AUF DER FLUCHT Seit dem zweiten Weltkrieg haben sich nicht mehr so viele Menschen auf die Flucht begeben wie heute. Sie fliehen vor kriegerischen Konflikten, Gewalt, Hunger und Armut oder auch vor sexueller, ethnischer und religiöser Verfolgung. In Scharen folgen sie dem Traum von einem Leben in Frieden und Sicherheit über das Mittelmeer und riskieren dabei ihr Leben. Mit der Filmreihe AUF DER FLUCHT versucht das Alle Welt Kino der Masse an Flüchtlingen ein Gesicht und den mannigfaltigen Schicksalen eine Stimme zu geben. Dabei wirft sie einen Blick auf Fluchtursachen (A WORLD NOT OURS), die abenteuerlichen Wege der Flüchtlinge in die ersehnte Freiheit (MEDITERRANEA, DÄMONEN UND WUNDER, RIVERBANKS) und auf zweifelhafte Hilfsangebote, die meist nur der Befriedigung von Profitinteressen dienen (TÖDLICHE HILFE). Die ausgewählten Filme zeigen, was sich unserem normalen Blick oder Kenntnisstand entzieht: die gefährliche Flucht, die desolaten Unterkünfte im vermeintlichen Wunderland Europa und die moralisch und wirtschaftlich zweifelhafte Hilfestellung von Staaten, Ländern und Stars. Aus dem direkten Geschehen heraus bringen uns die Filme den persönlichen Schicksalen der flüchtenden Menschen näher und lassen uns hinter die Kulissen der von den Medien gezeigten Realitäten blicken. Caligari FilmBühne Marktplatz 9 (hinter der Marktkirche) 65183 Wiesbaden www.wiesbaden.de/caligari VERANSTALTER: Evangelische Stadtakademie Wiesbaden Katholische Erwachsenenbildung Wiesbaden Kulturamt der Stadt Wiesbaden AUF DER FLUCHT EINTRITTSPREISE: Film: 6 € / ermäßigt 5 € VORVERKAUF: Caligari tägl. 17:00 - 20:30 Tel. 31 50 50 Tourist Information, Marktplatz 1 Mo-Fr 10 - 18 Uhr, Sa 10 - 15 Uhr Tel. 1729930 Foto: Mediterranea www.wiesbaden.de / caligari Donnerstag 11.Februar 2016 - 20:00 Uhr Donnerstag 25.Februar 2016 - 20:00 Uhr Donnerstag 03.März 2016 - 20:00 Uhr MEDITERRANEA RIVERBANKS TÖDLICHE HILFE I/F2015, 111 Min., Regie: Jonas Carpignano, OmU, FSK: ab 12 GR 2015, 96 Min., Regie: Parnos Karkanevatos, OmU, FSK: ab 12 Haiti/F/USA/B 2013, 99 Min., Regie: Raoul Peck, OmU, FSK: nicht geprüft Aktueller kann ein Film kaum sein, wie das in Cannes ausgezeichnete Flüchtlingsdrama MEDITERRANEA, das die beschwerliche Odyssee zweier Männer aus Burkina Faso beschreibt, die sich im fernen Europa ein besseres Leben erhoffen. Nach einer Fahrt im Schmugglerboot über das Mittelmeer gelangen sie nach Süditalien, wo es zu schweren Ausschreitungen zwischen den Immigranten und der Bevölkerung kommt. Der Film basiert auf den Unruhen, die 2010 in dem kalabrischen Dorf Rosarno ausbrachen. Es gab Tote und Verletzte. Die Polizei transportierte seinerzeit die Ausländer unter dem Beifall der grölenden Dörfler mit Bussen ab. Regisseur Carpignano legt höchsten Wert auf Authentizität. Seine Darsteller sind Flüchtlinge, die das im Film Gezeigte teils am eigenen Körper erlebt haben. Der Evros-Fluss zwischen der Türkei und Griechenland ist für viele Flüchtlinge der Übergang ins ersehnte Europa. An seinen Ufern entfalten sich drei Geschichten: Ein Junge aus dem Irak verliert seine Schwester, eine Schleuserin nutzt die Flüchtlinge als Drogenkuriere aus, ein