Universidad Autònoma de Barcelona, WS 09/10, Hispanistik/English-speaking cultures Ich bin nun wieder zurück von meinem lang ersehnten Auslandssemster an der Universität Autónoma in Barcelona und ich muss sagen, dass es leider ganz anders war als ich es mir vorgestellt habe. Um zu vermeiden, dass Andere dieselben Enttäuschungen erleben hier nun mein Erfahrungsbericht. Ich habe mich ja schon im Vorfeld voller Übereifer stundenlang im Internet (www.uab.es) über die UAB und Barcelona informiert und bin daher voller Elan und Vorfreude an die ganze Sache herangegangen. Auf den ersten Blick erscheint die UAB als toll organisiert und irre gastfreundlich. Wenn man sich einmal angemeldet hat wird man förmlich von Infomaterial über Unterbringung, Mentorprogramme, Erasmusinfoveranstaltungen und Sprachkurse überschüttet. Auch ist die Uni selber direkt mit mir in Verbindung getreten. Neben der schriftlichen Bewerbung konnte ich ihnen per E-Mail Passfotos schicken und dann würde man mir direkt bei der Ankunft meinen Studentenausweis aushändigen. Wie gesagt alles schien super organisiert zu sein.... Die Uni liegt ca. 20 Km außerhalb von Barcelona und ist eine Campus-uni, die sich jedoch über ein ziemlich großes Areal erstreckt. Aber jede Fakultät hat ihr eigenes Gebäude in dem dann auch die meisten der Vorlesungen stattfinden. Wenn man allerdings Studienfächer belegt hat, die in verschiedenen Fakultäten (Fachbereichen) liegen muss man sich manchmal ganz schön beeilen, da es dort keine offiziellen Pausen zwischen den Vorlesungen gibt und man zwischen den einzelnen Fakultäten ein ganzes Stück bergauf und –ab laufen muss. Es gibt auf dem Campus mehrere Bibliotheken die auch ganz gut sortiert sind. Ausleihen werden hier direkt mit dem Studentenausweis erledigt, man muss nicht noch extra einen Bibliotheksausweis beantragen. Besonders gut hat mir da die Medienbibliothek gefallen, da man dort auch CDs und DVDs kostenlos ausleihen kann. Es gibt auf dem gesamten Campus kostenloses W-Lan, dass je nach „Windrichtung“ mal mehr und mal weniger gut geht. Außerdem hat die UAB ein eigenes Intranet ähnlich wie Stud.ip, dass allerdings noch in einer Art Testphase zu sein schien, da dort einiges schief lief, besonders mit den Kursen der Erasmusstudenten, da wir teilweise Kurse aus verschiedenen Fakultäten hatten. Für das „leibliche Wohl“ gibt es mehrere Cafeterien, Mensen und ein Restaurant außerdem kann man sich selber sein Essen mitbringen und dort in der Mikrowelle warm machen. Ich empfand das Essen dort als recht teuer, besonders im Vergleich mit Bremen war das Preis-Leistungsverhältnis hier nicht so dolle. Außerdem gibt es auf dem Campus einen Schreibwarenladen, zwei Copyshops, eine Filiale der Caixa Catalunya, einen Klamottenladen, eine Apotheke, eine Post, ein Fitnessstudio/Schwimmbad (mit ermäßigtem Beitrag für Erstsemster und Bewohner des Vila Universitarias) Zum Vorlesungsbeginn wurden auch Erasmusinfoveranstaltungen angeboten, die allerdings auch nur das wiedergaben, was man eh schon auf der Homepage der UAB lesen konnte. Meinen Erasmuskoordinator habe ich leider nie zu Gesicht bekommen, da er oder sie anscheinend ständig in der Mittagspause gewesen ist. Als einzigen Ansprechpartner hatte ich den Fakultätskoordinator, dieser war sehr nett und hat einigermaßen gewusst, was er zu tun hat. Die Immatrikulation bzw. Kurswahl war auch recht chaotisch da man von einem Büro ins nächste laufen muss. Jeder bekommt einen Termin, ca. 2 Wochen nach Veranstaltungsbeginn zugewiesen, der vom Nachnamen abhängig ist. Man hat die ersten zwei Wochen um die verschiedenen Kurse zu besuchen und sich zu entscheiden, welchen man definitiv belegen möchte. Das muss dann mit dem Fakultätskoordinator abgesprochen werden und dann von dem Gestio Academico eingetragen werden. Es gab nicht direkt extra Kurse für Erasmus-Studenten, aber es gab definitiv Kurse die von Erasmus-Studenten bevorzugt wurden. Außerdem haben wir festgestellt, dass es einige Kurse gab aus denen man als Erasmus-Student in der ersten Woche „rausgeschmissen“ wurde. Die Veranstaltungen werden in Katalanisch und Spanisch abgehalten, je nach Fakultät, Dozent und Vorlesung. Die Prüfungen waren in meinem Fall immer Klausuren zum Ende des Semesters, allerdings empfand ich sie für das Sprachniveau das ich hatte immer noch als ziemlich schwer. Es wurden vom ESN (Erasmus Student Network) verschiedene Parties und Ausflüge organisiert an denen ich jedoch aus Geldmangel leider nicht teilnehmen konnte. Direkt neben dem Campus gibt es eine Art Studentendorf das Vila Universitaria (www.vilauniversitaria.com) in dem ich auch gewohnt habe. Man läuft ca. 10 bis 20 min von dort je nachdem in welcher Fakultät man seine Vorlesungen hat. Im Vila gibt es einen Pool der bis Mitte September geöffnet war, einen Waschsalon (3,- ne kleine Maschine, 5,50 ne große, -,50 pro 6 min Wäschetrockner, wobei man ca. 24 