CH U S NE ON B ONLI URN LI NE SU O T! UT T H C H UC ONLIN BLUINRESNUCOUT ES ONRNOUT HT ! BU T DIE FALLE DER SUCHTSPIRALE Ein Ratgeber, der rund um das Thema BurnOut und den Zusammenhang mit Onlinesucht aufklärt. Prävention, Früherkennung, Selbsttests und Lösungen 2 Die Selbsthilfeorganisation HSO e.V. wird gefördert durch Für die Inhalte ist die Selbsthilfeorganisation verantwortlich. Etwaige Leistungsansprüche gegenüber der Krankenkasse sind hieraus nicht ableitbar. Der HSO e.V. sagt Dankeschön im Namen der Betroffenen und deren Angehörigen! Autor: Gabriele Farke Herausgeber: HSO 2007 e.V. Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige und deren Angehörige Kottmeierstr. 12 - 21614 Buxtehude Tel.: 0 41 61 – 55 67 82 E-Mail: [email protected] www.onlinesucht.de Fotos: © fotolia.com, Gernot Krautberger, drubig-photo, HAKKI ARSLAN, Bomix, momius, -Misha -, bramgino 3 Inhaltsverzeichnis 1. Vorwort 2. 3. Wann sprechen wir von Onlinesucht? Selbsttest: Bin ich online(sex)süchtig? S. 11 4. Auszüge aus dem Bericht eines Betroffenen S. 12 5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5. 2.1. 2.2. 2.3. 2.4 Zahlen und Fakten Definition und erste Symptome Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche? - Nicht ohne mein Smartphone! - S. 5 S- 6 S. 6 S. 9 S. 10 Wann sprechen wir von BurnOut? Zahlen und Fakten Definition und erste Symptome Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche? Ursachen für BurnOut Risikogruppen S. 15 S. 15 S. 16 S. 16 S. 17 6.. Risikotest: Bin ich gefährdet, an BurnOut zu erkranken? S. 18 7. Wem kann ich mich anvertrauen? S. 22 8. Was kann ich gegen BurnOut tun? S. 23 9. Was kann ich gegen Onlinesucht tun? S. 25 10. Anlaufstellen bei BurnOut S. 26 11. Anlaufstellen bei Onlinesucht S. 27 4 1. Vorwort „Bin ich onlinesüchtig? Ich kann nicht mehr leben ohne die Medien, aber ich fühle mich eigentlich gar nicht süchtig im üblichen Sinne. Was soll ich tun?“ Diese Fragen erreichen uns fast täglich, vor allem von besorgten Eltern, deren Kinder sich kaum noch ohne ihr Smartphone oder dem IPad aus dem Hause wagen. Um o.g. Frage zu beantworten, müssen wir jedoch genauer hinschauen. Sicherlich ist ein Mensch nicht „automatisch“ onlinesüchtig, wenn er sich viel mit den Medien beschäftigt, denn ohne sie wäre ein Leben heutzutage schier undenkbar. Aber es geht um das gesunde und richtige Maß der Nutzung, wie bei allen anderen Verhaltensweisen auch. „Hilfe, ich kann nicht mehr! BurnOUT?“ Wer hätte diesen verzweifelten Ruf um Hilfe nicht schon einmal gehört oder gar selbst ausgesprochen? Ist BurnOut heute zum Modewort, zu einer Pseudo-Krankheit geworden oder haben wir es mit einem ernsthaften Problem zu tun? Handelt es sich beim BurnOut nicht „nur“ schlicht und ergreifend um „Überarbeitung“, ein „Stresssymptom“ oder einen „Erschöpfungszustand“? Was ist der Unterschied, was hat sich verändert zu den früheren Diagnosen? Was hat BurnOut mit Onlinesucht zu tun und kann das eine aus dem anderen entstehen? Was passiert, wenn Sie glauben, unter Onlinesucht oder BurnOut zu leiden und Sie Hilfe suchen? Werden Sie ernst genommen oder doch eher belächelt? Wie geht Ihr soziales Umfeld mit dieser Diagnose um und was machen Sie selbst daraus? Suchen Sie sich Hilfe oder setzen Sie alles daran, Ihre Krankheit unter den Teppich zu kehren, um keine Schwäche zu zeigen? Diese Fragen und noch viel mehr soll dieser Ratgeber beantworten. Wir wünschen Ihnen ein glückliches Leben, möglichst ganz ohne Onlinesucht und ohne BurnOut! Nehmen Sie sich Zeit für sich, denn sie ist außer unserer Gesundheit das höchste Gut! 5 2. Wann sprechen wir von Onlinesucht? 2.1. Zahlen und Fakten (Onlinesucht) Die Onlinesucht (auch Internetabhängigkeit genannt) hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Man schätzt, dass über drei Prozent der deutschen Internetnutzer süchtig sind - jeder zehnte User ist potenziell gefährdet, das entspricht über sechs Millionen Bundesbürger. Man unterscheidet heute in drei großen Felder der Onlinesucht: 4Online-Spielsucht, inklusive der Online-Glücksspielsucht 4Online-Sexsucht und die viel fältigen Formen 4Online-Kommunikationssucht, die auch Chat-Sucht genannt wird. Internationalen Studien zur Problematik der Onlinesucht zufolge sollen 3-5 % der Internetuser bereits onlinesüchtig sein. Die Zahlen variieren allerdings stark, was nicht nur in der Dunkelziffer begründet sein dürfte, sondern auch in der jeweiligen Art der Onlinesucht. So befassen sich die meisten Studien ausschließlich mit dem exzessiven Onlinespielen, nicht aber mit dem Chatten oder dem 6 Onlinesex. Wer aber tiefer ins Thema eintauchen möchte, gönne sich einen Blick ins Forum von www.onlinesucht.de. Dort finden Betroffene und deren Angehörige die Möglichkeit, sich zu offenbaren und ihre (oft dramatischen) Erfahrungen zu schildern. 