"Gerald Gaksch" <[email protected]> 22.12.2015, Seite 1 Der steirische Arbeitsmarkt: 2015/16 Schwache Konjunktur, großes Arbeitskräftepotential – die Arbeitslosigkeit wird auch 2016 nicht sinken. Langzeitarbeitslosigkeit, Situation bei Frauen und Älteren werden die großen Herausforderungen sein. Mag. Karl-Heinz Snobe, MA, Landesgeschäftsführer AMS Steiermark Arbeitsmarkt Steiermark Arbeitslose Jän - Nov 2015 Jän - Nov 2014 vgl. zum Vorjahr 43.343 40.639 6,7 % Frauen 18.265 17.431 4,8 % Männer 25.079 23.208 8,1 % 5.897 5.916 -0,3 % 11.196 9.997 12,0 % 9.632 8.521 13,0 % 12.327 9.809 25,7% 8.429 9.178 -8,2 % 51.773 49.817 3,9 % 970 879 10,4 % 3.360 2.893 16,2 % 335 322 4,1 % unter 25 Jahren über 50 Jahren Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen Langzeitbeschäftigungslose Personen SchulungsteilnehmerInnen Gesamtarbeitslosigkeit (Arbeitslose + Schulung) Lehrstellensuchende Bestand gemeldeter offener Stellen Bestand gemeldeter offener Lehrstellen Der Arbeitsmarkt des Jahres 2015 ist geprägt von steigender Arbeitslosigkeit. Erstmals in der Geschichte wird die Arbeitslosigkeit in der Steiermark im Jahresschnitt 44.500ausmachen. Auffallend: Im Gegensatz zur langjährigen Entwicklung hat es in den letzten Monaten des Jahres erstmals ein größeres Plus in der Arbeitslosigkeit bei Frauen als bei Männern gegeben. Deutlich stärker betroffen als der Durchschnitt ist die Altersgruppe 50plus. Leicht rückläufig ist die Arbeitslosigkeit bei den unter-25-Jährigen, besonders bei den unter-19-Jährigen. Es ist davon auszugehen, dass die Arbeitslosigkeit auch 2016 hoch bleiben wird. Zwei Gründe können als Erklärung dafür vorrangig angeführt werden: 1. schwache Konjunktur Die Konjunktur ist zu schwach dafür (prognostiziertes BIP-Wachstum: 1,5%), dass die seit 2012 kontinuierlich steigende Arbeitslosigkeit wieder gesenkt werden könnte. 2. großes Angebot an Arbeitskräften Durch Zuwanderung (ganz besonders in den Großraum Graz) und durch stärkeres Drängen von Frauen aus der sogenannten „stillen Reserve“ gibt es ein besonders großes Potential an Arbeitskräften. Info: Mag. Hermann Gössinger Arbeitsmarktservice Steiermark Pressereferent F: +43 316 7081107 M: +43 664 4054168 eMail: [email protected] 22.12.2015, Seite 2 Arbeits- und Stellenmarkt nach Branchen, Jänner bis November 2015 Arbeits- Vgl. zum lose Vorjahr Branche (Bestand) A Land/Forstwirtschaft offene Stellen Vgl. zum Vorjahr 477 5,0 % 17 3,8 % 69 -9,3 % 1 -51,5 % 4.552 3,4 % 256 21,1 % 312 6,4 % 8 -29,8 % F – Bauwesen 5.195 6,0 % 206 -3,6 % G - Handel, KFZ-Reparatur 5.736 5,1 % 458 7,7 % H - Verkehr und Lagerei 1.875 1,5 % 59 -5,1 % I - Beherbergung und Gastronomie 5.266 3,5 % 415 13,0 % J - Information und Kommunikation 450 11,5 % 87 54,6 % K - Finanz/Versicherungsdienstleistungen 367 0,3 % 59 51,7 % 9.627 5,9 % 1.348 20,1 % dar. Überlassung von Arbeitskräften 5.052 3,4 % 1.058 15,9 % dar. Gebäudebetreuung 1.874 8,0 % 80 42,0 % O-Q öffentlicher Dienst, Unterricht, Soziales 5.884 15,3 % 299 29,3 % R-U sonstige Dienstleistungen 1.870 15,0 % 127 6,6 % 43.343 6,7 % 3.360 16,2 % B Bergbau C Herstellung von Waren D-E Energie/Wasserversorgung L-N - wirtschaftsnahe Dienstleistungen Gesamt Arbeitslosigkeit Österreich Veränderung zum Vorjahr 20,2 % 2,8 % 4,3 % 4,5 % 