Brustkrebs - eine grosse Belastung auch für die Paarbeziehung

Lukas Richterich, www.lukasrichterich.ch, [email protected]
Brustkrebs - eine grosse Belastung
auch für die Paarbeziehung
Von Lukas Richterich
Brustkrebs ist nicht nur für betroffene Frauen eine grosse Belastung, sondern auch für deren
Partner - und das heisst für das Paar. Auch das Paar braucht Unterstützung bei der Bewältigung der Krankheit. Oft ist die Krebsbehandlung erfolgreich, aber die Paarbeziehung zerbricht.
Das verursacht neues Leid und senkt die Lebensqualität.
Ungefähr jede zehnte Frau erkrankt in ihrem Leben an Brustkrebs. Damit ist Brustkrebs die
häufigste Krebserkrankung bei Frauen. 80% aller Brustkrebs-Patientinnen geben an, unter psychischer Belastung zu leiden. Das ist kaum verwunderlich, ist doch die weibliche Brust ein eng
mit dem weiblichen Selbstwertgefühl verbundener Teil des Körpers. Eine Brustkrebserkrankung
ist eine massive Kränkung und Bedrohung für das Selbstwertgefühl. Es ist sinnvoll, psychoonkologische Beratung und die Behandlung allenfalls auftauchender psychischer Belastungen in
onkologische Behandlungszentren zu integrieren. Dies geschieht zunehmend.
Genauso wichtig ist das Augenmerk auf die Paarbeziehung der Patientinnen. Die körperliche
Krankheit führt zu psychischer Belastung, die psychische Belastung führt zu Stress für die
Paarbeziehung. Diese Zusammenhänge sind wissenschaftlich gut belegt. Eine gute Ehe ist ein
protektiver Faktor, der vor der Entstehung psychischer Störungen schützt. Umgekehrt ist eine
schlechte Beziehung ein Nährboden für die Verschlimmerung oder das Auftreten psychischer
Störungen.
Ich sehe in meiner Praxis viele Paare in schweren Krisen. Auf Nachfrage zeigt sich manchmal,
dass eine zurückliegende - in der Zwischenzeit medizinisch erfolgreich behandelte - Brustkrebserkrankung die Paarbeziehung zum Entgleisen brachte.
Die Krankheit konnte erfolgreich behandelt und stabilisiert werden. Aber zurück blieb eine massiv gestörte Paarbeziehung. In der Paartherapie stellt sich dann heraus, dass das Misslingen
der gemeinsamen Krankheitsbewältigung die Ehe massiv belastet hat. Vertrauen, Verständnis,
Liebe und Innigkeit sind verloren gegangen. Das muss nicht sein.
Der Versuch, die Herausforderung durch die Krankheit gemeinsam zu bewältigen lohnt sich.
Falls notwendig mit fachlicher Hilfe. Lieber früher als später.