Die Falle der Suchtspirale

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DIE FALLE DER SUCHTSPIRALE
Ein Ratgeber, der rund um das Thema BurnOut und den Zusammenhang mit Onlinesucht aufklärt.
Prävention, Früherkennung, Selbsttests und Lösungen
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Die Selbsthilfeorganisation HSO e.V. wird gefördert durch
Für die Inhalte ist die Selbsthilfeorganisation verantwortlich. Etwaige
Leistungsansprüche gegenüber der Krankenkasse sind hieraus nicht
ableitbar.
Der HSO e.V. sagt Dankeschön im Namen der Betroffenen und deren
Angehörigen!
Autor: Gabriele Farke
Herausgeber: HSO 2007 e.V.
Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige und deren Angehörige
Kottmeierstr. 12 - 21614 Buxtehude
Tel.: 0 41 61 – 55 67 82
E-Mail: [email protected]
www.onlinesucht.de
Fotos: © fotolia.com, Gernot Krautberger, drubig-photo, HAKKI ARSLAN, Bomix, momius, -Misha -, bramgino
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Inhaltsverzeichnis
1. Vorwort 2. 3. Wann sprechen wir von Onlinesucht?
Selbsttest: Bin ich online(sex)süchtig?
S. 11
4.
Auszüge aus dem Bericht eines Betroffenen
S. 12
5. 5.1. 5.2. 5.3. 5.4. 5.5.
2.1.
2.2.
2.3. 2.4
Zahlen und Fakten
Definition und erste Symptome
Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche?
- Nicht ohne mein Smartphone! -
S. 5
S- 6
S. 6
S. 9
S. 10
Wann sprechen wir von BurnOut?
Zahlen und Fakten
Definition und erste Symptome
Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche?
Ursachen für BurnOut
Risikogruppen
S. 15
S. 15
S. 16
S. 16
S. 17
6.. Risikotest:
Bin ich gefährdet, an BurnOut zu erkranken?
S. 18
7. Wem kann ich mich anvertrauen?
S. 22
8. Was kann ich gegen BurnOut tun?
S. 23
9. Was kann ich gegen Onlinesucht tun?
S. 25
10. Anlaufstellen bei BurnOut S. 26
11. Anlaufstellen bei Onlinesucht
S. 27
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1. Vorwort
„Bin ich onlinesüchtig? Ich kann nicht mehr
leben ohne die Medien, aber ich fühle mich
eigentlich gar nicht süchtig im üblichen Sinne.
Was soll ich tun?“
Diese Fragen erreichen uns fast täglich, vor allem von
besorgten Eltern, deren Kinder sich kaum noch ohne ihr
Smartphone oder dem IPad aus dem Hause wagen.
Um o.g. Frage zu beantworten, müssen wir jedoch genauer
hinschauen. Sicherlich ist ein Mensch nicht „automatisch“
onlinesüchtig, wenn er sich viel mit den Medien beschäftigt,
denn ohne sie wäre ein Leben heutzutage schier undenkbar. Aber es geht um das gesunde und richtige Maß der
Nutzung, wie bei allen anderen Verhaltensweisen auch.
„Hilfe, ich kann nicht mehr! BurnOUT?“
Wer hätte diesen verzweifelten Ruf um Hilfe nicht schon
einmal gehört oder gar selbst ausgesprochen? Ist BurnOut
heute zum Modewort, zu einer Pseudo-Krankheit geworden
oder haben wir es mit einem ernsthaften Problem zu tun?
Handelt es sich beim BurnOut nicht „nur“ schlicht und
ergreifend um „Überarbeitung“, ein „Stresssymptom“ oder
einen „Erschöpfungszustand“? Was ist der Unterschied,
was hat sich verändert zu den früheren Diagnosen?
Was hat BurnOut mit Onlinesucht zu tun und kann das eine
aus dem anderen entstehen?
Was passiert, wenn Sie glauben,
unter Onlinesucht oder BurnOut zu
leiden und Sie Hilfe suchen? Werden
Sie ernst genommen oder doch eher
belächelt? Wie geht Ihr soziales Umfeld mit dieser Diagnose um und was
machen Sie selbst daraus? Suchen
Sie sich Hilfe oder setzen Sie alles daran, Ihre Krankheit unter den Teppich
zu kehren, um keine Schwäche zu
zeigen?
Diese Fragen und noch viel mehr
soll dieser Ratgeber beantworten.
Wir wünschen Ihnen ein glückliches
Leben, möglichst ganz ohne Onlinesucht und ohne BurnOut!
Nehmen Sie sich Zeit für sich, denn
sie ist außer unserer Gesundheit das
höchste Gut!
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2. Wann sprechen wir
von Onlinesucht?
2.1. Zahlen und Fakten
(Onlinesucht)
Die Onlinesucht (auch Internetabhängigkeit genannt) hat sich in den
letzten Jahren rasant entwickelt. Man
schätzt, dass über drei Prozent der
deutschen Internetnutzer süchtig
sind - jeder zehnte User ist potenziell
gefährdet, das entspricht über sechs
Millionen Bundesbürger. Man unterscheidet heute in drei großen Felder
der Onlinesucht:
4Online-Spielsucht, inklusive der Online-Glücksspielsucht
4Online-Sexsucht und die viel fältigen Formen
4Online-Kommunikationssucht, die auch Chat-Sucht genannt wird.
Internationalen Studien zur Problematik der Onlinesucht zufolge sollen
3-5 % der Internetuser bereits onlinesüchtig sein. Die Zahlen variieren
allerdings stark, was nicht nur in der
Dunkelziffer begründet sein dürfte,
sondern auch in der jeweiligen Art
der Onlinesucht. So befassen sich
die meisten Studien ausschließlich
mit dem exzessiven Onlinespielen,
nicht aber mit dem Chatten oder dem
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Onlinesex. Wer aber tiefer ins Thema eintauchen möchte,
gönne sich einen Blick ins Forum von www.onlinesucht.de.
Dort finden Betroffene und deren Angehörige die Möglichkeit, sich zu offenbaren und ihre (oft dramatischen)
Erfahrungen zu schildern.
