Wochen 1 und 2: Einführung, Wahrscheinlichkeit Teil I Einführung WBL 15/17, 20.04.2015 Alain Hauser <[email protected]> Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences Berner Fachhochschule, Technik und Informatik Statistische Probleme: Beispiele 2 / 41 Beispiel 1: Vererbung in Erbsenpflanzen Experimente Gregor Mendels (1822 – 1884): Züchtung reinerbiger Erbsenpflanzen mit nur runden oder kantigen Samen (Erbsen) I Zum Einstieg: 6 Beispiele “einfacher” statistischer Fragestellungen I Repräsentativ für Inhalte dieses Einführungskurses Vorlesung basiert auf Kapitel 1 des Skripts. Quelle: Van Norman (1971) Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 3 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 4 / 41 Beispiel 1: Vererbung in Erbsenpflanzen Beispiel 1: Vererbung in Erbsenpflanzen Genetische Erklärung: I Bestäubung von Pflanzen der “Parentalgeneration” (P), die aus runden Erbsen gewachsen sind, mit Pollen solcher, die aus kantigen Erbsen gewachsen sind nur runde Erbsen (“Filialgeneration” F1 ) I ein Gen steuert Erbsenform; Allel für runde Erbsen (R) ist dominant gegenüber Allel für kantige Erbsen (r) I Kreuzung von Pflanzen aus F1 (“Filialgeneration” F2 ) runde und kantige Erbsen I Generation P: homozygot, Genotyp entweder RR oder rr I Experiment: runde und kantige Samen nach Kreuzung in F1 zählen I Generation F1 : heterozygot, Genotyp Rr I Generation F2 : Genotypen RR, Rr und rr im Verhältnis 1 : 2 : 1 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 5 / 41 Beispiel 1: Vererbung in Erbsenpflanzen 1 45 12 3.8 2 27 8 3.4 3 24 7 3.4 4 19 10 1.9 5 32 11 2.9 6 26 6 4.3 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 6 / 41 Beispiel 2: Impfung gegen Milzbrand Daten aus Mendels Experimenten: Anzahl runde und kantige Erbsen (F2 ) auf 10 Pflanzen der Generation F1 : Pflanze rund kantig Verhältnis: X : 1 (Quelle: http://evolpsychology.blogspot.ch/) 7 88 24 3.7 8 22 10 2.2 9 28 6 4.7 10 25 7 3.6 Quelle: Stahel (2002) Milzbrand: tödliche Infektionskrankheit bei Paarhufern I Experiment von Louis Pasteur 1881: 24 Schafe gegen Milzbrand impfen, 24 ungeimpfte Schafe als Kontrollgruppe I Alle 48 Schafe mit Milzbrand infizieren Resultat: Stützen diese Zahlen Mendels Vererbungsgesetze? Sind die Zahlen bloss zufällige Abweichungen des erwarteten Verhältnisses 3 : 1? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences I Behandlung Tot Überlebt geimpft 0 24 ungeimpft 24 0 Quelle: Samuels et al. (2012) 7 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 8 / 41 I Experiment mit Mäusen aus Zuchtlinie mit hoher Tumor-Inzidenz I Eine Gruppe keimfrei aufgezogen, eine Gruppe Escherichia coli ausgesetzt Resultat: Behandlung Lebertumor Kein Lebertumor Anteil mit Lebertumor E. coli 8 5 62% I keimfrei 19 30 39% Monoaminooxidase (MAO): Enzym, das in der Steuerung des Verhaltens eine Rolle spielt Studie: MAO-Aktivität in 42 Patienten mit unterschiedlichen Formen von Schizophrenie gemessen ● MAO−Aktivität 10 15 I Beispiel 4: Monoaminooxidase und Schizophrenie 5 Beispiel 3: Einfluss von Bakterien auf Tumore ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● I (Potkin et al., 1978) ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● II Schizophrenie−Form III Quelle: Mizutani and Mitsuoka (1979) Sind unterschiedliche Formen der Schizophrenie mit einem unterschiedlichen Niveau der MAO-Aktivität verknüpft? Kann man aus diesen Zahlen schliessen, dass E. coli einen Einfluss auf die Tumorhäufigkeit hat? