Auf der Flucht: Programm Februar / März 2016

AUF DER FLUCHT
Seit dem zweiten Weltkrieg haben sich
nicht mehr so viele Menschen auf die
Flucht begeben wie heute. Sie fliehen vor
kriegerischen Konflikten, Gewalt, Hunger
und Armut oder auch vor sexueller, ethnischer und religiöser Verfolgung. In Scharen folgen sie dem Traum von einem Leben
in Frieden und Sicherheit über das Mittelmeer und riskieren dabei ihr Leben.
Mit der Filmreihe AUF DER FLUCHT versucht das Alle Welt Kino der Masse an
Flüchtlingen ein Gesicht und den mannigfaltigen Schicksalen eine Stimme zu geben.
Dabei wirft sie einen Blick auf Fluchtursachen (A WORLD NOT OURS), die abenteuerlichen Wege der Flüchtlinge in die ersehnte Freiheit (MEDITERRANEA, DÄMONEN UND WUNDER, RIVERBANKS) und
auf zweifelhafte Hilfsangebote, die meist
nur der Befriedigung von Profitinteressen
dienen (TÖDLICHE HILFE).
Die ausgewählten Filme zeigen, was sich
unserem normalen Blick oder Kenntnisstand entzieht: die gefährliche Flucht, die
desolaten Unterkünfte im vermeintlichen
Wunderland Europa und die moralisch und
wirtschaftlich zweifelhafte Hilfestellung
von Staaten, Ländern und Stars. Aus dem
direkten Geschehen heraus bringen uns
die Filme den persönlichen Schicksalen
der flüchtenden Menschen näher und lassen uns hinter die Kulissen der von den
Medien gezeigten Realitäten blicken.
Caligari FilmBühne
Marktplatz 9 (hinter der Marktkirche)
65183 Wiesbaden
www.wiesbaden.de/caligari
VERANSTALTER:
Evangelische Stadtakademie Wiesbaden
Katholische Erwachsenenbildung Wiesbaden
Kulturamt der Stadt Wiesbaden
AUF
DER
FLUCHT
EINTRITTSPREISE:
Film: 6 € / ermäßigt 5 €
VORVERKAUF:
Caligari tägl. 17:00 - 20:30
Tel. 31 50 50
Tourist Information, Marktplatz 1
Mo-Fr 10 - 18 Uhr, Sa 10 - 15 Uhr
Tel. 1729930
Foto: Mediterranea
www.wiesbaden.de / caligari
Donnerstag 11.Februar 2016 - 20:00 Uhr
Donnerstag 25.Februar 2016 - 20:00 Uhr
Donnerstag 03.März 2016 - 20:00 Uhr
MEDITERRANEA
RIVERBANKS
TÖDLICHE HILFE
I/F2015, 111 Min., Regie: Jonas Carpignano, OmU,
FSK: ab 12
GR 2015, 96 Min., Regie: Parnos Karkanevatos, OmU,
FSK: ab 12
Haiti/F/USA/B 2013, 99 Min., Regie: Raoul Peck, OmU,
FSK: nicht geprüft
Aktueller kann ein Film kaum sein, wie das in Cannes
ausgezeichnete Flüchtlingsdrama MEDITERRANEA,
das die beschwerliche Odyssee zweier Männer aus
Burkina Faso beschreibt, die sich im fernen Europa
ein besseres Leben erhoffen. Nach einer Fahrt im
Schmugglerboot über das Mittelmeer gelangen sie
nach Süditalien, wo es zu schweren Ausschreitungen
zwischen den Immigranten und der Bevölkerung
kommt. Der Film basiert auf den Unruhen, die 2010 in
dem kalabrischen Dorf Rosarno ausbrachen. Es gab
Tote und Verletzte. Die Polizei transportierte seinerzeit die Ausländer unter dem Beifall der grölenden
Dörfler mit Bussen ab. Regisseur Carpignano legt
höchsten Wert auf Authentizität. Seine Darsteller sind
Flüchtlinge, die das im Film Gezeigte teils am eigenen
Körper erlebt haben.
