9. Die Stärken stärken

Die Stärken stärken –
und die Schwächen schwächen
Über Jahrzehnte wurde die Pädagogik von einem defizitorientierten Ansatz
dominiert und gefragt: „Was kann das Kind noch nicht?“ Diese Sichtweise
reduzierte das Kind auf seine Schwachstellen und verunsicherte es in
seinem Selbstbild.
Der Bayerische Bildungs- und Erziehungsplan ermutigt dagegen „...
ressourcen- bzw. kompetenzorientierte Ansätze in den Vordergrund zu
rücken.“ (S.83)
In der Praxis bedeutet dies: Jedes Kind wird zuerst von seinen Begabungen
und Interessen her gesehen und in diesen Stärken auch noch verstärkt,
damit es sich als fähig erlebt.
Wenn Kinder z.B. gerne puzzeln, wird diese Tätigkeit nicht nur gelobt,
sondern diese Fähigkeit durch schwierigere Spiele weiter gefördert.
Zusätzlich ermöglichen wir ihnen, das eigene Können auch anderen
(eventuell kleineren Kindern) zu zeigen. So werden sie doppelt gestärkt und
fühlen sich wohl in ihrer Haut.
Das gleiche gilt für gezeigte Verhaltensweisen. Wenn die pädagogische
Fachkräfte z.B. die sozial kompetenten Fähigkeiten verstärken, reagieren die
Kinder vermehrt verantwortlich und hilfsbereit.
Ein Kind, das ermutigt wird seine eigenen Begabungen zu erkennen, zu
benennen und weiter zu entwickeln hat dann auch Energie – gemeinsam mit
uns - an seinen Schwächen zu arbeiten. Es fühlt sich erkannt und nicht
klein gemacht. Wir wollen Kinder nie blamieren, sondern mit viel Feingefühl
unterstützen, damit ihnen das Schwächen schwächen gelingt.
Auch bei der Auswahl der Methoden setzen wir an den Stärken an. Wir
entwickeln z.B. ein gezieltes Angebot zu Themen und Fragen der Kinder aus
dem Morgenkreis.
Das Interesse an schulischen Inhalten wie „Buchstaben lernen“ wird
genauso ernst genommen wie die Bitte: „Liest du uns was vor?“
Diese kindorientierte Arbeitsweise stärkt die Kinder in ihrem
Selbstbewusstsein und lässt sie aktiv an ihrer Entwicklung teilnehmen. Sie
bleiben Lerner fürs Leben.