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Die Seite Vier
GrenzEcho
Freitag, 10. Juli 2015
Spielgeräte für alle Altersklassen- wie er sie im französischen Annecy bereits gesehen und fotografiert hat - wünscht sich Hubert Keutgens auch für den Ketteniser Spielplatz. Er und seine Mitstreiter der Dorfgruppe drängen darauf, dass im Zuge der Neugestaltung des Spielplatzes ein Nutzungsangebot für alle Generationen geschaffen wird.
Foto: David Hagemann
„Es tut sich was im Dorf“
Kettenis wird die DG im kommenden Jahr beim europäischen Dorferneuerungspreis im ungarischen Tihany vertreten. Was Kettenis
zu bieten hat und welche Projekte in Zukunft angestoßen werden sollen, verrät Hubert Keutgens. Er ist Koordinator der Dorfgruppe,
die sich seit zehn Jahren für das Gemeinschaftswohl vor Ort engagiert. Das Motto: Nicht nörgeln, sondern mitanpacken.
VON M ARTIN K LEVER
Kettenis als DG-Botschafter
auf europäischer Ebene. Ist
das der Lohn für den jahrelangen Einsatz der Dorfgruppe?
In der Tat ist es so, dass wir
in der Vergangenheit schon
vier Mal an dem Wettbewerb
„Unser Dorf soll Zukunft haben“ teilgenommen und jedes
Mal auch recht gut abgeschnitten haben. Aber unser
Hauptaugenmerk lag immer
eher auf konkreten Projekten
und Initiativen. Wie die Verantwortlichen, Gerd Brüls und
Carlo Lejeune, uns jedoch vor
anderthalb Monaten mitteilten, hatte sich in diesem Jahr
kein Dorf aus der DG für den
Wettbewerb beworben, und
man fand es schade, dass in
der Folge auch kein hiesiges
Dorf beim europäischen Wettbewerb vertreten wäre. Deshalb kam man auf uns zu. Wir
haben uns also nicht beworben, vielmehr ist man auf uns
zugekommen.
es nun Kalkofen, Im Bennet
oder Hoeschhof. Uns ist wichtig, dass sich die Zugezogenen
in unserer Dorfgemeinschaft
wohlfühlen, sich integrieren
können. Aus diesem Anlass
haben wir schon recht früh eine Reihe von Initiativen gestartet.
Können Sie einige Beispiele
nennen?
Unter dem Titel „Kettenis
kennenlernen“ haben wir fünf
Wandertouren ausgearbeitet,
die vervielfältigt wurden und
Zugezogenen helfen können,
ihre neue Heimat besser kennenzulernen. Seit 2008 bringen wir auch eine Dorfzeitung
heraus, die vielfältige Informationen rund um Kettenis
enthält und bei den Menschen
sehr gut ankommt. Ein Novum in Ostbelgien ist im vergangenen Jahr unser „Empfang für neue Bürger“ gewe-
sen, zu dem wir alle Neuankömmlinge in Kettenis eingeladen hatten. Ziel war es, sich
gegenseitig kennenzulernen
und den Neuzugängen Hilfe
anzubieten, sich in ihrem neuen Umfeld besser und leichter
zu integrieren.
Wie sieht es mit der dörflichen Entwicklung aus? Welche Ideen schweben Ihnen da
vor?
Wenn es darum geht, Kettenis attraktiver zu machen,
kommt man um das Thema
der Spielplatzgestaltung nicht
herum. Wenngleich das Projekt noch nicht so richtig voranschreiten will, wie sich
manch einer das vorstellt, hat
sich die Dorfgruppe schon viele Gedanken hierzu gemacht.
Uns schwebt beispielsweise
vor, dort einen Mehrgenerationen-Platz anzulegen. Dort
könnten sich dann nicht nur
Kinder amüsieren, sondern
genauso Oma und Opa. Entsprechende Geräte sind auch
gar nicht so aufwendig und
übertrieben teuer.
Die Neugestaltung des Spielplatzes ist - nicht zuletzt aufgrund der klammen Stadtkasse - bis auf Weiteres noch
Zukunftsmusik. Was zeichnet
Kettenis aktuell aus?