Der Evros-Fluss zwischen der Türkei und Griechenland ist für viele Flüchtlinge der Übergang ins ersehnte Europa. An seinen Ufern entfalten sich drei Geschichten: Ein Junge aus dem Irak verliert seine
Schwester, eine Schleuserin nutzt die Flüchtlinge als
Drogenkuriere aus, ein Soldat spürt entlang der Grenze Minen auf. Ein leises, unsentimentales Drama, das
die komplexe Situation der Menschen mit dokumentarischer Präzision ausbreitet. Ohne Schuldzuweisungen und einfachen Lösungen trifft der Film genau den
richtigen Ton, um für die Opfer der Flüchtlingskrise zu
sensibilisieren.
Fluchtursachen bekämpfen. Schonungslos prangert
der Dokumentarfilm das verheerende internationale
Hilfsmanagement nach dem katastrophalen Erdbeben
in Haiti 2010 an. Zu den wichtigsten Steuermännern
und Protagonisten gehören die internationalen Hilfsagenturen, der ehemalige US-Präsident Bill Clinton,
internationale Experten aus der ganzen Welt, Flugzeuge voller wohlmeinender Katastrophenhelfer und
nicht zu vergessen: die Hollywoodstars. Die
"Hilfsmaschine" überrollte die staatlichen Strukturen
Haitis, schaltete den Präsidenten, seine Regierung
und die haitianische Zivilgesellschaft aus und blockierte brutal jedwede lokale Initiative.
Drei Jahre nach Beginn dieses fragwürdigen Wiederaufbauprozesses ist die haitianische Bevölkerung
nicht nur an den Rand gedrängt, sondern noch hilfloser als vor der Katastrophe.
Donnerstag 18.Februar 2016 - 20:00 Uhr
Donnerstag 17.März 2016 - 17:30 Uhr
DÄMONEN UND WUNDER
A WORLD NOT OURS
F 2015, 109 Min., Regie: Jacques Audiard, OmU.
FSK: ab 16
Drei Flüchtlinge aus Sri Lanka geraten in einem verwahrlosten Pariser Vorort zwischen die Fronten verfeindeter Gangs. Eigentlich wollte Widerstandskämpfer Dheepan nur dem grausamen Bürgerkrieg in seiner Heimat, in dem er Frau und Kind verlor, entfliehen
und in Europa Ruhe finden. Gemeinsam mit einer
fremden jungen Frau und einem Mädchen emigriert er
als vorgetäuschte Kleinfamilie nach Frankreich, um
festzustellen, dass dort dieselben grausamen Verhältnisse herrschen wie in Sri Lanka. Nur ist dieser Bandenkrieg, in dem sich kleinkriminelle Drogenhändler
gegenseitig abknallen, für Dheepan noch unverständlicher als die Auseinandersetzungen in seinem Heimatland: Das soll Europa sein? Dieses Flüchtlingsdrama, das in Cannes mit der goldenen Palme ausgezeichnet wurde, erzählt aber nicht nur von der Desillusion, sondern ist auch eine rührende Liebesgeschichte, in der zwei einsame Menschen zueinanderfinden.
Libanon/GB/DN 2012, 93 Min., Regie: Mahdi Fleifel, OmU,
FSK: nicht geprüft
Seit Jahrzehnten dauert der Nahostkonflikt an und es
schaut leider so aus, als würde er noch lange andauern. Für die Beteiligten geht er immer weiter, Jahr für
Jahr. Nicht zuletzt für jene Palästinenser, die seit nunmehr 66 Jahren, seit sie das damalige Palästina im
Zuge der Staatsgründung Israels verlassen mussten,
in Flüchtlingslagern im Libanon leben und auf eine
Rückkehr in ihre Heimat hoffen. Diese Menschen porträtiert der in Dänemark aufgewachsene Palästinenser
Mahdi Fleifel, dessen Familie aus dem Flüchtlingslager Ain El-Helwe stammt. Anhand des Lebens dreier
Generationen gelingt es ihm ohne polemisch zu werden, einen differenzierten Blick auf eine Welt zu werfen, in der die Hoffnung langsam der Verzweiflung
über den Verlust der Heimat Palästina weicht.
Foto: A World not Ours