Wissenschaftspolitischer Abend ‒ 14. Emmy Noether-Jahrestreffen 2015 Diskussionsthema: How to fix the leaky pipeline: Chancengleichheit von Frauen und Männern in der Wissenschaft Genau einhundert Jahre ist es her, dass die Universität Göttingen die Preußische Regierung bat, ausnahmsweise eine Frau ‒ „Fräulein Dr. Emmy Noether“ ‒ habilitieren zu dürfen. Der Antrag wurde abgelehnt. Emmy Noether konnte Vorlesungen weiterhin nur als Assistentin eines Professors unter dessen Namen halten. Zugegeben: Seit 1915 hat sich vieles in der Forschung und in Hinblick auf die Gleichstellung von Mann und Frau verändert. Dennoch ist bekannt, dass auch heute im deutschen Wissenschaftssystem der Frauenanteil mit jeder Karrierestufe weiter abnimmt. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: 2013 waren von zehn Professuren rund acht von Männern, aber nur zwei von Frauen besetzt. Dabei wurden etwas mehr als die Hälfte aller Hochschulabschlüsse in Deutschland von Frauen gemacht. Besonders deutlich wird der Verlust von Wissenschaftlerinnen bei dem Übergang von der Postdocphase zu einer unbefristeten Forschungsstelle oder einer Professur. Dieser Umstand wird häufig als ‚leaky pipeline‘ bezeichnet und betrifft damit die Karrierephase, in der sich die Emmy-Noether-Geförderten befinden. Eine stärkere und möglichst gleichberechtigte Teilhabe von Frauen ist jedoch nicht bloß eine Frage der Gerechtigkeit. Vielmehr ist es auch eine Frage der Qualität: Die Wissenschaft kann gar nicht auf das Innovationspotenzial von Forscherinnen verzichten. Außerdem zeichnen sich divers zusammengesetzte Arbeitsgruppen wegen der Vielfalt der Perspektiven, Erfahrungen und Fähigkeiten ihrer Mitglieder durch Kreativität und Innovation aus. Die Suche nach den Ursachen für das bestehende Ungleichgewicht ist so vielfältig wie die Maßnahmen, durch die der Anteil an Wissenschaftlerinnen und Professorinnen erhöht werden soll. Es gibt zahlreiche Initiativen zur Frauenförderung, finanzielle Anreizsysteme und Angebote zur Vernetzung von Wissenschaftlerinnen. Der Bund etwa setzt sich seit 2007 durch das Professorinnenprogramm für die Berufung von Forscherinnen ein, und die Mitglieder der Deutschen Forschungsgemeinschaft verpflichteten sich 2008 zur Einhaltung forschungsorientierter Gleichstellungsstandards. Steuerungsversuche gab es in den letzten Jahren also viele, um ein angemessenes Zahlenverhältnis von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu erreichen. Doch auch wenn kleine Fortschritte zu verzeichnen sind, bleibt die drastische Diskrepanz auf höheren Karrierestufen weiterhin bestehen. Das führt dazu, dass auch die aktuellen Diskussionen zu Frauenquoten aus Politik und Wirtschaft die Debatten im Wissenschaftsbereich nicht unberührt lassen. Doch welche Maßnahmen führen wirklich zu gewünschten Ergebnissen? Wäre eine Quotenregelung sinnvoll? Was kann uns der Blick ins Ausland und in andere Wissenschaftssysteme lehren? Und umgekehrt: Welche Maßnahmen sind weniger geeignet oder tragen gar zu einer Ungleichbehandlung bei? Impulsvortrag: Prof. Heather Hofmeister, Professorin für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt Podiumsdiskussion mit Prof. Peter Funke, DFG-Vizepräsident Prof. Heather Hofmeister, Professorin für Soziologie an der Goethe-Universität Frankfurt Prof. Sanaz Mostaghim, Professorin für Informatik an der Universität Magdeburg Prof. Susan Neiman, Direktorin des Einstein Forums Potsdam Prof. Ernst Theodor Rietschel, Vorstandsvorsitzender des Berliner Instituts für Gesundheitsforschung Moderation: Dr. Norbert Lossau, Leiter des Ressorts Wissenschaft, Die Welt Deutsche Forschungsgemeinschaft Kennedyallee 40 ∙ 53175 Bonn ∙ Postanschrift: 53170 Bonn Telefon: + 49 228 885-1 ∙ Telefax: + 49 228 885-2777 ∙ [email protected] ∙ www.dfg.de DFG
© Copyright 2024 ExpyDoc