Soldat spürt entlang der Grenze Minen auf. Ein leises, unsentimentales Drama, das die komplexe Situation der Menschen mit dokumentarischer Präzision ausbreitet. Ohne Schuldzuweisungen und einfachen Lösungen trifft der Film genau den richtigen Ton, um für die Opfer der Flüchtlingskrise zu sensibilisieren. Fluchtursachen bekämpfen. Schonungslos prangert der Dokumentarfilm das verheerende internationale Hilfsmanagement nach dem katastrophalen Erdbeben in Haiti 2010 an. Zu den wichtigsten Steuermännern und Protagonisten gehören die internationalen Hilfsagenturen, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton, internationale Experten aus der ganzen Welt, Flugzeuge voller wohlmeinender Katastrophenhelfer und nicht zu vergessen: die Hollywoodstars. Die "Hilfsmaschine" überrollte die staatlichen Strukturen Haitis, schaltete den Präsidenten, seine Regierung und die haitianische Zivilgesellschaft aus und blockierte brutal jedwede lokale Initiative. Drei Jahre nach Beginn dieses fragwürdigen Wiederaufbauprozesses ist die haitianische Bevölkerung nicht nur an den Rand gedrängt, sondern noch hilfloser als vor der Katastrophe. Donnerstag 18.Februar 2016 - 20:00 Uhr Donnerstag 17.März 2016 - 17:30 Uhr DÄMONEN UND WUNDER A WORLD NOT OURS F 2015, 109 Min., Regie: Jacques Audiard, OmU. FSK: ab 16 Drei Flüchtlinge aus Sri Lanka geraten in einem verwahrlosten Pariser Vorort zwischen die Fronten verfeindeter Gangs. Eigentlich wollte Widerstandskämpfer Dheepan nur dem grausamen Bürgerkrieg in seiner Heimat, in dem er Frau und Kind verlor, entfliehen und in Europa Ruhe finden. Gemeinsam mit einer fremden jungen Frau und einem Mädchen emigriert er als vorgetäuschte Kleinfamilie nach Frankreich, um festzustellen, dass dort dieselben grausamen Verhältnisse herrschen wie in Sri Lanka. Nur ist dieser Bandenkrieg, in dem sich kleinkriminelle Drogenhändler gegenseitig abknallen, für Dheepan noch unverständlicher als die Auseinandersetzungen in seinem Heimatland: Das soll Europa sein? Dieses Flüchtlingsdrama, das in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnet wurde, erzählt aber nicht nur von der Desillusion, sondern ist auch eine rührende Liebesgeschichte, in der zwei einsame Menschen zueinanderfinden. Libanon/GB/DN 2012, 93 Min., Regie: Mahdi Fleifel, OmU, FSK: nicht geprüft Seit Jahrzehnten dauert der Nahostkonflikt an und es schaut leider so aus, als würde er noch lange andauern. Für die Beteiligten geht er immer weiter, Jahr für Jahr. Nicht zuletzt für jene Palästinenser, die seit nunmehr 66 Jahren, seit sie das damalige Palästina im Zuge der Staatsgründung Israels verlassen mussten, in Flüchtlingslagern im Libanon leben und auf eine Rückkehr in ihre Heimat hoffen. Diese Menschen porträtiert der in Dänemark aufgewachsene Palästinenser Mahdi Fleifel, dessen Familie aus dem Flüchtlingslager Ain El-Helwe stammt. Anhand des Lebens dreier Generationen gelingt es ihm ohne polemisch zu werden, einen differenzierten Blick auf eine Welt zu werfen, in der die Hoffnung langsam der Verzweiflung über den Verlust der Heimat Palästina weicht. Foto: A World not Ours
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