Begleitdossier zum Thema Gold

Begleitdossier zum Thema Gold
Luxus für die einen, Elend für die andern
Auf dem diesjährigen Kampagnenplakat von „Fastenopfer“ und „Brot für alle“ ist die Lupe auf ein
goldenes Halsband gerichtet. Die Lupe fokussiert ein Hauptproblem, welches mit dem Goldabbau
verbunden ist: Durch den Bergbau verliert die Bevölkerung Land, welches zuvor die
Nahrungsmittelgrundlage vieler Familien gewesen ist. Andererseits arbeiten die Leute, welche in der
Mine eine neue Beschäftigung finden, unter harten und gesundheitsschädigenden Bedingungen. Das
Inputtheater „Gut wie Gold“ zeigt dies anhand der 16 jährigen Minenarbeiterin Malina aus Burkina Faso
und möchte uns zu einem verantwortungsvollen Umgang mit Goldprodukten bewegen.
Die Schweiz ist ein wichtiges Verarbeitungsland
Gold ist in zweierlei Hinsicht für die Schweiz bedeutsam: Zum einen lagern in unserem Land enorme
private Goldreserven von etwa 12‘000 Tonnen im Wert von 425 Milliarden Franken, zum andern wird 70
Prozent des Goldes, welches weltweit produziert wird, von sechs Schweizer Goldraffinerien verarbeitet.
2013 wurden 4400 Tonnen Feingold in der Schweiz hergestellt. Auch 85 – 90 Prozent des Goldes von
Burkina Faso wird in der Schweiz raffiniert. Der grösste Teil davon wird nach der Verarbeitung dann
allerdings wieder exportiert und zwar vor allem nach Asien, nach Hongkong, China und Singapur.
Die Bevölkerung von Burkina Faso profitiert nicht von den Bodenschätzen
Der Goldboom in Burkina Faso ist seit 2005 immens, doch der Reichtum, den dieses Land in Form von
Bodenschätzen besitzt, fliesst schwerpunktmässig in den Norden, statt die Lebensgrundlagen vor Ort zu
stärken. Denn multinationale Firmen treiben die industrielle Goldförderung an, was vielfach bedeutet,
dass Tausende Menschen, Bauern und Bäuerinnen von ihrem Land vertrieben und umgesiedelt werden.
Sie verlieren fruchtbare Erde. 80 – 90 Prozent der im weltweiten Goldabbau Beschäftigten sind
Kleinschürfer. Sie fördern 10 – 20 Prozent des weltweiten Goldes. Die Problematik der Kleinschürferei
liegt darin, dass manche Bauern und Bäuerinnen ihre Felder brachliegen lassen, um Gold zu schürfen.
Zudem verursacht auch die Kleinschürferei Umweltschäden und ist schwer regulierbar. Manchmal sind
es Kinder, die die schwersten und gefährlichsten Arbeiten leisten müssen. Laut einem Bericht von
Unicef sind es in Burkina Faso zwischen 30 und 50 Prozent.
Burkina Faso gehört gemäss dem UN-Entwicklungsindex zu den ärmsten Ländern der Welt; derzeit liegt
es auf Rang 181 von 187 berücksichtigten Ländern. D.h. über 50 Prozent der Bevölkerung lebt mit
weniger als 1.25 Dollar pro Tag unterhalb der Armutsgrenze.
An vielem Gold haftet Blut und Unrecht
2012 machte die Menschenrechtsorganisation „Gesellschaft für bedrohte Völker“ publik, dass mehrere
Schweizer Raffinerien in Geschäfte mit „schmutzigem“ Gold verwickelt seien. Gold werde auch aus
Ländern mit problematischen politischen Strukturen importiert. Die arbeitsrechtlichen Vorgaben sowie
die Sicherheits- und Umweltstandards seien zum Teil ungenügend.
Für die Goldgewinnung werden grosse Mengen giftiger Chemikalien - vor allem Zyanid und Quecksilber
- benötigt, um das Gold vom Gestein zu trennen. Auch braucht es dafür enorm viel Wasser. Der
industrielle Abbau hinterlässt überdies grosse Abraumhalden oder Löcher.
Jährlich werden zwischen 2500 und 3000 Tonnen Gold aus der Erde geholt. Heute findet man in einer
Tonne Golderz nur noch etwa 1 Gramm reines Gold, was der Menge Gold entspricht, welche wir in 41
Handys finden.
Alpenquai 4, Postfach 2856, CH-6002 Luzern, Tel. +41 (0)41 227 59 28, [email protected], www.fastenopfer.ch
Begleitdossier zum Thema Gold
Mehr Sorgfalt bei Schweizer Raffinerien
Mit dem Handel und der Verarbeitung von Gold in der Schweiz haben auch wir Schweizer eine grosse
Verantwortung, gerade in Bezug auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden, die bei der
Goldförderung vorkommen. Die bestehenden Gesetze sind nicht darauf ausgerichtet,
Menschenrechtsverletzungen zu verhindern oder zu sanktionieren, obwohl die Schweiz völkerrechtlich
dazu verpflichtet wäre, Menschenrechte auch im Kontext von Unternehmenstätigkeiten zu schützen.
Deshalb muss die Schweiz den Raffinerien eine Sorgfaltsprüfungspflicht auferlegen, wie die
Konzernverantwortungsinitiative es verlangt. Schweizer Goldraffinerien müssen mit der Sorgfaltsprüfung
Risiken bezüglich Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen identifizieren,
Massnahmen dagegen ergreifen, Auswirkungen bewältigen und darüber berichten. Auch sollen sie
aufgefordert werden, transparent zu machen, aus welchem Land und aus welcher Mine das Gold
stammt.
Weniger Goldverbrauch, weniger Goldförderung, mehr Recycling!
Gold kann aus altem Goldschmuck, Zahngold, Goldmünzen, Goldbarren oder auch aus industriellen
Goldabfällen wiedergewonnen werden. Doch in Europa wird heute nur gerade 5 - 10 Prozent des
Goldes aus elektronischen Geräten rezykliert.
Wenn wir Gold kaufen, zum Beispiel in Form von Schmuck, können wir darauf achten, dass es fair
gehandeltes Gold ist. Max Havelaar hat Fairtradegold lanciert, um den kleingewerblichen Bergbau zu
unterstützen und einen besseren Schutz von Mensch und Umwelt zu erreichen. Als Konsumentinnen
und Konsumenten können wir auch darauf achten, nur rezykliertes Gold zu kaufen.
Im Umgang mit unseren Elektronikgeräten können wir die alten nachhaltig entsorgen, und uns fragen,
ob wir ein neues Produkt (Handy, Auto, etc.) wirklich brauchen? Gold ist ein Luxusprodukt, das zwar
schön ist, dessen Abbau aber meist viel Leid und Umweltzerstörung mit sich bringt. Wir sollten uns
überlegen, ob wir Gold wirklich in diesen Mengen brauchen.
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