2.2. Definition und erste Symptome bei Onlinesucht Stress und die Angst zu versagen, sind heutzutage nicht mehr auf Erwachsene beschränkt. So manchen Schüler, Student oder Auszubildenden belastet der Erfolgsdruck in der Ausbildung und die Angst es nicht zu schaffen so sehr, dass er körperliche und seelische Probleme bekommt. Die Symptome können ähnlich sein wie bei einem beginnenden Burnout beim Erwachsenen: 4Essstörungen 4Schlafstörungen 4Probleme mit der Konzentration 4Depressionen 4Magendarm-Störungen (Bauchschmerzen sind bei Jugendlichen an der Tagesordnung) 4Emotionaler Rückzug und andere immer wiederkehrende Krankheitssymptome. Diese Symptome werden durch einen übertriebenen Erwartungsdruck von außen oder durch sich selbst ausgelöst, Prüfungsangst und Lernblockaden sind die Folgen - ein verhängnisvoller Kreislauf schließt sich. Zudem versteckt sich hinter einer Leistungsschwäche nicht selten eine Überforderung mit dem Leben (z.B. Scheidung der Eltern, Spannungen innerhalb der Familie,Liebeskummer, Mobbing von anderen Mitschülern). Besonders in der Loslösungs-Phase von den Eltern, also zwischen 14-20 Jahren, geraten junge Menschen in eine Krise. Manchmal ziehen sie sich von Ihren Eltern zurück. Stundenlange Telefonate, stundenlanges Surfen oder nächtelanges Spielen von Onlinespielen sowie Alkohol mit Drogenmissbrauch finden oft unbemerkt von den Eltern statt. Manche Jugendlichen leiden aber auch still und unbemerkt. Hier kann man bereits ahnen, dass BurnOut und Onlinesucht eng miteinander verbunden sind. Der Weg aus der Einsamkeit, der gefühlten Isolation, bahnt die Wege in die Sucht. Immer mehr Menschen sind durch stressbedingte Situationen am Arbeitsplatz und im Privatleben stark in ihrer Lebensqualität eingeschränkt. Der durch den gesellschaftlichen Druck bis ins Privatleben reichende Dauerstress bringt immer mehr Menschen in Ängste, Depressionen, Versagensangst, Burn-Out, aber auch in eine Onlinesucht, eine Scheinwelt im Internet, in der alles (scheinbar) leichter zu ertragen ist. Die Onlinesucht macht sich Platz in diesen Stresssituationen. Häufig wird die alltägliche Überforderung und die notwendige Entspannung als Grund für exzessive Onlinesitzungen nach Feierabend genannt. Bei den Jugendlichen ist die Onlinespielsucht besonders ausgeprägt, bei (meist) männlichen Erwachsenen die Internetsexsucht, und bei jüngeren Erwachsenen und Singles ist vor allem die Chat-Sucht verbreitet. Tendenziell gefährdet sind vor allem (aber nicht nur) labile Menschen oder Menschen, die in ungünstigen sozialen Umfeldern leben und mit realen Konfliktlösungen nicht richtig umgehen können. Auch diejenigen, die sich in ihrem Alltag überfordert fühlen und „einfach nicht mehr können“, laufen Gefahr, onlinesüchtig zu werden. 7 Bisher geht man davon aus, dass die Onlinesucht, die als Verhaltenssucht definiert wird, weder geschlechtsspezifisch noch altersspezifisch ist. Für die Internetabhängigkeit ist es egal, ob es sich um den PC, das Smartphone oder eine Playstation handelt, ... alleine die übermäßige Nutzung definiert erstmals die Suchttendenz. Onlinesucht ist ein gesamtgesellschaftliches Problem. 8 Wie bei anderen Suchterkrankungen auch, definiert man suchttypische Merkmale. Diese sind bei der Onlinesucht: 4Zunehmender Kontroll- und Realitätsverlust 4Toleranzentwicklung (immer mehr Zeit wird für Intenet- tätigkeiten verwendet) 4Veränderung und Einengung des Verhaltensmusters 4Zunehmende Probleme im sozialen und beruflichen Umfeld 4Sozialer Rückzug und zunehmend isolierende Tendenzen 2.3. Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche? Es gibt Aspekte zur Reflexion der Onlinesucht. Wie bei jeder anderen Sucht können ein oder mehrere Aspekte zutreffen. Onlinesucht muss auch sehr individuell mit allen Verhaltensänderungen und krankhaften Symptomen gesehen werden. Einige Punkte, wie man Onlinesucht erkennen kann: 4Geselligkeiten werden weniger (man spricht auch von der Offline-Geselligkeits-Problematik). 4Onlinezeiten können nicht mehr begrenzt werden und werden immer länger. 4Immer häufiger Probleme im familiären Umfeld durch die Nutzung des Computers. 4Reale Kontakte, wie z.B. Besuche, werden als störend empfunden. 4Das Internet wird immer häufiger zum Shopping ver- wendet und sogar alltägliche Konsumprodukte werden nur noch über das Netz bestellt. 4Man fühlt sich von der Familie, den Freunden und Kolle- gen nicht mehr verstanden und fühlt sich ausgegrenzt. 4Es kommt zu Schlafstörungen und seelischen wie körperlichen Erschöpfungszuständen. 4Der Allgemeinzustand wird immer schlechter. Form bzw. Weiterentwicklung der kognitiven Verhaltenstherapie, die vor allem in den USA, Skandinavien und einigen Ländern Europas wie z.B. der Schweiz auf großes Interesse stößt. Erfolgversprechend ist auch die Multimodale Behandlung als psychiatrisch-psychotherapeutische Therapie, die auch als Multimodale Kinder- und Jugendtherapie bekannt ist. Zahlreiche Wirkstoffe in Medikamenten sind gegen die Internetabhängigkeit auf dem Markt, allerdings liegen bisher wenige Studien vor und methodische Mängel werden von Experten angemahnt. Auch wir raten unbedingt von der Medikamenteneinnahme gegen Onlinesucht ab! Bei der Therapie von pathologischen Internetnutzern hat sich vor allem in der Psychotherapie die Kognitive Verhaltenstherapie etabliert. Bei pathologischen InternetPornographie-Nutzern hat man die sogenannte „Acceptance and Commitment Therapy (ACT)“ im kleinen Rahmen erfolgreich angewandt. Es handelt sich hier um eine neuere 9 