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„Preis des Gestüts Röttgen“
Listenrennen, 1600 m, für 4-jährige und ältere Stuten, Dotierung 27.000 Euro (16.000,
6.500, 3.000, 1.500), Grundgewicht 56,0 kg.
Der Titel des Hauptrennens am Tag der Hoppegartener Saisoneröffnung ist auch in diesem
Jahr der „Preis des Gestüts Röttgen“. Namensgeber ist eine weltberühmte Zuchtstätte für
Vollblutpferde am Ostrand von Köln. Sie gehört genau wie die Rennbahn Hoppegarten zu den
Orten, die von passionierten Anhängern des Galopprennsports als magisch empfunden
werden: 240 Hektar Park, Weiden und Wald, ein architektonisch sehr ungewöhnliches
Gebäude-Ensemble, zu dem ein romantisches und geschichtsträchtiges Schloss gehört, in dem
Bundeskanzler Adenauer 1952 mit den Siegermächten den "Deutschlandvertrag"
aushandelte. Das Gestüt steht heute im Besitz der von seiner früheren Eigentümerin
gegründeten Mehl-Mülhens-Stiftung, die zahlreiche Projekte und Ereignisse im
Galopprennsport finanziell fördert, so auch dieses Rennen auf der Hauptstadtrennbahn.
Das Rennen ist als „Listenrennen“ für Stuten ausgeschrieben, es ist die erste dieser
exponierten Prüfungen in der neuen Galoppsaison in Deutschland. Listenrennen dienen
ähnlich wie die Grupperennen der internationalen Klassifizierung von Rennleistungen der
Pferde. Ein Listenrennen gewonnen zu haben, ist ein wertbildender Faktor am Vollblutmarkt.
Der Marktwert einer Stute kann dramatisch steigen, wenn sie erstmals ein solches Rennen
gewinnt.
Das Teilnehmerfeld ist mit 11 Teilnehmerinnen in diesem Jahr grösser als in früheren Jahren.
Besonders fällt auf, dass nicht nur etliche Stuten von bereits gezeigter sehr hoher Klasse an
den Start gehen, sondern auch einige Herausforderinnen, für die ein gutes Abschneiden in
einem Listenrennen ein Quantensprung wäre. Genau auf einen solchen hoffen ihre Ställe.
Die voraussichtlichen Starter im Einzelnen:
SI LUNA 7j. v. Kallisto - Signorita
Besitzer
Trainer
Gestüt Hof Iserneichen
William Mongil, Mülheim-Ruhr
59 kg, GAG: 93
Reiter
Rafael Schistl
Diese schon siebenjährige Pferdedame hat Rennen solcher Klasse schon vor drei Jahren
gewonnen, und das gleich dreimal. Nach einer Flaute lief sie 2015 zu ganz großer Form auf
und krönte das Rennjahr mit dem Sieg in einem Grupperennen in Paris. Soeben kommt sie aus
Dubai zurück, wo sie im Februar als Vierte etwas Pech hatte und bei einem weiteren Start
Anfang März krass enttäuschte. Ihr Trainer hofft nun, den Konditionsvorteil, den sie aus dem
warmen Dubai mitbringt, ummünzen zu können. Sie ist sehr spurtstark. Wäre da nicht die
Erinnerung an den Fehlversuch vor drei Wochen, dann wäre sie hier die uneingeschränkte
Favoritin.
ARLES 4j. v. Monsun – Attachee de Presse
Besitzer
Trainer
Dr. Christoph Berglar
Andreas Wöhler, Gütersloh
56 kg, GAG: 91
Reiter
Jozef Bojko
Eine Tochter von Monsun, dem bedeutendsten deutschen Vollblut-Deckhengst aller Zeiten,
schickt Toptrainer Andreas Wöhler hier ins Rennen. Sie war erst viermal am Start, dabei aber
im Vorjahr Zweite im Hoppegartener Diana-Trial. Das ist viel und bescherte ihr auch eine sehr
hohe Handicapeinschätzung. Aus gesundheitlichen Gründen konnte sie seit Ende Juni nicht an
den Start gebracht werden, so ist es hier für sie ein Comeback. Gut vorstellbar, dass sie dabei
nicht sofort ihre Bestform einstellen kann. Wöhlers Stalljockey, der Hoppegarten-Spezialist
Eduardo Pedroza, zieht den Ritt auf Quenby vor. Arles wird von Jozef Bojko, der Nummer zwei
des großen Stalles, gesteuert.
