Mit Bildern erzählen

Mit Bildern erzählen
Potenziale der Fotografie im Berufswahlprozess
Dr. Peter Holzwarth
Fachtagung Von der Schule zum Beruf - Jugendliche im Übergang begleiten
24. Oktober 2015, Olten
Hinweis:
In dieser Präsentation mussten aus rechtlichen Gründen
viele Bilder entfernt werden.
Auch die Filme mussten herausgenommen werden.
Filmhinweis: Neuland
http://neuland-film.ch/
Vibes - Visualisierte
Berufswünsche
•  Berufswünsche früher
und heute reflektieren
und visualisieren
•  PowertpointPräsentation erstellen
•  Berufswünsche vor
Publikum präsentieren
Ziel: Potenziale der Fotografie für den Einstieg in die Berufswahl nutzen
Potenziale der visuellen Zugänge
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Emotionalität
Motivation
Anknüpfung an Freizeitpraktiken
Berufsbezogene Kompetenzen (Visualisieren,
Präsentation erstellen, Präsentieren)
Kompetenzbereiche
•  Berufswahlkompetenz (frühzeitige Einengungen
öffnen / Bandbreite an Möglichkeiten öffnen,
Biographie reflektieren, z.T. Abschied nehmen, z.T.
Sich selbst vergewissern)
•  Medienkompetenz (Fotografieren, PowerpointPräsentation Produzieren, Umgang mit Bilddaten
aus dem Internet)
•  Auftrittskompetenz (Mit Powerpoint präsentieren)
Bezüge
•  Ulrich Beck: Individualisierung /
Pluralisierung
•  Pierre Bourdieu: Kapitalsorten / soziale
Ungleichheit
•  Heiner Keupp: Identitätskonstruktionen
•  Mark Savikas: Narrationen in der
Berufsberatung
•  Jason Ohler: Digital Storytelling
•  Douglas Harper: Photo elicitation
Berufsbilder –
Medienfiktionen
Berufsbilder –
Selbstdarstellung von Berufen
Berufsbilder –
professionelle
Fotografie
Berufsbilder –
Eigenproduktionen
Mitarbeitende (SNF 2012-2015)
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Heinz Moser (PHZH)
Thomas Hermann (PHZH)
Peter Holzwarth (PHZH)
Klaus Rummler (PHZH)
Walter Scheuble (PHZH)
Daniel Jungo (Laufbahnzentrum Zürich)
•  Mareike Düssel (2012 - 2013)
•  Sarah Schlachetzki (2013 - 2014)
Identitätskonstruktion
Visuelle Identitätskonstruktion
Institutionelle Kontexte
visueller Identitätskonstruktion
Freizeitbezogene Kontexte
visueller Identitätskonstruktion
These: beide Bereiche können voneinander profitieren
Motivation aus dem Freizeitkontext für den Schulkontext
Reflexivität aus dem Schulkontext für den Freizeitkontext
•  Anknüpfung an Selfie-Kultur (Identitätskonstruktion, Selbstportraits von Künstlern)
•  Reflexion von Selbstdarstellungsarten in social networt plattformen
•  Thema Urheberrecht und Umgang mit Bildmaterial aus dem Internet (s. Medienkompass)
Tagesanzeiger 12.6.2011
Visualisierungsstrategien
Eigenprodutionen vs. Fremdproduktionen
Bilder aus dem Internet
Und dann gab es auch Leute, die sagten: „Ich habe
die Sachen im Internet.“ Und haben dort ihre Sachen
geholt. Was für die Auseinandersetzung mit der
Berufswahl spannend war, dass sie sich Gedanken
gemacht haben, ‚Wie sieht jetzt dieser Beruf aus’ und
‚welche Bilder wähle ich eigentlich aus, die zu mir
passen’, aber halt vom Aufwand her viel einfacher
ging und viel billiger zum Resultat zu kommen, dort ist
einfach die Chance, dass sie sich weniger damit
identifizierten. Zum Teil haben sie es sehr gut
gemacht, obwohl die Bilder aus dem Internet waren
und ein Teil hat einfach gefunden „Ja, machen wir halt
schnell so“. Das war so meine Quintessenz.
