2016-01-31 Artikel des OTV für den Wochenanzeiger „Sportstadt Oberhausen“ ______________________________________________________________________ Von Null auf Achtzig Das Endurance Team des Oberhausener Turnvereins von 1873 e. V. Seit dem 1. Januar 2014 gibt es das Team, das im OTV den Ausdauersport lebt und liebt: das Endurance Team. Über die Gründung nachgedacht und sie wahrgemacht hat Robert Kempf, selbst Ausdauer-Athlet seit einem Alter von 30 Jahren. Dort, wo er war vor dem Wechsel zum OTV, gefiel es ihm nicht mehr, dort „fehlte die Gemeinschaft, die Guten blieben unter sich und die Schwächeren außen vor.“ Über den Umweg zu Bayer Uerdingen kam er dann zum OTV. Warum dieser Verein? „Bei Bayer ging es kollegialer zu und ich dachte, warum kann das nicht in Oberhausen funktionieren? Von einem Bekannten hatte ich gehört, dass beim OTV die Überlegungen im Raum standen, eine Triathlon-Abteilung zu gründen. Warum anstelle einer reinen Triathlonabteilung nicht eine Ausdauersportabteilung?! Ich wollte verschiedene Sportler mit verschiedenen Sportarten zusammen bringen. Beim Triathlon hat mich gestört, dass jeder unter sich bleibt, sie könnten doch auch mit Sportlern der Einzeldisziplinen zusammen trainieren. Der Leistungsstand ist unerheblich. Und das wollte ich im OTV verwirklichen.“ So ist es nun. Fünf waren sie dann, heute liegt die Mitgliederzahl dieser Abteilung bei 80 plus. Alles Aktive, alle ambitioniert. Immer neue Ideen haben sie: der Badeschlappenlauf, bei dem die Teilnehmer sich nur auf Badeschlappen (im Winter!) durch den Kaisergarten bewegen durften, war ein Benefizlauf für drei krebskranke Kinder, Trainingsläufe in Parkhäusern, auf Halden, Treppenläufe, einen 80er Jahre Lauf und noch so manches, als Gaudi im Sommer intern die 1. OTV-Biermeile, bei der nach jeder zweiten Stadionrunde ein Fläschchen Bier getrunken werden musste, alternativ alkoholfreies, aber das gab Strafzeiten… Wie zu hören war, gab es keine Totalausfälle. Kempf selbst hat vor einigen Jahren ganz was Verrücktes gemacht: an einem Halbmarathon teilgenommen – in Sibirien, trainiert hat er in einer Kühlkammer, bis die Aggregate durch die Hitze, die er beim Training abgab, ausfielen. Minus 26 Grad waren es dann im Ernstfall, aber er hat gefinisht. Mit vereisten Wimpern. Wirklich verrückt, oder? Àpropos Meile – die wollen sie auch wieder aufleben lassen, die „echte“ OTV-Meile, die vor zwei Jahren gestorben ist, weil Josef Ziegenfuß nicht mehr länger einsamer Organisator sein wollte und sich kein geeigneter Nachfolger fand. Abgespeckt erst einmal, als Eventlauf für die ganze Familie, es gibt ein Rahmenprogramm und vor dem Zieleinlauf eine Fackelgasse. Infos unter www.otv-endurance-team.de/1-otv-endurance-meile/, die Anmeldung ist freigeschaltet. Jetzt hat die Führung der Abteilung gewechselt. Wolfram Neumann ist nun Leiter, Kempf muss aus privaten Gründen kürzer treten. Die Ziele des Neuen: Die Strukturen noch besser ausbilden, Neuen mehr Erklärungen geben, warum z. B. ein Bahntraining wichtig ist, sie auffangen als Anfänger, ein Laufangebot für Beginner installieren. Neumann, sportlich beheimatet und wohnhaft in Bottrop, dort im Vorstand eines Sportvereins gewesen, ging zum Endurance Team und bekam dort erst einmal einen Schreck: „Ich dachte, ein Fünferschnitt reicht, damit war ich aber langsamer als der Durchschnitt, fühlte mich jedoch angenommen.