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 9 / 41 Beispiel 5: Zeit zwischen zwei Impulsen eines Neurons Abbildung rechts: Verteilung der Zeitintervalle zwischen zwei Impulsen eines Neurons (Nurse, 1981) Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 10 / 41 Beispiel 6: Verteilung von Panini-Bildern I Kollege Markus K. ist leidenschaftlicher Sammler von Panini-Bildern I Wahl beim Kauf von Panini-Bildern: einzelne Packung (5 Bilder) oder Box (500 Bilder)? I Markus’ Vermutung: Bilder in Box nicht “zufällig” verteilt; doppelte Bilder werden bewusst vermieden. I “Experiment”: Box kaufen, Bilder einkleben. Ergebnis: 477 unterschiedliche Bilder aus 661 möglichen. Ist das mit der Annahme “zufälliger” Verpackung vereinbar? Wie könnte man die Verteilung der Intervalle zwischen Neuron-Impulsen modellieren, um sie vorherzusagen oder zu simulieren? Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 11 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 12 / 41 Beispiel 6: Verteilung von Panini-Bildern I Organisation der Vorlesung Computer-Simulation: zufällige Stichprobe von 500 Elementen aus 661 erzeugen; zählen, wie viele unterschiedliche Elemente in Stichprobe sind. I I I 250000 I 150000 Anzahl Alben 200000 I I 100000 in einer Million Simulationen wurde ein so “extremes Resultat” wie 477 nicht-doppelte Bilder nie beobachtet! Bilder werden “ziemlich sicher” nicht “zufällig” in Boxen verteilt. I I 50000 I Simulation eine Million mal wiederholen; Verteilung der nicht-doppelten Bilder: 0 I 300 350 400 450 500 Anzahl eingeklebter Bilder Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 13 / 41 Kursinhalt Themen I Zufall und Wahrscheinlichkeit I Zufallsvariablen, Verteilungen I Deskriptive Statistik I Schätzung von Parametern I Statistische Tests I Einfache lineare Regression Vorlesung (Alain Hauser): montags 08:15 – 10:00 (variabel, kann auch länger dauern) Übungen (Sonja Gassner): montags 10:15 – 11:45 2 Übungsserien pro Woche: Präsenzserie: “Mindest-Soll” der Woche Zusatzserie: Zusatzaufgaben zur Vertiefung Parallel zum Einführungskurs: R-Kurs (Lukas Meier), Montag Nachmittag Alle Übungen verfügbar unter http://stat.ethz.ch/wbl/wbl5 “Statistics is learning by doing, not by watching”: versuchen Sie, die Übungen zeitnah zu lösen, fragen Sie bei Problemen nach! Verständnisschwierigkeiten werden oft erst beim Lösen von Aufgaben bemerkt. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 14 / 41 Prüfungen Fokus des Kurses I I Grundlagenkurs: Wiederholung (?) der Grundbegriffe aus Wahrscheinlichkeit und Statistik Basis für weitere WBL-Kurse Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 15 / 41 I Mittsemester-Prüfung: 01.06.2015, anstelle der Übungen I Schlussprüfung: 29.06.2015, anstelle der Übungen I Prüfungen werden bestanden oder nicht bestanden; keine Noten I Um den Kurs zu bestehen, müssen Mittsemester- und Schlussprüfung beide bestanden werden I Administrative Fragen bitte an Sonja Gassner richten Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 16 / 41 Literatur Wer steht vor Ihnen? Dr. Alain Hauser I I Vorlesungsskript: wird von den Autoren für ihre jeweilige Einführungsvorlesung verwendet. Deckt