2.2. Definition und erste Symptome
bei Onlinesucht
Stress und die Angst zu versagen, sind heutzutage nicht
mehr auf Erwachsene beschränkt. So manchen Schüler,
Student oder Auszubildenden belastet der Erfolgsdruck in
der Ausbildung und die Angst es nicht zu schaffen so sehr,
dass er körperliche und seelische Probleme bekommt. Die
Symptome können ähnlich sein wie bei einem beginnenden
Burnout beim Erwachsenen:
4Essstörungen
4Schlafstörungen
4Probleme mit der Konzentration
4Depressionen
4Magendarm-Störungen (Bauchschmerzen sind bei
Jugendlichen an der Tagesordnung)
4Emotionaler Rückzug
und andere immer wiederkehrende Krankheitssymptome.
Diese Symptome werden durch einen übertriebenen
Erwartungsdruck von außen oder durch sich selbst ausgelöst, Prüfungsangst und Lernblockaden sind die Folgen - ein
verhängnisvoller Kreislauf schließt sich.
Zudem versteckt sich hinter einer Leistungsschwäche
nicht selten eine Überforderung mit dem Leben (z.B.
Scheidung der Eltern, Spannungen innerhalb der
Familie,Liebeskummer, Mobbing von anderen Mitschülern).
Besonders in der Loslösungs-Phase von den Eltern, also
zwischen 14-20 Jahren, geraten junge Menschen in eine
Krise. Manchmal ziehen sie sich von Ihren Eltern zurück.
Stundenlange Telefonate, stundenlanges Surfen oder
nächtelanges Spielen von Onlinespielen sowie Alkohol mit
Drogenmissbrauch finden oft unbemerkt von den Eltern
statt. Manche Jugendlichen leiden aber auch still und
unbemerkt. Hier kann man bereits ahnen, dass BurnOut
und Onlinesucht eng miteinander verbunden sind. Der Weg
aus der Einsamkeit, der gefühlten Isolation, bahnt die Wege
in die Sucht.
Immer mehr Menschen sind durch stressbedingte Situationen am Arbeitsplatz und im Privatleben stark in ihrer
Lebensqualität eingeschränkt. Der durch den gesellschaftlichen Druck bis ins Privatleben reichende Dauerstress
bringt immer mehr Menschen in Ängste, Depressionen,
Versagensangst, Burn-Out, aber auch in eine Onlinesucht,
eine Scheinwelt im Internet, in der alles (scheinbar) leichter
zu ertragen ist.
Die Onlinesucht macht sich Platz in
diesen Stresssituationen. Häufig wird
die alltägliche Überforderung und die
notwendige Entspannung als Grund
für exzessive Onlinesitzungen nach
Feierabend genannt.
Bei den Jugendlichen ist die Onlinespielsucht besonders ausgeprägt,
bei (meist) männlichen Erwachsenen die Internetsexsucht, und bei
jüngeren Erwachsenen und Singles
ist vor allem die Chat-Sucht verbreitet.
Tendenziell gefährdet sind vor allem
(aber nicht nur) labile Menschen oder
Menschen, die in ungünstigen sozialen Umfeldern leben und mit realen
Konfliktlösungen nicht richtig umgehen können. Auch diejenigen, die sich
in ihrem Alltag überfordert fühlen und
„einfach nicht mehr können“, laufen
Gefahr, onlinesüchtig zu werden.
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Bisher geht man davon aus, dass die
Onlinesucht, die als Verhaltenssucht
definiert wird, weder geschlechtsspezifisch noch altersspezifisch
ist. Für die Internetabhängigkeit ist
es egal, ob es sich um den PC, das
Smartphone oder eine Playstation
handelt, ... alleine die übermäßige
Nutzung definiert erstmals die Suchttendenz. Onlinesucht ist ein gesamtgesellschaftliches Problem.
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Wie bei anderen Suchterkrankungen auch, definiert man
suchttypische Merkmale. Diese sind bei der Onlinesucht:
4Zunehmender Kontroll- und Realitätsverlust
4Toleranzentwicklung (immer mehr Zeit wird für Intenet-
tätigkeiten verwendet)
4Veränderung und Einengung des Verhaltensmusters
4Zunehmende Probleme im sozialen und beruflichen Umfeld
4Sozialer Rückzug und zunehmend isolierende Tendenzen
2.3. Wie erkenne ich, dass ich Hilfe brauche?
Es gibt Aspekte zur Reflexion der Onlinesucht. Wie bei jeder
anderen Sucht können ein oder mehrere Aspekte zutreffen.
Onlinesucht muss auch sehr individuell mit allen
Verhaltensänderungen und krankhaften Symptomen
gesehen werden. Einige Punkte, wie man Onlinesucht
erkennen kann:
4Geselligkeiten werden weniger (man spricht auch von der Offline-Geselligkeits-Problematik).
4Onlinezeiten können nicht mehr begrenzt werden und werden immer länger.
4Immer häufiger Probleme im familiären Umfeld durch die Nutzung des Computers.
4Reale Kontakte, wie z.B. Besuche, werden als störend empfunden.
4Das Internet wird immer häufiger zum Shopping ver-
wendet und sogar alltägliche Konsumprodukte werden nur noch über das Netz bestellt.
4Man fühlt sich von der Familie, den Freunden und Kolle-
gen nicht mehr verstanden und fühlt sich ausgegrenzt.
4Es kommt zu Schlafstörungen und seelischen wie
körperlichen Erschöpfungszuständen.
4Der Allgemeinzustand wird immer schlechter.
Form bzw. Weiterentwicklung der
kognitiven Verhaltenstherapie, die vor
allem in den USA, Skandinavien und
einigen Ländern Europas wie z.B. der
Schweiz auf großes Interesse stößt.
Erfolgversprechend ist auch die
Multimodale Behandlung als
psychiatrisch-psychotherapeutische
Therapie, die auch als Multimodale
Kinder- und Jugendtherapie bekannt
ist.
Zahlreiche Wirkstoffe in Medikamenten sind gegen die Internetabhängigkeit auf dem Markt, allerdings liegen
bisher wenige Studien vor und methodische Mängel werden von Experten
angemahnt. Auch wir raten unbedingt
von der Medikamenteneinnahme
gegen Onlinesucht ab!
Bei der Therapie von pathologischen Internetnutzern hat
sich vor allem in der Psychotherapie die Kognitive
Verhaltenstherapie etabliert. Bei pathologischen InternetPornographie-Nutzern hat man die sogenannte „Acceptance
and Commitment Therapy (ACT)“ im kleinen Rahmen
erfolgreich angewandt. Es handelt sich hier um eine neuere
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2.4. Nicht ohne mein
Smartphone
Immer und überall ständig erreichbar
zu sein ist für viele Menschen Fluch
und Segen zugleich. Wenn Sie es ohne
Handy nicht mehr aushalten, dann
könnten das erste Anzeichen einer
Sucht sein.