“ Das ist ein Merkmal des Teams: Auch Anfänger sind willkommen. Erfolg ist toll, aber zweitrangig. Kempf: „Wer berufstätiger Familienvater ist und kaum Zeit fürs Training hat und dann eine Triathlon-Langdistanz (Ironman) in zwölf Stunden absolviert, dem gehört genauso viel Respekt wie dem Profi, der den ganzen Tag nichts anderes zu tun hat, als zu trainieren und dann vier Stunden schneller dabei ist.“ Auch Katrin Schaefer kam als (Fast-)Marathon-Beginnerin zum Team. Sie war gemeinsam mit Christian Kordel glückliche Gewinnerin einer Ausschreibung des Endurance Teams, die zwei Interessenten ein kostenloses professionelles Marathontraining mit Ziel Teilnahme am VivawestMarathon versprach. Schaefer: „Es gab ein Kennenlernen auf dem Centro-Weihnachtsmarkt, eine offizielle Begrüßung mit Überreichung einer Trinkflasche und Glühwein. Schade, dass der vorgesehene Trainer Benedikt Straetling kurz danach ausgefallen ist. Aber Robert (Inhaber der Trainer C-Lizenz) hat das Training in die Hand genommen, die Trainingspläne erstellt und immer alles kontrolliert. Teilweise durften wir im Training nur langsam laufen, das war ungewöhnlich und wir fanden das nicht so toll, aber es hat tatsächlich funktioniert. Bei meiner Teilnahme am ersten Halbmarathon in Venlo wurde jeder Finisher vom Team beklatscht, egal ob nach 1.30 oder 2.30 Stunden. Das war beeindruckend.“ Vorher hatte sie bereits Triathlon gemacht, vereinslos. In der Pfalz. Hier waren die regionalen Angebote sehr leistungsorientiert. Und das Training war sehr teuer, jedes Bahntraining musste gesondert bezahlt werden. Nun arbeitet sie im ET hin auf einen Triathlon in der Mitteldistanz. Sie hat sich auch engagiert in sozialen Dingen: 200 km des Jakobsweges hat sie einen Feuerwehrmann begleitet, der den kompletten Weg (880 km) in voller Feuerwehr-Ausrüstung gelaufen ist und sich pro Kilometer hat sponsern lassen, die komplette Summe ist gegangen an eine Stiftung für Kinder, die Verbrennungsopfer geworden sind. Kilometerweise Patenschaften haben die Endurace Teamer übernommen. Hört sich nun alles an nach „wir bewegen uns mal ein bisschen“: Doch die Vielfalt des Trainings spricht für mit Quäl-Faktor hart erarbeitete Erfolge: Bahntraining, Beweglichkeits- und Stabilisationstraining, Kraftsport, Schwimm-, Rad-, Lauftraining. Nein, es sei darauf hingewiesen, dass in der Ausdauerabteilung des OTV ein auch ziemlich hoher Leistungsbereich vorhanden ist – hier Namen zu nennen wäre heikel, zu groß die Gefahr, einige unterzubuttern. Auch in diesem Jahr werden etliche Sportlerinnen und Sportler wieder auf Siegertreppchen stehen und Herausforderungen bewältigen, die Otto Normalverbraucher lieber von der Couch aus betrachten möchte. So ist auch Günter Sasonderen Atmosphäre Ausnahmesportler, er ist (z. B. 172 km quer über La Jura Marathon). Als Ultrasen, hat er sich für die schieden: „Ich habe in dowski einer, der wegen der beMitglied wurde. Ein absoluter mehrfacher Ultratrail-Teilnehmer Réunion in 63 Stunden, Swiss trailer immer ohne Verein geweGruppe um Robert Kempf entBocholt bei einem Wettbewerb zugeschaut und das Team kennengelernt. Da war nichts zu spüren von Druck auf die Athleten, der Spaß am Sport war offensichtlich, das Miteinander zählte, die schnelleren Sportler waren genauso Teammitglied wie die langsamsten.“ Jeder hat Respekt vor der Leistung des anderen. Gespürt und für gut befunden haben das Sportler aus Duisburg, Essen, Moers, Dinslaken, Wesel, Hünxe, Dorsten, Bottrop – in Oberhausen beim OTV Endurance Team. Und verrückt sind die allemal.
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