Abschlussbericht EFD Tschechien Wie schnell die Zeit vergeht. Und schwups schon ist man wieder Zuhause und der ganz normale Alltag hat einen wieder. Fast so, als wäre man nie fort gewesen. Selbst die Anzahl der Sätze, die man mit: „Also, während meines EFDs in Tschechien…“ beginnt, werden immer weniger. Und trotzdem, wenn man die Zeit dort Revue passieren lässt, ist man doch immer wieder überrascht, was man alles erlebt, gesehen und gelernt hat. Und selbst wenn die Zeit manchmal an grauen, kalten Tagen zäh vor sich hin gekrochen ist und man nichts mit sich anzufangen wusste und bloß heimlich gedacht hat: „Zuhause wäre ich jetzt immerhin nicht allein, Familie und gute Freunde wären in unmittelbarer Nähe und es bestände zumindest die Möglichkeit mit dem Auto fort zu fahren…“ ist im Großen und Ganzen die Zeit doch regelrecht geflogen. Vor allem im letzten halben Jahr ist noch so viel passiert: Wochenendausflüge mit Freunden und anderen Freiwilligen nach České Budějovice (Budweis), Český Krumlov (Krumau), Mariánské Lázně (Marienbad), Plzeň (Pilsen) Litomyšl (Leitomischl), Prag, Wien, Budapest, Amsterdam, London, Süddeutschland und ganz viel mehr, haben die Zeit verfliegen lassen. Genauso wie die Seminare vom EFD, Ahoj-Info und Schulausflüge mit meinem Projekt stets für Abwechslung sorgten. Im Winter ging es auf Klassenfahrt in die tschechischen Berge zum Ski-, Snowboard-, und Skilanglauffahren, zum Pistenrutschen auf Plastiktüten, zum Märchenhören und Spiele spielen in der Hütte. Und im Sommer fuhren wir mit der Schule in die Slowakei zum Wandern, Wandern, Wandern, Quellenbaden, Camping, die befreundete Schule und ein Ökozentrum besuchen, Geschirr schnitzen und nochmals Wandern, Wandern, Wandern. Und zwischen den Klassenfahrten haben wir mit der Schule des Öfteren die europäische Kulturhauptstadt Plzeň besucht, Theaterstücke gesehen, Afrikavorträge gehört, Burgruinen besichtigt, Lagerfeuer gemacht und Würstchen und Äpfel geröstet, kleine Wanderungen und Ausflüge in der Umgebung unternommen, Weltallausstellungen besichtigt und eigene Weltraum- und Umweltprojekte durchgeführt, ein Schulfest gefeiert, eine Fahrradtour gemacht, in der Schule übernachtet, den Kindertag gefeiert. Viel Zeit für Langeweile blieb da (vor allem nach Ostern) wirklich nicht mehr. Dafür blieb Zeit die Kinder/Jugendlichen und anderen Lehrer und Eltern besser kennenzulernen, neue Sachen auszuprobieren und über eigene Schatten zu springen. Und irgendwie ist man dann am Ende immer mehr und mehr in die Gemeinschaft dort hinein gewachsen. Und nicht nur in der Schule und dem Kindergarten, sondern generell in die ganze Dorfgemeinschaft. Immer öfter setzten sich meine Nachbar neben mich in den Bus und hielten mich auf der Straße an, um ein wenig zu quatschen. Manchmal war das ein bisschen anstrengend für mich, denn trotz meiner supernetten und engagierten Tschechischlehrerin ist und bleibt Tschechisch einfach eine schwierige Sprache. Und Smalltalk, der mir im Deutschen meist schon nicht sonderlich gut gelingt, wird dann im Tschechischen zu einer richtigen Herausforderung. Aber da die Tschechen wirklich alle geduldig und freundlich sind (selbst wenn man wirklich alles umschreiben muss und am Ende dann nur noch leicht verzweifelt lächelt und nickt, nickt, nickt), habe ich mich die meiste Zeit auch ziemlich gefreut, wenn mich wieder mal wer im Dorf, der Stadt, Zug oder Bus angesprochen hat. Dann war ich natürlich auch gerne bereit für ein Gespräch zu bleiben. Denn Stress gibt es in Tschechien eigentlich nicht. Zumindest nicht dort, wo ich gearbeitet und gelebt habe. Da haben Zug- und Busfahrer Zeit das Fahrzeug mal kurz für ein Gespräch zu stoppen oder damit sie einem helfen können die Orientierung wiederzufinden, oder auch, um sich mal bei heißem Wetter ein Eis zu kaufen; oder um nachzusehen, ob sie einem nicht doch irgendwelche Sonderrabatte geben können, damit das ohnehin schon erstaunlich günstige Fahrticket noch günstiger wird. Diese Eigenschaften von Gelassenheit und Entspanntheit sind nur einige Fähigkeiten, die ich in Tschechien zu schätzen gelernt habe und die hoffentlich auch nun ein wenig auf mich abgefärbt haben. Aber insgesamt gab es während meines EFDs so viel, was man dazu gelernt hat, was einem nachhaltig geprägt hat und das ich ganz bestimmt nicht missen möchte. Denn neben all den guten Eigenschaften wie Selbstständigkeit, Toleranz und Spontaneität konnte ich auch ein besseres europäisches Verständnis entwickeln. Ich konnte Menschen aus ganz Europa kennenlernen und habe während meiner 11 EFD-Monate mit Tschechien, England, Ungarn, Österreich, Wien, Slowakei, Niederlande und Deutschland acht verschiedene europäische Länder bereist. Ich habe herausgefunden wie man sich als Ausländer in einem fremden Land, dessen Sprache man nicht spricht und nicht versteht, fühlt. Und wie sehr man sich freut, wenn einem dann Menschen mit Geduld, Verständnis und Hilfsbereitschaft begegnen und sich für einen Zeit nehmen und sich interessieren. Durch die Schulausflüge mit den älteren Kindern nach Deutschland sowie die Gespräche mit anderen Freiwilligen und Bekannten hat man ebenfalls die Sicht von Ausländern auf Deutschland kennengelernt. Und jetzt weiß ich selber, was ich an Deutschland und Zuhause schätze und was mir gut gefällt. Daher bin ich froh, meinen EFD gemacht zu haben. Mit den besten Grüßen und einem großen Ahoj nach Verl, Annika
© Copyright 2024 ExpyDoc