alle im Kurs behandelten Themen ab. Werner Stahel: Statistische Datenanalyse, Vieweg und Sohn, 2012 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 17 / 41 I Dipl. phys. ETH, MSc. ETH CBB, Dr. sc. ETH I Statistiker und Dozent an der Berner Fachhochschule, Technik und Informatik I Lehrbeauftragter der Universität Bern I Lehrbeauftragter der ETH Zürich I Erfahrung in Biostatistik, kausaler Inferenz, Machine Learning, rechnergestützter Statistik Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 18 / 41 Lernziele Sie können. . . Teil II Wahrscheinlichkeit I . . . die grundlegenden Konzepte der Wahrscheinlichkeitstheorie erläutern: Ereignis, Grundraum, (bedingte) Wahrscheinlichkeit, Unabhängigkeit. I . . . den Unterschied zwischen frequentistischer und Bayes’scher Interpretation einer Wahrscheinlichkeit erläutern. I . . . Venn-Diagramme zeichnen und lesen. I . . . Wahrscheinlichkeitsbäume zeichnen und lesen. I . . . bedingte Wahrscheinlichkeiten berechnen, z.B. mit Hilfe des Satzes von Bayes. Vorlesungen basieren auf Kapitel 2.1 bis 2.4 im Skript. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 19 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 20 / 41 Wahrscheinlichkeitstheorie I Zufallsexperimente Fast alles, was Daten generiert, ist ein Zufallsexperiment: ein “Experiment” (naturwissenschaftliches Experiment, Befragung, Aggregieren von Geschäftszahlen, etc.), dessen Ausgang nicht vollständig vorhersehbar ist I “Experimente” sind zufällig, weil sie bei Wiederholung unter “gleichen Bedingungen” unterschiedlich ausgehen. I Ziel der Wahrscheinlichkeitstheorie: Modellierung von Zufall und Zufallsexperimenten Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences I I Zufallsexperiment: Experiment, dessen Ausgang nicht exakt vorhersehbar ist Gründe für Zufälligkeit: I 21 / 41 Wichtige Begriffe I Inhärenter Zufall: gewisse Prozesse in Natur, Technik und Gesellschaft sind grundsätzlich nicht exakt vorhersagbar Unvollständige Kontrolle experimenteller Bedingungen Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 22 / 41 Verknüpfung von Ereignissen Visualisierung von Ereignissen mit Venn-Diagrammen: Ω A B Ω A B Definition (Grundraum, Ereignis) Ein Elementarereignis ω ist ein möglicher Ausgang eines Zufallsexperiments. Der Grundraum Ω ist die Menge aller Elementarereignisse eines Zufallsexperiments. Ein Ereignis A ⊂ Ω ist eine Teilmenge des Grundraums, d.h. eine Menge gewisser Elementarereignisse. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 23 / 41 Schnittmenge A ∩ B Ω A B Vereinigung A ∪ B Komplement Ac Differenz A \ B Ω A B Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 24 / 41 Weitere Begriffe, Verknüpfungen Wahrscheinlichkeit Ereignisse A und B heissen disjunkt, falls A ∩ B = ∅. Definition (Wahrscheinlichkeitsmass) Satz (Regeln von de Morgan) Sei Ω ein Grundraum. Ein Wahrscheinlichkeitsmass ist eine Funktion P, die jedem Ereignis A ⊂ Ω eine Wahrscheinlichkeit 0 ≤ P(A) ≤ 1 zuordnet mit den folgenden Eigenschaften: i) 0 ≤ P(A) ≤ 1 für jedes Ereignis A ⊂ Ω Für Ereignisse A und B gilt (A ∩ B)c = Ac ∪ B c and (A ∪ B)c = Ac ∩ B c . ii) P(Ω) = 1 Übung: Beweisen Sie die Regeln mit Hilfe von Venn-Diagrammen! iii) P(A ∪ B) = P(A) + P(B) für disjunkte Ereignisse A und B. