Herstellung und Eigenschaften von Kohlenstoffwerkstoffen für mechanische Anwendungen www.schunk-group.com HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Schunk Carbon Technology: Weltweit erfolgreich. Immer an Ihrer Seite. Schunk Carbon Technology ist weltweit führend in der Entwicklung, Fertigung und Anwendung von Carbon- und Keramiklösungen. Wie kein anderer vereint Schunk Carbon Technology dabei Innovationskraft und technologisches Know-how mit außergewöhnlicher Serviceorientierung zu einem im Markt einzigartigen Leistungsspektrum. Mit Schunk Carbon Technology finden Sie einen Partner, der Ihnen alle technologischen Möglichkeiten eines weltweit aktiven Unternehmens bietet und Ihre Ideen pragmatisch und ganz auf Ihre Anforderungen zugeschnitten in die Tat umsetzt – für industrielle Volumenmärkte genauso wie für hoch spezialisierte Nischenmärkte. 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Und zwar in zahlreichen Schlüsselindustrien: von Automotive sowie Bahn-, Flugzeug- und Schiffstechnik über Solar- und Windenergie bis hin zu chemischer Industrie und Maschinenbau. 02 02 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Kohlenstoff Das chemische Element Kohlenstoff kommt in seinen beiden wichtigsten geordneten Gitterstrukturen Diamant und Graphit vor. Die Eigenschaften der beiden Modifikationen könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Diamant der härteste natürliche Stoff und ein Isolator ist, gehört Graphit eher zu den weicheren Stoffen und ist elektrisch leitend. Kohlenstoffatom Die außergewöhnliche Gitterstruktur von Graphit, ein Schichtgitter, sorgt für die guten Gleiteigenschaften. Während die Atome in einer Ebene durch kovalente Bindungen sehr stark miteinander verbunden sind, wirken zwischen den einzelnen Ebenen lediglich Van-der-Waals Van-der-Waals-Kraft (schwache Bindungskraft) Kräfte. Bei mechanischer Belastung fangen die Ebenen an aufeinander zu gleiten. Kovalente Bindung (starke Bindungskraft) 03 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Technische Kohlenstoffwerkstoffe In tribologischen Anwendungen sind im Wesentlichen die beiden Werkstoffgruppen der Kohlenstoffgraphite und Elektrographite weit verbreitet und oftmals die einzige technische Lösung. Neben den hervorragenden Gleiteigenschaften sind es vor allem die mechanischen Eigenschaften, die diese keramischen Werkstoffe auszeichnen. Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffe werden im All- Auf der Seite der Karbidkeramiken sei hier noch kurz auf die gemeinen in polygranularer und/oder polykristalliner Form mit Graphit gefüllten SiC-Werkstoffe verwiesen. Eine hergestellt. Dies bedeutet, dass die Rohstoffkörner solcher Besonderheit ist hier sicherlich der Siliziumkarbid- Kohlenstoffwerkstoffe aus kleinsten Kristalliten verschie- Graphit-Verbundwerkstoff SiC30 von Schunk. dener Orientierung zusammengesetzt sind. Aufgrund dieser mikrokristallinen Struktur weist der makroskopische Körper Weitere technische Kohlenstoffprodukte werden unter oft nicht die typischen anisotropen Kristalleigenschaften Verwendung von Kohlenstoff- oder Graphitfasern herge- des Graphiteinkristalls auf. Die extreme Anisotropie der stellt. Diese Fasern werden zum Beispiel durch thermische elektrischen Leitfähigkeit oder des Wärmeausdehnungsko- Behandlung von Polymerfasern – meist aus Polyacrylnitril effizienten ist bei polykristallinen Werkstoffen gewollt kaum (PAN) – hergestellt. Kohlenstofffasern dienen zur Verstär- vorhanden oder zumindest stark abgeschwächt. kung von Polymeren (CFK), Kohlenstoff (CFC, C/C), Keramik (CMC) und Metallen. Diese Verbundwerkstoffe werden vor Die geringe Anisotropie der Eigenschaften, die bei polykris- allem dort eingesetzt, wo hohe Steifigkeit und Festigkeit tallinen Kohlenstoffwerkstoffen trotzdem auftritt, ist vor- bei geringem Gewicht eine entscheidende Rolle spielen. Be- wiegend durch das Pressverfahren bedingt. So haben zum kannte Anwendungsgebiete für CFK sind Sportartikel oder Beispiel isostatisch gepresste Kohlenstoffwerkstoffe keine Bauteile für die Luft- und Raumfahrt, die keine hohe Tempe- oder nur eine sehr geringe Anisotropie, während ein- oder raturbelastung erfahren. Für Hochtemperaturanwendungen, zweiseitig hydraulisch gepresste Werkstoffe eine etwas z. B. in der Halbleitertechnik oder im Ofenbau, werden C/C- stärker ausgeprägte Anisotropie aufweisen. Werkstoffe eingesetzt. Als nicht sprödbrechende, hochfeste Keramik sind diese Werkstoffe auch zunehmend interessant Kunstharzgebundene Kohlenstoffgraphite ergänzen die für den Einsatz in tribologisch belasteten Bauteilen. Werkstoffpalette für tribologische Anwendungen auf der Polymerseite. Diese Werkstoffe zeichnen sich durch ihre Des Weiteren gibt es noch Diamant- und diamantähnliche kostengünstige Herstellung in hohen Stückzahlen und die (DLC)-Beschichtungen, die auch im tribologischen Bereich Realisierung von komplexen Formen aus. an Bedeutung gewinnen. Die sehr aufwendigen Diamantbeschichtungen widerstehen widrigsten Bedingungen, auch kurzzeitigem Trockenlauf, und sind in einzelnen Anwendungen alternativlos, wo SiC- und SiC-C-Verbundwerkstoffe nicht eingesetzt werden können. 04 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Herstellung von Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffen Die Herstellung der Werkstoffe erfolgt nach Fertigungsmethoden, die an klassische keramische Technologien angelehnt sind. Dies geschieht bei Schunk in teilweise vollautomatischen Prozessen, online überwacht. Materialaufbereitung und Mischen Graphitieren Der Schmelzpunkt von Kohlenstoff liegt bei einem Druck Kohlenstoffgraphite sind in Teilen amorph, wenig graphi- von 100 bar bei über 4000 °C. Bei niedrigeren Drücken tisch. Um Graphitwerkstoffe herzustellen, werden Kohlen- sublimiert Kohlenstoff. Technische Kohlenstoffe können stoffgraphite bei Temperaturen bis 3000 °C graphitiert. also nicht durch einfache Sinterprozesse hergestellt wer- Bei Schunk erfolgt dies vorwiegend nach dem Acheson- den. Daher erfolgt die Herstellung von Kohlenstoffgraphit- Verfahren. Hierbei wird das zu graphitierende Material zwi- und Graphitwerkstoffen über ein Füller/Binder-System. schen zwei Ofenelektroden gepackt und ist als Widerstand Rohstoffe wie Petrolkokse, Pechkokse, Ruße und Graphite im Sekundärkreis eines Transformators angeordnet. Das werden auf definierte Korngrößenverteilungen gemahlen. Material wird also durch Widerstandserhitzung auf die Gra- Diese Füllstoffe werden anschließend bevorzugt auf Dop- phitierungstemperatur gebracht. Hierbei bilden sich durch pelschneckenextrudern bei erhöhter Temperatur mit einem Rekristallisation größere graphitische Bereiche aus. thermoplastischen Bindemittel gemischt. Hierfür kommen Solche Elektrographite weisen im Allgemeinen gute Gleit- sowohl Peche auf Steinkohlenteer- oder Petrolpechbasis als eigenschaften auf, besitzen