(Lehrperson)
Bilder aus dem Internet
Es war erstaunlich, wie wenig sie das Fotografieren
genutzt haben. Die Mehrheit hat sich mit Netzbilder
begnügt. Dann habe ich herausgefunden, dass sie
in einer Phase sind, wo sie nicht auf einem Foto
drauf sein wollen. (...) Und der zweite Punkt war
auch, dass Fotografieren mehr Arbeit gibt als im
Netz holen. (Lehrperson)
Bilder aus dem Internet
Die meisten anderen, die mitgemacht haben,
haben 2-3 bis maximal 4 Seiten gemacht, aber
mit eigenen Fotos, ich habe Sachen im Internet
unterbunden, weil ich gefunden habe, dass es
nicht darum geht. (Lehrperson)
Bilder aus dem Internet
Menschen in echten Berufskontexten
Ich habe es eigentlich den besten Part gefunden.
Sie haben wirklich nach draussen müssen. Ich
habe ihnen Zeit gegeben. Es ist nicht Freizeit
gewesen. Sie sind dann gegangen und ich habe
die Fotos gesehen, Arztpraxen usw. von innen.
Sie haben da das erste Mal einen physischen
Kontakt haben müssen mit dem Ganzen.
(Lehrperson)
Menschen in echten Berufskontexten
Selbstdarstellung auf einer Berufsmesse
Selbstdarstellung ohne echten Berufskontext
Weil ich finde, das ist eben etwas, wenn man auch
keine Quelle hat, wenn sie sich inszenieren müssen
in einem Berufsfeld drin, dann sieht man genau, wie
genau sie so etwas angeschaut haben und was für
sie das ausmacht, was für sie den Reiz ausmacht,
was die wichtigen Elemente sind. (Lehrperson)
Selbstdarstellung ohne echten Berufskontext
Selbstinszenierung als Fotostory
Spielfiguren
Fotos aus dem Familienalbum
Berufsbezogene Gebäude
1.  Verschiedene Formen des fotografischen Ausdrucks
wurden gewählt
2.  Je nach Form findet eine spezifische Art der
Auseinandersetzung mit dem Beruf statt (z.B. Internet
vs. Selbstinszenierung) / Jede Form bietet je spezifische
Lernchancen
3.  Freizeitorientierte Fotopraktiken fliessen zum Teil ein
4.  Freizeit- und Schulkontext könnten voneinander
profitieren
5.  Schule immer noch sehr stark an Sprachlichkeit und
Sprachkompetenz orientiert
6.  Öffnung der Schule für visuelle Kompetenz wichtig
7.  Orientierung an Visualität ist ein wichtiger Zugang zur
Sprachkompetenz
8.  Motivierende Methoden sind wichtig in einem Kontext
der von kognitiven Dissonanzen gekennzeichnet sein
kann (Beruf A wollen aber nur B können)
Feedbacks
„Es war ein guter kleiner Anlass.“ (Lehrperson)
„Ein kleines kostbares Ding ... es ist gut.“ (Lehrperson)
Stolz sein können
„Also am meisten hat mir gefallen, dass wir unsere
Traumberufe oder was wir werden wollen vorstellen
konnten und ähm wer also sozusagen unser Vorbild
gewesen ist und wir konnten Fotos machen was wir
werden wollen und präsentieren. Und stolz drauf sein,
dass wir präsentieren konnten und am Schluss zeigen.
Einfach allen zeigen - es allen zeigen was man sein will.