Wir haben eine tolle Schule,
die nicht zuletzt durch den
Holunderspielplatz auch für
Außenstehende ein Hingucker
ist. Des Weiteren ist aus dem
ehemaligen
Gemeindehaus
ein sehr lebendiges Vereinshaus geworden, in dem die
KLJ, die Landfrauen und die
Königliche Harmonie ein Zuhause gefunden haben. Nicht
zuletzt hat sich die anfangs
mitunter kritisierte Promenade zwischen Eupen und Kettenis zu einer Bereicherung für
Das hört sich alles gut an,
aber wie wollen Sie die internationale Jury des Dorferneuerungswettbewerbs konkret überzeugen, wenn diese
im nächsten Jahr nach Kettenis kommt?
Das müssen wir noch genau
absprechen. Ich denke, wir
werden etwa anderthalb Stunden Zeit haben, um die Jury
von Kettenis zu überzeugen.
Zu unserer Präsentation wird
sicherlich ein Rückblick gehören, der erläutert, was bereits
alles durchgeführt und in die
Wege geleitet wurde. Auf der
anderen Seite werden wir aber
auch das vortragen, was wir in
Sachen Dorfentwicklung ger-
ne angehen möchten. Wissen
Sie, als Dorfgruppe wollen wir
mitanpacken, Dinge auf den
Weg bringen, ein offenes Ohr
für die Bürger haben und im
Rahmen unserer Möglichkeiten Hilfe anbieten. Hauptsache, es tut sich was im Dorf.
Und welche Siegeschancen
rechnen Sie sich beim europäischen Dorferneuerungswettbewerb aus?
Ums Gewinnen geht es uns
gar nicht so sehr. Wir freuen
uns, überhaupt an diesem
Wettbewerb teilnehmen zu
dürfen. In Tihany werden Delegationen aus zahlreichen
Dörfern Europas vertreten
sein und ich bin mir sicher,
dass wir dort zahlreiche interessante Ideen aufschnappen
können, die auch bei uns in
Kettenis denkbar sind. Man
lernt dort in erster Linie voneinander.
HINTERGRUND
Die Dorfgruppe Kettenis
Das Ganze ist also eine Anerkennung der bisher geleisteten Arbeit?
Ja, so verstehen wir das. Allerdings zieht jetzt nicht unsere Dorfgruppe in den Wettbewerb, sondern ganz Kettenis.
Wir wollen alle interessierten
Bürger und alle Vereine miteinbeziehen.
Kettenis ist ein Dorf, das sich
in der jüngeren Vergangenheit stark verändert hat,
oder?
Das stimmt. Wir haben auf
der einen Seite die Ur-Ketteniser, auf der anderen Seite sind
allerdings auch jede Menge
neue Viertel entstanden - sei
unser Dorf entwickelt. Ich
könnte noch zahlreiche weitere Dinge aufzählen, die unter
dem Strich vor allem eines belegen: Dass Kettenis ein Dorf
mit viel Dynamik ist.
Im vergangenen Jahr organisierte die Dorfgruppe Kettenis erstmals einen Empfang für
Neuankömmlinge, bei dem unter anderem die Vereine und ihre Aktivitäten näher vorgestellt wurden.
Archivfoto: GrenzEcho
l Als vor zehn Jahren die Idee
der Dorfwettbewerbe aufkam, fand sich in Kettenis eine Handvoll Bürger zusammen, die eine erste Teilnahme an dem Wettstreit vorbereitete. Dies war die Geburtsstunde der Dorfgruppe
Kettenis.
l Zunächst noch unterstützt
von Eupens damaligem City-Manager Dietmar Castro,
entwickelte die Dorfgruppe
nach ein, zwei Jahren ein aktives Eigenleben. „Inzwischen zählen wir etwa 20
Mitglieder, wobei hin und
wieder Personen die Gruppe
verlassen, aber auf der anderen Seite auch neue Leute
dazustoßen“, weiß Hubert
Keutgens, der seit den Anfängen dabei ist.
l Die Dorfgruppe setzt sich aktuell zu gleichen Teilen aus
Frauen und Männern zusammen - und ist von der Ausbildung ganz heterogen aufgestellt. Das reicht vom Landwirten über den Architekten
bis hin zum Schulleiter und
Steuersachverständigen. „Eine bunte Truppe, die Interesse hat, sich für das Dorf zu
engagieren“, weiß Hubert
Keutgens. (mcfly)