einen niedrigen elektrischen auch Kunstharze in Betracht. Die Mischung wird anschlie- Widerstand, eine hohe Wärmeleitfähigkeit sowie eine ßend für den Formgebungsprozess zu Pulver gemahlen. gegenüber Kohlenstoffgraphiten verbesserte Korrosionsbeständigkeit. Formgebung Imprägnieren Die pressfertigen Mischungen werden unidirektional in Gesenkpressen oder in isostatischen Pressen zu soge- Die Porosität von Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerk- nannten grünen Körpern geformt. stoffen kann je nach Werkstoff in einem weiten Bereich variieren. Karbonisieren Durch Imprägnierprozesse kann die Porosität reduziert oder sogar eliminiert werden. In vielen tribologischen Anwendun- Die grünen Körper werden nun karbonisiert. Dazu werden je gen ist Undurchlässigkeit gegenüber Fluiden erforderlich; nach Werkstoff, Abmessungen und den gewünschten Werk- dabei werden über das Imprägniermedium auch gezielt stoffeigenschaften unterschiedliche Öfen mit bestimmten weitere Materialeigenschaften beeinflusst. Aufheizraten, Maximaltemperaturen und Ofenatmosphären Bei Schunk erfolgt das Imprägnieren in der Regel über ein verwendet. Vakuum-Druck-Verfahren. Imprägniert werden kann mit Während des Karbonisierungsvorganges erfolgt die Pyroly- unterschiedlichen Kunstharzen, Metallen wie Antimon oder se, d.h. Zersetzung des Bindemittels in flüchtige Bestand- Kupfer und mit anorganischen Salzen. Auch eine Nachver- teile und Kohlenstoff. Die flüchtigen Bestandteile erzeugen dichtung mit Kohlenstoff ist möglich. ein offenes Porengefüge. Der Binder bleibt im Formkörper als so genannter Binderkoks zurück und sorgt für hohe Festigkeit und Härte. Man bezeichnet diese Werkstoffe als Kohlenstoffe oder Kohlenstoffgraphite, manchmal auch Hartkohlen genannt. 05 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Bindemittel Rohstoffe Brechen Mahlen Sieben Mischen Mahlen Homogenisieren Gesenkpressen ISO-Pressen Karbonisierung Prüfen KohlenstoffgraphitHalbzeug Sonderbehandl. Graphititieren Imprägnieren Bearbeiten Prüfen Bearbeitete Kohlenstoffgraphit und Graphitbauteile 06 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Eigenschaften von Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffen Porosität Die herstellungsbedingt entstandene Porosität von Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffen führt zu einer gewissen Permeabilität für Fluide. Für einige Verwendungszwecke stören die im Material vorhandenen Poren nicht. Für Dichtungselemente wie z. B. Gleitringe für Gleitringdichtungen sind dagegen porige Werkstoffe ungeeignet. Die offene Porosität von Kohlenstoffgraphit und Graphitwerkstoffen kann durch Imprägnierungen verringert bzw. Schliffbilder von einem unimprägnierten und einem ganz verschlossen werden (siehe vorheriges Kapitel imprägnierten Werkstoff „Imprägnieren“). Rohdichte Temperaturbeständigkeit Wegen der vorhandenen Poren ist es üblich, die scheinbare In sauerstoffhaltiger Atmosphäre wird Kohlenstoff bei Dichte oder Rohdichte anzugeben. Sie kann je nach Porosi- hohen Temperaturen oxidiert. tät und Imprägnierung von 1,5 bis 3,3 g/cm³ betragen. Diese Oxidation tritt bei Kohlenstoffgraphitwerkstoffen an Kohlenstoffbauteile sind ausgesprochen leicht. Luft ab etwa 350 °C und bei Elektrographiten ab 500 °C auf. Durch spezielle Nachbehandlungen lässt sich die Temperaturbeständigkeit von Elektrographiten in oxidierender Atmosphäre auf über 600 °C steigern. Chemische