Einer britischen Studie zufolge sind
zwei Drittel aller Smartphone- Benutzer suchtgefährdet oder haben Angst,
ihr Gerät auszuschalten. Nomophobie
heißt die krankhafte Angst, mobil
nicht erreichbar, von allem abgeschnitten zu sein. Der Begriff stammt
aus dem Englischen: ‚No Mobile
Phone Phobia’.
Nomophobe Menschen haben ständig
Angst, die Verbindung zur Außenwelt
zu verlieren und etwas zu verpassen.
Legen Sie doch immer wieder mal
bewusst Ihr Smartphone an die Seite,
schalten es für eine bestimmte Zeit
am Tag aus. Sie werden schnell merken, ob die Nutzung bei Ihnen bereits
Suchtcharakter angenommen hat.
Überdenken Sie mal, wie oft am Tag
Sie Ihre E-Mails checken, das sind
sicher unzählige Male? Wie konstruktiv und sinnvoll könnte es sein, wenn
Sie wesentlich bewusster an Ihre
Internet-Kommunikation herangehen!
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Sie vergeuden schnell viele Jahre Ihres wertvollen Lebens,
wenn Sie sich nicht bewusst machen, wie oft Ihre Onlinetätigkeiten wirklich notwendig sind und Sie gezielter Ihre
Gespräche führen und Ihre E-Mails bearbeiten.
Wenn auch Sie sich als Nomophobie-gefährdeter Mensch
sehen, beginnen Sie doch mal mit den folgenden Verhaltensveränderungen:
4Stellen Sie nicht morgens sofort Ihr „Online-Leben“ in
den Vordergrund, schalten Sie Rechner und Smartphone nicht direkt an, sondern machen Sie zunächst einen Tagesplan.
4Planen Sie feste E-Mail-Zeiten ein und vermeiden Sie, zwischendurch „mal eben“ Ihre Mails zu checken.
4Schreiben Sie doch mal bewusst einige Mails weniger, Sie werden im Gegenzug auch weniger Mails erhalten.
4Besprechen Sie mit der Familie/dem Partner, wann Sie abends „Medien-Feierabend“ machen! Nehmen Sie sich eine feste Zeit vor, zu der alle Computer, Smartphones, Tablets etc. abgeschaltet/heruntergefahren werden. Bauen Sie diesen fest geregelten Feierabendtermin in die Struktur Ihrer Lebensplanung ein!
4Vermeiden Sie die pausenlose Überkommunikation!
3. Selbsttest Spezial
Onlinesexsucht: Bin ich online(sex-)süchtig?
Da in der Beratungspraxis seit geraumer Zeit die Problematik der Onlinesexsucht dramatisch zunimmt, hier ein
entsprechender Fragebogen zum Thema, der einen ersten
Anhaltspunkt geben kann, ob Sie betroffen oder gefährdet
sein könnten.
1. Verbringen Sie mehr Zeit mit sexuellen Inhalten im
Internet, als Sie sich vorgenommen haben?
10. Denken Sie immer wieder daran, wieder ins Internet zu gehen, um sexuelle Bilder zu sehen?
11. Suchen Sie bestimmte Sexseiten immer wieder auf?
12. Wenn Sie mit Ihrer Frau sexuellen Kontakt haben, stellen Sie sich dabei Internetpersonen vor?
2. Wurden Sie jemals beim Betrachten sexueller Inhalte auf 13. Fühlen Sie sich schuldig nach Ihrem Bildschirm erwischt?
einem sexuellen Kontakt im
3. Hatten Sie sich vorgenommen, Ihre sexuellen Internetge Internet?
wohnheiten zu unterbinden und haben Sie den Vorsatz 14. Ist es leichter, einen sexuellen gebrochen?
Höhepunkt zu erleben, nachdem 4. Ärgern Sie sich selbst, wenn Sie zu viel Zeit auf der Suche Sie im Internet gesurft haben?
nach Sexseiten verschwenden?
15. Machen Sie sich Sorgen, ob Ihre Sexualität außer Kontrolle geraten 5. Onanieren Sie am Computer?
kann?
6. Brauchen Sie zunehmend stärkere Reize, um das
sexuelle Erregungsniveau zu erreichen?
7. Bezahlen Sie Geld für gebührenpflichtige Anbieter?
8. Schauen Sie sich während der Arbeitszeit sexuelle
Internetseiten an?
Wenn 5 oder mehr Fragen mit JA
beantwortet wurden, liegt mit hoher
Wahrscheinlichkeit eine Suchtproblematik vor.
9. Hat Ihr Internetverhalten Probleme mit Menschen Ihrer
Umgebung gebracht?
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4. Auszüge aus dem Bericht
eines Betroffenen
Ich schreibe diesen Artikel als
Onlinesexsüchtiger. Dabei möchte
ich auf der einen Seite Einblicke
gewähren, was in den Köpfen solcher
Menschen (meist Männern) vor sich
geht und darüber aufklären, damit in
Zukunft mehr geholfen und präventiv
dagegen getan werden kann.
Für viele beginnt die Geschichte der
Onlinesexsucht in einem sehr frühen
Alter und steigert sich immer mehr.
Der Ausstieg wird schwerer und
schwerer. Wir verletzen oft unsere
Partner unheimlich, Ehen können
scheitern, Beziehungen zerfließen
nicht selten in Tränen. Aber für uns
ist es schwer, davon fortzukommen.
Wer mit dem Entzug anfängt, hat
Erfolgschancen, aber die Angehörigen
müssen dennoch stark sein. Denn
süchtig ist man sein Leben lang, irgendwo da draußen kann also immer
die Gefahr eines Rückfalls lauern.
Dagegen kämpfen wir an, aber daran
scheitern wir oft auch.
Ich schreibe hier aus der Sicht eines
Süchtigen, der vor allem extensiv
Bilder und Videos im Netz gesucht
und angeschaut hat.
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Allgemeines:
Ein jeder hat wahrscheinlich eine andere Definition:
Onlinesexsucht. Was ist das überhaupt?
Es gibt sogar Wissenschaftler, die analysieren, dass Onlinesüchte ihre Ursachen woanders haben und daher nicht als
solche anerkannt werden sollen. Ich sehe es nicht so, denn
ich stecke selbst drin! Und wenn ein Betroffener sich selbst
fragt, ob er süchtig ist, dann kann es nicht so falsch sein
(das Bauch- und Kopfgefühl ist ein guter Indikator).