5,4 % 6,7 % 7,5 % 9,8 % 10,6 % 11,5 % 122.975 57.433 43.343 23.908 Tirol 25.055 Kärnten 10.193 15.406 Vorarlberg Salzburg Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen 40.295 9.981 Steiermark 348.588 Burgen- NiederOber- Österreich land österreich österreich Wien Quelle: AMS 22.12.2015, Seite 3 Arbeitslosigkeit Steiermark nach Bezirken* Veränderung zum Vorjahr Murau 795 -4,3% Gleisdorf 931 -4,3% Bruck/Mur Feldbach 2.008 1,4% 2.639 2,8% Weiz 970 2,9% Knittelfeld 924 3,6% Hartberg 2.848 4,0% Liezen 2.501 4,1% Voitsberg 1.757 Leoben 1.907 Mürzzuschlag Deutschlandsberg Leibnitz 7,0% 1.047 7,4% 1.962 7,7% 3.194 Graz Judenburg 4,4% 8,9% 18.322 1.539 Bestand an vorgemerkten Arbeitslosen 9,5% 10,3% Quelle: AMS *.. auf Grund der Gemeindestrukturreform 2015 kommt es in den Bezirken Graz, Hartberg, Feldbach, Gleisdorf, Leibnitz, Mureck, Liezen, Gröbming, Leoben und Weiz zu Unschärfen im Vorjahresvergleich, da durch Gemeindezusammenlegungen sich die Bezirksgrenzen verändert haben. 22.12.2015, Seite 4 Besondere Herausforderungen Langzeitarbeitslosigkeit Der Zugang in die Arbeitslosigkeit ist rückläufig. In den ersten 11 Monaten des Jahres 2015 gab es in der Steiermark 109.903 Neumeldungen in die Arbeitslosigkeit, 2014 waren es 114.746. Ein Wiedereinstieg wurde jedoch deutlich schwieriger. Das führt zur längeren Dauer von Arbeitslosigkeit. In den ersten 11 Monaten des Jahres dauerte Arbeitslosigkeit im Schnitt 153 Tage, damit um 39 Tage länger als 2014. Für die Arbeit im AMS hat demnach „early intervention“, also möglichst rasche Vermittlung bzw. Unterstützung in der Jobsuche absolute Priorität. Nur durch Vermittlungsaktivitäten werden Problemlagen der KundInnen sichtbar, die sonst vielleicht gar nicht angesprochen werden. Die AMS-BeraterInnen überprüfen möglichst rasch die Realisierbarkeit von Berufswünschen, um Arbeitsuchende bei der Stellensuche auf jene Bereiche zu beraten, in denen Arbeitsangebote vorhanden sind. Arbeitslose über 50 Allein das Faktum älter als 50 zu sein ist am Arbeitsmarkt kein Nachteil. Im Gegenteil: Während man die über 50-Jährigen als Konsumenten/innen bereits entdeckt hat, werden sie als Arbeitskräfte noch immer weit unterschätzt. Hartnäckig hält sich das Vorurteil, ältere Arbeitskräfte seien unproduktiv, weniger leistungsfähig oder innovativ, dafür aber öfter krank und teuer. Dabei steckt in erfahrenen Arbeitskräften wertvolles Potenzial, das genutzt und gefördert werden sollte. (siehe www.einstellungssache50plus.at) Die Aktivitäten des AMS für diese Altersgruppe konzentrieren sich auf: Qualifizierungsförderung für Beschäftigte (QBN) als präventive Unterstützung, damit Arbeitslosigkeit erst gar nicht eintritt Eingliederungsbeihilfe als Unterstützung für den Einstieg in einen Betrieb Gemeinnützige Beschäftigung (auch Gemeinnützige Zeitarbeit) zur Eröffnung von Chancen in vielen Wirtschaftsbereichen Frauen am Arbeitsmarkt Zielsetzungen sind der Abbau geschlechtsspezifischer Barrieren, die Erhöhung der Arbeitsmarktchancen von Frauen, der Abbau der Segregation und die Förderung der Teilhabe an einem breiten zukunftsorientierten Berufsspektrum. Diese Ziele werden durch die Förderung der Bildungsbeteiligung (Ausbildung und Höherqualifizierung) von Frauen, Vermeidung von