Philipp Sischka & Georges Steffgen

Zur Relevanz psychosozialer Arbeitsbedingungen und mentaler
Arbeitsanforderungen für das Erleben von Stress und Burnout.
Philipp Sischka & Georges Steffgen
University of Luxembourg
Contact: Georges Steffgen, University of Luxembourg, INSIDE, Route de Diekirch, L-7220 Walferdange, [email protected]
Einführung
Das Job Demands-Resources-Modell (JD-R-Modell, z.B. Bakker & Demerouti, 2007; Schaufeli, Bakker, van
Rhenen, 2009) weist auf die Bedeutung von psycho-sozialen Arbeitsbedingungen für das Erleben von Stress und
Burnout hin. Während unterschiedliche ‚Job Demands‘ (Berufsbelastungen, z.B. emotionale, kognitive, physische) einen negativen Einfluss auf die Gesundheit ausüben können, können sich ‚Job Resources‘ positiv auf die
Gesundheit auswirken. Diese Ressourcen können unterschiedliche Formen annehmen, z.B. soziale Unterstützung
durch Kollegen oder eine hohe Autonomie bei der Arbeit. In dieser Studie wurde geprüft, ob wahrgenommener
Respekt, Kooperation mit Arbeitskollegen sowie Autonomie bei der Ausführung der Arbeit als Job Ressourcen
einen Einfluss auf das Erleben von Stress und Burnout haben.
Methode
Eine repräsentative Stichprobe luxemburgischer Arbeitnehmer (N=1532) (Alter zwischen 17 und 64 Jahren,
M=44,0; SD=9,3; 52,7% männlich) wurde mittels des Quality of work-Index (Sischka & Steffgen 2015) telefonisch befragt. Dieser liegt in verschiedenen Sprachversionen vor: 13.9 % der Teilnehmer wählten die luxemburgische, 47.5 % die französische und 38.2 % die deutsche Sprachversion des Fragebogens. Die Skala Respekt
besteht aus 3 Items, BI (Beispielitem); „In welchem Maße werden Sie von Ihrem unmittelbaren Vorgesetzten bei
Ihrer Arbeit respektiert?“; Die Skala Kooperation besteht aus 2 Items, BI: In welchem Maße werden Sie von
Ihren Kollegen und Kolleginnen bei Ihrer Arbeit unterstützt?; Der Index Autonomie besteht aus 2 Items, BI: „In
welchem Maße können Sie entscheiden, wie Sie Ihre Arbeit machen?“; Der Index Mentale Anforderungen
besteht aus 3 Items, BI: „In welchem Maße ist Ihre Arbeit geistig belastend?“; Die Skala Stress besteht aus 6
Items, BI: „Wie häufig fühlen Sie sich durch Ihre Arbeit gestresst?“; Die Skala Burnout besteht ebenfalls aus 6
Items, BI: „Wie häufig haben Sie das Gefühl, Ihre Arbeit nicht mehr zu ertragen?“ (zur internen Konsistenz der
Konstrukte siehe Tabelle 1).
Ergebnisse
Befunde der Strukturgleichungsmodelle zeigen, dass wahrgenommener Respekt ein wichtiger Prädiktor von
Stress und Burnout ist. Sowohl Kooperation mit Kollegen als auch Autonomie üben dagegen kaum einen Einfluss
auf das Erleben von Stress oder Burnout aus. Die Befunde belegen ebenso, dass mentale Anforderungen nicht
generell Burnout begünstigen, sondern nur, wenn sie zu dauerhaftem Stresserleben führen. Das Erleben von Stress
ist der stärkste Prädiktor von Burnout. Diese Ergebnisse erweisen sich als weitgehend unabhängig von den
Sprachversionen, sowie von Berufsgruppen oder Geschlecht.
Schlussfolgerung
Das Job-Demands-Resources-Modell kann mittels unserer Daten bestätigt werden. Entgegen bisheriger Befunde
weisen unsere Ergebnisse jedoch darauf hin, dass nicht soziale Unterstützung der Kollegen (Kooperation) oder
Autonomie die wichtigsten Job Ressourcen sind, sondern das Gefühl respektiert zu werden. Interventionen, die
auf die Reduktion von Stress und Burnout abzielen, sollten daher verstärkte den Aspekt Respekt berücksichtigen.
Literatur
Bakker, A., B., Demerouti, E., (2007). The Job Demands-Resources model: state of the art. Journal of Managerial Psychology, 22,
309-328; Schaufeli, W. B., Bakker, A. B. & van Rhenen, W. (2009). How changes in job demands and resources predict burnout,
work engagement, and sickness absenteeism. Journal of Organizational Behavior, 30, 893-917; Sischka, P. & Steffgen, G. (2015).
Quality of Work-Index. Forschungsbericht zur Weiterentwicklung des Arbeitsqualitätsindexes in Luxembourg. Inside Research
Report. Luxembourg: Universität Luxemburg.
Tabelle 1: Mittelwerte, Standardabweichungen, Cronbach‘s Alpha und Korrelationen
M
SD
α
Korrelationen
(1)
(2)
(3)
(4)
(1) Respekt
3.68
.75
.73
(2) Kooperation
3.94
.73
.64
.35**
(3) Autonomie
3.32
.94
-
.39**
.14**
-
(4) Mentale Anforderungen
2.30
.80
-
.16**
.01
.05
-
(5) Stress
3.36
.76
.81
.40**
.21**
.12**
.47**
(6) Burnout
3.85
.69
.80
.43**
.25**
.14**
.31**
(5)
.69**
**p<0.01
Gesamt/
Luxemburgische Sprachversion/
Deutsche Sprachversion/
Französische Sprachversion
Mentale Anforderungen
Kooperation
.26/
.28/
.27/
.25
.11/
-.02/
.08/
.16
Stress
.74/
.78/
.81/
.66
Respekt
.28/
.25/
.26/
.30
Burnout
Autonomie
Abbildung 1: Strukturgleichungsmodell: Einfluss von Kooperation, Respekt und Autonomie auf Stress/Burnout
Tabelle 2: Gütemaße des Strukturgleichungsmodells
Version
n
χ2
df
RMSEA
90%CI
SRMR
CFI
TLI
Stress R²
Burnout R²
Gesamt
1432
722
141
.054
.050-.057
.048
.916
.898
.44
.74
Lux. Spr.
194
223
141
.055
.043-.067
.068
.924
.908
.37
.83
Deut. Spr.
556
376
141
.055
.049-.061
.052
.904
.883
.49
.75
Franz. Spr.
682
475
141
.059
.054-.064
.054
.898
.877
.44
.71