DAMOUR 4j. v. Azamour - Desabina
Besitzer
Trainer
Gestüt Röttgen
Markus Klug, Köln-Rath
56 kg, GAG: 89,5
Reiter
Martin Seidl
Das namensgebende Gestüt Röttgen schickt mit ihr eine Stute ins Rennen, die bereits zweimal
Dritte in einem solchen Listenrennen war. Nun wäre man überglücklich über einen Volltreffer.
Zu den Fragen, die sich stellen, gehört aber die nach der Distanz. Nach dem Eindruck ihrer
letzten Rennen könnte es sein, dass die 1600 Meter-Strecke für sie etwas kurz ist. Es ist ihr
erster Auftritt in Hoppegarten.
FIORELLA 6j. v. Oasis Dream - Felicity
Besitzer
Trainer
Gestüt Haus Ittlingen
Ferdinand Leve, Warendorf
56 kg, GAG: 61
Reiter
Andreas Helfenbein
Ferdinand Leve, in seinem eigentlichen Beruf Architekt von Pferdesport- und Zuchtanlagen,
ist als Trainer eine große Entdeckung der letzten Jahre. Seine Erfolge waren
aufsehenerregend. Deshalb muss man sich davor hüten, seine Starter zu unterschätzen. Was
er hier mit Fiorella versucht, ist aber schon etwas kühn. Sie ist zwar ein braves Pferd, das
bereits drei Rennen gewonnen hat, aber ihre Zugehörigkeit zu der Liga, in der sie sich jetzt
versuchen wird, hat sie bisher noch nicht annähernd beweisen können. Da ihre Abstammung
hervorragend ist – ihr Vater ist einer der gefragtesten Hengste der Welt – würde ein gutes
Abschneiden in diesem Rennen ihren Wert bedeutend erhöhen. Leve hält sich an den
Wahlspruch: „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.“ Dieser hat sich für ihn schon oft genug
bewahrheitet.
GOUACHE 4j. v. Shamardal - Guantana
Besitzer
Trainer
Stall Ullmann
Jean-Pierre Carvalho
56 kg, GAG 84
Reiter
Filip Minarik
Auch für diese Stute aus der Zucht von Georg Baron von Ullmann ist es ein großer Sprung,
wenn sie sich mit einigen dieser Gegnerinnen misst, aber er ist schon deutlich überschaubarer
als bei Fiorella. Ihr Stall hat sie gerade deshalb als Vierjährige noch nicht in die Zuchtherde
aufgenommen, sondern im Rennstall behalten, weil man in ihr noch ungehobenes Potential
vermutet. Bei einer solchen Erfolgsadresse sollte man unterstellen, dass sich die Erwartung
auch bewahrheiten und sie eine starke Leistung zeigen kann.
KIMBERLEY`S DREAM 4j. v. Santiago – Kurfürstin
Besitzer
Trainer
Karin Brieskorn
Uwe Stech, Neuenhagen
56 kg, GAG: 67
Reiter
Alexander Pietsch
Eine Lokalmatadorin, so etwas liebt das Publikum der Hauptstadtrennbahn besonders.
Erinnern wir uns an die Auftritte von Artan und Vanjura! Von den Meriten dieser großen
Cracks ist diese Stute von Karin Brieskorn zwar noch ein gutes Stück entfernt, aber ihre beiden
letzten Auftritte im Herbst, in Auktionsrennen in Hoppegarten und Magdeburg, verrieten
aufsteigende Tendenz. Ihr Trainer Uwe Stech gilt im Galoppsport als gefürchteter
Favoritenschreck und ihr Reiter Alex Pietsch hat viele Jahre in Hoppegarten gearbeitet, kennt
hier alle Finessen.