Also was ist Onlinesexsucht (OSS)? Es ist für mich das
zwanghafte Verhalten immer wieder an das Internet
gebunden zu sein. Wie bei jeder Sucht, staut sich auch bei
der OSS ein Verlangen nach dem Suchtmittel auf und muss
befriedigt werden. Das heißt, der Süchtige muss immer
wieder an den Ort seiner Sucht zurück: Das Internet mit
seiner Pornografie.
Der Süchtige will immer mehr konsumieren, immer härter.
Das Limit wird immer weiter hinausgeschoben. Was bei dem
Playboy-Online beginnen mag, hört bei brutalen Sexspielchen auf, geht bei einigen sogar bis zur Kinderpornografie.
Für viele ist es keine Sache des Anschauens allein. Auf
der Suche immer den neuen Kick zu finden, müssen die
Erfahrungen stärker werden. Anfangs sind es nur Bilder und
Videos, die geladen werden, doch oft kommen dann auch
Chats und Videochats hinzu. Diese Spirale kann sich bis in
das reale Leben verlagern, kann zu einer Sex-Sucht auch
jenseits des Internets werden.
Der Schauplatz - Das Internet
Schmutzige Pornokinos und Videokabinen in schummerigen Läden, das war die bewegte Sexindustrie früher. Dazu
gab es selten einen Softporno im Fernsehen und ein paar
Heftchen mit mehr oder minder ansprechenden Bildern. Wie
viele Männer sind da schon aus Angst nicht an den Stand
im Laden gegangen, weil sie glaubten, man könnte sie
erwischen oder dass der Nachbar einen sehen könnte? Ich
wage zu behaupten, dass viele Onlinesexsüchtige sich zwar
im Internet die härtesten Seiten und Videos ansehen, aber
nicht einmal in der Buchhandlung ein Buch darüber kaufen
würden - aus Angst vor der gesellschaftlichen Bloßstellung.
Aber heutzutage ist doch alles viel einfacher: High-Speed-Internet sei Dank. Kostenlos und mit jedem Material bestückt,
was Mann (und auch Frau) sich an Sex nur vorstellen kann,
ist es immer verfügbar. Dabei ist es wunderbar anonym. Die
Szene stellt sich häufig so dar und auch bei mir war es nicht
anders:
Meine Frau sitzt ahnungslos nebenan, während ich Pornos
konsumiere. Was durch die Leitung ins Haus geliefert wird,
kann sie mit dem bloßen Auge jenseits des Monitors nicht
erkennen.
In Foren tauschen sich Benutzer über
Inhalte aus und katalogisieren Dinge
wie „Frauen mit hochhackigen Stiefeln“ oder „Frauen mit Nylonstrümpfen (aber keine Strumpfhosen!)“.
Dann werden Verknüpfungen mit
anderen Seiten hergestellt. Ein jeder
Benutzer ist so in der Lage, seine
Bedürfnisse schnell zu befriedigen.
Das Internet macht es möglich.
So wird die Suche immer rast- und ratloser. Immer mehr taucht man in das
WWW ein. Klickt neue Seiten an, sucht
neue Inhalte. Während man surft,
verliert man sich in den Inhalten, wird
zielloser und konsumiert mehr. Für
das allgemeine Surfen beschreibt
man dies mit wilfing ((what) was I
looking for - zu deutsch: Wonach habe
ich eigentlich gesucht). Ein Verhalten,
was auch für die OSS stimmt.
Wer der Sucht in diesem Augenblick erlegen ist, vergisst in diesem
Moment alles. Termine, Aufgaben
und Pflichten. „Nur noch schnell das
eine angucken und dann ist Schluss“
ist ein Satz, der oft in meinem Kopf
geisterte. Da reichte die Zeit noch,
um rechtzeitig zur Verabredung zu
kommen. Doch schon hinter dem
13
nächsten Klick warten unzählige
neue Möglichkeiten. Das, was man
sehen wollte, wird nicht mehr interessant sein und schnell klickt man
das Nächste an. Wenn überhaupt,
dann kommt man schließlich zu spät.
Lässt Freunde und Familie warten,
weil man nicht vom Rechner loskam.
Doch allzu häufig passierte es mir
auch, dass ich eben nicht wegkam
und am Rechner versackte.
Manchmal entschuldigt - schnell per
Telefon „Ich fühle mich heute nicht“
oder „Ich bin müde“ oder man bleibt
unentschuldigt fern.
Wo schließt sich der Kreis? Irgendwann kann der Körper nicht mehr.
Manchmal prasseln stundenlang
erotische und pornografische Bilder
auf den Kopf (und die Hormone ein).
Wenn man nebenbei masturbiert
oder sich zumindest angeregt hat,
verkrampfen irgendwann die Finger
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und die Beine. Schmerzen breiten sich im Becken aus, der
nächste Toilettengang wird furchtbar schmerzhaft sein.
Der Geist wird trübe und kann nichts mehr aufnehmen, geschweige noch vernünftig denken. Wenn man so ausgepowert ist, hat man noch nicht das gefunden, was man wollte:
Befriedigung. Die fällt dann meist sehr schlecht aus (wenn
es überhaupt noch gelingt). Doch eben dies steigert dann
schon nach kurzer Zeit wieder das Bedürfnis, ins Netz zu
gehen, denn es gab ja noch so vieles, das man nicht mehr
angeklickt hat.
Ich fühle mich ausgebrannt, im Job wurde schon vom
BurnOut-Syndrom gesprochen. Mir ist es egal, dann habe
ich noch mehr Zeit, online zu sein, sollen sie mich doch
kündigen!
Was war zuerst? Die Überforderung im Beruf oder meine
Onlinesexsucht? Ich weiß es nicht mehr.
Das Spiel beginnt von neuem...
5. Wann sprechen wir von BurnOut?
5.1. Zahlen und Fakten (BurnOut)
Fest steht, dass die Zahl der von Burnout-Betroffenen
täglich zunimmt. Das belegen zwar keine Statistiken,
aber klare Aussagen von Krankenkassen, Versicherungen,
Ärzten und Arbeitgebern. Dennoch fehlen leider noch immer
genaue Zahlen, die wir hier angeben könnten, doch die
Zahl der Fehlzeiten im Job verdeutlichen, dass vor allem
die psychischen Erkrankungen als Grund dafür zunehmen,
wozu auch das Burnout-Symptom zählt. Besonders dramatisch sollen die Fehlzeiten von Pflegepersonal, Lehrern und
Ärzten sein.
