Strukturierter Dialog Weiterentwicklungsbedarf ?! B. Misselwitz Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) Berlin 01.10.2015 Bedeutung des Strukturierten Dialogs • Der Strukturierte Dialog ist das zentrale Element der externen stationären Qualitätssicherung • Durch ihn wird primär die unzureichende Methodik / Risikoadjustierung der eingesetzten Qualitätsindikatoren ausgeglichen • Nur er bietet (zur Zeit) die Möglichkeit über rechnerisch auffällige Ergebnisse auch wirkliche Qualitätsprobleme zu identifizieren und zu bekämpfen • Somit hat er für die betroffenen Leistungsbereiche einen beachtlichen Einfluss auf die Versorgungsqualität Der Strukturierte Dialog als Bestandteil von Richtlinien und Gesetzten - QSKH-RL (§§10-13, §15) - Qb-R (Anlage 1 C-1.2) - Qesü-RL (§17) Neu - Gesetzesentwurf zum Krankenhausstrukturgesetz (§136c): (2) Der Gemeinsame Bundesausschuss übermittelt den für die Krankenhausplanung zuständigen Landesbehörden regelmäßig einrichtungsbezogen Auswertungsergebnisse der einrichtungsübergreifenden stationären Qualitätssicherung zu nach Absatz 1 Satz 1 beschlossenen planungsrelevanten Qualitätsindikatoren sowie Maßstäbe und Kriterien zur Bewertung der Qualitätsergebnisse von Krankenhäusern. Hierfür hat der Gemeinsame Bundesausschuss sicherzustellen, dass die Krankenhäuser dem Institut nach § 137a zu den planungsrelevanten Qualitätsindikatoren quartalsweise Daten der einrichtungsübergreifenden stationären Qualitätssicherung liefern. Er soll das Auswertungsverfahren einschließlich des strukturierten Dialogs für diese Indikatoren um sechs Monate verkürzen. Transparenz zum Strukturierten Dialog - Strukturierter Qualitätsbericht (jährlich, bundesweit) (z.B. www.weisse-liste.de) 279 Veröffentlichungspflichtige Qualitätsindikatoren (2014) 169 Indikatoren mit Referenzbereich (108 indirekt / 61 direkt) - Krankenhausspiegel (jährlich, lokal) (z.B. www.hamburger-krankenhausspiegel.de) - Bericht (des Instituts nach §137 SGBV) zum strukturierten Dialog (gem. §15 Abs. 2 QSKH-RL) – (jährlich, bundesweit) (unter www.sqg.de) - Bericht (der LQS) zum strukturierten Dialog (gem. §15 Abs. 3 QSKH-RL) – (jährlich, landesweit) (z.B. unter www.gqhnet.de) Ergebnisveränderung nach Intervention im Strukturierten Dialog B. Misselwitz Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen (GQH) Berlin 27.09.2012 Abschlussfolie auf der G-BA-K onferenz am 27.09.2012 • Die Spezifität des (aktuell geforderten) strukturierten Dialoges in Bezug auf Erkennung von Qualitätsproblemen muss als katastrophal bezeichnet werden • Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis ist für alle Beteiligten mangelhaft und schadet auf Dauer der Akzeptanz des ganzen Verfahrens • Sowohl die Datengrundlage, als auch die Messinstrumente (QIs) und die darauf basierenden Maßnahmen müssen dementsprechend weiterentwickelt werden Was ist seither passiert? • „Sachstandserhebung“ (2012) • G-BA-Workshop (2013) • Arbeit der drei Projektgruppen (20132014) Was ist seither passiert? • „Sachstandserhebung“ (2012) • G-BA-Workshop (2013) • Installation und Arbeit der drei Projektgruppen (2013-2014) G-BA Workshop (18.3.2013) Weiterentwicklung des Strukturierten Dialoges • Einführung (Grundlagen, Ist-Zustand) B. Misselwitz (LQS) • Sicht und Erwartung an den SD PatV, GKV-SV, DKG • Sachstandserhebung zum SD G. Winkler-Komp (G-BA) • Vorarbeiten der PG Leitfaden A. Kaiser (LQS) Potentielle Optimierungsansätze • Qualitätsinitiative