2.4. Nicht ohne mein Smartphone Immer und überall ständig erreichbar zu sein ist für viele Menschen Fluch und Segen zugleich. Wenn Sie es ohne Handy nicht mehr aushalten, dann könnten das erste Anzeichen einer Sucht sein. Einer britischen Studie zufolge sind zwei Drittel aller Smartphone- Benutzer suchtgefährdet oder haben Angst, ihr Gerät auszuschalten. Nomophobie heißt die krankhafte Angst, mobil nicht erreichbar, von allem abgeschnitten zu sein. Der Begriff stammt aus dem Englischen: ‚No Mobile Phone Phobia’. Nomophobe Menschen haben ständig Angst, die Verbindung zur Außenwelt zu verlieren und etwas zu verpassen. Legen Sie doch immer wieder mal bewusst Ihr Smartphone an die Seite, schalten es für eine bestimmte Zeit am Tag aus. Sie werden schnell merken, ob die Nutzung bei Ihnen bereits Suchtcharakter angenommen hat. Überdenken Sie mal, wie oft am Tag Sie Ihre E-Mails checken, das sind sicher unzählige Male? Wie konstruktiv und sinnvoll könnte es sein, wenn Sie wesentlich bewusster an Ihre Internet-Kommunikation herangehen! 10 Sie vergeuden schnell viele Jahre Ihres wertvollen Lebens, wenn Sie sich nicht bewusst machen, wie oft Ihre Onlinetätigkeiten wirklich notwendig sind und Sie gezielter Ihre Gespräche führen und Ihre E-Mails bearbeiten. Wenn auch Sie sich als Nomophobie-gefährdeter Mensch sehen, beginnen Sie doch mal mit den folgenden Verhaltensveränderungen: 4Stellen Sie nicht morgens sofort Ihr „Online-Leben“ in den Vordergrund, schalten Sie Rechner und Smartphone nicht direkt an, sondern machen Sie zunächst einen Tagesplan. 4Planen Sie feste E-Mail-Zeiten ein und vermeiden Sie, zwischendurch „mal eben“ Ihre Mails zu checken. 4Schreiben Sie doch mal bewusst einige Mails weniger, Sie werden im Gegenzug auch weniger Mails erhalten. 4Besprechen Sie mit der Familie/dem Partner, wann Sie abends „Medien-Feierabend“ machen! Nehmen Sie sich eine feste Zeit vor, zu der alle Computer, Smartphones, Tablets etc. abgeschaltet/heruntergefahren werden. Bauen Sie diesen fest geregelten Feierabendtermin in die Struktur Ihrer Lebensplanung ein! 4Vermeiden Sie die pausenlose Überkommunikation! 3. Selbsttest Spezial Onlinesexsucht: Bin ich online(sex-)süchtig? Da in der Beratungspraxis seit geraumer Zeit die Problematik der Onlinesexsucht dramatisch zunimmt, hier ein entsprechender Fragebogen zum Thema, der einen ersten Anhaltspunkt geben kann, ob Sie betroffen oder gefährdet sein könnten. 1. Verbringen Sie mehr Zeit mit sexuellen Inhalten im Internet, als Sie sich vorgenommen haben? 10. Denken Sie immer wieder daran, wieder ins Internet zu gehen, um sexuelle Bilder zu sehen? 11. Suchen Sie bestimmte Sexseiten immer wieder auf? 12. Wenn Sie mit Ihrer Frau sexuellen Kontakt haben, stellen Sie sich dabei Internetpersonen vor? 2. Wurden Sie jemals beim Betrachten sexueller Inhalte auf 13. Fühlen Sie sich schuldig nach Ihrem Bildschirm erwischt? einem sexuellen Kontakt im 3. Hatten Sie sich vorgenommen, Ihre sexuellen Internetge Internet? wohnheiten zu unterbinden und haben Sie den Vorsatz 14. Ist es leichter, einen sexuellen gebrochen? Höhepunkt zu erleben, nachdem 4. Ärgern Sie sich selbst, wenn Sie zu viel Zeit auf der Suche Sie im Internet gesurft haben? nach Sexseiten verschwenden? 15. Machen Sie sich Sorgen, ob Ihre Sexualität außer Kontrolle geraten 5. Onanieren Sie am Computer? kann? 6. Brauchen Sie zunehmend stärkere Reize, um das sexuelle Erregungsniveau zu erreichen? 7. Bezahlen Sie Geld für gebührenpflichtige Anbieter? 8. Schauen Sie sich während der Arbeitszeit sexuelle Internetseiten an? Wenn 5 oder mehr Fragen mit JA beantwortet wurden, liegt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Suchtproblematik vor. 9. Hat Ihr Internetverhalten Probleme mit Menschen Ihrer Umgebung gebracht? 11 4. Auszüge aus dem Bericht eines Betroffenen Ich schreibe diesen Artikel als Onlinesexsüchtiger. Dabei möchte ich auf der einen Seite Einblicke gewähren, was in den Köpfen solcher Menschen (meist Männern) vor sich geht und darüber aufklären, damit in Zukunft mehr geholfen und präventiv dagegen getan werden kann. Für viele beginnt die Geschichte der Onlinesexsucht in einem sehr frühen Alter und steigert sich immer mehr. Der Ausstieg wird schwerer und schwerer. Wir verletzen oft unsere Partner unheimlich, Ehen können scheitern, Beziehungen zerfließen nicht selten in Tränen. Aber für uns ist es schwer, davon fortzukommen. Wer mit dem Entzug anfängt, hat Erfolgschancen, aber die Angehörigen müssen dennoch stark sein. Denn süchtig ist man sein Leben lang, irgendwo da draußen kann also immer die Gefahr eines Rückfalls lauern. Dagegen kämpfen wir an, aber daran scheitern wir oft auch. Ich schreibe hier aus der Sicht eines Süchtigen, der vor allem extensiv Bilder und Videos im Netz gesucht und angeschaut hat. 12 Allgemeines: Ein jeder hat wahrscheinlich eine andere Definition: Onlinesexsucht. Was ist das überhaupt? Es gibt sogar Wissenschaftler, die analysieren, dass Onlinesüchte ihre Ursachen woanders haben und daher nicht als solche anerkannt werden sollen. Ich sehe es nicht so, denn ich stecke selbst drin! Und wenn ein Betroffener sich selbst fragt, ob er süchtig ist, dann kann