5.2. Definition und erste Symptome
Was genau aber versteht man unter BurnOut? Was grenzt
diesen Begriff „BurnOut“ von den altbekannten
Bezeichnungen wie Erschöpfungszustand, Stress oder
Überarbeitung ab?
Burnout ist ein völliges Ausgebranntsein, ein Erschöpfungszustand auf der ganzen Linie, physisch sowie psychisch.
Jeder von uns kennt sicher diesen Zustand, wenn er/sie
vorübergehend stark gefordert und beansprucht wird. Aber
das ist noch lange kein BurnOut, denn sobald die Überforderung dann wieder nachlässt, geht es uns wieder gut. Es ist
demnach für diese Diagnose notwendig, dass der Erschöpfungszustand lang anhaltend ist und der Betroffene das
Gefühl hat, sich in einer sich ständig drehenden Abwärtsspirale zu befinden. Wenn dann eines Tages der Körper
und die Seele „schlappmachen“, dann dürfte die Diagnose
BurnOut ihre Berechtigung finden.
Es gibt sicher kein spezielles, typisches Anzeichen für BurnOut, denn
oftmals erstreckt sich der Prozess
der Überbelastung über mehrere
Jahre. Wichtig ist aber, dass wir
aufmerksam in uns hineinhören.
Macht plötzlich keine Arbeit mehr
Spaß, finde ich keine Anerkennung
mehr und bin ich ständig müde und
ausgelaugt und mein Leben ist aus
dem Rhythmus geraten, liegt die
Diagnose BurnOut schon sehr nah.
Nun ist es angebracht, sein Leben zu
überdenken, Stressfaktoren zu minimieren. Oder nach einem guten Arzt
zu suchen, der für diese Krankheit
sensibilisiert ist. Das trifft leider nicht
auf jeden niedergelassenen Arzt zu,
denn längst nicht alle Ärzte sind mit
ihrem Wissensstand up to date und
erkennen dieses BurnOut-Syndrom
als richtige Diagnose.
15
5.3. Wie erkenne ich, dass ich
Hilfe brauche?
Vermutlich wird kaum jemand von
außen Sie so gut beurteilen können
wie Sie sich selbst. So werden Sie
selbst auch die/der Erste sein, die/
der mit dem Verdacht auf BurnOut
Hilfe suchen sollte. Scheuen Sie sich
nicht, zum Arzt zu gehen, wenn Sie es
selbst nicht in den Griff bekommen!
Ein verschlepptes BurnOut-Syndrom
kann schnell zu einer schwerwiegenden Depression führen und sogar bis
zum Suizid.
Wenn Sie also fortgesetzt und ständig
erschöpft, lustlos und abgespannt
sind, sich nicht mehr zum Leben
und Lachen aufraffen können, dann
machen Sie noch heute einen Termin
bei Ihrem Hausarzt!
belastung. Beide dieser Stress-Situationen lösen Stresshormone aus und lagern sich in der „Vorratskammer für das
BurnOut“ ab. Der/die Betroffene leidet unter einem Leistungsabfall, was ihm/ihr letztlich keine Anerkennung mehr
einbringt. Der/die Betroffene kann aber trotz Erkennen der
Ursache nicht weniger arbeiten oder seine Arbeit besser
einteilen. Er/sie macht weiter wie bisher, eine Distanz zum
eigenen Fehlverhalten kann nicht aufgebaut werden.
Meist beginnt BurnOut mit einer großen Begeisterung für
etwas (meist ist es die Arbeit, aber es kann auch der Partner
sein). Aus dieser Begeisterung wird schnell ein überdurchschnittliches Engagement, im Job werden Überstunden
gemacht, in der Familie stellt man sich selbst gern hintenan,
denn das Wohlergehen der anderen ist weitaus wichtiger
als das eigene. Man fühlt sich gebraucht und unersetzlich.
Schlafstörungen, Essstörungen und ein immer mehr
nachlassendes Selbstbewusstsein werden parallel zur
Erschöpfung beklagt. Letztlich gibt es kaum noch Zeit zum
Luftholen, der Burnout-gefährdete Mensch wird zu einer
tickenden Zeitbombe.
Wie schon erwähnt, spreche wir nicht
von BurnOut, wenn es sich um einen
vorübergehenden Zustand der Erschöpfung handelt, sondern es ist ein oftmals
langwieriger Prozess, bis am Ende die
Diagnose „BurnOut“ im Raume steht.
Viele Betroffene berichten, dass sie die Entstehung des BurnOut zwar am Rande wahrgenommen, aber keine Zeit gehabt
hätten, die Warnsignale ernst zu nehmen. Man „funktionierte“ eben nur noch und erlaubte sich nicht, Schwäche zu
zeigen. Und man erlaubte sich auch keine Ruhephasen mehr.
Dies scheint einer der entscheidendsten Gründe dafür zu
sein, dass BurnOut eine Chance hat durchzubrechen.
Burnout entsteht durch eine länger
andauernde Über- oder auch Unter-
Wenn dieser Punkt erreicht ist, ziehen sich die Betroffenen
häufig immer mehr in sich zurück. Sie sind enttäuscht von
5.4. Ursachen für BurnOut
16
ihrem Umfeld, aber vor allem von sich selbst, denn plötzlich
ist man „schwach“ und kann den Erschöpfungszustand
nicht mehr verheimlichen. Frustration und Desillusionierung sind die Folge.
5.5. Risikogruppen
BurnOut-gefährdet sind vor allem Menschen, die zum
Perfektionismus neigen und immer alles noch ein bisschen
besser und schneller machen möchten, als es ihnen ohnehin schon gelingt. BurnOut-gefährdete Menschen glauben,
dass sie nur etwas darstellen und wert sind, wenn sie Grandioses leisten. Nicht selten kämpfen BurnOut-gefährdete
Menschen auch gegen Ungerechtigkeit, und das mit vollem
Einsatz und überdurchschnittlichem Engagement.
