Chimären: Lebende Fossilien aus der Tiefsee

Nr.: 53a/15 vom 29.12.2015
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Ungewöhnliche Verwandte von Hai und Rochen
Chimären: Lebende Fossilien aus der Tiefsee
Vorhang auf für die Chimären! Eine Jalousie musste die empfindlichen Neuzugänge im Aquarium
der Stuttgarter Wilhelma zunächst vor zu viel Licht schützen. Jetzt ist der Blick frei auf diese
lebenden Fossilien, deren Verwandte vor 300 Millionen Jahren die Meere beherrschten. Wegen
ihrer hochsensiblen Augen in ein dämmeriges Blau getaucht gleiten die außergewöhnlichen
Fische elegant durch das Bassin. Fotos mit Blitzlicht sind bei diesem Aquarium verboten. Denn in
ihre Heimat, die pazifische Tiefsee, dringt kaum Licht. Blitze würden die Tiere schocken. Wie in
ihrer gewohnten Tiefe von meist 50 bis 400 Metern umgibt sie hier zehn bis zwölf Grad kühles
Wasser. Die Fische teilen sich das Becken mit Seesternen, die Futterreste beseitigen.
Dank solcher Tiefseefische umspannt die Tierwelt der Wilhelma mit rund 1200 Arten nicht nur
alle Regionen rund um den Globus und alle Klimazonen von den Tropen bis in die Arktis. Von
Nestorpapageien, die im neuseeländischen Gebirge über der Baumgrenze leben, bis zu den
Chimären weit unten im Meer repräsentiert der Zoologisch-Botanische Garten auch alle Höhen
und Tiefen der Erde. In Deutschland sind Chimären nur in Berlin und Stuttgart zu sehen.
Die Chimären sind, selbst wenn ihr Name dies nahelegt, weder Fabeltiere noch Mischwesen. Ihre
Bezeichnung rührt daher, dass sie optisch nicht in die gängigen Raster passen. Sie erinnern von
ihrer Erscheinung an Grenadierfische und Tiefseequappen. Sie sind aber keine Knochenfische,
sondern Knorpelfische, also mit den Haien und Rochen verwandt. Wenig schmeichelhaft nennt
man die Chimäre alternativ auch Seeratte. Denn ihr spitz zulaufender Schwanz entspricht nicht
der klassischen Heckflosse und ihre ein wenig hervorstehenden Zähne ähneln vom Aussehen
etwas den Schneidezähnen von Nagetieren. Damit kann sie auch harte Schalen von wirbellosen
Tieren zerkleinern, etwa von Krebsen, Garnelen und Muscheln. Sie selbst schützt sich vor
Fressfeinden mit einem giftigen Stachel an der ersten ihrer beiden Rückenflossen. Von den
Chimären gibt es in ihren natürlichen Lebensräumen, den kalten und gemäßigten Ozeanen,
inzwischen nur noch etwa 40 Arten. Die „gefleckte Seeratte“ der Wilhelma kann eine Länge von
90 Zentimetern erreichen.
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Bilder: In ein sanftes Blau getaucht ziehen die lichtempfindlichen Chimären ihre Bahnen. Die
Tiefseefische aus dem Pazifik gelten als lebende Fossilien. (Foto: Wilhelma)