Beständigkeit In nicht oxidierender Atmosphäre wird die Temperaturbeständigkeit von Kohlenstoffgraphit und Graphit durch die Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffe sind aufgrund Behandlungstemperatur beim Herstellprozess bestimmt und ihrer ausgezeichneten chemischen Resistenz in die Gruppe liegt damit bei etwa 1000 °C bzw. > 2500 °C. der korrosionsfesten Werkstoffe einzureihen. Bei kunstharz- und metallimprägnierten Werkstoffen ist Einzelheiten entnehmen Sie bitte unserer Broschüre 39.12 die Temperaturbeständigkeit durch die Zersetzungs- bzw. zur chemischen Beständigkeit. Schmelztemperatur der verwendeten Imprägniermittel begrenzt. Die Temperatureinsatzgrenze kunstharzimprägnierter Werkstoffe liegt je nach verwendetem Harz >200 °C. 07 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Festigkeit Härte Kohlenstoffgraphit- und Graphitwerkstoffe weisen eine Schunk ermittelt für seine Kohlenstoffwerkstoffe die Härten vergleichsweise geringe Zug- und Biegefestigkeit, dagegen HR5/40, HR5/100 und HR5/150. Hierbei wird eine 5-mm- aber eine hohe Druckfestigkeit auf. Im Gegensatz zu Kunst- Stahlkugel mit 98 N Vorlast und 294 N, 883 N bzw. 1373 stoffen oder metallischen Werkstoffen nimmt die Festigkeit N Zusatzlast in den zu prüfenden Körper gedrückt. Nach mit steigender Temperatur nicht ab. Abnehmen der Zusatzlast ist die bleibende Eindringtiefe ein Bei der Konstruktion mit Kohlenstoffgraphit- und Graphit- Maß für die Härte HR5/40, HR5/100 bzw. HR5/150 (dimen- werkstoffen muss keramiktypisch eine gewisse Sprödigkeit sionslos), die an der B-Skala von Rockwellhärteprüfgeräten berücksichtigt werden. Wegen dieser größeren Sprödigkeit abgelesen wird. im Vergleich zu gebräuchlichen metallischen Werkstoffen ist Um einen Vergleich mit Härtewerten anderer Werkstoffe zu die Festigkeit von diesen Werkstoffen nicht durch Angaben ermöglichen, haben wir in unserer Broschüre „Kenndaten – von Zugfestigkeits- und Dehnungswerten zu charakterisie- Standardwerkstoffe“ (30.14) zusätzlich zur Rockwellhärte ren. Es ist vielmehr üblich, die Biege- und Druckfestigkeit (HR) die Brinellhärte angegeben. Zur ständigen Qualitäts- sowie den Elastizitätsmodul als Kenngrößen anzugeben. überwachung ziehen wir das Härtemessverfahren nach Kohlenstoffgraphit ist hinsichtlich der Festigkeit den Elek- Brinell nicht heran, da dieses nur statthaft ist, wenn die trographiten überlegen. Elektrographit hingegen besitzt Oberfläche des porigen Materials poliert wird. eine etwas geringere Sprödigkeit. Dynamische Härtemessverfahren sind nach unserer Erfah- Durch Imprägnierungen mit Kunstharzen oder Metallen rung wegen der Struktur des Materials weniger gut geeig- können die Festigkeiten, E-Moduln und Härten wesentlich net. Außerdem ist die Angabe von Shore-Härtewerten allein erhöht werden. wegen der stark vom jeweils benutzen Gerät abhängigen Messwerte problematisch. Werkstoffe Elektrographit Kohlenstoffgraphit Chrom-Nickel-Stahl 18/8 Grauguss Kupfer Wärmeleitfähigkeit bei +20 °C W/m*K 40-130 8-17 15 45-60 395 Bronze SnBz 12 38 Chromstahlguss 19 Sinterkeramik (Al2O3) 21 Siliziumkarbid 80-130 Wärmeleitfähigkeit In Tabelle 1 sind die typischen Wärmeleitfähigkeiten von Kohlenstoffgraphit und Elektrographit im Vergleich zu einigen weiteren gebräuchlichen Werkstoffen zusammengestellt. Kohlenstoffgraphite erreichen die Leitfähigkeit rostfreier Stähle, Elektrographite zeichnen sich durch noch wesentlich höhere Wärmeleitfähigkeiten aus. Wärmeausdehnungskoeffizient Eine weitere wichtige Eigenschaft, die bei der Konstruktion mit Kohlenstoffwerkstoffen unbedingt berücksichtigt wer- Tabelle 1: Wärmeleitfähigkeit den muss, ist der im Vergleich zu Metallen niedrige Wärmeausdehnungskoeffizient. Mit Werten von 2 bis 6 *10-6/K ist dieser um Faktoren kleiner als der von Metallen. 