankophonen Gruppe zuständig: «Seit Montag haben wir das Biwak.
Gestern und heute hatten wir jeweils einen
Ausbildungstag. Der Donnerstag wird der
Wiederholung gewidmet, und am Freitag
wird das während der Woche Erlernte geprüft», erläutert er. «Die wichtigsten Kenntnisse sind die Orientierung im coupierten
Gelände, die Seiltechniken, das Festmachen
an einem Fixpunkt und andere Knotentypen.
Sie müssen nicht nur in der Lage sein, sich
abzuseilen oder anderen dabei zu helfen, sondern auch, sich selbst und ihre Kollegen zu
sichern. Darüber hinaus müssen sie mit der
Sam Splint umgehen können, einer formbaren Schiene zur Fixierung von Gliedmassen.»
All diese Kenntnisse werden die Grenadiere nicht isoliert, sondern bei Einsätzen
mit Helikoptern oder an Fassaden anwenden
müssen, um ihre und die Sicherheit anderer
zu erhöhen. «Nach dieser Kurswoche werden
die Grenadiere und ihre Kader ausserdem
in der Lage sein, das Gelände einzuschätzen
und beim Vordringen in einen schwierigen
Abschnitt zu beurteilen, ob es notwendig
ist, ein Fixseil oder ein Abseilseil anzubringen», erklärt Oberst i Gst Molles. «Nach einer
Woche im Biwak werden sie ihre Ausrüstung besser auf die Auftragsdauer und die
Wetterbedingungen abstimmen können.
Wir geben ihnen ein ordentliches Paket an
Fachkompetenzen, mentaler Vorbereitung
und zusätzlichem Wissen mit auf den Weg,
damit sie ihre künftigen Aufträge eigenständiger erfüllen können.»
Kommandant des Ausbildungs­zentrums Spezialkräfte
Adjutant-Unteroffizier Sisko Tomislav
Klassenlehrer der Grenadiere in der Unteroffiziersschule
«Eine der Besonderheiten der Grenadiere besteht zweifellos in
der Fähigkeit, sich im coupierten Gelände zu bewegen. Diese
Übung ist somit bestens geeignet, diese Fähigkeit zu trainieren. Während dieser Woche lernen sie, im Gelände zu überleben. Sie müssen vollkommen unabhängig sein. Es handelt
sich um eine Ausnahmesituation, in der wir den Charakter
und die Fähigkeiten jedes Einzelnen beobachten können.»
Soldat Mathias Alig
Gebirgsspezialist
«Am Freitag bin ich fertigDie Arbeit mit den Grenadieren ist
für mich vollkommen problemlos. Es sind motivierte Armeeangehörige, die die Zähne zusammenbeissen können. Ich bin
positiv überrascht. Mehrere von ihnen haben bereits im Zivilleben Klettererfahrung gesammelt, und die anderen sind sehr
interessiert an dem, was wir ihnen beibringen.»
armee.ch Heer 2 / 15
25
Komp Zen Geb
Patrouille des Glaciers
Eine Demonstration des Willens,
ein Mythos im Wandel
Im April 2016 fällt der Startschuss für die nächste Patrouille des Glaciers (PDG) zwischen Zermatt, Arolla und Verbier. Die
Faszination für diesen aussergewöhnlichen Wettkampf im Hochgebirge bringt nach wie vor eine beeindruckende Zahl an
Sportlern und Armeeangahörigen dazu, ihre Grenzen auszuloten. Aufgrund des enormen Andrangs waren die Organisatoren
gezwungen, das Reglement und den Parcours anzupassen.
Hauptmann Jean-Philippe Pressl-Wenger,
Kommunikation Patrouille des Glaciers
Die Patrouillen, die sich am 19. April auf den Weg machen werden,
folgen einem Mythos, einem längst legendären Parcours. Vor ihnen
liegen die 53 Kilometer lange Strecke zwischen Oberwallis und Val
de Bagnes, die 110 Leistungskilometern entsprechen. Wie Schatten
in der Nacht nehmen die Teilnehmenden, wie bereits Tausende vor
ihnen, eines der anspruchsvollsten Skitourenrennen in Angriff. Seit
mehreren Jahrzehnten gilt die Patrouille des Glaciers – so wie auch
der Ironman – in der Öffentlichkeit als Symbol dafür, wie man über
sich selbst hinauswachsen kann: Die Freude daran, im Hochgebirge in einem gesicherten Umfeld als Team Höchstleistungen zu erreichen, bildet einen wichtigen Aspekt dieses unvergesslichen Ereignisses.
In der Westschweiz seit langem fest verankert, gewinnt das Skibergsteigen auch in der Deutschschweiz immer mehr an Popularität. Von dieser Entwicklung gilt es in den Augen des Kommandanten der Patrouille des Glaciers, Oberst Max Contesse, zu profitieren:
«Für den langfristigen Erfolg der Veranstaltung wäre es wünschenswert, dass Teilnehmende aus allen Sprachregionen der Schweiz vertreten sind». Angesichts der Tatsache, dass immer neue Wettbewerbe ins Leben gerufen werden, insbesondere im Bündnerland, dürfte
der Wunsch des Neuenburger Offiziers, der die PDG leitet, bald
in Erfüllung gehen.
26 armee.ch Heer 2 / 15
Unvermeidliche Veränderungen
Jede bedeutsame Veranstaltung, sei es im sportlichen, wirtschaftlichen oder kulturellen Bereich, muss mit der Zeit gehen. Auch die
Patrouille des Glaciers kann sich diesem Umstand nicht entziehen
und wurde immer wieder angepasst, um weiter eine wichtige Rolle zu spielen. Die hohe Qualität dieser von der Armee organisierten
Veranstaltung hat nämlich auch eine Kehrseite: Seit mehreren Jahren schon übersteigt die Zahl der Anmeldungen regelmässig die Zahl
der verfügbaren Startplätze. Bei der Ausgabe 2016 werden zum Beispiel 1400 Patrouillen an den Start gehen.
Das Los muss deshalb darüber entscheiden, welche Dreierteams
sich dem Mythos stellen dürfen. Die bisherige Liste, auf der diejenigen Sportler, die zunächst keinen Startplatz gefunden hatten, auf eine zweite Chance hoffen durften, hat einer neuen Regelung Platz gemacht: Die Patrouillen müssen nun vier Namen nennen, falls eines
ihrer Mitglieder ausfällt. Durch dieses System werden Rochaden in
letzter Minute vermieden. Alles wird transparenter und einfacher.
«Wer 2016 keinen Platz gefunden hat, wird auf die nächste Ausgabe
2018 warten müssen», ergänzt Oberst Max Contesse. Ein besonderes
Ereignis erfordert mitunter besondere Massnahmen.
Geänderter Parcours
Die stetig steigende Popularität der PDG führte 2014 zu Wartezeiten an der Strecke, insbesondere bei der Passage des Col de Riedmatten. Mehrere Patrouillen mussten sich fast eine Stunde gedulden, was in dieser Höhe und nach dem anstrengenden ersten Teil des
Wettbewerbs nicht ideal ist. Die Organisatoren nutzten deshalb die Gelegenheit, die Streckenführung zu entflechten. Bei der Ausgabe 2016 nehmen die
Teilnehmenden der «kleinen» Patrouille zwischen Arolla und
­Verbier (26 km, 53
Leistungs-
Komp Zen Geb
kilometer) nicht mehr den Col de Riedmatten in Angriff, sondern
den Übergang Tséna Réfien. Diese neue Streckenführung stellt im
Übrigen keine Abkürzung dar, sondern bietet den gleichen Schwierigkeitsgrad wie die berühmte bisherige Variante. Dabei setzt Max
Contesse auf den gesunden Menschenverstand der Teilnehmenden
und ihre Kenntnis der Bergwelt. «Es gibt Stellen, die nur einer nach
dem anderen passieren kann – der echte Alpinist respektiert das im
Geist der Berge und der PDG.»
Diese Massnahme kommt allen zugute. Zum einen müssen sich
die in Arolla gestarteten Sportler nicht mehr gedulden, bevor sie diese Herausforderung angehen können. Zum anderen können die ehrgeizigeren Patrouillen, die die gesamte Strecke absolvieren wollen,
mit hoher Wahrscheinlichkeit bessere Ergebnisse erzielen – schliesslich handelt es sich immer noch um einen Wettbewerb. Der Mehrheit
der Patrouillen geht es allerdings nicht darum, den PDG-Rekord, der
derzeit bei 5 Stunden, 52 Minuten und 22 Sekunden bei den Herren
sowie 7 Stunden und 27 Minuten bei den Damen liegt, zu unterbieten. Darauf kann nur eine kleine Elite extrem austrainierter Sportler
hoffen. Im Bewusstsein, welche Bedeutung ein Erfolg oder ein Rekord
bei der Patrouille des Glaciers für die Spitzensportler des Skibergsteigens haben kann, haben die Organisatoren eine weitere wichtige Änderung vorgenommen. Die Aufbruchszeit der besten Dreiergruppen in Zermatt wurde verschoben. Die letzten Gruppen machen
sich nicht mehr um zwei Uhr nachts, sondern erst um drei Uhr auf
den Weg. So wird auf der Strecke weniger Gedränge herrschen und die Wartezeit an den engsten Passagen verkürzt.
