| XO F XR XS CX HX UX NG | RECHERCHE Obsteinlagerung 2015 Im aktuellen «Herbstbrief» wird, neben den Empfehlungen für Ernte und Lagerung, auf die Themen Ethylen und mikrobielle Epiphyten eingegangen. Ethylen ist ein Pflanzenhormon, welches wichtig für die Reifung der Früchte ist. Die Kontrolle der Ethylenbildung ist entscheidend für Qualität und Lagerdauer von Früchten. Bei den mikrobiellen Epiphyten handelt es sich zumeist um Schimmelpilze auf der Fruchtoberfläche, welche besonders bei feuchter Witterung während dem Anbau in Erscheinung treten. FRANZ GASSER, SÉVERINE GABIOUD REBEAUD, AGROSCOPE Die empfohlenen Temperatur- und CAWerte für die Lagerung haben seit der letzten Ausgabe des Herbstbriefes nicht geändert. Bei den Ernterichtwerten wurde aufgrund der vierjährigen Versuche mit der Sorte Milwa/Diwa® im Versuchszentrum Conthey von Agroscope die Empfehlung für den Stärkeindex bei der Ernte angepasst (neu 3–5 anstelle von 2–4). Die empfohlenen Ernterichtwerte und Lagerbedingungen stehen als PDF unter www.swissfruit.ch/de/kernobst zur Verfügung. Ethylen und die Fruchtreifung Ethylen ist ein Pflanzenhormon, das bei vielen physiologischen Vorgängen eine Rolle spielt, wie z. B. beim Blattfall im Herbst, beim Auskeimen von Samen oder bei der Reifung von Früchten. Früchte bilden je nach Sorte unterschiedliche Mengen an Ethylen (Tabelle 1) und sind auch unterschiedlich empfindlich auf Ethylen (Tabelle 2). Äpfel und Birnen weisen eine relativ hohe Ethylenproduktion auf, während Erdbeeren und Trauben nur sehr wenig produzieren. Früchte mit geringer Ethylenproduktion können sehr empfindlich auf Ethylen reagieren, wie z. B. die Kiwi. Ethylen greift in den Stoffwechsel von Früchten ein und löst die Reifung und schlussendlich die Alterung (Seneszenz) aus. Die Fruchtreifung manifestiert sich insbesondere durch den Verlust der Festigkeit der Früchte (Abbau der Zellwände), durch den Abbau der grünen Farbe (Abbau von Chlorophyll), durch die Reduktion der Säure und die Entwicklung von Fruchtaromen. Die Wirkung von Ethylen kann nach der 20 Regenflecken auf Kanzi. Maladie de la suie sur Kanzi. Photos: Agroscope Ernte durchaus erwünscht sein, wenn es darum geht, die Reifung von Früchten zu beschleunigen: Bananen oder Zitrusfrüchte (Mandarinen, Orangen) werden mit Ethylen behandelt, damit sie den im Handel erwünschten Reifegrad und die geforderte Farbe erreichen. Neben diesen nützlichen Aspekten ist die Wirkung von Ethylen während der Lagerung von Früchten in den meisten Fällen jedoch nicht erwünscht. Der Abbau der Fruchtfleischfestigkeit z. B. wird stark durch Ethylen beeinflusst und muss während der Lagerung auf ein Minimum beschränkt werden. Ethylen ist schon in sehr geringen Konzentrationen (0.1 ppm) wirksam. Es ist deshalb notwendig, die Anreicherung und das Vorhandensein von Ethylen auf ein Minimum zu beschränken, um die Qualität der Früchte nach der Ernte optimal zu erhalten. Die meisten Gemüse produzieren selbst nur sehr wenig Ethylen, mit Ausnahme der (roten) Tomaten. Viele Gemüsearten reagieren jedoch sehr stark auf Ethylen, mit meist nachteiligen Effekten. Karotten z. B. entwickeln unter der Einwirkung von Ethylen einen Bittergeschmack. Grüne Gemüse wie z. B. Kohl, Bohnen oder Broccoli werden unter dem Einfluss von Ethylen gelb (Chlorophyllabbau). Ethylen fördert auch die «Fasrigkeit» von Spargeln. Um die nachteiligen Wirkungen von Ethylen zu reduzieren, dürfen Obst und Gemüse deshalb nicht im selben Raum gelagert werden. Kontrolle von Ethylen Ethylenquellen Nicht nur Früchte produzieren Ethylen. Auch Verbrennungsmotoren von Trakto- Früchte & Gemüse 8/2015 Fruits & Légumes FORSCHUNG ren, Lastwagen, Fahrzeugen, Gabelstaplern geben Ethylen ab, ebenso wie Zigarettenrauch. Es ist deshalb