Der große Ärzte-Report Berlins Top-Operateure + 6 Teil 19 Mandelentzündung Mandelentzündung Fotos: fotolia, Timm, zvg Endlich Endlich oohne hne HHalsweh alsweh Erklärt Experte Liste So entsteht eine MandelEntzündung Prof. Behrbohm erklärt neue Operationen Das sind die Top-Operateure für Mandeln Seite 2 Seite 3 Seite 4 2 Ärzte-Report Berlin BERLINER KURIER DIENSTAG, 9. JUNI 2015 6 Nachrichten Ambulante OP Foto: zvg Krankheitserreger können über den Mund und die Nase in den Körper eindringen. In Deutschland leiden bis zu fünf Prozent aller Kleinkinder im Alter von zwei bis sechs Jahren unter nichtinfektiösen vergrößerten Gaumenmandeln. Die Probleme reichen von nasaler Aussprache, Schlafstörungen bis hin zur Schwerhörigkeit. Die ambulante Verkleinerung einer Tonsillenhyperplasie ist medizinisch und wirtschaftlich sinnvoll. Danach zeigen 90 Prozent aller ambulanten Eingriffe zur Verkleinerung der Gaumenmandeln von Kindern auch zwei Jahre nach dem Eingriff sehr gute Therapieerfolge. Foto: zvg Die sogenannten Tonsillen sollen vor Bakterien und Viren schützen Salbei hat eine antibakterielle, virenhemmende und blutstillende Wirkung. Es heilt Entzündungen im Mund- und Rachenraum, wirkt sekretfördernd und reinigend. Seine Gerbstoffe und ätherischen Öle bilden auf der Schleimhaut eine Schutzschicht, so dass sich Krankheitserreger nicht weiter ausbreiten können. Impressum Redaktion: Britta Zimmermann, Michael Timm Layout: Berliner KURIER K rankheitserreger können über den Mund und die Nase in den Körper eindringen. Auf diesem Wege müssen sie die Mandeln passieren, die sich im Rachenraum hinter den seitlichen Gaumenbögen befinden. Diese Gaumenmandeln (auch Tonsillen genannt) gehören zu einer Gruppe von speziellen Geweben, deren Aufgabe es ist, die oberen Atemwege gegen das Eindringen von Bakterien und Viren zu schützen. Außer den Gaumenmandeln gehören zu diesem so genannten lymphatischen Rachenring u. a. auch die Nasen-Rachen-Mandeln (Polypen, Adenoide). Wenn der Immunschutz nicht ausreichend funktioniert, können sich Bakterien oder Viren in den Geweben des lymphatischen Rachenrings explosionsartig vermehren. Die Folge: Das Gewebe kann anschwellen, es kommt zu Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. So erklärt sich auch der lateinische Begriff „Angina“: Das Wort bedeutet Enge oder Beklemmung. Bei einer akuten Mandelentzündung sprechen Mediziner von einer „Angina tonsillaris“ oder einer akuten Tonsillitis. Für die Entfernung der Mandeln gibt es verschiedene Gründe: 6 Wiederholte eitrige Entzündungen: Bakterielle Entzündungen führen meist zu einem starken Krankheitsgefühl. Bei einer Angina bestehen hohes Fieber, oft über 40° C, starke Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Gefährlich sind die ß-hämolysierenden Streptokokken. Sie können nämlich Post-Streptokokken-Infektionen auslösen. Dazu gehören z.B. Erkrankungen des Herzens und der Niere. 6 Schnarchen und Obstruktives Schlaf-Apnoe-Syndrom: Stark vergrößerte Mandeln können die Atmung behindern und auch zu Atemaussetzern beim Schlafen führen. Zur Diagnostik gehört neben der genauen HNO- ärztlichen Untersuchung auch ein Besuch im Schlaflabor. Bestätigt sich der Verdacht, können die Mandeln im Rahmen einer „Schnarchoperation“, Palatouvuloplastik, entfernt werden. 6 Tumor-Verdacht: Besteht ein Seitenunterschied in der Größe beider Mandeln oder ist eine Mandel härter als die andere, muss ein Tumor in der Tonsille ausgeschlossen und die Mandel entfernt werden. 