Dieses Jahr könnte der bisherige Rekord durchaus fallen.
Jedes Jahr versammelt sich auf den letzten Metern im Dorf von Verbier eine riesige Menschenmenge. Die Zuschauer bereiten
ihren Helden, die 3994 Höhenmeter bewältigt
haben und nun ausgelaugt, aber glücklich ins Ziel gelangen, einen
triumphalen Empfang. Im nächsten April dürfte die Zuschauerzahl
noch höher liegen als in den Vorjahren, da die Besten etwa eine Stunde später als bislang ins Ziel kommen dürften, also gegen neun Uhr
morgens – eine ideale Uhrzeit für Fans und Familien.
Reale Bedingungen und Kameradschaft
Die Patrouille des Glaciers bietet nicht nur eine fantastische Gelegenheit für die Teilnehmenden, inmitten einer wunderbaren Naturlandschaft die Kräfte zu messen. Sie stellt zugleich eine äusserst
anspruchsvolle militärische Übung dar. «Die PDG ist für den Stab
ebenso wie für die teilnehmenden Truppen eine Übung im realen
Massstab», betont Max Contesse. «Alle Entscheidungen müssen
umgehend im Gelände umgesetzt werden.
Für die Teilnehmenden ist dies zunächst
einmal eine körperliche Herausforderung.
Für mich kommt dieser Aspekt aber erst an
zweiter Stelle. Zuerst sind Freundschaft und
Kameradschaft zu nennen. Ohne Kameradschaft hätte dieses Erlebnis
keinen Wert.»
armee.ch Heer 2 / 15
27
360 000 Kontakte dank der Armeeausstellung: Präsentationen und Übungen, organisiert von dienstleistenden Formationen sowie die Präsenz
an einigen wichtigen Messen konnten 2015 die Armee rund 360 000 potenziell Interessierten näher bringen. Die erste «Tournee» der Armee, eine
gelungene Mischung aus dynamischen Vorführungen und statischer Ausstellung, wurde sehr geschätzt und wird daher im Jahr 2016 weitergeführt.
28 armee.ch Heer 2 / 15
2Der «4 Daagse Nijmegen»
Erfolgreiche Schweizer Marschdelegation
2 / 15
4 Wie sich die Schweizer Armee der Wirtschaft erklärt
6 Die Munitionssammlung der Kampfmittelbeseitiger
8 Mit 64 Bit: Neue Informatikmittel für die Truppe
Ein unglaubliches Erlebnis:
Der Viertagemarsch in Nijmegen
Rund 200 Angehörige der Armee haben im Juli den «4Daagse» erfolgreich beendet. Alle Schweizer Teilnehmer konnten am
Ziel die begehrte Auszeichnung entgegen nehmen. Der Viertagemarsch von Nijmegen in Holland ist der weltweit grösste
Anlass dieser Art. 46’000 Teilnehmer, davon 6’000 Militärpersonen nehmen daran teil. Die Marschgruppen erbringen eine
beachtenswerte sportliche Leistung in einem begeisternden Rahmen und das Spektakel zieht während dieser Woche rund
zwei Millionen Zuschauer an.
Divisionär Hans-Peter Kellerhals,
Kommandant Ter Reg 4
heuer zum 99. Mal durchgeführt wurde, ist
weltweit die grösste Veranstaltung seiner Art.
Der «4Daagse» ist ein Riesenevent
Hervorragende Organisation im
Schweizer Marschbataillon
Für den Erhalt einer Auszeichnung sind für
die Militärmarschgruppen vier Tagesetappen
in der Länge von 40 km mit 10 kg Marschgepäck und einer Zeitlimite erfolgreich zu
absolvieren. Die 40’000 zivilen Teilnehmer
starten in verschiedenen Kategorien – jung
bis alt.
Die Etappen beginnen und enden
jeden Tag an der gleichen Stelle: die Militärmarschgruppen starten im Militärcamp,
die zivilen Marschierer beginnen ebenfalls
frühmorgens auf einem zentralen Platz in
Nijmegen. Die Strecken verlaufen rund um
die Hansestadt im Osten der Niederlande.
Rund zwei Millionen Zuschauer verfolgen
diesen Riesenevent und feuern die Teilnehmer in einer begeisternden Art an. Die ganze
Woche werden die Marschierer von einer
überwältigenden und ansteckenden Volksfeststimmung begleitet.
Da die Teilnehmerzahl im letzten Jahrzehnt immer weiter anstieg, musste sie auf
46’000 Wanderer begrenzt werden, da die Kapazitäten auf einzelnen Streckenabschnitten
ausgeschöpft ist. Der Nijmegenmarsch, der
2 armee.ch 2 / 15
Als Teil einer «leading nation» geniesst die
Schweizer Armee einige besondere Privilegien. Die 13 Schweizer Marschgruppen
können in einem Schweizer Marschbataillon zusammengefasst werden, sind daher
unter Schweizer Führung eigenständig
und eigenverantwortlich organisiert und
als Einheit untergebracht. Der Kommandant des Bataillons, Oberst Edgar Gwerder
und sein Stab, haben mit ruhiger Hand,
mit Geschick und viel Erfahrung wesentlich
zum Erfolg der Schweizer Marschgruppen
beigetragen.
Als Kommandant der Ter Reg 4 habe ich
zusammen mit Oberst i Gst Pius Segmüller,
Chef SAT, in diesem Jahr das Marschbataillon
begleitet, Wir waren ausserordentlich beeindruckt vom militärisch korrekten Auftreten,
der hervorragenden Führung des Bataillons
und aller Marschgruppen sowie von der
ausgezeichneten Stimmung im Schweizer
Camp. Ganz besonders erfreulich ist auch
die Tatsache, dass viele junge Kameraden am
diesjährigen «4Daagse» teilgenommen haben.
Das Schweizer Marschbataillon wurde
in diesem Jahr von der Musikgesellschaft
Niedergösgen und der Tambourengruppe
Erlinsbach begleitet. Sie gaben Platzkonzerte,
spielten an so genannten Defilierpunkten
an der Marschstrecke auf und befeuerten
so die Volksfeststimmung. Am abschliessenden Vorbeimarsch integrierte sich die
Musikgesellschaft mit den Tambouren im
Marschbataillon. Dabei hinterliess das Bataillon einen ausgezeichneten Eindruck und
erntete viel Applaus.
2016 feiert der Viertagemarsch
Jubiläum: 100!
Wer am 100. Viertagemarsch in Nijmegen
im Schweizer Marschbataillon teilnehmen
will, muss sich früh darum bemühen. Die
verschiedenen Marschgruppen müssen in
der Schweiz ein regelmässiges und zielgerichtetes Training absolvieren, um von der
Sektion ausserdienstliche Tätigkeiten (SAT)
zum Marsch zugelassen zu werden. Ich bin
überzeugt, dass nur ein solches Training Voraussetzung für die Erreichung des Zieles ist:
Der Marsch ist wirklich hart!
100. Nijmeegse Vierdaagse:
19.– 22. Juli 2016
Interview mit Div Kellerhals
«Sieger ist ein jeder, der den Marsch beendet»
Kommunikation Verteidigung
Sind Sie selbst auch marschiert?
Herr Divisionär, Sie waren im Juli Schweizer Delegationsleiter beim
Kellerhals: Ja, natürlich. Ich erhielt aber keine Auszeichnung, da ich
nicht in einer Marschgruppe die ganze Strecke absolvieren konnte …
die offiziellen Termine haben das nicht zugelassen!
99. internationalen Viertagemarsch in Nijmegen in Holland. Was haben
Sie erlebt?
Divisionär Hans-Peter Kellerhals: Zusammengefasst drei Dinge:
Erstens, eine unglaubliche Volksfeststimmung in der ganzen Region
Nijmegen. Zweitens: Schweizer Milizsoldaten, die freiwillig während
ihrer Ferien in Uniform eine beachtliche körperliche Leistung ausserordentlich diszipliniert erbracht haben. Schliesslich drittens: ein
Schweizer Bataillon, dem dank exzellenter Führung von allen Seiten
Respekt entgegen gebracht wurde.
Wie hoch ist die Quote jener Schweizer, die alle vier Märsche von A bis
Z durchgestanden haben?
Kellerhals: 100%! Und dieses Resultat ist nicht einfach zu erreichen.
Die Schweizer haben im Vorfeld offenbar gut trainiert.
Wie gross ist der Wettbewerbsgedanke zwischen den Patrouillen aus
den verschiedenen Ländern?
Kellerhals: Das Marschbataillon wurde von einem Kommandanten
mit Stab geführt. Ich hatte lediglich verschiedene eher repräsentative
Aufgaben.
