Die Fondsbranche feiert

DEUTSCHLANDS WIRTSCHAFTS- UND FINANZZEITUNG
SONDERDRUCK aus Handelsblatt 228 vom 25.11.2015
Überreicht durch
Die Fondsbranche feiert
Das Analysehaus
Feri Eurorating und
das Handelsblatt
zeichnen die besten
Gesellschaften und
Produkte aus.
Ingo Narat, Anke Rezmer
Bad Homburg
F
euchtkalt ist es draußen, feierlich hell drinnen in der Kirche des
Bad Homburger Schlosses am Dienstagabend.
Jedes Jahr Ende November trifft
sich das Who’s Who der Fondsbranche hier am Rande des
Taunus nahe Frankfurt am Main:
Rund 200 Experten der deutschen Fondsindustrie reisen auch
in diesem Jahr an, um den wichtigsten Preis der Branche zu
feiern. Das Fondsanalyseunternehmen Feri Eurorating aus Bad
Homburg vergibt gemeinsam mit
dem Handelsblatt die diesjährigen Fonds-Oscars, die „Feri Eurorating Awards 2016“. Es ist die
neunte Veranstaltung dieser Art.
Und es mutet zunächst ein wenig
an wie Hollywood – wo die goldenen Trophäen für die besten
Kinofilme und ihre Darsteller vergeben werden. Roter Teppich,
Bühne, and the winner is… Doch
es geht um Fonds.
Edel wirken auch die Speisen.
Rinderfilet-Spieß an Aubergine,
Nocke vom Lachstatar an Waffelkartoffel, kross gebratener Wolfsbarsch an Thai-Spargel, Maronen-Ravioli an Kaiserschoten und
Prosecco-Schaum, Marzipancreme an Apfelmousse, schokoladiger Birnenbiskuit. Aber bevor
Sieger und Beobachter genießen
und plaudern können, steigt die
Spannung. Zwölf Preise werden
vergeben für die besten Investmentfonds in wichtigen Anlageklassen wie weltweit anlegende
Aktienfonds oder gemischte Portfolios. Die Sieger haben über fünf
Jahre die besten und stabilsten
Erträge erwirtschaftet und die
Jury von ihrer Arbeit überzeugt.
Zudem wird der innovativste
Fonds des Jahres ausgelobt.
Die Preisverleihung steuert
dann auf ihren Höhepunkt zu,
die Vergabe der UnternehmensOscars. Es geht um zwei Auszeichnungen: Die Trophäe für den besten großen Anbieter mit einer
breiten und hochwertigen Produktpalette, also für den Universalanbieter mit dem überzeugendsten Gesamtangebot. In diesem Jahr gewinnt diesen Oscar
Fidelity, das Fondshaus mit USWurzeln. „Fidelity räumt seinen
Fondsmanagern viele Freiheiten
!
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ein“, sagt Tobias Schmidt, Sprecher des Vorstands von Feri Eurorating. Schließlich ist das Fondshaus ein reiner Assetmanager.
Zudem habe der Anbieter enorme
Kapazitäten bei der fundamentalen Analyse von Aktien. Auch bei
Anleihen und Mischfonds sei das
Haus stark. Fidelity hat diesen
Oscar bereits 2013 gewonnen.
Den Preis für den zweiten
Branchen-Oscar mit kleinerem
Produktangebot in Deutschland
gewinnt der Vermögensverwalter
Flossbach von Storch. Das Haus
ist in früheren Jahren bereits
bei Mischfonds als Sieger aufgetreten – mit seinem Flaggschiff-Fonds „Multiple Opportunities“. Nach Ausbau seiner Produktpalette qualifizierten sich
die Kölner mit ihrem inzwischen
über 100 Experten starken Team
und siegten.
Das laufende Jahr stellte alle
Vermögensverwalter vor große
Herausforderungen: Nach einem
fulminanten Börsenfrühling
sorgte Griechenlands Schuldenkrise für Verunsicherung, die abgelöst wurde von Sorgen wegen
eines Einbruchs des Wachstums
in Fernost. Rohstoffpreise und
Schwellenländerbörsen sackten
ab, US-Börsen und vor allem
Technologie hielten sich. Inzwischen bringt EZB-Chef Mario
Draghi aber wieder gute Laune in
die Anlegerwelt mit seinen mehr
oder weniger deutlichen Äußerungen über neue Notenbankmaßnahmen zur Stützung der
Euro-Land-Konjunktur.
