Dr. Achim Zinke Geboren 1946 Ileostoma seit 2010 „Die ILCO ist für mich wie eine zweite Familie.“ Obwohl er seit mehr als 30 Jahren unter Morbus Crohn leidet und die Diagnose keine andere Behandlung zulässt, ist der Schock für Achim Zinke groß. Als er nach der Entfernung des Dickdarms aufwacht und einen Stomabeutel am Bauch vorfindet, schießen ihm tausend Gedanken durch den Kopf: „Kann ich jetzt noch arbeiten? Kann ich noch unter Menschen gehen? Falle ich in Gesellschaft anderer durch Gerüche oder Geräusche unangenehm auf?“ Unter Anleitung einer Stomaschwester fällt ihm der technische Umgang mit Platte und Beutel leicht. Bereits im Krankenhaus kann der praktizierende Zahnarzt sich gut selbst versorgen. Hilflosigkeit und Ängste bleiben dennoch. Die Stomaschwester erkennt seine Sorgen und weiß Rat. Daraufhin erhält Achim Zinke Besuch. „Die Visite eines ehrenamtlichen ILCO-Mitarbeiters hat mir sehr geholfen. Er hat mich wirklich wieder auf die Beine gebracht“, erinnert er sich. Dabei erfährt er, dass der Besucher bereits seit 14 Jahren selber ein Stoma trägt, gut damit lebt, Fahrrad fährt und als Berufstätiger mitten im Leben steht. Achim Zinke ist anschließend sehr erleichtert und fasst neuen Mut. Patientenkontakte machen Spaß Als genesener Patient, der auch eine zweite Operation trotz Komplikationen während des Heilungsprozesses gut übersteht, setzt Achim Zinke seine Arbeit als Oberarzt in der Zahnklinik des Universitätsklinikums Berlin fort. In dieser Zeit beginnt er sich ehrenamtlich im Besucherdienst der ILCO zu engagieren. Zunächst betreut er frisch operierte Patienten im Krankenhaus, die lernen müssen, mit ihrem Stoma zurechtzukommen. Da er Hilflosigkeit und Ängste am eigenen Leib erfahren hat und im Umgang mit Patienten geübt ist, kommt er dank seiner einfühlsamen Art sehr gut an. Nach dem Eintritt ins Rentenalter wartet auf Achim Zinke eine neue Aufgabe: Regelmäßig alle drei Wochen betreut er eine Gesprächsrunde mit Stomapatienten in einer Rehaklinik in Buckow in der Märkischen Schweiz. „Die Arbeit mit den Patienten bereitet mir viel Spaß. Da bin ich ganz in meinem Element“, erzählt er. Achim Zinke genießt es, an sein Arbeitsleben anzuknüpfen, wieder Patientenkontakte zu haben und Menschen dabei zu helfen, mit der neuen Situation eines Stomaträgers oder einer Stomaträgerin klar zu kommen. Die Unterstützung der Patienten in der Rehaklinik entspricht seinen Fähigkeiten und gibt ihm eine große Befriedigung. Eingriff in die körperliche Unversehrtheit Achim Zinke hat selber erfahren, wie tief der Einschnitt im Leben eines Menschen durch ein Stoma sein kann. Er bewertet die Operation als bedeutenden Eingriff in die körperliche Unversehrtheit, mit dem jeder Betroffene erst einmal fertig werden muss. Nichts sei mehr so wie früher. Die größte Schwierigkeit bestehe darin, sich umzustellen. Dieser Prozess beginnt zum Beispiel damit alltägliche Dinge wie die Ernährungsgewohnheiten oder Essenszeiten zu verändern. Der 68-jährige kommt mit den Umstellungen mittlerweile sehr gut zurecht. Nur zum Schwimmen kann er sich noch nicht entschließen, aber das muss auch nicht sein. Allerdings hat er sich ein neues Fahrrad zugelegt und ist damit häufig im Umland von Berlin unterwegs. „Ein entscheidender Schritt ist, dahin zu kommen, die Behinderung zu akzeptieren“, fasst Achim Zinke seine Erfahrungen zusammen. „Denn das Leben geht weiter und es bereitet nach wie vor Freude, insbesondere wenn man eine neue Familie wie die ILCO gefunden hat.“ (aufgezeichnet im August 2015)
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