08 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Temperaturwechselbeständigkeit schmiermittel. Bereits ohne zusätzliche flüssige Schmiermittel ist daher der Reibungskoeffizient zwischen Kohlen- Die Thermoschockbeständigkeit ist für Kohlenstoffgra- stoffwerkstoffen und deren Reibpartnern bei einwandfreier phit- und insbesondere auch für Elektrographitwerkstoffe Gleitflächenbeschaffenheit vergleichsweise klein. hervorragend. Sie kann als Quotient aus dem Produkt von Allgemein gültige Angaben über den Reibungskoeffizienten Festigkeit und Wärmeleitfähigkeit und dem Produkt von lassen sich infolge stark unterschiedlicher Betriebsbedin- E-Modul und thermischem Ausdehnungskoeffizienten defi- gungen nicht machen. Im Trockenlauf ist gegen Grauguss niert werden. oder Stahl mit einem Reibungskoeffizienten in der Größenordnung von µ=0,1 bis 0,3 zu rechnen. In Gegenwart von Gleiteigenschaften Flüssigkeiten oder Dämpfen, wobei die Art der Flüssigkeiten bzw. Dämpfe von untergeordneter Bedeutung ist, wird der Graphit, ob Naturgraphit oder Elektrographit, besitzt auf Reibbeiwert bedeutend herabgesetzt, im Mischreibungs- Grund seiner besonderen Kristallstruktur selbstschmierende bereich auf µ < 0,1. Anhaltspunkte über den Verlauf des Eigenschaften. Da bei der Herstellung von Kohlenstoff- Reibungskoeffizienten zwischen Kohlenstoffgraphit und graphitwerkstoffen für Lager und Dichtungselemente Grauguss bzw. Stahl bei Trockenlauf geben die nachfolgen- ebenfalls stets Graphit als Komponente verwendet wird, den vier Diagramme. bestehen neben den Elektrographitwerkstoffen auch diese 0,3 0,2 Prüfbedingungen: Spurlager Kohlenstoffwerkstoff: FH44Y Kohlenstoffringdurchmesser: 80,5/57,5 Kohlenstoffgleitfläche: 25 cm2 Gegenlaufmaterial: Gusseisen (feingeschlichtet) Temperatur der Gleitfläche: ~ 100 °C Spezifische Belastung: 1N/mm2 Mittlere Geschwindigkeit: 0,8 m/s Reibungskoeffizient µ Reibungskoeffizient µ Werkstoffe zu einem bedeutenden Teil aus dem Trocken- 0,6 0,5 0,4 Prüfbedingungen: Spurlager Kohlenstoffwerkstoff: FH44Y Kohlenstoffringdurchmesser: 80,5/57,5 Kohlenstoffgleitfläche: 25 cm2 Gegenlaufmaterial: Gusseisen (feingeschlichtet) Temperatur der Gleitfläche: ~ 100 °C Spezifische Belastung: 1N/mm2 0,3 0,2 0,1 0,1 10 20 30 40 50 60 70 min. 90 Laufzeit 1 2 3 4 5 6 7 8 m/s 10 Mittlere Gleitgeschwindigkeit Diagramm 1: Veränderung des Reibungskoeffizienten μ beim Einlauf Diagramm 2: Reibungskoeffizient μ in Abhängigkeit von der mittleren Geschwindigkeit 09 0,6 0,5 0,4 Prüfbedingungen: Spurlager Kohlenstoffwerkstoff: FH44Y Kohlenstoffringdurchmesser: 80,5/57,5 Kohlenstoffgleitfläche: 25 cm2 Gegenlaufmaterial: Gusseisen (feingeschlichtet) Temperatur der Gleitfläche: ~ 100 °C Mittlere Geschwindigkeit: 0,8 m/s Reibungskoeffizient µ Reibungskoeffizient µ HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN 0,6 0,5 0,4 0,3 0,3 0,2 0,2 0,1 0,1 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 N/mm2 1,0 Prüfbedingungen: Kohlenstoffgleitring Kohlenstoffwerkstoff: FH44Z2 Kohlenstoffringdurchmesser: 180/200 x 20mm Gegenlaufmaterial: Stahl