LARRA CHOPE 5j. v. Deportivo – Deauville Royale
Besitzer
Trainer
Stall Interceptor
Guido Förster, Fürstenwalde
56 kg, GAG: 57,5
Reiter
Rene Piechulek
Larra Chope, die aus Frankreich importiert wurde, hat zwar schon einige Rennen gewonnen,
dabei aber noch keine Leistung gezeigt, die sie gegen diese Gegnerinnen gefährlich erscheinen
läßt. Die Fünfjährige tritt als sehr große Außenseiterin an.
NYMERIA 4j. v. Soldier Hollow - Narooma
Besitzer
Trainer
Stall Grafenberg
Waldemar Hickst, Köln
56 kg, GAG: 93,5
Reiter
Andreas Suborics
Für Nymeria spricht in diesem Rennen sehr viel: Sie hat nicht nur schon ein Listenrennen
gewonnen, sondern war Zweite im ersten der beiden Stuten-Klassiker 2015. Sie hat erst sieben
Starts hinter sich, sie mag die Distanz und ihr Trainer glaubt an sie. Nymeria gehört zu den
allerersten Startern aus dem Hickst-Stall in der neuen Saison, wird aber zweifellos schon
bestens präpariert sein. Waldemar Hickst hasst nichts so sehr wie Blamagen. Die Stute gehört
Galopper-Präsident Albrecht Woeste zusammen mit einigen Freunden. Jockey Andreas
Suborics kommt gerade von einem mehrjährigen Engagement im Galopper-Paradies
Hongkong zurück und setzt alles daran, in Deutschland schnell wieder Fuß zu fassen.
QUENBY 4j. v. Ambassador - Quintela
Besitzer
Trainer
JMB O`Connor
Andreas Wöhler, Gütersloh
56 kg, GAG: 82
Reiter
Eduardo Pedroza
Dies ist ein Pferd mit einer sehr ungewöhnlichen bisherigen Laufbahn: Die in den USA
gezüchtete und für ein deutsch-amerikanisches Paar startende Stute war erst viermal am
Start. Ihre ersten drei Rennen konnte sie sämtlich als Siegerin beenden, im November in
Dresden folgte der fünfte Platz in einem extrem stark besetzten Rennen der Listenkategorie.
Sie konnte dabei eine Anzahl guter Pferde hinter sich lassen. Diese Leistungen machen Quenby
zu einer der Favoritinnen, vielleicht sogar zur alleinigen Favoritin, und bietet dem gerade in
Hoppegarten so erfolgreichen Eduardo Pedroza die Gelegenheit, im Sattel wieder einmal eines
der tragenden Rennen dort zu gewinnen.
ROYAL SOLITAIRE 4j. v. Shamardal – Reverie Solitaire
Besitzer
Trainer
Gestüt Ammerland
Peter Schiergen, Köln
56 kg, GAG: 82
Reiter
Daniele Porcu
Das ist eine weitere Pferdedame, die sich hier nach oben in den gehobenen Pferdeadel
galoppieren soll. Bisher ist dieser Sprung bei zwei Versuchen noch nicht gelungen. Aber wenn
ihr international hocherfolgreicher Besitzer und ihr Trainer Peter Schiergen den Sprung nicht
für möglich hielten, wäre die Tochter des Weltklassehengstes Shamardal nicht mehr im
Rennstall, sondern längst im Gestüt und in diesem Frühjahr schon gedeckt worden.
VANBIJOU 4j. v. Pomellato - Vancovia
Besitzer
Trainer
Rennstall Germanius
Eva Fabianova, Neuenhagen
56 kg, GAG: 62
Reiter
Bauyrzhan Murzabayev
Gewinnen setzt Starten voraus. Unter diesem Motto steht die Teilnahme von Vanbijou, die
zwar eine lange Serie von teilweise wirklich guten Platzierungen, aber noch keinen Sieg
vorweisen kann. Mit ihren bisherigen Empfehlungen kann sie Stuten wie Quenby, Nymeria
und Si Luna nicht bezwingen. Dafür hat sie von allen Teilnehmern die kürzeste Anreise, denn
sie wird vor Ort trainiert. Das ist ein schöner Vorteil. Wie weit er sie bringen wird, bleibt aber
abzuwarten.