Import von PMSG aus Südamerika

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Dübendorf, den 16. Oktober 2015
Import von PMSG aus Südamerika
Sehr geehrte Damen und Herren
Am 29. September hat die Sendung Kassensturz des Schweizer Fernsehens unsere Recherchen über
die Produktion von PMSG veröffentlicht. In einem rechtsfreien Raum werden zehntausende
uruguayische und argentinische Stuten systematisch gequält. Ihnen wird solange Blut abgenommen,
bis sie anämisch werden und manche sterben. Ihre Fohlen werden abgetrieben oder die Stuten
erleiden durch die ständige Blutentnahme Fehlgeburten. Der Umgang mit den Stuten bei der
Blutentnahme ist brutal.
Ihre Firma, welche in der Schweiz und EU verschiedene PMSG-Präparate anbietet, bezieht das
Hormon nach eigenen Angaben u.a. aus Uruguay. In einer Stellungnahme zuhanden der Medien
behauptet MSD, kein Blutserum von der im Kassensturzbericht gezeigten Farm zu beziehen. Wir
möchten Sie darauf hinweisen, dass die Bilder, die im Schweizer Fernsehen gezeigt wurden, von
verschiedenen Farmen in Uruguay und Argentinien stammen. Wir haben wochenlang vor Ort
recherchiert und haben zu allen vier Betrieben, die in Uruguay und Argentinien PMSG für den
europäischen Markt produzieren, belastendes Material zusammengetragen.
Im beigefügten TSB-Heft finden Sie weitere Informationen über Blutfarmen in Südamerika.
Dies ist der Link zu unserem Film „Blutgeschäfte - Stuten werden für Schweinefleisch gequält“:
https://www.youtube.com/watch?v=fY7WpPAaoqI
Die Firma Syntex weiss, dass Misshandlungen von Pferden in ihrer Branche üblich sind. Als Antwort
an einen Journalisten schreibt die Firma zunächst, dass tierquälerische Handlungen bei den anderen
Produzenten häufig vorkommen, nicht aber bei Syntex, und streitet ab, dass die Filmaufnahmen von
ihrem Betrieb stammen: “Such article also included a video longer than one minute showing animals,
supposedly property of Syntex S.A. Argentina, submitted to practices banned in our Animal Welfare
manual but that, unfortunately, are frequent in many farms in the region.” In einer offiziellen
Stellungnahme schreibt Syntex: „We are aware that there are other producers of similar APIs that do
not follow the same Animal Welfare guidelines and procedures that Syntex applies.” An anderer
Stelle im selben Schreiben gibt Syntex die Quälerei der Stuten im eigenen Betrieb zu, spielt es jedoch
runter: “In a malicious way, some people recorded five hours of activities from which extracted and
edited a scene no longer than one minute. In the belief that the animal mistreat is never justified, we
took note of this video and will take greater precautions to avoid that such a fact may happen again
at Syntex S.A.” Wir haben fünf Stunden mit versteckter Kamera im Betrieb von Syntex gefilmt. In
unserem Filmbeitrag haben wir einige wenige Szenen zusammengestellt, tatsächlich sind es rund 30
Minuten Prügel- und Misshandlungsszenen, die wir protokolliert haben und Ihnen gerne
zusammenstellen und zusenden. Fazit der Aussagen der Firma Syntex: In allen Betrieben werden die
Stuten systematisch gequält.
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Sie schreiben in Ihrer Stellungnahme, dass Sie von allen Lieferanten verlangen, die lokal und regional
geltenden Auflagen sowie die behördlichen Vorschriften einzuhalten, um eine artgerechte Haltung
der Tiere zu gewährleisten. Gerne möchten wir von Ihnen erfahren, welche Auflagen und
Vorschriften hier gemeint sind. Wir haben im März mit zwei Vertretern des uruguayischen
Ministeriums für Vieh-, Landwirtschaft und Fischerei gesprochen und beide haben uns mitgeteilt,
dass es in Uruguay keine Tierschutzvorschriften für die Produktion von PMSG gäbe und deshalb auch
keine behördlichen Tierschutzkontrollen. Auch bei Audits der FVO würden nur Betriebe aus der
Fleischproduktion überprüft, nicht jedoch die PMSG-Produzenten. Diese Aussagen widersprechen
derjenigen von MSD, dass durch Inspektionen der staatlichen Aufsichtsbehörden die artgerechte
Haltung der Tiere überprüft werde.
Des Weiteren weisen Sie in Ihrer Stellungnahme darauf hin, dass MSD von den Lieferanten zusätzlich
vertraglich festgelegte Tierschutz-Standards verlangt. Gerne möchten wir wissen, welche
Obergrenzen für die Blutabnahme Sie festgelegt haben (wie viele Liter und wie oft?) und wie Sie die
Einhaltung Ihrer Standards überprüfen.
Wir sind der Überzeugung, dass in Ländern ohne strenge, gesetzlich verbindliche Vorschriften und
Kontrollen, PMSG nicht tierschutzgerecht produziert werden kann. Laut Präsident der nationalen
Tierschutzkommission von Uruguay geschieht die Produktion von PMSG in einer rechtlichen
Grauzone und die Produzenten würden diese Situation ausnützen. Deshalb fordern wir Sie dringend
auf, auf den Import von PMSG aus Südamerika zu verzichten, und allenfalls synthetische Mittel zur
Brunststimulation und -synchronisation anzubieten.
Gerne sind wir zu einem Treffen/gegenseitigem Informationsaustausch bereit.
Für Ihre Antwort bedanken wir uns im Voraus.
Mit freundlichen Grüssen
York Ditfurth
Präsident
Sabrina Gurtner
Projektleitung
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