St60 Rauhtiefe Gegenlauffläche Rt < 1μm v= 5,7 m/s v= 8,6 m/s 0,1 0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 N/mm2 1,0 Spez. Belastung Spez. Belastung Diagramm 3: Diagramm 4: Reibungskoeffizient μ in Abhängigkeit von der spezifischen Reibungskoeffizient μ in Abhängigkeit von der spezifischen Belastung Belastung der Gleitpaarung FH44Z2 - Stahl Aus: Techn. Hochschule Darmstadt, Dissertation von H. Hartmann: „Über den Temperaturverlauf und die Einsatzgrenzen von trockenlaufenden Graphit-Dichtringen“. Das erste Diagramm, in welchem der Reibungskoeffizient Im Diagramm 4 ist die Abhängigkeit des Reibungskoeffizi- über der Einlaufzeit aufgetragen ist, zeigt, dass dieser bei enten von der spezifischen Belastung bei zwei konstanten fortschreitendem Einlauf und einer damit verbundenen zu- Gleitgeschwindigkeiten am Beispiel des kunstharzimpräg- nehmenden Glättung der Gleitfläche abnimmt, um sich dann nierten Kohlenstoffgraphitwerkstoffs –FH44Z2– aufgezeigt. auf einem niedrigen Niveau zu stabilisieren. Besonders ist, dass Kohlenstoffwerkstoffe bei geringen Reibungskoeffizienten auch ausgezeichnete Verschleiß- Von weitaus größerer Bedeutung ist allerdings, dass der festigkeiten aufweisen. Reibungskoeffizient von der Gleitgeschwindigkeit und der spezifischen Belastung abhängt. Diagramm 2 und 3 zeigen diese Abhängigkeit für den Kohlenstoffgraphitwerkstoff –FH44Y–. 10 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Konstruktionshinweise für Maschinenelemente aus Feinstkornkohlenstoffwerkstoffen Da sämtliche Gleitelemente von Schunk Carbon Technology nach Kundenzeichnung und/oder Kundenspezifikation hergestellt werden, ist der Konstrukteur bzgl. Ausführungsform, Abmessungen und Werkstoff nicht an Normen oder Standardausführungen gebunden. Bei der Gestaltung von Gleitlagern und Dichtungselementen Kohlenstoffformkörper sind beim Einpressen oder Ein- sind die bereits beschriebenen Eigenschaften von Kohlen- schrumpfen in Metallfassungen oder direkt in die Gehäuse stoffgraphit- und Graphitwerkstoffen zu beachten. Es ist möglichst auf der ganzen Länge zu fassen und damit zu daher sinnvoll, bereits in der Konstruktionsphase für neue unterstützen. Bei freitragendem Einbau sind entsprechend Bauteile Kontakt zu uns aufzunehmen, um nicht realisierba- große Wandstärken vorzusehen. re oder ungünstige Ausführungen zu vermeiden. Die Geometrien werden in der Regel aus gepressten Halbzeugen gespant. Hierbei kommen nahezu alle Spanverfahren zum Einsatz: u. a. Sägen, Wasserstrahlschneiden, Drehen, Fräsen, Bohren, Schleifen, Hohnen, Läppen und Polieren. L≤2D Die Wandstärke sollte möglichst nicht unter 3 mm liegen. Bei Rundkörpern ist je nach Größe der Bauteile die Wand- D stärke mit 10–20 % des Innendurchmessers festzulegen. Die Länge der Bauteile kann bis zu dem Doppelten des s L L ≥ 3 mm s ≥ 3 mm Aufteilung in mehrere Teile, um Querschnittsänderungen und Überlänge zu vermeiden Außendurchmessers betragen. Darüberhinaus muss gegebenenfalls eine Aufteilung in zwei oder drei Teilstücke vorgenommen werden. Tiefe und enge Bohrungen sollten vermieden werden. In der Regel kann bei einteilig bearbeiteten Formteilen eine Innendurchmesser-Toleranz von IT7 und eine Außendurchmesser-Toleranz von IT6 eingehalten werden. Wegen der Bruchgefahr empfiehlt es sich, auf große Quer- Verdrehsicherung mit glattem Stift im unbelasteten Teil eines Kohlenstoffkörpers schnittsänderungen zu verzichten. Als Alternative