Newsletter B-GIS, Juni 2015, Nr. 2 Der Steirische Landesverband informiert Einsatz von Ameisensäure in der Varroa-Behandlung Aus gegebenem Anlass sei noch einmal nachdrücklich darauf hingewiesen, dass für die Varroa-Behandlung mit dem Wirkstoff Ameisensäure nach den derzeit in Österreich geltenden gesetzlichen Bestimmungen (§4 Tierarzneimittelkontrollgesetz) nur das Tierarzneimittel „AMO Varroxal 85% AmeisensäureLösung zum Verdunsten im Bienenstock für Honigbienen“ der Firma Rösch & Handel GmbH & Co KG verwendet werden darf. Alle anderen AmeisensäureProdukte, selbst wenn sie dieselben technischen Eigenschaften besitzen sollten, dürfen nicht für die Behandlung gegen die Varroa-Milbe eingesetzt werden. Die Missachtung dieser Vorschrift ist strafbar. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass bei der Anwendung eines Tierarzneimittels folgende Daten aufzuzeichnen, mindestens 5 Jahre lang aufzubewahren und auf Verlangen den zuständigen Behörden zur Einsicht vorzulegen sind: Zeitpunkt der verordneten oder durchgeführten Behandlungen; Art der verordneten oder durchgeführten Behandlungen (Bezeichnung des Tierarzneimittels, Menge des Tierarzneimittels, Art der Anwendung); Angaben zur Identität der behandelten Bienenvölker (z.B. Stocknummer); Bezeichnung des Standortes; Wartezeit; Name des Anwenders; Name des Tierarztes (wenn zutreffend). Vernünftigerweise wird man auch den Beleg über den Kauf des jeweiligen Tierarzneimittels gemeinsam mit den Aufzeichnungen aufbewahren. Wir erlauben uns auch darauf hinzuweisen, dass die Missachtung der gesetzlichen Vorschriften nicht nur für die betroffenen Imkerinnen und Imker selbst, sondern für die gesamte Imkereibranche negative Auswirkungen haben kann. Sollten Sie Fragen zur aktuellen gesetzlichen Lage haben, wenden Sie sich bitte direkt an den Steirischen Landesverband für Bienenzucht. Wir bieten auch regelmäßige Schulungen zu diesem Thema an. Das aktuelle Kursprogramm finden Sie auf www.imkerzentrum.at/ausbildung/basiskurse/. Aus der Praxis Brutentzug als Vorbeugemaßnahme gegen Varroa Da sich ein Großteil der Milben in verdeckelter oder kurz (15-20 Stunden) vor der Verdeckelung stehender Brut aufhält, ist die Brutentnahme ein probates Mittel zur Vorbeugung gegen den Varroabefall vor der Honigentnahme, wenn also aufgrund der Wartezeit nach der Behandlung keine Tierarzneimittel verabreicht werden dürfen. Der Steirische Landesverband für Bienenzucht hat im Rahmen des Projektes BIOVAR die Effizienz und die Auswirkungen des Brutentzuges auf den Varroabefall und auf die Leistungsfähigkeit von Bienenvölkern untersucht. Der Endbericht dieser Studie ist auf der Homepage des Landesverbandes (www.imkerzentrum.at/imkerzentrum/forschung) erhältlich. 1 Newsletter B-GIS, Juni 2015, Nr. 2 Grundsätzlich ist zu sagen, dass eine teilweise Entnahme von verdeckelten Brutwaben zur Vorbeugung und eine totale Brutentnahme zur Varroa-Behandlung, wie sie im oben genannten Bericht beschrieben wird, unterschiedliche Auswirkungen auf die Milbenpopulation im Stock und auf das Bienenvolk haben. Die teilweise Entnahme von verdeckelter Brut kann eine Hauptentmilbung nicht ersetzen. Die totale Brutentnahme war in der genannten Studie wiederum weniger effizient als die Kontrollbehandlung mit Ameisensäure und wird von uns daher nur erfahrenen Imkerinnen und Imkern empfohlen. Eine genaue Anleitung zur Brutentnahme wird in Kürze auf www.b-gis.at erscheinen. Zeitpunkt der Hauptentmilbung Für eine optimale Wirksamkeit der Hauptentmilbung ist – neben anderen Faktoren – der Zeitpunkt der Behandlung entscheidend. Wir empfehlen, die Hauptentmilbung mit Ameisensäure in Form einer Langzeitbehandlung (Dauer der Behandlung 12 Tage) unbedingt in der letzten Juliwoche einzuleiten. Bei späteren Terminen kommt es zu einem vermehrten Anstieg der Milbenpopulation im Bienenvolk und damit zu einer vermehrten Schädigung der Winterbienen. Zudem ist bei einem koordinierten Beginn der Behandlung in einem größeren Gebiet der Erfolg der Behandlung nachweislich größer. Wir empfehlen auch, nach der Behandlung regelmäßig den Befallsgrad der eigenen Bienenvölker zu überwachen oder sich regelmäßig auf www.b-gis.at über den Befallsgrad in ausgewählten Monitoring-Bienenständen zu informieren und die Warnhinweise auf der Website zu befolgen. Registrierte Benutzer des B-GIS werden vom Steirischen Landeverband