Körperlich aktiv mit COPD Sport und Bewegung bei COPD Ein Service Ihres Versorgungsteams Inhalt Körperlich aktiv sein wirkt 4 Das richtige Maß 6 Sport in der Gruppe 7 Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde für Sie von einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst. Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen „weiblicher“ und „männlicher“ Schreibweise. 2 Mit körperlicher Aktivität zu mehr Lebensqualität Liebe Leser, viele Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen haben die Erfahrung gemacht, dass körperliche Aktivität ihre Atemnot verstärkt. Daher neigen sie dazu, sich zu schonen. Dies ist eine verständliche, aber falsche Reaktion, denn sie begeben sich damit in eine Abwärtsspirale: Durch weniger Bewegung sind sie weniger leistungsfähig, damit immer weniger belastbar und schließlich fallen ihnen schon ganz alltägliche Betätigungen schwer. Entkommen Sie dem Teufelskreis und versuchen Sie, Bewegung in Ihren Alltag einzubauen! Lesen Sie in dieser Broschüre, warum sich regelmäßige körperliche Bewegung positiv auf Ihre Erkrankung auswirkt und welche Sportarten und sportlichen Aktivitäten für Sie geeignet sein könnten. Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns bitte einfach an oder kontaktieren Sie direkt Ihren Arzt. Ihr KKH Versorgungsteam 3 Körperlich aktiv sein wirkt Regelmäßiges körperliches Training ist insbesondere für Menschen mit einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) wichtig, um die Leistungsfähigkeit zu erhalten oder sogar zu steigern. Wer sich wenig oder gar nicht bewegt, riskiert, dass sich seine Muskeln zurückbilden und die Belastbarkeit von Herz und Kreislauf sinkt. Ihr Arzt wird Sie deshalb regelmäßig darauf hinweisen, geeignete Maßnahmen des körperlichen Trainings zu ergreifen. Es empfiehlt sich ein regelmäßiges, mindestens einmal wöchentliches Training, dessen Art und Umfang sich an der Schwere Ihrer COPD und auch an den zur Verfügung stehenden öffentlichen Angeboten vor Ort orientiert. Bevor Sie jedoch damit beginnen, sollte Ihnen Ihr Arzt „grünes Licht“ gegeben haben. Durch regelmäßige Bewegung erreichen Sie zahlreiche positive Auswirkungen. óó óó óó Bewegung im Alltag Körperliche Aktivität ist keinesfalls daran gebunden, dass man sich im angemessenen Sportdress zu einer bestimmten Zeit in einer Sportanlage einfindet. Abgesehen davon ist auch nicht jeder aufgrund der Schwere seiner Erkrankung in der Lage, Sport zu treiben. Für diese Personen kann schon die Bewältigung einer Treppe oder der Gang zum Briefkasten eine hohe körperliche Belastung bedeuten. Wichtig ist, auch dies zu trainieren, um nach und nach längere Wege gehen bzw. mehr Treppen steigen zu können. Für jeden Menschen finden sich in seinem Alltag zahlreiche Gelegenheiten, sich mehr zu bewegen. Was für den einen die Benutzung von Treppen statt Fahrstühlen ist, kann für den anderen vielleicht die Anschaffung eines bequemen Fahrrads sein, mit dem er seine Stadt oder die Umgebung erkundet. Wer dabei vom Wetter unabhängig sein möchte, kann sich auch einen Heimtrainer ins Wohnzimmer stellen. Schon allein, wenn Sie regelmäßig während Ihrer täglichen Lieblingssendung oder während der Nachrichten radeln, haben Sie eine Menge für Ihre Kondition getan, ohne Ihren gewohnten Tagesablauf einschneidend zu verändern. 4 óó óó óó óó óó Die Muskeln werden gekräftigt oder zumindest vor einem Abbau bewahrt. Herz, Lunge und Gefäße bleiben leistungsfähig, sodass die Schwelle, von der an es zu Atemnot kommt, nicht zu weit herabsinken oder sogar erhöht werden kann. ie Krankheitszeichen der COPD lassen sich in D der Regel mildern. Die Belastbarkeit im Alltag bleibt erhalten oder kann wieder zunehmen. gute Kondition erlaubt ein weitgehend Die unabhängiges Leben mit einer guten Lebensqualität und Lebensfreude. Die Sauerstoffausnutzung im Gewebe verbessert sich, indem Sie gezielt trainieren. Das heißt: Weniger Sauerstoff reicht aus, um alle Organe