angebracht, elektrische Gabelstapler zu verwenden, das Rauchen zu verbieten und keine Verbrennungsmotoren im Innern von Lagereinrichtungen zu betreiben. Es wird ebenso empfohlen, Sortierabfälle und Früchte, welche für den Kompost bestimmt sind, zu entfernen, um eine nachteilige Wirkung auf gesunde Früchte zu vermeiden. Ventilation und Ethylenabbau Durch geeignete Ventilation mit Ansaugen von externer Luft kann Ethylen entfernt werden, vorausgesetzt, die Aussenluft enthält kein Ethylen. Weitere Methoden zur Entfernung von Ethylen sind: Absorption mittels Aktivkohle, Oxydation durch Kaliumpermanganat oder durch UV-Licht. In der Regel ist jedoch bei der Lagerung von Kernobst eine Entfernung des Ethylens nicht notwendig, wenn Kernobst bei der empfohlenen Temperatur und bei den optimalen CA-Bedingungen gelagert wird. Lagertemperatur Ethylen wird auf einem Stoffwechselweg gebildet, der durch die Temperatur und die Zusammensetzung der Atmosphäre beeinflusst wird. Die Lagerung bei Kühltemperaturen reduziert deshalb die Bildung von Ethylen und trägt damit zur Qualitätserhaltung nach der Ernte bei. Äpfel und Birnen sollten deshalb bei der für die jeweilige Sorte tiefst möglichen Temperatur gela- gert werden (s. Tabelle 1). Werden diese Temperaturen nicht eingehalten bzw. wird bei höherer Temperatur gelagert, muss mit entsprechenden physiologischen Schäden gerechnet werden. Kontrollierte Atmosphäre Die Anwendung der kontrollierten Atmosphäre (engl. CA) besteht im Wesentlichen aus der Reduktion der Sauerstoffkonzentration und der Erhöhung des Gehaltes an Kohlendioxid in der Lageratmosphäre. Die CA-Atmosphäre reduziert, wie oben erwähnt, die Bildung von Ethylen, und verringert auch die Atmung der Früchte. Die Anwendung der CA-Atmosphäre ist deshalb, neben der Temperaturabsenkung, eine wichtige Methode, um die Qualitätserhaltung der Früchte während der Lagerung zu optimieren, vorausgesetzt, die sortenspezifischen Empfehlungen für die CA-Lagerung von Agroscope werden eingehalten (Tabelle 1). Behandlung mit 1-MCP (SmartFresh™) Die Behandlung mit dem Reifehemmer 1-Methylcyclopropen (1-MCP), vermarktet unter dem Namen SmartFresh™ durch die Firma AgroFresh, ist in der Schweiz seit 2005 für Äpfel und seit 2013 für Birnen zugelassen. 1-MCP besetzt dabei die Ethylenrezeptoren in der Frucht und reduziert so die reifefördernde Wirkung von Ethylen. Dadurch werden die mit der Reifung verbundenen Qualitätsveränderungen wie Festigkeitsabbau, Abbau des Chlorophylls Tabelle 1: Ethylenproduktion von Obst und Gemüse SEHR WENIG (< 0.1) WENIG (0.1–1) MITTEL (1–10) Erdbeeren Blaubeeren BananenÄpfel 1) HOCH (10–100) Kirschen Heidelbeeren Feigen Aprikosen Trauben Himbeeren Avocado ZitrusfrüchteKaki Melonen KiwiNektarinen Blattgemüse Auberginen TomatenPfirsich WurzelgemüseGurken Zwetschgen KartoffelnKürbis BlumenkohlPaprika Broccoli Spargeln Quelle: CTIFL, Fiche technique l’éthylène et les produits volatils 1) µl / kg bei 20 °C Früchte & Gemüse 8/2015 Fruits & Légumes | | RX EC XH XE RX CX HX E u. a. m. stark verlangsamt. Durch die Reduktion der Reifungsvorgänge wird auch die Bildung von Aromastoffen reduziert. Äpfel, welche mit 1-MCP behandelt werden, sollten deshalb in der zweiten Hälfte des empfohlenen Erntefensters geerntet werden, damit noch eine gewisse Aromabildung möglich ist. Auf der anderen Seite sollten die Früchte für die Behandlung nicht zu reif sein, da sonst die Reifung und die Ethylenbildung schon zu fortgeschritten ist und 1-MCP nicht mehr die gewünschte Wirkung erzielt. Mikrobielle Epiphyten Dieses Jahr haben wir aus der Praxis Muster von verschiedenen Apfelsorten mit visuell auf der Fruchtoberfläche gut wahrnehmbaren Schäden erhalten, welche auf sogenannte mikrobielle Epiphyten zurückgeführt