Kellerhals: Es gibt keinen Wettbewerb, schon gar nicht zwischen den
Patrouillen. Wenn es um Siegen oder Verlieren gehen würde, dann
gäbe es sicher nicht diese wahnsinnig tolle Stimmung. Sieger ist jeder
Einzelne, der es schafft, die ganzen vier Tage vom Start bis zum Ziel
in der Gruppe mitzuhalten.
Was hat Sie besonders beindruckt?
Aus der Ferne hat man etwas den Eindruck, der Viertagemarsch sei
Kellerhals: Die vielen jungen Soldaten – das habe ich eigentlich nicht
erwartet und die friedlich und enthusiastisch feiernde Bevölkerung.
ein Anlass von eher älteren Militärfans. Stimmt das?
Was beinhaltet die Rolle des Delegationsleiters?
Wie muss man sich einen typischen Tagesablauf vorstellen?
Kellerhals: Am Morgen früh, jeweils zwischen 3 und 4 Uhr, nahm ich
den Gruss der ausmarschierenden Schweizer Marschgruppen ab, dann
war ich auf der Marschstrecke unterwegs und begleitete die Schweizer
Gruppen und am Abend begrüsste ich die wieder heimkehrenden
Schweizer Soldaten im Camp. Dann gab es noch verschiedene offizielle
Termine, die ich wahrnehmen musste.
Kellerhals: Ja, wir haben hier in der Schweiz einen komplett falschen
Eindruck von diesem riesigen «Volkswanderfest». Da sieht man jung
und alt. Da wird jeden Tag marschiert und jeden Tag gefeiert. Bei
den militärischen Marschgruppen dominieren ganz klar die jungen
Soldaten!
Wie muss man vorgehen, wenn man mitmarschieren möchte?
Kellerhals: Auf der Homepage der Schweizer Armee (ausserdienstliche
Tätigkeiten; mit der Suchfunktion «Viertagemarsch» angeben) erhält
man alle nötigen Informationen. Ich denke aber, dass es das Beste ist,
sich einer Schweizer Marschgruppe anzuschliessen.
Welche Kriterien berechtigen zur Teilnahme?
Kellerhals: Jeder Teilnehmer muss nachweisen können, dass er die
entsprechenden Trainings in der Schweiz absolviert hat.
Wieso sollte man teilnehmen?
Kellerhals: Ganz einfach: starke Kameradschaft, Stolz, etwas Anspruchsvolles geleistet zu haben und Freude, von einer riesigen Menschenmenge begeistert gefeiert zu werden.
Zahlen und Fakten 2015
Angemeldete Teilnehmer
42 684 (davon 17 393 Frauen)
Registrierte Teilnehmer
46 000
Militärische Teilnehmer
4 652 (davon 607 Frauen)
Zahl der Herkunftsländer mit mehr
als 8 Teilnehmern (Militär und Zivile)
56
Zahl der Herkunftsländer der
militärischen Marschierer
29
Militärische Teilnehmer aus
der Schweiz
191 (8-grösste Nation)
Teilnehmer, welche den ganzen
Viertagemarsch absolviert haben
40 092 (davon 4 391 Militärs)
Teilnehmer, die das erste Mal
am Viertagemarsch waren
8 444
armee.ch 2 / 15
3
Rubriktitel
Gesellschaft und Armee
Im Dialog zu mehr Verständnis
Den direkten Zusammenhang von Sicherheit, Freiheit und einer wachsenden Wirtschaft
sowie die Rolle der Armee als beste praktische Führungsschule der Schweiz aufzeigen:
Mit dieser Zielsetzung führt der Chef der Armee seit geraumer Zeit systematisch den Dialog
mit den Anspruchsgruppen der Armee. Korpskommandant André Blattmann spürt, dass
sich das Verständnis füreinander laufend verbessert.
Heinz Müller, Kommunikation Verteidigung
Noch vor einigen Jahren funktionierte der Dialog zwischen der Gesellschaft und der Armee fast automatisch. Verschiedene Gründe haben dazu geführt, dass die Armee diesen Dialog heute selber aktiv
führen muss. Beispielsweise hat in der Wirtschaft die Globalisierung
dazu geführt, dass mehr und mehr Schlüsselpositionen in Schweizer
Firmen von ausländischen Führungskräften besetzt werden, die mit
dem Wehrpflichtmodell der Schweizer Armee nicht vertraut sind.
Deutlich reduzierte Truppenbestände haben zudem zu einer viel geringeren Sichtbarkeit der Armee geführt. Und schliesslich wird die
Bedrohungslage für die Schweiz oft als unproblematisch ­taxiert, was
Sicherheit und Armee als zweitrangige Themen erscheinen lässt.
­Dagegen kämpft Korpskommandant André Blattmann an. Er will
­Sicherheit in möglichst allen Teilen der Gesellschaft wieder zum
­Thema machen: nicht verängstigen, aber sensibilisieren.
Vielfältige Plattformen
Die Plattformen, welche die Armee für diesen Dialog nutzt, sind vielfältig: 2015 präsentiert sie sich beispielsweise im Rahmen der Ausstellung «Deine Armee» der breiten Bevölkerung. Der Chef der A
­ rmee
tauscht sich selber an Mittagsveranstaltungen regelmässig mit Meinungsführern aus allen Bereichen der Gesellschaft in ausgewählten
Regionen der Schweiz aus und informiert an Veranstaltungen bei der
Truppe Führungskräfte aus international tätigen Unternehmen in der
Schweiz oder Personalverantwortliche (s Kasten «Information aus
erster Hand»). Hinzu kommen Dutzende einzelne Auftritte bei Wirtschaftsverbänden, Service-Clubs und in ausgewählten Unternehmen.
Dialog lohnt sich
Dass sich die Zeit für die Pflege des Dialogs lohnt, zeigt das Beispiel
der Wirtschaft. Begegneten ihm Wirtschaftsvertreter anfänglich
mit Skepsis, findet er heute offene Türen vor: «Sicherheit und Stabilität sind entscheidende Faktoren für die Qualität eines Wirtschaftsstandortes. Sie sind die Basis für die «Erfolgsstory Schweiz». Hier sind
Wirtschaftsvertreter und ich uns sofort einig.» Hat Korpskommandant Blattmann im persönlichen Gespräch die Möglichkeit, aktuelle Bedrohungen und Risiken näher zu beschreiben, wird jedermann
rasch klar, dass gerade die Schweiz international ausserordentlich
«Militärische Kader lernen analytisches
Denken und strukturiertes Vorgehen bei
der Lösung von Problemen. Das ist für uns
als Arbeitgeber ein grosser Mehrwert.»
Christoph Suter, Leiter HR Stadler Rail
4 armee.ch 2 / 15
stark vernetzt und
damit auch überaus verletzlich ist.
Unverändert hoch
im Kurs ist bei
den Wirtschaftsvertretern
der
Mehr­wert der militärischen Führungsausbildung
in den Unternehmen (s Inter­view/
Nachgefragt). Aber
auch hier ist es nötig, immer wieder
auf diesen Trumpf
der Armee hinzuweisen. Korpskommandant Blattmann: «Durch diese
Information über den
militärischen Führungsprozess helfen wir auch allen aktiven Offizieren und
Unteroffizieren. Ihre zivilen Chefs wissen dann wieder,
welchen Mehrwert ihr Mitarbeiter ins Unternehmen bringt. Dies
stärkt die berufliche Stellung der
militärischen Chefs.»
→→ Weitere Informationen:
www.armee.ch/eco
Rubriktitel
«In der militärischen Führungsausbildung
habe ich gelernt, rasch Entscheidungen zu
treffen und Verantwortung zu übernehmen.
Davon profitiere ich bis heute.»
Markus Ronner, Leiter Competence Center Industrie
Mercuri Urval Schweiz AG
Information aus erster Hand
«Sicherheit ist uns Schweizern wichtig.
Die Armee leistet meiner Ansicht nach
einen wichtigen Beitrag dazu.»
Der Chef der Armee sucht den Dialog mit seinen Anspruchsgruppen, beispielsweise mit der Wirtschaft, am liebsten direkt vor Ort, bei der T
­ ruppe.
Im September 2015 besuchten auf seine Einladung beispielsweise 50
Personalverantwortliche aus Wirtschaft und Verwaltung – alles Mitglieder
der Zürcher Gesellschaft für Personalmanagement – das Grenadierbataillon 20, das sich in Walenstadt im Wiederholungskurs befand.
Nach einer Einführung zu den Themen Sicherheit und Weiterentwicklung
der Armee durch Korpskommandant Blattmann erhielten die Personal­
spezialisten einen Einblick in die heutige computergestützte Gefechtsausbildung der Armee. In einer anschliessenden Trainingssequenz des Grenadierbataillons 20 konnten die Gäste die Anwendung der militärischen
Führungsausbildung in Form einer Live-Simulation im Feld aus nächster
Nähe miterleben. «Wir sahen eine moderne Ausbildung mit einer sehr intensiven Schulung für alle Beteiligten, vom Soldaten über den Unteroffizier bis zum Offizier», so Christoph Suter, Leiter HR Stadler Rail, über die
militärische Übung vor Ort.