Das BurnOut selbst kommt meist dann zum Ausbruch,
wenn es noch eine Initialzündung gibt. Diese kann zum
Beispiel sein:
4 massive Geldprobleme, Mahnverfahren der Gläubiger
4Mobbing am Arbeitsplatz
4ungerechtfertigte Kritik
4eine neue Mehrbelastung
4Wechsel des Arbeitgebers
4Probleme und Sorgen in der Familie
4Trennung, Scheidung
Wenn der BurnOut-gefährdete Mensch an dieser Stelle
nicht für entsprechende Entspannung und einen Ausgleich
sorgen kann, dann steht die Diagnose fest! Angehörige, die
eine mögliche BurnOut-Gefährdung ihres Partners erkannt
haben, können hier sehr hilfreich
eingreifen, indem sie die Gesprächsthemen bewusst in eine unverfängliche Richtung lenken oder sie mit
dem Betroffenen gerade jetzt viel
unternehmen, um für diesen notwendigen Ausgleich zu sorgen. Das hat
nichts mit Verdrängung zu tun, aber
der BurnOut-Gefährdete kann es sich
momentan nicht leisten, mit anderen
Menschen tiefgreifende Probleme zu
besprechen. Er hat genug mit sich
selbst zu tun und keinerlei Ressourcen mehr frei für Problemlösungen
jeglicher Art, außer seinen eigenen.
Hans-Peter Unger, Chefarzt der Psychiatrie der Asklepios Klinik Harburg
in Hamburg (AKH) macht darauf aufmerksam, dass besonders die aktiven
und besonders zielstrebigen Personen
eher gefährdet sind als andere. Meist
können sich diese Personen nur
schwer abgrenzen, können schlecht
delegieren und wollen am liebsten
alles selbst erledigen. Er führt weiter
aus, dass andererseits aber auch die
passiven Menschen gefährdet seien,
an BurnOut zu erkranken, denn sie
haben nicht gelernt, NEIN zu sagen
und lassen sich eher zu viel Arbeit
aufdrängen - auch gegen ihren Willen.
17
RISIKOTEST
RISIKO
TEST
3.4. Risikotest: Bin ich gefährdet, an BurnOut zu erkranken?
1. Tun Sie sich sehr schwer, Forderungen abzuwehren und nein zu sagen?
2. Möchten Sie am liebsten alles selbst in die Hand nehmen?
3. Sorgen Sie sich immer darum, dass Sie andere mit Ihrem Verhalten verletzen könnten?
4. Verlangen Sie von sich, keine Fehler machen zu dürfen?
5. Verurteilen Sie sich, wenn etwas nicht so läuft, wie Sie es sich vorstellen?
6. Fühlen Sie sich für die Zufriedenheit anderer verantwortlich?
7. Gönnen Sie Ihrem Körper nur wenig Ruhe und Ausgleich?
8. Denken Sie, wenn es um Erfüllung von Wünschen geht, immer als Letztes an sich?
9. Müssen Sie „Ihren Kopf erst unter dem Arm tragen“, um sich krank zu melden?
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10. Beschäftigen Sie sich gedanklich auch zuhause mit Aufgaben aus dem Büro?
RISIKOTEST
OTEST RISIKO
11. Sind immer Sie es, der sich verantwortlich fühlt, dass alles gut läuft?
12. Erwarten Sie, dass andere nach Ihren Vorstellungen handeln?
13. Haben Sie manchmal den Eindruck, ausgenutzt zu werden?
14. Wachsen Ihnen Ihre Pflichten mehr und mehr über den Kopf?
15. Haben Sie den Eindruck, Ihrer Familie und Ihren Freunden nicht mehr gerecht zu werden?
16. Halten Sie sich für zu gut für diese Welt?
17. Fühlen Sie sich häufig hilflos dem Termindruck ausgeliefert?
18. Leiden Sie darunter, dass Ihre Arbeit zu verantwortungsvoll ist, zu gering bezahlt wird oder zu langweilig ist?
19. Haben Sie immer Angst, dass Ihr Chef nicht mit Ihrer Arbeit zufrieden sein könnte?
20. Leiden Sie darunter, zu wenig Kontrolle über Ihren Arbeitsbereich zu haben?
21. Glauben Sie, Ihren Aufgaben nicht gewachsen zu sein?
19
RISIKOTEST
RISIKO
TEST
22. Würden Sie manchmal am liebsten alles stehen und liegen lassen und einfach abhauen?
23. Haben Sie Angst vor Konflikten mit Kollegen?
24. Haben Sie den Eindruck, trotz immer größerem Einsatz immer weniger leisten zu können?
© 2007-2010 PAL Verlagsgesellschaft - Burnout Risiko Test
20
O
Ihr Testergebnis:
Je mehr Fragen Sie mit Ja beantwortet haben, umso mehr
sind Sie gefährdet, an einem Burnout Syndrom zu erkranken, da Sie Einstellungen haben, die Sie äußerst verwundbar machen und mit denen Sie sich selbst sehr unter Druck
setzen.
So verlangen Sie vielleicht zu viel von sich selbst, wollen
immer perfekt sein und glauben, alles selbst erledigen zu
müssen, denken aufgrund Ihres (zu) hohen (?) Pflichtbewusstseins zu wenig an sich und gönnen sich deshalb zu
wenig Auszeiten, in denen Sie Ihre Batterie wieder aufladen
können. Auch Ihre Einstellung, dass Sie die Anerkennung
anderer benötigen und deshalb Ihre Wünsche und Ihre
Meinung nicht äußern können, kann zu einem erheblichen
Maße zu Ihrem inneren Druck beitragen.
Wenn Sie ein Burnout vermeiden wollen, dann müssen Sie
Ihre Einstellungen und Verhaltensmuster korrigieren.
Gestehen Sie anderen die Fähigkeit zu, mit einem Nein
Ihrerseits zurechtzukommen. Trauen Sie sich, Ihre Wünsche
zu äußern und Aufgaben zu delegieren. Erlauben Sie sich
auch mal nur eine mittelmäßige Leistung und setzen Sie
Prioritäten.
Erlernen Sie ein Entspannungsverfahren und Strategien, nach Feierabend
abzuschalten. Vielleicht ist es für
Sie auch notwendig, generell eine
Lebensbilanz zu ziehen und zu überlegen, was Ihnen wirklich wichtig ist
in Ihrem Leben.
Geben Sie besonders darauf acht,
dass Sie nicht in eine Suchterkrankung abgleiten, das geschieht in
BurnOut-Situationen leider besonders
häufig. Oftmals glauben die
Betroffenen, in der Scheinwelt des
Internets die Anerkennung zu finden,
die sie real nicht mehr erfahren.
Das Risiko, an einer Onlinesucht zu
erkranken ist mindestens ebenso
gegeben, wie zum Beispiel auch
süchtig nach Alkohol, Medikamenten,
Rauschmitteln zu werden oder im
Glücksspiel Trost und scheinbare Hilfe
zu suchen. Diese Abhängigkeiten sind
eine akute Gefahr für Menschen mit
einem BurnOut-Syndrom.