es nicht so falsch sein (das Bauch- und Kopfgefühl ist ein guter Indikator). Also was ist Onlinesexsucht (OSS)? Es ist für mich das zwanghafte Verhalten immer wieder an das Internet gebunden zu sein. Wie bei jeder Sucht, staut sich auch bei der OSS ein Verlangen nach dem Suchtmittel auf und muss befriedigt werden. Das heißt, der Süchtige muss immer wieder an den Ort seiner Sucht zurück: Das Internet mit seiner Pornografie. Der Süchtige will immer mehr konsumieren, immer härter. Das Limit wird immer weiter hinausgeschoben. Was bei dem Playboy-Online beginnen mag, hört bei brutalen Sexspielchen auf, geht bei einigen sogar bis zur Kinderpornografie. Für viele ist es keine Sache des Anschauens allein. Auf der Suche immer den neuen Kick zu finden, müssen die Erfahrungen stärker werden. Anfangs sind es nur Bilder und Videos, die geladen werden, doch oft kommen dann auch Chats und Videochats hinzu. Diese Spirale kann sich bis in das reale Leben verlagern, kann zu einer Sex-Sucht auch jenseits des Internets werden. Der Schauplatz - Das Internet Schmutzige Pornokinos und Videokabinen in schummerigen Läden, das war die bewegte Sexindustrie früher. Dazu gab es selten einen Softporno im Fernsehen und ein paar Heftchen mit mehr oder minder ansprechenden Bildern. Wie viele Männer sind da schon aus Angst nicht an den Stand im Laden gegangen, weil sie glaubten, man könnte sie erwischen oder dass der Nachbar einen sehen könnte? Ich wage zu behaupten, dass viele Onlinesexsüchtige sich zwar im Internet die härtesten Seiten und Videos ansehen, aber nicht einmal in der Buchhandlung ein Buch darüber kaufen würden - aus Angst vor der gesellschaftlichen Bloßstellung. Aber heutzutage ist doch alles viel einfacher: High-Speed-Internet sei Dank. Kostenlos und mit jedem Material bestückt, was Mann (und auch Frau) sich an Sex nur vorstellen kann, ist es immer verfügbar. Dabei ist es wunderbar anonym. Die Szene stellt sich häufig so dar und auch bei mir war es nicht anders: Meine Frau sitzt ahnungslos nebenan, während ich Pornos konsumiere. Was durch die Leitung ins Haus geliefert wird, kann sie mit dem bloßen Auge jenseits des Monitors nicht erkennen. In Foren tauschen sich Benutzer über Inhalte aus und katalogisieren Dinge wie „Frauen mit hochhackigen Stiefeln“ oder „Frauen mit Nylonstrümpfen (aber keine Strumpfhosen!)“. Dann werden Verknüpfungen mit anderen Seiten hergestellt. Ein jeder Benutzer ist so in der Lage, seine Bedürfnisse schnell zu befriedigen. Das Internet macht es möglich. So wird die Suche immer rast- und ratloser. Immer mehr taucht man in das WWW ein. Klickt neue Seiten an, sucht neue Inhalte. Während man surft, verliert man sich in den Inhalten, wird zielloser und konsumiert mehr. Für das allgemeine Surfen beschreibt man dies mit wilfing ((what) was I looking for - zu deutsch: Wonach habe ich eigentlich gesucht). Ein Verhalten, was auch für die OSS stimmt. Wer der Sucht in diesem Augenblick erlegen ist, vergisst in diesem Moment alles. Termine, Aufgaben und Pflichten. „Nur noch schnell das eine angucken und dann ist Schluss“ ist ein Satz, der oft in meinem Kopf geisterte. Da reichte die Zeit noch, um rechtzeitig zur Verabredung zu kommen. Doch schon hinter dem 13 nächsten Klick warten unzählige neue Möglichkeiten. Das, was man sehen wollte, wird nicht mehr interessant sein und schnell klickt man das Nächste an. Wenn überhaupt, dann kommt man schließlich zu spät. Lässt Freunde und Familie warten, weil man nicht vom Rechner loskam. Doch allzu häufig passierte es mir auch, dass ich eben nicht wegkam und am Rechner versackte. Manchmal entschuldigt - schnell per Telefon „Ich fühle mich heute nicht“ oder „Ich bin müde“ oder man bleibt unentschuldigt fern. Wo schließt sich der Kreis? Irgendwann kann der Körper nicht mehr. Manchmal prasseln stundenlang erotische und pornografische Bilder auf den Kopf (und die Hormone ein). Wenn man nebenbei masturbiert oder sich zumindest angeregt hat, verkrampfen irgendwann die Finger 14 und die Beine. Schmerzen breiten sich im Becken aus, der nächste Toilettengang wird furchtbar schmerzhaft sein. Der Geist wird trübe und kann nichts mehr aufnehmen, geschweige noch vernünftig denken. Wenn man so ausgepowert ist, hat man noch nicht das gefunden, was man wollte: Befriedigung. Die fällt dann meist sehr schlecht aus (wenn es überhaupt noch gelingt). Doch eben dies steigert dann schon nach kurzer Zeit wieder das Bedürfnis, ins Netz zu gehen, denn es gab ja noch so vieles, das man nicht mehr angeklickt hat. Ich fühle mich ausgebrannt, im Job wurde schon vom BurnOut-Syndrom gesprochen. Mir ist es egal, dann habe ich noch mehr Zeit, online zu sein, sollen sie mich doch kündigen! Was war zuerst? Die Überforderung im Beruf oder meine Onlinesexsucht? Ich weiß es nicht mehr. Das Spiel beginnt von neuem... 5. Wann sprechen wir von BurnOut? 