Zum Abschluss des Tages diskutierten Teilnehmer und Veranstalter über
den Mehrwert der militärischen Führungsausbildung für die zivile berufliche Tätigkeit. Das gemeinsame Fazit: Eine militärische Führungsausbildung biete unter anderem dank ihrem strukturierten Ansatz zur Problemlösung unter Zeitdruck einen bemerkenswerten Nutzen für den beruflichen
Alltag, doch müsse der Dialog zwischen Wirtschaft und A
­ rmee intensiver
geführt werden, um noch deutlicher auf solche Vorteile der militärischen
Führungsschule aufmerksam zu machen.
Isabelle Fleig, HR Expert Avaloq Evolution AG
armee.ch 2 / 15
5
Interview
Systematik im Führungsprozess
als grosser Trumpf
Bild: ZVG
Als Arbeitgeber in der Schweiz hat die Firma Kaba den Mehrwert einer militärischen Weiterbildung erkannt, sagt
Susanne Grund, Vizepräsidentin Human Resources in der Division Access and Data Systems EMEA der Kaba.
Kommunikation Verteidigung
Frau Grund, Sie waren dieses Jahr auf Einladung des Chefs der Armee
zu Besuch im WK des Grenadierbataillon 20, um sich vom zivilen
Nutzen einer militärischen Führungsausbildung selbst zu überzeugen.
Ihr Eindruck?
Insgesamt ein sehr positiver Eindruck auf Grund der Themenvielfalt,
der Transparenz und der professionellen Organisation. Das Beobachten einer Live Simulation einer Gefechtssituation ermöglichte
eine realitätsnahe Sicht auf einen wesentlichen Bestandteil der Ausbildung. Die Vorträge und Diskussionen waren konstruktiv, offen
und vielfältig.
Aus Ihrer Sicht als HR-Spezialistin: Welchen Nutzen bietet die militärische Führungsausbildung für den zivilen beruflichen Alltag konkret?
Besonders positiv ist mir der Fokus auf Sozialkompetenzen in der
täglichen Führung aufgefallen, die auch im beruflichen Alltag unabdingbar ist. Des weiteren die konkrete Ausbildung konsistenter
Führung unter Stress, wie er beispielsweise durch eine sich laufend
verändernde Faktenlage oder unvollständige Informationen hervorgerufen wird. Eine Herausforderung, wie sie auch in der Privatwirtschaft immer wieder vorkommt. Was mich zudem beeindruckt
hat ist die Fähigkeit im Militär, die Absichten des Vorgesetzten über
gezieltes Nachfragen zu erfassen, dadurch Machbarkeit und mögliche
Probleme zu beurteilen um daraus eine eigene Absichtserklärung zur
Umsetzung zur erarbeiten. Ein Prozess, der in anderen Ausbildungen
oft vernachlässigt wird, für den Erfolg im Unternehmen aber kritisch
ist. Ein in diesem Zusammenhang beachtenswerter Nutzen ist das
Erlernen der Fähigkeit, ein Gesamtkonzept in einzelne Konzepte herunterzubrechen, zu delegieren und auszuführen. Zuletzt gefällt mir
die Erlernung und Umsetzung einer Fehlerkultur, in der sachliches
und zeitgerechtes Feedback in offener und konstruktiver Weise nach
einer Übung ausgesprochen wird.
Achten Sie bei Ihrer Personalauswahl auf den militärischen Werdegang
eines Bewerbers und falls ja, weshalb?
Wir stellen auf unterschiedlichen Ebenen ein und haben ein ausgewogenes Verhältnis im Sinne von Diversität. Das heisst wir stellen
beispielsweise Frauen oder Nicht-Schweizer ein, die nicht zwingend
eine militärische Ausbildung in der Schweiz genossen haben. Bei
allen Bewerbern spielen Faktoren wie Persönlichkeit, Sozialkompetenz, Ausbildung und Erfahrung eine Rolle. Im Falle von gleich
qualifizierten Bewerbern kann eine militärische Ausbildung ein
Auswahlkriterium sein.
Was würden Sie jungen Armeeangehörigen raten, die eine militärische
Weiterausbildung in Betracht ziehen, aber fürchten, dadurch als
Mitarbeitende für ein Unternehmen unattraktiv zu werden, da sie mehr
berufliche Absenzen verbuchen müssen als andere Mitarbeitende?
Als Arbeitgeber in der Schweiz hat Kaba den Mehrwert, den eine
militärische Weiterbildung bieten kann, erkannt. Wir haben Prozesse
6 armee.ch 2 / 15
«Mir gefällt die Fehlerkultur, in der sachliches
Feedback offen und konstruktiv ausgesprochen
wird»: Susanne Grund
Zur Person
Susanne Grund ist Mitglied der Zürcher Gesellschaft für Personal-Management und seit Mai 2014 Vizepräsidentin Human Resources in der Division ADS EMEA der Kaba. Kaba hat sich auf 1. September 2015 mit der in
Deutschland ansässigen Dorma Gruppe zur dorma+kaba zusammengeschlossen. Das Unternehmen zählt nun rund 16’000 Mitarbeitende, erzielt
einen Umsatz von knapp über 2 Mrd CHF und ist eines der globalen Top3-Unternehmen im Markt für Sicherheits- und Zutrittslösungen.
und Strukturen geschaffen, um Absenzen vor diesem Hintergrund
zu ermöglichen. Ausserdem hat sich Kaba in der Schweiz gerade,
zusammen mit vielen anderen Unternehmen, zur Unterstützung des
Milizprinzips bekannt und dies intern auch kommuniziert. Mein
persönlicher Rat an junge Armeeangehörige ist, der eigenen Überzeugung treu zu bleiben und sich Dingen zu widmen, die sich an den
jeweils eigenen Werten orientieren. Arbeitgeber wissen dies in der
Regel zu schätzen.
Was kann die Armee aus Ihrer Sicht verbessern, um den Nutzen der
militärischen Führungsausbildung für den zivilen beruflichen Alltag
weiter zu steigern?
Jede Gesellschaft beruht auf einem gemeinsamen Kultur- und Wertesystem, das sich unter anderem auf Solidarität und Verlässlichkeit
stützt. Die Schweizer Armee ist in der Gesellschaft traditionell stark
verankert und sowohl direkt als auch indirekt ein Impulsgeber.
Deshalb kann sie durch vertieften Austausch und einen öffentlichen
Diskurs ihren eigenen Beitrag zu den ökonomischen und sozialen
Grundpfeilern leisten.
Geoportal des Bundes neu mit militärischen Geodaten
Nützliche Informationen auf der Schweizerkarte
Wo befindet sich die nächstgelegene BEBECO-Tankstelle? Welches Armeelogistikcenter ist zuständig für den Standort
meines nächstes Dienstes? Solche und andere Fragen können dank dem neu eingeführten «Thema Verteidigung» auf dem
Kartenviewer des Geoportals des Bundes einfach und schnell beantwortet werden im Internet unter «map.vtg.admin.ch».
Michael Bühler, Hochschulpraktikant Mil Geo
Das Geoportal des Bundes ist eine reiche
Quelle nützlicher und spannender (Geo-) Informationen über unser Land. Der mehrfach
ausgezeichnete Kartenviewer bietet Zugriff
auf Geoinformationen vieler Bundesämter
und somit Themengebiete. Diese Geoinformationen können online betrachtet oder in guter
Qualität ausgedruckt werden. Das «Thema
Verteidigung», das als neues Angebot auf dem
Kartenviewer anfangs Oktober eingeführt
wurde, enthält aktuell folgende Datensätze –
weitere werden laufend ergänzt werden:
• Territorialregionen;
• Logistikräume und -center;
• Retablierungsstellen;
• Bundestankstellen BEBECO;
• Mil Airspace Chart;
• Schutzgebiete der militärischen Luftfahrthindernispublikation;
• Grunddispositiv «ZEUS»
• Strecke der Patrouille des Glaciers.
Im nächsten Jahr werden u.a. Datensätze
wie Militärpolizeiregionen und -standorte,
Rekrutierungszentren oder Panzerverschie-
bungsrouten hinzugefügt. Diese Datensätze
werden bei Modifikationen aktualisiert und
sind daher laufend auf dem aktuellsten Stand.
Eine Infobox zu jedem Datensatz enthält
eine Legende und Links zu weiterführenden
Informationen und Metadaten.
Zur Unterstützung von dienstlichen
Pflichten
Der Kartenviewer kann dazu verwendet
werden, dienstliche Aufgaben einfach und
ressourcenschonend zu erfüllen. Muss beispielsweise während einer Dienstleistung
beim zuständigen Armeelogistikcenter
Material abgeholt werden, hilft zuvor ein
Besuch auf «map.vtg.admin.ch». Durch
Anklicken der betreffenden Geodatensätze
lassen sich einfach und schnell das zuständige Armeelogistikcenter samt Adresse und
Telefonnummer und die in der Nähe liegenden BEBECO-Tankstellen ausfindig machen.
Die Geodatensätze können, je nach Vorliebe,
auf verschiedenen Hintergrundkarten wie
einer Landeskarte, einer Strassenkarte oder
einem Luftbild dargestellt werden. Kleinere
Ausschnitte können heruntergeladen und
offline benutzt werden.