„In diesem Jahr gab bei Aktien
Growth – die sogenannten Wachstumswerte – den Ausschlag“, sagt
Feri-Mann Schmidt. Aktien von
Firmen mit besonders hohem
Wachstumspotenzial sind also extrem gut gelaufen – im Gegensatz
zu den substanzstarken ValueTiteln. Das liegt vor allem am anhaltend hohen Interesse an Tech-
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SONDERDRUCK
Andreas Reeg
Preisverleihung
in Bad Homburg:
Ferdinand Alexander
Leisten (Mitte),
Deutschland-Chef
von Fidelity, erhält den
Preis für den besten
Universalanbieter.
Es gratulieren
Feri-EuroratingVorstandssprecher
Tobias Schmidt
und HandelsblattRedakteurin
Jessica Schwarzer.
nologiewerten. Der französische
Vermögensverwalter Comgest –
ein Vertreter solcher Wachstumsstrategien – gewinnt zum zweiten
Mal in Folge die Trophäe für das
beste Aktienhaus.
Auf der Anleiheseite „ging es
vor allem darum, Alternativen
zum unattraktiven Kupon zu finden“, bemerkt Schmidt. In der
anhaltenden Niedrigzinsphase
sei der Zinsschein bei Papieren
der westlichen Welt vielfach vernachlässigbar geworden. Hier
überzeugte der niederländische
Anbieter Robeco, der als vielfältiges Bonds-Haus unterstützt
durch computergesteuerte Modelle mit verschiedenen Strategien punktete.
Generell bestehe allerdings
die Gefahr, dass wieder in alte
Muster aus den Zeiten der Finanzkrise verfallen werde, mahnt
Schmidt – als illiquide Papiere
fragwürdiger Bonität in viele
Portfolios gelangt waren. Wirklich überzeugend werden Vermögensverwalter erst, wenn sie
regelmäßig auf dem Siegertreppchen stehen. Unter den Fondsanbietern, die es immer wieder auf
die Siegerränge schaffen, fällt
Schmidt ein Erfolgsrezept auf:
Die meisten Sieger haben eine
konkrete Fokussierung in ihrer
Asset-Management-Aktivität.
„Anbieter brauchen eine echte
Stärke, etwas, für das sie stehen“,
so Schmidt. Häuser, die sich ihren
Boutiquen-Charakter bewahrten,
ragten oft heraus, meint er.
Die Feri-Experten heben weitere Häuser hervor wie Invesco mit
ihrer quantitativ gestützten Aktienauswahl, den Aktienspezialisten MFS oder das Aktienteam um
Henning Gebhardt von Deutsche
Asset & Wealth Management.
Der weltgrößte Vermögensverwalter Blackrock fällt doppelt auf:
dessen Euro-Anleiheteam um
Michael Krautzberger ist einer
der Namen bei aktiven, also von
Managerhand gelenkten Anleihefonds. Zugleich zählen Blackrocks
Indexfonds unter dem Namen
iShares — Sieger der Gruppe ETF —
zu den weltweit führenden.
PREISTRÄGER
Deutsche Anbieter machen Boden gut
F
lossbach von Storch, Union
Investment, Deka Immobilien und Allianz Global
Investors – bei den diesjährigen
Auszeichnungen von Feri Eurorating spielen gleich vier deutsche Adressen ganz vorn mit –
exakt doppelt soviele heimische
Anbieter wie im Vorjahr überzeugen damit bei der Fondsqualität.
Einmal im Jahr zeichnet das
Fondsanalysehaus Feri Eurorating Produkte und Anbieter auf
dem deutschen Markt aus. Im Zentrum stehen die Auszeichnungen
der besten Geldverwalter für einzelne Anlageklassen sowie die
Fonds-Oscars für die besten großen und kleinen Assetmanager.
Sieger aller Klassen ist Fidelity
International (siehe Grafik).
Der US-Anbieter offeriert eine
breite Produktpalette und zeichnet sich über die gesamte Bandbreite mit Spitzenfonds aus. Daher ist Fidelity der beste Universa-
lanbieter. Als kleines Haus im
Sinne eines spezialisierten Produktangebotes macht der Vermögensverwalter Flossbach von
Storch das Rennen.
