Blickpunkt Bundeshaus Wintersession 2015 der eidgenössischen Räte Das Parlament hat die Einführung des automatischen und des spontanen Informationsaustauschs mit dem Ausland beschlossen. Der Ständerat hat als Erstrat die Unternehmenssteuerreform III behandelt. Beim Meldeverfahren bei der Verrechnungssteuer besteht weiterhin keine Einigkeit zwischen den Räten. Informationsaustausch Nach dem Nationalrat hat auch der Ständerat zwei Botschaften des Bundesrates zum internationalen Informationsaustausch zugestimmt. Damit wird die Schweiz sowohl einen automatischen Austausch von Bankdaten (AIA) als auch einen spontanen Informationsaustausch einführen. Im Rahmen der Differenzbereinigung entschieden die Räte, dass die Schweizer Steuerbehörden die AHV-Nummer verwenden dürfen, um aus dem Ausland eingehende Daten von Schweizer Steuerpflichtigen zu verwerten. Ferner verzichtet das Parlament auf die Durchführung einer Steueramnestie, für die sich der Nationalrat in der Herbstsession noch ausgesprochen hatte. Das Inkrafttreten der Vorlagen ist für den 1. Januar 2017 geplant. Unternehmensbesteuerung Der Ständerat hat als Erstrat die Botschaft zur Unternehmenssteuerreform III beraten. Er ist Nr. 2/2016 Seite 108 Fabian Baumer Lic. iur., Rechtsanwalt, dipl. Steuerexperte Vizedirektor der Eidgenössischen Steuerverwaltung, Leiter Hauptabteilung Steuerpolitik auf das Geschäft eingetreten, hat aber Korrekturen an der Vorlage beschlossen. Im Gegensatz zum Bundesrat will der Ständerat sowohl auf die Abschaffung der Emissionsabgabe als auch auf Änderungen bei der Teilbesteuerung für Dividenden verzichten. Dafür will er den Kantonsanteil an der direkten Bundessteuer stärker erhöhen, als vom Bundesrat vorgeschlagen. Hinsichtlich der übrigen Massnahmen ist der Ständerat dem Bundesrat im Grundsatz gefolgt. Das Geschäft geht nunmehr in den Nationalrat. Italien Der Nationalrat hat dem revidierten Doppelbesteuerungsabkommen mit Italien zugestimmt. Das neue Abkommen führt den Informationsaustausch auf Ersuchen zwischen den beiden Staaten ein. Als Zweitrat wird sich der Ständerat mit der Botschaft des Bundesrates befassen. Verrechnungssteuer Der Nationalrat hat einer vom Bundesrat vorgeschlagenen Teilrevision des Verrechnungssteuergesetzes zugestimmt. Gewisse Finanzinstrumente von Schweizer Banken, darunter sog. «Bail-in BLICKPUNKT BUNDESHAUS Bonds», sollen weiterhin bzw. neu von der Verrechnungssteuer befreit werden. Auch bei der Emissionsabgabe soll ein zusätzlicher Ausnahmetatbestand geschaffen werden. Die Botschaft des Bundesrates wird nun vom Ständerat behandelt werden. Behandelte parlamentarische Vorstösse Der Nationalrat hat sich erneut mit dem Meldeverfahren bei der Verrechnungssteuer für Dividenden im Konzernverhältnis befasst. Er hielt daran fest, dass die im Grundsatz von beiden Räten beschlossenen Änderungen rückwirkend ab dem Jahr 2011 gelten sollen. In diesem Punkt besteht somit weiterhin eine Differenz zum Ständerat, der sich nun ebenfalls ein zweites Mal mit der parlamentarischen Initiative (13.479) befassen wird. Der Ständerat hat im Gegensatz zum Nationalrat die zwei Motionen «Abschaffung der Stempelabgabe auf Sach- und Vermögensversicherungen» (11.3834) sowie «Abschaffung der Stempelabgabe auf rückkaufsfähigen Lebensversicherungen» (11.3835) abgelehnt. Beide Vorstösse sind damit gescheitert. Ebenfalls erledigt ist die Motion «Steuerverhandlungen mit dem Ausland. Die Abgeltungssteuer auf Erträgen aus in der Schweiz angelegtem ausländischem Kapital ist zu priorisieren» (10.3074). Der Nationalrat hatte dem Vorstoss im Jahre 2010 noch zugestimmt, der Ständerat hat ihn nunmehr abgelehnt. Eine Motion zu Anpassungen bei der Verrechnungssteuer (13.4179) wurde infolge Fristablaufs abgeschrieben. Der Vorstoss hatte «gezielte Senkungen» der Steuer verlangt. Eingegangene parlamentarische Vorstösse Die SP-Fraktion will die Verluste aus der Verjährung von Steuerforderungen reduzieren. Eine Motion fordert den Bundesrat auf, entsprechende Änderungen bei der direkten Bundessteuer und bei der Mehrwertsteuer vorzuschlagen (15.4096). Ständerat Erich Ettlin/OW und Nationalrat Franz Grüter/LU haben zwei gleichlautende Motionen gegen eine übermässige administrative Belastung der Inhaber von Geschäftsfahrzeugen eingereicht (15.4185). Die Vorstösse wurden durch die mit der «FABI»-Vorlage eingeführten Neuerungen bei der Abzugsfähigkeit der Fahrtkosten ausgelöst. NR Hans-Peter Portmann/ZH will einen Umbau des Steuersystems prüfen. Der Bundesrat soll mittels Postulat beauftragt werden, eine Abschaffung der direkten Bundessteuer für natürliche Personen zu evaluieren, kompensiert durch eine Erhöhung der Mehrwertsteuer (15.4119). Nationalrätin Daniela Schneeberger/BL hat eine Interpellation zur MWST-Abrechnung ohne digitale Signatur auf elektronischen Rechnungen eingereicht (15.4209). Nr. 2/2016 Seite 109
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