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7. Wem kann ich mich anvertrauen?
Zunächst einmal sollten Sie sich
selbst gegenüber ehrlich sein und
das Problem beim Namen nennen.
Wenn Sie glauben, einfach nicht mehr
„zu können“ oder viel zu viel online zu
sein, dann beginnen Sie, Ihr Leben zu
verändern.
einem guten Freund oder einem vertrauten Menschen anzuvertrauen und sich auszutauschen? BurnOut ist absolut
heilbar und keine Schande! Auch der Onlinesucht kann man
gezielt begegnen, erste Signale erkennen und danach handeln! Ein treuer Weggefährte kann Ihnen wertvolle Dienste
leisten, wenn Sie mit ihm sprechen können und dadurch
einen gewissen Halt und seelische Entlastung haben.
Es ist zu überlegen, ob Sie in Ihrem
Bekannten-, Freundes- oder Familienkreis vertraute Personen kennen,
mit denen Sie offen sprechen können.
Sollte dies der Fall sein, dann öffnen
Sie sich und sprechen offen darüber,
dass es Ihnen momentan alles andere
als gut geht. Bitten Sie Ihre Freunde
um Unterstützung und Entlastung, so
dass Sie erst einmal wieder Luft holen
können. Dieser Schritt ist nicht leicht,
denn in der Regel sind Sie gerade jetzt
lustlos und ohne jegliche Motivation.
Vielleicht aber kann Ihnen das Internet hier weiterhelfen? Hier können
Sie anonym bleiben und sich mal
alles von der Seele schreiben. Es gibt
inzwischen zahllose Foren, die sich
ausschließlich mit dem Thema „BurnOut“ und „Onlinesucht“ befassen.
Hinterfragen Sie sich und Ihre Handlungsweise sehr genau.
Wenn Sie dann der Meinung sind, Sie könnten an Ihrem
Arbeitsplatz etwas konkret verändern, das Ihnen weniger
Stress verursacht, dann gibt es nichts mehr zu überlegen:
Sie MÜSSEN mit Ihrem Chef oder der Personalabteilung
sprechen! Ihr Arbeitgeber kann nur davon profitieren, wenn
Sie sorgsam mit Ihrer Gesundheit und Arbeitskraft umgehen
und nicht den Herzinfarkt oder die Depression provozieren.
Es ist möglich, dass Ihnen das
Schreiben im Internet Mut macht, sich
später dann doch einmal der Mutter,
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Bereiten Sie sich gut auf dieses Gespräch vor. Muss das
Gehalt wirklich steigen? Müssen Sie dafür nicht noch mehr
arbeiten? Wollen Sie das? Oder soll Ihr Arbeitstag eigentlich
viel kürzer sein und Sie möchten einen Teilzeitjob anstreben? Jobsharing? Wie sieht es mit Sicherungsprogrammen
für Ihren PC aus, so dass Sie einen Schutz gegen Ihre mögliche Onlinesucht haben? Welches Ziel soll Ihr Gespräch
haben? Notieren Sie sich Stichpunkte, bevor Sie in ein
Gespräch mit Ihrem Arbeitgeber einsteigen.
8. Was kann ich gegen BurnOut tun?
Es gibt eine gute Nachricht: BurnOut kann durchaus geheilt
werden, auch ohne Medikamente, einer Therapie oder stationärer Behandlung. Die Voraussetzung dafür aber ist, dass
der Betroffene es bei den ersten Anzeichen schon schafft,
sein Leben zu verändern und bei vermehrtem Stress für
den notwendigen Ausgleich zu sorgen. Er sollte die Balance
zwischen Seele, Geist und Körper wieder herstellen!
Dieser Ausgleich kann herbeigeführt werden durch:
4Sport/Jogging
4Entspannungsübungen (autogenes Training,
Muskelentspannung nach Jacobsen, Yoga)
4ein neues Hobby
4Massagen und Wellnesstage
4Ernährungsumstellung
4Bewegungstraining
4eine neue Zielsetzung
4Teilnahme in einer Selbsthilfegruppe
In den Selbsthilfegruppen wird unter
anderem gelernt, wie ein Betroffener
das Nein-Sagen lernt oder wie er ein
erfolgreiches Gespräch mit dem Arbeitgeber führen kann. In der Gruppe
wird die Sprachlosigkeit bekämpft
und gemeinsam neue Kraft getankt.
Die Zuversicht verdrängt schließlich
die Aussichtslosigkeit. Informationen,
wo sich die nächste Selbsthilfegruppe
befindet, erhalten Sie bei der ‚Nationalen Kontakt- und Informationsstelle
zur Anregung und Unterstützung von
Selbsthilfegruppen‘ - NAKOS
(http://www.nakos.de/site).
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Zieldefinition
Reflexion
Konsequenz: realistischere
Einschätzung der eigenen
Möglichkeiten
Entspannung
Abbau der Stresshormone,
körperliches und emotionales
„Schöpfen neuer Kräfte”
Anstrengung
körperlich/geistig/emotional
= Stressphase
Ergebnis
Erfolg, Misserfolg, Teilerfolg
So sieht ein gesunder Stress-Kreislauf aus. (ductus GmbH)
Der Betroffene sollte die Ansprüche
an sich selbst herunterschrauben
und ein gesundes Mischungsverhältnis zwischen Überforderung/Stress
und auf der anderen Seite Erholung/
Entspannung herbeiführen.
Dadurch werden wieder mehr Lebensqualität und mehr Freude am Leben
entstehen!
Sollten diese Maßnahmen aber alle
keine wesentliche Verbesserung
herbeiführen oder der Betroffene
nicht mehr die Energie aufbringen,
in Eigeninitiative gegen das BurnOut
anzugehen, ist ein Besuch beim Arzt
oder Therapeuten ratsam.
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Eventuell regt der Arzt sogar an, die seelische und körperliche Wiederherstellung in einer Reha-Maßnahme zu erreichen. Eine stationäre Therapie in einer psychosomatischen
Klinik kann Wunder wirken und dem Betroffenen seinen
verloren gegangenen Lebensmut wieder zurückbringen.
Formblätter und Informationen zur Reha finden sich hier:
http://www.deutsche-rentenversicherung-bund.de
9. Was kann ich gegen
Onlinesucht tun?