Und schlussendlich ist man einfach stolz drauf dass man
es hinter sich hat und gezeigt hat.“ (Schüler)
Das Projekt als Reflexionshilfe
- „Würdest du so ein Projekt weiterempfehlen anderen
Jugendlichen?“
- „Ja unbedingt.“
- „Und warum grade?“
- „Ja eben weils halt einfach hilft und weils Spass
macht. Man kann ein bischen spielerisch sein mit den
Bildern – selber halt was über sich erzählen. Und
wenn man sichs auch immer überlegt was man sagen
will und alles – geht einem durch den Kopf - man
überlegt es sich nochmal. Des hilft einem eindeutig
beim Nachdenken.“ (Schülerin)
„Ich kann mir keine Methode vorstellen,
mit der man besser in so einen Prozess
einsteigen kann.“ (Lehrperson)
„Sie haben das sehr stark gelebt, das Projekt, es war
weit über das hinaus, was in der Schule gelaufen
ist.“ (Lehrperson)
„Es gibt ja soviel Gesprächsstoff oder
Anregungen auch … also das find ich so toll,
also was alles da so drinnen ist … völlig
begeistert, es ist toll. Aber jetzt also auf etwas
zu reduzieren was der Hauptwert gewesen ist
fällt mir schwer. Durch die Vielfalt glaub ich wird
dann auch so Vieles möglich, das tut das auch
auf.“ (Lehrperson)
„Ich würds nochmal gleich machen. Ich hätt noch
keine Änderungsidee. Ich habs gut gefunden, ich
wüsste nicht was anders machen. Und ich werds
sicher wieder brauchen.“ (Lehrperson)
„Also in meiner B-Klasse ist es so gewesen, dass es
drei, vier Schüler gab, wo ich gestaunt habe, was sie da
jetzt gemacht haben. Also solche die eher antriebslos
sind, sprachlich nicht so gewandt, wo ich dann einfach
gestaunt habe wie sie das bildhaft dargestellt
haben.“ (Lehrperson)
Vorschlag: das Projekt um das Medium Film
erweitern
„Ich hab alles tiptop gefunden, also ich - mir hat
es sehr gefallen mit den Fotos wenn es geht
würde ich Videos zeigen oder so – das wäre
auch noch recht cool. Zum Beispiel wenn man
jetzt keine Ahnung zum zum Beispiel KV
machen will oder Bauarbeiter oder - ich
möchte das nicht werden. Ich meine zum
Beispiel filmen wie man dort schafft. Wenn
man schnuppert kann man noch filmen, zum
Beispiel ich bin schnuppern gewesen als
Schuhverkäufer. Man kann ja ähm Filmen wie
man Kunden anspricht und so weiter, das
wäre noch cool aber ansonsten finde ich alles
ok beim Projekt.“ (Schüler)
Projektidee mit Video:
http://6klasseseefeld2012.wordpress.com
Projektidee mit Video:
http://6klasseseefeld2012.wordpress.com
Internetseiten mit der Klasse produzieren:
https://www.educanet2.ch
http://de.jimdo.com/
Literatur allgemein:
Beck, Ulrich: Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne. Frankfurt am Main:
Suhrkamp 1996
Bourdieu, Pierre: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft.
Frankfurt am Main: Suhrkamp 1987
Harper, Douglas: Talking about pictures: a case for photo elicitation, Visual Studies, Vol.
17, No.1, 2002
Keupp, Heiner / Ahbe, Thomas / Gmür, Wolfgang: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork
der Identitäten in der Spätmoderne. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt 1999
Ohler, Jason: Digital Storytelling in the Classroom: New Media Pathways to Literacy,
Learning, and Creativity. Corwin: Thousand Oaks 2008
Savickas, Mark L.: Career Counseling. American Psychological Association 2011
Literatur zum Projekt VIBES:
Holzwarth, Peter: Kreative Medienarbeit mit Fotografie, Video und Audio. Große und kleine
Projektideen für die medienpädagogische Praxis. München: kopaed 2011, S. 36
Rummler, Klaus / Scheuble, Walter / Moser, Heinz / Holzwarth, Peter: Schulische
Lernräume aufbrechen: Visual Storytelling im Berufswahlunterricht. In: Rummler, Klaus
(Hg.): Lernräume gestalten – Bildungskontexte vielfältig denken. Münster / New York:
Waxmann 2014, S. 224-236 http://www.waxmann.com/?id=20&cHash=1&buchnr=3142