NRW • Methodische Stagnation in der QS – 18 Thesen zum Ausstieg • J. Bredehöft (LQS) N . Lack (LQS) Vorschläge zur Weiterentwicklung der Qualitätsmessung und Beurteilung von Q-Indikatoren G. Heller (AQUA) • Peer-Review versus Audit im Rahmen des SD H.J. Bücker-Nott (LQS) • Nachhaltigkeit des strukturierten Dialoges Möglichkeiten kleiner Bundesländer U. Lehr (LQS) Was ist seither passiert? • „Sachstandserhebung“ (2012) • G-BA-Workshop (2013) • Installation und Arbeit der drei Projektgruppen (2013-2014) Ziele und Empfehlungen der Projektgruppen zum Strukturierten Dialog • Einstieg (PG 1) • Durchführung (PG 2) • Erkenntnisgewinn (PG 3) Präsentiert in der in der AG EsQS des Gemeinsamen Bundesausschusses (2014) PG1: Einstieg in den Strukturierten Dialog • Darstellung von Vor- und Nachteilen eines Konzepts einer leistungsbereichsbezogenen Bewertung anstelle der bisherigen indikatorenbezogenen Bewertung. Ggf. Durchführung eines Modellprojekts. Ziel ist, die R essourcen im Strukturierten Dialog effizienter einzusetzen und ggf. die Aussagekraft publizierter I nform ationen zu steigern. • Darstellung von Vor- und Nachteilen der Entwicklung von Indikatorensets / Scores Ziele sowie eines Konzepts von „Leitindikatoren“. Ziel ist die Optim ierung der Spezifität rechnerischer Auffälligkeiten. • Identifikation von Indikatoren, für die eine Bewertung durch Experten im Strukturierten Dialog nicht erforderlich ist, da eine rechnerische Auffälligkeit mit einer qualitativen Auffälligkeit gleichgesetzt werden kann. Ziel ist, den Aufw and im Strukturierten Dialog zu verm indern. • Entwicklung von Verfahren zur Optimierung von Diskriminationsfähigkeit der Indikatoren (z.B. gleitende Mittelwerte) • Entwicklung von Rechenregeln für eine spezifischere Identifikation qualitativer Auffälligkeiten PG1: Einstieg in den Strukturierten Dialog • Verwendbarkeit von (leistungsbereichsübergreifenden) Indikatorensets Empfehlungen mit dem Ziel der Erhöhung der Treffergenauigkeit • Rechnerische Auffälligkeit = Qualitative Auffälligkeit • Überarbeitungsbedarf der eingesetzten Indikatoren im Rahmen einer Abfrage bei allen LQSen • Wissenschaftliches Gutachten – Statistische Methoden zur Steigerung der Diskriminationsfähigkeit – Vor- und Nachteile der Methoden, Ableitung von Empfehlungen – Verwendung der statistischen Signifikanz (z.B. zur besseren Diskriminationsfähigkeit – Zu den eingesetzten Verfahren zur Festlegung von Referenzbereichen • Konzeptentwicklung zur Datenvalidierung durch Abgleich mit Routinedaten • Konzeptentwicklung für Konsequenzen bei fehlerhafter Dokumentation PG 2: Durchführung • Analyse des Vorgehens der LQS und des Instituts nach §137 SGB V im Strukturierten Dialog im Hinblick auf dessen Einfluss auf das Ergebnis des Strukturierten Dialoges Ziele • Erarbeitung von Vorschlägen zur Weiterentwicklung der Durchführung des Strukturierten Dialogs unter Berücksichtigung der Erfahrungen aus unterschiedlichen Vorgehensweisen der LQS und des Instituts nach §137 SGB V • Erarbeitung von Mindestanforderungen für die Umsetzung im Strukturierten Dialog für ein vergleichbares Vorgehen der beauftragten Stellen • Darstellung und Erklärung von Unterschieden zwischen den LQS im Strukturierten Dialog, die begründet sind und die keinen relevanten Einfluss auf die Bewertung im Strukturierten Dialog haben (z.B. Fristen, Anzahl Arbeitsgruppen…) PG 2: Durchführung Empfehlung Adressat Intensive Analyse der DB zum Strukturierten