bietet sich eine Aufteilung in mehrere Teile von unterschiedlicher Wandstärke an. Scharfe Kanten sollten gebrochen werden. Wenn Bauteile aus Kohlenstoffgraphit oder Graphitwerkstoffen in metallischen Gehäusen montiert oder gegen Verdrehen gesichert werden müssen, scheiden Schrauben Übergänge abgerundet, Kanten gebrochen und Keile aufgrund der Kerbwirkung aus. Die erste Wahl sollte eine Press- oder Schrumpfverbindung sein. Falls dies nicht ausreicht, kann auch mit Verstiftungen gearbeitet werden. Hierbei ist darauf zu achten, dass dies in einem unbelasteten Bereich geschieht und das Kohlenstoffbauteil keine Zugbelastung durch die thermische Ausdehnung des Stiftes erfährt. Kohlenstoffformkörper in Metallbuchse oder direkt ins Gehäuse eingeschrumpft bzw. eingepresst 11 HERSTELLUNG UND EIGENSCHAFTEN VON KOHLENSTOFFWERKSTOFFEN Kunstharzgebundene Carbonwerkstoffe Bei diesen Werkstoffen handelt es sich um kohlenstoff- und/oder graphitgefülltes Phenolharz. Unterschiedliche Rezepturen und Füllgrade tragen den unterschiedlichen Anforderungen in der jeweiligen Anwendung Rechnung. Ein großer Vorteil dieser Werkstoffe liegt in der Möglichkeit Die kleinste Wandstärke wird in erster Linie durch den der Kunststoffformgebungsverfahren, welche eine kosten- Werkzeugbau bestimmt und kann bei bis zu 0,5 mm liegen. günstige Herstellung in hohen Stückzahlen ermöglichen. Die max. Wandstärke eines Bauteils sollte 10 mm nicht Neben dem Spritzgussformgebungsverfahren werden bei überschreiten, da sonst durch längere Aushärtezeiten dieser Schunk für diese Werkstoffe auch das Spritzprägen und das duromeren Werkstoffe im beheizten Pressgesenk eine ratio- unidirektionale Pressen in temperierten Gesenken ange- nelle Fertigung nicht mehr gegeben ist. wandt. Da im Spritzguss die Werkzeugkosten beträchtlich Für ein im Werkzeug liegendes Maß kann eine Toleranz von sind, kommen als Einsatzgebiete Lager, Dichtungsringe und IT9 bis IT10 als Anhaltswert genannt werden. Für Maße in Pumpenteile in Frage, die wie z. B. in der Automobilindustrie der Trennebene des Werkszeuges kann eine Toleranz von in hohen Stückzahlen benötigt werden. ≈ 0,1 mm eingehalten werden. Bei allen Toleranzen gilt, Anwendungsbeispiele: Autokühlwasserpumpen, Kraft- dass sie abhängig sind von zahlreichen Parametern wie stoffpumpen, Vakuumpumpen für die Zentralverriegelung, Werkstoff, Geometrie des Bauteils, Anzahl der Werkzeug- Kompressoren für Komfortsitze, Haushaltswasserpumpen, kavitäten oder thermischen Nachbehandlungen. Die end- Ölbrennerpumpen, Waschmaschinenpumpen etc. gültige Toleranzfestlegung sollte hier nach ersten Ferti- Hinzuweisen ist hier auf die Temperaturbeständigkeit bis gungsversuchen mit statistischer Auswertung erfolgen. 180 °C und den Temperaturausdehnungskoeffizienten, der Für die Einhaltung von funktionswichtigen Toleranzen in der Größenordnung von metallischen Werkstoffen liegt. werden Prozessregelungsverfahren als Qualitätssicherungs- Dadurch ist es möglich, metallische Einlegeteile oder den maßnahme eingesetzt. Werkstoff selbst als Einlegeteil zu umspritzen. Es wurden auch bereits Anwendungen bis 250 °C realisiert, selbst die Herstellung von All-Carbon-Werkstoffen ist möglich. 12 Rodheimer Straße 59 35452 Heuchelheim ¬ Deutschland Tel +49 641 6080 Fax+49 641 6080 1223 E-Mail [email protected] www.schunk-group.com 30.20d/2015 Schunk Kohlenstofftechnik GmbH
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