In der Kategorie Aktienfonds
ist die französische Comgest
spitze, die als unabhängiges Investmenthaus ihren Sieg aus dem
Vorjahr wiederholt. Auf der Anleiheseite setzt sich die niederländische Robeco durch. Unter den
Anbietern für sogenannte Abso-
lute-Return-Ansätze, die Rendite
mit begrenztem Verlustpotenzial
erwirtschaften wollen, liegt die
britische Standard Life Investments vorn. Bei den Aktienprodukten für Emerging Markets
schafft es Fidelity ein weiteres
Mal aufs Siegertreppchen.
In der Kategorie „Socially
Responsible Investing“, oder
sozial verantwortliche Geldanlage, räumt wie schon im vergangenen Jahr Union Investment ab,
SONDERDRUCK
der Fondsanbieter der genossenschaftlichen Bankengruppe. In
der Sparte Immobilien gewinnt
Deka Immobilien Investment aus
dem Sparkassenverbund. Bei
Mischfonds, die die Finanzbranche gerne mit „Multi Asset“ umschreibt, steht Allianz Global
Investors an der Spitze. Diese
Kategorie wird besonders stark
beachtet, denn ein Großteil der
neu investierten Gelder von Privatanlegern fließt in diese Fonds.
Last, but not least setzt sich bei
Fonds für Rohstoffanlagen die
schweizerische Credit Suisse
Asset Management gegen ihre
Wettbewerber durch. Unter den
Anbietern für börsengehandelte
Indexfonds, kurz ETFs, wird der
größte Verwalter Blackrock ausgezeichnet. Im Sektor Anleihefonds mit Fokus auf Emerging
Markets geht Pioneer Investments durchs Ziel.
Feri Eurorating vergibt zudem zum ersten Mal Preise für
die Wahrnehmung von Markennamen. Die Kriterien sind subjektiv und unterliegen nicht der Methodik, die den bisher genannten
Auszeichnungen zugrunde liegt.
Befragt wurden für diese Auszeichnung Finanzberater und
Vermögensverwalter. Hier schneidet Deutsche Asset & Wealth
Management bei den Universal-
anbietern am besten ab, Acatis
Investment bei den Spezialanbietern. Als Aufsteiger bei den
Markennamen wird die ETFSparte von Blackrock gekürt. ina
DER BESTE UNIVERSALANBIETER
Treffpunkt Kronberg
Feri Eurorating zeichnet Fidelity als bestes großes Fondshaus aus.
Die Gesellschaft ist vor allem für gute Aktienprodukte bekannt, punktet aber
auch im Bereich Anleihen und erweitert das Angebot an Mischfonds.
Ingo Narat
Frankfurt
Fidelity International ist ein
etwas anderer Fondsanbieter.
Das musste auch Ferdinand
Alexander Leisten erkennen, als
er vor eineinhalb Jahren das
Deutschlandgeschäft übernahm.
Die Niederlassung ist nicht in der
Frankfurter City angesiedelt, wie
man es von einem Finanzhaus erwarten sollte, sondern außerhalb
im noblen Vorort Kronberg. Rund
300 Mitarbeiter arbeiten in einem futuristisch anmutenden
Bürogebäude, direkt neben einer
Villa, die vor über einem Jahrhundert vom damaligen Bankier
Fritz Mumm von Schwarzenstein
errichtet wurde. Fidelity hatte
die Villa vor vielen Jahren gekauft und anschließend den
Komplex gleich nebenan erbauen lassen.
Das ist nur der geografische
Unterschied zu einem typischen
Asset-Manager. Wichtiger sind
die Voraussetzungen für die
überdurchschnittliche Leistungsbilanz im Konkurrenzvergleich.
„Unsere Fondsmanager weichen
in ihren Depotstrukturen deutlich von Indizes als den Vergleichs-Messlatten ab, haben große Freiheiten“, sagt Leisten. Als
weiteren Vorteil sieht er das Analystenteam des Hauses, für ihn
„eines der größten weltweit“. Diese Pluspunkte erkennt auch Feri-
Analysechef Christian Michel:
„Beides hilft und schafft in der
Breite ein gutes Produktangebot.“
In vielen Aktiensegmenten
kann das Investmenthaus seine
Fonds vorzeigen. Das gilt beispielsweise für die Segmente Europa oder globale Dividendenwerte. Nicht zuletzt beim Anlagethema Schwellenländer verfügt
das Haus laut Michel über „außerordentliche Fonds“. Ein wichtiges
Zentrum für die Portfoliomanager und Analysten ist Hongkong.