Dialog zur Institut nach Weiterentwicklung des Verfahrens § 137, BFG, PG Datenvalidierung Regelmäßige Analyse der Datenbank zum Strukturierten Dialog im Institut nach § 137 Hinblick auf Anpassung im Rahmen der Systempflege und ggf. in Zusammenarbeit methodische Weiterentwicklung der Qualitätsindikatoren mit den BFG Fortlaufende Analyse der Bewertung am Beispiel von Indikatoren, bei Institut nach § 137, denen überdurchschnittlich häufig qualitative Auffälligkeiten identifiziert BFG, PG Leitfaden wurden. Empfehlungen für das Vorgehen bei den Bewertungen inkl. Modellbeispiele. Methodische Bewertung bei Indikatoren mit häufigen rechnerischen aber gleichzeitig geringen qualitativen Auffälligkeiten PG 2: Durchführung Empfehlung Adressat Entwicklung von allgemeinen und spezifischen Arbeitshilfen PG Leitfaden, BFG, (auf Grundlage von Beispiel- oder Musterfällen) Landes-AG, LQS Empfehlungen wann und wie Hinweise und Stellungnahmen LQS, BFG, PG- eingesetzt werden sollen Leitfaden, Landes-AG Entwicklung von leistungsbereichs- und indikatorspezifischen LQS, BFG, PG- Empfehlungen zu Form und Inhalt der Anfragen und Stellungnahmen Leitfaden, Landes-AG Übernahme der Empfehlungen zu den Qualitätsindikatoren in die QI- Institut nach § 137 DB SGB V Vorlage weiterer Informationen (Allgemein: Landesstatistik, LQS, PG Leitfaden Bundesauswertung, QI-DB...; speziell im Bezug zur Klinik: Klinikergebnis Vorjahr...) neben der schriftlichen Stellungnahme als Grundlage für die Bewertung. Austausch unter den LQS, Empfehlungen für geeignete weitere Informationen. PG 2: Durchführung Empfehlung Adressat Zeitnahe Berücksichtigung aktueller Leitlinien. Optimierung Institut nach und zeitliche Straffung der Zusammenarbeit zwischen den § 137, BFG, LQS Bundesfachgruppen und der Landesebene Sensibilisierung der LQS im Hinblick auf die Strukturen und LQS Prozesse in den Arbeitsgruppen, regelmäßiger Erfahrungsaustausch der LQS Erläuterung weitergehender Maßnahmen im Rahmen des LQS Strukturierten Dialoges gegenüber dem G-BA (z.B. im Textbericht zum Strukturierten Dialog) Jährliche Abstimmung der Länder zu Themen und Struktur. LQS, G-BA Rückmeldung des G-BA an die Länder zu Inhalten der vorliegenden Berichte Intensivierung des regelmäßigen und kontinuierlichen LQS, Landes-AG, Austausches zwischen den LQS, den Arbeitsgruppen und den BFG, Institut nach Bundesfachgruppen. Zusätzliche Sitzungen der § 137 SGB V Bundesfachgruppen sollten, wenn notwendig, möglich sein PG 3: Erkenntnisgewinnung (aktive Information / Weitervermittlung) • Optimierung der Berichterstattung zum Strukturierten Dialog. Ziel ist, klarer darzustellen, welche Qualitätsprobleme identifiziert wurden und welche konkreten Schritte eingeleitet wurden, um Verbesserungen zu erreichen. Ziele • Entwicklung eines Konzepts, wie identifizierte Verbesserungspotentiale und beispielhaft positive Versorgungsmodelle breit kommuniziert und ggf. für ein Fortbildungsinstrument nutzbar gemacht werden können. Ziel ist, den Nutzen der ESQS für alle Leistungserbringer zu steigern. PG 3: Erkenntnisgewinnung (aktive Information / Weitervermittlung) Ergänzung der Berichte zum Strukturierten Dialog, der Datenvalidierung sowie zum Qualitätsreport Empfehlungen - Ergebnisse der Datenvalidierung in den Bericht zum Strukturierten Dialog und andersherum - Aussagen zur Validität und Belastbarkeit in den Qualitätsreport - Weiterentwicklung des Berichts zum Strukturierten Dialog bezüglich