Großes Rad drehen

Wie der Amberg-Sulzbacher Landrat Richard Reisinger (CSU, Dritter von rechts) machten es alle Abgeordneten,
Landräte und Oberbürgermeister aus der mittleren und südlichen Oberpfalz: Sie unterzeichneten die „Schwandorfer Resolution“ zum Ausbau und Elektrifizierung der Metropolenbahn München/Nürnberg–Amberg–Schwandorf–Pilsen–Prag.
Bilder: Gerhard Götz (2)
Großes Rad drehen
Dieser ist im Allgemeinen erforderlich, damit ein Projekt überhaupt
verwirklicht werden kann. Ein Ausbau der Metropolenbahn würde viele
Menschen bewegen, von Bus und
Auto auf den Zug umzusteigen – und
sie würde 14,1 Millionen LastwagenKilometer pro Jahr überflüssig machen. Der volkswirtschaftliche Nutzen liege bei 36,8 Millionen Euro.
Den Bahnverkehr nach
Tschechien in Schwandorf
bündeln – das wollen die
Unterzeichner einer
Resolution zum Ausbau
der Metropolenbahn.
Die lautesten Rufe
kommen allerdings nicht
aus dem Inland.
Schwandorf. (räd) Exakt 25 Bürgermeister, Landräte und Abgeordnete
aus der Region unterschrieben am
Dienstagabend die „Schwandorfer
Resolution“. Sie fordern damit den
schnellen Ausbau und die Elektrifizierung der Bahnstrecken von Nürnberg und München über Schwandorf
nach Prag. Die so genannte Metropolenbahn habe eine große wirtschaftliche Bedeutung, hoben die Teilnehmer der Schienenkonferenz hervor.
Angemeldet zum Bundesverkehrswegeplan sind bereits beide Strecken
– allerdings getrennt voneinander.
Nun legt ein Gutachten nahe, die
Routen von München und Nürnberg
nach Prag gemeinsam zu betrachten.
Denn gemeinsam erreichen sie einen
Schelte vom Nachbarn
W
ir sind ein wenig
enttäuscht.
Ivan Kalina,
Berater der Region Pilsen für
grenzüberschreitenden Verkehr
Kosten-Nutzen-Wert von 1,5. Alleine
betrachtet hätte Schwandorf–Furth
im Wald nur 0,9 erreicht und läge damit unter dem Grenzwert von 1,0.
Die Resolution
■ Die Metropolenbahn soll als einheitliches Projekt behandelt und
beurteilt werden, um die Synergieeffekte bei Bau, Unterhalt und Betrieb effektiv zu nutzen.
■ Anpassung
des
bilateralen
Staatsvertrags zwischen Deutschland und Tschechien.
■ Moderner Ausbau und durchgehende Elektrifizierung mit Reisegeschwindigkeiten bis zu 160 Kilometern pro Stunde.
■ Aufnahme als einheitliches Projekt in die höchste Stufe „vordringlicher Bedarf plus“ des neuen Bundesverkehrswegeplans.
(räd)
Insbesondere Tschechien hat starkes
Interesse an einer Stärkung – und übt
Kritik an Deutschland. Der Berater
der Region Pilsen für grenzüberschreitenden Verkehr, Ivan Kalina,
sagte: „Wir sind ein wenig enttäuscht, da wir schon 2004 die allererste Resolution bezüglich der
schnellen
Verbindungen
München–Prag verfasst haben.“ Die deutsche Politik habe sich in den vergangenen 15 Jahren nicht klar bekannt.
Tschechien treibt indessen seine
Planungen voran. Aus dem Verkehrsministerium in Prag heißt es: Die
Strecke von Pilsen über Domazlice
nach Furth im Wald sei die wichtigste
Verbindung zwischen Bayern und
Pilsen. Bis 2024 soll sie elektrifiziert
und ausgebaut werden. An entsprechenden Maßnahmen auf bayerischer Seite sei man „höchst interessiert“. Das Ziel: Die Fahrzeit zwischen München und Prag um eine
Stunde verkürzen.
Der Chamer Bundestagsabgeordnete Karl Holmeier freute sich, dass
Tschechien die Further Linie gegenüber der Marktredwitzer bevorzuge.
„Wenn wir die Strecke nicht in den
vordringlichen Bedarf bringen, wird
Tschechien seinen Verkehr über Linz
leiten“, befürchtet Holmeier.