6 Abszesstonsillektomie: Eine Komplikation bei Entzündungen der Mandeln sind Abzesse, das heißt Eiteransammlungen, die sich neben oder hinter der Mandel bilden können. Diese werden durch eine Inzision entlastet und antibiotisch behandelt. Es kann auch notwendig sein, die Mandel gleich zu entfernen. Heute erfolgen Mandel-Operationen fast ausschließlich unter Narkose. Foto: Timm er Hals kratzt, das Fieber steigt, jedes Schlucken tut weh. Eine harmlose Rachenentzündung - oder sollten vielleicht doch die Mandeln raus? Ob eine echte Mandelentzündung und nicht nur eine banale Rachenentzündung vorliegt, kann der Arzt an den Symptomen und am typischen Befund erkennen. Bei einer einfachen Rachenentzündung kratzt der Hals und das Fieber erreicht höchstens 38 Grad. Eitrige Mandelentzündungen gehen mit den sog. „Stippchen“, eitrigen Belegen an der Oberfläche, einher. Bei einer echten Angina steigt das Fieber auf 39 Grad und mehr und der Patient hat so große Schluckbeschwerden, dass er kaum noch etwas essen kann. Hier hilft am besten Penicillin oder bei einer Penicillin-Allergie ein alternatives gezieltes Antibiotikum. Eine Mandelentzündung wird durch Bakterien ausgelöst und reagiert deshalb schnell auf Antibiotika. Rachenentzündungen sind meist viral bedingt und werden durch Antibiotika nicht besser. Bei einer echten Mandelentzündung finden sich oft gefährliche Streptokokken, die durch Antibiotika bekämpft werden müssen. Tritt dieser Zustand häufiger auf, kann eine MandelOP helfen. Sonst droht möglicherweise irgendwann ein eitriger Mandel-Abszess oder eine Keimverschleppung, was noch schlimmer wäre, weil er dann notfallmäßig operiert werden müsste (siehe links). „Wir prüfen die Indikation zu jeder Operation immer individuell und sehr streng“, sagt Prof. Hans Behrbohm, Chefarzt der Abteilung HNO/Plastische Operationen der Park-Klinik Weißensee. „Wenn fieberhafte Mandelentzündungen mehrfach im Jahr auftreten, sollten die Mandeln entfernt werden“, rät Prof. Behrbohm. „Theodor Brugsch (1878-1963) war ein berühmter Internist an der Charité. Er hat mal gesagt: Die Mandeln sind wie ein Türvorleger. Wenn der Türvorleger funktioniert, hält er die Wohnung sauber, wenn nicht verursacht er das Gegenteil. Chronisch entzündete und vernarbte Tonsillen verlieren ihre immunolgische Abwehrfunktion und belasten das Immunsystem erst richtig.“ 6 Die Operation: „Es finden jährlich etwa 500 Tonsillektomien in unserer Klinik statt. Dazu kommen die Entfernungen der Adenoide bei Kindern“, so Prof. Behrbohm. „Der Patient wird auf dem OP-Tisch bequem gelagert, der wird Kopf etwas nach hinten überstreckt. Es wird ein Instrument eingesetzt, welches die Zunge aus dem Operationsfeld verdrängt, den Mund offen hält und die Zähne schützt.“ Der Operateur hat eine Stirnlampe auf und operiert mit einer Lupenbrille. Mit einem scharfen kleinen Skalpell wird ein Schnitt an der Schleimhautkante geführt, wo die Mandel ansetzt. „Danach wird der obere Anteil der Mandel mit einem speziellen Instrument gefasst und die Mandel vorsichtig aus der Umgebung gelöst und am unteren Wundpol abgesetzt.“ Dann erfolgt eine minutiöse Blutstillung, Wenn alles trocken ist, kommt die andere Seite dran. Heute erfolgen Mandeloperationen fast ausschließlich in Nar- kose. Früher war eine örtliche Betäubung üblich. Während der Narkose leitet der Anästhesist bereits die postoperative Phase durch die Gabe von schmerzlindernden Medikamenten ein, so dass der Patient schmerzfrei aufwacht. 