Hirtendienst

Hirtendienst
Das große Ganze der Gemeinde im Blick haben und den Einzelnen nicht außer Acht lassen
LGV Innovationstag – 24.10.2015
Dr. Hartmut Schmid
Aus der Themenstellung ergeben sich drei Schwerpunkte:
1. Hirtendienst
2. Das Ganze der Gemeinde
3. Der Einzelne
1. Hirtendienst
Hirte ist ein Bild und Titel für Leiter
Verwendung von Hirte im AT: Schafhirte; König; Messias; Gott
Verwendung von Hirte im NT: Jesus; Leiter in den jungen Gemeinden
Biblische Beispiele:
- Ps 23: der Einzelne
- Hes 34: das Volk: die schlechten und der gute Hirte
- Jesus: sieht die Herde und hat den Einzelnen im Blick:
- Mt 10,36: als er das Volk sah
- Lk 15: die Herde und die einzelnen Verlorenen
- Einzelgespräche
Wo begegnet der Titel bzw. die Sache bei den Gaben im NT? 1Kor 12 nicht; Eph 4,11; Röm 12
Die Verwendung des Begriffs zeigt: es geht nicht nur um äußeres Management; sondern seelsorgerliches, geistliches Leiten
Leiten in der Gemeinde hat eine Grundlage und einen Rahmen: Bibel, Theologie
Leiten in der Gemeinde hat ein Ziel: dass der Einzelne und das Ganze im Glauben lebt
2. Das Ganze der Gemeinde im Blick haben
König: für das ganze Volk (negative Darstellung Hes 34)
Weidet die ganze Herde
Apg 20,28: Habt Acht auf euch selbst und auf die ganze Herde
1Petr 5,2: Weidet die Herde Gottes
Leitungsverantwortung ist Gesamtverantwortung
Bewusst machen: ich gehöre unterschiedlich stark zu Teilen der Gemeinde (Jugend …)
Man kann sogar im LK Beauftragter eines Teils der Gemeinde sein (Jugend, Frauen, Senioren …)
Aber: kein falscher Gruppenegoismus, sondern Verantwortung für das Ganze
Folge: - Hirten schauen über sich selbst hinaus
- Leitung geschieht für andere, nicht für mich
- wenn ich als Leiter mich verwirklichen will, dann wird es schwierig
- wenn ich als Leiter meine Interessen durchsetzen will, dann wird es schwierig
Notwendig: wahrnehmen des Ganzen (Vogelperspektive): unterschiedlicher soziologischer
Gruppen (Milieus); unterschiedlicher Bedürfnisse;
unterschiedlicher Frömmigkeitsformen: eine Gemeinde kann nicht alles darstellen
Folge: ehrlich sein und entscheiden, was für uns das Ganze sein soll (Bsp.: Familie und Singles;
Jugend). Grundsatz: wer nicht vorkommt, kommt nicht!
Möglichkeit von Konflikten: Wenn eine Gemeinde nicht homogen ist (Korinth)
Ist der Wille da zum Kompromiss und zur Vielfalt?
Ist ein Miteinander theologisch / geistlich möglich? Wo ist die Grenze zum Kompromiss?
Darüber sollten Lks reden; d.h. Übernahme von Verantwortung und Entscheidungen.
Gemeinde nach vorne entwickeln; gemeinsam Schritte gehen; gemeinsame Frage: was ist dran?
Gemeinsam einen Mittelweg finden zwischen Veränderung und Bewahrung
Wenn dies vor Ort schwierig ist – dann Hilfe von außen.
Blick über den Gemeinderand: es gibt ein größeres Ganzes: Kirche(n)
Nach außen nicht nur Abgrenzung, sondern Ergänzung wahrnehmen
Blick über den Gemeinderand: missionarischer Auftrag: Wichtige Grundentscheidung: Verteilung der
Kraft nach außen (Mission) und nach innen (Gemeindebau)
3. Einzelne nicht außer Acht lassen (Jahreslosung leben: „nehmt einander auf“)
Grundsätzlich: wer hat für was die Gabe?
Ganz wichtig sind Personen (Leiter und Gemeindeglieder), die einen Blick haben für die Einzelnen; wie es Personen braucht, die eher das Ganze im Blick haben.
Theologische Grundlegung: Gott sieht und liebt den Einzelnen.
Der Schöpfer schafft das Ganze und den Einzelnen (Kosmos und Mensch)
Gilt für die Schöpfung und die Gemeinde (Bild vom Leib)
Grundeinstellung: Liebe und Güte zum Einzelnen (1Kor 13; Mi 6,8)
Herausforderung: Menschen sind sehr unterschiedlich und deshalb nicht immer einfach
Die Frage stellt sich ähnlich wie im Blick auf das Ganze, aber doch inhaltlich etwas anders: Wie
viel an unterschiedlichen Persönlichkeiten, wie viel an Besonderheiten, auch wie viel an Kauzigkeit halten wir aus?
Was ist bei der Berücksichtigung Einzelner wichtig?
- Den anderen achten in seiner Persönlichkeit: öffnet er sich oder eher nicht; Balance von Fragen
und Lassen (Aufdringlichkeit und Zurückhaltung)
- Wir wollen grundsätzlich Glauben fördern; Glauben mit Alltagsrelevanz
- Gaben und Grenzen entdecken
- Auch im Leiden da sein, Fragen und Klagen zulassen
- Seelsorgerlichen Umgang üben. Was braucht der Einzelne: Ermutigung, Ermahnung, Trost?
- Spannung von Liebe und Wahrheit aushalten und leben
Was ist im Blick auf Einzelne nötig (Ps 23)
- Hohe Wahrnehmungsgabe: sehen, hören
- Versuch, den anderen zu verstehen, auch wenn zunächst vieles unverständlich ist
- Kein zu schnelles Urteil
- Nachgehen, nachfragen