Dequalifizierung, Unterstützung des Wiedereinstiegs, der beruflichen Orientierung und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie, sowie durch die Unterstützung beim Zugang zu existenzsichernder Arbeit angestrebt. Dazu hat das AMS Steiermark festgelegt 50,5% des Gesamtbudgets für Frauen einzusetzen. MigrantInnen Die Zahl von Personen mit Migrationshintergrund am Arbeitsmarkt steigt kontinuierlich. Diese Gruppe ist sehr heterogen und bei schwieriger Wirtschaftslage als erste und besonders betroffen. Das erfordert vom AMS ein differenziertes Vorgehen. Ziel aller Aktivitäten ist die Integration dieser Personen in Beschäftigung, wobei ihre im Ausland erworbenen Ausbildungen soweit wie möglich verwertet oder zumindest vorhandene Potenziale zur Weiterqualifizierung genutzt werden. Ein besonderer Schwerpunkt wird auf die Gruppe der jugendlichen MigrantInnen gesetzt, indem migrantische Jugendliche und deren Eltern/Erziehungsberechtigte über das österreichische Bildungssystem, Berufe und den Arbeitsmarkt informiert und beraten werden. Bei der Gruppe der Asylberechtigten gewinnt das Thema „Anerkennung“ zunehmend an Bedeutung. 22.12.2015, Seite 5 Schulungsschwerpunkte Bereits 2014 eingeleitet wurde die Schulungslandschaft innerhalb des AMS Steiermark im Lauf des Jahres 2015 grundlegend umgebaut. Die Neuausrichtung bedeutet vor allem: Schulungen, die von KundInnen und AMS-BeraterInnen gemeinsam vereinbart werden. Dafür ist eingehendere Beratung über Voraussetzungen und zu erwartende Ergebnisse der angestrebten Schulung nötig. Es finden vermehrt kostenintensive, längere Ausbildungen mit offiziellen Zertifikaten als Abschluss statt. Das erfordert treffsichere Auswahl der TeilnehmerInnen im Vorfeld. Bewerbungs- und Motivationsangebote werden effizienter eingesetzt, die Drop-Quote gesenkt. Höhere Zufriedenheit der SchulungsteilnehmerInnen: Im Durchschnitt beurteilen die mehr als 40.000 SchulungsteilnehmerInnen pro Jahr ihre Zufriedenheit mit der Schulung mit der Note 1,54 (auf einer Skala von 1 bis 6). Damit verzeichnet die Steiermark im Bundesländervergleich die höchste Zufriedenheit. Arbeitsmarkterfolg Am 92.Tag nach einer Schulung überprüft das AMS in jedem einzelnen Fall den Erfolg der Aus- oder Weiterbildung, indem abgefragt wird, ob die Person in Beschäftigung steht. Aktuell haben 41,2% aller SchulungsteilnehmerInnen 3 Monate nach einer Schulung ein Beschäftigungsverhältnis. Dabei gibt es einzelne Angebote mit einer Integrationsquote von lediglich 20%, aber auch welche mit 90%. Budget für aktive Arbeitsmarktpolitik in der Steiermark 2016 Für 2016 zur Verfügung stehende Budgetmittel in Mio Euro Kooperatives Programm 2016 AMS Programm 2016 vgl. zu 2015 Land Stmk. AMS Gemeinn. Beschäftigung 5,4 16,7 85,7 -3,1 Mio Schulung / Stiftungen 5,8 25,4 46,2 +8,2 Mio 1,3 9,3 +2,7 Mio 11,9 +0,6 Mio 153,1 +8,4 Mio Beratung Div. Fördertitel Gesamt 0,3 11,5 43,4 AMS-Anteil am Kooperativen Programm ist im AMS-Programm enthalten. Eigenmittel und diverse Unternehmensbeiträge sind nicht berücksichtigt. Vor allem bei Stiftungen aber auch in der Gemeinnützigen Beschäftigung ist eine Projektrealisierung ohne Mitfinanzierung des Landes technisch oder auch gesetzlich gar nicht möglich.
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