Die starke Präsenz vor Ort zahlt
sich aus. Fidelity erhält auch den
Award als bester Aktienanbieter
für Schwellenländerprodukte
und zählt zusätzlich zu den
besten Häusern für Anleihe-
produkte, die in den Emerging
Markets investieren.
Et was ruhiger geworden
ist es um ein altes Sorgenkind
des Hauses. Es geht um den
europäischen
Aktienfonds
„European
Growth Fund“.
In früheren
Jahren ein Erfolgsprodukt,
kam es nach
schlechter
Wertentwicklung und Managerwechseln ins Schlingern. Die Leistungsbilanz sieht zwar langfristig weiterhin schlecht aus. Doch Leisten
Fidelity-Sitz
in Kronberg:
Unabhängigkeit
als Erfolgsrezept.
erkennt eine Wende zu besseren
Für die Zukunft nimmt sich
Ergebnissen.
Fidelity einiges vor. „Wir haben zu
lange eine Monokultur bei den
Für Anleihefonds ist Fidelity Aktienprodukten betrieben“, sagt
weniger bekannt. Aber auch auf Leisten. Das beginnt sich zu ändem Feld haben viele Produkte dern. Mischfonds sind ein großes
gute Leistungsbilanzen. Die hier Thema. Fidelity lancierte vor eiaktiven Fondsmanager sind im nem Jahr den „Zins & Dividende“
Schnitt zwei Jahrzehnte im Ge- mit einer Ziel-Ausschüttung von
schäft. So eine Erfahrung können fünf Prozent pro Jahr. Sukzessive
nur wenige Konkurrenten vor- sollen weitere Produkte an den
Markt kommen, beispielsweise
weisen.
solche mit Verlustbegrenzung.
„Mit diesen und noch anderen
Mischfonds werden wir den Nerv
der Anleger treffen“, glaubt
Leisten. Auf die großen Absatzerfolge muss er allerdings warten.
Im laufenden Jahr hat Fidelity
bei den Deutschen netto kein
Geld eingesammelt — obwohl die
Branche boomt. Aktualisierung
per 11.01.2016: Im Jahr 2015 erzielte
Fidelity Nettomittelzuflüsse in
Deutschland von rund 500 Millionen Euro.
Bei den Neuauflagen verfolgt
der Verwalter eine defensive
Taktik, nach dem Motto: Erst
prüfen, und nur bei Erfolg anbieten. „ Jeden neuen Ansatz
testen wir intern bis zu zwei
Jahre lang mit echtem Geld“, sagt
Leisten. Falls das Ergebnis enttäusche, werde die Idee wieder
zu den Akten gelegt.
AKTIEN SCHWELLENLÄNDER
Freie Auswahl
schert, während die Konkurrenz seiner Heimat Südafrika und der südafrikanische Medienmeist Verlust machte. Er bevor- Hongkong. Zu seinen Favoriten konzern Naspers und der Hongzugt derzeit Aktien aus Indien, gehören die indische Bank HDFC, konger Versicherer AIA Group. rez
Pressefoto
N
ick Price schert sich wenig
um Indizes oder Marktmeinungen. Der Fondsmanager des Fondsanbieters Fidelity
sucht mit Hilfe seines 40-köpfigen
Analystenteams für Schwellenländer nach Qualitätstiteln, die
idealerweise nicht zu teuer sind.
„Price ist bekannt für sein StockPicking und seine oft starken Abweichungen vom Index MSCI
Emerging Markets“, sagt Andre
Härtel von Feri Eurorating. Die
Meinungsstärke von Price hat
dem 3,5 Milliarden US-Dollar
schweren „Fidelity Emerging
Markets Fund“ auch in den vergangenen turbulenten zwölf Monaten an Schwellenländermärkten gut fünf Prozent Rendite be-
Nick Price, Fidelity:
Die Konkurrenz abgehängt.
Fidelity
SONDERDRUCK