Zum Beispiel für die Marschplanung
Der Kartenviewer enthält ausserdem einige
sehr hilfreiche Funktionalitäten. So kann
zum Beispiel eine Marschroute auf der
entsprechenden Landeskarte eingezeichnet
werden. Die Länge der eingezeichneten
Route und ein Höhenprofil werden sofort
berechnet. Um den Marsch durch kulturelle
Erlebnisse aufzuwerten, bietet der Karten­
viewer ebenfalls interessante Möglichkeiten.
So kann man den Datensatz der schützenswerten Kulturgüter einblenden und die
­Route anpassen, um einen Zwischenhalt
neben einer historischen Burgruine durchzuführen und deren Geschichte, auf dem
Kartenviewer verlinkt, erzählen.
Das breite Angebot an Geodatensätzen,
die eben erwähnten Funktionalitäten, eine
eingebaute Suche nach Attributen von Datensätzen, die Möglichkeit der Offline-Nutzung
und die qualitativ gute Ausdruckmöglichkeit
machen das «Thema Verteidigung» auf dem
Kartenviewer des Geoportals des Bundes zu
einem nützlichen Werkzeug für alle Armeeangehörigen.
→→ map.vtg.admin.ch
Der militärische Luftraum der Schweiz, dargestellt auf dem Katenviewer Verteidigung.
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7
Rubriktitel
Zu Besuch bei der Munitionssammlung des Kommandos KAMIR
Geschosse aus aller Herren Länder
Bilder: Komp Zen ABC-KAMIR
Das Kommando Kampfmittelbeseitigung und Minenräumung (KAMIR) führt und pflegt die bedeutendste Munitionssammlung
der Schweiz. Sie umfasst rund 4000 Objekte und ist nicht zuletzt für die Kampfmittelbeseitiger von grossem Wert, denn dort
finden finden sie für ihre tägliche Arbeit zahlreiche Referenzobjekte.
Hptadj Daniel Dänzer, Kompetenzzentrum ABC-KAMIR der Armee
Wir befinden uns im helvetischen Kieselkalk, direkt unter dem
Rugen bei Interlaken. Adj Uof Jürg Luginbühl, Chef des Kampfmittelbeseitigungs-Einsatzdetachements 1, hat für uns das Tor zu
einer ganz speziellen Sammlung geöffnet, welche tief unter der Erde
im ehemaligen Kommandoposten von Henri Guisan (General von
1941–1944) untergebracht ist. Adj Uof Luginbühl ist unter anderem
verantwortlich für die bedeutendste Munitionssammlung der Schweiz
und stellt sich unseren Fragen.
Welche Bedeutung hat die Munitionssammlung für den Einsatz der
Kampfmittelbeseitigungsspezialisten?
Unsere Sammlung wird als Referenzsammlung gebraucht. Insbesondere wenn wir unbekannte Munition identifizieren müssen, gibt sie
Hinweise auf ähnliche oder gleiche Objekte. Daneben ist sie auch für
die Ausbildung sehr wichtig, z.B. wenn man gewisse Manipulationen
am Objekt üben muss, oder wenn wir mit unseren Suchgeräten nach
Objekten im Boden suchen.
Welches sind die Eckdaten der Sammlung?
Heute verfügen wir über rund 4000 Objekte, von der mittelalterlichen
Kanonenkugel bis zur modernsten Lenkwaffe. Wir sammeln alle je in
der Schweiz verwendete Munition, aber auch ausländische Objekte
aus verschiedenen Kontinenten. Wir verfügen über Geschosse, Granaten, Raketen, Lenkwaffen, Minen aller Art und die entsprechenden
Zündvorrichtungen.
Wie kamen die Objekte in den Rugen Stollen?
Jedes Objekt hat seine eigene Geschichte. Sehr viele Stücke kommen
aus Blindgänger-Meldezentralen-Einsätzen aus Zielgebieten oder von
Hausräumungen. Dazu kamen Munitionsobjekte der armasuisse oder
RUAG, aus Versuchen oder überzählige Exemplare aus Sammlungen.
Auch sind einige Modelle der Logistikbasis der Armee dabei.
Adj Uof Jürg Luginbühl mit mittelalterlicher Kanonenkugel und
moderner «Sidewinder».
wir auch auf ein Budget für ausländische Munition angewiesen. Auf
jeden Fall sind wir immer dankbar für Neuzugänge von Munition,
die in der Sammlung noch nicht vertreten ist
Sind die Objekte im heutigen Zustand gefährlich?
Alle unsere Objekte sind inert, das heisst dass sämtlicher Spreng- oder
Schadstoff entfernt wurde, bevor ein Objekt in die Sammlung kam.
Die Objekte haben alle die Bezeichnung «INERT» eingraviert und
sind in einer Datenbank mit Bild erfasst. Dort werden auch alle Masse,
Gewichte und weitere Details vermerkt. Unsere Blindgängermeldezentrale kann dadurch auf sehr viele Informationen zurückgreifen
und bereits anhand eines Bildes beurteilen, um welchen Munitionstyp
es sich handelt. Für alle gilt im Umgang mit unbekannten Munitionsteilen: Nicht berühren, Fundort deutlich markieren, 117 anrufen.
Neuerdings gibt es unter dem Stichwort «Blindgänger» auch eine
Gratis-App zum Melden.
Die Munitionsentwicklung schreitet stets voran: Was wäre notwendig,
dass die Sammlung auch in Zukunft Schritt halten kann?
Bei Munitionsbeschaffungen müssen wir involviert sein und jeweils
Belegexemplare von Prototypen und dem endgültigen Munitionstyp
erhalten. Damit die Sammlung aktuell gehalten werden kann, wären
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Welches ist Ihr «Lieblingsobjekt», bzw. welches Objekt hat für Sie eine
besondere Geschichte?
Für mich hat jedes Objekt der Sammlung seinen Wert, natürlich hat
mich die Übernahme eines Exemplars der Lenkwaffe «Sidewinder»
besonders gefreut.
Zu guter Letzt, wie wird man Chef eines Kampfmittelbeseitigungs­
einsatzdetachements?
Ich habe eine Lehre als Kraftfahrzeug Mechaniker gemacht. Nach
meinem Wechsel zur Armee war ich als Kampfmittelbeseitiger von
Anfang an dabei, vieles habe ich in den Einsätzen gelernt. Ich musste
mir den Grossteil meines Wissens selber erarbeiten. Unsere jüngeren
Kollegen werden heute in qualitativ hochstehenden Lehrgängen im
Inland, die Grundausbildung dauert zirka ein Jahr, aber auch im
Ausland (Deutschland, Belgien, Österreich u.a.) gründlich auf ihre
Aufgaben vorbereitet. Die beste Schule aber sind immer die Einsätze,
dort gewinnt man am meisten Erfahrung.
Rubriktitel
Das Kommando KAMIR
Das Kommando KAMIR ist eine militärische Berufsformation mit rund
45 Mitarbeitenden und seit 2013 Teil des Kompetenzzentrums ABC-KAMIR.
Es ist Doktrinstelle der Armee für den Bereich Kampfmittelbeseitigung
und Minenräumung. Als Vorgabestelle mit Fachverantwortung ist es zuständig für die entsprechende Kompetenzbildung und den Kompetenz­
erhalt in der Armee. Als EOD-Element der Armee (EOD steht für Explosive
Ordnance Disposal) verfügt KAMIR zudem über fünf militärische EODEinsatzdetachemente, welche im In- und Ausland eingesetzt werden.
Ebenfalls entsendet es weltweit Experten zu Gunsten der humanitären
Minenräumung und zur Unterstützung von Programmen zur sicheren
­Munitionslagerung und -bewirtschaftung. In der Schweiz führt das Kommando KAMIR die nationale Blindgängermeldezentrale, die jährlich über
600 Meldungen entgegennimmt.
→→ www.armee.ch/blindgaenger
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Berufsunteroffiziersschule der Armee BUSA
40 Jahre BUSA – eine Erfolgsgeschichte
Im Interview spricht Brigadier Heinz Niederberger, Kommandant BUSA, über Erfolge, die anspruchsvolle Ausbildung und
über seine kompetenten Mitarbeitenden.
Gabriela Hofmann, Kommunikation HKA
Wie lange sind Sie schon Kommandant an der BUSA und was hat Sie in
der Zeit besonders stolz gemacht?
Jeder der Freude daran hat mit Erwachsenen zusammenzuarbeiten und
Erwachsene auszubilden, der einen Beitrag zum Erfolgsmodell Schweiz
leisten möchte, der soll sich bei seinen militärischen Vorgesetzten oder
direkt bei mir melden. Die Berufsunteroffiziersanwärter, die am Grundausbildungslehrgang (GAL) teilnehmen, können eine breit gefächerte,
abwechslungsreiche Ausbildung erwarten. Ausgebildet werden Sie
durch Berufsleute mit einem immensen Erfahrungsschatz. Die Inhalte
sind ausgerichtet auf den erweiterten Ersteinsatz, der sie befähigt, die
Miliz in vorbildlicher Art weiter zu instruieren und zu formen.