Grundsätzlich halten wir nichts von einem totalen PCund Onlineverbot, sondern setzen auf das Training des
bewussten Umgangs mit den Medien. Oft haben sich die
Betroffenen eine neue Welt, eine neue Familie im Internet
aufgebaut. Entreißen Sie dem Betroffenen dies abrupt, so
haben Sie ihm/ihr alles genommen, was ihm/ihr derzeit
noch lebenswert erscheint. Ob ein „kalter Entzug” in Frage
kommt, kann immer nur individuell entschieden werden.
Betroffene:
4Computer aus dem unmittelbaren Wohnbereich entfernen (Flur, Kammer)
4Wochenplan für die geplanten Online-Sitzungen erstellen (Soll- und Ist-Zeiten)
4Einschränken der Onlinezeiten ohne völligen Verzicht bzw. temporäre Enthaltsamkeit
4Einem vertrauten Menschen seine Sucht anvertrauen
4Neues Hobby finden oder ein altes wieder auffrischen
4Eigenes Hinterfragen, was man im Internet sucht (und findet?) und warum das in der Realität nicht umsetzbar ist
4Wenn “Verliebtheit” eine Rolle spielt, sollte ein schnelles reales Treffen angestrebt werden
4Nehmen Sie Kontakt zu anderen Angehörigen auf, wenn Ihnen das möglich ist. Das Forum auf www.onlinesucht.de bietet eine
ideale Anlaufstelle dafür! Unter Gleichgesinnten und gleicher maßen betroffenen Angehörigen können Sie einen wertvollen Erfah
rungsaustausch pflegen und sich über die jeweiligen Erfolge (oder leider auch manchmal Misser-
folge) austauschen.
4Nehmen Sie den Betroffenen in die Verantwortung. Zeigen Sie ihm, dass er/sie Ihnen wichtig ist.
Angehörige:
4Bedienen Sie Ihr Kind/ Ihren Partner auf keinen Fall am
Rechner! Bringen Sie keine Getränke oder Speisen und auch keine Zigaretten an den “Arbeitsplatz”.
4Bluffen Sie nicht! Nur wenn Sie Ihre Drohungen auch wirk
lich ernst meinen, sollten Sie sie aussprechen! Der Betrof
fene nimmt Sie im Wiederholungsfall sonst nicht mehr ernst!
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10. Anlaufstellen bei BurnOut
Inzwischen gibt es zahlreiche Informationsstellen, Selbsthilfegruppen
und Beratungseinrichtungen, die über
BurnOut und die Möglichkeiten, etwas
dagegen zu tun, aufklären.
Zwei der am häufigsten besuchten
Informationsportale für Betroffene
ist die BurnOut-Syndrom-Hilfe, die im
Internet unter
http://www.burnout-syndrom-hilfe.eu
zu erreichen ist sowie das Netzwerk
BurnOut-Net, siehe www.burnout.net.
Dort haben Diplom-Psychologen und
Ärzte ihr Know-How eingebracht, um
erste Hilfestellungen anzubieten. Die
Betroffenen können an Vorträgen
und Workshops teilnehmen und auch
präventiv etwas gegen BurnOut tun.
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Weitere Informationen rund um das Thema BurnOut erhalten
Sie auf dem Gesundheitsportal www.imedo.de sowie im
Patienten-Infocenter BurnOut:
www.imedo.de/infocenter/burnout
Wenn Sie sich anonym informieren wollen, dann wenden Sie
sich an den Bundesverband der BurnOut Initiativen e.V. (BBID
e.V.). Dort geben ehemals selbst Betroffene Ratschläge und
bieten ein Online-Forum an: http://www.rehacafe.de
Ein strukturiertes, gut organisiertes Leben minimiert
Stressfaktoren
und nimmt Ihnen den Druck!
Gehen Sie raus, denn es wird niemand an Ihrer Tür
klingeln, um Sie abzuholen!
11. Anlaufstellen bei Onlinesucht
Die stets aktualisierte Liste der Ansprechpartner,
Therapeuten und Kliniken finden Sie auf
www.onlinesucht.de unter dem Menü „Therapeuten“.
Inzwischen bieten zahlreiche Universitäten sogenannte
„Spieler-Ambulanzen“ an, in denen Sie kostenlose Beratung
bei Onlinesucht erhalten. Ansonsten informieren Sie sich
bei Ihrer ortsansässigen Suchtberatungsstelle, ob dort
Therapeutenadressen für Onlinesucht bekannt sind.
Alles, was wir hier über BurnOut gehört haben, steht auch in
unmittelbaren Zusammenhang zur Onlinesucht. In unserer
langjährigen Beratungspraxis kommt es immer wieder vor,
dass während eines BurnOut die Onlinesucht entsteht oder
verstärkt wird. Umgekehrt führt aber auch die Onlinesucht
nur zu oft in ein BurnOut-Syndrom.
Um genauer zu verstehen, was Onlinesucht ist, wie sie
entsteht und wie sie behandelt werden kann, hat der HSO
e.V. zahlreiche Broschüren veröffentlicht, die Sie auf dem
Onlinesucht-Portal www.onlinesucht.de unter dem Menü
„Literatur“ kostenlos downloaden oder bestellen können!
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Ein Ratgeber, der rund um das Thema BurnOut und
den Zusammenhang mit Onlinesucht aufklärt.
Prävention, Früherkennung, Selbsttests
und Lösungen
HSO 2007 e.V.
Hilfe zur Selbsthilfe für Onlinesüchtige und deren
Angehörige
Kottmeierstr. 12 - 21614 Buxtehude
Tel.: 0 41 61 – 55 67 82
E-Mail: [email protected]
www.onlinesucht.de
Spendenkonto: HSO e.V. bei Sparkasse Harburg-Buxtehude,
IBAN: DE 452075 0000 0060 066529
BIC: NOLADE 21 HAM
VR Amtsgericht Tostedt: 27.02.2007 unter VR 200108
Steuernummer: 43/270/28621.
Der HSO 2007 e.V. dient nach Feststellung des Finanzamtes Stade
gemeinnützigen und mildtätigen Zwecken und ist daher zur Ausstellung von
Spendenquittungen nach § 10 b EStG, § 9 Abs. 1 Nr. 2 KStG und § 9 Nr. 5
GewStG berechtigt.
Vorstandsvorsitzende: Gabriele Farke, Buxtehude
Stellvertr. Vorstandsvorsitzender: Andreas Mandewirth, Solingen
Hilfe zur Selbsthilfe bei Onlinesucht