und Gewebe funktionsfähig zu erhalten. Das ist bei einer Krankheit, bei der die Luft schnell knapp wird, besonders wertvoll. Eine gute körperliche Kondition geht mit einem leistungsfähigen Immunsystem einher. Das körpereigene Abwehrsystem gegen Bakterien oder Viren wird gestärkt. icht zuletzt wird der Abbau von KnochenN masse (Osteoporose) gebremst. Knochenabbau ist in gewissem Umfang eine natürliche Begleiterscheinung des Alterungsprozesses. Er kann aber beschleunigt bei Menschen auftreten, die regelmäßig Glukokortikoidpräparate (Kortison) einnehmen müssen. Muskelaufbau bzw. Muskelerhalt wirken diesem Prozess entgegen. Ihr Arzt wird Sie deshalb regelmäßig darauf hin weisen, geeignete Maßnahmen des körperlichen Trainings zu ergreifen. Es empfiehlt sich ein regelmäßiges, mindestens einmal wöchentliches Training, dessen Art und Umfang sich an der Schwere Ihrer COPD und auch an den zur Verfügung stehenden öffentlichen Angeboten vor Ort orientiert. Bevor Sie jedoch damit beginnen, sollte Ihnen Ihr Arzt „grünes Licht“ gegeben haben. Geeignete Sportarten Das wichtigste Kennzeichen einer „geeigneten“ Sportart ist, dass sie viel Spaß macht und man sie gern und vor allem regelmäßig ausübt. Innerhalb des großen Spektrums der möglichen Sportarten finden sich einige, die für Menschen mit Atemwegserkrankungen besonders geeignet sind. Dies sind sogenannte Ausdauersportarten mit gleichmäßigen Bewegungsabläufen. Dazu zählen u. a. Schwimmen, Radfahren, Tanzen und das Laufen in allen seinen Formen, also Joggen, Walken, Nordic Walking oder auch Skilanglauf. Vorsicht ist allerdings bei Minusgraden geboten, denn die Bronchien ziehen sich durch den eisigen Reiz zusammen. Wenn Sie spüren, dass Ihnen die Kälte beim Sporttreiben Probleme bereitet und es Ihnen schlechter geht, warten Sie z. B. mit dem Skilanglauf besser, bis es wieder etwas wärmer ist. Vielleicht bereiten Ihnen Temperaturen um den Gefrierpunkt oder kurz darunter keine Probleme und Sie können sich mit viel Freude draußen bewegen. Probieren Sie es aus. Weniger gut geeignet sind Aktivitäten, die mit plötzlichen und starken Kraftanstrengungen verbunden sind, wie Sprinten, Radrennen oder Wettkampfsportarten, bei denen schnell die individuelle Belastbarkeit aus dem Blickfeld gerät. Kraftsport oder Gymnastik in einem passenden Verein können gut geeignet sein, den Muskelaufbau zu unterstützen. Wichtig hierbei ist jedoch, dass alle Übungen von fachkundigen Trainern ausgewählt und erklärt werden. Dabei sollten ruckartige Bewegungen mit schweren Gewichten vermieden werden. Gegen Übungen mit kleinen Gewichten, vielen Wiederholungen und regelmäßigen Bewegungen ist hingegen grundsätzlich nichts einzuwenden. Auch Mannschaftssportarten können günstig sein. Viele Menschen profitieren von der Zugehörigkeit zu einer Gruppe, die sie zu einer regelmäßigen Teilnahme motiviert. Allerdings sollte die Betonung bei diesen Sportarten wirklich auf dem Spaß und nicht auf dem Streben nach einem Sieg liegen, da sonst – ähnlich wie bei Wettkampfsportarten – die Gefahr besteht, die eigene Leistungsfähigkeit zu ignorieren. Wann immer Sie unsicher sind, welche Sportart für Sie geeignet sein könnte, sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Erzählen Sie ihm, was Ihnen Spaß machen würde, und fragen Sie, ob er dies für empfehlenswert hält. 5 Das richtige Maß Jede körperliche Aktivität bedarf des richtigen Maßes. Wer sich sportlich betätigen möchte, sich aber lange geschont hat, sollte sich von seinem Arzt untersuchen lassen, um die individuelle Belastbarkeit zu ermitteln. Hierzu trägt u. a. das Ergebnis Ihrer Lungenfunktionsuntersuchung bei. Darüber hinaus sollten Sie als COPD-Patient Folgendes bedenken: óó óó óó óó óó óó Gegebenenfalls wird Ihr Arzt auch weitere Untersuchungen, wie z. B. ein EKG (Elektrokardiogramm; das Aufzeichnen der Herzkurve) durchführen, um Aufschluss über Ihre Herzfunktion zu gewinnen. Anhand der Untersuchungsergebnisse kann Ihr Arzt Ihnen anschließend sagen, wie viel Sie sich zumuten können (und sollten!). Auf dieser Leistungsstufe, wie hoch oder niedrig sie auch sein mag, sollten Sie sich dann regelmäßig bewegen. Denn nur dadurch können erkennbare Steigerungen der Leistungsfähigkeit erzielt werden. 