6 Risiken: „Besonders stark vernarbte Tonsillen sind häufig sehr gut durchblutet. Daher kann es zu Blutungen bei der Operation kommen“, erklärt Prof. Behrbohm. Der Operateur kann die 6 Info Unser Experte Prof. Hans Behrbohm ist seit 1997 Chefarzt der Abteilung für HNO / Plastische Operationen in der Park-Klinik Weißensee und seit 2010 Stellvertr. Ärztlicher Direktor der Klinik. Er ist u. a. Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Hals-NasenOhrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie. Blutungsquellen sichtbar machen und entweder durch Nähte stillen (unterbinden) oder durch Elektrokoagulation verschweißen. Die Elektrokoagulation ist ein chirurgisches Verfahren zur Zerstörung von Gewebe mittels Strom. 6 Wie geht es nach der OP weiter? Auf der Wunde bilden sich weiße Belege. Diese lösen sich nach einer Woche. Dabei kann es leicht bluten. Deshalb ist die Tonsillektomie auch in Deutschland immer eine stationäre Operation. Unter der sicheren Obhut des Krankenhauses können auch seltene, stärkere Nachblutungen sicher gestillt werden. Der Patient erhält nach der Operation eine Eiskrawatte, die die Gefäße engstellt. Er bekommt flüssige, nach einem Tag weiche Kost und muss die Mundhöhle mit milden Desinfektionslösungen oder Kamille ausspülen. Nach etwa fünf Tagen wird er entlassen. Neue Verfahren der Tonsillektomie entwickelt B ei Kindern, bei denen die Mandeln ausschließlich ein Atemhindernis darstellen, können die Mandeln auch gekappt werden. „Das passiert bei uns mit der schonenden Radiofrequenz“, so Prof. Behrbohm. „Die Hälfte der Tonsillen bleibt erhalten. Voraussetzung Bei Kindern können die Mandeln auch ist, dass keine wiederholten Entzündungen bestanden haben.“ gekappt werden. Foto: zvg SSoo eentsteht ntsteht eeine ine Mandelentzündung Mandelentzündung Foto: istock Heilendes Salbei W Wann ann m müssen üssen ddie ie Mandeln Mandeln raus? raus? D Regionale Unterschiede Kinder und Jugendliche werden in manchen Regionen offenbar häufiger an den Mandeln operiert als anderswo. Während im Durchschnitt pro Jahr beispielsweise nur 14 von 10 000 Kindern und Jugendlichen aus dem Landkreis Sonneberg in Thüringen operiert wurden, waren es in der nicht weit entfernten Stadt Schweinfurt fast acht Mal so viele. Die Gründe für die regionalen Variationen liegen in einer unterschiedlichen Bewertung der Ärzte, wann eine Entfernung der Gaumenmandeln sinnvoll ist und dem Kind wirklichen Nutzen bringt. 3 6 Für die Tonsillektomie gibt es verschiedene neue Verfahren und technische Hilfsmittel. Dazu gehören Radiofrequenz, Laser, Coblation, bipolare Instrumente, die Blutungen automatisch während der Operation verschließen. „Die oben geschilderte Technik der Mandelentfernung ist die Dissektionstechnik“, erklärt Prof. Behrbohm. „Sie gehört nach wie vor zu den sichersten Verfahren.“ Es handelt sich um ein sogenanntes kaltes Verfahren. Immer da, wo stärkere Temperaturen entstehen, sprechen wir von heißen Verfahren. Die Tonsillektomie mit dem Laser ist auch ein heißes Verfahren. Die heißen Verfahren haben den Nachteil, dass die Brandwunden heftiger schmerzen und das Risiko von Spätblutungen steigt. Ein weiteres modernes Verfahren ist die Coblation. Durch einen speziellen Radiofrequenzstrom wird in einer Kochsalzlösung zwischen den Elektroden ein Plasmafeld erzeugt, welches das Gewebe abträgt. Das Plasmafeld ist klein und dringt nur wenig in das Gewebe ein. TTop-Spezialisten op-Spezialisten für für Mandeln Mandeln und und Polypen Po l y p e n ■ Prof. Heidi Olze Dr. Martin Khan HNO-Klinik der Charité Campus Virchow Klinikum Augustenburger Platz 1 13353 Berlin Tel. (030) 450 555 518 6http://hno.charite.de ■ Prof. Heidi Olze Dr. Steffen Dommerich HNO-Klinik der Charité Campus Mitte Luisenstr. 