Workshop 1 - Gesundheit

Dt
Tagung: Menschen mit psychischen Problemen im System der Sozialen Sicherheit, 25.08.2015
Protokoll
Workshop 1: Deeskalation in Konfliktsituationen (Dirk Richter)
Im Workshop werden Methoden und Strategien diskutiert, die in schwierigen Situationen mit
psychisch erkrankten Klientinnen und Klienten Anwendung finden können. Konkret geht es um
deeskalierende und motivierende Gesprächsführung und -techniken im Beratungskontext.
Organisation des Workshops:
Die Teilnehmenden schreiben sich während Kaffee-/Mittagspause in die Workshops ein
Der Workshop findet zweimal nacheinander im Turnus statt.
Zeiten: 1. Durchführung von 14.15-15.00h und 2. Durchführung von 15.05-15.45h,
Fortsetzung im Plenum um 16.00h
Fragen an die
Referenten/Themen
Welche Konfliktsituationen
treten auf?
Welche Situationen sind
schwierig?
Was bringt Sie an die
Grenzen?
Aggressionen zu Beginn der Gesprächssituation.
 Organisationen müssen die nötigen Vorkehrungen treffen zum Schutz der
Sozialarbeitenden (z.B. Sicherstellen dass die Klienten keine Waffen bei sich haben
etc.).
Ausrastern eines Klienten, wobei der Grund für die Wut nicht ausfindig gemacht
werden kann verbunden mit massiver Bedrohungen.
Selbstdeklaration des eigenen Krankheitsbildes verbunden mit aggressiven
Drohungshandlungen
Suiziddrohungen:
 keine Handlungsmöglichkeiten
Flüchtlinge mit posttraumatischen Erfahrungen,
 Eine Möglichkeit wäre, die Person für Therapie zu motivieren.
Gewaltandrohungen, z.T. auch konkrete Ausführung (z.B. Scheiben einschlagen).
Oft liegen Persönlichkeitsstörungen vor, z.T. auch situative Gewaltandrohung
Gewalt zwischen jungen Erwachsenen, steht auch im Zusammenhang mit ihrem
kulturellen Hintergrund, d.h. ist milieuabhängig (z.B. werden verbale Aggression je
nach kulturellem Hintergrund unterschiedlich wahrgenommen).
Konzept zur Deeskalation
Eine Lösung in solchen Situationen ist die Anwendung des Konzepts der
Deeskalation:
Verstehen weshalb jemand aggressiv wird (aversive Stimulation), Deeskalation
heisst selber nicht noch mehr aversiv zu stimulieren. Durchbrechen der
automatischen Handlungsweisen (z.B. ruhig kommunizieren). Wichtig ist auch sich
Klarheit verschaffen über die eigenen Reaktionsweisen.
Besonders wichtig in solchen Situationen ist die Körpersprache: Mimik, Intonation,
Körperdistanz.
Aggression hat immer einen Grund, der aber oft nicht in einem direkten
Handlungszusammenhang steht.
 Anwenden der 10 Regeln der Deeskalation (vgl. Folie von Dirk)
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Störungsbilder
Narzisstische Persönlichkeitsstörungen sind häufig anzutreffen: rasche Kränkung
(Eigenerleben als grandios, aber Umwelt verwehrt Erfolg). Aggression entsteht dann
aus der Kränkung (oft bei häuslicher Gewalt). Hier ist die Erfolgsrate relativ gering,
da die Persönlichkeit nicht verändert oder beeinflusst werden kann. Wichtig ist zu
lernen, wie damit umzugehen ist.
Mögliches Verhalten: Impulskontrolle (vgl. Folie von Dirk). Aufgrund der Rolle in
Institutionen müssen Erwartungen enttäuscht werden  aversive Stimulation 
Deeskalation
Die „Theory of Mind“ (wie der andere wahrgenommen wird) spielt eine
entscheidende Rolle für das Verständnis der Reaktion  Impulskontrolle als
Lösung (oft liegt eine Impulsstörungskontrolle vor)
Wer definiert Aggression?
Es ist abhängig vom Empfänger von Aggression, wie ein Verhalten erlebt und
interpretiert wird, bzw. was als Aggression empfunden wird und was nicht.
Grundsätzlich kann Aggression nicht definiert werden.
Jede Person erlebt dies anders
Suizidalität, Suizidandrohung
Jede Äusserung ernst nehmen. Borderline-Störungen kommen regelmässig immer
wieder vor (d.h. sie wiederholen sich regelmässig). Hier stellt sich die Frage, ab
wann man eingreifen muss. Suizid kann nicht immer verhindert werden. In solchen
Situationen ist eine gewisse Toleranz und Risikobereitschaft erforderlich. Es stellt
sich die Frage wie die Umwelt reagiert. Wichtig ist Äusserungen zu dokumentieren
als Schutz. Grobfahrlässige Situationen sollten vermieden werden.
Was wenn ich nicht
weiterkomme?
Eine Handlungsmöglichkeit in schwierigen Situationen ist die motivierte
Gesprächsführung: Hier hat die Beziehung Vorrang. Es soll auf Überredung und
Beeinflussung verzichtet werden. Schritte in Richtung des vorgegebenen Ziels
anvisieren (Arbeit an den persönlichen Zielen), Aufbau der intrinsischen Motivation,
Veränderung ist nur aus eigener Überzeugung möglich.
Keine Technik anwenden, sondern bestimmte Haltung ist wichtig helfende,
unterstützende Funktion sollte im Zentrum stehen
Erarbeiten der Vor- Nachteile einer bestimmten Verhaltensweise für den Klienten
(z.B. vor Vorliegen eines Suchtverhaltens),  arbeiten an der Ambivalenz.
Mit Themenkarten arbeiten (z.B. Geld, Sex, soz. Beziehungen etc.)
 vgl. Literatur zur motivierenden Gesprächsführung
Forschungsliteratur zur
individuellen Konflikten
Wie gehe ich mit
Bedrohungen um?
Reaktion in schwierigen
Situation
Geschlechtsspezifisch
unterschiedliche
Aggressionsformen
Es existiert nur wenige Forschung zu diesem Thema
Ruhig bleiben macht u.U. noch aggressiver (Interpretation: das Gegenüber reagiert
nicht).
Ausdrücken: „das macht mir Angst“ – ich kann so nicht arbeiten.
Solche Gespräche nie alleine frühen (Sicherheit, Zeugen).
Organisation muss vorbereitet sein (Gewaltkonzept sollte vorhanden sein).
Nulltoleranzdrohung bei Drohung: ist das adäquat? Es besteht das Risiko des
Abbruchs der Beziehung. Gewisse Risiken müssen eingegangen werden. Es ist
wichtig, die betreffenden Handlungen zu dokumentieren.
Frauen sind eher verbal aggressiv und grenzen eher aus.
Männer werden eher direkt gewalttätig,
Dabei kam die Frage auf, ob körperliche oder verbale Aggression schlimmer sei.
Unterscheidung: intentionale/ instrumentale und emotionale/ eskalative Aggression.
Bei letzteren sollte nicht darauf reagiert werden, d.h. die Situation muss
ausgehalten werden.
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Protokoll: Robert Fluder
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