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 25 / 41 26 / 41 Interpretation von Wahrscheinlichkeiten II I Bayes’sche Interpretation: P(A) ist ein Mass für den subjektiven Glauben an eine Aussage 0.2 Frequentistische Interpretation: wenn das Experiment “häufig” wiederholt wird, tritt Ereignis A in ca. einem Anteil P(A) der Fälle auf. 0.0 I fn(A) 0.4 0.6 0.8 1.0 Interpretation von Wahrscheinlichkeiten I Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 0 50 100 150 n 200 250 300 Relative Häufigkeit des Ereignisses A = “Kopf” bei n Münzwürfen Bayes’sche Interpretation speziell nützlich bei nicht-wiederholbarem Experiment: z.B. “Wahrscheinlichkeit, an einer Stelle in der Nordsee Öl zu finden”; “Wahrscheinlichkeit für einen GAU in Mühleberg”. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 27 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 28 / 41 Diskrete Wahrscheinlichkeitsmodelle Unabhängigkeit I Endlicher (oder “abzählbarer”) Grundraum: Ω = {ω1 , ω2 , . . .} I Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses A ⊂ Ω: X P(A) = P({ωi }) Definition (Unabhängigkeit) Ereignisse A und B heissen unabhängig, falls P(A ∩ B) = P(A) · P(B). i:ωi ∈A I Normierung: P(Ω) = X P({ωi }) = 1 i≥1 I Falls Ω endlich ist, sind oft alle Elementarereignisse gleich wahrscheinlich; es gilt dann P(A) = |A| “günstige” Ausgänge = |Ω| “mögliche” Ausgänge I Unabhängigkeit von Ereignissen wird oft auf Grund technischer Überlegungen postuliert I Wenn Ereignisse nicht unabhängig sind, können wir aus dem einen etwas über das andere lernen. I Können disjunkte Ereignisse unabhängig sein? P heisst dann Laplace-Wahrscheinlichkeit Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 29 / 41 Bedingte Wahrscheinlichkeit Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 30 / 41 Rechenregeln für bedingte Wahrscheinlichkeiten Definition (Bedingte Wahrscheinlichkeit) A und B seien Ereignisse mit P(B) > 0. Die bedingte Wahrscheinlichkeit von A gegeben B ist definiert als P(A | B) = Solange auf dasselbe Ereignis bedingt wird, gelten Rechenregeln für Wahrscheinlichkeiten auch für bedingte Wahrscheinlichkeiten: P(A ∩ B) . P(B) I 0 ≤ P(A | B) ≤ 1 I P(A1 ∪ A2 | B) = P(A1 | B) + P(A2 | B), falls A1 und A2 disjunkt I P(Ac | B) = 1 − P(A | B) I etc. Ω A B Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 31 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 32 / 41 Bedingte Wahrscheinlichkeit und Unabhängigkeit I A, B: Ereignisse mit P(A) > 0, P(B) > 0 I Falls A und B unabhängig sind, gilt P(A ∩ B) = P(A) · P(B) I Demnach gilt bei Unabhängigkeit P(A | B) = P(A) I Wahrscheinlichkeitsbäume und P(B | A) = P(B) I Mehrstufiges Zufallsexperiment kann in einem Wahrscheinlichkeitsbaum dargestellt werden I Beispiel: faire Münze dreimal werfen I Ereignisse: K1 , K2 , K3 : Kopf im 1., 2., 3. Wurf; Z1 = K1c , Z2 = K2c , Z3 = K33 : Zahl im 1., 2., 3. Wurf In Worten: A und B sind unabhängig genau dann, wenn wir aus A nichts über B lernen können und umgekehrt. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 33 / 41 Wahrscheinlichkeitsbaum: 3 Münzwürfe Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 34 / 41 Rechnen mit Wahrscheinlichkeitsbäumen 0.5 Z3 0.5 Z2 0.5 0. 