min braucht um eine Maschine Wäsche trocken zu bekommen.) Außerdem gibt es eine Supermarkt mit Tankstellenpreisen, zwei „Restaurants“, einen Schreibwarenladen, ne Fahrschule und zwei Bankautomaten. Die Zimmer muss man im Voraus im Internet reservieren. Ich habe in einer 4er WG gewohnt in der man sich jeweils zu zweit ein sehr kleines Zimmer (ca.9 m²) teilen muss. In meinem/unserem Zimmer waren die zwei Betten direkt nebeneinander, wie ein Ehebett nur durch ein Brett am Kopfende getrennt. Am Fenster war eine Art Arbeitsplatte von einer Wnad zur anderen als Schreibtisch angeschraubt. Wodurch zwischen meinem Bett und dem Schreibtisch keine 50cm für den Schreibtischstuhl waren. Auf der anderen Seite an der Wand standen zwei Kleiderschränke und ein Bücherregal. Es gibt ein gemeinsames Wohnzimmer mit integrierter Küche. In der Küche gab es einen Kühlschrank, eine Mikrowelle und einen Herd. Leider gab es keinen Backofen. Das Wohnzimmer war mit einer zweier Couch und zwei Sesseln, einem Sideboard und einem Esstisch mit 4 Stühlen ausgestattet. Kostenpunkt ca. 250,- warm. Leider war des Öfteren einfach mal der Strom weg oder das Internet ging mal für mehrere Stunden nicht und wenn man mit 4 Mädels in einer Wohnung wohnt kann schon mal das warme Wasser ausgehen. In ca. 15 min Fußweg entfernt gibt es einen etwas größeren Supermarkt mit etwas normaleren Preisen. Da die UAB ca. 20km weit von Barcelona entfernt liegt muss man, wenn man nicht im Vila wohnt mit der Renfe (Eisenbahn) oder mit dem Ferrocarril (Katalanischer Nahverkehrszug) fahren. Das dauert ca. eine halbe Stunde. Leider liegt die UAB schon in der Zone 2 d.h. das Bahnticket kostet doppelt so viel wie ein Ticket innerhalb von Barcelona. (eine Zone 10er karte: 7,85, 2. Zonen 10er Ticket: 15,70). Die Formalitäten sind als EU-Bürger nicht ganz so kompliziert. Wenn man vor hat länger als 3 Monate in Spanien zu bleiben muss man sich einmal bei der Polizei anmelden. Dies ist wohl nötig um einige Wohnungen zu bekommen oder um dort zu arbeiten. Mich hat allerdings nie einer danach gefragt. Alle Informationen bekommt man am International Welcome Point auf dem Uni Campus. Dort gibt es ein Willkommenspaket mit Stadtplan, Infoflyern, einer Art To-Do Liste, Anmelde Formulare, Studentenausweis etc. Da Barcelona sehr teuer ist sollte man sich ein dickes Polster vorher anschaffen und versuchen neben dem Mobilitätszuschuss von Erasmus noch Auslandsbafög zu beantragen. Leider hat das zuständige Amt mir da erst nach 4 Monaten Formularkrieg erzählt, dass ich keinen Anspruch auf Bafög hab, da dies mein zweites Studium ist. Es gibt auch für ausländische Studenten die Möglichkeit neben dem Studium zu arbeiten, aber da ich sehr viel für die Uni zu tun hatte, konnte ich das zeitlich nicht realisieren. Es ist aber auf jeden Fall ratsam sich ein Spanische Konto zuzulegen, besonders, wenn man im Studentenwohnheim wohnen will, da dort nur von einem spanischen Konto aus die Miete gezahlt werden kann. Ich habe mir direkt auf dem Campus bei der Caixa Catalunya ein Konto eingerichtet, da diese mit der UAB zusammen arbeitet und der Studentenausweis dort gleichzeitig als Visacard funktioniert. Die Anerkennung der Studienleistungen kann ich leider noch nicht beurteilen, da ich noch nix von der UAB gehört habe. Ich weiß allerdings, dass ich in einigen Kursen wohl durchgefallen bin bzw. nicht benotbar bin, da ich die Klausur nicht mitschreiben konnte, weil ich nach Bremen fliegen musste um dort die für das Auslandssemester empfohlene Selbststudieneinheit zu schreiben. Hier lies der Informationsfluss durch die Uni Bremen extrem zu wünschen übrig, da er quasi nicht vorhanden war und ich auf Anfragen keine Antwort erhalten habe und nur durch Zufall von der Möglichkeit erfahren habe, dass sich Erasmusstudenten von der Klausur befreien lassen können. Leider erhielt ich auf die Frage wie und bis wann keine Antwort, sodass ich sicherheitshalber trotzdem nach Bremen eingeflogen bin um die Klausuren zu schreiben. Alles in allem ist Barcelona eine wunderschöne und interessante Stadt, die immer zumindest einen Besuch wert ist. Leider konnte ich sie nicht so genießen, wie ich mir das vorgestellt habe, da ich hinten und vorne mit meinem Geld nicht hingekommen bin. Außerdem musste ich feststellen, dass die Katalanischen Studenten zwar nicht ausländerfeindlich oder unhöflich waren, doch mehr als ein Hallo habe ich von ihnen eher selten gehört. Und so hatte ich das bekannte Problem, dass ich mich hauptsächlich mit anderen Erasmusstudenten unterhalten habe und so natürlich mein Spanisch nur geringfügig verbessern konnte. Ich bereue zwar auf keinen Fall nach Barcelona gegangen zu sein, jedoch wenn ich noch mal ein Auslandssemster dort absolvieren würde, würde ich versuchen an einer der anderen Universitäten wie z.B. der UB oder Pompeu Fabra zu studieren.
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