Es macht mich und meine Mitarbeitenden stolz, dass wir einen wesentlichen Beitrag für unsere Armee und dadurch für unseren prosperierenden Staat beisteuern können. Auch im vierten Kommandojahr
bin ich vollends überzeugt, dass die Investition von zwei Jahren in die
Ausbildung unseres Berufsnachwuchses gerechtfertigt ist. Besonders
wichtig ist hierbei, dass die angebotenen Ausbildungsinhalte dem
Bedürfnis der Lehrverbände entsprechen. Damit schlussendlich die
Lerninhalte prägend und richtig vermittelt werden können, ist ein
kompetenter Lehrkörper notwendig. Auch in dieser Domäne kann
ich stolz sein. Meine Mitarbeiter setzen die Vorgaben mit einem umfangreichen Erfahrungshorizont und viel Einsatzfreude gezielt um.
Wie hat sich die BUSA in den letzten 40 Jahren verändert?
40 Jahre BUSA, was bedeutet das für Sie?
1975 hat man gesamtschweizerisch damit begonnen, die höheren
Berufsunteroffiziere einheitlich und zentral auszubilden. Das Pilot­
projekt startete mit einer Ausbildungsdauer von 7 Monaten. Die
Ausbildungsinhalte und die verlangte Qualität liessen die Dauer
des Lehrganges stufenweise auf 9, 12 und 18 Monate bis zur heutigen Dauer von 2 Jahren ansteigen. Im Zentrum stand dabei immer
das Gleiche, nämlich Führungspersonen, Erzieher, Ausbilder oder
kompetente Macher auszubilden. Diese Investition hat sich gelohnt.
So prägen unsere Berufsunteroffiziere die Miliz in einer Weise, dass
sich die Rekruten selbst nach vielen Jahren an ihren Adjutanten als
kompetenten Chef und als Vorbild erinnern.
40 Jahre Motivatoren unserer Miliz ausbilden, 40 Jahre Macher ausbilden, 40 Jahre das Rückgrat der Schweizer Armee stärken und weiterbringen, kurz gesagt: Führungskräfte, Ausbilder und Erzieher ausbilden.
Herr Brigadier, was können die angehenden Berufsunteroffiziere
punkto Ausbildung von der BUSA erwarten?
Wie sehen Sie die weitere Zukunft der BUSA?
Die BUSA wird auch in Zukunft Erzieher, Ausbilder und Führungspersonen ausbilden und dadurch wesentlich zur Stärkung des Milizsystems beitragen. Die Inhalte der Ausbildung werden sich kontinuierlich den sich verändernden Bedürfnissen anpassen. So werden wir
bereits ab 2016 den optimierten Lehrplan für die Grundausbildung
umsetzen und ab 2017 mit einem verkürzten Ausbildungslehrgang
Berufsleute mit höherer Ausbildung für unseren Beruf zu gewinnen versuchen. Jeden
Interessierten erwartet ein toller Beruf und
eine anspruchsvolle Ausbildung.
Wenn Sie drei Wünsche frei hätten, was
würden Sie sich für die Zukunft wünschen?
Brigadier Heinz Niederberger, Kommandant BUSA bei einer Übungsbesprechung.
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Mein erster Wunsch: Die BUSA erfüllt ihre
Aufgabe, wenn sie auch in Zukunft über
genügend motivierte, kompetente Ausbilder verfügt. Diese sollen den zukünftigen
Berufsnachwuchs mit harten Forderungen
aber auch mit viel Herzblut auf die zukünftige
Aufgaben vorbereiten. Dies ist eine Herausforderung sondergleichen, aber auch eine
Ehre.
Mein zweiter Wunsch betrifft die Berufsunteroffiziersanwärter: Soll unser System auch
weiterhin erfolgreich seinen Beitrag für die
Sicherheit der Schweiz liefern, so brauchen
wir geeignete Teilnehmer in der benötigten
Anzahl. Hohe Selektionskriterien sollen die
verlangte Qualitätsbasis sicherstellen. Mein
dritter Wunsch ist materieller Art und betrifft die Infrastruktur: 40 Jahre Provisorium
in Herisau sind genug. Eine angepasste Infrastruktur würde einiges erleichtern.
AZ SWISSINT bildet angehende Militärbeobachter aus
Brenzlige Situationen im Appenzellerland
Einmal im Jahr führt das Ausbildungszentrum (AZ) SWISSINT in Zusammenarbeit mit den Niederlanden, Österreich und
Deutschland den Swiss United Nations Military Observer Course (SUNMOC) durch. Ein dreiwöchiger internationaler Kurs für
angehende UNO-Militärbeobachter, welchem eine mehrtägige Rekrutierung im Kompetenzzentrum SWISSINT vorausgeht.
Mirco Baumann, Chef Kommunikation SWISSINT
Um im Teilnehmerkreis einen einheitlichen
Wissensstand zu erreichen, erhalten stets
zunächst Schweizer Offiziere einen zweiwöchigen Auffrischungskurs. Dieser beinhaltet
unter anderem Erste Hilfe, Cultural Awareness, missionsspezifische Informationen
sowie eine Einführung in die internationale Stabsarbeit auf Stufe HQ/Brigade. Im
Anschluss stossen dann die ausländischen
Offiziere für den dreiwöchigen Ausbildungskurs dazu. Ein Kursziel ist die internationale
Zusammensetzung der Teams. So können
bereits während der Ausbildung realistische
Einsatzbedingungen geschaffen werden. Bei
diesen drei Kurswochen handelt es sich um
einen von den Vereinten Nationen zertifizierten Kurs, der internationale Standards
berücksichtigt und die Entsendung in sämtliche UN-Missionsgebiete ermöglicht.
Mit Rollenspielen den realen
Einsatz üben
daraus gewonnenen Informationen dienen
der Vervollständigung des Lagebilds. Die
Teilnehmenden sprechen mit verschiedenen
Akteuren im fiktiven «Centland», passieren
Checkpoints, werden je nach Situation aufgehalten und kontrolliert und überwachen eine
Waffenstillstandslinie. Das Ziel der Übung
ist es, einen Austausch von Kriegsgefangenen
durchzuführen. In über 30 Szenarien und
Rollenspielen wird das vernetzte Denken
geschult und auf anschauliche Weise die
Komplexität eines Krisengebietes simuliert.
Fingerspitzengefühl gefordert
Letztlich aber sollen vor allem die erlernten
Fähigkeiten vom Umgang mit Minenfeldern, über Inspektionen bei Kriegsparteien,
Menschenrechtsverletzungen und Schutz
der Zivilbevölkerung bis hin zum Umgang
mit Kindersoldaten, Stress im Einsatz und
Gesprächsführung gefestigt werden, um
diese im ungewohntem Umfeld anwenden zu
können. Dafür wird ein breites militärisches
Wissen in den verschiedenen Fachgebieten
sowie diplomatisches Fingerspitzengefühl
benötigt. So meint Oberst im Generalstab
Markus Schmid, Kommandant des Ausbildungszentrums SWISSINT, zum Schweizer
Militärbeobachterkurs: «Wichtig ist, dass
die Teilnehmer stets die Risiken abschätzen
können. Empathie, Geduld und das Verständnis für andere Kulturen sind weitere
entscheidende Fähigkeiten, welche von Militärbeobachtern verlangt werden.»
Bilder: Nina Süsstrunk
Der dreiwöchige Kursteil wird mit einer einwöchigen Abschlussübung in der
Region Appenzell abgeschlossen. Dort
bewohnen angehenden Militärbeobachter
in international gemischten Gruppen zwei
Team-Bases. Sie leben so, wie sie es auch im
Einsatz tun würden. Dabei führen sie mit den
weissen Militärfahrzeugen mit der blauen
UNO-Fahne täglich Patrouillen durch. Die
Längst Routine: Kontrolle beim Passieren eines Checkpoint.
Das intensive Medientraining macht einen wichtigen Teil der Ausbildung aus.
Wie im Einsatzgebiet patrouillieren die
angehenden Militärbeobachter im Konvoi.
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Hardwareaustausch KP-Netz
Die Truppeninformatik im neuen Kleid
Der altbekannte graue Koffer mit Notebook, Maus, Netzwerkkabel und Überlastschutzschalter für die Truppe wiegt
nur noch 3 Kilogramm. Dies, weil er die neuste, sehr leichte Hardware-Generation mit Betriebssystem Windows 7 und
64-Bit-Technologie beinhaltet. Damit verkürzt sich unter anderem die Wartezeit beim First-Login von zwanzig auf wenige
Minuten. Den Austausch von 5000 Notebooks für Kommandoposten mit einem Auftragsvolumen von rund 9 Millionen
Franken verantwortete Marcel Mentele, Produktmanager KP-Netz der Führungsunterstützungsbasis (FUB). Seine grosse
Herausforderung bestand im Zeitmanagement. Nur durch den Einsatz aller Beteiligten und die gute Kooperation konnte
das Vorhaben erfolgreich umgesetzt werden.
