Hirtenbrief #3 lesen

Hirtenbrief #3
Ein starkes Stück Ruhrgebiet.
Liebe Freundinnen und Freunde der Ruhrschäferei!
Die Schafe sind da!
Der grosse Tag für die Ruhrschäferei war eine Nacht: Im Scheinwerferlicht der Wagen, unter den
gespannten Augen des von stundenlangen Windböen zerrupften
Empfangskomitees – bestehend aus
Till, Heiko, Tina und Michael –
und unter den jagenden Wolken
von Sturmtief Christian wurde der
Anhänger rückwärts an den Pferch
herangesetzt und dann die Klappe
geöffnet. Die erste Gruppe von
Schafen stürmte über die Verladerampe und suchte erstmal den
gebührenden Abstand. Da waren
sie!
Zwei Stunden später folgte die
zweite Gruppe. Im Zugfahrzeug
hatte ich ein besonderes Begleitteam auf dem Rücksitz: Minou,
der Hütehundlehrling, Ayla, die 14
Wochen alte Süddeutsche mit den langen Beinen und ein pausenlos nach seiner
Mutter blökendes Lamm, das ich zu seiner Sicherheit nicht im Gedränge des
Anhängers transportieren wollte. Kaum mit den anderen in die Nacht entlassen
hatte es seine Mutter gefunden und schwieg beruhigt.
Am nächsten Morgen dann erste Kontaktaufnahme mit den Leitschafen. Die
Herde ist keineswegs, wie der oberflächliche Betrachter meinen könnte, eine
unsortierte Ansammlung von Einzeltieren, sondern hat – bei einer relativ flachen
Hierarchie – eine Leitungsebene, die der Schäfer kennen muss. Das unterscheidet sie vom zur Zeit vielgerühmten Schwarm, dessen Intelligenz allseits hochgelobt wird, obwohl es doch zahllose Beispiele für beklagenswerte Schwarmdumm-
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heit gibt. Ohne Kontakt zu den Leittieren steht der Schäfer in vielen Situationen
selbst mit Unterstützung der Hütehunde auf verlorenem Posten. Troll, der zwölfjährige Schafpudelveteran, geriet beim Anblick der Schafe schier außer sich. Die
Aufgabe der nächsten Tage wird darin bestehen, sein hitzköpfiges Temperament
etwas herunterzukühlen. Für die noch kleine Herde ist ein Schafpudel – im
Gegensatz etwa zu einem Border Collie – etwas überqualifiziert. Aber die Herde
wird ja noch wachsen.
Mungo hat das Eintreffen der Schafe nicht mehr erleben können. Ich musste
ihn vor einer Woche bei mir zu Hause einschläfern lassen, weil seine verfluchte
Krankheit unaufhaltsam weiterging. Gestern abend während des Unwetters
habe ich für einen Augenblick gedacht: Vielleicht war etwas von ihm Teil der
Dunkelheit und der Sturmböen, als die Schafe kamen.
Schon bevor in den nächsten
Tagen der Bock zu den Tieren
kommt, haben wir ein junges
Lamm bei den Schafen – kein
Wunder, sondern das Werk des
Widders aus der alten Herde. Es
ist, wie die Schäfer sagen, eine
Zippe – ein weibliches Tier, das,
wenn es so weit ist, als Mutterschaf
die Herde vergrössern wird. Das
für sie neue Futterangebot wird
gut angenommen. Besonders Birkenblätter fressen die Schafe mit Vorliebe, aber
auch das berüchtigte, weil ökologisch unerwünschte Land-Reitgras mögen sie
tatsächlich. Das Speiseangebot wird in den nächsten Tagen noch durch Minerallecksteine angereichert. Ich hoffe, dass der Wintereinbruch noch ein wenig auf
sich warten lässt.
Wie geht es weiter?
Parallel zu den Vorbereitungen auf die Herde hat der Stallbau begonnen. Der
Niva hat die tonnenschwere Last der Balken und Schalbretter erfolgreich durch
den durchweichten Boden bis zum Gelände gezogen. Die Trägerkonstruktionen für die Dachpfetten sind fast fertig und demnächst wird die noch liegende
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Konstruktion in einer nicht ganz
unkomplizierten Hau-Ruck-Aktion
aufgerichtet. Einen Baukran haben
wir zwar nicht, aber wenn Stonehenge möglich war, wird auch
der Stall der Ruhrschäferei in die
Senkrechte zu bringen sein.
Patenschaften weiterhin erhältlich – vielleicht als Weihnachtsgeschenk?
Auch wenn ich es schon mal gesagt habe: SCHAFPATEN sind weiterhin
hilfreich für die Ruhrschäferei! Vielleicht mal eine neue Antwort auf die
alte alljährliche Weihnachtsfrage: Was schenkt man diesem oder jener, die doch
eigentlich schon alles hat? Ein Patenschaf-Foto gibt der Weihnachtskrippe eine
ganz neue Ausstrahlung und ein Spaziergang zwischen den Feiertagen zu „den
Hirten auf dem Felde“ gibt dem Weihnachtsevangelium nach Lukas eine ganz
neue Anschaulichkeit. Auch wenn diese Hirten sich nicht fürchten.
Das Modell
Der Pate bekommt für 100,00 Euro ein Foto seines Schafs. Er wird vom Schäfer
über Facebook, Handy oder Twitter über besondere Ereignisse von Schaf und
Herde informiert und kann sein Schaf persönlich bei Besuchen an der Herde
kennenlernen. Bei Interesse einfach melden: [email protected]
oder 01573/6 49 86 03!
Irgendeine diabolische Fehlsteuerung hat aus einer Zeit des Wechsels der Jahreszeiten, der Nachdenklichkeit und des Ruhigerwerdens für viele eine Zeit der
besonderen Hektik gemacht. Allen Freunden der Ruhrschäferei wünsche
ich für die Vorweihnachtszeit dass es ihnen gelingt, sich dem zumindest ein wenig zu entziehen!
Florian Preis
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