Montag, 24. August 2015 (1) „Ich komme auch ohne Tee aus…!“ Das Ideal der Stimmigkeit in der Kommunikation und im Leben Das Ideal der Stimmigkeit hat sich als übergeordnete Meta-Qualität der zwischenmenschlichen Kommunikation herausgestellt. Kann dieses Ideal nicht nur für die Gesprächsführung, sondern auch für die Lebensführung ein guter Kompass sein? Und können die Kommunikationsmodelle, die auf der Suche nach Stimmigkeit im zwischenmenschlichen Miteinander dienlich waren, auch für die Suche nach Stimmigkeit im Leben dienlich werden? Der missglückte Kontakt mit dem Vater vor 50 Jahren, das unterbliebene Gespräch: Hier hätten Modelle entscheidend geholfen, vor allem das Kommunikationsquadrat und das Innere Team! Wir werden diese beiden (und weitere) Modelle für die Aufgabe der stimmigen Lebensführung im Auge behalten. Aber was ist zunächst mit Stimmigkeit gemeint? Authentisch und situationsgerecht, wesensgemäß und systemgerecht. Zwei Ansprüche kommen spannungsvoll in ein und derselben Kategorie zusammen, das ergibt ein 4-Felder-Schema: stimmig, daneben, angepasst und verquer. Für jedes dieser 4 Felder werden sich typische Beispiele finden lassen. Wie würde die Kurzcharakterisierung einer stimmigen Lebensführung lauten? Selbstverwirklichend und schicksalsgehorsam? Zunächst eine philosophische Hinterfragung: sind wir berechtigt, von dem „Wesen“ eines Menschen zu sprechen? Ich sympathisiere mit Dürkheims Unterscheidung von „Welt-ich“ und „Wesen“, ohne vollends zuzustimmen. Ist das Wesen wirklich etwas ursprünglich Mitgegebenes, was mich zutiefst ausmacht und was sich idealerweise dann entfaltet (Selbstverwirklichung)? Oder ist der Mensch nicht gerade durch seine Prägbarkeit ausgezeichnet? Genauer gesagt: Ist der Mensch nicht ein www. = Wechselwirkungswesen? Und hat Goethe vielleicht recht, wenn er sagt: der Mensch habe auch das, was seiner Natur entgegengesetzt ist, in sich aufzunehmen, und er werde diese seine eigene Natur nur umso mehr ausbilden, je mehr er sich von ihr zu entfernen scheine? - Wir werden diese Gedanken im Laufe der nächsten Sitzungen weiter verfolgen. Hausaufgaben zur Anregung: 1. Erinnere dich an eine Bemerkung, die jemand in Deiner Jugend an dich gerichtet hat! Wenn möglich in wortwörtlicher Formulierung! Erstens, lege diese Äußerung unter das Quadrat und höre sie nacheinander mit 4 Ohren. Zweitens, erhebe dein inneres Team, als Vorbereitung auf eine stimmige Antwort! 2. Erinnere dich an eine Situation, in der du eine Äußerung von dir gegeben hast, mit du hinterher nicht zufrieden warst! Ordne diese Äußerung oder Reaktion in das 4 Felder- Schema der Stimmigkeit ein! 3. Wie würdest du (in Anlehnung an Dürkheim) dein „Wesen“ charakterisieren? Was macht dich zutiefst aus, durchaus im Unterschied zu manch anderen Menschen?
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