werden können. Dabei handelt es sich um Pilze bzw. «Pilzgemeinschaften», die sich auf der Fruchtschale ansiedeln und vermehren. Das Vorkommen bzw. die Vermehrung dieser Mikroorganismen wird u. a. durch feuchte Witterung gefördert. Wir geben nachfolgend einen kurzen Überblick. Die Abgrenzung der verschiedenen Schadensbilder ist nicht einfach und deren Ursachen werden teilweise unterschiedlich interpretiert. Tabelle 2: Ethylenempfindlichkeit von Obst und Gemüse GERING MITTELHOCH Brombeere AprikoseÄpfel Erdbeere Pfirsich Avocado FeigeBirnen Heidelbeere Banane Himbeere Kaki Johannisbeere Kiwi Kirsche Trauben Aubergine SpargelBlumenkohl Knollensellerie KartoffelnBroccoli Paprika Chinakohl Lagerzwiebeln Kopfsalat Karotten Rosenkohl Salatgurke Tomate Quelle: Lagerung gartenbaulicher Produkte, KTBL Schrift 493, 2012 21 | XO F XR XS CX HX UX NG | RECHERCHE Weisser Hauch Gemäss Untersuchungen im Südtirol handelt es sich beim sogenannten «Weissen Hauch» um Pilze der Gattung Tilletiopsis sp., welche sich auf der Oberfläche von baumhängenden Früchten ansiedeln und vermehren. Die Pilze bilden dabei eine feine, mattgraue Myzelschicht, die dicht und zäh an der Kutikula der Fruchtschale anhaftet, sich aber abschaben lässt (Lindner, 2006). Der Pilzbelag tritt bei milden Temperaturen und feuchtem Wetter ab August auf und nimmt bis zur Ernte zu. Nach den Erfahrungen im Südtirol scheinen Blattdünger, welche nach der Blüte ausgebracht werden, Schaderreger wie den «Weissen Hauch» zu fördern. Demzufolge könnte der Verzicht auf Blattdünger wie N-Blattdünger, Mehrnährstoffdünger oder chelatisierte Spurenelemente nach der Blüte, besonders in regenreichen Jahren während der Fruchtentwicklung, das Auftreten des Schadens reduzieren. Trübschaligkeit Nicht zu verwechseln mit dem Weissen Hauch ist die Trübschaligkeit. Diese zeigt sich als eine milchige Verfärbung der Fruchthaut unter Aussparung der Lentizellen-Regionen. Dieser Schalenfehler tritt auf Früchten mit dunkelroter Deckfarbe besonders auffällig in Erscheinung. Ursache ist eine veränderte Lichtbrechung durch Lufteinschlüsse zwischen den Wänden der pigmentierten Hypodermis-Zellen. Die Trübschaligkeit hat ihren Ursprung wahrscheinlich im physiologischen Stress der Fruchthaut während des berostungsempfindlichen Nachblüte-Zeitraums. Die Aufhellungen auf der Fruchthaut lassen sich im Gegensatz zum «Weissen Hauch» nicht abreiben, was die Abgrenzung zum Weissen Hauch leicht macht. Regenflecken Die Regenflecken entstehen erst kurz vor der Ernte als grossflächiger, schwarzer Belag. Verursacht wird der Schaden durch Pilze, welche sich bei hoher Luftfeuchtigkeit vermehren können. Regenflecken treten vor allem bei Bio-Obst auf, da dort weniger wirksame Fungizide eingesetzt werden. Russtau Weisser Hauch auf Boskoop. «Duvet blanc» sur Boskoop. Die Russtau-Verschmutzung auf Äpfeln, eine dunkle, fleckige Verfärbung, kann abgerieben werden. Der Schaden wird verursacht durch Blattläuse, Blattsauger oder andere Insekten, welche Honigtau absondern, der die Nahrungsgrundlage für die Russtau-Pilze bildet. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um die 20 °C können sich diese Pilze dank dem Nährsubstrat ab dem Frühsommer gut vermehren, der Schaden ist ab Mai/Juni erkennbar. n ANZEIGEN www.iseppi.ch Direkt vom Baum bis zu Ihnen, alles aus einer Hand Stalder Schweizerfrüchte AG · 6287 Aesch/LU Obst + Landesprodukte · Tel. 041 917 20 44 ISEPPI FRUTTA SA Via Cantonale, 229a CH-7748 Campascio (GR) T +41 81 839 21 11 F +41 81 839 21 35 22 Weidenstrasse, 25 CH-4143 Dornach (SO) T +41 61 706 93 11 F +41 61 706 93 25 [email protected] www.schweizerfruechte.ch [email protected] Früchte & Gemüse 8/2015 Fruits & Légumes
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