5.1. Zahlen und Fakten (BurnOut) Fest steht, dass die Zahl der von Burnout-Betroffenen täglich zunimmt. Das belegen zwar keine Statistiken, aber klare Aussagen von Krankenkassen, Versicherungen, Ärzten und Arbeitgebern. Dennoch fehlen leider noch immer genaue Zahlen, die wir hier angeben könnten, doch die Zahl der Fehlzeiten im Job verdeutlichen, dass vor allem die psychischen Erkrankungen als Grund dafür zunehmen, wozu auch das Burnout-Symptom zählt. Besonders dramatisch sollen die Fehlzeiten von Pflegepersonal, Lehrern und Ärzten sein. 5.2. Definition und erste Symptome Was genau aber versteht man unter BurnOut? Was grenzt diesen Begriff „BurnOut“ von den altbekannten Bezeichnungen wie Erschöpfungszustand, Stress oder Überarbeitung ab? Burnout ist ein völliges Ausgebranntsein, ein Erschöpfungszustand auf der ganzen Linie, physisch sowie psychisch. Jeder von uns kennt sicher diesen Zustand, wenn er/sie vorübergehend stark gefordert und beansprucht wird. Aber das ist noch lange kein BurnOut, denn sobald die Überforderung dann wieder nachlässt, geht es uns wieder gut. Es ist demnach für diese Diagnose notwendig, dass der Erschöpfungszustand lang anhaltend ist und der Betroffene das Gefühl hat, sich in einer sich ständig drehenden Abwärtsspirale zu befinden. Wenn dann eines Tages der Körper und die Seele „schlappmachen“, dann dürfte die Diagnose BurnOut ihre Berechtigung finden. Es gibt sicher kein spezielles, typisches Anzeichen für BurnOut, denn oftmals erstreckt sich der Prozess der Überbelastung über mehrere Jahre. Wichtig ist aber, dass wir aufmerksam in uns hineinhören. Macht plötzlich keine Arbeit mehr Spaß, finde ich keine Anerkennung mehr und bin ich ständig müde und ausgelaugt und mein Leben ist aus dem Rhythmus geraten, liegt die Diagnose BurnOut schon sehr nah. Nun ist es angebracht, sein Leben zu überdenken, Stressfaktoren zu minimieren. Oder nach einem guten Arzt zu suchen, der für diese Krankheit sensibilisiert ist. Das trifft leider nicht auf jeden niedergelassenen Arzt zu, denn längst nicht alle Ärzte sind mit ihrem Wissensstand up to date und erkennen dieses BurnOut-Syndrom als richtige Diagnose. 15 5.3. Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche? Vermutlich wird kaum jemand von außen Sie so gut beurteilen können wie Sie sich selbst. So werden Sie selbst auch die/der Erste sein, die/ der mit dem Verdacht auf BurnOut Hilfe suchen sollte. Scheuen Sie sich nicht, zum Arzt zu gehen, wenn Sie es selbst nicht in den Griff bekommen! Ein verschlepptes BurnOut-Syndrom kann schnell zu einer schwerwiegenden Depression führen und sogar bis zum Suizid. Wenn Sie also fortgesetzt und ständig erschöpft, lustlos und abgespannt sind, sich nicht mehr zum Leben und Lachen aufraffen können, dann machen Sie noch heute einen Termin bei Ihrem Hausarzt! belastung. Beide dieser Stress-Situationen lösen Stresshormone aus und lagern sich in der „Vorratskammer für das BurnOut“ ab. Der/die Betroffene leidet unter einem Leistungsabfall, was ihm/ihr letztlich keine Anerkennung mehr einbringt. Der/die Betroffene kann aber trotz Erkennen der Ursache nicht weniger arbeiten oder seine Arbeit besser einteilen. Er/sie macht weiter wie bisher, eine Distanz zum eigenen Fehlverhalten kann nicht aufgebaut werden. Meist beginnt BurnOut mit einer großen Begeisterung für etwas (meist ist es die Arbeit, aber es kann auch der Partner sein). Aus dieser Begeisterung wird schnell ein überdurchschnittliches Engagement, im Job werden Überstunden gemacht, in der Familie stellt man sich selbst gern hintenan, denn das Wohlergehen der anderen ist weitaus wichtiger als das eigene. Man fühlt sich gebraucht und unersetzlich. Schlafstörungen, Essstörungen und ein immer mehr nachlassendes Selbstbewusstsein werden parallel zur Erschöpfung beklagt. Letztlich gibt es kaum noch Zeit zum Luftholen, der Burnout-gefährdete Mensch wird zu einer tickenden Zeitbombe. Wie schon erwähnt, spreche wir nicht von BurnOut, wenn es sich um einen vorübergehenden Zustand der Erschöpfung handelt, sondern es ist ein oftmals langwieriger Prozess, bis am Ende die Diagnose „BurnOut“ im Raume steht. Viele Betroffene berichten, dass sie die Entstehung des BurnOut zwar am Rande wahrgenommen, aber keine Zeit gehabt hätten, die Warnsignale ernst zu nehmen. Man „funktionierte“ eben nur noch und erlaubte sich nicht, Schwäche zu zeigen. Und man erlaubte sich auch keine Ruhephasen mehr. Dies scheint einer der entscheidendsten Gründe dafür zu sein, dass BurnOut eine Chance hat durchzubrechen. Burnout entsteht durch eine länger andauernde Über- oder auch Unter- Wenn dieser Punkt erreicht ist, ziehen sich die Betroffenen häufig immer mehr in sich zurück. Sie sind enttäuscht von 5.4. Ursachen für BurnOut 16 ihrem Umfeld, aber vor allem von sich selbst, denn plötzlich ist man „schwach“ und kann den Erschöpfungszustand nicht mehr verheimlichen. Frustration und Desillusionierung sind die Folge. 