6 óó Ihre Lungenfunktion sollte stabil sein. Das bedeutet, dass Sie auf Sport verzichten müssen, wenn Sie gerade eine akute Infektion haben oder sich die Lungenfunktion aus anderen Gründen vorübergehend verschlechtert hat. Meiden Sie Umgebungen wie kaltes Wasser oder kalte Luft, weil diese belastend für Lunge und Kreislauf sein können (siehe Hinweis dazu auf Seite 5). Planen Sie immer eine 10- bis 15-minütige Aufwärmphase ein. Ein „Kaltstart“ in eine Belastung strengt Atmung und Kreislauf sehr an und macht die Muskulatur verletzungsanfällig. F alls Sie ein Notfallspray für die Atemwege von Ihrem Arzt verschrieben bekommen haben, sollten Sie es für den Fall einer akuten Atemnot immer mit sich führen. reiben Sie Ihren Sport möglichst nicht allein T oder in einer einsamen Umgebung. Falls Sie ohne Begleitung trainieren, nehmen Sie ein Mobiltelefon mit, um im Notfall Hilfe rufen zu können. OPD ist eine Erkrankung, die bei vielen BetrofC fenen mit einem erhöhten Energiebedarf einhergeht, weil dauerhaft eine vermehrte Atemarbeit geleistet wird. Wenn Sie Sport treiben, erhöht sich dieser Energiebedarf zusätzlich. Achten Sie also darauf, dass Sie möglicherweise mehr essen müssen, um nicht ungewollt an Gewicht zu verlieren. edenken Sie bei sportlichen Aktivitäten in den B Bergen, dass in großer Höhe die Sauerstoffkonzentration in der Luft deutlich niedriger ist. Für Menschen mit COPD kann dies zu vermehrter Atemnot und einer zu geringen Sauerstoffversorgung führen. Sport in der Gruppe Sich einer geeigneten Sportgruppe anzuschließen, ist insbesondere für Personen hilfreich, die an einer schweren COPD leiden, lange keinen Sport betrieben haben oder sich einfach unsicher fühlen. Für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen gibt es solche Angebote bereits seit vielen Jahren in großer Auswahl. Zunehmend werden auch Sportangebote für Menschen mit Lungenerkrankungen entwickelt. Solche gibt es für verschiedene Sportarten, u. a. übrigens auch als Schwimmgruppen. In einer Sportgruppe zu trainieren, hat gleich mehrere Vorteile: óó óó óó óó Das Gruppengefühl unter Gleichgesinnten motiviert zu einer regelmäßigen Teilnahme. Wichtig Viele solcher Angebote sind kostenpflichtig. Erkundigen Sie sich daher vor der Teilnahme, wie hoch die Kosten sind und legen Sie den Antrag auf Kostenübernahme zusammen mit einer ärztlichen Notwendigkeitsbescheinigung rechtzeitig vor Beginn der Maßnahme in Ihrer KKH Servicestelle zur Genehmigung vor. er Kontakt mit anderen von einer Erkrankung D Betroffenen ermöglicht einen Erfahrungsaustausch. rfahrene, speziell geschulte Trainer sorgen E dafür, dass das gewählte Leistungsniveau der individuellen Belastbarkeit der Teilnehmer angepasst ist. Über- oder Unterforderungen werden so vermieden. ie Übungsleiter sind auch für eventuelle NotD fälle geschult und können kompetente Hilfe leisten. Informationen über passende Sportgruppen erhalten Sie von Ihrem Arzt, über örtliche Sportvereine, über den Stadt- oder Landessportbund, unter www.lungensport.org im Internet, bei Ihrem KKH Versorgungsteam oder in Ihrer KKH Servicestelle. Nachwort Diese Broschüre soll Ihnen helfen, Ihre Erkrankung und den Sinn ärztlicher Maßnahmen besser zu verstehen. Sie ersetzt nicht den Arztbesuch. Wenn Sie noch weitere Fragen haben, nehmen Sie bitte direkt Kontakt zu Ihrem Arzt auf oder rufen Sie uns einfach an. Wir stehen Ihnen gern mit Rat und Tat zur Seite. Alles Gute für Sie und Ihre Gesundheit wünscht Ihnen Ihr KKH Versorgungsteam 7 F 7448 – 09/15 KKH Kaufmännische Krankenkasse Hauptverwaltung Karl-Wiechert-Allee 61 30625 Hannover [email protected] www.kkh.de
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