13 10117 Berlin Tel. (030) 450 555 006 6http://hno.charite.de ■ Dr. Schahriar Mirsalim Dr. Michael Partow Dr. Dragan Stojiljkovic Dr. Jürgen Höppner Dr. Jürgen Hopf (alle Belegärzte) DRK Klinken Westend Spandauer Damm 130 14050 Berlin Tel. (030) 3035 - 4560 6www.drk-kliniken-berlin.de/westend ■ Prof. Marc Bloching Dr. Wolfgang Flügel Helios Klinikum Berlin-Buch Tel. (030) 94 01-54100 Schwanebecker Chaussee 50 13125 Berlin 6www.helios-klinken.de ■ PD Dr. Parwis Mir-Salim Dr. Marta Straube Dr. Andreas Kähne Vivantes Klinikum Friedrichshain Landsberger Allee 49 10249 Berlin Tel. (030) 13023 - 1268 6www.vivantes.de ■ Prof. Oliver Kaschke Dr. med. André Zakarneh Dr. Daniel Akdemir St. Gertrauden Krankenhaus Paretzer Straße 11-12 6 Anzahl der Operationen pro Klinik Mandel-Operationen ■ Charité Campus Mitte und Virchow ■ DRK Kliniken Westend ■ Helios Klinikum Berlin-Buch ■ Vivantes Klinikum Friedrichshain ■ St. Gertrauden Krankenhaus ■ Ernst-von-Bergmann-Klinikum ■ Vivantes Neukölln ■ Park-Klinik Weißensee ■ Oberhavelklinik Hennigsdorf ■ Charité Benjamin Franklin ■ Unfallkrankenhaus Berlin ■ Bundeswehr Krankenhaus ■ Havelklinik ■ Krankenhaus Bethel Berlin 1 2 3 4 848 781 723 704 611 610 598 590 427 399 210 207 173 134 401 164 424 487 505 368 406 364 226 183 183 192 69 78 330 517 245 162 50 219 143 180 176 185 27 8 4 24 117 100 54 55 56 23 49 46 25 31 0 7 100 32 1.Spalte: Gesamt OP, 2. Spalte: Mandelentfernung (Tonsillektomie) ohne Polypen, 3. Spalte: Polypenentfernung (Adenotomie)ohne Mandeln, 4. Spalte: Mandeln mit Polypen gleichzeitig (Quellen: Qualitätsberichte der Kliniken 2013, OPS 5-281, 5-285, 5-282, weiße Liste, eigene Angaben) 10713 Berlin Tel. (030) 8272-2534 6www.sankt-gertrauden.de ■ Prof. Markus Jungehülsing Dr. Christoph Erle-Bischoff Klinikum Ernst v. Bergmann Charlottenstr. 72, 14467 Potsdam Tel. (0331) 241 - 5702 6www.klinikumevb.de ■ PD Dr. Volker Schilling Dr. Katrin Waltmann Dr. Wolfgang Hake Vivantes Klinikum Neukölln Rudower Straße 48 12351 Berlin Tel. (030) 13014 - 2461 6www.vivantes.de ■ Prof. Hans Behrbohm Dr. Heiko Birke Sebastian Winter Park-Klinik Weißensee Schönstraße 80, 13086 Berlin Tel. (030) 9628-3852 6www.park-klinik.com ■ Dr. Günter Keune Oberhavelklinik Marwitzerstraße 91 16761 Hennigsdorf Tel. (03302) 545-4303 6www.oberhavel-kliniken.de ■ PD Dr. Minoo Lenarz Dr. Veit Hofmann Dr. Sharouz Bonabi HNO-Klinik der Charité Standort Benjamin Franklin Hindenburgdamm 30 12200 Berlin Tel. (030) 8445 – 2480 6http://hno-cbf.charite.de/ ■ Prof. Arneborg Ernst PD Dr. Rainer Seidl Unfallkrankenhaus Berlin Warener Straße 7, 12683 Berlin Tel. (030) 5681 - 4301 6www.ukb.de ■ Dr. Herbert Eichwald Bundeswehrkrankenhaus Scharnhorststraße 13 10115 Berlin Tel. (030) 2841 - 1501 6www.bundeswehrkrankenhaus-berlin.de ■ Dr. Josef Thoma Dr. Gisela Bochnig (Belegärzte) Havelklinik Gatower Str. 191, 13595 Berlin Tel. (030) 362060 6www.havelklinik.de Hinweis: Die Auswahl von Kliniken und Ärzten und die Auswertung der OP-Zahlen erfolgten anhand sorgfältiger Recherchen. Selbstverständlich zweifeln wir die Qualifikation und Operationsfrequenz aller nicht erwähnten Kliniken und Ärzte keineswegs an Prof. Hans Behrbohm, Chefarzt der Abteilung für Hals-, NasenOhrenheilkunde HNO der Park-Klinik Weissensee in Berlin zeigt das Modell eines Nasen-RachenRaumes, in dem sich auch die Mandeln befinden.
© Copyright 2024 ExpyDoc