Dokumentationswahn zur Berufsorientierung

Philologen-Verband:
Ein neues Bürokratiemonster!
Dokumentationswahn zur Berufsorientierung blockiert gute
Unterrichtsarbeit
Immer mehr wird die Arbeitskraft der Kolleginnen und Kollegen weg vom Fachunterricht
und hin zur Dokumentationspflicht, Verwaltungsarbeit und Bürokratisierung gelenkt. Die
Entwicklung gefährdet massiv die schulische Qualität, so der nordrhein-westfälische
Philologen-Verband.
Wir stellen nicht die Berufspraktika (Sek. I), ihre fundierte Vor- und Nachbereitung, wohl
aber die schulformübergreifend konzipierte Berufsfelderkundung und Potenzialanalyse in
Frage. Ca. 90 % der Schülerinnen und Schüler an Gymnasien gehen in die gymnasiale
Oberstufe und streben als Bildungsziel das Abitur an. Wichtiger sind daher Studien- und
Berufsorientierung in der Sekundarstufe II.
Im Rahmen der Studien- und Berufsorientierung des schulformübergreifenden Projekts
„Kein Abschluss ohne Anschluss“ (KAoA) soll jede Schülerin und jeder Schüler ab 8.
Jahrgang im Rahmen einer „präventiven Beratungskette“ halbjährlich „ansschlussorientiert“ beraten werden. Beraten werden sollen nicht nur Schülerinnen und Schüler, sondern
auch Eltern, Institutionen und weitere schulische Partner. Es geht um Schullaufbahn,
persönliche Problemlagen, Leistungsentwicklung, Förderung, Übergänge und Abschlüsse.
Der zusätzliche Beratungs- und Dokumentationsaufwand je Schülerin/ Schüler wird auf
dreieinhalb bis vier Stunden geschätzt.
„Es ist ein Skandal, dass umfängliche Förderpläne und Konzeptentwicklungen von der
Vor- und Nachbereitung guten Unterrichts ablenken. Welchen Sinn hat dieses Beratungskonzept, das zu Beratungssettings, -teams, -kooperationen und -zielen verpflichtet.
Lehrerinnen und Lehrer mutieren von Fachleuten für Unterricht und Erziehung zu Dienstleistern für Verwaltungen und Behörden!“, warnt Peter Silbernagel, Vorsitzender des
Philologen-Verbandes.
Der Philologen-Verband fordert die Abschaffung des „KAoA“-Konzepts für Gymnasien.
Das maßlose Dokumentierungsverfahren ist zurück zu nehmen.
Düsseldorf, 2. März 2016
Klaus Schwung
- Pressesprecher -
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