Ausbildungssequenz im Kommando SKS.
Jacqueline Howald, Kommunikation FUB
Ungeachtet ob Angehörige der Armee während des World Economic
Forums (WEF) ihren Dienst leisten oder bei einem Katastropheneinsatz: sie müssen in jedem Fall sicher und schnell untereinander
kommunizieren können. Dazu hat die FUB eine miliztaugliche Informatik-Lösung für Kommandoposten geschaffen, das ­sogenannte
KP-Netz, das den Betrieb von militärischen Anwendungen wie
«MIL Office 4» ermöglicht. Damit können die Truppenkörper-Kommandanten und deren Einheiten bis aus Stufe «Vertraulich» Informationen austauschen und die Einsatzplanung sowie die Truppenbuchhaltung unkompliziert erledigen. Der Systemzugriff ist von
sämtlichen vernetzten Standorten aus möglich.
Leistungsfähiger, schneller und robuster
Mit der Umstellung auf das moderne «HP EliteBook 840G2» mit
64-Bit-Technologie sind die Programme und die Verbindungsprozesse
(insbesondere auch Remote Access Service RAS) massiv schneller
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geworden. Der Arbeitsspeicher wurde von 4 auf 8 Gigabyte erweitert und die Geräte beinhalten neu eine Solid State Disk (SSD), die
im Gegensatz zu einer herkömmlichen Festplatte lautlos und sehr robust ist. Der Austausch der alten Hardware, die an ihrem ProduktLebensende angekommen war, fand vom 18. Juni bis 30. November
2015 zentral im Armeelogistikcenter in Thun statt. Dort haben Rolf
Bigler und Beat Schneeberger von der Logistikbasis der Armee zusammen mit ihrem Team insgesamt 5000 Notebooks neu aufgesetzt,
sprich installiert und die alten Geräte sicher gelöscht.
Erfolgreiche Truppenversuche im Kanton Zug
Vor der Auslieferung der Notebooks wurden diese in erster ­Instanz
durch den Produktmanager KP-Netz der FUB, Marcel Mentele,
und in zweiter Instanz durch die Integrationsmanager des Heeres,
Adrian Schaffner und Martin Hadorn, sowie der Luftwaffe, Peter
­Fankhauser und Thomas Droz, geprüft. Nach einer Woche ausgiebiger Tests haben die Leistungsbezüger die Hardware ohne jegliche Beanstandung abgenommen. Danach kam die Truppe – als erste Ein-
heit die Sanitäts-Kompanie 6 – zum Zug, die vom 11. Mai bis 5. Juni
2015 die n
­ euen Geräte im Einsatz, in Neuheim, auf Herz und Nieren
testete. Dabei sorgte das von zwanzig auf wenige Minuten verkürzte
­First-Login für Begeisterung. «Die Notebooks sind nicht nur schneller, sondern auch leistungsfähiger geworden, da sie neu mit dem Prozessor i7 bestückt sind», erklärt Mentele.
Weiterverwendung der alten Notebooks
Mit dem Verkauf der alten, aber immer noch funktionstüchtigen
Hardware an einen Wiederverkäufer, werden rund 350’000 bis
400’000 Franken zurück in die Bundeskasse fliessen. Für den Einsatz der SWISSCOY (Verband der Schweizer Armee im Kosovo, der
im Rahmen der friedensfördernden Militärmission KFOR der ­NATO
im Kosovo tätig ist) werden 500 Geräte zur Weiterverwendung kostenlos zur Verfügung gestellt. In der Vergangenheit mussten die Notebooks zu hohen Kosten extern gemietet werden. Durch die Abgabe
der alten, sicher gelöschten Geräte wird sichergestellt, dass keine privaten Informatik-Mittel mehr zum Einsatz kommen und somit die
erhöhten Sicherheitsvorschriften eingehalten werden.
Vier Fragen an Oberstlt Rudolf Hagmann,
Chef Ausbildung:
Das Kommando Systeme, Kurse und Support (SKS) der
FU Br 41 bietet laufend Schulungen in Form von Fachdienstkursen auf dem KP-Netz an. Sie finden in Rümlang,
unter der Leitung von Oberstlt Rudolf Hagmann, statt und
dauern insgesamt einen Tag. Stabsadjutant Hubert Buck
und Fachlehrer Oliver Haudenschild führen die Kurse
während des ganzen Jahres durch.
Was beinhaltet die Schulung auf dem KP-Netz?
In den Fachdienstkursen schulen wir die Teilnehmer auf den
militärischen Anwendungen MIL Office 4 und FLORY, einem
Programm für das Truppenrechnungswesen sowie auf SecureCenter. Dabei werden natürlich auch die neuen Funktionen von
Windows 7 aufgezeigt.
Wer alles wird geschult?
Die Kompaniekommandanten, die Hauptfeldweibel, die Fouriere
und die Büroordonanzen/Truppenbuchhalter besuchen unsere
Fachdienstkurse.
Wie viele Personen werden insgesamt geschult?
Pro Kurs nehmen jeweils zwischen 20 und 30 Personen teil. Die
Kurse setzen sich aus mehreren Kompanien zusammen. Seit Anfang
Jahr haben wir bereits 62 Schulungen erfolgreich durchgeführt.
Wie sind die Reaktionen der Schulungsteilnehmer?
Die Resonanz der Kursteilnehmer ist durchs Band positiv. Die
neuen Notebooks sind im täglichen Gebrauch viel schneller und
laufen stabiler als das Vorgängermodell. Die Leute schätzen es,
dass die Armee in solch moderne Informatik-Mittel investiert
und damit den Gebrauch von privater Hardware obsolet macht.
Einblick ins Lager mit den neuen Geräten im grauen Koffer.
Marcel Mentele beim Aufsetzen der neuen Notebooks.
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Rubriktitel
Extremsportler
Berufsmilitärs nehmen am Ironman teil
Ein Berufsmilitär zählt seine Arbeitsstunden nicht, da er seinen Beruf mit Leidenschaft ausführt. Nebst dem Berufsleben
finden einige noch Zeit, für den Ironman zu trainieren, einem Langstreckentriathlon, welcher sich aus 3,8 km Schwimmen,
180 km Radfahren und einem 42,2 km-Lauf zusammensetzt. Wir haben drei dieser Extremsportler getroffen.
Letizia Paladino, Kommunikation HE
«Man muss stundenlang konzentriert bleiben.»
Oberst i Gst René Ahlmann
Kommandant Kompetenzzentrum Sport Armee
«Meine Freundin brachte mich zum
­Triathlon. Ich begleitete sie einmal zu einem
Wettkampf und wurde auch mit dem Virus
infiziert», erinnert sich René Ahlmann.
«Als ich jung war, fuhr ich Fahrrad auf
hohem ­Niveau, daher konnte ich auf einigen Grundlagen aufbauen.» Nach diesem
Erlebnis begann der Kommandant ohne ein
bestimmtes Ziel zu trainieren. «Da ich bis zur
Rekrutenschule aktiv Radrennen gefahren
bin, konnte ich auf bestehenden Grundlagen
aufbauen.» Schliesslich nahm er an einem
olympischen Triathlon (1,5 km Schwimmen,
40 km Radfahren und 10 km-Lauf) teil. «Es
war definitiv zu kurz und zu intensiv für
mich! Ich begann mich für den Ironman zu
interessieren, eine für mich viel angenehmere
Variante. Ich bin wohl für die Langdistanz
bestimmt.»
Um den Ironman zu bewältigen, trainiert René Ahlmann bis zu zehn Stunden pro
Woche, dies meist abends und am Wochen­
ende. «Somit ist es für mich auch möglich,
Beruf und Training zu vereinbaren.» Das
Training ist jedoch nicht der einzige zu
beachtende Faktor, um in dieser Sportart,
eine der schwierigsten weltweit, bestehen
zu können. Gemäss René Ahlmann ist das
Material ein wichtiger Faktor. «Ich investiere
viel Zeit für das Training. Darum ist es für
mich wichtig, Freude am Material zu haben.
Ich schränke mein Budget nicht zu sehr ein,
wenn es um Triathlon geht.» Der zweite Faktor ist der mentale Bereich. «Während eines
Ironman muss man stundenlang konzentriert bleiben und permanent seinen Körper
‹scannen›. Es gibt viele Momente, in welchen
der Körper ‹Nein› sagt. Man muss seinen
Körper kennen und auf die richtigen Signale
achten.» Der dritte Faktor betrifft die Ernährung. «Die Ernährung ist die 5. Disziplin. Es
ist wichtig, dass die Energiereserven nie leer
sind. Aufgrund der körperlichen Belastung
und der besonderen Ernährung mit Gels und
Riegel haben Triathleten oft Probleme mit
ihrer Verdauung. Dies muss man in den Griff
bekommen, ansonsten können die Folgen
schwerwiegend sein.»