5.5. Risikogruppen BurnOut-gefährdet sind vor allem Menschen, die zum Perfektionismus neigen und immer alles noch ein bisschen besser und schneller machen möchten, als es ihnen ohnehin schon gelingt. BurnOut-gefährdete Menschen glauben, dass sie nur etwas darstellen und wert sind, wenn sie Grandioses leisten. Nicht selten kämpfen BurnOut-gefährdete Menschen auch gegen Ungerechtigkeit, und das mit vollem Einsatz und überdurchschnittlichem Engagement. Das BurnOut selbst kommt meist dann zum Ausbruch, wenn es noch eine Initialzündung gibt. Diese kann zum Beispiel sein: 4 massive Geldprobleme, Mahnverfahren der Gläubiger 4Mobbing am Arbeitsplatz 4ungerechtfertigte Kritik 4eine neue Mehrbelastung 4Wechsel des Arbeitgebers 4Probleme und Sorgen in der Familie 4Trennung, Scheidung Wenn der BurnOut-gefährdete Mensch an dieser Stelle nicht für entsprechende Entspannung und einen Ausgleich sorgen kann, dann steht die Diagnose fest! Angehörige, die eine mögliche BurnOut-Gefährdung ihres Partners erkannt haben, können hier sehr hilfreich eingreifen, indem sie die Gesprächsthemen bewusst in eine unverfängliche Richtung lenken oder sie mit dem Betroffenen gerade jetzt viel unternehmen, um für diesen notwendigen Ausgleich zu sorgen. Das hat nichts mit Verdrängung zu tun, aber der BurnOut-Gefährdete kann es sich momentan nicht leisten, mit anderen Menschen tiefgreifende Probleme zu besprechen. Er hat genug mit sich selbst zu tun und keinerlei Ressourcen mehr frei für Problemlösungen jeglicher Art, außer seinen eigenen. Hans-Peter Unger, Chefarzt der Psychiatrie der Asklepios Klinik Harburg in Hamburg (AKH) macht darauf aufmerksam, dass besonders die aktiven und besonders zielstrebigen Personen eher gefährdet sind als andere. Meist können sich diese Personen nur schwer abgrenzen, können schlecht delegieren und wollen am liebsten alles selbst erledigen. Er führt weiter aus, dass andererseits aber auch die passiven Menschen gefährdet seien, an BurnOut zu erkranken, denn sie haben nicht gelernt, NEIN zu sagen und lassen sich eher zu viel Arbeit aufdrängen - auch gegen ihren Willen. 17 RISIKOTEST RISIKO TEST 3.4. Risikotest: Bin ich gefährdet, an BurnOut zu erkranken? 1. Tun Sie sich sehr schwer, Forderungen abzuwehren und nein zu sagen? 2. Möchten Sie am liebsten alles selbst in die Hand nehmen? 3. Sorgen Sie sich immer darum, dass Sie andere mit Ihrem Verhalten verletzen könnten? 4. Verlangen Sie von sich, keine Fehler machen zu dürfen? 5. Verurteilen Sie sich, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorstellen? 6. Fühlen Sie sich für die Zufriedenheit anderer verantwortlich? 7. Gönnen Sie Ihrem Körper nur wenig Ruhe und Ausgleich? 8. Denken Sie, wenn es um Erfüllung von Wünschen geht, immer als Letztes an sich? 9. Müssen Sie „Ihren Kopf erst unter dem Arm tragen“, um sich krank zu melden? 18 10. Beschäftigen Sie sich gedanklich auch zuhause mit Aufgaben aus dem Büro? RISIKOTEST OTEST RISIKO 11. Sind immer Sie es, der sich verantwortlich fühlt, dass alles gut läuft? 12. Erwarten Sie, dass andere nach Ihren Vorstellungen handeln? 13. Haben Sie manchmal den Eindruck, ausgenutzt zu werden? 14. Wachsen Ihnen Ihre Pflichten mehr und mehr über den Kopf? 15. Haben Sie den Eindruck, Ihrer Familie und Ihren Freunden nicht mehr gerecht zu werden? 16. Halten Sie sich für zu gut für diese Welt? 17. Fühlen Sie sich häufig hilflos dem Termindruck ausgeliefert? 18. Leiden Sie darunter, dass Ihre Arbeit zu verantwortungsvoll ist, zu gering bezahlt wird oder zu langweilig ist? 19. Haben Sie immer Angst, dass Ihr Chef nicht mit Ihrer Arbeit zufrieden sein könnte? 20. Leiden Sie darunter, zu wenig Kontrolle über Ihren Arbeitsbereich zu haben? 21. Glauben Sie, Ihren Aufgaben nicht gewachsen zu sein? 19 RISIKOTEST RISIKO TEST 22. Würden Sie manchmal am liebsten alles stehen und liegen lassen und einfach abhauen? 23. Haben Sie Angst vor Konflikten mit Kollegen? 24. Haben Sie den Eindruck, trotz immer größerem Einsatz immer weniger leisten zu können? © 2007-2010 PAL Verlagsgesellschaft - Burnout Risiko Test 20 O Ihr Testergebnis: Je mehr Fragen Sie mit Ja beantwortet haben, umso mehr sind Sie gefährdet, an einem Burnout Syndrom zu erkranken, da Sie Einstellungen haben, die Sie äußerst verwundbar machen und mit denen Sie sich selbst sehr unter Druck setzen. So verlangen Sie vielleicht zu viel von sich selbst, wollen immer perfekt sein und glauben, alles selbst erledigen zu müssen, denken aufgrund Ihres (zu) hohen (?) Pflichtbewusstseins zu wenig an sich und gönnen sich deshalb zu wenig Auszeiten, in denen Sie Ihre Batterie wieder aufladen können. Auch Ihre Einstellung, dass Sie die Anerkennung anderer benötigen und deshalb Ihre Wünsche und Ihre Meinung nicht äußern können, kann zu einem erheblichen Maße zu Ihrem inneren Druck beitragen. Wenn Sie ein Burnout vermeiden wollen, dann müssen Sie Ihre Einstellungen und Verhaltensmuster korrigieren. Gestehen Sie anderen die Fähigkeit zu, mit einem Nein Ihrerseits zurechtzukommen. Trauen Sie sich, Ihre Wünsche zu äußern und Aufgaben zu delegieren. Erlauben Sie sich auch mal nur eine mittelmäßige Leistung und setzen Sie Prioritäten. Erlernen Sie ein Entspannungsverfahren und Strategien, nach Feierabend abzuschalten. Vielleicht ist es für Sie auch notwendig, generell eine Lebensbilanz zu ziehen und zu überlegen, was Ihnen wirklich wichtig ist in Ihrem Leben. Geben Sie besonders darauf acht, dass Sie nicht in eine Suchterkrankung abgleiten, das geschieht in BurnOut-Situationen leider besonders häufig. Oftmals glauben die Betroffenen, in der Scheinwelt des Internets die Anerkennung zu finden, die sie real nicht mehr erfahren. Das Risiko, an einer Onlinesucht zu erkranken ist mindestens ebenso gegeben, wie zum Beispiel auch süchtig nach Alkohol, Medikamenten, Rauschmitteln zu werden oder im Glücksspiel Trost und scheinbare Hilfe zu suchen. Diese Abhängigkeiten sind eine akute Gefahr für Menschen mit einem BurnOut-Syndrom. 