Quantifizierbarkeit, Ursachenkategorien, eingeleiteter Verbesserungsmaßnahmen (welche konkrete Maßnahmen bei spezieller Ursache) Ergänzende Berichte für die Öffentlichkeit und die an der ESQS teilnehmenden Krankenhäusern - Aufarbeitung und Bereitstellung von aktuellen Informationen für alle Krankenhäuser zur Verbesserung der Patientenversorgung, zur Weiterentwicklung und zur Verbesserung der Akzeptanz des Verfahrens z.B. als periodischer Newsletter Perspektiven (Stand 2014) • Beauftragung des Instituts nach §137 SGB V durch den G-BA zur Umsetzung der Empfehlungen • Unabhängig davon Bearbeitung spezifischer Themen durch AQUA, LQS sowie der Projektgruppe Leitfaden Strukturierter Dialog 2011 versus 2014 - Maßnahmen 2011 2014 Rechnerische Auffälligkeiten 21.053 17.233 Hinweise 7.474 7.131 Stellungnahmen 10.227 9.975 Kollegiale Gespräche 208 236 Begehungen 28 39 Quelle: AQUA-Bericht zum SD 2011/2014 Strukturierter Dialog 2014 - Massnahmen Quelle: AQUA-Bericht zum SD 2014 Strukturierter Dialog 2011 versus 2014 - Bewertungen Rechnerische Auffälligkeiten 2011 2014 21.053 17.233 Qualitativ Auffällig 4,1% 10,2% (17,9%) Dokumentationsfehler 3,9% 8,7% (15,2%) Qualitativ unauffällig/ 92,0% Hinweis/Sonstiges 81,1% (66,9%) Quelle: AQUA-Bericht zum SD 2011/2014 Strukturierter Dialog 2014 – Bewertungen (exkl. Hinweise und Sonstiges) 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% Qual. Auff. Dokuproblem 30% 20% 10% 0% Qual. Unauff Wenn Dir keiner hilft dann helfe Dir selbst: Initiativen auf Länderebene: Im Rahmen der QSKH-RL - Sonderauswertungen / Einzelfallanalysen Einsatz/Variation von/bei Referenzbereichen Landesspezifische Qualitätsindikatoren Konferenzen und Fortbildungsveranstaltung Öffentlichkeitsinitiativen Außerhalb des Rahmens der QSKH-RL - „Add on“ - Projekte - Landesprojekte - PEER-Review Verfahren Cholezystektomie in Hessen Hintergrund: Ergänzung des Strukturierten Dialoges Grundlage: Curriculum der BÄK Projektansiedlung: Geschäftsstelle Qualitätssicherung Hessen Projektpartner: Landesärztekammer Hessen Finanzierung: Hess. Lenkungsausschuss (3-Jährige Pilotphase) Konzeption: - Zufällige und ausgewählte Krankenhäuser (8 pro Jahr) Freiwillige Teilnahme Selbstauskunftsbogen zur Aufbau – und Ablauforganisation Zeitlich und Inhaltlich strukturierte Begehung mit Fremdbewertung, Besuch im OP und Aktenstudium - SWOT-Analyse und Kollegialer Dialog - Ableitung konkreter Ziele und Zeitachsen Zusammenfassung I • Die Spezifität des (aktuell geforderten) strukturierten Dialoges in Bezug auf Erkennung von Qualitätsproblemen muss (nach wie vor) als katastrophal bezeichnet werden • Das Aufwand-Nutzen-Verhältnis ist für alle Beteiligten mangelhaft und schadet auf Dauer der Akzeptanz des ganzen Verfahrens • Sowohl die Datengrundlage, als auch die Messinstrumente (QIs) und die darauf basierenden Maßnahmen müssen dementsprechend weiterentwickelt werden Zusammenfassung II • Es gibt vielversprechende Ansätze zur Optimierung des Strukturierten Dialoges im Hinblick auf Auslösemethodik, Spezifität, Bewertungen und Transparenz • Die nötigen Weiterentwicklungen des Strukturierten Dialoges (und indirekt auch des gesamten Verfahrens) gehen zu langsam voran • Initiativen auf Landesebene leisten einen wichtigen Beitrag zur Förderung der Akzeptanz des Strukturierten Dialogs und auch insgesamt von externen stationären Qualitätssicherungsmaßnahmen Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !
© Copyright 2025 ExpyDoc