für Bienenzucht rechtzeitig via E-Mail an die Einleitung der Hauptentmilbung erinnert. Aus der Wissenschaft Kleiner Bienenstockkäfer Laut Bericht der italienischen Veterinäranstalt „Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie“ wurde bei den, im Jahr 2015 durchgeführten stichprobenartigen Kontrollen an rund 870 Bienenstöcken in den Regionen Calabrien und Sizilien vorerst kein weiteres Auftreten des Kleinen Bienenstockkäfers (Aethina tumida) festgestellt. Um beurteilen zu können, ob die bislang getroffenen Maßnahmen gegen den Schädling wirksam waren, muss jedoch noch abgewartet werden, bis die aktive Saison des Käfers beendet ist bzw. bis die Resultate weiterer Überwachungsprogramme bekanntgegeben werden. Inzwischen bemüht sich der Steirische Landesverband unter anderem, auch praxisrelevante Forschungsergebnisse zu diesem Thema zu präsentieren. Eine der möglichen praktischen Maßnahmen gegen den Kleinen Bienenstockkäfer ist das Anbringen von Fallen im Bienenstock. Viele dieser Fallen wurden auf ihre Effizienz getestet. Die meisten, in den Beuten angebrachten Fallen funktionieren nach demselben Prinzip: Aufgrund der viel geringeren Körpergröße des Beutenkäfers im Vergleich zur Honigbiene und seinem Bedürfnis, dunkle Räume zum Schutz aufzusuchen, wird der erwachsene Käfer in Fallen gelockt, in die Bienen keinen Zugang haben. Dort wird er dann durch Kontakt mit einem Pestizid oder durch Ertrinken in einer Flüssigkeit getötet. Das gängigste Pestizid, das verwendet wird, ist der Wirkstoff Coumaphos, der übrigens auch in dem, von der Firma Bayer vertriebenen Varroa-Bekämpfungsmittel Checkmite® enthalten ist. Die Wirksamkeit dieser Fallen im Feld liegt zwischen 50 und 95%. Zum Zweck des Ertränkens hat sich eine Kombination aus lebensmittelechtem Paraffinöl und Apfelessig als wirksam erwiesen, wobei der Apfelessig die Käfer anlocken soll und das Paraffinöl diese abtötet. Der Nachteil des Apfelessigs ist sein Geruch, der die Bienen dazu veranlassen kann, die Löcher der Fallen zu verkleben. Zu bedenken ist auch, dass lebensmittelechtes Paraffinöl – trotz der harmlos klingenden Bezeichnung 2 Newsletter B-GIS, Juni 2015, Nr. 2 „lebensmittelecht“ – gesundheitlich nicht unbedenklich ist und in der EU nicht als Lebensmittelzusatz zugelassen ist. In der Praxis wird man daher vernünftigerweise Pflanzenöl verwenden. Was den Wirkstoff Coumaphos betrifft, sind die jeweiligen veterinärrechtlichen Bestimmungen zu beachten. Was den Ort der Aufstellung betrifft, scheinen im Bodenbrett aufgestellte Fallen zwar effektiver zu sein als solche, die auf der Rähmchenoberleiste eingesetzt werden. Es ist aber unklar, in welchem Teil des Bienenstockes der Erfolg einer Falle am höchsten ist. Von den drei Fallentypen, die kanadische Forscher (Bernier et al. 2014) kürzlich getestet haben, schnitten die Modelle AJ’s Beetle Eater® (www.ajsbeetleeater.com.au siehe Abbildung links oben) und Beetle Barn® (www.gabees.com siehe Abbildung rechts unten) laut Autor hinsichtlich ihrer Effizienz am besten ab. Es muss allerdings einschränkend erwähnt werden, dass die Resultate der Studie nicht eindeutig waren. Ein Nachteil bei Beetle Barn®-Fallen, bei denen Coumaphos zum Abtöten verwendet wird, war, dass die Eingangsöffnungen der Fallen, die im Bodenbrett aufgestellt wurden, mit Propolis verklebt wurden. Ein Nachteil von AJ’s Beetle Eater®- Fallen, die über dem Brutnest in die Wabengassen gehängt wurden und bei denen die Käfer mit Paraffinöl getötet werden, war neben dem Verkleben der Eingangsöffnungen unter anderem die Tatsache, dass der Bienenstock bei der Reinigung der Falle geöffnet werden muss. Als Nachteil des dritten Produktes, Hood® trap (nicht abgebildet), das auf ein Rähmchen montiert und in die Wabengasse gehängt wird, wurde neben der geringen Effizienz der zusätzliche Platzverbrauch genannt. Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen der Schweizerischen Eidgenossenschaft. Abgefragt am 24.06.2015. www.blv.admin.ch/gesundheit_tiere/01065/01456/01457/index.html?lang=de Istituto Zooprofilattico Sperimentale delle Venezie. Abgefragt am 24.06.2015. www.izsvenezie.it/aethina-tumida-in-italia/ Bernier M, Fournier V, Eccles L, Giovenazzo P 2014. Control of Aethina tumida (Coleoptera: Nitidulidae) using in-hive traps. The Canadian Entomologist 147, 97-108. 3
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