Züchter wollen auf Stutenblut verzichten

Datum: 30.11.2015
Hauptausgabe
Neue Luzerner Zeitung
6002 Luzern
041/ 429 51 51
www.luzernerzeitung.ch
Medienart: Print
Medientyp: Tages- und Wochenpresse
Auflage: 73'088
Erscheinungsweise: 6x wöchentlich
Themen-Nr.: 138.008
Abo-Nr.: 1092343
Seite: 14
Fläche: 53'054 mm²
Züchter wollen auf Stutenblut verzichten
1
Meinrad Pfister setzt sich für das Wohl von Schweinen
ein. Hier ist er auf seinem Hof in Altishofen zu sehen.
Bild Dominik Wunderli
«Es entstehen keine
grösseren Probleme,
wenn man auf dieses
Präparat verzichtet.»
MEINRAD PFISTER,
ZENTRALPRÄSIDENT
SUISSEPORCS
LANDWIRTSCHAFT Bei der Gewinnung eines
Hormons für die Schweinezucht leiden Stuten in
Uruguay Höllenqualen. Nun wehren sich die
Schweizer Schweineproduzenten - unter der
Führung eines Luzerners.
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ARGUS der Presse AG
Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich
Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01
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Argus Ref.: 59880405
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Pharmaunternehmen Präparate, welche Familienunternehmen. «Mehr als 250
in Europa für die Zucht von Nutztieren Muttertiere oder 1500 Mastschweine
stephan .santschi @luzernerzeitung.ch
verwendet werden - auch in der sind bei uns pro Betrieb ohnehin nicht
«Tierarzneimittel, die unter solch ab- Schweiz und hier vor allem bei Schwei- erlaubt. Diese Regulierung ist weltweit
scheulichen Umständen produziert wer- nen. Rund 10 Prozent der insgesamt einzigartig.»
den, dürfen den Ruf der Schweizer 120 000 Muttersauen wird das MedikaSchweinehaltung nicht ruinieren.» Mit ment gespritzt, um die Brunst auszu- Gefragt ist die Politik
diesen Worten wandte sich Suisseporcs lösen oder zu unterstützen. «Nach einer
Trotz jahrelanger Verwendung seien
vor kurzem an die Öffentlichkeit Kon- intensiven Analyse der Situation kamen sich selbst Fachleute über die Herkunft
sequenterweise forderte der Schweizer wir zum Schluss, dass in unseren des Präparats nicht im Klaren gewesen.
STEPHAN SANTSCHI
Branchenverband für Schweinezucht
und Schweineproduzenten mit Sitz in
Sempach alle Tierärzte und Schweinezüchter dazu auf, den Einsatz von Prä-
Schweinebetrieben keine grösseren Nun, wo man es weiss, passiert auf
Probleme entstehen, wenn man Knall höherer Ebene trotzdem nichts. Swissauf Fall auf dieses Präparat verzichtet», medic, das für die Zulassung von Mesagt Meinrad Pfister, Zentralpräsident dikamenten in der Schweiz verantwortparaten mit Stutenblut künftig zu unter- von Suisseporcs und selber Besitzer lich ist, beurteilt lediglich Wirksamkeit
lassen.
eines Schweinezuchtbetriebs in Altis- und Risiko. «Um auch die HerstellungsHintergrund ist ein Bericht der TV- hofen.
methode zu prüfen, fehlt die gesetzliche
Sendung «Kassensturz», der aufgrund
Grundlage», weiss Pfister. Das internavon Recherchen des Tierschutzbundes Rapsöl, Zucker oder der Eber
Zürich über die unsäglichen Praktiken Er selber verwende das Hormon zur tionale Pharmaunternehmen MSD Anider Hormongewinnung in Uruguay in- Unterstützung der künstlichen Besa- mal Health mit Sitz in Luzern, das
formierte. Auf speziellen Pferdefarmen mung nicht. Die Schweizer Zuchtsauen hierzulande zwei Tierarzneimittel mit
werden im südamerikanischen Land seien sehr fruchtbar, und der Brunst- PMSG vertreibt, verweist derweil auf die
Stuten innerhalb von 10 Minuten bis zu zyklus verlaufe im Normalfall auf natür- staatlichen Aufsichtsbehörden in Uru10 Liter Blut abgezapft. Das kann bei lichem Weg. «Die Gruppenhaltung der guay, wie die NZZ erwähnte. Auch die
den Tieren zu Anämie. Schwächean- Muttersauen. wie in der Schweiz üblich, EU-Kommission für Gesundheits- und
fördert die gegenseiti- Lebensmittelsicherheit sehe keinen Anfällen oder Fehlgege Stimulierung.» Da- lass, um zu handeln.
führen.
burten
neben sei immer ein
«Pferde, die das
Eber für den prakti- Druck der Grossisten
Prozedere ohne
schen Einsatz verfüg- Meinrad Pfister ist allerdings zuverFehlgeburt überstebar. Als Hausmittel gilt sichtlich, dass der Aufruf von Suissehen, können ihr
das Beimischen von porcs bei uns genügend Wirkung zeigt
Fohlen trotzdem
Rapsöl oder Zucker ins und dass man damit in Europa eine
nicht austragen.
Futter Bei grösseren Vorreiterrolle übernehmen könne. «Wir
Ihre Föten werden
von Hand zerdrückt,
damit das erwachsene Tier rasch wie-
der gedeckt und
neues Serum gewonnen werden kann»
schrieb vor kurzem die NZZ. Kommt es
zu Komplikationen, verenden die Stuten
auf der Weide.
Rund 10 Prozent erhalten Spritze
Problemen gebe es ein
zuverlässiges synthetisches Alternativmedikament.
In den grossen Produktionsländern
Deutschland, Holland und Dänemark
werde das Serum aus dem Stutenblut
hingegen weitaus häufiger verwendet.
«Auf diesen Grossbetrieben wird mit
streng standardisierten Abläufen geAus dem Blut der trächtigen Stuten arbeitet, dort muss es schnell gehen»,
wird das Schwangerschaftshormon berichtet Pfister. In der Schweiz bestünPMSG gewonnen. Daraus entwickeln de die Branche derweil vornehmlich aus
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haben die Rückendeckung der Tierarztbranche, das ist sehr wichtig.» Er habe
von vielen Schweinezüchtern und Kon-
sumenten ein positives Feedback erhalten, auch aus dem Kanton Luzern,
wo über 25 Prozent aller Schweizer
Schweine leben. Bereits reagiert habe
der Grossverteiler Coop. «Ab 1. Januar
2016 verlieren Betriebe, die das Hormon
verwenden, das Naturafarm-Label», sagt
Pfister. Auch die Migros prüft Massnahmen, «damit der Einsatz von PMSG
künftig zu 100 Prozent vermieden werden kann», heisst es dort auf Anfrage.
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