21 7. Wem kann ich mich anvertrauen? Zunächst einmal sollten Sie sich selbst gegenüber ehrlich sein und das Problem beim Namen nennen. Wenn Sie glauben, einfach nicht mehr „zu können“ oder viel zu viel online zu sein, dann beginnen Sie, Ihr Leben zu verändern. einem guten Freund oder einem vertrauten Menschen anzuvertrauen und sich auszutauschen? BurnOut ist absolut heilbar und keine Schande! Auch der Onlinesucht kann man gezielt begegnen, erste Signale erkennen und danach handeln! Ein treuer Weggefährte kann Ihnen wertvolle Dienste leisten, wenn Sie mit ihm sprechen können und dadurch einen gewissen Halt und seelische Entlastung haben. Es ist zu überlegen, ob Sie in Ihrem Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis vertraute Personen kennen, mit denen Sie offen sprechen können. Sollte dies der Fall sein, dann öffnen Sie sich und sprechen offen darüber, dass es Ihnen momentan alles andere als gut geht. Bitten Sie Ihre Freunde um Unterstützung und Entlastung, so dass Sie erst einmal wieder Luft holen können. Dieser Schritt ist nicht leicht, denn in der Regel sind Sie gerade jetzt lustlos und ohne jegliche Motivation. Vielleicht aber kann Ihnen das Internet hier weiterhelfen? Hier können Sie anonym bleiben und sich mal alles von der Seele schreiben. Es gibt inzwischen zahllose Foren, die sich ausschließlich mit dem Thema „BurnOut“ und „Onlinesucht“ befassen. Hinterfragen Sie sich und Ihre Handlungsweise sehr genau. Wenn Sie dann der Meinung sind, Sie könnten an Ihrem Arbeitsplatz etwas konkret verändern, das Ihnen weniger Stress verursacht, dann gibt es nichts mehr zu überlegen: Sie MÜSSEN mit Ihrem Chef oder der Personalabteilung sprechen! Ihr Arbeitgeber kann nur davon profitieren, wenn Sie sorgsam mit Ihrer Gesundheit und Arbeitskraft umgehen und nicht den Herzinfarkt oder die Depression provozieren. Es ist möglich, dass Ihnen das Schreiben im Internet Mut macht, sich später dann doch einmal der Mutter, 22 Bereiten Sie sich gut auf dieses Gespräch vor. Muss das Gehalt wirklich steigen? Müssen Sie dafür nicht noch mehr arbeiten? Wollen Sie das? Oder soll Ihr Arbeitstag eigentlich viel kürzer sein und Sie möchten einen Teilzeitjob anstreben? Jobsharing? Wie sieht es mit Sicherungsprogrammen für Ihren PC aus, so dass Sie einen Schutz gegen Ihre mögliche Onlinesucht haben? Welches Ziel soll Ihr Gespräch haben? Notieren Sie sich Stichpunkte, bevor Sie in ein Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber einsteigen. 8. Was kann ich gegen BurnOut tun? Es gibt eine gute Nachricht: BurnOut kann durchaus geheilt werden, auch ohne Medikamente, einer Therapie oder stationärer Behandlung. Die Voraussetzung dafür aber ist, dass der Betroffene es bei den ersten Anzeichen schon schafft, sein Leben zu verändern und bei vermehrtem Stress für den notwendigen Ausgleich zu sorgen. Er sollte die Balance zwischen Seele, Geist und Körper wieder herstellen! Dieser Ausgleich kann herbeigeführt werden durch: 4Sport/Jogging 4Entspannungsübungen (autogenes Training, Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga) 4ein neues Hobby 4Massagen und Wellnesstage 4Ernährungsumstellung 4Bewegungstraining 4eine neue Zielsetzung 4Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe In den Selbsthilfegruppen wird unter anderem gelernt, wie ein Betroffener das Nein-Sagen lernt oder wie er ein erfolgreiches Gespräch mit dem Arbeitgeber führen kann. In der Gruppe wird die Sprachlosigkeit bekämpft und gemeinsam neue Kraft getankt. Die Zuversicht verdrängt schließlich die Aussichtslosigkeit. Informationen, wo sich die nächste Selbsthilfegruppe befindet, erhalten Sie bei der ‚Nationalen Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen‘ - NAKOS (http://www.nakos.de/site). 23 Zieldefinition Reflexion Konsequenz: realistischere Einschätzung der eigenen Möglichkeiten Entspannung Abbau der Stresshormone, körperliches und emotionales „Schöpfen neuer Kräfte” Anstrengung körperlich/geistig/emotional = Stressphase Ergebnis Erfolg, Misserfolg, Teilerfolg So sieht ein gesunder Stress-Kreislauf aus. (ductus GmbH) Der Betroffene sollte die Ansprüche an sich selbst herunterschrauben und ein gesundes Mischungsverhältnis zwischen Überforderung/Stress und auf der anderen Seite Erholung/ Entspannung herbeiführen. Dadurch werden wieder mehr Lebensqualität und mehr Freude am Leben entstehen! Sollten diese Maßnahmen aber alle keine wesentliche Verbesserung herbeiführen oder der Betroffene nicht mehr die Energie aufbringen, in Eigeninitiative gegen das BurnOut anzugehen, ist ein Besuch beim Arzt oder Therapeuten ratsam. 