BayernLB Research 17.12.2015 Blickpunkt Wirtschaft Bitte beachten Sie den Hinweis auf der letzten Seite! Fed: FOMC beschließt Zinswende light! Auf der heute geendeten, zweitägigen Sitzung des Offenmarktaussschusses (FOMC) der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) hat die Fed ihren Leitzins, wie erwartet, um 25 Basispunkte angehoben. Damit bewegt sich die Federal Funds Rate von nun an in einem Band zwischen 0,25% und 0,5%. Die Entscheidung fiel im stimmberechtigten FOMC einstimmig und auch bei den nichtstimmberechtigen Mitgliedern des Offenmarktausschusses bevorzugten lediglich zwei Mitglieder die Beibehaltung des bisherigen Zinsniveaus. Ursächlich für die Entscheidung zur Zinsanhebung war insbesondere die insgesamt bessere Einschätzung der Arbeitsmarktentwicklung seit Jahresanfang. So wurde im Statement betont, dass die Unterauslastung der Kapazitäten am Arbeitsmarkt spürbar zurückgegangen sei. Weniger optimistisch gab sich die Fed bezüglich des Fortschritts bei der Erreichung des Preisstabilitätsziels. Die marktbasierten Inflationserwartungen seien weiterhin niedrig, die umfragebasierten Inflationserwartungen sogar gefallen. Entsprechend wurde im verbalen Statement Fed Chair Yellens immer wieder betont, dass die wirtschaftliche Entwicklung zwar für einen ersten Zinsschritt ausgereicht hätte, jedoch noch ein deutliches Verbesserungspotenzial bei der Inflationsentwicklung bestehe. Daher würde der Leitzins künftig sehr graduell angehoben werden. Jeder Zinsschritt sei dabei rein datenabhängig, wobei hier ein Fokus auf die Inflationsentwicklung gelegt wird. Vor Allem wolle die Fed tatsächliche Fortschritte bei der Erholung der Inflationsrate sehen („…the Committee will carefully monitor actual and expected progress toward its inflation goal“). Bisher war die offizielle Linie, dass der FOMC lediglich ausreichend sich sein müsse, dass die Inflation in der mittleren Frist zu ihrem Zielwert zurückkomme. Die positive wirtschaftliche Einschätzung des Statements wird von den Projektionen der Fed zu Wirtschaftswachstum, Arbeitsmarkt und Inflationsentwicklung unterstützt (siehe Tabelle S.2). So wurden die Projektionen zur Arbeitslosenquote für die kommenden drei Jahre und für die längere Frist um je 0,1 Prozentpunkte abwärtsrevidiert. Damit wird nun die "natürliche" Arbeitslosenquote (langfristige Arbeitslosenquote) bei 4,8 bis 5,0% prognostiziert. Die Inflationsprognose wurde dagegen für das Jahr 2016 um 0,3 Prozentpunkte (am unteren Ende) nach unten korrigiert und deutet einen noch längeren Zeitraum mit schwacher Verbraucherpreisteuerung an. 2 Blickpunkt Wirtschaft vom 17.12.2015 Fed: FOMC-Projektionen der Dezember-Sitzung BIP- und Inflationsprognosen: Q4/Q4-Verlaufsrate in %, Leitzins: Median der Prognosen 2015 2016 2017 2018 längerfristig 2,1 2,3 - 2,5 2,0 - 2,3 1,8 - 2,2 1,8 - 2,2 2,0 - 2,3 2,2 - 2,6 2,0 - 2,4 1,8 - 2,2 1,8 - 2,2 0,4 1,2 - 1,7 1,8 - 2,0 1,9 - 2,0 2,0 0,3 - 0,5 1,5 - 1,8 1,8 - 2,0 2,0 2,0 1,3 1,5 -1,7 1,7 - 2,0 1,9 - 2,0 - 1,3 - 1,4 1,5 -1,8 1,8 - 2,0 1,9 - 2,0 - 5,0 4,6 - 4,8 4,6 - 4,8 4,6 - 5,0 4,8 - 5,0 5,0 -5,1 4,7 - 4,9 4,7 - 4,9 4,7 -5,0 4,9 -5,2 0,375 1,375 2,375 3,325 3,500 0,375 1,375 2,625 3,375 3,500 Wachstum September-Prognose Inflation: Konsum-Deflator September-Prognose Inflation: Kernrate September-Prognose Arbeitslosenquote* September-Prognose Leitzins** September-Prognose * Durchschnitt Q4 in %, **Jahresendstand; Stand: Dezember 2015, Quelle: FOMC, BayernLB Research Überraschenderweise spiegelte sich die schwächeren Inflationsaussichten wenig in den Projektionen der einzelnen FOMC-Mitglieder zur Zinsentwicklung in den kommenden Jahren wieder ("Punktewolke"). Im Gegensatz zu den vorherigen Veröffentlichungen der Zinsprognosen, in denen die FOMC-Mitglieder den gesamten Zinspfad in ihren Projektionen immer wieder abwärtskorrigiert hatten, wurde im Dezember der Zinspfad nur für 2017 und 2018 leicht nach unten angepasst. Gemessen an dem Median der Leitzinsprognosen entspräche ein „gradueller“ Zinspfad vier Anhebungsschritten in Höhe von je 25 Basispunkten pro Jahr. Dies wäre deutlich schneller als der Markt (gemessen an den Euro-Dollar-Kontrakten) derzeit einpreist (siehe Grafik). Fed: Zinsanhebungspfad im Dezember überraschend wenig abwärts korrigiert Leitzins in %, Median der September- und Dezemberprognosen, Markterw. = Euro-Dollar-Kontrakt Leitzins September BayernLB-Prognose Markterwartung Dezember 4,00 3,50 3,00 2,50 2,00 1,50 1,00 0,50 0,00 -0,50 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 langfrist. Quelle: Federal Reserve Board, Bloomber, BayernLB Research Diese hawkische Einschätzungen wurden durch eine Änderung der Strategie zur Reduzierung der Bilanzsumme ausgeglichen. Während bis dato kommuniziert war, auf einer BayernLB Blickpunkt Wirtschaft vom 17.12.2015 3 der nächsten Sitzungen nach der ersten Zinsanhebung einen Plan zur geordneten Reduzierung der Bilanzsumme vorzustellen, wurde heute Abend bekannt gegeben, dass die Fed die Reinvestition der fällig werdenden Papiere in der Bilanzsumme so lange vornehmen will, bis die Anhebung des Leitzinses deutlich vorangeschritten sei ("until normalization of the level of the federal funds rate is well under way"). Wir übersetzten dies mit um die vier Zinsschritte, womit nach den Projektionen der Fed die Reinvestitionen noch bis mindestens Ende 2016 laufen würden. Bei den technischen Details zur Zinsanhebung wurde neben dem Zinssatz auf die Überschussreserven (IOER) erwartungsgemäß auch die Reverse Repo-Fazilität als Steuerungsinstrument für die Federal Funds Rate eingesetzt. Dabei wurde die bisherige Obergrenze der Reverse Repos von 300 Mrd. US-Dollar ersatzlos gestrichen. Damit bildet von morgen an der Zinssatz für die Reverse-Repos mit dann 0,25% die Untergrenze des neuen Leitzinsbandes, während der Zins der Überschussreserven die Obergrenze bildet (für genauere Hintergrundinformationen siehe Blickpunkt Wirtschaft USA zur technischen Zinsanhebung der Fed vom 16.12.). Fazit Die Fed hat es am heutigen Abend geschafft nach einem Zeitraum von sieben Jahren, in denen sich der Leitzins an der Null-Grenze ("Zero Lower Bound") befand, den Leitzins relativ geräuschlos anzuheben. Nachdem die Fed die Märkte schon in den letzten Wochen intensiv auf die erste Zinsanhebung vorbereitet hatte, hat sie heute mit der richtigen Mischung aus Zinsanhebung und dovishen Signalen eine "Zinswende light" beschlossen, die am Markt positiv aufgenommen wurde. So haben sowohl der S&P 500 wie auch der Dow-Jones-Index mit Kursgewinnen reagiert und der US-Dollar wertete etwas gegenüber dem Euro ab. Insoweit kann man von einer geglückten Zinsanhebung sprechen. Für das kommende Jahr erwarten wir jedoch weiterhin einen deutlich flacheren Zinspfad als von der Fed heute skizziert. [email protected] BayernLB Blickpunkt Wirtschaft vom 17.12.2015 4 Allgemeiner Hinweis: Diese Publikation ist lediglich eine unverbindliche Stellungnahme zu den Marktverhältnissen und den angesprochenen Anlageinstrumenten zum Zeitpunkt der Herausgabe der vorliegenden Information am 17.12.2015. Die vorliegende Publikation beruht unserer Auffassung nach auf als zuverlässig und genau geltenden allgemein zugänglichen Quellen, ohne dass wir jedoch eine Gewähr für die Vollständigkeit und Richtigkeit der herangezogenen Quellen übernehmen können. Insbesondere sind die dieser Publikation zugrunde liegenden Informationen weder auf ihre Richtigkeit noch auf ihre Vollständigkeit (und Aktualität) überprüft worden. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit können wir daher nicht übernehmen. Die vorliegende Veröffentlichung dient ferner lediglich einer allgemeinen Information und ersetzt keinesfalls die persönliche anleger- und objektgerechte Beratung. Für weitere zeitnähere Informationen stehen Ihnen die jeweiligen Anlageberater zur Verfügung. Christiane von Berg Redaktion: Geschäftsgebäude: Bayerische Landesbank Bayerische Landesbank Unternehmensbereich 5700 Brienner Straße 18 Tel +49 89 2171-28745 80277 München (= Briefadresse) 80333 München (= Paketadresse) [email protected] [email protected] Tel +49 89 2171-21751 Economist USA/Fed, Japan/BoJ Fax+49 89 2171-621751 www.bayernlb.de BayernLB
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