5 Z1 0.5 K3 0.5 Z3 5 0. I 1. Pfadregel: Wahrscheinlichkeit eines Elementarereignisses = Produkt der (bedingten) Wahrscheinlichkeiten auf dessen Pfad im Baum I 2. Pfadregel: Wahrscheinlichkeit eines Ereignisses = Summe der Wahrscheinlichkeiten aller Pfade, die zum Ereignis gehören I Wahrscheinlichkeitsbäume nützlich beim Rechnen mit abhängigen Ereignissen K2 0.5 K3 0.5 Z 2 0.5 0.5 K1 0.5 0.5 K2 0.5 Z3 Was ist die Wahrscheinlichkeit, mindestens zweimal in Folge “Kopf” zu werfen? K3 Z3 K3 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 35 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 36 / 41 Beispiel: medizinischer Test Wahrscheinlichkeitsbaum I Medizinischer Test für eine seltene Krankheit I Test scheint ziemlich präzise: erkennt Krankheit mit 95% Wahrscheinlichkeit (Sensitivität des Tests), und stellt das Fehlen der Krankheit mit 90% Wahrscheinlichkeit fest (Spezifizität des Tests). I K 1 0.0 Ereignis K : Person hat Krankheit; T : Test ist positiv (d.h., zeigt Krankheit an) I 1% der Bevölkerung ist von Krankheit betriffen: P(K ) = 0.01. I Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig ausgewählte Person ein positives Testergebnis erhält? K 0.9 9 c K T| .95 T 0c |K 0.0 5 c K T| .1 T c0 |Kc 0.9 P(T ∩ K ) = 0.01 · 0.95 = 0.0095 P(T c ∩ K ) = 0.01 · 0.05 = 5e − 04 P(T ∩ K c ) = 0.99 · 0.1 = 0.099 P(T c ∩ K c ) = 0.99 · 0.9 = 0.891 P(T ) = P(T |K )P(K ) + P(T |K c )P(K c ) = 0.0095 + 0.099 = 0.1085 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 37 / 41 Satz der totalen Wahrscheinlichkeit Satz (Formel von Bayes) B1 , B2 , . . . , Bk seien disjunkte Ereignisse mit B1 , B2 , . . . , Bk = Ω. Dann ist die Wahrscheinlichkeit eines beliebigen Ereignisses A P(A) = P(A ∩ Bi ) = i=1 k X A und B seien Ereignisse mit P(A) > 0 und P(B) > 0. Dann gilt: P(B | A) = P(A | Bi )P(Bi ) . i=1 B2 P(A | B) · P(B) . P(A) Im Setting des Satzes der totalen Wahrscheinlichkeit können wir schreiben P(A | Bi ) · P(Bi ) P(Bi | A) = Pk . j=1 P(A | Bj ) · P(Bj ) Ω B4 38 / 41 Formel von Bayes Satz (Satz der totalen Wahrscheinlichkeit) k X Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences B6 A B1 Beispiel: medizinischer Test (Forts.) Angenommen, der medizinische Test von vorhin gibt Ihnen ein positives Testergebnis. Wie gross ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie die Krankheit tatsächlich haben? B5 B3 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 39 / 41 Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 40 / 41 Literatur Takeo Mizutani and Tomotari Mitsuoka. Effect of intestinal bacteria on incidence of liver tumors in gnotobiotic C3H/He male mice. Journal of the National Cancer Institute, 63(6):1365–1370, 1979. Colin A Nurse. Interactions between dissociated rat sympathetic neurons and skeletal muscle cells developing in cell culture: II. Synaptic mechanisms. Developmental biology, 88(1):71–79, 1981. Steven G Potkin, H Eleanor Cannon, Dennis L Murphy, and Richard Jed Wyatt. Are paranoid schizophrenics biologically different from other schizophrenics? New England Journal of Medicine, 298(2):61–66, 1978. Myra L Samuels, Jeffrey A Witmer, and Andrew Schaffner. Statistics for the life sciences. Pearson Education, 2012. Werner Alfred Stahel. Statistische Datenanalyse. Vieweg und Sohn, Braunschweig, 4. edition, 2002. Richard W Van Norman. Experimental biology. Prentice-Hall, 1971. Berner Fachhochschule | Haute école spécialisée bernoise | Bern University of Applied Sciences 41 / 41
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