24 Eventuell regt der Arzt sogar an, die seelische und körperliche Wiederherstellung in einer Reha-Maßnahme zu erreichen. Eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen Klinik kann Wunder wirken und dem Betroffenen seinen verloren gegangenen Lebensmut wieder zurückbringen. Formblätter und Informationen zur Reha finden sich hier: http://www.deutsche-rentenversicherung-bund.de 9. Was kann ich gegen Onlinesucht tun? Grundsätzlich halten wir nichts von einem totalen PCund Onlineverbot, sondern setzen auf das Training des bewussten Umgangs mit den Medien. Oft haben sich die Betroffenen eine neue Welt, eine neue Familie im Internet aufgebaut. Entreißen Sie dem Betroffenen dies abrupt, so haben Sie ihm/ihr alles genommen, was ihm/ihr derzeit noch lebenswert erscheint. Ob ein „kalter Entzug” in Frage kommt, kann immer nur individuell entschieden werden. Betroffene: 4Computer aus dem unmittelbaren Wohnbereich entfernen (Flur, Kammer) 4Wochenplan für die geplanten Online-Sitzungen erstellen (Soll- und Ist-Zeiten) 4Einschränken der Onlinezeiten ohne völligen Verzicht bzw. temporäre Enthaltsamkeit 4Einem vertrauten Menschen seine Sucht anvertrauen 4Neues Hobby finden oder ein altes wieder auffrischen 4Eigenes Hinterfragen, was man im Internet sucht (und findet?) und warum das in der Realität nicht umsetzbar ist 4Wenn “Verliebtheit” eine Rolle spielt, sollte ein schnelles reales Treffen angestrebt werden 4Nehmen Sie Kontakt zu anderen Angehörigen auf, wenn Ihnen das möglich ist. Das Forum auf www.onlinesucht.de bietet eine ideale Anlaufstelle dafür! Unter Gleichgesinnten und gleicher maßen betroffenen Angehörigen können Sie einen wertvollen Erfah rungsaustausch pflegen und sich über die jeweiligen Erfolge (oder leider auch manchmal Misser- folge) austauschen. 4Nehmen Sie den Betroffenen in die Verantwortung. Zeigen Sie ihm, dass er/sie Ihnen wichtig ist. Angehörige: 4Bedienen Sie Ihr Kind/ Ihren Partner auf keinen Fall am Rechner! Bringen Sie keine Getränke oder Speisen und auch keine Zigaretten an den “Arbeitsplatz”. 4Bluffen Sie nicht! Nur wenn Sie Ihre Drohungen auch wirk lich ernst meinen, sollten Sie sie aussprechen! Der Betrof fene nimmt Sie im Wiederholungsfall sonst nicht mehr ernst! 25 10. Anlaufstellen bei BurnOut Inzwischen gibt es zahlreiche Informationsstellen, Selbsthilfegruppen und Beratungseinrichtungen, die über BurnOut und die Möglichkeiten, etwas dagegen zu tun, aufklären. Zwei der am häufigsten besuchten Informationsportale für Betroffene ist die BurnOut-Syndrom-Hilfe, die im Internet unter http://www.burnout-syndrom-hilfe.eu zu erreichen ist sowie das Netzwerk BurnOut-Net, siehe www.burnout.net. Dort haben Diplom-Psychologen und Ärzte ihr Know-How eingebracht, um erste Hilfestellungen anzubieten. Die Betroffenen können an Vorträgen und Workshops teilnehmen und auch präventiv etwas gegen BurnOut tun. 26 Weitere Informationen rund um das Thema BurnOut erhalten Sie auf dem Gesundheitsportal www.imedo.de sowie im Patienten-Infocenter BurnOut: www.imedo.de/infocenter/burnout Wenn Sie sich anonym informieren wollen, dann wenden Sie sich an den Bundesverband der BurnOut Initiativen e.V. (BBID e.V.). Dort geben ehemals selbst Betroffene Ratschläge und bieten ein Online-Forum an: http://www.rehacafe.de Ein strukturiertes, gut organisiertes Leben minimiert Stressfaktoren und nimmt Ihnen den Druck! Gehen Sie raus, denn es wird niemand an Ihrer Tür klingeln, um Sie abzuholen! 11. Anlaufstellen bei Onlinesucht Die stets aktualisierte Liste der Ansprechpartner, Therapeuten und Kliniken finden Sie auf www.onlinesucht.de unter dem Menü „Therapeuten“. Inzwischen bieten zahlreiche Universitäten sogenannte „Spieler-Ambulanzen“ an, in denen Sie kostenlose Beratung bei Onlinesucht erhalten. Ansonsten informieren Sie sich bei Ihrer ortsansässigen Suchtberatungsstelle, ob dort Therapeutenadressen für Onlinesucht bekannt sind. Alles, was wir hier über BurnOut gehört haben, steht auch in unmittelbaren Zusammenhang zur Onlinesucht. In unserer langjährigen Beratungspraxis kommt es immer wieder vor, dass während eines BurnOut die Onlinesucht entsteht oder verstärkt wird. Umgekehrt führt aber auch die Onlinesucht nur zu oft in ein BurnOut-Syndrom. Um genauer zu verstehen, was Onlinesucht ist, wie sie entsteht und wie sie behandelt werden kann, hat der HSO e.V. zahlreiche Broschüren veröffentlicht, die Sie auf dem Onlinesucht-Portal www.onlinesucht.de unter dem Menü „Literatur“ kostenlos downloaden oder bestellen können! 27 Ein Ratgeber, der rund um das Thema BurnOut und den Zusammenhang mit Onlinesucht aufklärt. Prävention, Früherkennung, Selbsttests und Lösungen HSO 2007 e.V. Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige und deren Angehörige Kottmeierstr. 12 - 21614 Buxtehude Tel.: 0 41 61 – 55 67 82 E-Mail: [email protected] www.onlinesucht.de Spendenkonto: HSO e.V. bei Sparkasse Harburg-Buxtehude, IBAN: DE 452075 0000 0060 066529 BIC: NOLADE 21 HAM VR Amtsgericht Tostedt: 27.02.2007 unter VR 200108 Steuernummer: 43/270/28621. Der HSO 2007 e.V. dient nach Feststellung des Finanzamtes Stade gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken und ist daher zur Ausstellung von Spendenquittungen nach § 10 b EStG, § 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG und § 9 Nr. 5 GewStG berechtigt. Vorstandsvorsitzende: Gabriele Farke, Buxtehude Stellvertr. Vorstandsvorsitzender: Andreas Mandewirth, Solingen Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht
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