Der Ironman, die Idee eines Militärs
Die Idee zum Ironman tauchte erstmals 1977 anlässlich der Siegerehrung
eines Lang­s tre­cken­laufs rund um die Insel Oahu in Hawaii auf. Während seiner Rede wies ein Commander der US Navy, John Collins, auf den Rekord
des belgischen Radfahrers Eddy Merckx hin. Da er an mehreren Triathlons
in Kalifornien teilgenommen hatte, wollte er wissen, wer die Besten unter
den Schwimmern, Radfahrern und Läufern sind. Er schlug vor, die schwierigsten Wettkämpfe der Insel zu einem zu vereinen: Den Waikiki Roughwater Swim (3,85 km); das Radrennen Around-Oahu (185 km) und den Marathon von Honolulu (42,195 km). Der Gewinner dieses Wettkampfs könne
prahlen, ein «Ironman» zu sein. Der Wettkampf wurde von Oahu auf Big Island verlegt und jedes Jahr im Oktober finden nun die Weltmeisterschaften
in dieser Disziplin statt. Die Sportler können sich an einem der zahlreichen
weltweit stattfindenden Ironmans dafür qualifizieren.
14 armee.ch 2 / 15
Rubriktitel
«Bei meinem ersten Ironman habe ich so
gelitten, dass ich sagte: nie mehr!»
Oberst i Gst Raynald Droz
Einsatzleiter, Führungsstab der Armee
Entscheidet sich ein Athlet für den
­Triathlon, war er vorher in den Disziplinen Schwimmen, Radfahren oder
Laufen aktiv. «Ich bin kein vollendeter Sportler, ich habe verschiedene
Sportarten ausgeübt, ohne mich für
eine Sportart zu entscheiden. Ich war
ein guter Läufer und Schwimmer und
als Berufsmilitär kann man es nicht
lassen, alles auszuprobieren und an
seine Grenzen zu gehen. So bin ich
zum Triathlon gekommen», erinnert
sich Raynald Droz. «2008 in Zürich
nahm ich zum ersten Mal am Ironman
teil. Vor Ort habe ich so gelitten, dass ich
sagte: nie mehr! Zwei Tage später überlegte
ich jedoch bereits, welcher mein nächster
Ironman werden sollte. Das Leben stellt uns
keine solchen Herausforderungen mehr,
der Sport ist ein hervorragendes Mittel, um
Grenzen zu setzen.»
Um sich auf eine solche Veranstaltung vorzubereiten, trainiert Raynald Droz durchschnittlich zehn Stunden pro Woche, obwohl
sein militärisches Leben etwas kompliziert
ist. «Ich plane in meiner Agenda Zeit für das
Training ein. Der Triathlon kombiniert drei
Disziplinen, was einem dazu zwingt, jeden
Tag entweder Schwimmen, Radfahren oder
Laufen zu gehen. Für den Ironman braucht
es Disziplin.» Da der Rhythmus und die Gewohnheiten vor dem Lauf entscheidend sind,
lässt sich der Berufsmilitär nicht von seiner
Familie zum Wettkampf begleiten. «Meine
Frau hat mich schon immer hervorragend
unterstützt, aber sie begleitet mich nie zu
den Wettkämpfen. In den Stunden vor dem
Wettkampf bin ich in einer Seifenblase und es
ist einfacher, das Erlebnis mit den Freunden
zu teilen, welche die gleiche Leidenschaft und
die gleichen Bedürfnisse haben.»
«Ich bin glücklich, dass die Armee
mir das ermöglicht hat.»
Hauptadjutant Marcel Brüngger
Führungshilfe Kommandant Territorialregion 4
Marcel Brüngger, zurückgetretener Sportler, spielte Fussball bis es ihm sein Beruf
nicht mehr ermöglichte, seiner Leidenschaft
nachzugehen. «Ich begann mit dem Laufen und da ich als Sportchef viel Zeit im
Schwimmbecken verbrachte, widmete ich
mich dem Schwimmen. Natürlich begann
ich auch mit dem Radfahren und fuhr mit
meinem ersten Triathlon fort», erklärt
Hauptadjutant Marcel Brüngger. «Für Triathleten ist der Ironman eine faszinierende
Disziplin, aber ich widmete mich vorerst
der olympischen Distanz.» Dank flexiblen Arbeitszeiten und einem Pensum von
täglich 9 Stunden findet Marcel Brüngger
Zeit für sein Training. «Innerhalb eines
Jahres habe ich entschieden, mich nur dem
Sport zu widmen. Ich habe meine Zeit beim
Ironman um 40 Minuten verbessert und im
darauffolgenden Jahr um 30 Minuten. Mit
einer Zeit von 9.22 Stunden qualifizierte ich
mich für die Weltmeisterschaften in dieser
Disziplin, die in Hawaii stattfinden. Es war
ein unvergessliches Erlebnis!»
Um seinen Körper zu schonen, entschied
Marcel Brüngger, nur alle zwei Jahre am
Ironman teilzunehmen. «Mit meinem vollen Arbeitspensum musste ich aufpassen,
nicht auszubrennen. Man muss wirklich
aus den Reserven schöpfen können, um
einen Ironman zu beenden.» Nach den
Leistungen in Zürich und bevor er beschloss seine Turnschuhe an den Nagel zu
hängen, qualifizierte sich Hauptadjutant
Marcel Brüngger noch weitere vier Mal für
die Weltmeisterschaften. «Ich habe das 18 Jahre
lang gemacht, es funktionierte schon eine Weile
nicht mehr. Wenn man etwas wirklich will,
schafft man es immer. Da gab es aber zu viele
Zeichen. Die Zeit war gekommen, aufzuhören»,
vertraut er uns an. «Die Armee hat mich immer
unterstützt und ermöglichte es mir, meiner
Leidenschaft nachzugehen. Ich war meinem
Kommandant gegenüber immer transparent.
Er wusste immer wo ich war und ich war immer
telefonisch erreichbar. Ich fühle mich privilegiert, dass ich die Balance zwischen meinem
Leben im Militär und im Sport finden konnte.»
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Eine Erfolgstournee wird 2016 weitergeführt
360 000 Kontakte dank der Armeeausstellung
Präsentationen und Übungen, organisiert von dienstleistenden Formationen sowie die Präsenz an einigen wichtigen Messen
konnten 2015 die Armee rund 360 000 potenziell Interessierten näher bringen. Die erste «Tournee» der Armee, eine
gelungene Mischung aus dynamischen Vorführungen und statischer Ausstellung, wurde sehr geschätzt und wird daher im
Jahr 2016 weitergeführt.
Giorgio Krüsi, Kommunikation Heer
«Die unmittelbar bevorstehenden Veränderungen sind eine Gelegenheit, der Bevölkerung die wahre Armee vor Augen zu führen. Es
geht nicht darum, Propaganda zu machen, sondern das Knowhow
der Truppe zu zeigen», betont KKdt Dominique Andrey, Kommandant Heer und Leiter des Projekts «Deine Armee».
Nach elf Anlässen in der Deutschschweiz, drei in der Westschweiz und einem im Tessin ging die erste «Tour de Suisse» zu Ende; ein Projekt, an dem alle aktiven Brigaden, Territorialregionen
und Lehrverbände der Armee teilnahmen. Die Ausstellungen wurden anlässlich militärischer Übungen, Ausbildungsdienste, grosser
Anlässe und regionaler Messen präsentiert.
Unter der Führung und mit der Unterstützung ihrer Brigaden
konnten die motivierten Angehörigen der Armee der beteiligten Bataillone ihre Kompetenzen und Mittel vorführen sowie als Botschafter für Schlüsselthemen der Armee wirken. Als zentrales Element war
die Wanderausstellung «Dein Land, deine Sicherheit, deine Armee»
das Herzstück eines jeden Anlasses.
Das Publikum schätzte die Kombination zwischen dynamischer
Vorführung der militärischen Mittel und Veranschaulichung der für
die Verteidigung wichtigen Themen an Informationsständen. Nebst
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den aktuellen Bedrohungen für die Schweiz wurden die wichtigsten Armeeaufgaben präsentiert: Helfen – Schützen – Kämpfen. Die
Ausstellung unterstrich das Milizsystem, auf dem die Armee basiert
(mit den Möglichkeiten, welche die praktische militärische Ausbildung bietet), unterstützt durch Berufsmilitärs, die in 200 verschiedenen Berufen im Bereich der Ausbildung, Führung, Prävention und
Logistik tätig sind.
Dank diesen 15 öffentlichen Anlässen war es möglich, 360 000
Bürgerinnen und Bürger zu erreichen. Rund die Hälfte aller Besucherinnen und Besucher wurde durch das Comptoir Suisse in Lausanne
(Panzerbrigade 1) und durch die 700-Jahr-Feier der Schlacht von
Morgarten (Territorialregion 3 mit allen Lehrverbänden) angelockt.
Ziel war es, bevölkerungsnah zu sein und alle Gebiete der
Schweiz zu erreichen. Aus diesem Grund hat die Armeeführung beschlossen, die Informationskampagne mit dynamischen Vorführungen und der Ausstellung «Deine Armee» im Jahr 2016 weiterzuführen.
→→ Weitere Artikel und Videos sind abrufbar unter:
www.armee.ch/deinearmee