Tschechien, Prag und West-Böhmen Beratungsstelle für ausgebeutete Arbeitsmigrantinnen und -migranten Situation Tschechien ist eines der wirtschaftlich besser gestellten Länder in Osteuropa, weshalb es als Arbeitsmarkt zunehmend attraktiv wird. Immer mehr Menschen aus armen EU-Ländern wie Rumänien und Bulgarien arbeiten auf Baustellen, in der Forstund Landwirtschaft oder in Privathaushalten, viele von ihnen unter unwürdigen Bedingungen. Oft werden sie direkt in ihren Ländern von dubiosen Organisationen angeheuert, denen sie für die Arbeitsvermittlung und die Reise verhältnismässig hohe Beträge bezahlen müssen. Wegen fehlender Sprachkenntnisse können sie sich nicht wehren und bleiben abhängig. Gemäss Umfragen sind zwei Drittel der Arbeitnehmenden von überhöhten Prämien, schlechten Arbeitsbedingungen und Unterkunftsmöglichkeiten, ausstehenden Lohnzahlungen sowie von verbaler und körperlicher Gewalt betroffen. Deshalb hat die «Diakonie der Evangelischen Kirche der Böhmischen Brüder» (EKBB) in den vergangenen Jahren eine Beratungsstelle für Arbeitsmigrantinnen und -migranten aufgebaut. Die Betroffenen werden über ihre Rechte informiert und bei deren Einforderung unterstützt. In Notsituationen oder akuter Bedrohung bietet ihnen ausserdem ein Haus für kurze Zeit einen Unterschlupf. Ziele Das Projekt hat primär zum Ziel, potenzielle Opfer von Arbeitsausbeutung zu beraten und sie über ihre Rechte aufzuklären, damit sie ihre Situation verändern können. Zugleich erhalten sie in Notsituationen Schutz und Unterkunft. Zielgruppe TSCHECHIEN HEKS-Schwerpunkt: Kirchliche Zusammenarbeit TSCHECHIEN DEUTSCHLAND POLEN TSCHECHIEN ÖSTERREICH SLOWAKEI UNGARN 10’514’272 Bevölkerung (2013) Hauptsächlich Personen aus Rumänien und Bulgarien, da sie die weitaus grösste Gruppe der ArbeitsmigrantInnen in Tschechien bilden. Entsprechend beschäftigt das Projekt auch Mitarbeitende, die Rumänisch und Bulgarisch sprechen. 78’870 Fläche in km2 Factsheet Auslandprojekt Projekt Nr. 947.347 Letzte Änderung: 14.03.2016 Aktivitäten • Prävention und Beratung: Potenzielle Opfer werden in West-Böhmen und Prag von Projektmitarbeitenden aktiv angesprochen und über ihre Rechte informiert. Sie werden über die Gefahren aufgeklärt, die von Arbeitsausbeutung und Menschenhandel ausgehen und erhalten Hilfestellungen in Notsituationen. Land, Region, Stadt: Tschechien, Prag und West-Böhmen Projektsumme 2016: CHF 100 000.– • Schutz: In einem Haus mit 15 Plätzen finden ArbeitsmigrantInnen, die in Not oder Gefahr sind, für kurze Zeit Schutz und Unterschlupf. Finanzierungspartner: Otto per Mille / Waldenser • 2016 wird evaluiert, in welchen anderen Regionen in Tschechien die Beratungsdienste aufgebaut werden sollen. HEKS-Nr.: 947.347 Partnerorganisationen Programmverantwortung: Matthias Herren Diakonie der EKBB. Projektfortschritt Seit 2013 baute die Diakonie der EKBB in Prag und in Pilsen den Kontakt zu den ArbeitsmigrantInnen auf, indem Projektmitarbeitende sie an internationalen Bushaltestellen, in der Nähe ihrer Arbeitsplätze oder in ihren Unterkünften aufsuchten. Inzwischen ist die Telefonnummer der Diakonie so bekannt, dass sich ArbeiterInnen bei Problemen direkt an die Projektmitarbeitenden wenden. Im Jahr 2014 konnte ein neues Haus bezogen werden, das Arbeitsmigrantinen und -migranten in Notsituationen Unterschlupf bietet. Das Haus ersetzt die drei bisherigen Wohnungen, die auf unterschiedliche Orte verteilt waren. Geführt wird das Haus von einer Sozialarbeiterin, die mit den BewohnerInnen klare Ziele für die nächsten Schritte festlegt – sei es eine neue Arbeitsstelle, eine rechtliche Beratung oder die Vorbereitung zur Rückreise ins Heimatland. Zudem arbeitet die Diakonie eng mit den tschechischen Behörden zusammen und hat so in den letzten Jahren einige Fälle von Arbeitsausbeutung und Menschenhandel aufgedeckt. Kontakt: HEKS Kommunikation Projektdienst Seminarstrasse 28 8042 Zürich Tel.: +41 44 360 88 95 E-Mail: [email protected] Spenden: PC 80-1115-1 www.heks.ch Factsheet Auslandprojekt Projekt Nr. 947.347 Letzte Änderung: 14.03.2016
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