Sehr geehrte Frau Stahmann (Sozialsenatorin, Grünen-Politikerin), sehr geehrter Herr Eisenhut (AWO), sehr geehrte Frau Gregerek (Leitung ZAST) Beim monatlichen Femcafé* am 11.Oktober erzählten uns verschiedene geflüchtete Frauen von den Zuständen in den Unterkünften in Huckelriede, im Bundeswehrhaus in der Falkenstraße und in der ZAST (Zentrale Aufnahmestelle). In diesen Bremer Flüchtlingsunterkünften und Lagern herrschen laut der Frauen unannehmbare und derzeit menschenunwürdige Zustände. Wir fordern Sie auf, sich dieser umgehend anzunehmen! Die Unterbringung von Menschen in Massenunterkünften ist für keine der direkt betroffenen Personengruppen eine zufriedenstellende Lösung. Denjenigen, die die Notunterkünfte und Übergangswohnheime leiten, stehen viel zu geringe Mittel zur Verfügung um all den Bedarfen gerecht zu werden. Und diejenigen, die dort wohnen müssen, ertragen tagtäglich Zustände, wie wir sie hier in diesem Brief wiedergeben möchten. Sie sprechen eine deutliche Sprache: Eine zentrale Unterbringung kann nicht funktionieren! Es ist uns wichtig, hier wiederzugeben, wie der Alltag der Frauen aussieht, die uns besucht haben. Wir möchten als eine Art Sprachrohr fungieren um ihre Situation sichtbar zu machen. In der ZAST beispielsweise wird eine im 8. Monat schwangere Frau nicht in eine andere Unterkunft gebracht, sondern dort behalten. Auch nach mehreren Anmerkungen, sie vertrage das Essen nicht, bekommt sie keine alternative Ernährung. In der Notunterkunft Falkenstraße im Bundeswehrhaus bekommen die Bewohner_innen ein Taschengeld von 140€ erst nach erheblichen Verzögerungen von 2-3 Wochen. Frauen mit neugeborenen Säuglingen sitzen dort schon seit Monaten fest, ohne Auskünfte über die eigene Verlegung, einen Gerichtstermin oder Informationen zu ihren Papieren zu bekommen. In der Notunterkunft in Huckelriede auf dem Militärgelände sind die Zustände verheerend. Es gibt eine farsisprachige Familie, für die es keine Dolmetscher_in gibt. Wenn Menschen sich nicht mitteilen und ihre Bedürfnisse äußern können, sind sie sozial und emotional isoliert, mit ihren Problemen und Sorgen auf sich allein gestellt und haben keine Chance an einem neuen Ort anzukommen. Wir empfinden das als untragbaren Zustand! Weiterhin gibt es laut den Frauen keine Heizung, weshalb Kinder und Erwachsene bei aktuellen Temperaturen von bis zu 0°C ständig krank werden. Es gibt nicht mal ansatzweise abschließbare Zimmertüren, vielmehr wurden die Eingänge der abgetrennten Kammern in der riesigen Fahrzeughalle mit Tüchern verhängt – von Privatsphäre keine Spur! Insgesamt leben ca. 300 Menschen in der Unterkunft in Huckelriede, viele schon über einen Monat, obwohl nur ein paar Tage angekündigt wurden. Für alle diese Menschen gibt es nur 2(!) Waschmaschinen. Die Toiletten sowie das * Das FemCafé ist ein Raum für Begegnungen zwischen Frauen, die erst vor Kurzem nach Bremen gekommen sind und Frauen, die schon länger in Bremen leben oder hier aufgewachsen sind. Das Café bietet uns die Möglichkeit, uns gegenseitig kennen zu lernen, uns über unsere Interessen und Lebenssituationen auszutauschen, uns zu vernetzen und solidarisch zu unterstützen. www.femcafe-bremen.org Essenszelt befinden sich in Zelten auf dem Gelände, regelmäßig müssen die Menschen also durch die nasse Kälte laufen. Pro Baby bekommen die Eltern nur 5 Windeln am Tag. Es gibt keinen betreuten Spielbereich für Kinder und es sind kaum Kultur-, Hilfs- und Informationsangebote in den relevanten Sprachen vorhanden. Generell sind in Massenunterkünften wie zum Beispiel Hallen, Frauen, Männer und Kinder zusammen untergebracht, es gibt keine Möglichkeit für Frauen mit ihren Kindern in einem geschützten Raum unter zukommen. Das kann extrem problematisch für die Alleinerziehenden sein, sie brauchen die Möglichkeit sich zum Schutz vor sexuellen Übergriffen und anderen Belastungen zurück zu ziehen. Außerdem muss es Hinweise auf Hilfs- und Beratungsangebote geben, doch durch den Mangel an helfenden Vertrauenspersonen (von weiblichen Ansprechpartnerinnen ganz zu schweigen), ist dies absolut nicht gegeben. Auch auf der „Checkliste Mindeststandards zum Schutz von Kindern vor sexueller Gewalt in Flüchtlingsunterkünften“ vom Unabhängigen Beauftragten für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs wird dieser Punkt angesprochen: „Gibt es für Hilfs- und Informationsangebote Unterstützung durch Sprachmittler_innen?“ Diese Frage müssen wir mit Bezug auf Huckelriede mit einem klaren „Nein“ beantworten, wie fast alle(!) Punkte auf der Checkliste. All die genannten Zustände sind Menschen nicht zumutbar und müssen aus unserer Sicht so schnell wie irgendmöglich verbessert werden. Gerade Frauen und Kinder brauchen in der Zeit nach der Flucht unbedingt besonderen Schutz! Wir fordern ein menschenwürdiges Leben für die Menschen, die nach Deutschland geflüchtet sind, wie für alle Menschen. Die Situation in den Lagern muss aus unserer Sicht mit einem Blick auf die besonderen Bedarfe der geflüchteten Frauen und Kinder geprüft werden. Das Femcafé
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