Die Stärken stärken – und die Schwächen schwächen Über Jahrzehnte wurde die Pädagogik von einem defizitorientierten Ansatz dominiert und gefragt: „Was kann das Kind noch nicht?“ Diese Sichtweise reduzierte das Kind auf seine Schwachstellen und verunsicherte es in seinem Selbstbild. Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan ermutigt dagegen „... ressourcen- bzw. kompetenzorientierte Ansätze in den Vordergrund zu rücken.“ (S.83) In der Praxis bedeutet dies: Jedes Kind wird zuerst von seinen Begabungen und Interessen her gesehen und in diesen Stärken auch noch verstärkt, damit es sich als fähig erlebt. Wenn Kinder z.B. gerne puzzeln, wird diese Tätigkeit nicht nur gelobt, sondern diese Fähigkeit durch schwierigere Spiele weiter gefördert. Zusätzlich ermöglichen wir ihnen, das eigene Können auch anderen (eventuell kleineren Kindern) zu zeigen. So werden sie doppelt gestärkt und fühlen sich wohl in ihrer Haut. Das gleiche gilt für gezeigte Verhaltensweisen. Wenn die pädagogische Fachkräfte z.B. die sozial kompetenten Fähigkeiten verstärken, reagieren die Kinder vermehrt verantwortlich und hilfsbereit. Ein Kind, das ermutigt wird seine eigenen Begabungen zu erkennen, zu benennen und weiter zu entwickeln hat dann auch Energie – gemeinsam mit uns - an seinen Schwächen zu arbeiten. Es fühlt sich erkannt und nicht klein gemacht. Wir wollen Kinder nie blamieren, sondern mit viel Feingefühl unterstützen, damit ihnen das Schwächen schwächen gelingt. Auch bei der Auswahl der Methoden setzen wir an den Stärken an. Wir entwickeln z.B. ein gezieltes Angebot zu Themen und Fragen der Kinder aus dem Morgenkreis. Das Interesse an schulischen Inhalten wie „Buchstaben lernen“ wird genauso ernst genommen wie die Bitte: „Liest du uns was vor?“ Diese kindorientierte Arbeitsweise stärkt die Kinder in ihrem Selbstbewusstsein und lässt sie aktiv an ihrer Entwicklung teilnehmen. Sie bleiben Lerner fürs Leben.
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